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"Zärtlich begann ich ihn auf ein neues Spiel vorzubereiten. Um Andrew nicht weh zu tun, begann ich sehr langsam. Nur zögernd verstärkte ich den Druck, und ich konnte spüren, wie ich mich mehr und mehr in die Spalte senkte, um schließlich ganz darin zu verschwinden ..." Ob zärtlich oder hart, liebevoll oder abweisend, sanft oder kraftvoll - Männerliebe hat viele Facetten! Unsere 21 homoerotischen Stories zeigen die gesamte Bandbreite des Schwulseins von der ersten zarten Verführung eines jungen Mannes bis zum gemeinsamen Liebesspiel zweier erfahrener Männer; von den neugierigen Jungenspielen im Internat bis zur harten, berauschenden Homo-Orgie. Gewaltig und wild wie ein Tier, verlangend und dennoch zärtlich und voller Liebe sind die Erlebnisse und Gefühle, die unsere Autoren hier preisgeben. Ein unendlich erregendes Spiel voller Sehnsucht und Erfüllung, Dominanz und Unterwerfung, voller Liebe, Schmerz und Leidenschaft, das absolute Befriedigung verspricht.
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Seitenzahl: 319
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Das Titelbild steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches.
eBook-Ausgabe 01/2016 © Carl Stephenson Verlag GmbH & Co. KG, Schäferweg 14, 24941 Flensburg Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien E-Mail: [email protected] Internet: www.stephenson.de Besuchen Sie uns auf www.stephenson.de Ein großes erotisches Verlagsprogramm erwartet Sie dort. eISBN 978-3-7986-0712-5
Du bist herrlich, Henry!
Glück in einer fremden Stadt
Faszinierende Hände
Narziß und Goldmund
Fieberträume
Heimliche Mächte
Wo die Wildbeeren reifen
Ein Typ wie Adonis
Straffe Jeans und Sommersprossen
Japan ade …
Wiedersehen mit Christian
In welche Richtung gehst du?
Der Junge von Carcassonne
Winni
An einem Freitag
vor 14 Tagen . . .
Einen Sommer lang
Zwei Zigaretten im Dunkeln
Leidenschaften
Spiele ganz besonderer Art
Treffpunkt Lotterbett
Unwillkürlich griff ich mir an mein rechtes Ohrläppchen. Meine Freunde behaupteten, ich täte das immer, wenn ich verlegen oder überrascht sei. Jetzt war ich beides gleichzeitig. Diese kleine Pension war wirklich ein Hammer. Und dazu dieser herrliche Park mit den vielen Palmen und Zypressen. Hatte sich mein Onkel vielleicht im Preis geirrt?
Unschlüssig stand ich neben meinem Koffer und meiner Reisetasche. Das Geld, das mir mein Onkel für die Ferien gegeben hatte, konnte doch unmöglich für dieses Haus ausreichen. Ob ich mir nicht doch besser gleich ein billigeres Quartier suchen und erst gar nicht reingehen sollte? Aber ich hatte keine Zeit, einen Entschluß zu fassen. Aus der portalähnlichen Tür trat ein Mann, allem Anschein nach der Portier.
«Bon jour», grüßte er und lächelte mich freundlich an. «Wollen Sie zu uns?»
Ich gab mir einen Ruck. «Ja, nein, ja», stotterte ich. «Für mich soll ein Zimmer reserviert sein. Ich heiße Henry Knüpp und komme aus Berlin.»
«Ah, Monsieur Knüpp, natürlich. Ja, wir haben ein sehr schönes Zimmer für Sie freigehalten. Es kostet ... » Zu meiner Erleichterung nannte er einen Preis, der durchaus drin war für mich. Onkel Winnie hatte sich nicht getäuscht. «Und das mit dem Frühstück. Wie Sie sicher wissen, haben wir unser Haus nur noch bis zum 15. Mai offen. Wie lange wollen Sie eigentlich bleiben?»
«Eigentlich bis zum 20. Kann ich die paar Tage noch anhängen?»
«Bedauerlicherweise nein. Wir müssen pünktlich schließen. Sie verstehen, das Personal geht dann in der Saison woandershin. Aber bis dahin sind Sie bei uns herzlich willkommen. übrigens, ich bin Mike, eigentlich Michael, aber alle nennen mich Mike. Dazu bin ich hier das Mädchen für alles.»
Ich mußte ja zugeben: Hier gefiel es mir. Noch dazu, wo ich wirklich mal ein paar Ferientage allein sein wollte. Das Zimmer, das mir Mike zeigte, war schon eine Schau. Es hatte auch einen Balkon. Der Blick auf das Meer war einmalig. Endlich war ich mal allein, raus aus Berlin. Und die kühle Luft, die jetzt vom Meer heraufzog, tat unwahrscheinlich gut. Denn hier war es bereits wahnsinnig heiß. Bestes Badewetter! Einfach toll!
«Sie sprechen prima französisch, Monsieur», sagte er noch.
«Haben Sie schon in Frankreich gelebt?»
«Nee», lachte ich, «aber prima Schule.»
Er lächelte mich an wie ein Vater, der stolz auf seinen Sohn ist. «Dann werden Sie sich hier sicher wohl fühlen.» Ursprünglich hatte ich ja gar nicht so recht gewollt, als mein Onkel Winnie mich zu diesem Ferienziel überreden wollte. «Es muß doch nicht immer nur Trampen sein», hatte er gesagt, ohne mich kränken zu wollen. «Du bist jetzt ein Junge von gleich 18 Jahren. Ich habe da was für dich. In Monte Carlo. Eine Villa hoch über dem Meer. Mensch, Henry, wo du doch immer so vom Meer schwärmst. Sei kein Frosch, ich spendier dir den Urlaub, weil du einen so tollen Schulabschluß gemacht hast. Und dann kannst du ja endlich in meinem Betrieb anfangen.»
Ich war mir natürlich klar darüber, daß er mich unter anderem auch für seinen Betrieb ködern wollte. Denn richtig hatte ich noch nicht zugesagt. Aber Onkel Winnie war eigentlich immer riesig nett zu mir gewesen. Er hatte selbst keine Kinder, denn er war Junggeselle. Eingefleischter. Als Junge verstand ich das nie, aber als ich älter wurde, kam ich dahinter, daß Onkel ein Frauenfeind war — und homosexuell. Und da ich schon frühzeitig meine gleichgearteten Neigungen erkannt hatte, kamen wir glänzend miteinander aus, ja, mehr noch. Mein Vater war vor zehn Jahren gestorben, und seitdem lebte ich bei Onkel Winnie.
Allerdings, erst als ich gerade 14 Jahre alt geworden war, kamen wir uns das erste Mal körperlich nahe. Und es war herrlich.
Auf jeden Fall, er hielt es für eine Superidee, mich hierher zu schicken. Und ich hatte auch noch einen anderen Grund, daß ich mal weg von zu Hause wollte: Peter hatte mich einige Wochen zuvor sitzenlassen. Peter, mit dem ich zwei volle Jahre lang zusammen war.
«Sei mir nicht böse, aber ich steh‘ schon seit langem auf einen anderen!» hatte er einfach nur gesagt. Ich wäre beinahe aus den Schuhen gekippt. Und obwohl ich nicht unbedingt an die ewige Liebe mit ihm geglaubt hatte, tat es mir doch sehr weh, so einfach stehengelassen zu werden. Vielleicht war ein Aufenthalt hier tatsächlich das beste, um über all das endlich hinwegzukommen. Auf einmal fühlte ich mich pudelwohl. Vielleicht lag es an dem unwahrscheinlichen Blütenduft, der vom Park hereindrang. «Nur nicht sauer werden», sagte ich mir. «Jetzt will ich Monte Carlo genießen! Und die Sonne.» Gleich darauf klapperte ich über die Treppe hinunter in den Park hinaus.
«Hallo, eine Neuankunft?» Der Mann, der da aus dem Gewächshaus trat, lachte mich mit weißen Zähnen an. «Ich heiße Jan Lühr. Aus Hamburg. Im normalen Leben Ingenieur, hier Kakteenzüchter. Wollen Sie mal sehen?» Er mochte so um die dreißig sein. Seine Art gefiel mir auf Anhieb, und da mein Onkel mir gesagt hatte, daß die Menschen hier alle die gleichen Neigungen hatten wie er und ich, wußte ich, daß es vielleicht etwas werden könnte. «Schauen Sie, die Königin der Nacht.» Er zeigte auf eine wunderschöne Blüte. «Sie blüht seit heute. Ich bin sozusagen ihr Geburtshelfer.» Als ich ihn fragend ansah, lachte er wieder dieses unvergleichliche Jungenlachen. «Mich haben hier schon einige Leute für den Gärtner gehalten. Aber übermorgen ist mein Urlaub zu Ende. Mike würde mich ja glatt dabehalten. Drei Wochen lang habe ich ihm das Gewächshaus in Ordnung gehalten. Für mich war es die schönste Entspannung.» «Ist Mike der Besitzer?» «Nein, das glaub ich nicht. Aber der Portier ist er auch nicht, den macht er nur so nebenbei. Ich blick da nicht ganz durch. Mir hat‘s hier gefallen, und Ihnen wünsch ich das gleiche.»
Tatsächlich sah ich von den anderen Pensionsgästen kaum jemand. Höchstens, wenn mal jemand mit mir zusammen beim Frühstück saß. Ich stand verhältnismäßig spät auf, so daß die meisten immer schon weg waren. Mir war das gerade recht. Ich konnte in Ruhe durch die Stadt bummeln, baden, wenn ich wollte, und über alles nachdenken. Natürlich vor allem über Peter. «Der ist ja auch viel zu jung für dich gewesen», hatte Klaus, ein Freund von mir, gesagt. Nun, vielleicht hatte er recht. Tatsächlich war Peter ein Jahr jünger als ich. Das hätte natürlich nichts bedeuten müssen. Aber wenn ich mir jetzt vorstellte, daß ich mit ihm eigentlich nur selten so richtig glücklich gewesen war, weil er sich sehr dumm anstellte, sich teils ekelte, wenn er mich küssen sollte, der sich nie bumsen ließ, weil es schmerzte trotz guter Vorbereitung, dann wurde mir klar, daß ich ihm überlegen war. Ich hatte viel Geduld mit ihm, weil er gut aussah. Aber er wollte oder konnte nicht lernen. Sicher hat er es nicht immer verkraftet, wenn ich ihm wieder und wieder gesagt habe, wie er es richtig machen müsse. In allen Dingen. Aber so etwas fällt einem immer erst hinterher ein.
Ich sinnierte darüber auch noch nach, als ich einige Tage später etwas ziellos durch die Straßen von Monte Carlo schlenderte. Ich hatte Appetit, wollte aber sparen. Das kleine Café dort sah sehr einladend aus. Sicher war ein Stück Kuchen bei der Hitze besser als eine warme Mahlzeit. Eine Hitze allerdings, die herrlich bräunte. Ich setzte mich an eines der weißen Tischchen vor dem Haus und bestellte. Das Französisch ging mir mittlerweile so glatt von der Zunge, daß es mir richtig Spaß machte. Pech übrigens für Onkel Winnie, denn die Lust, eine Sprachschule zu besuchen, wurde dadurch immer größer.
Ich wollte mich gerade in mein französisches Taschenbuch vertiefen, als ich ihn sah! Er zuckelte ganz langsam über den Platz direkt auf das Café zu. Ein großer, blonder Typ, sportliche Figur, braungebrannt. Er sah gut aus in seinen weißen Jeans. Aber nicht deshalb sah ich ihm nach. Solche Typen laufen hier ja haufenweise herum. Ich beobachtete ihn vielmehr nur deshalb, weil er zwischen den Händen Brot zerkrümelte, um die Vögel zu füttern.
Mit jedem Schritt, den er machte, hüpften auch die Vögel mit und pickten eifrig die Brösel auf. Das sah vor allem deshalb lustig aus, weil die wenigen Autos, die in dieser Zeit vorbeikamen, alle sofort Rücksicht auf ihn nahmen und in einem Bogen ganz langsam an ihm und den Vögeln vorbeifuhren.
Schließlich nahm er an einem Nebentisch Platz. Mit seiner etwas rauhen Stimme bestellte er einen Aperitif. So wie er sprach, konnte er Engländer oder Amerikaner sein. 27 Jahre vielleicht. Ich spürte eine leise Nervosität in mir aufsteigen. Denn ich hatte das Gefühl, daß er mich intensiv beobachtete, auch wenn ich es nicht sehen konnte, weil er hinter mir saß.
Ich versuchte, mich auf meinen Kuchen zu konzentrieren, und ärgerte mich, daß ich leise zitterte, wenn ich die Gabel zum Mund führte. «Spinn ich denn?» schimpfte ich mit mir. «Was geht mich der denn an?» Aber ich hatte die große Beule vorn an seiner Hose gesehen und...
Und trotzdem verließ ich das Café früher, als ich eigentlich vorgehabt hatte. Und dabei hatte ich mit der Versuchung zu kämpfen, mich wenigstens einmal umzuschauen. «Verdammt, warum eigentlich?» dachte ich bei mir, und ein Schauer überrann meinen Rücken heiß, als ich an die große Beule vorn an seiner weißen Jeans dachte. Am Strand stand jede Menge Liegestühle herum. Ich legte mich in einen und begann zu lesen.
Der Wind strich über mein Gesicht. Das gleichmäßige, leise Rauschen des Meeres wirkte irgendwie beruhigend. Ich merkte richtig, wie ich müde wurde. Ich legte das Buch auf meinen Schoß und schloß die Augen.
Eine Stimme drang plötzlich in meinen Schlaf. Eine etwas rauhe, wohlklingende Stimme.
«Na, Monsieur, so müde schon am hellen Mittag?» Ich schlug die Augen auf. Ein großer Blonder in weißen Jeans mit einer riesigen Beule vorn stand vor mir — der Mann aus dem Café. Etwas verwirrt und von der Sonne geblendet, blinzelte ich ihn an.
Er lachte mich an.
«Sie haben jetzt eine halbe Stunde lang geschlafen.» Das sagte er so nett, daß auch ich lächeln mußte. «Ist das vielleicht verboten?» fragte ich, um überhaupt etwas zu sagen.
«Außerdem, woher wissen Sie das so genau?»
«Weil ich Sie beobachtet habe. Und ich habe noch mehr an Ihnen beobachtet: Nämlich, daß wir uns sehr ähnlich sind, in gewisser Weise ... »
Er lächelte fein und fuhr fort:
«Aber keine Angst. Ich bin ganz ruhig da drüben gesessen. Vor ein paar Minuten hat der Wind das Buch davongeweht. Hier ist es.»
Jetzt merkte ich auch, daß der Wind erheblich stärker geworden war. Ich stand auf. «Dann muß ich mich wohl bei Ihnen bedanken! Ich war plötzlich hundemüde und muß eingeschlafen sein.»
«Kein Grund, sorry zu sagen. Ich habe mir nur gedacht: Was macht ein junger Mann wie Sie, der schon mittags Kaffee trinkt und trotzdem so müde ist?» Und wieder grinste er ein Jungenlächeln.
Ich mußte regelrecht meine Gedanken sammeln. Seine direkte Art regte mich ganz schön auf. «Nicht das, was Sie vielleicht denken, denn dazu kenne ich hier niemand. Ich bin vom reinen Nichtstun müde.»
Er lachte wieder. «Ja, das gibt es. Leben Sie hier?» «Nur sozusagen. Ich mache Urlaub hier. Und Sie?» Jetzt hatte ich mich endlich gefangen.
«Auch Ferien, sozusagen. Aber wollen wir darüber nicht bei einem Drink reden? Ich hätte gern einen Tip von Ihnen, wie man sich so toll entspannen kann, wie Sie das tun. Und außerdem ist der Wind gar nicht mehr schön. Gleich wird es regnen.»
Da hatte er recht. Während ich schlief, hatte sich der sonst so blaue Himmel überzogen. Die letzten Worte hatte er übrigens in Deutsch gesprochen.
Überrascht fragte ich ihn: «Woher wissen Sie, daß ich Deutscher bin?»
«Ihr deutscher Akzent ist unüberhörbar. Ich bin zwar Amerikaner, aber meine Mutter ist Deutsche. Ich bin aus diesem Grund zweisprachig aufgewachsen. Übrigens, mein Name ist Andrew Culver.»
Seine nette, unbekümmerte Art fand ich jetzt durchaus sympathisch. Mir war gar nicht aufgefallen, daß wir während des Redens weitergegangen waren. Jetzt standen wir von einem kleinen Lokal. Andrew fragte: «Wollen wir hier etwas trinken? Die haben einen guten Wein. Ich weiß das noch vom letzten Jahr her.»
«Ach», sagte ich und staunte ein wenig, «kommen Sie öfter hierher?»
«Jedes Jahr um diese Zeit, schon seit vielen Jahren. Mein Onkel hat mich schon am College auf den Geschmack gebracht.»
Ich mußte lachen. «Soll das heißen, daß Sie hier sind, weil Ihr Onkel... ?»
Er schaute mich amüsiert an. «Klar, sonst wäre ich doch nicht auf die Idee gekommen, in das alte Monte zu reisen. Eigentlich ist das hier doch nur was für ältere Leute, oder? Aber ich muß sagen, es gefällt mir hier. Warum amüsiert Sie das so?» Ich hatte nämlich während seiner letzten Worte ganz schön gefeixt.
«Weil auch bei mir ein Onkel schuld ist, daß ich hier bin.» Jetzt lachte auch er, und ich mußte ihm die ganze Geschichte meiner Urlaubsreise erzählen.
«Wenn das kein Grund zum Feiern ist», rief er und bestellte gleich einen ganzen Krug Wein. Aber das war nicht auf Schau gemacht, das merkte ich ganz genau. Ich fand Andrew jetzt ganz nett und hatte nichts mehr dagegen, daß er mich aus meinem freiwilligen Einsiedlerleben gerissen hatte. Vor allem sein Lachen gefiel mir. Und am meisten lachte er, als ich ihm erzählte, das ich in einer Villa namens «Paradies» wohnte.
«Das gibt‘s doch nicht», grinste er, «daß Sie ausgerechnet aus diesem ‚Paradies‘ vertrieben werden sollen, wenn ich mich für einige Wochen hier niederlassen will.»
Er erzählte nun, daß er für die nächsten Tage eine kleine Jacht gechartert hatte und daß er dann mindestens vier Wochen in Monte Carlo leben wollte. Ich mußte ihm auch genau beschreiben, wie das «Paradies» ausschaute, wie viele Zimmer es hatte und wer der Patron, der Chef war. Und er schien sich dabei immer mehr zu amüsieren. Aber als ich ihn danach fragte, warum er das so genau wissen wolle, wich er aus. Mir fiel das allerdings damals nicht auf.Dann fragte er mich, ob ich denn nicht Lust hätte, ein paar Tage mit ihm auf der Jacht zu verbringen? Um ehrlich zu sein: Natürlich hätte ich Lust gehabt. Das mußte irrsinnig aufregend sein, mit so einem Boot weit aufs Meer hinauszufahren. Und die Abendstunden dann. . . Aber dann sagte ich: «Wozu habe ich ein Zimmer in der Villa?» Es gefiel mir dort sehr gut. Und außerdem: So schnell wie man hoppla sagt, bin ich auch nicht zu überreden, auch wenn mir Andrew sehr gefiel. Es war lustig, mit ihm zusammenzusein. Aber Hals über Kopf mit ihm tagelang auf einem Boot herumzufahren, das wäre mir doch zu rasch gegangen.
Als er mich dann im Laufe dieses Nachmittags mit du anredete, hatte ich allerdings gar nichts dagegen.
«Ich hab übrigens eine Idee», sagte er dann. «Du brauchst dich um ein Quartier für die letzten Tage hier nicht zu kümmern. Ich organisiere das für dich.» Und als ich ihn fragend und überrascht ansah: «Ich kenne mich hier gut aus. Und ich habe ein Quartier für dich. Ich bin pünktlich zurück, wenn du ausziehen mußt. Verlaß dich auf mich. Das geht schon in Ordnung.»
Irgendwie schien ihm das aber selbst ein bißchen rätselhaft zu sein, denn er fügte hinzu: «Das ist gar nicht so, wie du vielleicht jetzt denkst. Du mußt wissen, ich kenne hier eine Menge Leute und weiß, wo ich dich unterbringe. Und du bist mir dafür zu nichts verpflichtet, denk dran! Aber sag deinem Patron, er soll dich ja nicht schon einen Tag früher auf die Straße setzen, sonst bekommt er es mit mir zu tun!»
Es war schon dunkel, als Andrew und ich vor dem Park der Villa standen. Der Wein konnte nicht schuld sein, daß meine Knie jetzt zu zittern schienen, denn ich hatte nicht viel getrunken. «Wenn er mich jetzt küßt», schoß es mir durch den Kopf, «dann mache ich mit. Und dann bildet er sich womöglich was ein. Aber es wäre toll, wenn er mich jetzt küssen würde . . .» Wir hatten über unsere homosexuellen Neigungen in dem kleinen Lokal gesprochen und brauchten uns voreinander nicht zu verstellen. Also wäre es im Bereich der Möglichkeit gewesen, daß Andrew mich jetzt küßte.
Aber er küßte mich nicht! Jedenfalls nicht so, wie ich es mir im Moment gewünscht hätte. Er streichelte mir nur ein paarmal über mein dunkelblondes, nackenlanges Haar. Dann gab er mir einen Kuß — auf die Wange. «Hör mal», flüsterte er mir ins Ohr, «ich stehe pünktlich vor deiner Haustür.»
Meine Träume in dieser Nacht waren ziemlich wirr. Und immer wieder tauchte dabei ein großer Blonder auf, der furchtbar mit den Armen fuchtelte und Mike anbrüllte: «Du hast kein Recht, Henry aus dem Paradies zu vertreiben!»
«Schöner Quatsch», dachte ich am anderen Tag. Aber es ist eigentümlich: Wenn man ganz intensiv von jemandem träumt, dann denkt man auch danach den ganzen Tag intensiv an ihn. Ich habe das jedenfalls schon oft an mir beobachtet. Jetzt, wo Andrew weg war, kam ich mir auf einmal einsam vor. Die Stadt, das Meer, die Menschen, die Palmen, alles war dasselbe wie gestern oder vorgestern, aber ich fühlte mich plötzlich allein. Ob ich es mir eingestehen wollte oder nicht: Ich sehnte mich nach Andrew. Er fehlte mir — obwohl ich ihn doch eigentlich noch gar nicht kannte. Und was war denn schon groß gewesen? Eine nette Unterhaltung und das Versprechen, daß er wiederkommen würde.
Plötzlich erschrak ich. War das denn wirklich so ernst gemeint von ihm? Oder hatte er es nur so aus einer Laune heraus gesagt? Oder nur, um überhaupt etwas zu sagen? «Aber warum macht mir das etwas aus?» fragte ich mich. «Ist es denn nur die plötzliche Langeweile, oder finde ich ihn so sympathisch, daß ich mich etwa in ihn verknallt habe?»
Wo mochte Andrew jetzt sein? Irgendwo da draußen auf dem blauen Meer. Und wieder erschrak ich. Mit wem war er noch unterwegs? Er hatte zwar immer nur von seinem Boot gesprochen, aber wenn er damit richtig kreuzen konnte, mußte es zumindest so groß sein, daß man es nicht allein bediente. Vielleicht waren sogar viele Menschen an Bord — und darunter sehr wahrscheinlich einige junge Männer, gutaussehende junge Männer . . .
«Mensch, Henry», sagte ich zu mir, «so geht es nicht! Du kannst hier nicht rumliegen und auf Eifersucht machen. Mit welchem Recht denn? Nur weil er dir versprochen hat, wiederzukommen? Nein, so geht es nicht. Jetzt war ich in den Ferien, um allein zu sein und die dumme Geschichte mit Peter zu vergessen — und schon quälte ich mich wegen eines anderen Mannes! Mit einer kleinen Wut auf mich selbst begann ich, mein französisches Taschenbuch zu lesen und Wörter, die ich noch nicht kannte, im Lexikon nachzuschlagen und zu pauken.
Am 14., also einen Tag bevor ich ausziehen mußte, gab mir Mike drei Adressen von Pensionen. Eine davon würde mir bestimmt gefallen, meinte er. Sie seien auch sehr preiswert. Ich dankte ihm und klapperte die drei Häuser ab. Keines davon war natürlich auch nur annähernd so schön wie die Villa «Paradies». Und aus irgendeinem Gefühl heraus sagte ich auch nirgendwo zu. Immerhin konnte ja Andrew morgen kommen. Deshalb war ich verständlicherweise auch in einer gewissen Erregung und konnte fast die ganze Nacht nicht schlafen.
Schon um sechs Uhr früh war ich wieder wach. «Ich komme pünktlich», hatte Andrew gesagt. Jetzt mußte sich die Wahrheit herausstellen. Ich packte langsam meine Sachen. Dazwischen ging ich immer wieder auf meinen Balkon, in der Hoffnung, plötzlich Andrew zu sehen. Oder vielleicht steuerte sein Boot da draußen gerade erst den Hafen an? Er konnte in jedem der zahllosen Boote sein, die ich da einlaufen sah.
Beim Frühstück bat Mike, das Zimmer bis elf Uhr zu räumen. Er würde mich gern mit dem Wagen in mein neues Quartier bringen. Das war nett von ihm. Ich war jetzt — trotz der Erwartung — richtig traurig, das schöne Haus verlassen zu müssen. Als Mike mit dem Kastenwagen losfuhr, hatte ich tatsächlich Tränen in den Augen. Und dann ging alles viel rascher, als ich gedacht hatte. Plötzlich öffnete sich meine Zimmertür und Andrew stand da! «Hallo, Henry!»
Ich glaube, ich muß ein recht doofes Gesicht gemacht haben. Aber dann hatte er auch schon seine Arme um mich gelegt und gab mir einen Kuß. Einen richtigen! Es geschah, wie wenn alles ganz selbstverständlich wäre. «Aha», sagte er, «du hast schon gepackt. Wann mußt du das Zimmer verlassen? «Um elf.» «Das ist ja schon in einer Viertelstunde. Na, dann will ich dir mal helfen.» Er packte Koffer und Tasche und legte sie wieder zurück auf das Gestell. Ich verstand überhaupt nichts mehr. «Komm», sagte er nur und faßte mich bei der Hand. Er zog mich über die Treppe hinab und auf die Bank vor der Villa, auf der ich schon so oft gesessen hatte. Vielleicht meinte er, es sei Sache des Personals, das Gepäck nach unten zu bringen.
Natürlich bemerkte er meine Unsicherheit. «Ach ja», sagte er, «du willst wissen, wo dein neues Quartier ist. Klar. Soll ich es dir beschreiben? Es hat einen wunderschönen Balkon mit Blick aufs Meer und liegt in einer weißen Villa.» In diesem Augenblick bog Mikes Wagen durchs Tor. «Mike wollte mich hinfahren», sagte ich unsicher. «Da kommt er schon.»
«Das ist gut», grinste Andrew, stand auf und winkte dem Wagen zu. Mike hielt direkt vor uns. Zu meinem Erstaunen schüttelte ihm eine Sekunde darauf Andrew lachend die Hand.
«Alter Junge», rief er fröhlich aus, «wie war denn das Geschäft den Winter über?»
Auch Mike lachte ganz ausgelassen. «Oh, Mister Culver, Sie sind schon hier? Ja, das Geschäft war gut. Sie sehen ja, entschuldigen Sie, wir haben erst heute nachmittag mit Ihrem Eintreffen gerechnet. Deshalb ist der junge Herr auch noch hier. Ich werde Monsieur Knüpp gleich in sein neues Quartier bringen. Aber alle anderen Zimmer sind schon hergerichtet.»
Jetzt zwinkerte mir Andrew zu.
«Kommt gar nicht in Frage, Mike», wandte er sich wieder an ihn. «Ich bringe den jungen Herrn in sein Quartier. Komm, Henry!» Ich sah nur noch das verblüffte Gesicht Mikes, dann zog mich Andrew wieder ins Haus. Trotz meiner Fragen gab er keinerlei Antwort. Erst als wir wieder in meinem Zimmer waren, lachte er: «Sind Sie zufrieden mit Ihrem neuen Quartier? Ich habe es Ihnen doch versprochen.»
Ich muß wohl unwahrscheinlich dumm ausgesehen haben! Ganz gelassen fügte er hinzu: «Wirklich, Henry, du bist herzlich eingeladen, deine Ferien hier weiter zu verleben. Die Sache ist ganz einfach. Mein Onkel hat diese Villa schon seit über zehn Jahren immer im Sommer vermietet. Immer vom 15. Mai an. Ich darf dich also bitten, unser Gast zu sein. Dem Onkel hab ich schon Bescheid gesagt, daß wir in diesem Jahr einen Gast haben. Er kommt übermorgen. Und er hat gesagt, es wäre sowieso an der Zeit, daß ich mich in einer festen Art binde. Gleich wie, denn er kennt meine Liebe zum männlichen Geschlecht.
Mein Herz schlug bis zum Hals, als er mich in seine Arme nahm und küßte. Dicht schmiegte er sich an mich. Ich merkte, wie sich die weißen Jeans vorn immer mehr ausbeulten, es darinnen immer härter und fester wurde. Ein herrliches Versprechen für die kommende Nacht.
Langsam, fast zögernd, streifte mir Andrew den Slip über die Knie, über die Waden, über die Füße. Und dann lagen wir nackt nebeneinander in dem herrlich weißen, frischen Bett. Durch die geöffneten Fenster drang ein betäubender Duft von Jasmin und Oleander. Ein leiser Wind strich herein und ließ die Vorhänge leicht aufbauschen. Vom Meer herüber kam hin und wieder das Tuten eines Dampfers und das Rauschen der Wellen, die sich im Mondlicht wie geschmolzenes Silber bewegten.
«Du hast eine herrlich weiche Haut und du duftest wie der Jasmin vor dem Fenster», sagte Andrew und schloß mich in seine sonnengebräunten Arme.
Sanft strichen meine Fingerkuppen über seine unbehaarte Brust, berührten die großen Brustwarzen und spielten zärtlich damit. Langsam, unendlich langsam näherte sich Andrews Gesicht dem meinen, und zärtlich suchte er meinen Mund, meine Lippen. Schon lange war ich hocherregt, und als sich nun Andrew noch dichter an mich preßte, bemerkte ich, wie es naß an meinem Bauch wurde. Ohne etwas zutun, hatte er den ersten Höhepunkt erreicht. Noch während unseres nicht enden wollenden Kusses spürte ich Andrews Hand auf die Wanderung gehen und erst haltmachen, als er meinen heißen Prügel erreicht hatte.
Seine Handfläche glitt über die Kuppe, und in mir begann etwas zu brennen. Ich merkte, daß ich naß wurde, und auch mein Freund merkte es. Die kreisenden Bewegungen seiner Handfläche auf meiner nun überschwemmten Kuppe wurden schneller und ließen mich ein Stöhnen ausstoßen, das ungewollt war, ich aber nicht unterdrücken konnte. Lustschauer überliefen mich, und ich spürte, daß es wie heiße Lava aus mir herausschoß.
Langsam löste ich nun meine Lippen vom Mund meines Freundes und küßte mich über die nun harten Brustwarzen, den Nabel, bis zum Ansatz des Schamhaars. Zärtlich nahm ich den aufgerichteten Schwengel in den Mund. Zuerst kreiste meine Zungenspitze leicht, dann immer schneller werdend über die große Kuppe.
Inzwischen hatte ich mich in die 69erStellung gearbeitet und hatte nun auch meine Hände frei. Die Fingerspitzen befaßten sich mit den kräftigen Hoden meines Freundes, tasteten sich weiter durch das Gestrüpp der Haare und landeten schließlich an dem herrlichen Loch, das das Ziel meiner Sehnsüchte war.
«Du bist prima», keuchte mein Freund. «Noch nie hatte ich ein solches Erlebnis wie mit dir, Henry. Es ist alles ganz anders als sonst. Vielleicht ist es auch, daß wir uns . . .», und hier hielt er inne, kurz nur, um dann fortzufahren: «lieben. Oder habe ich da so unrecht?»
«Ach, schweig doch», stöhnte ich. «Laß uns doch die Stunden genießen und alles, aber auch alles auskosten, was die Liebe uns bietet. Ich empfinde doch gleich wie du. Oder wäre ich sonst hier bei dir?»
Mehr wurde nicht mehr gesprochen. Es war alles so schön, vielleicht sogar romantisch, wenn man die nächtliche Stimmung im Zimmer einbezog. Und wir hatten uns gefunden. Im Alter zwar sehr weit auseinander, jedoch glücklich, wie vielleicht noch nie in unserem Leben, denn dies hatte ich aus Andrews Worten geschlossen. Was war doch Peter gegen ihn?!
Als ich mich etwas erholt hatte, legte ich mich auf den Rücken, zog Andrew zu mir.
«Zuerst du, Henry», sagte er leise und drehte uns beide um die Achse.
Zärtlich begann ich, ihn auf ein neues Spiel vorzubereiten und konnte meinen Traum in Erfüllung gehen lassen. Um Andrew nicht weh zu tun, begann ich sehr langsam. Nur zögernd verstärkte ich den Druck. Aber mein Freund drückte nun mit den Handflächen an meinem Hintern nach, und ich konnte spüren, wie ich mich mehr und mehr in die Spalte senkte, um ganz darin zu verschwinden. Da ich auch nicht gerade klein gebaut bin, 19,5 x 5,5, hatte Andrew eine ganze Menge aufzunehmen, und an seinem leisen Stöhnen konnte ich erkennen, daß es ihm guttat. Es war kein schmerzhaftes, sondern ein lustvolles Stöhnen. Langsam zog ich meinen Penis wieder zurück, um ihn gleich darauf wieder hineinzustoßen. Zuerst langsam, dann immer schneller werdend, dem Takt der schiebenden Handflächen meines Freundes folgend.
Diesmal dauerte es etwas länger, bis ich kam, aber ich merkte, daß es soweit war. Als ich aussteigen wollte, drückte mich Andrew fest. Aufseufzend fiel ich auf die Seite und legte mich auf den Rücken.
Als wir rauchend nebeneinander lagen, hin und wieder einen zärtlichen Kuß tauschend, aber schweigend, waren unsere Gedanken ganz auf den Partner eingestellt.
Und dann drang Andrew in mich ein. Es war himmlisch, wie vorsichtig er es tat, wie vorsichtig er wieder zurückkam, um dann erneut wieder einzudringen, denn er hatte wohl bemerkt, daß es in dieser Hinsicht das erste Mal für mich war. Er war geduldig, und das machte ihn mir erst richtig zum Freund, ja, zum Geliebten. Mit ihm wollte ich mein weiteres Leben teilen, wenn auch er denselben Gedanken hatte.
Und dann kam er! Ich fühlte, wie es auch mir kam. Auch Andrew merkte das und sagte leise: «Du bist herrlich, Henry.» Mehr nicht.
Und als wir dann erschöpft nebeneinander ausruhten, kamen die ersten Sonnenstrahlen zum Fenster herein. Ein neuer Tag begann.
Ich lächelte ihm zu, zog ihn zärtlich neben mich, den Kopf auf seine Brust gebettet, murmelte ich: «Wenn du nur bei mir bist, ist es in keiner Stadt fremd.»
Ich nahm einen tiefen Schluck Wein. Mein Blick ging über den niederen Couchtisch hinweg, streifte flüchtig die Schrankwand, verweilte sekundenlang an der Statue eines schönen römischen Jünglings und wandte sich schließlich wieder meinem Gastgeber zu, der, in sich selbst versunken, mir nun wieder gegenüber im Sessel saß. Wie schön dieser Junge aussah an diesem Abend! Viel schöner noch, als ich ihn in meiner Erinnerung hatte — viel weicher, viel feiner noch waren seine Züge.
Die schulterlangen, kupferroten Haare, die sein schmales Jungengesicht umrahmten, die sommerlich leichte Kleidung — ein Polohemd und eine weiße Jeans — vervollständigten den Eindruck in mir, hier endlich Ruhe und Geborgenheit gefunden zu haben.
Unter dem dünnen Polohemd stachen seine festen Brustwarzen mit den großen Höfen seltsam, jedoch für mich anregend, hervor, und wenn mein Blick sich zu seinem Schoß senkte, so konnte ich die nicht gerade kleine Beule bemerken, die sich nach rechts hin verlängerte. Ich kannte das, was darunter war, schon seit langer Zeit, aber immer wieder kam in mir ein Kribbeln in der Lendengegend hoch, wenn ich dieses Bild vor mir sah. Selbst in meinen Träumen hatte ich ab und zu dieses herrliche Bild des ruhenden Jungen vor mir, der eigentlich kein Junge mehr war, sondern ein Mann von dreiundzwanzig Jahren.
Eine Welle von Zärtlichkeit überkam mich beim Anblick Holgers, der seit langem wieder einmal meine Gedanken beschäftigt hatte. Um genau zu sein, wieder seit vierzehn Tagen!
Vierzehn Tage!
Sind es wirklich erst vierzehn Tage her, daß ich den Jungen kennengelernt hatte? schoß es mir durch den Kopf. Diese Ähnlichkeit mit Oliver, der durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen war, war so verblüffend, daß ich Holger bei unserer ersten Begegnung mit Oliver angesprochen hatte, obgleich ich doch ganz genau wußte, daß mein Freund tot war.
Auch er hatte dieses kupferrote Haar, die gleiche kecke Stupsnase, die gleichen Sommersprossen um diese kecke Nase und die gleichen hellen Augen mit der dunklen Iris. Und vor allem diesen faszinierenden Mund, sinnlich und doch energisch zugleich.
Mir war, als kannten wir uns schon eine Ewigkeit. Nun ja, ich schalt mich insgeheim einen Narren, denn ich übertreibe manchmal. Aber jene Ähnlichkeit ließ in mir dieses Gefühl aufkommen. Ich hatte Oliver aufrichtig geliebt, ihm alles gegeben, ihm geholfen auf seinem Lebensweg, den er vom vierzehnten Lebensjahr an mit mir geteilt hatte, seit er aus einem Heim ausgerissen war. Ich hatte ihm eine gute Schulbildung ermöglicht und sein Studium finanziert. Und Oliver war mir dankbar, was sich nicht unbedingt in Sex ausdrückte. Natürlich auch, aber das war nicht das Hauptproblem. Wir mochten uns etwa so, wie ein Vater seinen Sohn liebte. Und so war auch unser damaliges Verhältnis.
Und dann hatte ich Holger kennengelernt. Waren das wirklich und wahrhaftig erst vierzehn Tage her? Oder sollte ich das in meiner unbeherrschten Verliebtheit schon wieder vergessen haben?
Nein, ich hatte jenen Abend ganz bestimmt nicht vergessen, an dem ich ihn zum erstenmal erblickte, wie er gedankenverloren vor einem Schaufenster stand und die Auslagen musterte. Ich war erst kurze Zeit in der Stadt und wollte hier ein Geschäft aufmachen. Eine weitere Filiale meiner Firma. Wie immer, wenn ich in eine mir unbekannte Gegend kam, fühlte ich mich irgendwie verlassen und einsam, was sich seit dem Tod Olivers noch verstärkt hatte. Ein unbestimmtes Gefühl hatte mir gesagt, daß der Kupferschopf da am Schaufenster ebenfalls einsam war. Nur ein Gefühl, aber auf meine Gefühle habe ich mich bisher immer verlassen können.
Ich war dem Jungen gefolgt. Blieb er vor einem Schaufenster stehen, blieb auch ich stehen. Ich wußte tief in mir, daß er mich ebenfalls bemerkt hatte und ein Spiel mit mir trieb.
Mir schoß der Gedanke durch den Kopf, daß er ein «normaler» Junge war, der mich an der Nase herumführen wollte. Ich hatte Ähnliches bereits einmal erlebt. Aber dieser da schien mir nicht so auszusehen. Um es ganz genau zu erfahren, hatte ich ihn angesprochen, hatte ihn zu einem Drink in eine kleine Bar am Ku‘damm eingeladen. Und er hatte nach einigem Zögern, in dem er mich von Kopf bis Fuß im wahrsten Sinne des Wortes gemustert hatte, zugestimmt. Wir waren dann miteinander ins Gespräch gekommen. Ich hatte ihm erzählt, daß ich zum erstenmal in dieser Stadt sei, hatte von meiner Abneigung gegen große Städte, deren Größe sie unübersichtlich machten, gesprochen und daß ich nach Abschluß meiner geschäftlichen Angelegenheiten wieder in die, wenn auch nicht sehr heile, aber immerhin menschlichere Welt meiner Jugend zurückzukehren beabsichtigte.
Holger hatte mir lächelnd zugehört, und ich mußte auch hier wieder feststellen, daß es beinahe das gleiche Lächeln war, das auch Oliver mir geschenkt hatte.
Dann hatte Holger begonnen, von sich zu erzählen. Von seiner Jugend, die er hier in Berlin verbracht hatte, und daß es ihn, wie auch mich, nicht gern in großen Städten hielt. Er hatte schon in Erwägung gezogen, in eine ländliche Gegend zu wechseln. Er liebte das Schöne, die Natur und alles, was dazugehörte.
Seit vierzehn Tagen waren wir nun fast jeden Abend zusammen, besuchten gemeinsam Kinos, waren im Theater, in einer kleinen Bar mit entsprechendem Publikum oder auch nur ziel und planlos durch die Straßen gewandert, ohne daß es auch nur zur geringsten Intimität gekommen wäre.
Holger wahrte immer eine gewisse Distanz, und ich hegte schon die Vermutung, daß sich hinsichtlich eines sexuellen Erlebnisses kaum etwas tun würde. Und ich respektierte das, aus Angst, sicher, ich könnte ihn verlieren und er könnte die soeben entstandene Freundschaft lösen. Ich wagte also nicht, dieses unausgesprochene Tabu zu verletzen.
Heute morgen hatte er mich angerufen, mir erklärt, daß er keine Lust zum Ausgehen habe, und mich zum erstenmal, seit wir uns kannten, in seine Wohnung eingeladen. «Was ist los mit dir, Ernst? Du bist heute abend kein guter Unterhalter. Das bin ich von dir gar nicht gewöhnt. Warum so schweigsam?» fragte Holger unvermittelt in meine nachdenkliche Stimmung hinein.
Ich blickte ihm gerade in diese hellen Augen, bemerkte das Lächeln, das ich so sehr liebte, um seine Lippen spielen.
«Es ist so gemütlich, Holger. Ich könnte stundenlang so schweigsam in deiner Nähe sitzen und dich anschauen. Ich habe eben daran gedacht, daß wir uns jetzt vierzehn Tage kennen. Dabei hatte und habe ich das Gefühl, als würden wir uns schon viele Jahre kennen.» Und als ich seine hochgezogenen, schöngeschwungenen hellen Augenbrauen sah, fügte ich hinzu: « Ich hatte vor einiger Zeit einen Freund, der dir aufs Haar glich ... »
Und dann begann ich von Oliver zu erzählen, von unserem Kennenlernen und dem weiteren Leben zusammen. Holger hörte aufmerksam zu, hatte dazwischen das große Deckenlicht ausgeschaltet, und nur eine Stehlampe spendete mildes, warmes Licht. Leise spielte der Plattenspieler eine einschmeichelnde Melodie.
«Sind wir nur Freunde?» fragte Holger abschließend. Und er betonte das nur wie eine Frage. Das Lächeln um seine Lippen war plötzlich wie weggewischt. Sein jungenhaftes Gesicht war ernst.
«Möchtest du denn mehr als nur Freundschaft, Holger?» Ich bemerkte, daß mein Herz zu rasen begann. In mir begann es zu beben, und ein Gefühl des Glücks stieg in mir hoch. Mit seinen Worten hatte mir Holger zu verstehen gegeben, was er wirklich für mich empfand. Und das war mehr als nur die Freundschaft einer flüchtigen Bekanntschaft. Meine Stimme hatte heiser geklungen vor Erregung.
Er gab keine Antwort, während sein Blick wie suchend durch das abgedunkelte Zimmer schweifte. Mit angespannter Aufmerksamkeit verfolgte ich dieses Suchen. Und Holger schien es zu bemerken. Mich fest anschauend, fragte er unvermittelt:
«Ernst, hast du mich gern? Liebst. . . », eine verlegene Pause, dann aber mit fester Stimme fortfahrend, «... liebst du mich wirklich, oder ist das nur so ein ... ein Flirt, um dir die Zeit und die Einsamkeit hier in dieser Stadt zu vertreiben?»
Lange schaute ich ihn an. Dann sagte ich leise: «Ich habe dir von Oliver erzählt, Holger. Ist dir das nicht Antwort genug?»
Ich hatte eine Weile gebraucht, um die Tragweite seiner Worte zu begreifen, und erst dann geantwortet. Und was ich gesagt hatte, entsprach den Tatsachen. Ich hatte diesen Jungen vom ersten Augenblick an gemocht. Mag es schwülstig klingen oder nicht. Es war die Wahrheit. Ungestüm sprang ich auf. Zu Holger hinüberzugehen, sich zu ihm hinabzubeugen und in einer leidenschaftlichen Aufwallung seine halbgeöffneten Lippen zu suchen, war das Werk von Sekunden.
Heiß erwiderte er meinen Kuß, schlang seine Arme um meinen Hals und zog mich tiefer zu sich herab. Dann aber machte er sich mit einem Ruck wieder frei und fragte mit leiser Stimme und meinem Kopf zwischen seinen schmalen, schlanken Fingern haltend, abermals: «Liebst du mich wirklich, oder ist es nur das Verlassensein in dieser fremden Stadt, das dich zu mir hinzieht?»
«Ich habe mich schon im ersten Augenblick des Kennenlernens in dich verliebt, Holger. Und da wußte ich nicht, ob meine Liebe jemals erwidert werden könnte.»
«Dann ist es ja gut. Mehr wollte ich gar nicht wissen», murmelte er leise, legte seine Arme wieder um meinen Nacken und bot mir seine herrlichen weichen Lippen zum Kuß.
Seinen Kuß erwidernd, zog ich Holger mit einer zärtlichen Gebärde zu mir hoch. Eine fast schmerzhafte Erregung durchzuckte meine Sinne, als ich den herrlichen Jungen an mich preßte und durch den dünnen Stoff des Polohemdes hindurch spürte, wie sehr sich seine Brustwarzen verhärtet hatten, wie sehr es sich in seiner Hose regte. Meine Hände tasteten sich seinen Rücken hinunter zu den knabenhaften Rundungen, die in den engen Jeans steckten und sicher befreit werden wollten.
Auch in meiner Hose begann es zu hämmern und zu klopfen. Mir schwanden fast die Sinne bei dem Gedanken, Holger endlich besitzen zu können, ihn zu streicheln, zu liebkosen, seinen weichen, warmen Körper an mich zu drücken.