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Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Populärkultur, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Kaum einer, der es nicht erlebt hat und kopfschüttelnd der Hunderten von Menschen gedenkt, könnte sich heute vorstellen, ein aktives Mitglied der Menschenmenge gewesen zu sein, die nach dem „Totalen Krieg“ im Berliner Sportpalast zur Zeit des Nationalsozialismus schrie. Wer sich als rational denkendes Individuum versteht, aber dennoch eine Vorliebe für deutsche Punkmusik besitzt, kann auch heute noch dieses Phänomen an der eigenen Person entdecken. Man muss nur inmitten Tausend Anderer die Berliner Band „Die Ärzte“ nach dem „Totalen Brötchen“ fragen hören, um spätestens bei der Wiederholung der Frage ein langanhaltendes „ja“ vom gesamten Publikum, sich selbst eingeschlossen, zu bekommen. Der entscheidende Punkt dieser Beobachtung ist nicht, dass Menschen, die in einer Menge aufgehen, noch absurderen Fragen zustimmen können - außerhalb der Frage steht auch, wie die Masse antworten soll (das alles kann befohlen werden). Daraus ist vielmehr die Tatsache abzuleiten, dass sich ein Individuum durch die Masse verliert und in einen irrationalen Herdenrausch eintritt, der leicht zu beobachten, aber nur schwer zu begründen ist. Der Einzelne ist an sich, auch ohne die Anwesenheit anderer, durch die permanenten gesellschaftlichen und „institutionellen Reize“2 als „ständiger Massenmensch“ anzusehen, als welcher er wenig Individualität besitzt und größtenteils ausschließlich von „Glücks, Herrschafts-, und Anpassungsmotiven“3 bestimmt wird. Individuell kann nur noch die Wahl der Massen sein, für die man sich entscheidet. Jeder findet sich in Massen wieder, die völlig unterschiedlich motiviert sein können. Eine „organisierte Masse“4 kann ohne sichtbare Zusammenscharung aus einem ganzen Volk bestehen, das ihrem Führer bedingungslos folgt, wie die Ratten aus Hameln ihrem Fänger. Eine „psychologische Masse“5 können aber auch ein halbes Dutzend Hausfrauen ausmachen, die bei Schlussverkäufen unter dem sich öffnenden Gittervorhang des Kaufhauseingangs durchrobben, um sich anschließend beim Kleiderstand die Herrenhemden aus den Händen zu reißen. [...] 2 vgl. Walter Beck: Sozialpsychologie, Hamburg 1948, Verlag H.H. Nölke 3 Wilhelm Gubisch: Hellseher, Scharlatane, Demagogen. Eine experimentelle Untersuchung zum Problem der außersinnlichen Wahrnehmung und der suggestiven Beeinflussung einzelner Menschen und Menschenmassen. Kritik an der Parapsychologie, München 1961, Ernst Reinhardt Verlag, S.201 4 & 5 Le Bon: Psychologie der Massen, Leipzig, Alfred Kröner Verlag, S.10
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