Invasion - Verkauft - Alexa Kim - E-Book

Invasion - Verkauft E-Book

Alexa Kim

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Beschreibung

Das Jahr 2043 – die Erde zwei Jahre nach der Übernahme durch außerirdische Lebensformen … Surana Davisons Leben war perfekt. Sie hatte ihren Verlobten Alexander und eine glückliche Zukunft. Doch plötzlich waren sie da – über Nacht beanspruchten Invasoren die Herrschaft über die Erde und ihre Bewohner. Alexander führte als Captain der International Fedaration Army die Verteidigung gegen die Invasoren an; Surana wartete vergeblich auf seine Rückkehr. Zwei Jahre lang dachte sie, Alexander wäre tot, bis er eines Tages vor ihr steht. Doch Surana spürt, dass etwas mit ihm nicht stimmt ...

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Alexa Kim

Invasion - Verkauft

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Bisher erschienen von Alexa Kim

Impressum neobooks

1.

Liebe Leser,

„Invasion - Verkauft“ ist eine Dark Romance, die explizite Sprache und Szenen enthält!

Ihr taucht ein in eine Welt, die mit moralischen Grenzen und Fantasien spielt, diese großzügig ausdehnt und auch überschreitet … Thriller, BDSM, dunkle und fatalistische Anziehung, Dirty Talk und auch kriminelle Energie sollten euch nicht abschrecken.

Wenn ihr Geschichten solcher Art nicht mögt, dann habt ihr hier die Gelegenheit, euren Ausflug auf die „Dunkle Seite“ zu beenden. Für alle Mutigen gilt:

Teil 1

Surana

Das Schnarren des Alarms dröhnt in meinen Ohren. Ich sollte mich längst daran gewöhnt haben, aber die Wahrheit ist, dass ich es wohl nie schaffen werde, bei diesem Ton nicht zusammenzuzucken. Der Alarm war das erste Geräusch, das wir nach der ersten Nacht hörten … der Nacht, in der sie kamen und uns unsere Freiheit nahmen.

„Feierabend ...“, sagt Tara und schaltet ihren Überwachungsbildschirm mit einer wischenden Handbewegung aus. „Komm schon … wir haben Wochenende.“

Ich mache es ihr nach und werfe einen letzten Blick auf den schrumpfenden Hologrammbildschirm und die darauf rotierenden Dreiecke, bevor er verschwindet. Die Dreiecke sind das Zeichen der Invasoren, und seit sie auf der Erde gelandet sind, sehe ich es jeden Tag. Eigentlich habe ich sogar Glück gehabt, wenn man in diesen Zeiten überhaupt von so etwas wie Glück reden kann. Anstatt in einer der Fabriken zu arbeiten, wie fast alle von uns, bin ich mit Tara im Kontrollzentrum gelandet und darf nun meine eigene Spezies überwachen. Ich hasse diese Arbeit und ich hasse mich selbst dafür, dass ich nicht freiwillig in eine der Fabriken gegangen bin, die innerhalb kürzester Zeit nach der Invasion entstanden sind. Sie dienen allein dem Zweck, die Rohstoffe der Erde auszubeuten, bis es nichts mehr zu holen gibt. Ich nehme an, dann werden die Invasoren weiterziehen, um den nächsten Planeten auszupressen. Ich weiß nicht, ob ich mich auf diesen Tag freuen soll oder ob er mir Angst machen sollte. Auf jeden Fall haben sich an dem Tag der Invasion alle Träume der Menschen vom Kontakt mit einer außerirdischen Spezies in einen endlosen Albtraum verwandelt.

Ganz sicher wäre es moralisch anständiger, in einer der Fabriken zu arbeiten. Ich hasse es, meine eigene Spezies zu bespitzeln … und ich hasse die Invasoren! Insgeheim habe ich gehofft, dass dieser Job mir helfen würde, Alexander zu finden. Mein Verlobter führte in der Nacht der Invasion als Captain der Federation Army einen Erstverteidigungsschlag … aber weder er noch seine Einheit kehrten zurück. Tara meint, ich sollte endlich aufhören, nach Alexander zu suchen. Die Invasoren hätten ihn umgebracht wie alle, die sich gegen sie aufgelehnt haben. Ich wollte das lange Zeit nicht glauben, musste aber einsehen, dass Tara recht hat. Keiner der Männer, die gekämpft und sich gewehrt haben, kam zurück. Die Männer, die keinen Widerstand geleistet haben, unterwerfen sich und arbeiten für die Besetzer.

„Komm schon, Su … lass uns endlich gehen ...“, fordert Tara ungeduldig. Obwohl wir Schwestern sind, könnten wir nicht unterschiedlicher sein. Tara hat sich mit der Situation viel schneller abgefunden. Sie war immer viel besser darin, sich mit unabänderlichen Tatsachen zu arrangieren.

„Heute Abend ist Free Cocktail Night“ im Blue Heaven.

„Brot und Spiele ...“, antworte ich desinteressiert, weil ich weiß, dass diese Wochenendangebote vor allem dazu dienen, uns ruhig zu halten. „Damit wir feiernd und lachend unserem Untergang entgegengehen ...“

Tara zuckt die Schultern. „Man kann es sich selbst schwer machen oder die Zeit nutzen.“

„Du warst schon immer oberflächlich, Tara ...“, sage ich kopfschüttelnd.

„Aber ich bin nun mal das einzige Familienmitglied, das dir geblieben ist, Su … und die Einzige, auf die du dich verlassen kannst.“

Damit hat Tara recht. Alexander ist fort, und von unseren Eltern haben wir auch nichts mehr gehört. Mein Vater war ein General a. D. der International Federation Army, und je höher der Rang eines Militärs, desto wahrscheinlicher, dass die Besetzer ihn ausgeschaltet haben. Auch wenn unser Vater längst außer Dienst war, hatte sein Wort in der Armee als Berater noch immer Gewicht. Er war derjenige, der die Erstschläge gegen die Invasoren koordinierte … zusammen mit Alexander. Es war auch mein Vater, der mir Alexander auf einer Feier für Armeeangehörige vorstellte. Natürlich dienten auch diese Feiern vornehmlich der Verkupplung von Armeefamilien untereinander. Aber ich fand nichts Schlimmes daran. Töchter von Armeeangehörigen kommen einfach besser damit klar, wenn ihr Mann auf Einsatz ist und sein Leben riskiert. Tara fand diese Kuppelfeiern immer abstoßend und verglich sie mit einem Viehmarkt. Aber bei Alexander und mir hat es sofort gefunkt. Auch unser Vater war der Meinung, dass wir gut zueinander passen würden. Tara war anderer Meinung. Sie fand, dass ein karrieregeiler Armeespießer nicht der Richtige für mich wäre. Letztlich musste sie sich damit arrangieren, dass Alexander zur Familie gehören würde. Wir waren schnell verlobt und hatten einen Hochzeitstermin … dann kam diese Nacht, die alles veränderte ...

„Surana ...“, sagt Tara jetzt endgültig genervt.

„Stimmt, das ist mein Name ...“, antworte ich, während ich meine Tasche nehme und Tara zur Überwachungsschleuse folge. Die Besetzer vertrauen uns nicht, aber ich frage mich, wovor sie Angst haben. Dass wir Frauen uns zusammentun und gegen sie kämpfen? Wenn es unseren Männern schon nicht gelungen ist, wie sollen wir es dann schaffen?

„Heute Abend um Zehn im Blue Heaven … noch besser, ich hole dich um halb Zehn zu Hause ab ...“, bestimmt Tara einfach über meinen Kopf hinweg.

Ich würde mich lieber das Wochenende einigeln und mir Fotos von Alexander auf dem Handy und dem Laptop anschauen … aus einer Zeit, als meine Welt noch schön war. Aber natürlich weiß Tara das und wird nicht zulassen, dass ich mich mit meinem Selbstmitleid verkrieche. Ein Teil von mir weiß, dass ich mir an Taras Pragmatismus ein Beispiel nehmen sollte. Das hier ist jetzt mein Leben, und ein anderes werde ich nicht bekommen, also muss ich damit klarkommen. Und tatsächlich sollte ich froh sein, dass mir wenigstens ein Mitglied meiner Familie geblieben ist. Es gibt Menschen, denen nichts geblieben ist.

„Und zieh dir etwas Hübsches an ...“, ruft Tara mir zu, bevor sie zur U-Bahn Station geht.

„Um die Widerlinge anzumachen, die uns kontrollieren?“, murmele ich vor mich hin. Es ist kein Geheimnis, dass die Männer, die für die Invasoren arbeiten, sich Frauen aussuchen und sie aus ihrem Leben verschleppen. Vor zwei Monaten wurde Marlie auf diese Art ausgesucht. Sie war hübsch und immer freundlich. Die letzten Monate hat sie neben mir am Bildschirm gearbeitet – bis zu dem Tag, als sie zum Leiter des Kontrollzentrums gerufen wurde. Zuerst haben wir geglaubt, sie hätte irgendeinen Fehler gemacht, aber sie kam nicht zurück, und ein paar Tage später habe ich sie mit einem fremden Mann in dessen Auto gesehen. Jeder weiß, was es bedeutet, wenn eine Frau nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehrt. Deshalb ist es besser, nicht zu auffällig, hübsch oder freundlich zu sein. Ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn ich ausgewählt werden würde.

Nichts und niemand kann Alexander ersetzen! Seit dem ersten Tag, als ich ihn gesehen habe, wussten wir, dass wir füreinander bestimmt sind. Aber dieser Traum ist ausgeträumt und zu Asche zerfallen. Wir sind Gefangene der Invasoren, und ihnen bestenfalls nützlich. Obwohl nie jemand von uns einen zu Gesicht bekommen hat, kontrollieren sie uns durch diejenigen, die für sie arbeiten. Bis heute weiß niemand, wie diese Besatzer aussehen. Haben sie drei Köpfe und riesige schwarze Augen … sehen sie aus wie Insekten? Das Einzige, was wir je von Ihnen sahen, waren die Lichter am Himmel … und die Blitze … unzählige Blitze, die in dieser Nacht auf die Erde trafen und diejenigen töteten, die sich ihnen in den Weg stellten. Am nächsten Morgen gab es nur noch Stille. Dann hörte ich das erste Mal diesen schnarrenden Alarm und die Durchsage einer verzerrten Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien, aber überall zu hören war: „Wir haben diesen Planeten übernommen … niemandem, der sich fügt, wird etwas passieren, aber Widerstand wird nicht geduldet.“

Wer zuerst noch an einen Scherz glaubte – ich tat das nicht, weil ich von Alexander wusste, dass es keiner war -, wurde in den nächsten Wochen eines Besseren belehrt. Nach und nach wurden wir unserer Freiheit beraubt, überwacht und in neue Aufgabenbereiche eingeteilt. Es gab keine Fesseln, keine Hinrichtungen, keine Gewalt … zumindest keine offensichtliche. Aber sie waren da und zogen die Fesseln um uns immer enger. Überall tauchten plötzlich die rotierenden Dreiecke auf, um uns daran zu erinnern, dass wir überwacht werden.

Ich bin an meinem Apartmentblock angekommen – im Gegensatz zu Tara wohne ich nur drei Straßen vom Kontrollzentrum entfernt und kann zu Fuß zur Arbeit gehen.

„Schon was geplant fürs Wochenende?“, holt mich der Wachmann meines Apartmentblocks aus meinen Gedanken, während er mir meinen Schlüssel aushändigt. Sein Name ist Phil, soweit ich mich erinnere, und er versucht bei jeder Gelegenheit, mit mir ins Gespräch zu kommen. Ich bleibe wie immer kurzsilbig und zeige ihm damit deutlich, dass ich nicht interessiert bin. Er weiß, dass ich früher hier mit Alexander gelebt habe, und er weiß auch, dass Alexander nicht zurückgekehrt ist.

„Meine Schwester kommt heute Abend und wir schauen zusammen einen Film ...“, antworte ich und weiche dabei seinem Blick aus. Ich hoffe, dass ich ihn davon überzeugen kann, wie langweilig und uninteressant ich bin.

„Ach so ...“, antwortet er und schaut in mein Postfach. „Nichts gekommen ...“

Von wem auch? Die Invasoren haben meine gesamte Familie bis auf Tara ausgelöscht. „Danke ...“, sage ich, drehe mich um und nehme den Aufzug in den vierten Stock, wo mein Apartment liegt.

Dort angekommen ziehe ich mir die Schuhe aus und lasse mich auf das Sofa fallen – es weckt bittersüße Erinnerungen, weil ich abends zusammen mit Alexander darauf gesessen habe. Fast meine ich, den Geruch seines After Shave in den Polstern wahrnehmen zu können, aber das ist natürlich Unsinn. Es ist zwei Jahre her … eine Ewigkeit …

Mein Blick wandert zum Bilderrahmen auf dem Sideboard. Von dem gerahmten Bild strahlt mir ein lächelnder Alexander entgegen. Seine weizenblonden Haare sind vom Wind zerzaust, ich habe meine Arme besitzergreifend um ihn geschlungen und meine Wange an seine gedrückt, während ich verliebt in die Kamera strahle. Es ist eines dieser seltenen Fotos, auf dem ich mich wirklich attraktiv finde – wahrscheinlich, weil ich so glücklich bin und man mir das ansieht. Ansonsten finde ich mich eher durchschnittlich, besonders neben Alexander. Braune, leicht gewellte Haare, schulterlang, braune Augen, mittelgroß, schlank … keine besonderen Merkmale. Aber auf diesem Foto strahlen meine Augen, als würde sich die Sonne darin spiegeln, die Haare fallen weich über meine Schultern, und mein Lächeln strahlt aus dem Bild heraus. Ein perfektes Foto an einem perfekten Tag. Tara hat das Bild von uns beiden gemacht, und sie war damit der einzige dunkle Fleck auf dem strahlenden Glück dieses Tages mit ihrer notorisch schlechten Laune. Genau fünf Minuten, bevor das Foto entstand, hat Alexander mir den Heiratsantrag gemacht und einen schmalen Ring mit einem funkelnden Solitaire Diamant an den Finger gesteckt. Ich halte den Ring in die Kamera – ohne eine Ahnung davon, dass mein Glück bald enden wird.

Schnell wende ich den Blick ab, um nicht gleich wieder losheulen zu müssen. Das passiert mir oft, wenn ich das Foto von Alexander und mir anschaue. Automatisch streife ich mir über den Finger, an dem der Verlobungsring saß. Es schien mir nicht mehr richtig, ihn zu tragen, aber ich bewahre ihn in meiner Schmuckschatulle auf.

Endlos zu trauern macht es nicht besser. Ich weiß das. Alexander ist fort, und mein Leben mit ihm war vorbei, bevor es wirklich beginnen konnte … keine Kinder, keine Familie. Wann werde ich es schaffen, mich mit der Realität abzufinden?!

Ich gehe ins Bad, um zu duschen. An manchen Tagen halte ich die Erinnerungen kaum aus … sie fluten meinen Verstand, meine Wohnung, meine Gedanken. Ausnahmsweise bin ich froh darüber, eingewilligt zu haben, mit Tara auszugehen. Ich brauche wirklich Ablenkung. Nicht, um irgendjemanden kennenzulernen, sondern um vor mir selbst wegzulaufen. Alexander war meine große Liebe … die Art von Liebe, die es nur einmal im Leben gibt.

Nachdem ich fast fünfzehn Minuten lang unter dem Brausekopf der Dusche stand, trockne ich mich ab und suche etwas zum Anziehen. Das Kleine Schwarze, das Alexander so gern an mir gesehen hat, ignoriere ich und entscheide mich stattdessen für ein dunkelgrünes Top und einen glockig fallenden Rock, der ein Stück über den Kien endet; langweilig und spießig wird Tara sich beschweren, aber genauso will ich es. Auf keinen Fall möchte ich auffallen.

Beim Make-Up bin ich ebenso sparsam, und meine Haare lasse ich an der Luft trocknen.

Um halb Zehn steht Tara vor meiner Tür und hebt wie erwartet missbilligend die Augenbrauen. „Willst du in die Kirche oder warum siehst du aus, als möchtest du dich verstecken?“

„Mir gefällt's ...“, ersticke ich Taras Einwände. Immerhin habe ich mich breitschlagen lassen, mit ihr wegzugehen. Diesen Teilerfolg will sie offensichtlich auch nicht sofort wieder zerstören, denn sie geht nicht weiter auf meine Kleiderauswahl ein.

Wir verlassen das Haus, und ich ignoriere bewusst Phil, der uns hinterherglotzt, weil ihm offensichtlich klar ist, dass Tara und ich ausgehen, anstatt den Abend in meiner Wohnung zu verbringen.

„Warum schaut der uns hinterher?“, fragt Tara, sobald wir das Haus verlassen haben.

„Keine Ahnung ...“, lüge ich und bin froh, dass sie das Thema nicht weiter vertieft.

Das Blue Heaven ist überfüllt, und ich bin noch immer bei meinem ersten Cocktail, während Tara schon den zweiten bestellt. Meine Schwester ist in ihrem Element, aber ich fühle mich deplatziert. In einen Nachtclub kommt man, um jemanden kennenzulernen, und ich will niemanden kennenlernen – auf jeden Fall nicht mit tieferen Absichten, als ein nettes Gespräch zu führen. Scheinbar strahle ich das auch aus, denn niemand schenkt mir Beachtung. Tara hingegen wird angeflirtet und nutzt jede sich bietende Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Ich konnte ihre Einstellung noch nie verstehen. Die Männer hier arbeiten alle für die Invasoren. Sie haben ihre eigene Spezies verraten und außerdem all jene, die beim Erstschlag gegen sie gekämpft haben und gestorben sind, während sie uns verteidigt haben.Ich könnte niemals mit einem von denen etwas anfangen!

Weil Tara beschäftigt ist, laufe ich eine Runde durch den Club – langsam genug, um nicht verloren zu wirken, aber so zügig, um nicht angesprochen zu werden. Ich bereue meine Entscheidung bereits, hierher gekommen zu sein. Zu Hause mit meinen Erinnerungen fühle ich mich weniger allein als hier.

Ich bleibe stehen, als auf der Tanzfläche plötzlich Tumult entsteht, und halte instinktiv Ausschau nach Tara. Manchmal tauchen Wachen auf, um jemanden abzuholen … in der Regel sind es Frauen, auf die jemand ein Auge geworfen hat.

Ich kann Tara auf der Tanzfläche ausmachen – sie hat sich eng an den Typen gedrängt, mit dem sie herummacht, und bekommt nichts um sich herum mit. Zuerst glaube ich noch, dass es Zufall ist, als die Wachen in ihre Richtung gehen, aber dann wird mir klar, dass es wirklich sie ist, die sie ins Visier genommen haben. Kein Wunder … Tara tut nichts, um nicht aufzufallen – ganz im Gegenteil. Sie musste ja irgendwann die Aufmerksamkeit von jemandem erregen. Ich muss sie warnen, und rempele bei meinem Versuch, zu ihr zu kommen, bevor die Wachen das schaffen, jeden an, der mir im Weg steht. Alle verfolgen interessiert das Geschehen auf der Tanzfläche, nur in mir tobt die helle Panik. Sie können mir Tara nicht auch noch wegnehmen – sie ist die Einzige, die mir geblieben ist!

„Hey … pass doch auf ...“, mault ein Typ, den ich zur Seite schiebe, aber ich beachte ihn nicht weiter. Keine Ahnung, was ich unternehmen will, aber ich kann nicht einfach zusehen, wie sie meine Schwester wegbringen.

Zu spät! Die Wachen sprechen Tara an, und sie sieht überrascht aus. Der Typ, der gerade noch an ihr klebte, zieht sich sofort zurück. Niemand legt sich mit den Wachen der Besetzer an, schon gar nicht, wenn einer sich für die Frau interessiert, die man gerade anbaggert.

Tara diskutiert heftig mit den Wachen. Ich kann sehen, dass sie aufgebracht den Kopf schüttelt, und ich dränge mich noch energischer zwischen all den Gaffern hindurch.

„Tara!“, rufe ich, und sie schaut in meine Richtung. In ihrem Blick liegt ein Ausdruck, den ich nicht richtig deuten kann. Fast kommt es mir vor, als würde sie unmerklich den Kopf schütteln. Ich soll mich nicht einmischen. Aber natürlich lasse ich mich nicht abhalten – Tara ist meine Schwester, auch wenn wir aufgrund unserer unterschiedlichen Charaktere oft aneinandergeraten.

„Was wollt ihr von ihr?“, frage ich, und stelle mich vor sie, als wäre ich drei Meter groß und bis an die Zähne bewaffnet. Die Wahrheit sieht anders aus. Die Wachen sind fast zwei Köpfe größer als ich und schauen unbeeindruckt auf mich herunter.