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Anorexia nervosa, auch bekannt unter dem Begriff Magersucht, ist eine schwerwiegende Erkrankung, die sich bei immer mehr jungen Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 35 Jahren einstellt. In 15 Prozent der Fälle endet der Krankheitsverlauf tödlich. Was ist Magersucht? Ein Thema, das durch die Medien geistert? Bilder die betroffen machen und doch so weit weg der eigenen Realität zu sein scheinen? Der Schein kann trügen. Viel schneller als Sie denken wird Magersucht bittere Wahrheit. Wo endet gesundes abnehmen und wo beginnt Magersucht? Wenn die Frage so einfach zu beantworten wäre, stünden nicht tausende von Eltern vor einer der schwersten Prüfungen ihres Lebens. Denn ihre Kinder aus dm Teufelskreis der Magersucht zu befreien, sich mit der bizarren Symptomatik und den tückischen Gefahren der Magersucht auseinanderzusetzen, führt viele Eltern an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Autorin Manuela Aberger nimmt das Problem Magersucht detailliert unter die Lupe und schildert in ihrem Buch den Entstehungsprozess der Magersucht und zeigt auf, was Eltern über Magersucht bisher nicht wissen. Sachlich werden die Ursachen und familiäre Einflüsse von Magersucht verdeutlicht und aufgezeigt, wo und wie sich Betroffene helfen können. Was ist Magersucht? Verschaffen Sie sich mit diesem Buch einen ganzheitlichen Überblick über Anzeichen, Ursachen und Behandlung einer gefährlichen Krankheit.
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Seitenzahl: 67
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Manuela Aberger
Magersucht –
so viel mehr als Hungern
Ratgeber
2. Auflage April 2018
Copyright © 2013 by Ebozon Verlag
ein Unternehmen der CONDURIS UG (haftungsbeschränkt)
www.ebozon-verlag.com
Alle Rechte vorbehalten.
Covergestaltung: media designer 24
Coverfoto: BilderBox.com
Layout/Satz/Konvertierung: Ebozon Verlag
Fotos: BilderBox.com
ISBN 978-3-95963-080-1 (PDF)
ISBN 978-3-95963-078-8 (ePUB)
ISBN 978-3-95963-079-5 (Mobipocket)
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Was ist Magersucht? Ein Thema, das durch die Medien geistert? Bilder, die betroffen machen und doch so weit weg der eigenen Realität zu sein scheinen? Der Schein kann trügen. Viel schneller als Sie denken wird Magersucht bittere Realität. Wo endet gesundes Abnehmen und wo beginnt Magersucht? Wenn die Frage so einfach zu beantworten wäre, stünden nicht tausende Eltern vor einer der schwersten Prüfungen ihres Lebens. Denn ihre Kinder aus dem Teufelskreis der Magersucht zu befreien, sich mit der bizarren Symptomatik und den tückischen Gefahren der Magersucht auseinanderzusetzen, führt viele Eltern an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit.
»Warum isst du denn nichts?« »Ich bin mal wieder auf Diät.« »Aha.« - Und schon wird zur Tagesordnung übergegangen, denn was soll an Gewichtsabnahme und Schlankheitsdenken denn schon falsch sein? Ganz im Gegenteil müssen Sie sich heute nicht schon fast wie ein Außenseiter fühlen, wenn Sie in der Kantine Nachschlag verlangen und sich auch schon einmal ein Stück Sahnetorte schmecken lassen - ganz ohne schlechtes Gewissen? Die Magersucht versteckt sich hinter den Idealen unserer Zeit und bleibt gerade deshalb oft viel zu lange unerkannt.
Längst ist es nicht mehr nur für die Models auf dem Laufsteg ein Muss, schlank zu erscheinen. Pummelige Kinder haben keinen guten Start im Leben und wer möchte schon gerne gemobbt werden und von vornherein als Außenseiter gelten? Wer schlank ist, hat es leichter im Leben und sieht einfach besser aus. Viele Eltern werden ihren Kindern diesen Rat mit auf den Weg geben. Besonders in der Pubertät, in der Zeit der Selbstfindung und der großen Umbrüche auf dem Weg zum Erwachsenen, hat Magersucht leichtes Spiel. Doch was spricht schon dagegen, eine Diät zu machen?
Wege, um abzunehmen, gibt es viele. Manch einer isst einfach weniger von allem, ein anderer ersetzt Kohlenhydrate durch Ballaststoffe und schlürft Eiweißdrinks. Besonders Ehrgeizige halten sich strikt an die Diätvorschriften in den Medien.
Zu diesem Zeitpunkt taucht die Bezeichnung Magersucht noch nicht auf. Sie kommt erst dann ins Spiel, wenn der Wunsch abzunehmen, sich nicht mit dem Erreichen des Wunschgewichtes erschöpft. Magersucht bedeutet, weiter zu hungern und das angestrebte Schlankheitsideal immer wieder aufs Neue nach unten zu korrigieren. Der Blick für die Realität geht verloren, das eigene Wahrnehmen ist gestört. Die Waage und der Wunsch nach weniger Kilos werden zum Lebensinhalt. Außenstehende müssen hilflos mit ansehen, wie sich von Magersucht Betroffene ehrgeizig und zielstrebig ihr eigenes Grab schaufeln. Dieser Ratgeber soll Ihnen Wege aufzeigen, mit dem Thema Magersucht umzugehen und sich selbst und anderen zurück in ein bewusstes und erfülltes Leben zu verhelfen.
Die Geschichte der Magersucht reicht weiter zurück, als man vermutet. Im Laufe der Jahrhunderte hat der Mensch seine Sprache vervollkommnet. Lange bevor der Magersucht ein Gesicht und eine Bezeichnung gegeben wurde, begann ihre Geschichte. Der Begriff des Fastens zieht sich durch die Weltreligionen wie ein rotes Tuch. Man verbindet damit Reinigung und Buße. Ein kollegiales Hungern zum Gottgefallen - ob damit die Geschichte der Magersucht beginnt? Wer weiß…
Im deutschen Raum wurde die Geschichte der Magersucht erstmals im 9. Jahrhundert zum Thema. Nach heftigen Heißhungerattacken trat die Bäuerin Friderada von Treuchtlingen einem Kloster bei und begann zu fasten. Nach drei Jahren wurde sie zur Wundertäterin, da sie angeblich noch immer auf Nahrung verzichtete. Heute würde die Bäuerin als eine Magersüchtige gelten, die heimlich geringe Mengen an Nahrung zu sich nimmt…
Es mussten noch Jahrhunderte vergehen, bis die Geschichte der Magersucht im eigentlichen Sinne begann. Der englische Arzt Gull und der Franzose Lasègue definierten die Magersucht um 1870 beinahe zeitgleich als »Anorexia Nervosa«. Die Geschichte der Magersucht war damit zwar besiegelt, doch längst war die Krankheit noch nicht bewusst definiert. Es gab zahlreiche Parallelen und Verwechslungen mit Depressionen oder mit der Schizophrenie. Auch die Tuberkulose ist mit einem starken Gewichtsverlust verbunden. Auch wenn die Krankheit damals noch schwer zu diagnostizieren war, die Geschichte der Magersucht hatte begonnen und fand auch bereits in der Literatur Erwähnung. Franz Kafka, selbst an Tuberkulose verstorben, schildert in »Der Hungerkünstler« in brillanter Art und Weise die Geschichte und die Sehnsüchte einer von Magersucht Betroffenen. Dabei wird bereits der ganzheitliche Ansatz der Erkrankung deutlich. Familientherapeuten haben ihn zum Glück vor einigen Jahrzehnten aufgegriffen und in ihre Arbeit integriert.
Die Geschichte der Magersucht führte lange Zeit ein Schattendasein. Erst um 1970 wurde in den USA darüber berichtet, dass es junge Frauen gibt, die die Essensaufnahme verweigern. Der Ernst der Erkrankung wurde damals noch nicht erkannt. In den 1980er Jahren witzelten amerikanische TV-Moderatoren gar noch über ein Kochbuch für die Magersucht. Unter dem Titel »The Golden Cage« veröffentliche Hilde Bruch 1978 ein Buch über die Geschichte und Verbreitung der Magersucht. Dieses Buch half dabei, Menschen die Augen über das wirkliche Ausmaß der Krankheit zu öffnen.
Heute nimmt man nicht einfach nur ab. Die Methoden der Gewichtsabnahme sind oftmals hart und rigide - nicht nur bei Magersucht. Es gibt erlaubte und verbotene Lebensmittel. Selbstverständlich soll alles für die Gewichtsabnahme Notwendige so wenige Kalorien wie möglich enthalten. Vielen Diäten liegen komplizierte Ernährungspläne zu Grunde, welche die Gewichtsabnahme nicht nur aufwändig gestalten, sondern Betroffene zudem dazu veranlassen, ihre Gedanken ausschließlich um die Ernährung kreisen zu lassen. Damit wird schon fast der Grundstein für eine krankhafte Magersucht gelegt. Viele junge Menschen sind geradezu süchtig nach einer Gewichtsabnahme. Dabei werden Aspekte wie Gesundheit, Vernunft und Ästhetik ignoriert und das Körpergewicht kann schnell bis zu mehr als die Hälfte unter das Idealgewicht absinken. Die Gedanken kreisen um die Angst, wieder zuzunehmen. Diese Furcht vor einer unzureichenden Gewichtsabnahme bei Magersucht kann sich zur Panik entwickeln.
Wer eine Gewichtsabnahme erreichen möchte, nimmt nicht nur weniger Kalorien zu sich, sondern bürdet sich oftmals auch ein anstrengendes körperliches Trainingsprogramm auf. So kann Joggen, Schwimmen oder Radfahren im Leben von Magersucht Betroffenen mehrere Stunden des Tages in Anspruch nehmen. Es handelt sich dabei nicht mehr um eine gesunde sportliche Betätigung, sondern das Verhalten grenzt an einen Zwang. Die Leistungen sollen permanent gesteigert werden, damit die gewünschte Gewichtsabnahme durchgesetzt werden kann.
Magersucht und Gewichtsabnahme bedeuten keinesfalls, keinen Appetit zu haben. Magersüchtige leiden nicht unter Appetitlosigkeit, sondern sie leiden buchstäblich Hunger. Die Gedanken eines Magersüchtigen sind auf Essen und Nichtessen sowie auf eine schnelle Gewichtsabnahme fixiert. Andere Dinge werden als nichtig betrachtet. Hunger kann sehr dominant sein und lässt sich auch durch das Kauen von Kaugummi oder permanentes Trinken von Mineralwasser oder Kaffee nicht ausschalten. Bereits durch diese Tatsache wird deutlich, dass eine krankhafte Gewichtsabnahme bei Magersucht für den Betroffenen auch großes Leid bedeutet.