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Magic Park ist der Auftakt zu einer abenteuerlichen Fantasy-Reihe für Kinder ab 11 Jahren voller magischer Wesen wie Einhörnern, Drachen und einem Phönix. Logan Wilde hat gleich mehrere Probleme: 1. hat es ihn nach Xanadu verschlagen, in das wohl langweiligste Kaff der USA (es sei denn, man ist ein Cowboy). 2. befindet sich unter seinem Bett ein goldenes Greifenkind, das endlos plappert (und nebenbei den gesamten Kühlschrank leerfuttert). 3. gehört dieses Greifenkind eigentlich nicht unter Logans Bett, sondern in den magischen Tierpark seiner Klassenkameradin Zoe (wodurch sich auch erklärt, warum Zoe immer so seltsam riecht). 4. muss der magische Tierpark STRENG GEHEIM gehalten werden. 5. STRENG GEHEIM GEHT NICHT, WENN MAN FÜNF BOCKIGE GREIFENKINDER FINDEN MUSS!!! Genauer betrachtet, hat Logan nur noch vier Probleme. Punkt eins fällt weg.
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Seitenzahl: 303
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Für Adam, Steve, Elliot und Jonah,
KAPITEL 1
Logan Wilde bemerkte die Federn gleich nach dem Aufwachen. Fünf von ihnen lagen wie Herbstlaub auf seinem grauen Teppich. Logan starrte sie an und rieb sich verschlafen die Augen, während sein dritter Wecker losschrillte.
Er stieg aus dem Bett und hob eine der Federn auf. Sie war groß und leuchtete im Sonnenlicht, als wäre sie mit Goldstaub überzogen. Vor allem, wenn er sie gegen seine hellbraune Handfläche hielt.
Logan überlegte, ob vergangene Nacht irgendetwas Seltsames geschehen sein könnte, wie etwa … nun, sagen wir, der Besuch eines riesigen goldenen Vogels, der durch sein Zimmer geflattert war. Das Problem war nur, dass Logan einen wirklich, wirklich tiefen Schlaf hatte. Sein Dad machte immer Witze, dass neben seinem Kopf eine Alarmanlage losheulen könnte, ohne dass Logan davon aufwachen würde.
»Hm«, murmelte Logan. »Will ich echt wissen, was mit dem Rest dieses Vogels passiert ist, Tinka?«
Erst als er sich umdrehte, fiel ihm auf, dass sich seine Katze nicht wie sonst am Fußende seines Bettes rekelte.
»Tinka?«, rief er.
Da erhaschte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf seinem Schreibtisch. Hulk, sein Siamesischer Kampffisch, schwamm aufgescheucht in seinem Glas herum und schlug dabei wild mit den langen violetten Flossen. Das Terrarium daneben sah dagegen völlig verlassen aus. Logan ging hinüber und lugte hinein.
Normalerweise rannten ihm seine zwei Mäuse in der Hoffnung auf Futter schon entgegen, wenn sie ihn nur sahen. Doch heute kauerten Mrund MrsSmith unter einem Haufen Hobelspäne in einer Ecke. Selbst als Logan ihre Futterdose schüttelte, weigerten sie sich herauszukommen.
»Was zur Hölle ist hier los?«, fragte Logan laut.
»Miau«, drang ein leises Stimmchen aus seinem Schrank.
Logan öffnete die Tür und fand seine Katze im obersten Regal, wo sie sich hinter einem Stapel Pullis versteckte. Verängstigt schaute sie ihn an, während sie ihr grau-weißes Fell sträubte.
»Och, du arme Kleine, was ist denn passiert?«, machte Logan sich über sie lustig. »Ist ein großer böser Vogel ins Zimmer geflogen und hat dich erschreckt?«
»Rrrrrrrriau«, grummelte sie. Und ihr vorwurfsvoller Blick sprach Bände: DU jedenfalls bist nicht aufgewacht, um uns zu retten. Kein Problem, schnarch einfach friedlich weiter, während ich gefressen werde. Daran merke ich, wie furchtbar wichtig ich dir bin!
Da sah Logan die blauen, grünen und roten Fäden an ihren Krallen und begriff, dass Tinka die ganze Nacht damit verbracht hatte, in Panik seine Pullis zu zerfetzen.
»Oh Mann.« Logan stöhnte. »Na klasse, Tinka!«
»RRRRIAU«, protestierte sie beleidigt. Logan griff nach ihr, aber sie legte die Ohren an und hechtete über ihn hinweg. Als er herumfuhr, sah er gerade noch ihre Schwanzspitze zum offenen Fenster hinaus verschwinden.
Logan seufzte. »Irgendwann bekomme ich einen Hund«, erzählte er seinem Fisch. »Einen, der nicht bei jedem Scheiß gleich Panik schiebt.«
Hulk wedelte mit den Flossen, als wollte er sagen: Hey, ich bin auf der Seite der Katze!
Logan zog sich an und steckte die Nachricht und das Pausengeld ein, die sein Vater ihm in die Küche gelegt hatte. Dann schnappte er sich noch schnell eine Milchschnitte für den Schulweg und eilte aus dem Haus.
Xanadu war eine verschlafene kleine Stadt in Wyoming, umgeben von lauter Bergen. Nie hätte Logan gedacht, dass er mal an so einem Ort landen würde. Andererseits hätte er auch nie damit gerechnet, dass seine Mutter sie per Postkarte abservieren und sein Dad seinen schicken Job als Anwalt aufgeben würde, um in den Westen zu ziehen und nach ihr zu suchen.
»Schau dir das an, Dad!«, hatte Logan im Sommer gesagt, als ihr Umzugswagen an etwas vorbeigerattert war, das wie ein echter Saloon aussah – über dem Eingang hing sogar ein Holzschild, in das ein Paar langer Hörner eingebrannt war.
»Es ist wie das genaue Gegenteil von Chicago. Bekomme ich jetzt ein Pferd? Ich wette, hier hat jeder ein Pferd.«
»Klar kannst du ein Pferd haben«, hatte sein Dad geantwortet. »Sobald du mit Cowboyhut, Stiefeln und Sporen zur Schule gehst.«
Dad hielt sich für wahnsinnig witzig.
Logan war nicht annähernd mutig genug, einen Cowboyhut zu tragen, von allem anderen mal ganz abgesehen. Als der Neue in der siebten Klasse? Vergiss es!
Aber die zehn Minuten zur Schule auf einem Pferd, statt wie jetzt mit seinem Fahrrad, zurückzulegen, wäre schon ziemlich cool. Logan fuhr im Leerlauf einen Berg hinunter und wich den Schlaglöchern aus. Den Duft von frisch gebackener Pizza, der seinen ganzen Block in Chicago erfüllt hatte, vermisste er noch immer. Auf die meisten anderen Gerüche der Stadt konnte er allerdings dankend verzichten. Hier roch die Luft nach Nadelbäumen und weit entferntem Schnee.
Am Fuß des Hügels düste er an der Bank von Xanadu vorbei und entdeckte auf der Treppe davor eine Gruppe von Leuten in Anzügen. Ihm blieb keine Zeit, anzuhalten, doch im Vorbeifahren hatte er den Eindruck, als hätte jemand die Vordertür der Bank zerkratzt. Zumindest hatte sie eine gewisse Ähnlichkeit mit geriebenem Käse.
Kann gar nicht sein. Du musst dich geirrt haben. Kopfschüttelnd trat Logan weiter in die Pedale.
Bisher gefiel ihm Wyoming besser als Chicago, auch wenn er noch nicht wirklich neue Freunde gefunden hatte. Manchmal ritt tatsächlich jemand auf einem Pferd die Hauptstraße entlang und die Regionalzeitung wurde noch gedruckt und erschien nicht nur als Online-Newsletter – noch dazu in einer altmodischen Schrift wie auf diesen GESUCHT: TOT ODER LEBENDIG-Postern. In Wyoming hatte Logan einen richtigen Garten – na gut, es war nur ein Streifen Gras um ihr einstöckiges Haus herum. Trotzdem, es bestand Hoffnung, dass er hier eines Tages endlich einen Hund halten durfte. Am coolsten war allerdings, dass sein Dad ihn den ganzen Tag lang allein mit dem Rad in der Gegend herumfahren ließ.
Außerdem lauerten hier nicht an allen Ecken hinterhältige Erinnerungen an seine Mutter. Er hatte keine Ahnung, wie sein Dad auf die Idee gekommen war, sie ausgerechnet in dieser Gegend zu finden. Xanadu war viel zu langweilig für sie – im Umkreis von achtzig Kilometern gab es nicht einmal einen Flughafen. Logan machte die Ruhe nichts aus, aber seine Mutter wäre schon nach einer Woche durchgedreht.
Er fuhr um die letzte Ecke und krachte um ein Haar in drei Schüler, die mitten auf der Straße standen und stritten.
»Aaaaah!« Er riss den Lenker herum, während zwei aus der Gruppe zur Seite sprangen. Logan verkantete sich mit dem Reifen an der Bordsteinkante, flog vom Rad und landete der Länge nach in einem Haufen Orangenblätter eines fremden Vorgartens.
»Pass doch auf, wo du hinfährst!«, brüllte ein Mädchen.
»Ich?« Logan setzte sich auf. »Ihr steht doch mitten auf der Straße rum!« Sein Ellbogen tat weh und er hatte sich die Handflächen aufgeschrammt. Außerdem fühlte er, wie Blut sein Schienbein entlangrann. Logan nahm seinen Sturzhelm ab und rollte sein Hosenbein hoch.
Das jüngere Mädchen, das ihn angeschrien hatte, stand noch immer mitten auf der Straße und stierte ihn wütend an. Ihr dunkles Haar war zu zwei langen Zöpfen geflochten. Sie war ihm schon einmal aufgefallen, als sie auf dem Fußballfeld eine Mitschülerin angebrüllt hatte. Aber ihren Namen kannte er nicht. Die beiden anderen – ein Junge und ein Mädchen – gingen wie er in die Siebte.
»Oh Mann«, sagte der Junge, als er sich Logans blutendes Bein besah. »Das tut mir echt leid, Alter.« Blue Merevy war groß, blond und wirkte immer ein wenig verschlafen. Die Mädchen himmelten ihn an und tummelten sich gern in seiner Nähe. So ganz konnte Logan das nicht verstehen, obwohl es wahrscheinlich etwas mit Blues grünen Augen zu tun hatte – und der echt lässigen Art, zu reden.
»Schon okay«, winkte Logan ab und warf einen kurzen Blick zu dem zweiten Mädchen, Zoe Kahn – mit Abstand die merkwürdigste Schülerin der siebten Jahrgangsstufe. Ihr kinnlanges rotbraunes Haar klemmte hinter ihren Ohren und ihr grünes Flanellhemd war falsch geknöpft. Mit gerunzelter Stirn starrte sie zur Postfiliale auf der anderen Straßenseite.
»Keiko«, flehte sie schließlich das jüngere Mädchen an, als wäre Logan gar nicht da. »Jetzt komm schon, bitte! Wir brauchen deine Hilfe.«
»Auf keinen Fall«, entgegnete Keiko und warf ihre Zöpfe in den Nacken. »Das bescheuerte Vieh würde mich wahrscheinlich nur beißen, wenn es mich sieht. Das ist dein Problem. Ich halte mich da raus.« Sie verengte die goldbraunen Augen zu Schlitzen und funkelte Logan an, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und in Richtung Schule davonmarschierte.
»Wir kommen zu spät«, stellte Blue fest.
»Aber wir müssen nachsehen.« Zoe klang verzweifelt. »Was, wenn er bis zur Mittagspause schon weg ist?«
»Mach dir keine Sorgen«, meinte Blue leiser.
Logan fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen. Er rappelte sich auf und wollte sich gerade davonstehlen, als er noch einmal in Zoes Gesicht sah. Dabei bemerkte er, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Sogar Blue wirkte aufgewühlt, was ganz und gar nicht zu ihm passte.
Wenn Logan jetzt einfach so wegspazierte, ohne seine Hilfe anzubieten, würde er sich für den Rest des Tages wie der letzte Idiot vorkommen. »Ist alles okay?«
»Ja, passt schon«, antwortete Zoe und wischte sich über die Augen.
»Sicher?«, hakte Logan nach. »Ist … ähm … Kann ich irgendwie helfen?«
Zum ersten Mal blickte Zoe ihn wirklich an, als würde sie eben erst bemerken, dass er da war. »Ach … danke. Aber nein, schon okay. Es ist nur … Mein Hund ist weggelaufen.«
»Oh nein! Was ist es denn für ein Hund? Wie lange ist er schon weg? Wie heißt er? Hast du schon mal im Tierheim nachgefragt? Ich kann dir helfen, Flyer zu machen, wenn du magst. Hat er einen Chip? Ist er schon mal weggelaufen?« Logan hielt inne. Blue und Zoe sahen ihn beide mehr als komisch an. »Ähm«, machte er. »Ich mag Hunde eben.«
»Zerbrich dir nicht den Kopf deswegen«, sagte Zoe und schenkte ihm ein müdes Lächeln. »Trotzdem danke.«
Im Pausenhof erklang der erste Gong.
»Wir sollten uns beeilen«, wandte Zoe sich an Blue. Dann sprintete sie quer über die Straße und verschwand in der Postfiliale. Logan fiel auf, dass auf der großen Steintreppe davor einige Federn lagen – riesengroße Federn, wie die in seinem Zimmer, nur waren diese hier dunkelbraun statt golden.
»Wie kommt sie darauf, dass ihr Hund da drin ist?«, fragte Logan.
»Äh … er steht wirklich auf Postboten.« Blue zuckte mit den Schultern. »Er ist kein so ganz normaler Hund.«
»Wie heißt er?«
Blue machte ein nachdenkliches Gesicht. »Äh … Six. Nein, Finn. Ach was, sagen wir: Six. Bis später!« Er drehte sich um und folgte Zoe, noch bevor Logan weitere Fragen stellen konnte – wie etwa: »Hast du dir das im Ernst gerade so offensichtlich ausgedacht?«
Logan seufzte und Blue verschwand durch den Haupteingang der Postfiliale. Genau darum hatte Logan auch vier Monate nach ihrem Umzug nach Xanadu noch immer keine Freunde. Es lag nicht nur daran, dass er sich jedes Mal total tollpatschig anstellte, wenn er mit Leuten ins Gespräch kam. Und es lag auch nicht daran, dass er anders aussah als die meisten seiner Mitschüler – Walter Barnes, der zweite Afroamerikaner in der Klasse, war ein megabeliebter Footballstar und hatte eine Freundin, die bereits in die Achte ging.
Nein, die Wahrheit war, dass die Kids hier alle schon ihre festen Freundeskreise hatten. Die gesamte Siebte bestand nur aus vierundzwanzig Schülern – zehn Jungs, vierzehn Mädchen – und bei jedem Einzelnen war es unmöglich, ihn besser kennenzulernen.
In der ersten Woche hatte Logan probiert, sich in der Mittagspause mit Walter an einen Tisch zu setzen. Doch Walter hatte ihn ignoriert, sich nur mit seinen Footballer-Kumpeln unterhalten und so getan, als wäre seine Lasagne wesentlich interessanter als Logan. Er schien sich weder für die Basketballmannschaft der Chicago Bulls noch für das Baseballteam der Chicago Cubs zu interessieren, erst recht nicht dafür, wie viele Spiele Logan zu Hause live gesehen hatte.
In der Woche darauf hatte Logan einen anderen Tisch ausgetestet, in der Hoffnung, bei den Jungs aus der Schulband mehr Glück zu haben als bei den Sportlern – immerhin war er ein ganz passabler Saxofonspieler. Aber als er anfing, von Charlie Parker zu reden, erntete er nur verständnislose Mienen. Keiner mochte die Sachen, die er mochte. Keiner von denen hatte jemals die Serie MythBusters – Die Wissensjäger oder The Amazing Race geschaut – eine Show, in der verschiedene Teams wie bei einer Schnitzeljagd gegeneinander antreten und knifflige Aufgaben lösen mussten. Und was Siamesische Kampffische anging, hätte Logan genauso gut erzählen können, dass er einen kleinen langweiligen Alien in einem Goldfischglas auf seinem Schreibtisch großzog.
Die Leute am Band-Tisch verbrachten den Großteil der Mittagspause damit, Szenen aus alten South Park-Episoden zu zitieren. Leider gehörte South Park aber zu den Serien, die Logans Dad ihn nicht anschauen ließ. Nach diesem Versuch blieb Logan zwar an diesem Tisch, aber er gab es auf, sich an den Unterhaltungen zu beteiligen.
Unterm Strich war es schlicht und ergreifend hoffnungslos. Zugegeben, seine Freunde in Chicago waren auch nicht gerade umwerfend gewesen. Als seine Mom abgehauen war, hatten sie alle nur bescheuertes und wenig hilfreiches Zeug gebrabbelt, und kurz darauf hatten sie gar nicht mehr darüber reden wollen. Und wenn Logan ihre zweizeiligen E-Mails las, war er eigentlich gar nicht böse darüber, dem ganzen Drama an seiner alten Schule entflohen zu sein – ständig ging es nur darum, wer gerade auf wen stand und wer peinliche Bilder von wem rumschickte. An seiner neuen Schule war er vielleicht unsichtbar, dafür hatte wenigstens nicht jeder ein Foto von ihm auf dem Handy, auf dem er Orangensaft aus seiner Nase prustete.
Logan schlurfte zur ersten Stunde in sein Klassenzimmer und kritzelte Federn in sein Hausaufgabenheft, bis es läutete. MrChristopher fing eben an, die Anwesenheitsliste durchzugehen, als Zoe und Blue von einer wütenden Vertrauenslehrerin durch die Tür eskortiert wurden.
»Diese beiden hier haben die Schule geschwänzt!«, erklärte Miss McCaffrey. Sie machte eine kleine dramatische Pause, bevor sie hinzufügte: »In der POST!«, als würde das alles noch deutlich verschlimmern.
»Ooooooh«, hauchte Jasmin Sterling im hinteren Teil der Klasse. »Zoe und Blue schicken sich gegenseitig Liebesbriefe! Wie süß.«
Blues entspannter Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, doch Zoe warf Jasmin einen vernichtenden Blick zu. Jeder, selbst Logan, wusste, dass Jasmin diejenige war, die bis über beide Ohren verknallt in Blue war. Zoe und Blue waren dagegen mehr wie Bruder und Schwester, jedenfalls soweit Logan das beurteilen konnte.
Der Lautsprecher an der Wand knisterte. »Miss McCaffrey«, erschallte die Stimme des Direktors, »kommen Sie bitte umgehend zur Cafeteria. Wir haben hier … ein kleines Problem.«
Während die Vertrauenslehrerin aus dem Zimmer rauschte, linste Zoe nervös zu Blue hinüber. Logan bemerkte, wie Blue kaum merklich den Kopf schüttelte und Zoe auf ihren Platz schob.
Zoe ließ sich auf den Stuhl neben Logan fallen und fuhr sich unruhig mit den Händen durchs Haar. Dann stellte sie ihren Rucksack zwischen ihrem und Logans Tisch ab. Er fragte sich, ob ihr wohl bewusst war, wie merkwürdig dieser Rucksack roch – als hätten sich nasse Hunde und Nilpferde darauf gewälzt. Als er ihn musterte, fielen ihm einige braune Haare auf, die im Reißverschluss klemmten. Sie waren zu lang und zu dunkel, um zu Zoe zu gehören. Also stammten sie wohl von ihrem Hund, was bedeutete, dass er wuschelig war und komisch roch.
Aber Logan hätte lieber einen Hund, der komisch roch, als gar keinen. Er überlegte, welche Rasse solche Haare haben könnte. Vielleicht ein Bernhardiner?
Blues Pult stand direkt vor Logans. Da er Blues Kopf so den ganzen Tag vor der Nase hatte, war ihm aufgefallen, dass Blues blondes Haar einen leichten Grünstich hatte. Außerdem roch auch Blue merkwürdig, irgendwie nach Meer, als würde er den lieben langen Tag surfen. Dabei lag der nächste Strand Hunderte von Kilometern entfernt.
MrChristopher drehte sich zur Tafel und schrieb eine Matheaufgabe an. Da zischte ein zusammengeknüllter Zettel an Logans Nase vorbei und knallte Blue gegen den Kopf.
Blue und Logan drehten sich gleichzeitig zu Zoe um.
»Wir müssen zur Cafeteria«, wisperte sie, ohne Logan die geringste Beachtung zu schenken.
Blue nickte in Richtung MrChristopher. »Aber wir haben Unterricht.«
Zoe rieb sich ihr dünnes Handgelenk. »Das ist aber wichtiger! Du weißt, was FABA macht, wenn wir –« Plötzlich schien sie Logan doch zu bemerken und schaute ihn an.
»Was hat Faber mit deinem Hund zu tun?«, fragte Logan erstaunt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Mitschüler Ben Faber einem Hund etwas antun würde.
»Ähm. Nichts. Das habe ich nicht gesagt.« Zoe wandte sich wieder an Blue: »Wir müssen herausfinden, was da los ist.«
»Er wird dich nicht gehen lassen«, flüsterte Blue und schüttelte den Kopf. »Mich auch nicht. Nicht nach dem Auftritt vorhin.«
Logan war klar: Wäre es sein Hund, dann wäre er genauso verzweifelt, wie Zoe sich anhörte. Für seinen eigenen Hund würde er alles tun, um ihn zurückzubekommen.
»Ich gehe«, wisperte er und hob die Hand.
KAPITEL 2
»Nein, warte!«, wollte Zoe ihn aufhalten, aber der Lehrer hatte ihn bereits bemerkt.
»MrChristopher? Darf ich mal auf die Toilette?«, fragte Logan.
Seufzend ließ sein Lehrer die Kreide sinken. »Na schön, aber trödel nicht herum!«
An der Tür warf Logan einen letzten Blick auf Zoe, die nervös an ihrem Daumennagel kaute. »Alles okay«, formte er stumm mit den Lippen.
Der Gang war verlassen. Er eilte zur Cafeteria, vorbei an jeder Menge gelber Spinde. Als er näher kam, hörte er aufgeregte Stimmen. Vor der grünen Metalltür blieb er stehen, bückte sich und tat so, als müsste er seine Schnürsenkel binden, während er lauschte.
»Aber wie kann denn alles weg sein?«, schrie Miss McCaffrey.
»Kein Krümel ist übrig!« Diese Stimme gehörte Buck, dem Mann, der für die Küche der Cafeteria zuständig war. »Ich hab es Ihnen doch gesagt: Jemand hat die Kühlschränke und die Gefriertruhe aufgebrochen und alles aufgegessen. Das Chili, die Tortilla-Fladen, den Käse, den Wackelpudding, die Schokomilch, die Tomatenscheiben– alles, was wir heute zum Mittagessen servieren wollten! Alles weg!«
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