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Benjamin ist blutjunge neunzehn und wird von seinem erfahrenen Freund Thierry zum FKK-Urlaub nach Südfrankreich und Korsika eingeladen. Mit von der Partie ist der dreißigjährige Mönch Pierre, der kurz vor seinem endgültigen Gelübde der sexuellen Enthaltsamkeit steht und ein letztes Mal seinen Begierden nachgeben möchte. Die sommerliche Hitze des Südens lädt jeden Tag zu einer neuen Spritztour ein.
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Seitenzahl: 208
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Siggi hätte längst anrufen müssen. Es war bereits Mitte Juni, und er hatte sich noch nicht gemeldet. Vor einem Jahr war ich in den Sommerferien zu einer Segeltour mit Siggis Boot und einer netten Crew eingeladen gewesen. Und Siggi hatte darauf bestanden, dass ich in diesem Sommer wieder dabei sein sollte.
Warum in aller Welt rief er nicht an?
Gibt es so etwas wie Gedankenübertragung? Drei Tage später war eine Kurznachricht auf meinem Handy. »Hallo, Benjamin, ich hab dich nicht vergessen. Thierry wird sich in Kürze bei dir melden. Alles Liebe, ich denk an dich. Siggi.«
Irgendwie sah ihm die Form der Nachricht ähnlich, dennoch war ich maßlos enttäuscht. Warum stand nichts drin von einer neuen Bootstour? Warum nannte Siggi nicht den genauen Termin und den Abfahrtsort? Thierry blieb meine letzte Rettung. Ich versuchte ihn per Handy zu erreichen, musste mich mit dem Anrufspeicher trösten und versank in Melancholie und tiefe Enttäuschung.
Gibt es so etwas wie Gedankenübertragung? Am nächsten Tag rief Thierry an. Meine Eltern waren zum Glück nicht zu Hause; Papa musste zur Notenkonferenz in die Schule, Mama war beim Kaffeeklatsch gelangweilter Studienrat-Gattinnen.
Derart aufgeregt hatte ich Thierry nie erlebt. Er berichtete mir, dass ein unerwarteter Frühjahrssturm Siggis Boot am Ruder beschädigt habe. Auch andere Boote im Liegeplatz nahe Genua seien in Mitleidenschaft gezogen worden. Leider würden die italienischen Bootsbesitzer offensichtlich bei der Lieferung der Ersatzteile bevorzugt werden. Kurz gesagt: eine neuerliche Bootstour würde buchstäblich ins Wasser fallen. Und ich solle nicht traurig sein.
Thierry wartete erst gar nicht, bis ich ihm meinen Kummer andeuten konnte. »Du bist gewiss enttäuscht, lieber Benjamin«, sagte er merkwürdig aufgeräumt. »Wenn du nichts anderes vorhast in deinen Ferien, lade ich dich zu mir nach Cap d’Agde ein. Ich reise Anfang August wieder zur Wohnung meines Malerfreundes auf dem Nudistengelände. Du erinnerst dich gewiss, dass ich dir davon erzählt habe.«
Ich fing an zu stottern: »Mann, Thierry, das ist wirklich eine Überraschung. Ich weiß noch gar nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Hör zu, Benjamin«, unterbrach er mich, »ich komme gerade von einer Reise zurück und muss es kurz machen. Also: Du nimmst den TGV von Paris nach Avignon. Dort hole ich dich mit dem Auto ab. Wir bleiben ein paar Tage in Cap d’Agde, dann fahren wir mit der Fähre zu einem FKK-Camp auf die Insel Korsika. Danach bleibst du noch ein paar Tage bei mir hier unten in Südfrankreich. Alles in allem brauchst du drei Wochen Zeit. Übrigens, ein dritter Mann fährt mit nach Korsika. Erschrecke dich nicht: Es ist ein ziemlich netter, aber etwas verklemmter Mönch. Denk in aller Ruhe darüber nach, Benjamin.«
»Hab ich schon, Thierry«, schrie ich ins Telefon, bevor er auflegen konnte. »Ich komme mit.«
»Prima, Benjamin«, jubelte jetzt auch Thierry. Dann brach seine Stimme ab.
»Hallo, bist du noch da?«, fragte ich etwas ängstlich. Die Stimme kam wieder und war kaum zu hören: »Ja, Benjamin, natürlich. Ich muss nur schlucken vor Freude.«
›Schade, dass man einem lieben Menschen nicht durch das Telefon um den Hals fallen kann‹, dachte ich.
»Ich schicke dir die genauen Zeiten auf das Handy«, hörte ich noch, dann war die Verbindung abgebrochen.
Anfang Juli kam die Kurznachricht auf mein Handy:
Frankfurt / Main Hbf
ab
06.00 Uhr mit ICE nach
Paris Gare de l’Est
an
09.50 Uhr
Paris Gare de Lyon
ab
11.07 Uhr mit TGV nach
Avignon Gare TGV
an
13.51 Uhr
Wenige Tage später rief Thierry noch einmal an, um sich zu vergewissern, dass ich die genauen Zeiten erhalten hatte. Er riet mir, mit der Metro von einem zum anderen Pariser Bahnhof zu fahren und keinesfalls zum Mittagessen in ein Restaurant zu gehen, sondern mich mit einem belegten Baguette und Mineralwasser zu begnügen. Auf diese Weise müsste die gute Stunde des Übergangs reichen.
Er bot mir die Erstattung des halben Fahrpreises an, was ich aber ablehnte. Papa hatte mir bereits einen kleinen Zuschuss versprochen. Meinen Eltern hatte ich nur gesagt, dass ich wieder am Mittelmeer herumkurven und diesmal nach Avignon fahren würde. Nicht einmal Mama fragte nach Einzelheiten.
Thierry sagte noch, dass ich lediglich eine kleine Reisetasche benötigte. Wir würden ja sowohl in Südfrankreich als auch in Korsika nackt herumlaufen. Leichte Straßenkleidung für die Restaurant-Besuche und die Ausflüge, eine möglichst kurze Turnhose und Sandalen – mehr würde ich nicht benötigen. Bergwanderungen seien nicht vorgesehen.
Und meine Haare dürften durchaus so kurz sein wie im letzten Sommer während der Bootstour, fügte er noch hinzu. Ich musste bei diesen Worten schmunzeln. Thierry mochte jünger aussehende Jünglinge wesentlich lieber als reife Männer.
Nun galt es, die letzten Stunden bis zur Abfahrt in den ersten Augusttagen zu nutzen. Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Ich packte meine Klamotten in die Reisetasche rein und wieder raus, ohne zu innerer Ruhe zu kommen, und fieberte dem Tag der Abreise entgegen. Meine Eltern spürte meine Unruhe und trösteten mich ein bisschen.
»Es sind deine letzten großen Schulferien, Benjamin«, sagte mein Vater feierlich und legte mir verständnisvoll die Hand auf die Schulter. »Im nächsten Frühjahr sind deine Abiturprüfungen. Genieße deinen letzten Sommer als Gymnasiast.«
»Das werde ich, Papa«, versprach ich.
Als mich mein Vater am frühen Morgen nach Frankfurt zum Hauptbahnhof fuhr, dachte ich bei mir: ›Mal sehen, was ich diesmal in der Aufregung vergessen habe.‹ Der Zug war pünktlich, und ich hatte einen Fensterplatz reserviert. Papa winkte mir nach, so lange er mich noch sehen konnte.
Aus der Reisetasche holte ich das belegte Brötchen, welches ich noch schnell eingepackt hatte. Beim Frühstück war meine Kehle wie zugeschnürt gewesen. Wieder hatte ich das Gefühl, eine Reise anzutreten, die ich gewiss nie mehr vergessen würde. Jetzt, im gemütlichen Zug, in dem alle Umsitzenden noch ein wenig Schlaf nachzuholen schienen, fiel alle innere Spannung von mir ab.
›Benjamin, ein neues Abenteuer liegt vor dir‹, dachte ich bei mir.
Die Umsteigzeit in Paris war wirklich gut bemessen, und ich erwischte schnell die richtige Metro, um zum Gare de Lyon zu kommen, von dem alle Züge in Richtung Marseille abfahren. Ein halbes Weißbrot, belegt mit Ei, Thunfisch und Tomaten, reichte mir als Mittagsmahlzeit. Vorsorglich kaufte ich am Bahnhofskiosk noch zwei Flaschen Mineralwasser.
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