Marktwirtschaftliche Gedichte - Ralph Henry Fischer - E-Book

Marktwirtschaftliche Gedichte E-Book

Ralph Henry Fischer

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Beschreibung

Aber seit die Große Mauer fiel bauen Viele handlichere Todesstreifen gegen das Fremde: es wächst. Mancher Intellektuelle, eben noch seine roten Wunden leckend, vermarktet nun stolz den braunen Schorf darauf.

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Seitenzahl: 27

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Inhalt

Auftakt

Bei Anbruch des neuen Tages

Drei Aachener Skizzen

Gedichte für Greta

Ausverkauf

Auftakt

Politische Hausapotheke

Betacarotin

die Vitamine C und E

und das essentielle Spurenelement Selen

besitzen die wichtige Eigenschaft

freie Radikale abzufangen.

Die Aneignung des Mediums

Über die frostige Glätte des Bildschirms

schob sich zum Entsetzen des Nachrichtensprechers

allmählich eine warme private Schicht

gelben Nikotins

das seine eingefrorene Visage

ein wenig menschlicher machte

ein wenig nur

wird sich ändern

wenn sein Gesicht dereinst verschwindet

bleibt immerhin

die Nachricht.

Die Ästhetik des Widerstands

In seiner Ansprache

zu Alice Schwarzers 100. Geburtstag

äußerte der Festredner die Hoffnung

sie möge noch recht lange

für die gerechte Sache der Frau eintreten

hieße

die Privilegien des Mannes zu beschneiden

zeigte er wenig Bereitschaft

als er bei der Übergabe der Medaille ihre Hand küsste

trat sie ihm mit 100jähriger Wut in

die Hoden

sind

nur ein Teil der Unterdrückung

liegt so klar auf der Hand.

Wahrnehmungen

Dein müdes Krokodilauge

verdurstet mutterseelenallein

da

im Schuppen hinterm Haus

stapelt die Angst

Berge

der leere Pullover auf dem Stuhl

spricht von dir

wie vom Wetter: lustlos

unsere hilflosen Worte

krümmen sich am Boden

zwischen Staub und Scherben

manchmal noch ein Schrei

dringt zu mir

Bei Anbruch des neuen Tages

Was für ein Ekel

beim Anblick der Dinge

an so einem Tag

schlich er

die Straße zum Kai hinab

umzäunte Anwesen

ringsum

die müden Schreie der Zikaden

klangen wie trocknes Laub

im Herbst

hatte Cindy hinter der Hecke

dem Transistor eine Botschaft abgelauscht

die

niemand sonst verstand

es

als er um die Ecke kam

sah er

alte Männer in den Cafes

beäugten ihn

voll Misstrauen

verzog einer den Mund und fragte

was er wolle

wusste er

nicht

einen Augenblick

später

war ihr Spott

freundlicher

zeigten sie ihm

die billigste Kneipe am Ort

versammelte gegen Abend

Typen wie ihn

traf man dort

alle Tage

kamen sie

um den Ekel

zu teilen

etwas Wein, ein Brot und Zigaretten

nahm er mit

zur Kirche

wo

er schlief

wie ein Kind

in

die Wunder des kommenden Tages

geschahen

woanders

waren bloß die Dinge

anders

Die Nachbarn beobachteten ihn

seit längerem

hatte er kein Wort gesprochen

keinen Ton von sich

ge-

geben

wir ihm

noch einen Tag

geben wir

ihm

fiel nichts Ungewöhnliches auf

als sie sich näherten

lächelte er

so

gar

nichts

begriff er

alles

lief

wie geschmiert

quollen die Schreie aus ihm

her-

Aus!

rief

einer

nahm seinen

Arm

in Arm gingen sie

ins Haus zurück

Je mehr sein Blick sich schärfte

umso mehr sah er

Dinge

gibts

denn so

was

ihn betraf

fast alles

floss

vorbei

die Zeit der

unschuld

ig

war

niemand und nichts

entging

seinen Augen

gelang

die Gesamtschau des Erkennbaren

vermittelte nichts als

das Bewusstsein der Ohnmacht

dem Unvollkommenen gegenüber

schärfte so den Blick fürs Detail

enorm

wie er von da an sich selbst sah

erfuhr aber niemand

Er hat sich die Seele

aus dem Leib

gesoffen

wie ein Loch

in der Selbstverständlichkeit des Geschehens

zu stopfen sei

wusste er auch

nicht

dass

er verzweifelte

bloß

an der Selbstverständlichkeit

lag es

Diese Sehnsucht nach Leben im Grünen

belastete ihn

sehr

bezeichnend in dem Zusammenhang

ist auch sein hingeworfnes Wort

dass alles auch ohne ihn

seinen Lauf

nähme

man diese Äußerung allein

entstünde allerdings