MAD MICK - WIDERSTAND - Franklin Horton - E-Book

MAD MICK - WIDERSTAND E-Book

Franklin Horton

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Beschreibung

Conor Maguire und seine Tochter Barb lebten während der Apokalypse zurückgezogen in den Appalachen. Doch ihr Vorhaben scheiterte und Barb wurde entführt. Nachdem Conor sie in einem Blutbad, welches die Zahl der Gegner empfindlich dezimierte, befreien konnte, wurde ihm klar, dass er die vereinzelt in der Gegend lebenden Siedler vereinen muss, um ihre Sicherheit zu stärken. Aber sie müssen sich beeilen … Denn der Anführer der Kidnapper ist nicht besonders erfreut über den Verlust seiner Männer. Entschlossen, jenen »Mad Mick« zur Strecke zu bringen, von dem alle sprechen, rekrutiert er eine Armee und marschiert den Siedlern entgegen …  »Grundsolide Charaktere, knallharte Action und Hintergrundgeschichten, die eigene Bücher verdient hätten. Grandios …«  Amazon.com 

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MAD MICK

WIDERSTAND

Band 2

Franklin Horton

This Translation is published by arrangement with Franklin Horton Title: MASTERS OF MAYHEM. All rights reserved.

Diese Geschichte ist frei erfunden. Sämtliche Namen, Charaktere, Firmen, Einrichtungen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder das Produkt der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Ereignissen oder Schauplätzen ist rein zufällig.

Impressum

Überarbeitete Ausgabe Originaltitel: MASTERS OF MAYHEM Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Cyprus Ltd. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Nicole Lischewski Lektorat: Manfred Enderle

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-649-8

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

Inhaltsverzeichnis

WIDERSTAND
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Über den Autor

Kapitel 1

Bryan Padowicz nippte an seiner Tasse Kaffee und starrte aus dem halb vereisten Fenster seines Blockhauses. Draußen hatte die Strömung des Bachs auf Douthat Lake einen Halbmond aus Herbstlaub angeschwemmt und sie spülte die Blätter nach und nach über das grob gebaute Wehr aus Steinen. Es ging auf das Ende des Herbstes zu und Bryan schätzte, dass inzwischen wohl die meisten Blätter von den Bäumen gefallen waren. Bald würden die Bäume kahl sein und ein bedrückender Winter würde sich wie ein Albtraum auf sie hinabsenken.

Eine heruntergekommene Schar verdreckter Frauen in schlecht sitzender Kleidung marschierte auf einem laubbedeckten Pfad den See entlang zur Arbeit auf den Feldern. Der Winteressensvorrat der Gruppe, ihre finanzielle Sicherheit, ja, die gesamte Zukunft von Bryans rühmlichem Projekt hingen vom Arbeitsertrag dieser Frauen ab. Es war traurig, aber diese paar Frauen waren fast alle, die von seinen Zwangsarbeiterinnen übriggeblieben waren.

Zeitweilig hatte er vierzig bis fünfzig Frauen auf seiner Farm gefangen gehalten, die früher ein Naturpark gewesen war. Er hatte vorgehabt, diese Anzahl bis zum Winter zu verdoppeln, aber nichts war so gelaufen, wie er es vorgehabt hatte. Die Frauen – allesamt miese Intrigantinnen – hatten einen Plan ausgeheckt, die Wäsche der Männer mit einem Extrakt aus Giftsumach zu vergiften und die Männer durch den so verursachten juckenden Ausschlag fast in den Wahnsinn zu treiben. Einige der Männer hatten sich derartig wundgekratzt, dass ihre Haut sich entzündete und sie auf der Krankenstation behandelt werden mussten.

Als die Männer von Douthat Farms durch ihre ständigen Qualen abgelenkt waren, griffen die Frauen sie mit ihren Arbeitsgeräten an: Hacken, Schaufeln, Spitzhacken, Suppenkellen und Wäscheknüttel wurden zu Waffen, mit denen sie ihre Wächter zusammenschlugen und töteten. Dabei gelang mehr als der Hälfte der von Bryan gefangengehaltenen Frauen die Flucht. Ein paar Frauen wurden im Handgemenge erschossen. Die Übriggebliebenen waren jämmerliche, unterdrückte Verwahrloste, die keinerlei Hoffnung mehr hatten und darum beteten zu sterben. Bryan musste zugeben, dass es aussah, als würden die vereinten Bemühungen dieser armen Frauen und seiner restlichen Männer die Farm nicht durch den Winter bringen.

Nach der Revolte, wie Bryan es nannte, hatte er zwei Dutzend seiner besten Männer auf eine Reise in den Süden geschickt, um neue Frauen zu besorgen. Er wollte nicht, dass sie in der Umgebung Frauen einsammelten, da er befürchtete, es könnte seine Nachbarn gegen ihn aufbringen. Inzwischen war das mehrere Wochen her und sie waren nicht zurückgekehrt. Bryan hatte nicht mehr viele Männer übrig, die er entbehren konnte. Wenn es sich machen ließ, schickte er ab und zu einen Reiter los, um nach Spuren der Truppe zu suchen, aber sie fanden nichts. Manchmal ließ ein Anwohner verlauten, Reiter vorbeiziehen gesehen zu haben, aber was aus ihnen geworden war, wusste niemand.

Er hatte nicht genügend Männer übrig, um ein weiteres Plünderungskommando loszuschicken. Obwohl sie mehr Gefangene brauchten, hatte er kaum genügend Männer für die alltäglichen Aufgaben. Ohne Arbeitskräfte waren sie verloren. Er wusste nicht, was er machen sollte.

Ein paar Tage zuvor hatte er einen Boten in einen Nachbarort gesandt, um ein paar Männer anzuheuern. Bisher hatte er sich davor aus Angst gescheut, dass die Männer aus der Nachbarschaft Einzelheiten über die Farm ausplaudern könnten. Er wollte den Ort in Unwissenheit darüber lassen, dass er Rauschgift zum Verkauf anbaute. Und er wollte seine Nachbarn auch nicht wissen lassen, dass er das mithilfe von gefangengehaltenen Frauen tat. Aus reiner Verzweiflung stellte er zwei Männer ein, versorgte sie mit Verpflegung und setzte sie als Wachposten ein, wozu weniger Fachkenntnisse nötig waren als für viele der anderen Aufgaben.

Die beiden waren gestern verschwunden und hatten zwei der gefangenen Frauen mitgenommen. Es war möglich, dass sie anderen Leuten von den Sklavinnen auf der Farm erzählen würden. Das war eine weitere Sorge. Bryan träumte immer noch davon, dass seine Douthat Farms eine moderne Version von Monticello wurde und er selbst zu einer modernen Version von Thomas Jefferson, doch diese Hoffnung schwand mit jedem Tag weiter dahin.

Er wusste, dass das Stromnetz wahrscheinlich in naher Zukunft wieder funktionieren würde und dass der gegenwärtige Zustand zu einem Ding der Vergangenheit werden würde. Die Zeit verstrich. Er musste zuschlagen und ein Vermögen anhäufen, bevor wieder Ordnung herrschte. Die Menschen würden ihr wertloses Geld, Eigentum und noch vieles mehr für die Lebensmittel eintauschen, die er anbaute. Wenn der Strom wieder funktionierte, würden ihn das Geld und die Güter zu einem reichen Mann machen, aber ohne Sklavenarbeit konnte er nichts verdienen. Ein wirtschaftliches Defizit braute sich vor ihm wie die Dunkelheit eines herannahenden Unwetters zusammen.

Bryan trank seinen Kaffee aus, stellte die Tasse auf die leere Küchenanrichte und ging zurück ins Wohnzimmer, um das Feuer zu schüren. Da er plante, den Morgen draußen zu verbringen, zog er sich warm an und schnallte sich einen Navy Colt von 1851 um. Das war reine Theatralik, die er sich angewöhnt hatte, weil er nicht erwartete, mit seinen Waffen jemals schießen zu müssen. Sie waren Requisiten, die zu seiner Verkleidung gehörten. Er konnte nicht mal sonderlich gut schießen.

Bevor er nach draußen trat, hängte er sich eine Kalaschnikow über die Schulter. Er war noch nicht einmal bis an den Rand seiner Veranda gekommen, als er eine Gestalt in Arbeitshosen und Hoodie auf sich zulaufen sah. Es war Michael, der den Arbeitskolonnen vorstand, die sich um die Gewächshäuser kümmerten. Als er Bryan sah, hob er grüßend die Hand und verlangsamte seine Schritte. Als er an der Verandatreppe ankam, versuchte er immer noch, seinen Atem zu beruhigen.

»Schlechte Nachrichten kann ich nicht gebrauchen«, sagte Bryan. »In meiner Seele ist kein Platz mehr dafür da.«

Michael keuchte immer noch zu sehr, um reden zu können, aber so zögernd und unsicher, wie er hochsah, hatte er offensichtlich nichts Gutes zu berichten. »Das Cannabis ist weg«, keuchte Michael. »Jemand hat das Vorhängeschloss gekappt und alle Pflanzen rausgerissen. Hat alles mitgenommen.«

»Das waren über einhundert große Pflanzen«, sagte Bryan. »Die sind alle weg?«

»Überall sind Fußspuren. Es müssen mehrere Leute gewesen sein.«

Bryan seufzte. Es mussten die Männer gewesen sein, die sie im Ort angeheuert hatten und die gestern mit zwei der gefangenen Frauen weggelaufen waren. Die Gewächshäuser waren von der Außenwelt abgeschirmt; sie befanden sich in ehemaligen Garagen, die die Angestellten des Naturparks benutzt hatten. Die Lampen waren an die Solarstromanlage angeschlossen, die Bryan selbst installiert hatte.

Es war unwahrscheinlich, dass jemand die Gewächshäuser zufällig entdecken würde. Bis vor ein paar Wochen noch hatte er die Gewächshäuser nachts bewachen lassen, aber dafür hatte er jetzt nicht mehr genügend Männer. Wenn die Wachposten noch dagewesen wären, hätte sich dies nie ereignet. Jetzt hatte er kaum noch genügend Männer, um die Holzöfen in den Gewächshäusern zu schüren.

»Ist dem Mohn nichts passiert? Und dem Gemüse?«, fragte Bryan. In seiner Stimme lag ein Hauch von Verzweiflung, der ihm fast peinlich war. Er brauchte dringend gute Neuigkeiten.

»Da bin ich mir nicht ganz sicher«, antwortete Michael. »Ich glaube nicht.«

»Die haben sie auch alle mitgenommen?«

»Das nicht gerade«, sagte Michael. »Die Leute, die das Cannabis gestohlen haben, sind in die anderen Gewächshäuser eingebrochen und haben alles zerstört – haben die Pflanzen umgerissen und sie mit Macheten zerhackt. Dann haben sie die Türen aufgelassen, weshalb die Temperaturen drinnen auf unter null Grad gefallen sind. Ich glaube, dass alles, was sie nicht zerstört haben, vermutlich zu viel Frost abgekriegt hat, um zu überleben.«

Bryan widerstand der Versuchung, seine Kalaschnikow von der Veranda zu werfen, zu schreien und zu fluchen.

Er verharrte bewegungslos. Er war so nahe dran gewesen. Fast alles hatte kurz vor der Ernte gestanden. Er fühlte sich aus einer Vielzahl von Gründen wütend und verletzt. Noch schlimmer war, dass seine Träume vor seinen Augen zu Staub zerfielen. Er baute seit genügend Jahren Pot an, um von seinen gärtnerischen Fähigkeiten überzeugt zu sein. Er hatte Cannabis angebaut, um es zu verkaufen und gegen andere Güter einzutauschen. Den Mohn baute er an, um Opium für den Verkauf und Tauschhandel herzustellen.

Er baute genügend Gemüse für seine eigenen Leute und zum Tauschhandel mit Menschen an, die keine Drogen haben wollten und für das Essen anderes eintauschten, das sie auf der Farm brauchten. Jetzt würde er sich glücklich schätzen können, wenn sie noch ausreichend Gemüse hatten, um selbst durch den Winter zu kommen. Er war sich fast sicher, dass es nicht reichen würde. Seine Leute würden bald wie alle anderen dazu verdammt sein, überall nach etwas zu essen suchen zu müssen. Wie treu ergeben würden sie ihm dann noch sein? Wie sehr würden sie noch seiner Vision verschrieben sein, einen prächtigen Landsitz aufzubauen, der ihn und seine Familie auf Generationen hin reich machen und alle ernähren würde, die an ihn glaubten?

»Ist denn überhaupt noch was übrig?«

»Den Kartoffeln ist vermutlich nichts passiert. Wir hatten sie in 20-Liter-Eimer gepflanzt und ich bin mir sicher, dass sie von der Erde vor dem Frost geschützt sind. Davon haben wir jede Menge, aber ob wir allein davon überleben können, weiß ich nicht.«

Bryan war am Boden zerstört, zeigte seine Gefühle aber weiterhin nicht. Er musste jemand sein, der Schwierigkeiten löste, ein Anführer. Menschen hingen von ihm ab. Seine Nachkommen hingen von ihm ab. »Erntet alle Kartoffeln. Bringt sie in den Erdkeller.«

Unbehaglich trat Michael von einem Fuß auf den anderen. »Die Erdkeller sind nicht fertig. Sie hatten kurz vor der Revolte Männer dafür abbestellt, aber die sind nur ein paar Tage weit gekommen. Wir haben bloß eine Grube neben dem Speisesaal. Die ist ungefähr so groß wie ein geräumiges Grab, hat aber kein Dach und keine Tür.«

Bryan senkte sein Kinn an die Brust und holte tief Luft. Er sprach durch zusammengebissene Zähne. »Grabt. Die. Kartoffeln. Aus. Bringt sie. Fürs Erste. In den Speisesaal. Seht zu, dass es da warm genug ist und sie keinen Frost bekommen. Trommeln Sie alle Männer zusammen. Wir treffen uns im Speisesaal. In einer Stunde.«

Michael lief eilig davon, bestrebt, der unangenehmen und enttäuschenden Befragung zu entkommen. Er wusste genau, dass er nichts außer schlechten Nachrichten überbracht hatte. Die meisten Menschen auf Douthat Farms hielten Bryan für einen Exzentriker, aber niemand von ihnen machte den Fehler, ihn für harmlos zu halten. Er traf manchmal irrationale Entscheidungen. Manchmal bezahlten Leute für etwas mit ihrem Leben. Michael hatte während des gesamten Gesprächs voller Angst geglaubt, dass er jeden Moment für einen Missstand, den er nicht verschuldet hatte, sein Leben lassen musste.

Bryan drehte sich steifbeinig um und ging zurück in sein Blockhaus. Er nahm sein Gewehr ab und legte es zu den historischen Waffen, die er in der Nähe aus einem Museum gestohlen hatte, zurück in die Wandhalterung. Er ging an seinen Schreibtisch, sackte auf seinen antiken Stuhl, lehnte sich zurück und streckte alle viere von sich. Er war so gut wie gescheitert. Er fühlte sich wie ein besiegter General oder ein Mafiaboss, dem die CIA auf der Spur ist. Wie konnte er hiermit fertigwerden?

Er sprang auf und ging mit langen Schritten an einen Queen-Anne-Tisch, auf dem eine altertümliche Kristallglaskaraffe stand. Die Löwenbeine des Tisches erinnerten ihn an seine Mission und an seinen Platz in der Weltgeschichte – oder vielmehr an den Platz, den er in der Geschichte einnehmen wollte. Er öffnete den Stöpsel der Ravencroft-Karaffe und goss sich einen Macallan Singlemalt Scotch von 1988 ein. Aus dem ersten Schluck wurde ein schnelles Sich-hinter-die-Binde-gießen. Es war schändlich, einen so edlen Tropfen in einem Zug hinunterzustürzen, aber es ließ sich nicht ändern.

Er goss sich noch ein Glas ein, ging zurück an den Schreibtisch und legte den Kopf auf die Holzplatte. War er erledigt? War dies der Moment, in dem er aufgab? Indem er seine Ambitionen, ein zweiter Jefferson zu werden, an den Nagel hängte und nach Hause ging?

Die Gründungsväter waren nicht die Art von Männern gewesen, die bei Schwierigkeiten aufgaben, und so ein Mann wollte auch Bryan nicht sein. Er richtete sich wieder auf und setzte sich selbstbewusster hin, drückte das Rückgrat durch und nahm sein Glas Scotch in die Hand. Er konnte die Zügel dieses durchgehenden Pferdegespanns jetzt entweder wieder in die Hand nehmen oder es auf seinen Untergang zustürmen lassen. Was sollte es sein?

Er stieß einen tiefen Seufzer aus, stand auf und nahm seinen alten Ledergürtel mit dem Navy Colt ab. Er legte den Gürtel, Holster und Revolver in einem Haufen auf seinen Schreibtisch und suchte sich auf der anderen Seite des Raums einen automatischen Colt in Kaliber .45 von 1911 aus einem hölzernen Pistolenständer heraus. Obwohl der Colt aus einer anderen Ära als eine Glock oder Sig stammte, konnte er ihn mit Magazinen laden und gleichzeitig etwas der altmodischen Lebensart beibehalten. Er nahm das Magazin heraus und stellte fest, dass es geladen war. Er steckte es zurück in die Pistole, zog den Schlitten zurück und überprüfte, dass sie nicht entsichert war. Er schob sich den Colt hinter den Gürtel und steckte sich drei zusätzliche Magazine in die Westentasche.

Er hängte sich die Kalaschnikow über die Schulter und ging zurück auf die Veranda. Die kalte Luft war ernüchternd, aber er fühlte sich vom Scotch, dem versiegenden Adrenalin und dem losgelösten Zustand tiefster Unentschlossenheit noch wie betäubt. Er wusste nicht, wie lange er drinnen nachgedacht hatte. Waren es lediglich Minuten gewesen oder eher eine Stunde? So oder so – er hatte jetzt einen Entschluss gefasst und der Weg in die Zukunft war ihm klar.

Er stieg die knarrenden Verandastufen hinunter und marschierte mit entschieden durchgedrücktem Rücken auf den Speisesaal zu. Als er sich dem Gebäude näherte, sah er Rauch aus dem gemauerten Schornstein steigen. Vor dem Speisesaal befand sich eine breite Veranda mit einer langen Bank, auf der die noch verbliebenen weiblichen Gefangenen saßen, die Hauptarbeitskräfte von Douthat Farms. Die Männer mussten sie draußen sitzen gelassen haben, weil sie unsicher waren, was Bryan mit ihnen bereden wollte.

Bryan blieb vor den Frauen stehen und musterte sie emotionslos. Sie sahen abgehärmt und erbärmlich aus. Leider konnte er niemandem außer sich selbst die Schuld für ihr Aussehen geben. Dies hatte er verursacht, es war sein Versagen, und es starrte ihm ins Gesicht. Wenn er das nur ändern könnte. Wenn er sein Schiff nur zurück auf Kurs steuern könnte.

Er hielt den alten Colt schon in der Hand, bevor es überhaupt jemand merkte. Er schoss drei der Frauen aus nächster Nähe in die Stirn, bevor auch nur eine der anderen reagierte. Aber sie wussten jetzt, was kam. Sie konnten es in seinen Augen sehen und versuchten, schreiend und weinend davonzulaufen.

Es war ein nutzloser Versuch. Sie waren alle wie Packpferde mit einem einzigen langen Seil aneinandergebunden. Die ersten fielen tot um und die restlichen Frauen waren an die drei Leichen gefesselt. Sie konnten nicht fliehen. Die übrigen Frauen starben nicht nach nur jeweils einer Kugel. Sie versuchten sich freizureißen und warfen sich hin und her, was es selbst aus der Nähe schwierig machte, sie in den Kopf zu schießen. Er feuerte auf die Oberkörper, um sie ruhigzustellen. Dann ging ihm die Munition aus und der Schlittenfang rastete ein.

Er lud nach und machte da weiter, wo er aufgehört hatte. Als der letzte Schuss verhallte, lagen Bryans letzte Gefangene tot vor ihm und ihr Blut rann in dünnen Bächen die leicht schrägen Planken hinunter. Es rann von der Verandakante in die Blumenbeete, die einst von einem staatlich angestellten Botaniker angelegt worden waren, jetzt aber voller Unkraut, zugewachsen und blutdurchweicht waren.

Bryan starrte auf sein Werk. Er hörte die Bohlen knirschen, drehte sich um und sah, dass seine Männer hinter ihm standen. Sie hatten einen Angriff vermutet, als sie seine Schüsse hörten, und waren kampfbereit mit gezogenen Waffen zu ihm nach draußen gestürzt. Als sie ihn und seine Taten entdeckten, machten sie nicht mit, sondern sahen von Angst gelähmt zu.

Bryan lächelte seine Männer an. Er fühlte sich erfrischt und energiegeladen, bereit, die Führung zu übernehmen. Es war ein neuer Tag. Es war eine neue Ära. Heute würden sie aus der Asche wieder auferstehen.

»Wir müssen reden«, sagte er. »Lassen Sie uns reingehen.«

Kapitel 2

Oben auf Jewell Ridge ging die Sonne an einem kalten Morgen auf. Später würde es wahrscheinlich noch um die 12 Grad warm werden, aber es ließ sich nicht ignorieren, dass die kältere Jahreszeit da war. Barbs Zimmer war morgens kalt, wenn sie aufwachte, aber die Wärme von Küche und Wohnzimmer riefen ihr ein Lächeln ins Gesicht. Die Wärme des Feuers und der leichte Geruch von Holzrauch in der Luft vermittelten ihr immer ein behagliches Gefühl. Trotz allem, was sich in ihrem Leben und auf der ganzen Welt veränderte: An einem kalten Morgen schätzte man ein warmes Feuer. Das ging jedem Menschen so und war fast wie ein Naturgesetz. Es verband die Menschen des 21. Jahrhunderts mit denen des 1. Jahrhunderts und davor.

»Guten Morgen, Süße.«

Barb drehte sich um und wollte ihren Vater anlächeln, aber von der Verletzung, die sie sich während der Entführung zugezogen hatte und die noch nicht ganz ausgeheilt war, breiteten sich zusammenziehende Schmerzen in ihrem Oberkörper aus. Ihr Dad reichte ihr eine Tasse.

»Du kannst diesen Kaffee haben«, sagte er. »Ich mache mir einen neuen.«

Sie musterte die Tasse mit dem Von-Kaffee-muss-ich-kacken-Aufdruck und schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«

»Wieso nicht? Ich habe noch keinen Schluck davon getrunken.«

»Ich suche mir meine eigene Tasse raus.«

Conor schaute von seiner Tochter zu seiner Tasse und wieder zu ihr zurück. »Aber das ist meine Lieblingstasse. Es ist eine große Ehre, wenn man jemandem erlaubt, sein höchst geschätztes Eigentum zu benutzen. Mir ist, als hättest du meine Ehre mit den Füßen getreten. Außerdem hast du die Tasse selbst ausgesucht.«

»Ich habe sie ausgesucht, weil sie perfekt zu dir passt. Zu mir passt sie nicht.«

»Du bist dir also zu schade, um aus meiner Tasse zu trinken?«, fragte Conor in theatralischem Tonfall.

»Offenbar vergisst du, dass ich ein zartes weibliches Gewächs bin, das mit ausgestrecktem kleinem Finger und ohne Schlürfgeräusche trinkt. Danke, aber ich kann mir meine eigene Tasse aussuchen und mir selbst was zu trinken machen, Herrgott noch mal.«

Conor zog seinen Arm zurück und hielt die Hand beschützend vor seine Tasse. »Ich wollte sowieso nicht, dass du meine Tasse benutzt. Ich mag nicht, wenn mein Kaffee nach zarten weiblichen Gewächsen riecht.«

Über die Geistesverfassung ihres Vaters murmelnd schlurfte Barb in Richtung Küche. Conor grinste über ihr Outfit aus Camouflage-Cargohosen, Wilson-Combat-T-Shirt und flauschigen rosa Pantoffeln.

»Der Mann, der eines Tages deine Hand erobert, kann sich glücklich schätzen, mein Töchterchen«, rief Conor ihr hinterher. »Wobei ich mir sicher bin, dass er sich höllisch abplagen müssen wird, um so weit zu kommen.«

Barb blieb in der Küchentür stehen. »Was sagst du da?«, fragte sie misstrauisch und warnend.

»Nichts, mein zartes weibliches Gewächs.«

Barb warf ihm einen vernichtenden Blick zu und ging in die Küche. Conor hörte, wie sie im Schrank Tassen herumschob und sich dann einen Filterkaffee eingoss. »Hast du überlegt, was du zum Frühstück willst?«, fragte sie. »Ich bin völlig ausgehungert, ich könnte eine ganze Ziege verschlingen.«

»Freut mich zu hören. Ich hatte an Eier und Ziegenwurst gedacht«, antwortete Conor.

Barb kam mit einer gusseisernen Bratpfanne ins Wohnzimmer zurück, die sie auf den Holzofen stellte. »Das war ja eine schnelle Entscheidung. Hast du die ganze Nacht wachgelegen und von einem Teller mit Ziegenwurst und Eiern geträumt?«

»Nein, aber ich habe wieder ans Bojangles gedacht, als ich aufgewacht bin. Ich hab mir Schinkengebäck und süßen Tee und vielleicht einen Donut von Krispy Kreme zum Nachtisch vorgestellt.«

»Ich glaube, normalerweise gibt’s zum Frühstück keinen Nachtisch.«

»Zu meinem schon«, gab Conor zurück. »Zwei Windbeutel mit Schokoglasur. Ist nicht meine Schuld, dass du keine Ahnung hast, was ein gutes Frühstück ausmacht.«

»Du bist echt ein Sadist, dass du Krispy Kreme auch nur erwähnst, so wie’s zurzeit zugeht.«

»Ich hab schon Schlimmeres verbrochen.«

»Weißt du, was echt ätzend ist? Wie ich einen Windbeutel mit Schokoglasur backe, könnte ich wahrscheinlich rausbekommen. Aber ich mag Kokosnuss-Donuts am liebsten. Was glaubst du, wie weit ich jetzt reisen müsste, um an eine Kokosnuss ranzukommen?«

Conor zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«

»Ich auch nicht. Ich nehme an, unser Siebenschläfer pennt noch?«

»Ja. Der arme Junge würde den Winter ohne uns nicht überleben, Barb. Die bloße Vorstellung, wie der Junge versuchen würde, ohne Ofen oder was zu essen in dem Mobilheim zu leben, tut mir in der Seele weh.«

»Andere Leute machen genau das, in diesem Moment«, betonte Barb. »Nur wissen wir einfach nicht davon.«

»Allen können wir nicht helfen. Das ist, was ich weiß.«

»Wenn du deine Mad-Mick-Miliz aufbaust, kannst du vielleicht noch ein paar Leuten helfen. Ich meine, ihnen helfen, sich selbst zu helfen.«

Conor schnaubte. »Mad-Mick-Miliz.«

»So nennen die Leute das«, sagte Barb. »Sie sagen, dass die zwei M, die du in die Bäume schnitzt, für Mad Mick, Mountain Miliz oder Micks Miliz steht.«

Darüber musste Conor lachen. »Na, solange sie darüber reden, verbreiten sie wenigstens die Legende. Allein das hat schon seine eigene Wirkung.«

Plötzlich schrillte ein elektronisches Klingeln durch die Luft. Panik huschte über Barbs Gesicht. Conor konnte ihr ansehen, dass sie in Gedanken nach dem Grund dafür suchte – die Bewegungsmelder, die Alarmanlage am Zaun.

»Das Satellitentelefon klingelt«, sagte Conor und stand auf.

»Fuck«, knurrte Barb.

»Zarte weibliche Gewächse sagen so was nicht«, ermahnte Conor sie, während er aus dem Wohnzimmer ging. Sein irischer Akzent kam durch.

»Als das Scheißding das letzte Mal geklingelt hat, bis du losgezogen, um ein armes, hilfloses Weiblein zu retten«, rief Barb ihm hinterher. »Geh nicht ran!«

»Ich muss trotzdem schauen, wer es ist.« Conor öffnete die Tür des Einsatzraums. Er nahm sich das Telefon und warf einen Blick auf das Display. »Fuck.«

»Zarte Gewächse hören mit«, erinnerte Barb ihn daran, dass sie ihn hören konnte.

Conor nahm das Gespräch an. »Hallo.« Es war keine Frage. Er wusste, wer dran war.

»Vierzig«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. Es war die Sicherheitsfrage. Die Abmachung war, dass Conor auf die ihm gesagte Zahl mit der antworten musste, die zu der ihm gesagten hinzuaddiert, achtundvierzig ergab.

»Acht«, antwortete er.

Einen Moment lang herrschte Stille und Conor fragte sich, ob er falsch geantwortet hatte. Dann ertönte die Stimme wieder, die jetzt wärmer klang. »Wie sieht’s aus, Conor? Ist das Leben gut zu dir?«

»So gut es sein kann«, erwiderte Conor. »Ungefähr so, wie man erwartet, wenn die Zivilisation zusammenbricht.«

Die Stimme am Telefon gehörte Ricardo. Er war über die letzten zwölf Jahre hinweg je nach Auftrag Conors Kontaktperson, Manager oder Boss gewesen. Conor wusste immer noch nicht genau, für wen Ricardo arbeitete. Conor wusste nicht, ob er selbst nur einen einzigen Arbeitgeber hatte oder ob er von einem ganzen Konsortium von Regierungsstellen wie der CIA oder dem FBI als Freischaffender für Sonderaufträge angeheuert worden war. So oder so – Ricardo war der Mann, der Conor auf dem Gelände der stillgelegten Kohlegrube von Jewell Ridge angesiedelt hatte. Deshalb schätzte Conor den Mann, auch wenn er ihn nicht wirklich mochte.

»Es wird vielleicht erst noch schlimmer, bevor’s wieder besser wird, mein Freund«, sagte Ricardo. »Halte dich aus dem Rampenlicht raus und pass auf deine Freunde und Angehörigen auf.«

»Das musst du mir nicht sagen«, meinte Conor. »In der Hinsicht hab ich schon ein paar Erfahrungen gesammelt.« Conor hatte die Lektion, seine Tochter besser nicht zu weit außer Sichtweite zu lassen, kürzlich am eigenen Leib gelernt und wusste nicht, ob er diesen Fehler nochmals begehen würde. Verdammt, vielleicht würde er sie an die Leine legen und sie nicht mehr als drei Meter weit von sich weglassen, bis wieder Ordnung auf der Welt herrschte.

»Das tut mir leid.«

Sie waren einen Moment lang still, bis Conor das Schweigen brach. »Und, Ricardo – rufst du nur an, um zu hören, wie’s mir geht? Du hast doch sicher kein Projekt für mich.«

»Du glaubst es nicht, Conor, aber unsere Arbeit geht weiter. Manchmal ist es einfacher, alte Rechnungen zu begleichen, wenn die Welt durch Chaos abgelenkt ist.«

»Du rufst also an, weil du einen Job für mich hast?«

»Nein, du musst mir einen Gefallen tun.«

»Am Arsch«, fluchte Conor. »Ich hoffe, du hast keine großen Erwartungen, denn ich kann im Moment nicht viel machen.«

»Du befindest dich in einer idealen Position«, sagte Ricardo. »Ich habe einen Angestellten, für den ich eine vorübergehende Unterkunft suche.«

Conor sagte nichts. Ricardo sprach daher weiter.

»Er ist ein Spezialist, genau wie du. Ich hatte ihn auf einem anderen Kontinent im Einsatz, als es hier den Bach runterging. Um ehrlich zu sein, ich hatte ihn komplett vergessen. Ich hatte angenommen, dass er immer noch an dem Projekt arbeitet und sich bei mir melden wird, wenn diese Sache hier gegessen ist. Aber dann tauchte er plötzlich hier in der Stadt auf und rief mich an.«

»Warum kannst du ihn nicht auf irgendeinem Militärstützpunkt unterbringen oder in einem von deinen Ausbildungslagern? Es gibt doch mit Sicherheit jemanden, der diesem Streuner ein Zuhause schenken kann.«

»Dieser Mann darf von niemandem gesehen werden. Er ist viel rumgekommen und hat so einiges gemacht. Und er hat noch viel vor sich. Deshalb muss ich ihn beschützen. Er ist wertvoll.«

»Wie wertvoll?«

»So wertvoll, dass du der Einzige in ganz Virginia bist, bei dem ich ihn unterbringen würde.«

Schmeicheleien halfen einem bei Conor nicht weiter. »Ricardo, die Versorgungsmittel sind knapp und es gibt keinen Nachschub. Wir leben hier ziemlich spartanisch und ich gehe davon aus, dass es noch schlimmer wird, wenn das alles so weitergeht.«

»Du befindest dich in einer guten Position, das zu überstehen. Dafür habe ich persönlich gesorgt. Du hast alles, was du eventuell gebrauchen könntest. Ich weiß, dass du Vorräte für fünf Jahre hast, weil ich die Lieferungen selbst organisiert habe.«

»Das Essen wird keine fünf Jahre reichen, wenn mehr Leute mitessen«, sagte Conor. »Ich hasse es, so ein Arschloch zu sein, aber werde es trotzdem sein. Du weißt, dass ich einen Gefallen ungern verweigere, aber bei diesem werde ich wohl nein sagen müssen.«

»Er ist ein Vater und seine Tochter ist bei ihm. Sie haben nur sich.«

»Du bist ein mieser Sack«, sagte Conor. »Das hast du absichtlich gemacht – mir gesagt, dass es ein Vater und seine Tochter sind. Du weißt, dass ich in der Beziehung eine Schwäche habe.«

»Und er ist Arzt.«

Das erregte Conors Aufmerksamkeit.

»Interessierst du dich dafür?«

»Vielleicht. Sofern er mit Versorgungsgütern eintrifft. Ich habe nicht genügend Erste-Hilfe-Ausrüstungen und Medikamente, um mehr als ein, zwei Leuten zu helfen.«

»Conor, du weißt genau, dass man im Moment so gut wie gar nicht an medizinische Sachen rankommt. Alles ist ein absolutes Chaos. Die Versorgungskette ist an jeder einzelnen Stelle zerbrochen.«

»Ich war noch nicht fertig«, sagte Conor. »Wenn ich ihn hier aufnehme, dann wird er hier mit seinen eigenen Waffen und extra Munition für mich eintreffen – allein um das ganze Aufheben wiedergutzumachen, zu Besuch zu sein. Er wird mit chirurgischen Geräten, einer Apotheke und seinem gottverdammten eigenen Essen eintreffen. Kannst du das organisieren?«

»Conor …«, sagte Ricardo, dessen Ton vermittelte, dass Conor vielleicht etwas zu viel verlangte.

»Das ist der Deal«, sagte Conor. »Du kannst ihn annehmen oder es sein lassen. Du hast fünf Sekunden, dich zu entscheiden.«

»Ich nehme an«, sagte Ricardo schnell.

»Wie schaffst du ihn her?«

»Du hast doch einen Helikopterlandeplatz, oder? Der groß genug für einen Chinook ist?«

»Korrekt«, sagte Conor. »Ich habe einen riesigen Parkplatz mit viel Platz für Landeanflug und zum Abheben. Wie zum Teufel bist du an einen Chinook gekommen?«

»Der Hubschrauber ist geleast. Ich hab die ganze Nacht am Telefon verbracht, um das zu deichseln. Die Maschine stammt aus der kanadischen Forstwirtschaft. Die Besatzung besteht aus G4-Securitas-Kräften. Ich habe einen wichtigen Auftrag, einen Container vom Oak Ridge National Laboratory an Deck eines Forschungsschiffs zu fliegen, das vor der Küste vor Anker liegt. Der Hubschrauber soll morgen von Norfolk, Virginia, abheben und gen Westen fliegen. Er fliegt sowieso genau über dich rüber. Niemand wird mit der Wimper zucken, wenn er dabei kurz landet, um einen Frachtcontainer und zwei Leute abzusetzen.«

»Vergiss einfach nicht den Container mit den Versorgungsmitteln. Mir ist egal, ob dieser Typ Arzt ist oder nicht – wenn er hier ohne Güter auftaucht, wird er zurück zur Küste latschen müssen.«

»Du bist wertvoll für mich, Conor. Ich würde dich nicht anlügen.«

»Danke, mein Freund.«

»Du kannst diesen Mann also morgen erwarten. Wenn er aus irgendwelchen Gründen bis zum Nachmittag nicht aufgetaucht ist, kannst du davon ausgehen, dass die Pläne sich geändert haben.«

»Hat dieser Typ auch einen Namen?«, fragte Conor.

»Sich vorzustellen, überlasse ich ihm.«

Conor wollte gerade sagen, dass ihm nicht gefiel, wie sich das anhörte, als das Gespräch endete. Gab es einen Grund, warum er ihm den Namen nicht sagen wollte? Conor überprüfte, wie viel Batterie das Satellitentelefon noch hatte, und entschied sich, es einzustöpseln. Er verließ den Einsatzraum und zog die Tür hinter sich zu.

Barb briet gerade Würste auf dem Ofen und bedachte Conor mit einem harten Blick. »Und, wozu hast du uns diesmal verpflichtet? Ich hab gehört, wie du da drinnen wie eine warme Tortilla zusammengeknickt bist.«

Conor seufzte. »Wenn du gehört hast, wie ich mich verpflichtet habe, hättest auch hören müssen, wie ich protestiert habe.«

»Und, was hat gewonnen? Dein Protest oder sein leidenschaftliches Bitten?«

Conor antwortete nicht sofort. Er suchte nach einer Sehweise, die ihn in einem besseren Licht dastehen lassen würde, wenn Barb ihm auf die Schliche kam.

»Ich wusste es!«, schrie sie. »Er hat dir irgendwas Tragisches erzählt, stimmt’s? Was war’s diesmal? Musst du wieder ein armes Weiblein retten? Oder ist es eine andere Mission? Ein Spezialeinsatz? Ein Attentat?«

Conor starrte zu Boden. »Das war Ricardo. Bei ihm ist unerwartet ein wichtiger Agent aufgetaucht, den er aus der Öffentlichkeit entfernen muss – irgendwohin, wo er nicht gesehen wird. Da hat er an mich und das Gelände hier gedacht.«

»Ja, aber du lebst hier nicht allein. Ich wohne auch hier. Und jetzt muss ich mich um zwei alte Säcke statt nur einen kümmern?«

»Glaube ich nicht«, sagte Conor. »Der Deal sieht vor, dass er sein eigenes Essen mitbringt. Außerdem hat er seine Tochter mit dabei und wenn er ein alter Sack ist, nehme ich an, dass sie dafür verantwortlich ist, sich um ihn zu kümmern.«

Barbs Lippen waren schmal zusammengepresst. Sie wurde wütend. »Ich kann nur sagen, dass die sich besser um sich selbst kümmern, verdammt noch mal. Ich hab genug zu tun.«

Conor streckte eine tröstende Hand nach seiner Tochter aus. »Das habe ich Ricardo auch schon alles gesagt. Er weiß, wie die Sache steht, und er hat mir geschworen, dass er alles tut, um uns zu entschädigen. Ich hab ihm gesagt, dass wir zum Ausgleich für die Mühe, den Stress und die Unannehmlichkeiten mehr Versorgungsmittel brauchen. Sagte ich schon, dass dieser Mann Arzt ist?«

Bis jetzt hatte Barb wutentbrannt mit einem Pfannenwender Würste in ihrer Pfanne umgedreht. Jetzt erstarrte sie und sah ihren Vater an. »Ein Arzt, sagst du?«

Conor nickte langsam und sah seiner Tochter in die Augen. »Einen Arzt könnten wir gebrauchen, für uns selbst und auch, damit die Leute in der Gegend uns freundlich gesonnen sind.«

Barb zuckte die Achseln. »Abgesehen von den alltäglichen Gefahren heutzutage ist natürlich die Tatsache zu bedenken, dass du immer schneller gebrechlich und senil wirst. Vielleicht haben wir Glück und der Arzt hat ein bisschen Erfahrung in der Geriatrie.«

»Vielleicht hat er eine gynäkologische Ausbildung für den Fall, dass du Ragus heiratest und ihr anfangt, kleine Conors in die Welt zu setzen«, schoss Conor mit schelmischem Blick zurück.

Barb verschlug es nicht die Sprache. »Oder vielleicht ist er ein Proktologe und kann mein Arschloch von einem Vater behandeln.«

Conor tat, als schmollte er, aber er war zu hungrig. »Soll ich ein paar Eier verquirlen? Ich glaube, im Kühlschrank sind noch ein paar Paprikaschoten, Zwiebeln und vielleicht noch etwas Feta.«

Barb antwortete nicht. Der Kommentar über Ragus und Babys irritierte sie immer noch wie eine wütende Biene. Sie war mit ihm noch nicht fertig. »Ich weiß nicht, was für abwegige Gedanken dir in deiner Bowlingkugel von einem Kopf rumkullern, lieber Vater, aber ich habe an dem Knaben keinerlei Interesse. Lass uns das ganz klarstellen. Für mich ist er immer noch ein Bubi, und dass er hier mit seinem traurigen Hundeblick rumläuft, ist alles andere als verführerisch. Im Gegenteil, es ist absolut nervig. Wenn ich denken würde, dass er eine Nacht lang überleben könnte, würde ich seinen Arsch vor die Tür setzen, aber ich glaube, das bringe ich nicht. Ein kleines Kätzchen könnte leichter überleben als er.«

Conor machte den Mund auf, um einen weiteren Kommentar abzugeben. Sein schelmischer Blick verriet Barb, dass sie keine Entschuldigung zu erwarten hatte, sondern nur weitere Sticheleien. Ihr reichte es. Sie holte zu einem Präventivschlag aus und warf ihren fettigen Pfannenwender in seine Richtung. Conor duckte sich nach links und der Wender knallte gegen die Wand.

»Herrje, Barb! Mit so einem Wurf könntest du einem alten Mann bleibende Schäden zufügen.«

Barb holte sich ihren Pfannenwender und starrte Conor finster an. »Lass dir das eine Lehre sein. Nächstes Mal könnte es etwas Schwereres und Schärferes sein.«

Kapitel 3

»Ich bin mir ziemlich sicher, Sie wissen inzwischen alle, dass ich früher ein Geschichtsprofessor war.«

Bryan saß an einem Ende des Speisesaals auf einem Stuhl und hielt eine Ansprache vor der geschrumpften Menge. Statt der ausdrucksvollen Rede des Anführers vieler Männer klang es mehr wie ein Geständnis, so als wäre Bryan ein neues Mitglied von den Anonymen Alkoholikern und teilte den anderen seine Lebensgeschichte mit.

»Ein historischer Aspekt, für den ich mich immer persönlich interessiert habe, ist, wie Familiendynastien zu Zeiten staatlichen Umbruchs an Macht und Reichtum gelangen. Es hat stets Männer gegeben, die einen Weg zum Erfolg gefunden haben, weil sie bereit waren, sich nicht auf das Negative zu konzentrieren. Das war bei den Umbrüchen der Fall, die von der europäischen Expansion im 19. Jahrhundert verursacht wurden, sowie bei den weltweiten Umstürzen, die die Weltkriege mit sich brachten, und ließ sich auch an den wohlhabenden Russen beobachten, die während des Zusammenbruchs der Sowjetunion an Machtpositionen gelangten. Manchmal ist es reines Glück, manchmal befindet sich jemand einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Manchmal begreifen Menschen, dass es vielleicht nur kurze Augenblicke im Verlauf ihres Lebens gibt, in denen sie die Möglichkeit haben, eine Chance zu ergreifen. Wie ich immer wieder sage – das Glück hilft dem Kühnen. Wenn man zögert, verliert man.«

Bryan stand auf, ging langsam ans Fenster des Speisesaals und sah hinaus. Seine Miene wirkte fast bekümmert, von einer tiefen Traurigkeit bewegt, die auf etwas Entgleitendes gerichtet war – oder auf etwas, das vielleicht schon verloren war.

»Ich hatte mir Gutes für die von uns vorgestellt, die am Anfang dieser Katastrophe die Initiative ergriffen haben. Einige von Ihnen hatten mit mir zusammengesessen, als wir über dieses Vorhaben nach den Angriffen diskutiert haben. Andere von Ihnen sind später dazugestoßen, aber ich möchte trotzdem annehmen, dass auch Sie an unsere Mission geglaubt haben.«

Bryan wandte sich vom Fenster ab, als könnte er nicht länger ertragen, was er dort draußen sah. »Geld und Eigentum bedeuten den Leuten jetzt nichts mehr, verstehen Sie? Sie können ihr Silber und Gold, ihre alten Erbstücke, nicht essen. Sie können ihre Stapel von Banknoten nicht essen. Sie können ihren Grundbesitz nicht essen. Aber wenn ich ihnen gegen diese Dinge, die für sie wertlos sind, etwas eintausche, das sie essen können, wenn ich sie überzeugen kann, diese Dinge für ein paar Mahlzeiten in meinen Namen zu überschreiben – dann werde ich dieses Eigentum immer noch besitzen, wenn die Welt sich wieder in geordneten Bahnen dreht.«

Er ließ sich wieder auf seinen Stuhl vorn im Raum fallen und ließ den Blick über die Gesichter schweifen. Er musste sich davon überzeugen, dass er die Männer berührte, dass sie sich verstanden. »Hätten wir ernten können, hätte ich Dutzende von bewaffneten Trupps mit Eiern, Trockenfleisch, Kartoffeln, getrockneten Bohnen und sogar Haschisch und Opium in die umliegenden Ortschaften geschickt. Was glauben Sie, was die Leute dafür eingetauscht hätten? Was glauben Sie, wie viele Häuser wir Ende nächsten Jahres besessen hätten, wenn die Zustände noch ein Jahr lang so weitergehen? Wie viele Kisten voller Geld hätten wir beiseiteschaffen können? Wie viele Säcke voller Goldschmuck und Silberschmuck hätten wir dann?«

Niemand antwortete. Die Männer schwiegen, waren aber fasziniert. Sie konnten seine Vision sehen. Sie hatten sie am eigenen Leibe miterfahren. Sie hatten sie fast wahr werden und dann wie eine Bierflasche an einem Felsen zerschellen gesehen.

»Ich erzähle Ihnen das nicht, weil ich denke, dass uns diese Möglichkeit nun genommen ist, sondern weil ich will, dass Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Wir können unser Schiff immer noch zurück auf Kurs lenken. Was auch immer den Männern zugestoßen ist, die wir losgeschickt hatten, war eine Kriegserklärung gegen uns. Es war eine Kriegserklärung gegen unseren gemeinsamen Traum. Das werde ich nicht akzeptieren. Wir können das nicht akzeptieren.«

Bryan stand auf. Seine Stimme wurde hart. In ihm entflammte ein Feuer, ein wütendes Inferno, das er wie einen vom Wind gepeitschten Waldbrand jeden Mann im gesamten Speisesaal anstecken sehen wollte. »Wenn Sie heute diesen Speisesaal verlassen, will ich, dass Sie sich bewaffnen, um in den Krieg zu ziehen. Wir werden einen Planwagen und Packpferde mit Lebensmitteln, Kochausrüstung und zusätzlicher Munition beladen. Wir werden suchen, bis wir herausfinden, was unseren Kameraden zugestoßen ist. Unterwegs werden wir eine Armee zusammenstellen und jeden umlegen, der uns den Weg versperrt.«

Einer der Männer wagte es, die Hand zu heben. Bryan nickte ihm zu, dass er sprechen sollte.

»Wie stellen wir denn eine Armee zusammen? Es gibt nur so wenige Männer, die in den jetzigen Zuständen bereit sind, ihre Familien allein zu lassen. Wer würde denn bereit sein, mit uns mitzukommen? Bieten wir irgendwelche Prämien an?«

Bryan lächelte. »Haben Sie schon mal vom Leuchtenden Pfad gehört?«

Kapitel 4

Conor stand auf seiner Rasenfläche, genoss die Sonne und harkte Laub. Obwohl seine Gebäude recht feuersicher waren, sorgte er sich immer, dass totes Laub einem Brand ermöglichen würde, sich von einem Haus zum anderen auszubreiten. Er harkte die Blätter gerade auf eine schmutzige blaue Plastikplane, als er das rhythmische Klapp-Klapp von beschlagenen Pferden auf der Teerstraße hörte.

Conor ließ sofort die Harke fallen und schnappte sich sein Gewehr, das an der Wand des Gebäudes lehnte. Er duckte sich hinter einer riesigen Bergbaumaschine, die dort extra zur Deckung abgestellt war. Die Maschine war ein Überbleibsel des ehemaligen Kohlewerks. Die über hundert Tonnen Stahl konnten ferngesteuert Kohle graben, baggern und auf einem Förderband transportieren.

Er drehte sein Zielfernrohr auf die größtmögliche Vergrößerung und suchte die Straße ab. Zwei Reiter erschienen in seinem Blickfeld. Keiner von beiden kam ihm bekannt vor, aber sie wirkten selbstbewusst, so als kannten sie sich in der Gegend aus. Tatsächlich ritten sie direkt zu seinem Tor und hielten an, als versuchten sie, zu sehen, ob jemand zu Hause war.

»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, rief Conor aus der Deckung.

Die Männer, die nicht gemerkt hatten, dass sie beobachtet wurden, zuckten beim Klang seiner Stimme zusammen. Als sie Conor und das auf sie gerichtete Zielfernrohr schließlich hinter der riesigen Maschine entdeckten, erschreckten sie sich noch mehr. Niemand sah sich gern einer Gewehrmündung gegenüber.

»Wir suchen nach Conor«, sagte der ältere der beiden Männer.

»Wer ist wir?«

»Ich heiße Johnny Jacks. Das hier ist mein Sohn Jason.«

Conor richtete sich hinter der Maschine auf und hängte sich das Gewehr über die Schulter. Er ging zu dem drei Meter hohen Rolltor und zog die Schlüsselkette heraus, die er um den Hals trug. Er ging die Schlüssel durch und suchte den für das Vorhängeschloss heraus. Nachdem er es geöffnet hatte, ließ er die Kette am Tor fallen und schob es auf seinen Rädern langsam auf.

»Ich bin Conor«, sagte er und hielt dem älteren Mann die Hand hin. »Ich glaube, ich hatte das Vergnügen, die Bekanntschaft Ihrer Frau zu machen.«

Johnny schwang sich vom Rücken seines Pferdes und ging zum Tor, um Conors Hand zu schütteln. Der hochgewachsene alte Mann mit den dichten weißen Haaren lächelte warm und schüttelte Conors Hand. »Ja, das hatten Sie. An dem Tag waren wir unterwegs und haben versucht, unser ganzes Vieh zu finden und wieder nach Hause zu treiben. Eine äußerst schwierige Sache. Entschuldigen Sie, dass ich erst jetzt vorbeikomme, aber wir hatten zu viel zu tun und konnten nicht weg. Und dann muss man sich Sorgen machen, was zu Hause passieren könnte, während man weg ist.«

Der jüngere Mann sprang vom Pferd und trat zu ihnen. Er schüttelte Conor ebenfalls die Hand. »Jason Jacks. Wir haben gehört, dass Sie vielleicht an ein paar Pferden interessiert sind.«

»War ich«, sagte Conor. »Aber im Moment habe ich mehr als genug Huftiere.«

»Reiten Sie die Ziegen?«, fragte Jacks lachend und zeigte auf eine aus Conors Herde.

Conor schüttelte den Kopf. »Nein, um ganz ehrlich zu sein, gab es etwas Ärger. Meine Tochter und mehrere Frauen aus der Gegend hier waren entführt worden. Ich habe sie verfolgt. Als ich schließlich meine Tochter wieder hatte, hatte ich mehr Pferde, als ich gebrauchen konnte.«

Johnny verdaute diese Nachrichten und nickte. »Davon habe ich etwas gehört. Eine Freundin meiner Frau war auch mit entführt worden. Freut mich zu hören, dass Sie sie alle befreit haben. Darf ich fragen, wie Ihnen das gelungen ist?«

»Vielleicht will er nicht darüber reden, Dad«, sagte Jason.

»Das weiß man nur, wenn man fragt«, antwortete Johnny.

»Die Hölle kennt keine Wut wie die eines rachsüchtigen Vaters«, sagte Conor einfach.

Johnny und Jason warteten, aber es kamen keine weiteren Informationen. Als klar wurde, dass Conor nicht mehr dazu sagen würde, nickte Johnny verstehend.

»Ich frage nur, weil ich mir gerade selbst um etwas Sorgen mache«, sagte Johnny.

»Um was denn?«, fragte Conor. »Ich bin dabei, eine Art Bürgerwehr aufzubauen. Nach der Entführung dachte ich mir, es wäre keine schlechte Idee, wenn wir Anwohner vorbeugende Maßnahmen ergreifen, um die Gegend hier sicherer zu machen. Beteiligung daran ist natürlich vollkommen freiwillig, aber der Gedanke dahinter ist, eine sichtbare Präsenz zu haben, die jemanden mit kriminellen Plänen vielleicht abschrecken würde.«

»Ich sorge mich nicht unbedingt um jemanden, der etwas Übles vorhat«, sagte Johnny. »Bei mir sind Männer von außerhalb aufgetaucht, die Pferde kaufen wollen, und ich werde aus ihnen nicht ganz schlau. Sie kamen mir ein bisschen seltsam vor, waren aber nicht bedrohlich. Nach dem, was sie sagten, wollen sie etwas für die Pferde eintauschen. Ich will bloß kein potenzielles Diebesgut annehmen.«

»Wie weit sind Sie mit den Verhandlungen?«, fragte Conor.

»Sie sollen heute Nachmittag vorbeikommen und sich entscheiden, wie viele Pferde sie wollen. Deshalb wollte ich sichergehen, dass Sie Pferde haben, bevor die alle nehmen, die ich habe.«

Conor warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Ich muss mir nur schnell ein paar Sachen schnappen, aber wie wäre es, wenn ich Ihnen hinterher reite und mir diese Männer ansehe?«

Jason sah zu seinem Vater hinüber. »Hältst du das für eine gute Idee? Das könnte wie eine Schwäche wirken. So, als bräuchten wir Verstärkung.«

»Auf Nummer sicher zu gehen, ist kein Grund, sich zu schämen«, sagte Conor. »Ich werde denen gegenüber ganz ehrlich sein und sagen, ich habe gehört, dass sie nicht von hier sind. Ich würde gern wissen, was sie unterwegs gesehen haben.«

Johnny sah seinen Sohn an. »Das kann ja nicht schaden, oder?«

»Macht Sinn, denke ich«, gab Jason zurück.

»Geben Sie mir fünf Minuten Zeit. Ich muss meine Sachen holen und meiner Tochter sagen, was los ist. Ich bin sofort wieder da. Falls Ihre Pferde Wasser brauchen – da hinten ist eine Tränke. Schieben Sie nur das Tor hinter sich zu.« Conor lief zu seinem Wohnhaus, verlangsamte seine Schritte aber, bevor er hineinging. Er wollte Barb nicht erschrecken, indem er wie ein Verrückter ins Haus barst. Er fand sie in der Küche, wo sie die vermutlich letzte Ernte des Jahres an Paprikaschoten und Zwiebeln zum Trocknen vorbereitete. Ihr beanspruchter Gemüsegarten war jetzt nur noch ein einziges Chaos aus toten und absterbenden Pflanzen.

»Barb, Schatz, dieser Johnny Jacks von der anderen Bergseite ist da, um zu fragen, ob ich noch an Pferden interessiert bin.«

Barb zog eine Augenbraue hoch. »Du hast nein gesagt, oder? Ich weiß nicht mal, ob wir alle füttern können, die wir jetzt haben.«

»Ich hab nein gesagt, aber er hat mir erzählt, dass eine Gruppe von Fremden da ist, die von ihm gegen Tauschware Pferde einhandeln will. Ich habe das Gefühl, dass diese Leute ihn irgendwie nervös machen. Ich hab ihm gesagt, dass ich mitkomme – sowohl als Verstärkung, als auch, um diese Leute zu fragen, was sie unterwegs gesehen haben. Vielleicht habe ich auch Gelegenheit, mit ihm über unsere Bemühungen zu reden, die Gegend etwas sicherer zu machen. Er könnte durchaus ein paar Ideen haben, wie wir Leute auf seiner Seite vom Berg besser erreichen können.«

»Pass auf dich auf«, warnte sie.

Conor lächelte. »Du hörst dich allmählich an wie ich, Töchterlein. Voller Sorgen darüber, was für ein Mist auf der anderen Seite vom Tor auf uns wartet.«

Barb zuckte die Schultern, als müsste sie nichts erklären.

»Und was dich angeht, mein Mädchen – ich würde es vorziehen, wenn du das Gelände nicht verlässt, bis ich zurück bin. Ragus ist ja hier bei dir. Ich weiß, dass er in einem Gefecht bei Weitem nicht so kompetent ist wie du, aber er ist ein lebendiger Mensch und kann eine Waffe halten.«

»Ich habe hier jede Menge zu tun. Und für Ragus habe ich auch eine lange Liste.«

Conor lächelte. Er spürte, wie sehr Barb es genoss, den Jungen herumzukommandieren.

»Was grinst du?«, fragte Barb.

»Nichts weiter. Wenn nicht irgendwas vollkommen Wildes dazwischenkommt, sollte ich heute Abend wieder da sein. Wenn nicht, dann komm mich nicht suchen. Mir wird nichts passieren.«

Und damit verschwand Conor im Einsatzraum. Da er nicht erwartete, dass dies in eine lange Reise ausarten würde, zog er sich keine Armeehosen und ein Armeehemd an wie bei seiner Verfolgungsjagd auf Barb. Allerdings zog er sich seinen beladenen Plattenträger über, schnallte sich seinen Kampfgürtel um und warf sich seinen Einsatzrucksack über die Schulter. Da er nicht wusste, was ihn erwartete, schnappte er sich ein Blackout in Kaliber .300 vom Waffenständer. Er überzeugte sich davon, dass der Schalldämpfer festgeschraubt war, und tauschte die Magazine in Kaliber 5,56 in seinem Plattenträger gegen Kaliber .300 Blackout aus. Er sah schnell nach, ob er tatsächlich alles dabeihatte, das er brauchte. Dann erst verließ er das Zimmer und verabschiedete sich nochmals von seiner Tochter.

Er schloss die Haustür hinter sich ab, genau wie er es getan hatte, wenn er kurz wegging, als Barb noch ein Teenager gewesen war – eine Angewohnheit, die er nicht zu ändern vorhatte. Conor lief an den an der Tränke stehenden Männern vorbei. »Ich muss nur noch mein Pferd satteln, dann bin ich sofort bei Ihnen.«

Johnny nickte und lächelte. Er schien ein netter Kerl zu sein.

»Ragus!«, rief Conor, als er sah, dass der Junge frisches Einstreu im Ziegenstall verteilte.

Ragus kam herübergelaufen, während Conor schon eine Decke und Sattel auf sein Pferd warf. Es war dasselbe, das er geritten hatte, als er Barb und ihre Entführer eingeholt hatte. Er verstand nicht viel von Pferden, aber er mochte dieses. Es hatte sich so gut benommen, wie er für ein Pferd nur für möglich hielt, und irgendwann unterwegs hatten sie angefangen, einander zu tolerieren.

»Was ist denn?«, fragte Ragus.

Conor legte seinen Einsatzrucksack hinter den Sattel und schnallte ihn fest. »Ich reite mit Johnny Jacks und seinem Sohn zu ihrer Farm runter. Ich bin für den Rest des Tages weg und bin vielleicht erst spät wieder zurück. Reite nicht los, um mich zu suchen, falls ich heute Abend nicht wiederkomme. Und mir wäre es lieber, wenn du heute das Gelände nicht verlässt. Barb ist immer noch nicht so ganz auf dem Damm.«

»Verstanden«, sagte Ragus. »Sei vorsichtig.«

»Immer, mein Junge. Immer«, sagte Conor, sprang aufs Pferd und lenkte es auf die Tränke zu.

Als er die beiden Männer erreichte, betrachteten Johnny und Jason ihn neugierig und leicht amüsiert.

»Was ist? Steht mein Hosenstall offen?«

»Sie reiten noch nicht lange, oder?«, fragte Jason.

Conor schüttelte den Kopf. »Nein. Woran sieht man das?«

»Warum steigen Sie nicht noch mal ab, wenn Sie nichts dagegen haben, und lassen uns Ihnen zeigen, wie man ein Pferd korrekt sattelt. Das kann Ihnen eines Tages eine Menge Ärger ersparen. Und es macht einen langen Ritt auch angenehmer für das Pferd«, sagte Johnny.

Conor glitt aus dem Sattel und bedeutete den Männern, dass sie loslegen konnten. Die beiden nahmen dem Pferd mit knappen Bewegungen Sattel und Zaumzeug ab und zäumten dann neu auf, wobei sie Conor jeden Handgriff erklärten. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie wenig er wusste, bis die erfahreneren Reiter ihm zeigten, wie alles gemacht wurde.

»Ich glaube, das wird Ihrem Pferd besser gefallen«, sagte Johnny. »Und es kann Sie irgendwann sogar davor bewahren, bei einem schnellen Ritt runterzufallen.«

Conor war für die Lektion dankbar. Es gab keinen Grund, sich zu schämen, wenn einem beigebracht wurde, wie man etwas richtig macht – egal, ob es sich ums Schießen, Kämpfen oder Pferdesatteln handelte. Niemand wurde allwissend geboren. Außerdem waren die Fähigkeiten, auf die es vor einem Jahr noch angekommen war, vollkommen anders als die, die jetzt wichtig waren. Sich das aktuell benötigte Wissen anzueignen, war stets so, als versuchte man, auf ein sich bewegendes Ziel zu schießen.

Die Männer stiegen auf und ritten aus dem Tor, das Ragus hinter ihnen abschloss.

»Mir sind die vielen Eichhörnchen hier oben aufgefallen«, sagte Johnny. »Essen Sie die?«

»Bisher nicht«, gab Conor zu.

»Als ich noch klein war, sind in den Kohlewerken viele Ausländer aufgetaucht, weil es so viel Arbeit gab. Ungarn, Italiener, sogar Iren wie Sie. Mein Dad hatte eines Abends einen ungarischen Freund zu uns zum Essen eingeladen. Er kam mit seiner Frau und ein paar Kindern und wir hatten viel Spaß. Ich erinnere mich noch, wie die Frau dieses Mannes fragte, was für Fleisch das war, das wir aßen, weil es ihr nicht bekannt vorkam. Meine Mutter erklärte, dass es Eichhörnchen war.

Was ist Eichhörnchen?, fragte die ungarische Frau in ihrem gebrochenen Englisch. Meine Mutter beschrieb ihr, dass es kleine Pelztiere waren, die lange Schwänze hatten, und dass man sie hinter dem Haus herumspringen sah, wo sie auf Bäume und Zäune kletterten. Sie sagte, dass sie gut schmeckten.

Sehr gut, sagte die Frau zu meiner Mutter. Ein paar Wochen später lud uns das ungarische Paar zu sich nach Hause zum Essen ein. Wir sind hingegangen und sie hatten viele Speisen. Manches davon war auf eine Art gekocht, die wir nicht kannten, von daher war das etwas ganz Besonderes. Sie hatten ungarische Gerichte und einen ganz besonderen Eintopf, der allen sehr schmeckte. Der war wirklich gut. Meine Mutter hat der Frau entsprechende Komplimente gemacht und gefragt, was in dem Eintopf war.

Es ist Eichhörnchen, sagte die Frau äußerst stolz, und dass sie es selbst erlegt hatte. Meine Mutter fragte sie, wie sie das gemacht hatte.

Ich gehe raus mit Gewehr, weil ich Eichhörnchen überall springen sehe, erzählte die Frau meiner Mutter. Sie sagte, dass es auf einen Zaunpfosten geklettert ist und ihr direkt ins Gesicht geschaut hat, als es sie kommen sah. Es gab ein Eichhörnchengeräusch von sich, und sie erschoss es.

Manchmal schimpfen die, sagte meine Mutter.

Nicht wie schimpfen, sagte die Frau zu ihr, ist dieses Miaaauuu-Geräusch.

In dem Moment wurde uns klar, dass wir Katzeneintopf gegessen hatten«, sagte Johnny. »Wir haben nicht gewagt, uns anzusehen. Wir wussten nicht, was wir sagen sollten.«

»Wie hat es geschmeckt?«, fragte Conor.

»Nicht wie Eichhörnchen«, antwortete Johnny. »Es war lecker, bis wir herausfanden, was es war. Wir waren zu Höflichkeit erzogen worden, deshalb sagte niemand was, aber auf dem Weg nach Hause haben wir uns alle übergeben. Selbst meine arme Mutter hat Katzenfleisch ins Unkraut gekotzt.«

Kapitel 5

Am Morgen, nachdem Bryan Padowicz seinen Sklaven das Arbeitsverhältnis so abrupt gekündigt hatte, verließ er mit den Überresten seiner Armee Douthat Farms. Die meisten Männer waren zu Pferde und hatten eine Vielzahl von zusammengesuchten Waffen dabei. Ein gestohlener Planwagen, der zur Werbung vor einem Futtermittelladen gestanden hatte, fuhr am Ende der Kolonne. Bryan ritt an der Spitze vorweg, allerdings nicht mit der Körperhaltung eines Generals auf siegesreichem Feldzug. Er hockte mit den hängenden Schultern eines bankrotten Geschäftsmannes im Sattel, der seine Träume begräbt.

Bryan hatte große Pläne für Douthat Farms. Er hatte aus dem Ranger-Büro sogar eine Landkarte des gesamten Naturparks gestohlen und seinen Plan darauf skizziert. Als er seine angeschlagene, aber hoffentlich nicht gescheiterte Farm verließ, war er der Einzige, der die Geister dieser unverwirklichten Träume sah. Das Wasserkraftwerk, das er sich am Ufer des Sees vorstellte. Die vielen Gewächshäuser, größer und besser gebaut, die natürlich bewässert, mit Holz beheizt und per Solarstrom beleuchtet wurden und seine gesamte Organisation mit frischem Essen versorgen sowie genug zum Tauschhandel produzieren konnten.

Dann die Wiesen, auf denen sie Obst- und Nussbäume anpflanzen würden, die sie jahrein, jahraus mit kaum Arbeit erforderndem Essen ernähren konnten. Die Schlafsäle, die er für ihre Arbeitskräfte gebaut hätte, und das Gefängnis, das er für alle, die sich sperrten, geplant hatte. Für ernste Verbrechen hätte es den Galgen gegeben. Für kleinere Vergehen wie Trunkenheit oder sich mit den Sklaven anzufreunden, würde es ein paar hölzerne Pranger geben, in die die Missetäter mit dem Hals und den Handgelenken eingesperrt werden und der öffentlichen Abschreckung dienen konnten. Dort konnten der oder die Gefangene von ihren Kameraden gehänselt und geschlagen werden.

Am Parkeingang, wo Besucher von demselben Schild begrüßt wurden, das jeden Naturpark von Virginia zierte, hatte Bryan sich etwas Grandioseres vorgestellt. Er wollte hohe Steintürme haben, auf denen oben Wachposten standen. Es würde ein schweres Holztor mit langen geschmiedeten Angeln geben, die zu einem mittelalterlichen Dorf passten. Auf einem Schild über dem Tor würde Douthat Farms stehen.

Als Bryan an dem Willkommensschild vorbeiritt – vielleicht zum letzten Mal –, stieß er einen so tiefen Seufzer aus, dass er meinte, ein Teil seiner Seele trennte sich von seinem Körper und verließ ihn mit dem Atemzug. Mit dem Seufzer schloss er zugleich mit seiner Trauer ab. Diese Ablenkung würde er sich ab jetzt nicht mehr erlauben. Er würde entweder gestärkt zurückkehren – als Anführer einer größeren Armee und mit den Arbeitskräften, die er brauchte – oder in einer glorreichen Schlacht sterben.

Obwohl er bisher nicht daran gedacht hatte, merkte er jetzt, dass es sogar noch eine dritte Möglichkeit gab. Er könnte sich auch das Land seiner Feinde aneignen und seine Vision anderswo Wirklichkeit werden lassen. Ihr einen neuen Namen geben. Mit den Fertigkeiten, die er beherrschte, und seiner Vorstellungskraft war ihm das möglich. Schließlich basierte seine ganze Philosophie auf Flexibilität und darauf, sich den gegebenen Umständen anzupassen.

Kaum drei Meilen weit vom Eingangstor entfernt trafen Bryan und seine Männer auf die ersten anderen Menschen. Es schien sich um eine ortsansässige Familie zu handeln, die am Flussufer versuchte, ihr Abendessen zu fangen. Eine ganze Reihe von Angeln, die in den Astgabeln von ins sandige Erdreich gerammten Stöcken lehnten, war am Ufer aufgebaut. Ein Mann und eine Frau um die fünfzig beobachteten konzentriert, ob die Spitzen der Angelruten zuckten. Dann hörten sie die sich nähernden Reiter. Jetzt beobachtete das Paar Bryan und seine Männer mit derselben wachsamen Erwartung, mit der es vorher die Angelruten im Auge behalten hatte.

Zwei Jungen im Teenageralter gruben auf der Suche nach Würmern und allem, was als Köder benutzt werden konnte, mit angespitzten Stöcken in der Uferböschung. Auch sie erstarrten und beobachteten die Reiter, während die Reiter sie beobachteten. Bryan setzte sich von seiner Truppe ab und ritt zu ihnen herüber.

Die Familie konnte sich nirgendwo verstecken und nach nirgendwohin weglaufen. Vielleicht war sie bewaffnet, aber da sie den Männern weit unterlegen war, ließ niemand von ihnen eine Hand an die Hüfte gleiten. Bryan wandte sich an die Frau, da sie die Einzige war, auf die sein Vorhaben keine direkten Auswirkungen haben würde. Heute war er nicht auf der Suche nach Frauen. Er vergeudete keine Zeit damit, eine formelle Rekrutierungsrede vorzubereiten. Er würde von Herzen sprechen und hoffen, dass die Menschen wegen seiner Begeisterung an seinem Kreuzzug teilnehmen wollten.

»Entschuldigung, meine Dame, darf ich Sie wegen etwas sehr Wichtigem stören? Meine Kameraden und ich befinden uns auf einem höchst wichtigen Erkundungszug. Unsere Ränge sind leider durch eine unglückliche Verkettung der Umstände, die wir nicht beeinflussen konnten, dezimiert worden. Unser Erfolg kann nur durch das erneute Auffüllen unserer Kassen und die Wiedergutmachung unserer Verluste garantiert werden. Ich hatte gehofft, Sie Ihrer Männer entledigen zu können.«

Der Mann neben ihr hatte Übergewicht und trug gigantische Latzhosen, die an den Seiten von seinem Körper abstanden. Er lehnte sich vor und spuckte sich zwischen die Füße. »Wenn Ihre blumigen Worte bedeuten sollen, dass Sie unsere Jungs mitnehmen wollen – das werden Sie nicht tun. Wir kommen nur über die Runden, weil die beiden uns zu Hause helfen.«

Bryan lächelte auf eine Weise, die versteckte, wie wenig er Menschen tolerierte, die sich ihm in irgendeiner Weise widersetzten. »Sir, mit Ihnen hatte ich nicht gesprochen, aber ich glaube, dass Sie mich missverstehen. Meine Rekrutierungsbemühungen waren nicht nur an die jüngeren und fitteren Mitglieder Ihrer Familie gerichtet. Zu diesem Zeitpunkt unserer Reise sind meine Ansprüche so weitgefasst, dass sie auch jemanden wie Sie mit einschließen, der schon lange schwerer als sein optimales Kampfgewicht ist. Auch damit sind Sie immer noch jemand, der auf einem Pferd sitzen und eine Schusswaffe benutzen kann. Und damit sind Sie für mich wertvoll. Ich brauche von Ihnen lediglich ein einfaches Ja oder Nein, ob Sie dieser Aufgabe gewachsen sind.«