Mary Poppins kommt wieder - Pamela L. Travers - E-Book
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Mary Poppins kommt wieder E-Book

Pamela L. Travers

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Beschreibung

Unvergesslicher Klassiker zum Neuverlieben! Seit der Wind sie hinfort trug, ging es im Kirschbaumweg 17 drunter und drüber. Doch nun ist sie zurück: Mary Poppins, das außergewöhnlichste Kindermädchen der Welt. Jane und Michael erleben erneut die seltsamsten und wunderbarsten Abenteuer. Unvergesslicher Klassiker zum Neuverlieben: "Mary Poppins kommt wieder", in der Originalübersetzung nur bei Dressler.

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Über dieses Buch

Seit der Wind Mary Poppins davongetragen hat, geht im Kirschbaumweg 17 alles drunter und drüber. Doch nun ist das außergewöhnlichste Kindermädchen der Welt wieder da und für Jane und Michael beginnt aufs Neue eine Zeit voller wunderbarer Erlebnisse und zauberhafter Abenteuer.

 

Die beliebtesten Kinderbuchklassiker –

zum Sammeln schön.

Der Drachen

Es war eine jener frühen Morgenstunden, wo die Welt so blank, so sauber und strahlend erscheint, als hätte man sie über Nacht frisch geputzt.

Im Kirschbaumweg blitzten die Fenster, als die Rollläden hochgingen, und die dünnen Schatten der Kirschbäume fielen in dunklen Streifen über die besonnte Straße. Kein Laut war zu hören, nur die Klingel des Eismannes, der mit seinem Karren hin und her fuhr.

BLEIB STEHEN UND KAUF EINE WAFFEL

verkündete ein Plakat vorn an dem Karren. Kurz darauf bog ein Straßenfeger um die Ecke und hob winkend seine große Hand.

Der Eismann fuhr klingelnd zu ihm hin.

»Für einen Penny«, sagte der Straßenfeger. Er blieb auf seinen Besen gestützt stehen, während er mit der Zungenspitze das Eis aus der Waffel leckte. Als er damit fertig war, wickelte er die tütenförmige Waffel in sein Taschentuch und steckte sie ein.

»Essen Sie keine Waffeltüten?«, fragte der Eismann erstaunt.

»Nein. Die sammle ich!«, sagte der Straßenfeger. Und damit nahm er seinen Besen wieder auf und spazierte durch Admiral Booms vordere Gartenpforte, weil es einen Hintereingang nicht gab.

Der Eismann rollte seinen Karren weiter die Straße hinauf und klingelte; abwechselnd huschten Sonnen- und Schattenstreifen über seine dahinwandernde Gestalt.

»Hab’s hier noch nie so ruhig gesehen«, murmelte er und hielt dabei Ausschau nach neuen Kunden.

Genau in diesem Augenblick erscholl aus Nummer siebzehn eine Stimme. In der Hoffnung auf ein Geschäft lief der Eismann auf den Eingang zu.

»Ich halt das nicht aus! Ich halt das einfach nicht länger aus!«, brüllte Mr Banks und stapfte wütend zwischen Haustür und Treppe hin und her.

»Was ist los?«, fragte Mrs Banks erschrocken und eilte aus dem Esszimmer herbei. »Warum tobst du so in der Diele herum?«

Mr Banks holte mit dem Fuß aus und etwas Schwarzes flog ein paar Stufen die Treppe hinauf.

»Mein Hut!«, knirschte er zwischen den Zähnen. »Mein bester Ausgehhut!«

Er rannte die Treppe hinauf und beförderte ihn mit einem Fußtritt wieder hinunter. Der Hut trudelte über die Fliesen und landete vor Mrs Banks’ Füßen.

»Ist etwas nicht in Ordnung damit?«, fragte Mrs Banks nervös. Aber insgeheim fragte sie sich, ob vielleicht mit Mr Banks etwas nicht in Ordnung war.

»Guck ihn dir an«, brüllte er.

Mrs Banks bückte sich und hob den Hut auf. Er war mit großen, glänzenden, klebrigen Flecken bedeckt und strömte, wie sie feststellte, einen merkwürdigen Geruch aus.

Sie schnüffelte an der Krempe.

»Das riecht nach Schuhwichse«, sagte sie.

»Es ist Schuhwichse«, erwiderte Mr Banks. »Robertson Ay hat meinen Hut mit der Schuhbürste behandelt – er hat ihn tatsächlich blank poliert.«

Mrs Banks klappte vor Schreck die Kinnlade herunter.

»Ich weiß nicht, was über dieses Haus gekommen ist«, fuhr Mr Banks fort. »Nichts geht, wie es soll! Das Rasierwasser zu heiß, der Frühstückskaffee zu kalt. Und nun – auch das noch!«

Er riss Mrs Banks seinen Hut aus der Hand und griff nach der Aktentasche. »Ich gehe!«, sagte er. »Und ich weiß nicht, ob ich je wieder zurückkomme. Wahrscheinlich mache ich eine lange Seereise.«

Dann stülpte er sich den Hut auf den Kopf, schlug die Tür hinter sich zu und stürzte so rasch durchs Gartentor, dass er den Eismann, der das Zwiegespräch mit Interesse verfolgt hatte, über den Haufen rannte.

»Das ist Ihre Schuld!«, sagte Mr Banks schroff. »Sie haben kein Recht, hier zu stehen!« Und mit weit ausholenden Schritten wandte er sich der Stadt zu; sein polierter Hut glänzte in der Sonne.

Der Eismann stand vorsichtig auf, und nachdem er festgestellt hatte, dass seine Knochen noch alle heil waren, setzte er sich auf den Bordstein und tröstete sich mit einer großen Eiswaffel.

»Du meine Güte!«, sagte Mrs Banks, als sie die Tür zuschlagen hörte. »Es stimmt wahrhaftig. Nichts klappt mehr. Bald ist hier was los, bald dort. Seit Mary Poppins uns ohne Kündigung verlassen hat, geht alles schief.«

Sie setzte sich auf eine Stufe, zog ihr Taschentuch heraus und schluchzte hinein.

Und als sie so weinte, dachte sie an alles, was geschehen war, seit Mary Poppins so plötzlich und geheimnisvoll verschwunden war.

»Die eine Nacht noch hier und in der nächsten – fort, wie ärgerlich!«, schluchzte Mrs Banks.

Als Erstes war ein Kindermädchen namens Green erschienen; es hatte sie am nächsten Wochenende wieder verlassen, weil Michael nach ihr gespuckt hatte. Die Nachfolgerin war eine Miss Brown, die eines Tages spazieren ging und nicht wieder zurückkam. Erst einige Zeit später entdeckte man, dass sie alle Silberlöffel hatte mitgehen lassen.

Nach Miss Brown war Miss Quigley gekommen, die Hauslehrerin, der man hatte kündigen müssen, weil sie jeden Morgen vor dem Frühstück drei Stunden lang Tonleitern übte. Mr Banks machte sich nichts aus Musik. Jedenfalls nicht aus solcher.

»Und dann«, stöhnte Mrs Banks in ihr Taschentuch, »bekam Jane die Masern, im Badezimmer platzte der Wasserspeicher, die Kirschbäume sind erfroren und …«

»Ach bitte, Madam …«

Mrs Banks guckte hoch und sah Mrs Brill, die Köchin, vor sich stehen.

»In der Küche brennt’s! Der Kamin!«, verkündete Mrs Brill.

»Um Himmels willen! Was jetzt?«, rief Mrs Banks. »Schnell, Sie müssen Robertson Ay rufen, zum Löschen. Wo steckt er?«

»Er schläft, Madam, im Besenschrank. Und wenn der einmal schläft, kann nichts ihn aufwecken – nicht einmal ein Regiment Trommler«, sagte Mrs Brill, als sie hinter Mrs Banks her die Küchentreppe hinabrannte.

Zu zweit brachten sie es fertig, das Feuer zu löschen, aber damit hörten Mrs Banks’ Nöte noch lange nicht auf.

Sie hatte kaum ihr Frühstück beendet, als eine Treppe höher ein Scheppern und Klirren ertönte, gefolgt von einem lauten Plumps.

»Was ist denn nun wieder los?« Mrs Banks stürzte aus dem Zimmer, um nachzusehen, was es gab.

»Oh, mein Bein, mein Bein!«, schrie Ellen, das Zimmermädchen.

Sie saß auf der Treppe, von zerbrochenem Geschirr umgeben, und stöhnte laut.

»Was ist mit dem Bein?«, fragte Mrs Banks scharf.

»Gebrochen«, wimmerte Ellen und lehnte sich ans Geländer.

»Unsinn, Ellen! Sie haben sich den Knöchel verstaucht, das ist alles!«

Aber Ellen stöhnte weiter.

»Ich hab mir das Bein gebrochen! Was mach ich nur?«, jammerte sie immer wieder. In diesem Augenblick hörte Mrs Banks das gellende Geschrei der Zwillinge aus dem Kinderzimmer. Sie kämpften miteinander um den Besitz einer blauen Zelluloidente. Ihr schrilles Gezeter übertönte den Lärm von Jane und Michael, die gerade Bilder an die Wand malten und darüber stritten, ob das grüne Pferd einen purpurfarbenen Schwanz bekommen sollte oder einen ziegelroten. Und den ganzen Lärm durchdrang unaufhörlich wie das Dröhnen einer Trommel das Gestöhn Ellens: »Ich hab mir das Bein gebrochen! Was mach ich nur?«

»Das«, sagte Mrs Banks und rannte die Treppen hinauf, »das hat gerade noch gefehlt!«

Sie brachte Ellen ins Bett und machte ihr einen kalten Umschlag um den Knöchel. Dann ging sie hinüber ins Kinderzimmer.

Jane und Michael stürzten auf sie zu.

»Es muss doch einen ziegelroten Schwanz bekommen, nicht?«, fragte Michael.

»Ach, Mutti! Das ist doch dumm! Kein Pferd hat einen ziegelroten Schwanz, oder?«

»Und welches Pferd hat denn einen purpurnen Schwanz? Kannst du mir das verraten?«, schrie Michael.

»Das ist meine Ente!«, kreischte John und riss Barbara die Ente aus der Hand.

»Meine, meine, meine!«, brüllte Barbara und riss ihm die Ente wieder weg.

»Kinder! Kinder!« Mrs Banks rang verzweifelt die Hände. »Seid still oder ich werde verrückt!«

Einen Augenblick trat Ruhe ein, während alle gespannt auf die Mutter starrten. Ob sie wirklich verrückt werden würde?

»Nein«, sagte Mrs Banks. »So benimmt man sich nicht. Die arme Ellen hat sich den Knöchel verstaucht, und es ist keiner mehr da, um auf euch aufzupassen. Ihr müsst in den Park hinüber und bis zum Tee dort spielen. Jane und Michael, gebt schön acht auf die beiden Kleinen! John, lass die Ente jetzt Barbara; du bekommst sie später, wenn du zu Bett gehst. Michael, du darfst deinen neuen Drachen mitnehmen. Nun holt eure Hüte und fort mit euch!«

»Aber ich möchte mein Pferd fertig malen …«, maulte Michael.

»Warum müssen wir in den Park?«, fragte Jane. »Dort ist es so langweilig!«

»Weil ich endlich Ruhe haben muss!«, sagte Mrs Banks. »Wenn ihr jetzt weggeht und artige Kinder seid, gibt es Kokosmakronen zum Tee.«

Und bevor sie Zeit fanden, noch einmal zu widersprechen, hatte sie ihnen die Hüte aufgesetzt und schob sie die Treppe hinunter.

»Guckt erst nach beiden Seiten!«, rief sie ihnen nach, als sie durchs Tor gingen. Jane schob den Kinderwagen mit den Zwillingen und Michael trug seinen Drachen.

Die Kinder blickten nach rechts und links. Dort war niemand, nur der Eismann, der am unteren Ende der Straße herumklingelte.

Jane lief über die Straße.

Michael folgte ihr dicht auf dem Fuß.

»Ich hasse dieses Leben«, sagte er zu seinem Drachen. »Immer geht alles schief.«

Jane schob den Kinderwagen bis zum Teich.

»Nun«, sagte sie, »gebt mir die Ente!«

Die Zwillinge kreischten und umklammerten krampfhaft ihr Spielzeug. Jane bog ihnen die Fingerchen auf.

»Guckt!«, sagte sie und warf die Ente in den Teich. »Guckt, meine Herzchen, jetzt schwimmt sie nach Indien!«

Die Ente trieb auf dem Wasser davon. Die Zwillinge starrten ihr nach und schluchzten.

Jane rannte um den Teich herum, griff die Ente auf und schubste sie wieder ins Wasser.

»Jetzt«, sagte sie fröhlich, »ist sie auf dem Wege nach Southampton!«

Den Zwillingen schien es keinen Spaß zu machen.

»Jetzt geht’s nach New York!«

Die Zwillinge jammerten noch heftiger.

Jane zuckte ratlos die Achseln. »Michael, was machen wir bloß mit ihnen? Wenn wir ihnen die Ente geben, zanken sie sich darum, und tun wir’s nicht, so heulen sie weiter.«

»Ich lasse den Drachen für sie steigen«, sagte Michael. »Guckt, Kinderchen, guckt!«

Er hielt den wundervollen gelb-grünen Drachen hoch und begann die Schnur abzuwickeln. Die Zwillinge zeigten kein Interesse. Michael hob den Drachen über den Kopf und lief ein kleines Stück. Der Drachen flatterte einen Augenblick in der Luft und purzelte dann ins Gras.

»Versuch’s noch mal!«, sprach Jane ihm Mut zu.

»Halt du ihn hoch, während ich laufe«, sagte Michael.

Diesmal stieg der Drachen ein wenig höher. Aber als er in der Luft trieb, verfing sich sein langer, mit Papierstreifen besetzter Schweif in den Ästen einer Linde und der Drachen baumelte zwischen den Zweigen.

Die Zwillinge jauchzten vor Wonne.

»Du meine Güte!«, sagte Jane. »Nichts klappt heute!«

»Hallo, hallo, hallo! Was gibt’s denn?«, sagte hinter ihnen eine Stimme.

Sie drehten sich um und sahen den Parkaufseher, der in seiner Uniform und seiner Schirmmütze sehr eindrucksvoll wirkte. Mit der Spitze seines Stocks spießte er die herumliegenden Papierfetzen auf. Jane zeigte mit dem Finger auf den Lindenbaum. Der Parkaufseher guckte hoch. Sein Gesicht wurde sehr ernst.

»Aber, aber! Ihr verletzt ja die Vorschriften. Wir dulden hier kein Gerümpel, das wisst ihr – weder auf der Erde noch auf den Bäumen. Das ist nicht gestattet.«

»Das ist kein Gerümpel. Das ist ein Drachen«, sagte Michael.

Ein sanfter, törichter Ausdruck zeigte sich auf dem Gesicht des Parkaufsehers. Er trat an die Linde heran.

»Ein Drachen? Wahrhaftig! Und ich habe keinen Drachen mehr steigen lassen, seit ich ein kleiner Junge war!« Mit einem Sprung kletterte er in den Baum hinauf und kam, den Drachen zärtlich unterm Arm, wieder herunter.

»So«, sagte er aufgeregt, »nun wickeln wir die Schnur wieder auf, nehmen einen Anlauf und lassen ihn fliegen.« Er streckte die Hand nach der Spule aus.

Michael drückte sie heftig an sich.

»Besten Dank, aber ich möchte ihn selbst fliegen lassen.«

»Natürlich, aber ich darf dir doch dabei helfen, nicht wahr?«, sagte der Parkaufseher bescheiden. »Wo ich doch für dich auf den Baum geklettert bin und keinen Drachen mehr hab steigen lassen, seit ich ein kleiner Junge war!«

»Na schön«, sagte Michael, denn er wollte nicht unfreundlich sein.

»Ach, ich danke dir, ich danke dir!«, rief der Parkaufseher fröhlich. »Jetzt nehme ich den Drachen und gehe zehn Schritte über den Rasen. Und wenn ich rufe ›los‹, dann fängst du an zu laufen. Verstanden?«

Der Parkaufseher entfernte sich und zählte dabei laut seine Schritte. »Acht, neun, zehn!«

Er machte kehrt und hob den Drachen über den Kopf. »Los!«

Michael begann zu laufen.

»Mehr Schnur geben!«, brüllte der Parkaufseher.

Michael hörte hinter seinem Rücken ein sanftes Flattern. Er spürte einen Zug an der Schnur, als sich die Spule in seiner Hand drehte.

»Er fliegt!«, rief der Parkaufseher.

Michael blickte zurück. Der Drachen segelte durch die Luft und stieg gleichmäßig. Höher und höher strebte er, ein winziger, grün-gelber Fleck, der sich im Blauen verlor. Dem Parkaufseher traten fast die Augen aus dem Kopf. »So was von Drachen hab ich noch nie gesehen. Selbst als kleiner Junge nicht«, murmelte er und starrte in die Höhe.

Ein lichtes Wölkchen zog über die Sonne und schwebte weiter am Himmel entlang. »Es treibt auf den Drachen zu«, flüsterte Jane aufgeregt.

Höher und höher stieg der unruhig schwänzelnde Drachen; wie ein Pfeil bohrte er sich in die Luft, bis er am Himmel nur noch als schwaches dunkles Pünktchen zu sehen war. Die Wolke trieb langsam auf ihn zu. Näher und näher!

»Weg ist er«, sagte Michael, als der Punkt hinter dem dünnen grauen Vorhang verschwand.

Jane stieß einen kleinen Seufzer aus. Die Zwillinge saßen friedlich in ihrem Kinderwagen. Eine seltsame Ruhe lag über ihnen allen. Die straff gespannte Schnur, die von Michaels Hand aufstieg, schien sie alle mit der Wolke zu verbinden und die Erde mit dem Himmel. Mit angehaltenem Atem warteten sie darauf, dass der Drachen wieder erschien.

Plötzlich konnte Jane es nicht länger aushalten.

»Michael«, schrie sie, »hol ein, hol ein!«

Sie legte die Hand auf die straff gespannte, zitternde Schnur.

Michael drehte den Stock und zog heftig an der Schnur. Sie blieb straff und gab nicht nach. Wieder zog er, keuchend und schnaufend.

»Ich schaff’s nicht«, sagte er. »Er kommt nicht.«

»Ich helfe dir«, sagte Jane. »Jetzt – zieh!«

Aber sosehr sie sich auch anstrengten, die Schnur gab nicht nach, und der Drachen blieb hinter der Wolke versteckt.

»Lasst mich mal!«, sagte der Parkaufseher wichtig. »Als ich ein Junge war, da machten wir es so!«

Er legte oberhalb von Janes Finger seine Hand auf die Schnur und zog kurz und scharf. Die Schnur schien ein wenig nachzugeben.

»Und jetzt – alle miteinander – zieht!«, brüllte er.

Dem Parkaufseher fiel die Mütze vom Kopf, Jane und Michael stemmten ihre Füße fest ins Gras und zogen aus allen Kräften.

»Er kommt!«, schnaufte Michael.

Plötzlich erschlaffte die Schnur; ein kleines wirbelndes Etwas schoss durch die graue Wolke und kam herabgesegelt.

»Wickel die Schnur auf!«, rief der Parkaufseher.

Aber die Schnur wand sich schon von selbst um die Spule.

Langsam, ganz langsam kam der Drachen herunter, schlug Purzelbäume in der Luft und tanzte wild am Ende seiner zuckenden Schnur.

Jane japste plötzlich.

»Da ist etwas passiert!«, schrie sie. »Das ist nicht unser Drachen. Es ist ein ganz anderer!«

Sie starrten hinauf.

Es war wirklich so. Der Drachen war nicht mehr gelb-grün. Er hatte die Farbe gewechselt und war jetzt marineblau. Er kam herunter, tanzend und hüpfend.

Plötzlich stieß Michael einen Schrei aus.

»Jane! Jane! Das ist gar kein Drachen. Es sieht aus wie – oh, es sieht aus wie …«

»Mach doch, Michael, schneller!«, keuchte Jane. »Ich kann’s kaum erwarten!«

Denn jetzt wurde über den höchsten Bäumen des Parks das Gebilde am Ende der Drachenschnur deutlich. Keine Rede mehr von dem grün-gelben Drachen!

An seiner Stelle tanzte eine Gestalt, die ihnen bei aller Seltsamkeit dennoch bekannt vorkam, eine Gestalt, die einen blauen Mantel mit Silberknöpfen trug und einen mit Stiefmütterchen bekränzten Strohhut. Festgeklemmt unter dem Arm hatte sie einen Regenschirm mit einem Papageienkopf als Krücke; linker Hand baumelte eine braune Reisetasche, während die rechte mit festem Griff das Ende der Drachenschnur hielt.

»Oh!«, schrie Jane triumphierend. »Sie ist es!«

»Ich wusste es!«, brüllte Michael.

»Seltsamer Vogel!«, sagte der Parkaufseher und grinste. »Seltsamer Vogel!«

Immer näher segelte die merkwürdige Gestalt; ihre Füße streiften schon fast die Baumwipfel. Sie konnten jetzt ihr Gesicht erkennen und die wohlvertrauten Züge – kohlschwarzes Haar, blitzende blaue Augen und eine Stupsnase. Als das letzte Stückchen Schnur sich um die Spule legte, glitt die Gestalt zwischen den Lindenbäumen zu Boden und setzte sauber im Gras auf.

Mit einem Schwung warf Michael die Drachenschnur weg und rannte drauflos, Jane hinterher.

»Mary Poppins, Mary Poppins!«, schrien sie und stürzten auf sie zu.

Hinter ihnen krähten die Zwillinge wie Hähne in der Morgenfrühe, und der Parkaufseher machte abwechselnd den Mund auf und zu, als wollte er etwas sagen, fände aber nicht die richtigen Worte.

»Endlich! Endlich! Endlich!«, brüllte Michael wie wild; er umklammerte ihren Arm, ihre Reisetasche, ihren Regenschirm, kurz alles, was sich nur anfassen ließ, um sich zu überzeugen, dass sie es wirklich und leibhaftig war.

»Wir wussten, du würdest wiederkommen! Wir haben deinen Brief mit dem ›au revoir‹ gefunden«, rief Jane und warf ihre Arme um den blauen Mantel.

Ein befriedigtes Lächeln zuckte für einen Augenblick über Mary Poppins’ Gesicht – vom Mund her über die Stupsnase bis in die blauen Augen. Aber rasch verschwand es wieder.

»Ich wäre dir dankbar«, bemerkte sie und befreite sich aus Janes Händen, »wenn du dich daran erinnern wolltest, dass dies ein öffentlicher Park ist und kein Affenhaus. Was für ein Benehmen! Bin ich denn im Zoo? Und wo sind, wenn ich fragen darf, eure Handschuhe?«

Die Kinder prallten zurück und gruben in ihren Taschen.

»Hm! Zieht sie an, bitte.«

Zitternd vor Freude und Aufregung stopften Jane und Michael ihre Hände in die Handschuhe und setzten ihre Hüte auf.

Mary Poppins trat auf den Kinderwagen zu. Die Zwillinge glucksten vergnügt, als sie sie fester einwickelte und die Decke gerade zog. Dann blickte sie sich um.

»Wer hat die Ente in den Teich geworfen?«, fragte sie mit der strengen, unnahbaren Stimme, die alle so gut kannten.

»Ich war’s«, sagte Jane. »Wegen der Zwillinge. Die Ente sollte nach New York schwimmen.«

»Na, dann hol sie mal wieder her!«, sagte Mary Poppins. »Sie schwimmt nicht nach New York – wo immer das sein mag –, sondern nach Hause zum Tee.«

Nachdem sie ihre Reisetasche über den Griff des Kinderwagens hatte gleiten lassen, begann sie die Zwillinge zum Ausgang zu schieben.

Der Parkaufseher, der plötzlich seine Stimme wiedergefunden hatte, stellte sich ihr in den Weg.

»Hören Sie mal«, sagte er, »ich muss einen Bericht machen. Es ist gegen alle Vorschriften. Geradewegs vom Himmel zu fallen, so wie Sie! Und woher, möchte ich gern wissen, woher?«

Er brach ab, denn Mary Poppins sah an ihm hinauf und hinunter – auf eine Art, dass er sich weit wegwünschte.

»Wenn ich Parkaufseher wäre«, bemerkte sie kurz, »würde ich meine Mütze aufsetzen und mir den Rock zuknöpfen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«

Und hochnäsig schob sie den Kinderwagen an ihm vorüber.

Mit rotem Kopf bückte sich der Aufseher, um seine Mütze aufzuheben. Als er wieder aufsah, waren Mary Poppins und die Kinder bereits durch das Tor vom Kirschbaumweg Nummer siebzehn verschwunden.

Er guckte verdutzt auf den Weg. Dann starrte er zum Himmel empor und danach wieder auf den Weg.

Er nahm die Mütze ab, kratzte sich den Kopf und setzte sie wieder auf.

»So was hab ich noch nicht erlebt!«, sagte er kopfschüttelnd. »Nicht mal als kleiner Junge!« Verstört ging er davon.

»Da ist ja Mary Poppins!«, sagte Mrs Banks, als sie in die Diele traten. »Wo kommen Sie denn her? Aus heiterem Himmel?«

»Jawohl«, begann Michael vergnügt, »sie kam herunter am Ende einer …«

Er brach plötzlich ab, denn Mary Poppins hatte ihm einen ihrer fürchterlichen Blicke zugeworfen.

»Ich fand sie im Park, Madam«, sagte sie, »und so brachte ich sie nach Hause.«

»Sie sind also gekommen, um zu bleiben?«

»Vorläufig, Madam.«

»Aber als Sie das letzte Mal hier waren, Mary Poppins, haben Sie uns ohne ein Wort der Kündigung verlassen. Wer garantiert mir, dass Sie es diesmal nicht wieder tun?«

»Niemand«, entgegnete Mary Poppins ungerührt.

Mrs Banks sah reichlich verdutzt aus.

Aber ehe sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte, ergriff Mary Poppins ihre Reisetasche und drängte die Kinder die Treppe hinauf.

Mrs Banks sah ihnen nach und hörte, wie die Tür zum Kinderzimmer sich leise schloss. Mit einem Seufzer der Erleichterung lief sie ans Telefon.

»Mary Poppins ist zurückgekommen!«, rief sie glücklich in den Hörer.

»Ach, wirklich?«, sagte Mr Banks am anderen Ende. »Dann komm ich vielleicht auch.« Und er legte auf.

Eine Treppe höher zog Mary Poppins ihren Mantel aus. Sie hängte ihn an einen Haken hinter der Tür zum Kinderschlafzimmer. Dann legte sie den Hut ab und setzte ihn ordentlich auf einen der Bettpfosten.

Jane und Michael verfolgten die vertrauten Bewegungen. Alles an ihr war genauso wie immer. Sie konnten kaum noch glauben, dass sie jemals weg gewesen war.

Mary Poppins bückte sich und öffnete die Reisetasche.

Mit Ausnahme eines großen Thermometers war sie völlig leer.

»Wozu ist denn das?«, fragte Jane neugierig.

»Für dich«, sagte Mary Poppins.

»Aber ich bin doch nicht krank«, protestierte Jane. »Es ist zwei Monate her, dass ich die Masern hatte.«

»Mund auf!«, sagte Mary Poppins mit strenger Stimme und Jane schloss schnell die Augen und sperrte den Mund auf. Das Thermometer glitt hinein.

»Ich möchte wissen, wie du dich aufgeführt hast, während ich weg war«, bemerkte Mary Poppins. Dann nahm sie das Thermometer heraus und hielt es ans Licht.

»Unachtsam, gedankenlos und liederlich!«, las sie ab. Jane erstarrte.

»Hm!«, sagte Mary Poppins und steckte Michael das Thermometer in den Mund. Er hielt es fest zwischen die Lippen geklemmt, bis sie es herauszog und ablas:

»Ein sehr geräuschvoller, mutwilliger und unruhiger Junge.«

»Das stimmt nicht«, sagte er aufgebracht.

Statt einer Antwort hielt sie ihm das Thermometer unter die Nase und er entzifferte die großen roten Buchstaben.

»E-i-n s-e-h-r g-e-r---«

»Siehst du wohl?«, sagte Mary Poppins triumphierend. Sie öffnete John das Mäulchen und steckte das Thermometer hinein.

»Launisch und leicht aufgeregt.« Das war Johns Temperatur.

Und als Barbara gemessen war, las Mary Poppins folgende Worte ab: »Durch und durch verwöhnt.«

»Hm«, schnaufte sie. »Höchste Zeit, dass ich zurückgekommen bin.«

Dann steckte sie es schnell in ihren eigenen Mund, ließ es dort einen Augenblick und zog es heraus.

»Eine ausgezeichnete, höchst ehrenwerte Person, durchaus verlässlich in jeder Beziehung.«

Ein erfreutes und geschmeicheltes Lächeln erhellte ihr Gesicht, als sie ihre Temperatur laut vorlas.

»Das dachte ich mir«, sagte sie.

Dem Gefühl der Kinder nach dauerte es kaum mehr als eine Minute, bis sie ihre Milch ausgetrunken und ihre Kokosmakronen gegessen hatten, bis sie danach gebadet und wieder abgetrocknet waren. Wie üblich geschah alles, was Mary Poppins tat, mit Blitzgeschwindigkeit. Haken und Ösen lösten sich wie von selbst, Knöpfe sprangen eifrig aus ihren Löchern, Schwamm und Seife glitten auf und ab wie geölt, und Handtücher trockneten ohne langes Rubbeln ab. Mary Poppins wanderte die Reihe der Betten entlang und steckte alle unter die Decken. Ihre gestärkte weiße Schürze knisterte und sie roch angenehm nach frisch geröstetem Toast.

Als sie an Michaels Bett kam, bückte sie sich und fuhrwerkte eine Weile darunter herum. Dann zog sie vorsichtig eine Feldbettstelle hervor, auf der ihre Habseligkeiten sorgfältig aufgestapelt lagen: das große Stück Seife, die Zahnbürste, das Paket Haarnadeln, die Flasche mit Lavendelwasser, der kleine zusammenlegbare Armsessel, die Schachtel mit Hustenpastillen. Außerdem die sieben Flanellnachthemden, die vier baumwollenen, die Stiefel, die Dominosteine, die beiden Bademützen und das Postkartenalbum.

Jane und Michael setzten sich auf und staunten.

»Wo kommt das denn alles her?«, fragte Michael. »Ich bin mindestens hundertmal unter mein Bett gekrochen, und ich weiß bestimmt, das war vorher nicht da.«

Mary Poppins antwortete nicht. Sie hatte angefangen, sich auszuziehen.

Jane und Michael wechselten Blicke. Sie wussten, es hatte keinen Zweck zu fragen, Mary Poppins erklärte nie etwas.

Sie nahm den gestärkten weißen Kragen ab und fingerte am Verschluss einer Kette herum, die sie um den Hals trug.

»Was ist denn da drin?«, erkundigte sich Michael und zeigte auf ein kleines goldenes Medaillon am Ende der Kette.

»Ein Bild.«

»Wessen Bild?«

»Das erfahrt ihr, wenn es an der Zeit ist – nicht eher«, antwortete Mary Poppins kurz.

»Wann ist es Zeit?«

»Wenn ich weggehe.«

Sie starrten sie erschrocken an.

»Aber, Mary Poppins«, schrie Jane, »du willst uns doch nicht wieder verlassen, oder doch? Ach bitte, sag Nein!«

Mary Poppins warf ihr einen Blick zu.

»Ein schönes Leben wäre das für mich«, bemerkte sie, »wenn ich all meine Tage mit euch verbringen müsste!«

»Aber du bleibst, ja?«, setzte Jane ihr eifrig zu.

Mary Poppins ließ das Medaillon auf ihrer Handfläche tanzen.

»Ich bleibe, bis die Kette reißt«, erklärte sie kurz.

Sie streifte das Nachthemd über den Kopf und begann sich darunter auszuziehen.

»Dann ist alles in Ordnung«, flüsterte Michael zu Jane hinüber. »Ich hab gesehen, dass die Kette sehr stark ist.«

Er nickte ihr aufmunternd zu. Sie kuschelten sich in ihre Betten und sahen zu, wie Mary Poppins geheimnisvoll unter dem Zelt ihres Nachthemds herumhantierte. Und sie dachten an den Abend ihrer ersten Ankunft im Kirschbaumweg und an all die seltsamen und wunderbaren Abenteuer, die sich danach ereignet hatten; wie sie an ihrem Schirm davongeflogen war, als der Wind umschlug; an die langen, trübseligen Tage ohne sie und daran, wie sie heute Nachmittag auf so wunderbare Weise vom Himmel herabgestiegen war.

Plötzlich fiel Michael etwas ein. »Mein Drachen!«, sagte er und setzte sich im Bett auf. »Den habe ich ganz vergessen! Wo ist mein Drachen?«

Mary Poppins’ Kopf tauchte über dem Halsausschnitt ihres Nachthemds auf. »Drachen?«, fragte sie unwirsch. »Welcher Drachen? Was für ein Drachen?«

»Mein gelb-grüner Drachen mit dem langen Schwanz. Der, mit dem du heruntergekommen bist, am Ende der Schnur.«

Mary Poppins starrte ihn an. Er hätte nicht sagen können, ob sie mehr erstaunt war oder mehr böse, aber sie sah aus, als wäre sie beides.

Und als sie sprach, war ihre Stimme noch fürchterlicher als ihr Blick.

»Hab ich recht gehört, du sagtest, dass …« Sie wiederholte seine Worte langsam zwischen den Zähnen, »dass ich von irgendwo heruntergekommen bin? Am Ende einer Schnur?«

»Sag ja nichts mehr, Michael!«, flüsterte Jane warnend aus ihrem Bett herüber. Aber er war schon zu weit gegangen, um noch an sich halten zu können.

»Dann – wo ist dann mein Drachen?«, fragte er vorwitzig. »Wenn du nicht herabgeschwebt bist am – wo ist dann mein Drachen? Er war nicht mehr am Ende der Schnur.«

»Oho! Und ich war’s, nehme ich an?«, fragte sie spöttisch.

Jetzt sah er ein, dass es keinen Zweck hatte. Er konnte sich nicht deutlich genug ausdrücken. Also musste er aufgeben.

»Nein«, sagte er kleinlaut. »Nein, Mary Poppins.«

Sie drehte sich um und knipste das Licht aus.

»Eure Manieren«, bemerkte sie scharf, »sind auch nicht besser geworden, seit ich weggegangen bin! Am Ende einer Schnur, so was! Nie im Leben bin ich so beleidigt worden. Niemals!«

Und mit einer wütenden Armbewegung schlug sie ihre Bettdecke zurück, plumpste ins Bett hinein und zog die Decke bis über die Ohren.

Michael lag ganz still, fest in seine Bettdecke gewickelt.

»Und sie hat’s doch getan. Wir haben’s ja gesehen«, flüsterte er nach einer kleinen Weile zu Jane hinüber.

Aber Jane antwortete nicht. Stattdessen deutete sie zur Tür des Kinderschlafzimmers.

Vorsichtig hob Michael den Kopf.

Hinter der Tür, an einem Haken, hing Mary Poppins’ Mantel; die silbernen Knöpfe schimmerten im Schein des Nachtlichts. Und aus der Tasche hing eine Schnur mit Papierschnitzeln, die Schnur eines gelb-grünen Drachens.

Lange Zeit starrten sie darauf.

Dann nickten sie sich zu. Sie wussten, es ließ sich nichts darüber sagen, denn bei Mary Poppins gab es Dinge, die sie niemals verstehen würden. Aber – sie war wieder da. Das war die Hauptsache. Ihr gleichmäßiger Atem drang vom Feldbett zu ihnen herüber. Sie fühlten sich friedvoll und glücklich und wohlaufgehoben.

»Ich hab nichts dagegen, wenn das Pferd einen purpurfarbenen Schwanz bekommt«, flüsterte Michael dann.

»Nein, Michael!«, sagte Jane. »Ich glaube wirklich, ein ziegelroter wäre schöner.«

Danach wurde es still im Kinderzimmer und nichts war mehr zu hören als der ruhige Atem der Schlafenden …

»P-p! P-p!«, machte Mr Banks’ Pfeife.

»Klick, klick!«, machten Mrs Banks’ Stricknadeln.

Nach einem Weilchen sprach Mrs Banks.

»Hast du immer noch vor, eine lange Seereise zu machen?«, fragte sie.

»Hm, ich glaube nicht. Ich werde zu leicht seekrank. Und mein Hut ist wieder ganz in Ordnung. Ich hab ihn vom Schuhputzer an der Ecke ganz und gar überpolieren lassen und jetzt sieht er wieder aus wie neu. Sogar noch besser. Außerdem wird jetzt, wo Mary Poppins wieder da ist, mein Rasierwasser nicht mehr zu heiß sein.«

Mrs Banks lächelte vor sich hin und strickte weiter.

Sie war recht froh darüber, dass Mr Banks ein schlechter Seefahrer war, und über Mary Poppins’ Rückkehr freute sie sich auch.

Unten in der Küche machte Mrs Brill einen frischen Umschlag um Ellens Knöchel.

»Ich hab nicht viel von ihr gehalten, als sie damals hier war!«, sagte Mrs Brill. »Aber ich muss sagen, seit heute Nachmittag ist dies hier ein anderes Haus geworden. So ruhig wie ein Sonntagmorgen und so sauber wie ein neues Nickelstück. Ich bin nicht traurig darüber, dass sie wieder da ist.«

»Ich auch nicht, wahrhaftig!«, meinte Ellen dankbar.

»Und ich ebenso wenig«, sagte Robertson Ay, der durch die Wand des Besenschrankes die Unterhaltung belauschte. »Jetzt werd ich wieder ein bisschen mehr Ruhe haben.«

Er setzte sich auf dem umgestülpten Kohleneimer bequem zurecht und fiel, den Kopf an eine Bürste gelehnt, wieder in Schlaf.

Wie Mary Poppins darüber dachte, das erfuhr jedoch keiner, denn sie behielt ihre Gedanken für sich und erzählte keinem Menschen ein Wort davon.