Magic Water. Der Ruf des Wassermanns - Midnight Stories - Alexa Kim - E-Book

Magic Water. Der Ruf des Wassermanns - Midnight Stories E-Book

Alexa Kim

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Beschreibung

Für Leira gibt es nur einen Ort, an dem sie sein will, wenn ihr Leben mal wieder aus den Fugen gerät. Der kristallklare Waldsee, an dem sie nur für sich sein kann. Doch Leira ahnt nicht, dass sie längst im Netz des Mannes zappelt, der geduldig auf seine Zeit gewartet hat. Rain ist ein Wassermann und auf der Suche nach einer Braut … heute ist Mittsommernacht … die richtige Zeit, Leira zu verführen und für sich zu gewinnen ...

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Alexa Kim

Magic Water. Der Ruf des Wassermanns - Midnight Stories

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

1

Mit zitternden Fingern tippte Leira die Zahlentasten auf ihrem Handy, während sie den Brief vor sich auf dem Tisch anstarrte. Er war förmlich, nur wenige Zeilen waren ihrem Chef vier Jahre Arbeit wert gewesen. Ganze zweimal hatte Leira einen Krankenschein gehabt, immer war sie pünktlich gewesen, nie hatte sie sich beschwert; und trotzdem lag nun dieser Brief auf ihrem Tisch … bedauern wir es, das Arbeitsverhältnis zum Ende des Quartals fristgerecht kündigen zu müssen. Wir danken für die vier Jahre der guten Zusammenarbeit und wünschen Ihnen alles erdenklich Gute für Ihre Zukunft …

Leira drängte die Tränen zurück, als sie die Stimme ihrer Mutter am Ende der Leitung hörte.

„Leira … du bist schon zu Hause? Ich wollte gerade mit Emily essen gehen ... zu diesem neuen Italiener. Gibt es etwas Wichtiges?“

Ohne zu antworten, schloss Leira die Augen und zählte langsam bis Drei. War ja mal wieder klar, dass ihre Mutter und Emily ein Herz und eine Seele waren. Nicht das erste Mal fühlte sich Leira ausgeschlossen. Aber heute, so beschloss sie, hatte sie einen guten Grund, die Aufmerksamkeit ihrer Mutter für sich zu beanspruchen. „Ich bin gekündigt worden … der Brief war heute im Briefkasten … einfach so.“

Das Schweigen am Ende der Leitung ließ Leira nichts Gutes ahnen. Endlich schien ihre Mutter ihre Stimme wiedergefunden zu haben. „Einfach so? Man kündigt doch niemandem einfach so.“

„Tja … mir scheinbar schon.“

„Leira ...“ Sie konnte den gereizten Unterton in der Stimme ihrer Mutter wahrnehmen und bereute in diesem Moment, sie angerufen zu haben. „Ganz ehrlich … es wäre ja nicht das erste Mal, dass dir so etwas passiert, oder? Das ist bereits die dritte Stelle in fünf Jahren. Ich hatte gehofft, dass es dieses Mal endlich mal etwas von Dauer wäre. Emily arbeitet seit sechs Jahren im gleichen Unternehmen und ist letztes Jahr zur Abteilungsleiterin befördert worden. Ihr habt die gleichen Qualifikationen.“ Ihre Mutter seufzte theatralisch. „Bauen sie Stellen ab?“

„Nein ...“, gab Leira zu. „Sie haben letzten Monat sogar noch Azubis eingestellt.

„Tja, dann … denk nach … irgendetwas wird ja vorgefallen sein.“

„Es ist nichts vorgefallen! Ich war immer pünktlich, habe mich nicht vor Überstunden gedrückt und war so gut wie nie krank! Warum glaubst du immer, dass die Fehler bei mir liegen?“

„Hör zu, Leira. Emily wartet sicherlich schon. Lass uns heute Abend telefonieren, wenn du dich beruhigt hast.“

„Mama, ich ...“

„Leira … bitte! Ich rufe dich heute Abend an ...“

„Ok, Mum ...“ Sie drückte das Gespräch weg und ließ ihren Tränen freien Lauf. Der Umstand, dass ihre Mutter ihre Schwester vorzog, war etwas, mit dem Leira sich hatte abfinden müssen. Emily und sie waren nur Halbschwestern. Bevor ihre Mutter Bernd kennenlernte, hatte sie eine kurze leidenschaftliche Affäre mit Leiras Vater gehabt, der sie sitzen ließ, als ihre Mutter mit ihr schwanger war. Bernd hatte ihre Mutter geheiratet, obwohl sie das Kind eines anderen Mannes bekam und Leira adoptiert. Später hatten sie dann noch ein gemeinsames Kind bekommen – Emily. Leira hatte sich immer wie ein Außenseiter gefühlt … obwohl Emily und sie die gleichen Geschenke bekamen, die gleichen Geldzuwendungen, als sie ins Teenageralter kamen, blieben die emotionalen Zuwendungen Emily vorbehalten. Leira hatte gelernt damit umzugehen, aber nicht selten vermisste sie die Nähe, die ihre Mutter und Emily teilten.

So wie heute! Leira wandte sich um und ging zum Garderobenspiegel, um sich anzusehen. Sie war sechundzwanzig und hätte sich als hübsch bezeichnet – sie war zwar keine richtige Schönheit, aber es gab nicht wenige Männer, denen sie gefiel - ihr lockiges hellbraunes Haar, die grünen Augen und der cremefarbene Teint. Sie war schlank mit Rundungen an den richtigen Stellen. Trotzdem hatten ihre Beziehungen nie lange gehalten.

„Ich bin ein hoffnungsloser Fall! Ich gehöre einfach nirgendwo dazu!“

Ihr Blick wanderte zu der Flasche Rotwein auf dem Garderobentisch, die sie eigentlich für einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher gekauft hatte. Spontan nahm sie die Flasche und ging dann ins Schlafzimmer, um die moosgrüne Picknickdecke aus ihrem Schrank zu holen. Es war Juni … warm und die Tage blieben lange hell. „Genau richtig, um meinem Waldsee mal wieder einen Besuch abzustatten ...“, murmelte Leira vor sich hin. Das letzte Mal war sie vor fast einem Jahr dort gewesen … zu ihrem Geburtstag.

Seit sie den See vor drei Jahren entdeckt hatte, war er ihr geheimer Rückzugsort, wenn ihr Leben mal wieder über ihr zusammenbrach. Mit dem Auto waren es nur etwa zehn Kilometer und dann noch einmal etwa zwanzig Minuten zu Fuß querfeldein in den Wald. Ihre Schwester hätte so etwas nie getan. Sie hatte Angst vor Spinnen, Raupen und Regen, der ihre Frisur ruinieren könnte. Emily rümpfte die Nase, wenn auch nur eine Fliege im Sommer um ihr Kuchenstück kreiste. Sie und Emily waren sich nie besonders nah gewesen … was mitunter daran lag, dass Leira alles liebte, was Emily verabscheute. Vor allem die Natur … warme Sommerabende, der Wind in den Blättern der Bäume, das Zirpen der Grillen in den Nächten … sie war ein Naturkind und wäre am liebsten auf einem Bauernhof groß geworden. Auch etwas, das niemand aus ihrer Familie verstehen konnte … man fuhr lieber in die Schweiz zu Skifahren, nach Frankfurt zum Shopping und badete in Wellness-Tempeln. Dank Bernds gut bezahlten Managerposten war das kein Problem, aber für sie war das alles nichts.