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»Das erste Mal begegnete ich Jon an einem Dienstagmorgen um halb acht. Dad trat an der Tür zur Seite, und meine Augen trafen auf das helle Morgenlicht: Selbst in der frühen Morgensonne sah er ungewöhnlich aus. Er trug Großvaterklamotten: braune Schuhe, eine graue Hose und einen dunkelgrünen Wollpullover. Und eine verdammte Krawatte. Sein Seitenscheitel legte eine dünne weiße Linie frei, und jede einzelne Haarsträhne wirkte starr, als wäre sie festgeklebt. Dad hatte uns allein gelassen, und wir standen einfach da und sahen uns an.« Robert Williams Roman Luke und Jon ist ein starkes, souveränes Coming-of-Age-Debüt über eine ungewöhnliche Freundschaft, Verlust und Erwachsenwerden. Prämiert mit dem englischen National Book Tokens Prize, der Buchhändler auszeichnet, die selbst Romane schreiben.
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Übersetzung aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit
ISBN 978-3-8270-7834-6November 2015Deutschsprachige Ausgabe:© 2015 Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, München/BerlinCovergestaltung: Rothfos & Gabler, HamburgCovermotiv: © Michael Gillette/Heart AgencyDatenkonvertierung: psb, Berlin
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Ich habe grüne Augen. Vermutlich nicht das Grün, an das ihr jetzt denkt. Sie sind leuchtend grün. Sie sind erstaunlich. Ich will damit nicht angeben. Ich versuche nur, genau zu sein. Präzise und klar. Wenn ich sagen würde, meine Augen sind grün und würde es dabei belassen, stellt ihr sie euch vielleicht braungrün oder olivgrün vor. Sie sind intensiv grün. Ich will von Anfang an ehrlich sein.
Wenn mich Leute zum ersten Mal sehen, reagieren sie oft geschockt und verstummen, dann versuchen sie sich schnell wieder zu fangen. Wir tun so, als wäre das normal. Die Schüchternen und Höflichen riskieren später einen Seitenblick. Die Selbstbewussten und Taktlosen starren. Alle wollen nur sichergehen, dass sie sich nicht geirrt haben, dass es keine Täuschung des Lichts ist und meine Augen wirklich so sind.
Ich wohne in einem Haus oben auf dem Bowland Fell. Von dort aus blickt man auf eine kleine Stadt namens Duerdale. Ich bin vor einiger Zeit mit meinem Dad hierhergezogen. Mein altes Leben hat woanders aufgehört, und mein neues sollte hier beginnen. In Duerdale landeten wir aus verschiedenen Gründen, der praktische war, dass wir uns das Haus leisten konnten. Wir konnten es uns leisten, weil es langsam zerfällt. Im Dach sind Löcher, die Wände haben Risse, und die Fensterrahmen sind morsch. »Kosmetische Probleme«, murmelte mein Dad, »wir nehmen es.« Er gab dem Makler die Hand und marschierte davon. Der Makler lachte und grinste dann. Er hielt meinen Dad für bescheuert. Mein Dad ist nicht bescheuert. Wir mussten nur irgendwo unterkommen, und dieses Haus konnten wir uns leisten.
Mein Dad stellt Kinderspielzeug her. Aus Holz. Kinder mögen keine Holzspielsachen. Sie wollen lieber Telefone, Klamotten und Geld. Zum Glück sind manche Eltern dumm oder altmodisch genug, um die Spielsachen von meinem Dad zu kaufen. Nur deswegen können wir uns überhaupt irgendeine Bleibe leisten. Das Kind bekommt ein Holzspielzeug und schmollt; ich bekomme ein Haus, das zerfällt.
Nur um das klarzustellen: Seine Spielsachen sind großartig. Er wurde vom… wie heißt das noch?… »Verband traditioneller Spielzeughersteller« mit Preisen ausgezeichnet. Für die ist er so was wie ein Held. Und ein bisschen ein Außenseiter. Er hat seit elf Jahren keinen Beitrag mehr gezahlt, aber sie führen ihn trotzdem noch als Mitglied. So gut ist er.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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