Mach endlich, was du willst! - Walter Zimmermann - E-Book

Mach endlich, was du willst! E-Book

Walter Zimmermann

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Beschreibung

Erfolg ist kein Zufall, sondern eine Geisteshaltung, die sich trainieren lässt. Denn jede Situation birgt Chancen. Walter Zimmermann liefert in diesem Buch praxiserprobte Strategien und konkrete Tipps, wie Sie Ihre Chancen erkennen und damit zum Gestalter Ihres Lebens werden können. Verlassen Sie Ihre mentalen Trampelpfade und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf neue Möglichkeiten - so nehmen Sie das Steuer für ein erfolgreiches und zufriedenes Leben selbst in die Hand. »Wenn Sie nur zehn Prozent dieses Buches beherzigen, werden Sie Ihr Leben positiv beeinflussen.« Marco von Münchhausen »Jammerern, ewigen Opfern und Zögerern nimmt der Autor gehörig den Wind aus den Segeln. Behutsam, aber entschieden.« Psychologie Heute

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Walter Zimmermann

Mach endlich, was du willst!

Wie du dein Schicksal selbst in die Hand nimmst

Über das Buch

Nimm das Steuer in die Hand! Wie kommt es, dass manche Menschen scheinbar alles erreichen, während andere sich ihr Leben lang vom Schicksal vernachlässigt fühlen? Der eine begreift sich als Gestalter seines Lebens, der andere sieht sich permanent als Opfer der Umstände.

Doch Erfolg ist kein Zufall, sondern eine Geisteshaltung, die sich trainieren lässt. Denn jede Situation birgt Chancen. Walter Zimmermann liefert in diesem Buch praxiserprobte Strategien und konkrete Tipps, wie Sie Ihre Chancen erkennen und damit Ihren persönlichen Erfolg steuern können.

Verlassen Sie Ihre mentalen Trampelpfade und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf neue Möglichkeiten – so nehmen Sie das Steuer für ein erfolgreiches und zufriedenes Leben selbst in die Hand.

»Wenn Sie nur 10 Prozent dieses Buches beherzigen, werden Sie Ihr Leben positiv beeinflussen.« – Marco von Münchhausen, Persönlichkeitstrainer und Autor des Bestsellers So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund

»Jammerern, ewigen Opfern und Zögerern nimmt der Autor gehörig den Wind aus den Segeln. Behutsam, aber entschieden.« – Psychologie Heute

Über den Autor

Walter Zimmermann ist seit seinem 21. Lebensjahr selbstständig. Mit 24 Jahren übernahm er Führungsverantwortung für 240 Mitarbeiter im Vertrieb. 1993 gründete er sein Unternehmen »Zimmermann Seminare«. Er ist Hochschuldozent und bietet Trainings und Vorträge zu den Themen Führung, Marketing und Vertrieb an.

Vorwort zur Neuauflage

In jedem Leben gibt es entscheidende Momente, in denen die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Ein solcher Moment der Wahrheit kam bei mir an einem Samstagmorgen vor vielen Jahren, als ich den lokalen Stellenteil durchblätterte – mal wieder auf der Suche nach einem Hintertürchen aus meiner eher halbherzig betriebenen und mäßig erfolgreichen Selbstständigkeit. In diesem Moment entschloss ich mich, nicht länger über »die schwierige Lage« zu lamentieren, sondern Verantwortung zu übernehmen und meine Situation aktiv zu gestalten. Schluss mit Stellenanzeigen, alle Power und Findigkeit ab sofort ins eigene Unternehmen! Nach dieser Richtungsentscheidung ging es stetig aufwärts. Mir die Frage zu stellen »Was kann ich tun?« – statt »Wer ist schuld?« – hat tatsächlich mein Leben verändert.

Viele Jahre später entschloss ich mich, diese Erfahrung an andere weiterzugeben. Das Ergebnis ist das Buch, das Sie gerade in den Händen halten. Doch würde das, was bei mir funktioniert hatte, auch anderen Menschen weiterhelfen? Der Erfolg des Buches hat mich selbst überrascht. Seit seinem Erscheinen 2008 wurde es mehrfach nachgedruckt; jetzt liegt es in einer Neuauflage vor. Doch was viel wichtiger ist: Mich erreichen zahlreiche Briefe und Mails von Lesern, die mir schreiben, wie sehr ihnen das Buch geholfen habe. Menschen bedankten sich für den »positiven Drive«, den ihnen das Buch gegeben habe. Sie fragten augenzwinkernd, ob sie mich verklagen dürften, weil sie es jetzt (endlich!!) geschafft hätten, ihren ungeliebten Job zu kündigen. Sie orderten Exemplare nach, weil sie den Band engen Freunden schenken wollten. Unternehmer verteilten Exemplare an ihre gesamte Belegschaft und berichteten, das Buch habe »ihre gesamte Firma geprägt«. Andere Firmenchefs machten es zur Pflichtlektüre in ihrem Leitungskreis und buchten Workshops zum Gestalter-Denken. Burn-out-Betroffene nahmen es mit in die Reha-Klinik und steckten ihre Therapiegruppe mit ihrer Begeisterung an. Eine Leserin entdeckte es auf einem Flohmarkt und las es die folgende Nacht durch. Eine andere bekannte: »Hätte ich dieses Buch mit einem Leuchtmarker gelesen, hätte ich wahrscheinlich 80 Prozent unterstreichen können!«

Daher hoffe ich, liebe Leserin, lieber Leser, dass dieses Buch auch Ihnen nützliche Impulse geben kann, und grüße Sie herzlich,

Ihr Walter Zimmermann

Kapitel 1

Wie das Leben so spielt – (Miss-) Erfolgsgeschichten

Das Problem ist nicht, dass wir nicht wissen, was wir machen

sollen, sondern dass wir nicht machen, was wir wissen.

Zusammenfassung: Gibt es sie wirklich, »Gewinnertypen« auf der einen Seite und notorische »Loser« auf der anderen? Menschen, denen einfach alles zufällt, und andere, die sich vergeblich abmühen? Oder sind die Einflussmöglichkeiten auf unseren Erfolg in Wahrheit größer, als wir beim ersten, flüchtigen Hinsehen gern glauben? Wie jemand sein Leben anpackt, wird vor allem in Ausnahmesituationen deutlich. Ironischerweise ist der Misserfolg dabei entlarvender als die Glückssträhne, wie die folgenden Beispiele aus dem Verkaufsalltag zeigen werden.

Der Topverkäufer und sein Kollege

Die Firma Optimal hat sich die Erleichterung der Hausarbeit auf die Fahnen geschrieben. Neuestes Produkt ist ein neuartiger Staubsauger, der – ausgerüstet mit aufwändiger Bordelektronik – selbstständig Staub saugt und mit wenigen Handgriffen auch für Parkettpflege, Bohnern, Schrubben, Wischen und (besonderer Clou!) Fensterputzen und Autowäsche umgerüstet werden kann. Während das elektronische Prachtstück aktiv ist, kann der Besitzer auf dem Sofa oder der Terrasse entspannen. So viel Service hat natürlich seinen Preis: 10000 Euro kostet der Geniestreich findiger Entwicklungsingenieure.

Die Firma Optimal arbeitet im Direktvertrieb und schickt fürs Erste zwei Verkäufer auf die Reise. Nennen wir sie der Einfachheit halber Verkäufer A und Verkäufer B. Nehmen wir ferner an, dass ihre beiden Reisegebiete in Bezug auf die Zahl der Haushalte, deren Kaufkraft und Konsumgewohnheiten identische Verkaufsbedingungen aufweisen. Das Umsatzziel definiert die Optimal AG für das erste Verkaufsjahr mit 10 Millionen Euro pro Verkäufer. Das Ergebnis am Jahresende sieht so aus:

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Wie üblich führt Vertriebsleiter Z mit beiden Verkäufern ein Jahresgespräch. Er stellt Verkäufer A wie Verkäufer B dieselbe Frage: »Wie kam es zu dem Ergebnis?«

Übung: Positive und negative Darstellung

Bevor Sie weiterlesen, versetzen Sie sich bitte für einen Moment in die Rolle von Verkäufer A, der mit 8 Millionen Euro Jahresumsatz das Jahresziel deutlich verfehlt hat. Welche Argumente wird er anführen? Notieren Sie sich die Stichworte.

Nun zu Verkäufer B. Er hat das Umsatzziel mit 13 Millionen Euro um satte 30 Prozent übertroffen. Welchen Argumentationsweg wird er verfolgen? Was würden Sie an seiner Stelle Ihrem Chef erzählen?

Nach etlichen Jahren im Verkauf bin ich mir ziemlich sicher, dass Verkäufer A Sätze wie die folgenden sagen wird:

»Ich habe mich wirklich ins Zeug gelegt, aber

… die Zeiten sind eben schlecht; den Leuten sitzt das Geld nicht mehr so locker.

… gerade im Hochpreissegment hält die Kaufzurückhaltung an; das zeigen ja auch alle Marktforschungsergebnisse.

… der Preis ist schwer zu vermitteln. Das ist ja ein Vielfaches eines normalen Staubsaugers.

… die Unterstützung durch das Marketing war schlecht. Die Prospekte beispielsweise taugen überhaupt nichts. Die geben die Vorteile des Produktes nicht richtig wieder.«

Verkäufer B dagegen wird sich mit solchen Faktoren gar nicht lange aufhalten. Wahrscheinlicher ist eine Darstellung wie diese:

»Ja, ich denke, für das erste Jahr ist das ein toller Erfolg. Die Zielmarke war ja ganz schön ehrgeizig. Aber dank einer überzeugenden Argumentation zum Produktnutzen habe ich eine sehr gute Abschlussquote erreicht. Die Kosten für das Gerät amortisieren sich recht schnell, wenn man die Zahlen auf den Tisch legt. Außerdem habe ich meine Tourenplanung optimiert und gezielt kleinere Unternehmen und Reinigungsfirmen angesprochen. Da gibt es meines Erachtens noch viel Potenzial, gerade unter dem Gesichtspunkt …«

Wenn er fest angestellt ist, wird es ein cleverer Verkäufer B daneben natürlich nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass es »wahnsinnig schwer sein wird, dieses sehr gute Ergebnis im nächsten Jahr zu wiederholen«.

Der entscheidende Unterschied ist: Verkäufer A sucht die Ursachen für seinen Misserfolg vor allem in ungünstigen Rahmenbedingungen wie dem Konsumklima oder dem Preis des Produktes. Verkäufer B dagegen sieht die Grundlagen für seinen Erfolg bei sich selbst. Man könnte auch sagen:

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Unabhängig vom jeweiligen Verkaufsergebnis liegen die Vor- und Nachteile dieser beiden Herangehensweisen auf der Hand:

Wer Opfer der Umstände ist, kann nichts tun. Ihn trifft ja keine Schuld. Verantwortlich sind vielmehr die Rahmenbedingungen.

Wer sich als Gestalter seiner Geschicke begreift, steuert aktiv mit, was passiert. Verantwortlich ist er selbst.

Wer Opfer der Umstände ist, hat selbst alles richtig gemacht. Er braucht sich nicht zu ändern. Damit nimmt er sich gleichzeitig die Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln.

Wer sich als Gestalter seines Lebens begreift, sieht sich selbst in der Pflicht, gewünschte Erfolge herbeizuführen. Dazu muss er bereit sein dazuzulernen.

Gestalter-Tipp: Der Schlüssel zur Gestalter-Rolle ist die gelebte Selbstverantwortung – das Bewusstsein, dass man selbst die richtigen Ursachen setzen muss, um ein erwünschtes Ergebnis herbeizuführen.

Meister des Erfolgs oder Opfer der Umstände?

So weit, so gut. Richtig interessant wird es aber erst, wenn wir uns vorstellen, die Verkaufsergebnisse wären genau andersherum ausgefallen – »Opfer« A hätte 13 Millionen Euro eingefahren, während »Gestalter« B mit 8 Millionen Euro ein enttäuschendes Ergebnis vorzuweisen hätte.

Wie würde B in diesem Fall argumentieren? Wie würden Sie selbst sich in dieser Situation verhalten? So groß die Versuchung ist, über ungünstige Rahmenbedingungen zu klagen: Als echter Gestalter dürfte der Verkäufer B nicht auf die bekannte Argumentation seines Kollegen einschwenken. Denn die Selbstverantwortung gilt nicht nur für den Erfolgsfall, sondern auch für Misserfolg. Ein Indiz für einen wirklichen Gestalter wäre daher etwa folgendes Statement:

»Ja, mit den 8 Millionen Euro bin ich selbst auch überhaupt nicht zufrieden. Ich habe mich schon gefragt, woran das Ergebnis liegt, und mit A gesprochen, der ja mehr erzielt hat. Der hat seine Tourenplanung so optimiert, dass er im Schnitt ein bis zwei Termine mehr pro Tag schafft. Da kann ich also ansetzen. Außerdem hat er vermutlich eine Argumentation gefunden, die den Produktnutzen deutlicher macht. Ich werde ihn demnächst mal einen Tag begleiten und schauen, ob ich mir da was abgucken kann.«

Zu schön, um wahr zu sein? In der Tat hört man solche Töne eher selten. Kein Wunder, denn beim Erfolg sind wir alle Gestalter, am Misserfolg sind hingegen gerne die anderen (oder die Umstände) schuld. Vielleicht horchen Sie kurz in sich hinein, wie Sie selbst vor sich oder anderen die letzte Panne erklärt haben? Möglicherweise tauchen da auch unglückliche Rahmenbedingungen, unvorhersehbare Ereignisse, unzureichende Informationen durch Dritte oder Ähnliches auf. Es schmerzt ja auch, sich einen Misserfolg selbst auf die Fahnen zu schreiben. Die positive Kehrseite der Medaille: Wer seinen eigenen Beitrag zum Misserfolg akzeptiert, hat die Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. So schwer es fällt, es lohnt sich also, gelegentlich über den langen Schatten des eigenen Egos zu springen.

Gestalter-Tipp: Ob jemand tatsächlich Gestalter ist, zeigt sich beim Misserfolg. Gestalter stellen sich dann nämlich die Frage: »Was kann ich tun, um die Situation zu verbessern?«.

Das gilt übrigens nicht nur im Job, sondern auch im Privatleben. Und im einen wie anderen Bereich liegen zwischen Wissen und Tun gelegentlich Welten. Dazu ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie fahren von der Arbeit nach Hause. Wissen Sie, was Sie tun müssten, damit es ein harmonischer Abend wird? Vielleicht haben Sie gerade genickt (zumindest innerlich). Wenn ich diese Frage in einem Vortrag stelle, nicken in der Regel eine Menge Zuhörer. Merkwürdig nur, dass sich einer Studie zufolge 72 Prozent aller Menschen mehr Harmonie in der Partnerschaft wünschen. Das Problem ist also offensichtlich nicht, dass wir nicht wissen, was wir machen sollen, sondern dass wir nicht machen, was wir wissen.

Fazit: Kuckuckskind Misserfolg

Während sich der Erfolg um seine Urheberschaft also keine Sorgen zu machen braucht, ist der Misserfolg ein ungeliebtes Kuckuckskind. Läuft alles wie geplant, pochen wir stolz auf unsere Vaterschaft; gefällt uns das Baby nicht, sind wir es nicht gewesen. Bei nüchterner Distanz ist die Widersprüchlichkeit dieser Haltung nicht zu leugnen. Doch so widersprüchlich dieses Verhalten auch sein mag, so verständlich ist es gleichzeitig. Denn Fehler einzugestehen und Selbstkritik zu üben, ist eine der größten Zumutungen an das eigene Selbstwertgefühl.

Positive Vorbilder für diese Übung in persönlicher Souveränität kann man lange suchen. Oder wann haben Sie das letzte Mal einen Politiker, einen Topmanager oder jemanden in Ihrem persönlichen Umfeld Fehler einräumen hören? Mir fallen da spontan nur die Krokodilstränen japanischer Funktionsträger vor laufender Kamera ein, die den westlichen Zuschauer peinlich berühren. Unsere eigenen Politiker werden entweder Opfer einer Medienkampagne oder übernehmen allenfalls zähneknirschend die »politische« Verantwortung für unfähige Mitarbeiter – selbst sind sie es natürlich nie gewesen. Wir leben im perfekten »Opfer-Trainingslager«. Wie umfassend wir dort von Kindesbeinen an gecoacht werden, lesen Sie in Kapitel 3 »Im Opfer-Trainingslager – oder: An mir liegt es nicht!«.

Ist das Opfer-Trainingsprogramm erfolgreich, finden wir das bewährte Hintertürchen mit der Aufschrift »Ich kann nichts dafür!« in jeder Lebenslage mit schlafwandlerischer Sicherheit. Die Denkschiene ist gut eingefahren und längst zur bequemen Schnellstraße ausgebaut. Warum noch auf den holprigen Pfad echter Ursachenforschung abbiegen? Diesen Weg zu nehmen, auch wenn er erst einmal unbequem ist, das ist die eigentliche Herausforderung. Wie unser Denken funktioniert und wie wir eingefahrene Wege verlassen können, lesen Sie im fünften Kapitel »Das Erfolgsprinzip: Chancen googeln«.

Aber es gibt doch Umstände und Rahmenbedingungen, mögen Sie jetzt vielleicht einwenden. Und die können mal günstig und mal weniger günstig sein! Merken Sie, wie gut die Opfer-Gehirnwäsche funktioniert hat? Nein, das nehme ich zurück – so einfach will ich es mir nicht machen. Schauen wir uns im folgenden Kapitel stattdessen ein paar Opfer-Storys näher an, und zwar unter dem Aspekt: Kann man da wirklich nichts machen?

Kapitel 2

Opfer-Storys – oder: Wer ist schuld?

Es genügt nicht, an den Fluss zu kommen, nur mit dem Wunsch,

Fische zu fangen. Man muss auch das Netz mitbringen.

Chinesisches Sprichwort

Zusammenfassung: Widrige Umstände und ungünstige Rahmenbedingungen gibt es natürlich tatsächlich. Wer wollte das leugnen? Bei 20 Zentimeter Neuschnee erreichen Sie Ihr Fahrziel am anderen Ende der Republik wahrscheinlich später als bei trockener Witterung. Es sei denn, Sie entscheiden sich, früher loszufahren, oder auf die Bahn umzusteigen, oder die Fahrt zu verschieben, oder statt des Gesprächstermins eine Telefonkonferenz anzusetzen, oder … Rahmenbedingungen gibt es immer. Eben deswegen bringt es uns kaum weiter, darüber zu lamentieren und dort die Schuld für eigene Missgeschicke zu suchen. Und doch verschwenden Menschen nicht selten sehr viel Energie darauf, herauszufinden, wer oder was für ihre Misere verantwortlich ist, statt schlicht zu fragen: Was könnte ich konkret anders machen?

Das leere Restaurant

Freitagabend beim Italiener um die Ecke: Das Lokal ist nur mäßig besucht, und so setzt sich der Wirt irgendwann zu Ihnen an den Tisch. Nach einigen Höflichkeiten über Essen und Weinauswahl, Land und Leute, setzt er zu einem Lamento an: Die Geschäfte liefen schlecht, seit der Euroumstellung ginge man weniger essen, und wenn doch, dann werde beim Bestellen genau auf den Preis geschielt. Auch beim Trinkgeld schlage das zu Buche. Sie nicken verständnisvoll (und erhöhen im Geiste das Trinkgeld, um nicht knauserig zu erscheinen). Gleichzeitig kommt Ihnen aber das italienische Restaurant zwei Straßen weiter in den Sinn, das jeden Abend brechend voll und Wochen im Voraus ausgebucht ist. Eine vorsichtige Andeutung in diese Richtung führt nur zu neuen Klagen: Ja genau, die Konkurrenz werde auch immer härter!

Vielleicht können Sie nachvollziehen, warum ich im Laufe der Zeit eine Aversion gegen das Jammern entwickelt habe: Wer jammert, macht sich zum Opfer und ist zur Passivität verdammt. Denn gegen die Euroumstellung kann man als Einzelner nun wirklich nichts machen. Wer jedoch den Blickwinkel ändert, gewinnt neue Perspektiven. Als Gestalter könnte der gebeutelte Wirt sich beispielsweise fragen: Was ist der Grund, warum die Menschen sich bei der Konkurrenz zwei Straßen weiter wohler fühlen? Liegt es vielleicht an der Auswahl oder Qualität der Speisen? Am Preis-Leistungs-Verhältnis? Ist die räumliche Atmosphäre dort angenehmer? Oder liegt es am Wirt, der nicht ständig jammert und klagt? Ich bin überzeugt: Stellte der Gastronom sich diese Fragen, würde er auch Lösungswege finden und die Attraktivität seines Angebots mit Sicherheit steigern können. Natürlich sind solche Fragen unbequem. Aber sie sind der Schlüssel zur Verbesserung unserer Situation.

»Der Kopf ist rund, damit das Denken

die Richtung wechseln kann.«

Francis Picabia

Die Problemschule

Abends in den Fernsehnachrichten: Im Zuge der PISA-Studie, die deutschen Schülern im internationalen Vergleich allenfalls mittelmäßige Leistungen bescheinigt, und vor dem Hintergrund der Aufregung um die Berliner Rütli-Schule kommt der Schulleiter einer anderen »Problemschule« zu Wort. (Sie erinnern sich vielleicht an den Hilferuf des Rütli-Lehrerkollegiums, das die eigene Hauptschule in Berlin-Neukölln 2006 am liebsten schließen wollte.) Auf die Reporterfrage, was man denn tun könne, um auch den Schülern seiner Schule eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu geben, zuckt der Schulrektor mit den Achseln: »Ach, wissen Sie«, vertraut er dem Journalisten an, »bei der Klientel, mit der wir es hier zu tun haben, kann man wenig machen. Unsere Schüler kommen fast ausschließlich aus bildungsfernen Schichten, das heißt: Die Eltern kümmern sich überhaupt nicht. Schule interessiert die nicht. Da resignieren Sie dann irgendwann.«

Die Eiseskälte dieses lapidaren Statements macht erst einmal sprachlos. Da werden Generationen von Schülern einfach abgeschrieben. Aber auch der Schulleiter selbst wirkt nicht besonders glücklich, eher grau und versteinert. Sein wirkliches Leben findet jedenfalls nicht am Arbeitsplatz statt. Dass es jedoch auch anders geht, selbst in einem schwierigen sozialen Umfeld, belegen immer wieder Ausnahmeschulen wie in dem folgenden Beispiel.

Erfolgreich im »Problemviertel«: Die Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund

Stellen Sie sich eine Schule inmitten einer Hochhaussiedlung aus den 70er Jahren vor. Hier leben fast 1000 Menschen aus 30 Nationen. 83 Prozent der Schüler sind ausländischer Herkunft, zahlreiche Familien leben vom Arbeitslosengeld. »Es gibt Kinder, die kommen ohne Frühstück zur Schule, einige tragen im Winter noch Sandalen, etliche sprechen kaum Deutsch. Manche haben Krieg erlebt«, heißt es in einem Bericht der Robert-Bosch-Stiftung.

2006 erhielt die Kleine Kielstraße den Deutschen Schulpreis. Die Begründung: »Mitten in den risikoreichen Spannungsfeldern einer multinationalen, multiethnischen, multikulturellen Lebenswirklichkeit ermöglicht sie Kindern, Selbstvertrauen, Leistungsfreude, Zusammenhalt und demokratischen Geist zu erfahren und bei sich selbst auszubilden. […] Sie ist beispielgebend für eine Pädagogik, die Kinder dafür stark macht, dass sie in der Welt von heute und morgen bestehen können.«

Was macht diese Schule anders? Sie bindet die Eltern gezielt ein und unterstützt sie, beispielsweise mit Sprachkursen oder Schuldnerberatung (»Wir wollen die Mütter stark machen für ihre Kinder«), sie fördert Erstklässler schon vor der Einschulung und sie stellt sich mit Projektarbeit und neuen didaktischen Methoden auf die Bedürfnisse der Kinder ein. Man könnte auch sagen: Sie hat die Verantwortung für ihre Schüler angenommen. Der Motor der Schule ist die Rektorin Gisela Schultebraucks. »Sie war schon immer eine, die gesucht hat: Was kann man machen?«, beschreibt eine der Lehrerinnen die Frau, die seit über 30 Jahren in sozialen Brennpunkten unterrichtet.

Gestalter-Tipp: Was für Antworten man bekommt, hängt davon ab, was für Fragen man stellt. Die Frage »Was kann ich machen?« lohnt sich meistens.

Der Sportmuffel

Wer oder was bestimmt darüber, was wir im Leben bewegen, wie zufrieden und wie erfolgreich wir sind? Das Glück? Das Schicksal? Der Zufall? Oder letztlich – ein ziemlich unbequemer Gedanke – wir selbst? Konkreter gefragt: Wie viele Sätze beginnen wir mit »Eigentlich sollte ich …« oder, noch schöner, »Man (wer auch immer hier gemeint ist) müsste mal …«? Wenn es lediglich beim guten Vorsatz bleibt, wird schnell der innere Schweinehund bemüht – ein tierischer Begleiter, an den wir gerne die Regie für unser Leben abgeben. Schließlich hat er jederzeit aus dem Stand unschlagbare Argumente parat: »Morgen ist auch noch ein Tag; heute bin ich zu müde; sollen doch erst mal die anderen aktiv werden; jetzt lohnt sich das auch nicht mehr …«

Damit wir uns nicht missverstehen: Gegen ein niedliches, kleines Schweinehündchen, das man ab und zu von der Leine lässt, ist gar nichts einzuwenden – ich habe selbst so ein Exemplar. Eiserne preußische Pflichterfüllung in jeder Lebenslage ist auf Dauer kaum gesund. Heikel wird es allerdings, wenn der Schweinehund zum stattlichen Riesenköter herangewachsen ist und längst uns an der Leine herumführt. Statt zum Opfer der Umstände werden wir dann zum Opfer unseres Schweinehundes.

Auf kaum einem Gebiet tobt er sich so gerne aus wie beim Dauervorsatz Sport treiben (dicht gefolgt natürlich von Keller aufräumen, abnehmen oder Steuererklärung machen). Und merkwürdigerweise fällt uns das bei anderen eher auf als bei uns selbst …

Winterpause: Kein Sport im Dunkeln

Im Seminar zum Thema »Selbst- und Zeitmanagement« geht es um die Frage: »Wovon hätte ich gern mehr in meinem Leben? Was kommt zu kurz?« Ein etwas behäbiger Teilnehmer nennt als ersten und wichtigsten Punkt: mehr Sport. Auf die Frage, was ihn daran hindere, antwortet er: der Winter. Erstaunen in der Runde: Wieso das? Das sei doch klar, führt der Angesprochene aus, er würde ja gerne joggen oder Rad fahren, aber im Winter sei es ab 16 Uhr dunkel, und er komme erst um 17 Uhr aus dem Büro.

Ob dieses unschlagbaren Arguments lümmelte der innere Schweinehund gewiss breit grinsend in seiner Kuschelecke – die Sportgefahr war für mindestens vier Monate erst mal gebannt. Es ist erstaunlich, wie kreativ Menschen bei der Suche nach Schuldigen sein können, wenn es darum geht, sich selbst zu entlasten und zum unschuldigen Opfer zu mutieren. Selbst Jahreszeiten kommen auf die Anklagebank.

Fitness kennt kein Alter: Per Fahrrad durch die Welt

Wir sind auf einer Wanderung im Rheintal: Während wir die Aussicht bewundern, gesellt sich ein drahtiger Herr Ende 50 im Fahrraddress dazu. Gut gelaunt stellt er sich als »Bob from New York City« vor. Bald erfahren wir, dass er sich auf einer viermonatigen Radtour quer durch Deutschland befindet. Ob er denn so lange Urlaub habe, haken wir nach, da der Durchschnittsamerikaner kaum mehr als 10 bis 14 Tage pro Jahr frei bekommt. Nein, verkündet Bob fröhlich, er sei seit 15 Jahren Rentner. Es stellt sich heraus, dass der drahtige Herr in Wahrheit 78 Jahre alt ist. Seit seiner Pensionierung bricht er jedes Jahr für vier Monate mit Fahrrad und Campingausrüstung auf. Er sei auch schon von der West- an die Ostküste der USA geradelt und in China und Thailand gewesen. Dieses Jahr wäre eben mal Deutschland dran. Bevor Sie jetzt »gute Gene« oder ein biologisches Wunder vermuten: Wir hatten Bob danach ein paar Tage zu Gast und konnten beobachten, dass mäßiges Essen, kaum Alkohol, tägliche ausgiebige Morgengymnastik um 6 Uhr in der Früh (einschließlich samstags und sonntags) vielleicht auch eine Rolle spielen – in Kombination mit einem starken Willen: Vor vier Jahren brach Bob sich nämlich bei einem Sturz in Thailand die rechte Hüfte. Ein halbes Jahr später saß er wieder auf dem Fahrrad.

Beispiele wie dieses können den inneren Schweinehund ganz schön nervös machen. Da hat er so viele tolle Argumente wie das Alter, den wohlverdienten »Ruhestand«, die Gefahren exotischer Länder, den Unfall, der unbedingt als Warnschuss begriffen werden muss – und sein Herrchen schert sich einfach nicht drum.

Natürlich muss man mit fast 80 Jahren nicht mehr Tausende von Kilometern radeln, darum geht es auch nicht. Aber vertauschen Sie im Geiste einmal die beiden Rollen. Wäre es vorstellbar, dass Bob sich auf das Sofa zurückzieht, nur weil es dunkel ist? Und wäre es vorstellbar, dass der Seminarteilnehmer mit einer Prise von Bobs Entschlossenheit seinem Ziel, mehr Sport zu treiben, näher kommen würde? Ich selbst komme zum Beispiel abends gelegentlich an einem Fitnessstudio vorbei und habe festgestellt, dass die abends, wenn es dunkel ist, einfach das Licht einschalten …

Gestalter-Tipp: Wir sind verantwortlich für das, was wir tun, aber auch für das, was wir nicht tun.

Der Langzeitarbeitslose

Ältere Arbeitnehmer haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt, das ist eine Binsenweisheit. In einer Zeit, in der 60-Jährige ihren ersten Marathon laufen, sich beim Freizeitdress ungerührt im Kleiderschrank ihrer Enkel bedienen und die Universitäten zum Seniorenstudium kapern, beschäftigen über 40 Prozent der Unternehmen keine Mitarbeiter über 50. Wer mit über 40 Jahren seinen Job verliert, hört allenthalben, wie schlecht seine Chancen stehen. Mancher hat das so verinnerlicht, dass er schon aufgibt, bevor er seine Möglichkeiten überhaupt ausgelotet hat.

Resignation: Warten auf die Festanstellung

Auf einer Gartenparty komme ich mit dem Schwager des Gastgebers ins Gespräch. Er ist Ende 40, Historiker, habilitiert und verfügt über langjährige Erfahrung in Forschung und Lehre. Mit dem Auslaufen des letzten Zeitvertrags hat sich die akademische Laufbahn endgültig als Sackgasse erwiesen: Anschlussverträge sind aus juristischen Gründen nicht mehr möglich, die erhoffte Berufung auf einen Lehrstuhl ist ausgeblieben. Mein Gegenüber ist voller Bitterkeit: über die Gesellschaft, die ihr akademisches Potenzial verschleudere; über die Kultusbürokratie, die verbeamtete Professoren auf der einen und ausgebeutete Privatdozenten auf der anderen Seite zulasse; und über die Agentur für Arbeit, die Druck mache, aber selbst nichts anzubieten habe. Seit drei Jahren sei er jetzt arbeitslos. Inzwischen wolle man ihn tatsächlich in Jobs zwingen, für die er nun wirklich nicht studiert habe. Meine Frage, was er denn bisher unternommen habe, um einen Job zu finden, quittiert mein Gesprächspartner mit einem gekränkten Blick. Natürlich bewerbe er sich auf Unistellen, aber inzwischen seien seine Chancen dort gleich null. Glücklicherweise habe er ein bisschen geerbt und könne »auf Studentenniveau noch ein paar Jahre durchhalten«.

Die Tristesse dieses Lebensentwurfs schnürt einem die Kehle zu. Schließlich geht es beim Arbeiten nicht nur ums Geld. Ein Job liefert zudem soziale Kontakte, Anerkennung und das Gefühl, gebraucht zu werden. Was bringt Menschen dazu, sich ins Schneckenhaus zu verkriechen, nach dem Motto »Man kann ja sowieso nichts machen«? Wie entsteht der unerschütterliche Glaube, der Staat müsse es richten, und man habe Anspruch darauf, dass der einmal eingeschlagene Weg tatsächlich zum Erfolg führt? Wie kommt ein offensichtlich hochintelligenter Mensch auf die Idee, die Gesellschaft, die ihm Ausbildung und Studium finanziert und mehr als ein Jahrzehnt ungestörter Forschungsarbeit ermöglicht hat, müsse ihm nun aber gefälligst auch eine sichere Anstellung bieten? Bei all dem vermisse ich die Bereitschaft, sich selbst zu bewegen und engagiert nach Alternativen zu fahnden, kurz: Das eigene Leben in die Hand zu nehmen und es zu gestalten.

Vermutlich ist das Beispiel extrem. Dennoch macht es eine weitverbreitete Haltung bewusst – nämlich den Glauben, man könne die Verantwortung für das eigene Leben an andere delegieren; irgendeine externe Instanz sei für das eigene Wohl und Wehe verantwortlich. Diese Einstellung lähmt jedoch die Eigeninitiative und führt nicht selten in einen Teufelskreis von Misserfolg, Untätigkeit und Mutlosigkeit. Erfolgversprechender ist der entsprechende Gegenentwurf, bei dem man nicht auf andere setzt, seien es Staat oder Agentur für Arbeit, Eltern oder Partner, Arbeitgeber oder Lehrer, sondern selbst aktiv wird und schaut, was man bewegen kann.

Durchstarten mit 50: Aus der Arbeitslosigkeit in die Geschäftsführung

Zwei Jahre nach der Übernahme durch einen Großkonzern ist Schluss für die 130 Mitarbeiter eines mittelständischen Buchverlags: Im Zuge einer strategischen Neuausrichtung trenne man sich vom dort vertretenen Programmbereich, heißt es in einer Mail an alle Betriebsangehörigen. Da sich kein Käufer gefunden habe, werde der Verlag zum Jahresende geschlossen, so die lapidare Mitteilung. Zu den Betroffenen zählt auch eine Bekannte von mir. Sie war Abteilungsleiterin im Lizenzbereich und managte bislang das Auslandsgeschäft, ist mehrsprachig, mit langjähriger Verlagserfahrung, Führungskraft und Anfang 50. Nennen wir sie Lisa.

Wenige Wochen später beim Ersttermin mit der zuständigen Arbeitsagentur schwankt der Sachbearbeiter zwischen Bedauern und Verblüffung ob der Frage, was für Perspektiven die Arbeitsbürokratie für Lisa sehe: »Ja, meinen Sie denn ernsthaft, dass Sie in Ihrem Alter noch mal einen festen Job bekommen?!«

Heute, drei Jahre später, leitet die Arbeitslose ohne Perspektive die deutsche Niederlassung eines Auslandsverlags, der auf aufwändige Bildbände spezialisiert ist. Auf meine Frage, wie sie ihren Job gefunden hat, meint sie lapidar: »Nun, ich wurde angesprochen.« Also schlicht Glück? Nicht ganz. Dem Jobangebot gingen sechs Monate Selbstständigkeit im Lizenzverkauf, ein mehrmonatiger befristeter Einsatz bei einem Pariser Verlag (Interimsmanagement für das Auslandsgeschäft) sowie die freie Mitarbeit bei einem deutschen Marktführer für Bildbände voraus. Bei einem ihrer Einsätze managte Lisa etliche Projekte für die Muttergesellschaft ihres jetzigen Verlages und fiel dort sehr positiv auf. »Ich habe alle Möglichkeiten genutzt, um mich in der Branche ins Gespräch zu bringen«, erzählt sie. »Die ersten Monate waren hart, aber nach einem knappen Jahr konnte ich unter mehreren Jobangeboten wählen.«

Na ja, mögen Sie sagen: Die Frau hatte aber auch keine schlechten Voraussetzungen – gut ausgebildet und mit langjähriger Erfahrung in der freien Wirtschaft. Ich will Sie nicht mit Statistiken langweilen, wie viele ältere Akademiker gerade jetzt, in diesem Augenblick, dem Arbeitsmarkt »zur Verfügung stehen« – Managementpraxis hin oder her. Was machen die anders? Lisa fand ihren Job zudem in einer Phase, in der lautstark eine Krise der Verlagsbranche beklagt wurde und kein Mangel an jüngeren (das heißt im Klartext: billigeren, biegsameren) Arbeitskräften bestand. Und auch in den Medien besetzt man Führungspositionen nach wie vor gerne mit Männern. So viel besser als beim Historiker von der Grillparty waren Lisas Ausgangsbedingungen kaum.

Der eigentliche Unterschied liegt darin, dass Lisa bereit war, sich zu bewegen, statt darauf zu warten, dass die Dinge sich in ihrem Sinne fügen. Was meinen Sie: Wie viele Arbeitslose sind bereit, für vier Monate in eine teure Großstadt wie Paris zu ziehen, in der das Monatssalär von den Lebenshaltungskosten komplett aufgefressen wird? Wie viele davon sind bereit, die dafür nötigen Auseinandersetzungen mit dem wenig begeisterten Ehepartner zu führen? Wer von ihnen plagt sich wochenlang mit einem Businessplan, um wohlüberlegt in die Selbstständigkeit zu starten? Wer akzeptiert eine freie Mitarbeit auch dann, wenn ganz offensichtlich undankbare Projekte ausgelagert werden, damit der Schwarze Peter im Falle eines Falles beim Externen liegt?

Kurz und gut: Ich glaube nicht an das Märchen von den Menschen, denen alles in den Schoß fällt, während andere vom Pech verfolgt werden. Fragen Sie mal jemanden, der eine tolle Chance bekommen hat (einen interessanten Job, einen lukrativen Auftrag oder die Einladung zu einer exklusiven Veranstaltung), nach den näheren Umständen. Die meisten Angesprochenen wiegeln erst einmal bescheiden ab, man habe »eben Glück gehabt«. Hakt man aber nach, wie es zu dem vermeintlichen Glücksfall kam, stellt sich immer heraus, dass der Gesprächspartner irgendwo im Vorfeld einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet hat. Man könnte auch sagen: Er hat die richtigen Grundlagen geschaffen (zum Thema Ursachen und Wirkungen siehe Kapitel 4 »Ein Besuch im Gestalter-Camp – oder: Was kann ich tun?«).