Master of Mentalists - Reinhard Schmelzer - E-Book

Master of Mentalists E-Book

Reinhard Schmelzer

3,9

Beschreibung

Miguel ist ein Mitglied des Circle of Mentalists, der vor langer Zeit gegründet wurde, um Frieden, Ordnung und Sicherheit zu wahren. Denn Mentalisten mit übernatürlichen Fähigkeiten versuchen immer wieder das Schicksal der Menschheit zu besiegeln. Einer von ihnen ist Dr. Li, der den Zirkel vernichten will. Als der hochangesehene Chefmentor Simon Barthezz verschwindet und plötzlich Gestalten auftauchen, die Klone zu sein scheinen, kommt Li seinem Ziel erstaunlich nahe. Gelingt es ihm die Weltordnung aus den Fugen zu reißen, oder schaffen es Miguel und seine Freunde ihn aufzuhalten?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 331

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
3,9 (16 Bewertungen)
4
8
2
2
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kapitel 1 – Master of Elements

Kapitel 2 – Die Southeast Company

Kapitel 2.1 - Das Foto

Kapitel 2.2 - Das Nova-Projekt

Kapitel 3 - Team Nantes

Kapitel 3.1 – Reue

Kapitel 3.2 - Entscheidung bei Kerzenlicht

Kapitel 3.3 – Aufbruch

Kapitel 4 - Mission Elf

Kapitel 5 - Schüler gegen Meister

Kapitel 6 - Die Kommission

Kapitel 7 - Das Erbe des Quan Li

Kapitel 8 - Wer zögert verliert

Kapitel 9 - Auf der Flucht

Kapitel 10 - Das Barthezz-Attentat

Kapitel 10.1 - Simon 2.0

Kapitel 11 – Attacke

Kapitel 11.1 - Mitringen in Sipplingen

Kapitel 12 - Das Buch der Bosse

Kapitel 13 – Auftakt

Kapitel 14 - Der harte Kern

Kapitel 14.1 - Das Geheimversteck

Kapitel 15 – Vorbei

Kapitel 16 - Das Schicksal der Tempelritter

Kapitel 17 - Einer von Tausend und die Legende der Schattenwanderung

Kapitel 18 - In der Höhle des Löwen

Kapitel 19 - Sohn des Windes

Kapitel 20 – Dantes Comeback

Kapitel 21 – Hau den Ork

Kapitel 22 – Wiedergeburt des Lichts

Kapitel 23 – Großes Finale

Kapitel 23.1 - Leviathan erwache

Kapitel 23.2 - Satan weiche

Kapitel 24 – Neuanfang

Kapitel 24.1 - Die große Eröffnung

Master of Mentalists

In einer Zeit als es noch kein Leben auf der Welt gab, bahnte sich ein Komet seinen Weg durchs All. Seine Oberfläche bestehend aus Eis wurde größer, umso weiter ihn seine Flugbahn führte. Er war auf der Suche, auf der Suche nach einem Ziel. Dieses musste den richtigen Abstand zur Sonne aufweisen, nicht zu nahe und nicht zu weit entfernt. Der Himmelskörper schien gesteuert zu werden, gesteuert von etwas übernatürlichem. Schließlich führte ihn sein Weg zur Erde, auf deren Oberfläche er einschlug. Eine Explosion biblischen Ausmaßes, erschütterte den Planeten. Das Eis aus dem er bestand schmolz und wurde zu Wasser, aus dem Meere und Ozeane entstanden. Darin wuchsen Mikroben und Einzeller heran, welche der Komet auf seiner Reise in sich sammelte. Überreste von Leben anderer Planeten. Sie wuchsen und gediehen prächtig. Das übernatürliche Wesen welches den Kometen auf die Erde steuerte, sah dass es gut war. Es benutzte seine Fähigkeiten die Elemente zu beeinflussen, um Erde aufzutürmen. Daraus entstand der erste Kontinent, Pangea. Darauf wuchsen Pflanzen, was die Geschöpfe irgendwann aus dem Wasser lockte. Das Leben entwickelte sich weiter. Wieder sah das Wesen dass es gut war. Die Evolution nahm ihren Lauf und irgendwann entwickelten sich auch die ersten Menschen. Einige von ihnen hatten Fähigkeiten, so wie das Wesen, welches einst das Leben auf die Erde brachte. Es war die Fähigkeit die Elemente zu beeinflussen. Der göttliche Funke der einst alles erschuf, schien auf einige Geschöpfe übergesprungen zu sein. Das Wesen sah es sich an und fragte sich kinnkratzend, ob es immer noch gut war...

Kapitel 1 – Der Master of Elements

Es war ein besonderer Tag, als wir in einem vollen Saal saßen und Simons Rede lauschten. Ihm wurde der „Master of Elements“ verliehen, die höchste Auszeichnung die ein Mentalist bekommen konnte. Er hatte sie sich mehr als verdient, nach allem was er in seinen 41 Jahren Lebenszeit leistete. Es war gerade einmal drei Jahre her, als er mit uns an seiner Seite Luzifer und seine Truppen in die Flucht schlug. Damals verbrannte er seinen kompletten Arm, Brandnarben die an sein heldenhaftes Handeln erinnerten. Diese verbarg er unter Bandagen, welche von seiner Hand bis hoch zur Schulter gewickelt waren. Damit man das wiederum nicht sehen konnte trug er immer lange Hemden und schwarze Lederhandschuhe. Zwar war es keine Schande diese Narben zu zeigen, doch er war nun mal sehr eitel, was man auch an seinen schwarzen zurückgestylten Haaren sehr gut ableiten konnte. Sein Stil, sein Auftreten, alles war immer wie geleckt. Er war einer der wenigen die alle acht Elemente perfekt beherrschten. Darüber hinaus war er zweifellos der beste Mentor, den man sich wünschen konnte. Er war gelassen, geduldig und konnte sich auf jeden einstellen und seine Fähigkeiten hervorbringen. „Das Potenzial eines jeden Einzelnen entfalten“, war seine Devise. Damit brachte er C.O.M-Industries voran. Fünf Jahre lang war er der Boss der Firma in der wir alle beschäftigt waren, bis er wegen dem Amoklauf seines ehemaligen Kollegen Veron Miles zurücktreten musste. Aber fünf Jahre waren schon eine relativ lange Zeit, auf einem Posten den die Meisten schon nach fünf Tagen hinschmissen, oder es ereilte sie ein frühzeitiges Ableben. Bei der Preisverleihung des "Master of Elements", waren Mentalisten aus allen Teilen der Welt eingeladen, bis auf diejenigen denen man eine radikale Gesinnung vorwarf, oder bei denen man diese vermutete. Insgesamt waren etwa fünfhundert Leute da und sie alle klatschten, als Simon Barthezz die Bühne betrat. Die Menge war kaum zu halten. Ich konnte die Bewunderung der Jungmentalisten förmlich spüren. Mit Jane Licht, Ken Kizashi, Pete Ro und Feng Li saß ich am runden Tisch, der für die Vertreter von C.O.M reserviert war, und applaudierte ebenfalls lautstark. Die ganze Veranstaltung war alles in allem sehr gut organisiert. Kein Wunder Jane hatte mitgewirkt, von der Anmietung des Raumes bis hin zur Auswahl der Servietten. Nichts wurde dem Zufall überlassen! Ein Sektempfang mit Champagner, eine prunkvolle Lokation und ein ausgezeichneter Service von Seiten des Caterings. Lange rote Vorhänge mit goldenen Nähten, welche an den riesigen Fenstern herunterhingen und Säulen aus feinsten Marmor säumten den riesigen Saal. Außerdem spielten ausgewählte Klassiker der letzten Jahrzehnte. Alles so, wie sie es Jane plante. Ohnehin hat sich die smarte Blondine zu einer Art Diktatorin entwickelt, seitdem sie zum Chief aufstieg. Sie war es, die mich für einen Posten in der Firma vorschlug. Damals waren wir noch Freunde, aber seit sie die unangefochtene Nummer zwei in der Hierarchie war, hörte man nur noch Anweisungen und Befehle von ihr. Aber zurück zur Vorgeschichte: Nachdem Barthezz als Boss zurücktrat und dessen Nachfolger nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden im Amt einen unschönen Tod starb, trat Feng in die Fußstapfen der bisherigen Bosse. Damals war er gerade sechzehn Jahre alt. Inzwischen war er neunzehn und führte heute wie sonst auch ein Kampftrinken mit sich selbst. Einen Drink nach dem andern fast schon im Akkord. Noch nie hatte ich einen Chinesen so trinken sehen wie ihn. Das machte er schon seit er fünfzehn war, doch seit sein großer Bruder und auch seine große Schwester sich des Verrats an C.O.M. schuldig machten hatte er kein Problem mehr damit das auch öffentlich zu tun. Hinter seinem Rücken tuschelten viele, ob er überhaupt in der Lage war die Organisation zu leiten, doch ihm das ins Gesicht zu sagen traute sich niemand. Er musste nur jemanden schief ansehen damit Diesem ein kalter Schauer über den Rücken lief. Er war die unangefochtene Nummer eins bei uns, zumindest seine Qualitäten als Kämpfer wurden diesem Rang mehr als gerecht. Als er gerade an seinem Glas nippte, welches nach meiner groben Schätzung das achte war, tippte mich Jane an. Ich ahnte was sie wollte. Fast schon genervt drehte ich mich zu ihr. „Sag ihm doch endlich mal was, es kann doch nicht sein dass er sich ständig besäuft“, forderte sie mich auf den Teenager in die Schranken zu weisen. Sie hatte gut reden. Feng war sehr launisch, besonders wenn er betrunken war. Wenn ich ihm hier eine Standpauke gehalten hätte, wäre ich wahrscheinlich mehrmals quer durch den Raum geflogen. Außerdem verstand ich nicht, warum ich der Sündenbock sein sollte, der andere zur Vernunft bringt. „Warum soll ich mich immer mit ihm anlegen? Ist Ken heute nicht dran?“, weigerte ich mich Janes Bitte nachzukommen. „Ich muss mal wohin“, drückte sich Ken, der unsere Konversation scheinbar belauschte. „Ich auch“, stand jetzt auch Pete vom Tisch auf. Wahrscheinlich auch wegen der Vorahnung, dass ihm sonst Böses widerfährt. „Was tuschelt ihr denn!?“, lallte der Boss. Ich wusste, dass es sinnlos war ihn auf sein Fehlverhalten anzusprechen. Ich machte ihn stattdessen auf die Bühne und auf Simon aufmerksam, der mit seiner Rede beginnen wollte. Doch als Feng aufstand und dabei seinen Stuhl umwarf, dachte ich mir nur dass das vielleicht ein Fehler gewesen sein könnte. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich mich ebenfalls auf die Toilette verpisst hätte. „Simon, ich liebe dich!“, rief Feng in Richtung Bühne. Jetzt war ich mir absolut sicher, dass es ein Fehler war und dass ich mich hätte auf die Toilette verpissen sollen. „Benimm dich endlich!“, forderte Jane in einem bestimmenden Ton und schlug auf den Tisch, so dass das Besteck vor uns darauf schepperte und die braune Flüssigkeit in Fengs Glas hin und her schwappte. Er drehte sich um und versuchte seinen Stuhl aufzuheben. Doch er verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Nun hatte er es endgültig geschafft als Firmenoberhaupt das Unternehmen bloßzustellen. Ungeachtet dessen begann Barthezz mit seiner Rede, auf die alle sehnsüchtig warteten. Ihm wurde der Preis in Form einer achteckigen Goldmedaille verliehen und umgehängt. Der Überbringer des Preises war ein Altmentalist in festlichem Outfit, man nannte ihn den Admiral. Der Admiral war ein alter Haudegen, der schon bei zahlreichen Einsätzen mitwirkte. Nicht im Namen des Zirkels, aber als Paladin für das Tribunal, welches in der Welt der Mentalisten von entscheidender Bedeutung war. Besonders wenn es um das Bewahren von Recht und Ordnung ging. Er trug einen blauen Anzug, der mit zahlreichen Auszeichnungen versehen war. Es gab jedoch eine Auszeichnung die an ihm nicht zu finden war und das war die, welche er Barthezz überreichte. Man sagte ein Master of Elements wird nur alle tausend Jahre geboren und dass es eine Ehre sei sich einer nennen zu dürfen. Der Admiral hing Simon die Medaille um. Daraufhin sprach Barthezz ins Mikrophon, welches vor ihm auf dem Podium aus brauner Eiche platziert war „Leute, es ist eine Ehre hier zu sein und diesen Preis zu erhalten. Es war schon immer mein Traum, aber ich habe ihn nicht verdient...“. Alle Leute waren erst einmal schockiert. Alle Laute verstummten zuerst. Was meinte er damit? „Ich habe diesen Preis nicht verdient, weil ich nie dafür etwas getan habe. Viele fragten mich, was mein Geheimnis sei, warum habe ich diese Fähigkeiten und Andere nicht? Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Nur eines kann ich mit Sicherheit sagen, ich habe noch nie in meinem Leben trainiert oder hart gearbeitet. Das haben immer die Anderen für mich gemacht“, gestand er vor versammelter Menge. Nun ging das Getuschel unter den Leuten los. Nach diesen Worten waren die meisten Anwesenden wirklich schockiert. Niemand klatschte. Alle fragten sich nur, wie das sein kann, dass jemand so eine Auszeichnung erhält ohne je dafür etwas getan zu haben. Dem Veranstalter war seine Empörung förmlich anzusehen. „Wie kann er nur?!“, dachte er sich und ballte dabei die Hände zu Fäusten. Barthezz bedankte sich verbeugend und verließ daraufhin die Bühne. Ich fragte mich ebenfalls, wie das sein konnte, dass jemand wie er, nie etwas für seinen Erfolg tat. Für seine Dreistigkeit war er ja bekannt, aber diesmal überspannte er den Bogen vielleicht ein wenig. Jedenfalls waren alle irgendwie sauer auf ihn. Ich konnte es spüren und teilweise in ihren Gedanken lesen. Vollkommen gelassen setzte er sich wieder zu uns an den Tisch, als wäre es ihm schlicht und ergreifend scheißegal. Er schnappte sich Fengs Glas und trank es auf ex leer. Als er den Longdrink hinunter kippte und das leere Glas daraufhin abstellte, waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Er hatte die Anwesenden und die Veranstalter im höchsten Maße provoziert und beleidigt, doch es war ihm nicht unangenehm. Besonders dem Admiral war die Empörung über Simons Verhalten anzusehen. Wütend knirschte er mit den Zähnen, er hätte ihn wohl am liebsten mit der Medaille erwürgt, die er ihm einen Moment zuvor überreichte. Der Moderator ergriff nun wieder das Wort und kämpfte gegen das laute Gerede der fünfhundert Leute an, dass aus allen Richtungen kam. „Meine sehr verehrten Damen und Herren, die hier Anwesenden...“, begann er ins Mikro zu stammeln. Kaum jemand schien ihm wirklich zu beachten. „Kommt lasst uns gehen, der Scheiß hier langweilt mich“, schlug Simon vor. „Gute Idee, wir haben uns für heute schon genug blamiert“, entgegnete ihm Jane, die von Simons Auftritt alles andere als begeistert war.

Einige Minuten später fanden wir uns draußen auf dem Parkplatz wieder. Ich hatte echt Schiss, dass uns andere Besucher auflauern könnten. Unser Chefmentor hatte mit seinem Verhalten die halbe Welt der Mentalisten vor den Kopf gestoßen, zumindest die Hälfte die auf unserer Seite war. Doch all das schien ihn nicht zu kümmern. Er ließ sich mit seinem nagelneuen Bentley nach Hause fahren. „Da ist meine Mitfahrgelegenheit“, verabschiedete er sich und ging auf die Luxuskarosse zu. Der Chauffeur wartete am Eingang auf ihn. Wir warteten währenddessen auf unser Taxi. Als Barthezz in den Wagen stieg, winkte er uns noch einmal lässig zu. Es war vorerst das letzte Mal, dass wir uns sehen sollten. Hätten wir das zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, hätten wir ihn davon abgehalten in den Wagen zu steigen, oder uns zumindest anders von ihm verabschiedet, statt ihm nur zurück zuwinken. Er stieg ein und der Chauffeur fuhr los. Der Bentley entfernte sich von uns und verschwand zwischen dem Dunkel der Nacht und der schwachen Beleuchtung der Straßenlaternen, die die schlecht asphaltierten Straßen der Stadt säumten. „Ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl“, teilte ich den Anderen mit, die mehr damit beschäftigt waren sich um Feng zu kümmern, beziehungsweise ihn davon abzuhalten Streit zu suchen. Sie nahmen das was ich sagte kaum zur Kenntnis, was ihnen noch sehr leidtun sollte.

Barthezz war mittlerweile an seinem Haus angekommen. Der Chauffeur stellte den Bentley in der Einfahrt ab, wo noch zwei andere Autos standen, „Spielzeuge“, wie Simon seine Luxusschlitten gerne nannte. Nichtsahnend schickte er seinen Fahrer nach Hause und öffnete die Tür zu seinem Haus. Er klatschte in die Hände und die Lichter gingen an. Er betrat den Flur und schmiss sein Jackett auf einen Kleiderständer und zog die Medaille aus, die ihm verliehen wurde. Als er sie noch einmal ansah und sie mit dem Ärmel seines Hemdes polierte, vernahm er ein Geräusch. Es kam aus der Küche. War etwa jemand hier? An der Tür gab es keine Anzeichen dafür, dass sich jemand Zutritt verschafft haben könnte. Er drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. „Vielleicht war es auch nur eine Katze?“, dachte er sich. Doch ein leises, aber unruhiges Atmen ließ diese Wunschvorstellung wie eine Seifenblase platzen. Das konnte keine Katze sein. Den Master of Elements hielt er noch immer in seiner rechten Hand. Er hängte ihn ebenfalls auf den Kleiderständer, so wie sein Jackette. „Zeig dich!“, forderte er die Person auf, die er in diesem Moment noch nicht sehen konnte. „Der Master of Elements, was für eine Ehre dich kennenzulernen“, flüsterte eine Stimme. „Wer bist du?“, wollte Barthezz wissen. Doch eigentlich interessierte ihn mehr, wo die Stimme herkam, deswegen forderte er den Unbekannten zum Reden auf. Doch statt auf die Frage einzugehen schwieg der Unbekannte, als vermutete er diesen Zug schon im Voraus. Dieser Jemand mit dem er es zu tun hatte, musste unglaublich schnell sein, denn auf einmal spürte er seine Anwesenheit hinter sich, während ein maskierter großer Mann aus der Küche kam. Die große Gestalt war fast zwei Meter groß und hatte sich scheinbar am Kühlschrank bedient, denn er kam Simon mit einem Stück Kuchen entgegen. Er trug eine Ski Maske, die er etwas nach oben zog um den Kuchen verdrücken zu können. „Du könntest dich zumindest mal vorstellen bevor du meinen Kühlschrank plünderst“, warf er seinem unbekannten Gegenüber vor. Simon war von zwei Seiten umstellt, das war ihm klar. Als er gerade überlegte, was er am besten jetzt tun sollte, hob der Hüne vor ihm die Hand und zeigte mit seinem kleinen Finger auf die Person hinter Barthezz. Dieser entschloss einen Blick hinter sich zu wagen, doch als er das tat erstarrte er. „Das kann nicht sein“, stammelte er vor sich hin, in Anbetracht der Gestalt der er nun in die Augen blickte. Er versuchte seinen Blick abzuwenden doch die Augen des Mannes ließen ihn erstarren. Seine Muskeln verkrampften, so dass er sich nicht mehr rühren konnte. „Mein Name ist Jason. Du kennst mich nicht, aber wir sind Genverwandte. Ich weiß was du jetzt denkst aber keine Angst, du hast keinen Sohn von dem du nicht weißt, keine Sorge.“, sagte sein Gegenüber, dass er nie zuvor sah, doch ihm trotzdem mehr als nur ähnlich sah. Es war so, als würde er in einen Spiegel sehen, der ihn jünger aussehen ließ. Jason wendete eine Technik an, die Simon zu kennen glaubte. „Ist das...?“, fragte er Jason, der ihm ins Wort fiel. „...ja genauso ist es“, unterbrach er ihn. „Das ist unmöglich!“, zweifelte Barthezz an den Worten von Jason. „Dein Körper sagt etwas anderes“, argumentierte Simons jüngeres Ebenbild. So langsam verlor der Einundvierzigjährige das Gefühl in den Händen, die die Grundlage für fast alle Mittel waren, die Simon zur Verfügung standen. Nun war er absolut schutzlos und erlitt furchtbare Schmerzen, doch er konnte nicht schreien. Die Muskeln die normalerweise seinen Kiefer bewegten waren bis zur absoluten Starre verkrampft und seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr. Es entstand ein unglaublicher Druck auf seinem Kopf und plötzlich merkte Simon, wie etwas auf den Boden tropfte, es war Blut. Es lief ihm die Wangen herunter. Die roten Tränen wurden sie genannt. Es handelte sich tatsächlich um den Teufelsblick. Barthezz wurde schwarz vor Augen. Kurz bevor er dem Tod so nahe war wie noch nie zuvor in seinem Leben, unterbrach Jason den Vorgang. Der Master of Elements klappte zusammen, fiel in die Knie, ohne Energie, ohne Kraft und ohne Gefühl in seinen Beinen. Sein ganzer Körper fühlte sich Taub an. Wie bei einem Drogenrausch nahm er alles nur noch verschwommen war. „Frank, pack ihn ins Auto“, befahl Jason seinem maskierten Begleiter, und genau das tat er auch. Frank packte den regungslosen Barthezz mit seinen riesigen Händen und schliff ihn zu einem Wagen, der auf der anderen Straßenseite stand. Er setzte ihn auf den Rücksitz und schnallte ihn an. Am Steuer saß scheinbar niemand, zumindest konnte man niemanden sehen. „Tommy, fahr los“, befahl Jason, der ebenfalls auf dem Rücksitz Platz nahm. Frank setzte sich auf den Beifahrersitz. Wie durch Geisterhand drehte sich der Zündschlüssel und der Motor sprang an. Der schwarze Kombi fuhr los und auch das Lenkrad schien sich förmlich von alleine zu bewegen. Was hatten die Männer mit ihm vor und warum sah Jason ihm so ähnlich? Was meinte er damit, sie seien genverwandt? Und wer zum Teufel steuerte dieses Auto, etwa ein Geist? Vollkommen schlapp und ohne jede Körperspannung ließ Simon den Kopf nach unten hängen, während weitere Tränen aus Blut auf seine Hose und das Leder der Rückbank tropften.

Kapitel 2 - Die Southeast-Company

"Nein, tu es nicht!", waren meine ersten Worte. Die ersten Worte während meinem Erwachen. Der Schrei der so laut war, dass er mich aus dem Schlaf gerissen hätte, wenn das meine Albträume nicht schon getan hätten. Immer wieder kamen mir unschöne Bilder vor Augen, die wie ein Film vor mir abliefen. Albträume in denen eine dreiköpfige Bestie mich verfolgte, oder ein Mensch vor mir in Stücke gerissen wurde. In denen Häuser um mich herum einstürzten und ich dem Teufel gegenüberstand. Für einen Traumdeuter, oder Psychologen, wären das sehr bedenkliche Alarmsignale, wenn mir das alles nicht tatsächlich passiert wäre. Denn das ist es in der Tat. Es ist drei Jahre her, als wir sprichwörtlich die Hölle auf Erden erlebten. Denn das wäre sie ganz sicher geworden wenn wir es nicht verhindert hätten. Als Luzifer seine Invasion starten wollte und eine ganze Stadt in Ausnahmezustand versetzte. Als Dante der Drache uns den Kampf ansagte und wir sehr viele unserer Freunde verloren. „Na ja was solls“, dachte ich mir und griff nach meinem Handy, um die Uhrzeit abzuchecken. Vier Uhr morgens, wohl nicht der richtige Moment für einen Kaffee, aber schlafen konnte ich ohnehin nicht mehr.

Ungefähr fünf Stunden später begann unser Arbeitstag. Das Barthezz fehlte, fiel erst nicht auf, zumindest nicht uns. Nur einige Leuten, deren Kurs er leitete. Heute wäre die Kontrolle über das Feuerelement dran gewesen. Auf dem Übungsgelände befanden sich mindestens zwanzig Leute, die nicht wussten was sie tun sollten. Das ganze Firmengelände umfasste eine Fläche auf dem auch locker ein Fußballstadion Platz gehabt hätte. Umgeben war es von einer sehr alten etwa vier Meter hohen Backsteinmauer, als Sichtschutz. Schon bevor man die genau so hohen Eisentore durchfuhr, konnte man den Fünfzehnstöckigen Tower erblicken, in dem sich unsere Büroräume befanden. Der Tower sah sehr trist und langweilig aus, so wie man sich seinen Arbeitsplatz eben vorstellte. Er war fast schon eine Beleidigung für die atemberaubende Landschaft die sich um ihn herum befand. Er ragte zwischen den ganzen Baumkronen und Hügeln hervor, die die nähere Umgebung bedeckten. Von den oberen Stockwerken aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf den großen See. Manchmal schlich ich mich in die Konferenzräume in der fünfzehnten Etage, nur um diese Aussicht zu genießen. Manchmal tat ich das auch in der Hoffnung mich von anfallender Arbeit zu drücken. An der Tür dazu hing ein großes Schild, auf dem stand: „Bitte nicht stören“, und ich wollte schließlich auch nicht gestört werden. Ohne jede Beschäftigung legten sich die gelangweilten Mentalisten auf die Wiese und ließen sich die Morgensonne auf den Bauch scheinen. Ich fuhr gerade auf dem Parkplatz ein, der sich direkt hinter den eisernen Toren befand. Als ich aus meinem schwarzen Camaro ausstieg, musste ich erst meinen Kopf schütteln, über meine Kollegen die sich es anscheinend sehr gut gehen ließen. Ich wusste dass Jane das alles andere als gerne sah. Kaum hatte ich diesen Gedanken gefasst, passierte es auch schon, Jane sah aus dem Fenster. Als sie das sah stürmte sie wutentbrannt nach unten. Ich schloss die Tür meines Wagens und suchte die sichere Entfernung, aus der ich das Spektakel beobachten konnte. Es dauerte kaum eine Minute, bis Jane die Treppen aus dem dritten Stock nach unten gerannt war, um ihren Kollegen die Hölle heiß zu machen. „Was macht ihr da und wo steckt euer Mentor?!“, schrie sie die Agenten an. Agenten nannte man diejenigen deren Fähigkeiten schon so weit ausgebildet waren, dass man sie auf Missionen schicken konnte. „Keine Ahnung wo er steckt“, antwortete einer von ihnen. „Das ist noch lange kein Grund hier faul herumzuliegen, dafür werdet ihr ganz sicher nicht bezahlt! Wenn ihr nichts zu tun habt, dann trainiert mit den Knights. Ein bisschen Fitness kann dem ein oder anderen sicher nicht schaden“, machte sie ihren Leuten klar, die völlig genervt von dannen zogen um sich anderweitig zu beschäftigen. Knights nannte man diejenigen von uns, die entweder keine Fähigkeiten hatten oder noch nicht so weit waren um von ihnen auch Gebrauch zu machen. Man unterwies sie im Nahkampf und drückte ihnen Waffen in die Hand. Sie durften in Krisengebieten und bei heiklen Missionen, den Agenten assistieren. Das taten sie indem sie Gebiete weiträumig absperrten, oder Zivilisten in Sicherheit brachten, wenn es mal irgendwo krachte. Jane war alles andere als zufrieden mit ihrem Chief-Posten. Ständig musste sie den Leuten in den Arsch treten. Allein nach der gestrigen Aktion von Feng, bei der er sich maßlos betrank, hätte sie am liebsten hingeschmissen. Bei welcher Firma muss man sonst aufpassen, damit sich der Boss nicht danebenbenimmt? Die junge Frau hatte die Schnauze gestrichen voll, ständig auf alles und jeden aufpassen zu müssen. So wie auf Barthezz, der auch ständig kam und ging, wann er wollte und zudem noch auffiel, indem er Andere durch seine Arroganz provozierte. Darüber hinaus machten der jungen Frau die Finanzen des Unternehmens Sorgen. C.O.M. erledigte Aufträge für das Verteidigungsministerium und war dafür zuständig die Menschen vor übernatürlichen Kräften zu schützen. Zwar erwies sich genau das in der Vergangenheit als totsicherer Wirtschaftszweig, doch irgendwie schien das mit der Aufklärung nicht mehr so ganz zu laufen. Vieles hatte sich in den letzten Jahren verändert. Der Verantwortung fühlte sich die junge Frau so langsam nicht mehr gewachsen. Sie stand sogar kurz vor einem Burnout. Sie fuhr mit dem Fahrstuhl wieder nach oben, um zu sehen ob Feng zum Dienst erschienen war. Fehlanzeige! Auch der junge Boss selbst war nirgends aufzufinden. Es wäre seine Aufgabe gewesen Barthezz zu vertreten, doch wie es aussah, machte er blau. „Na ja“, dachte sich Jane. Und so setzte sie sich an den Schreibtisch ihres Chefs, um seine Arbeit auch noch zu erledigen. Sie legte die Füße hoch und blätterte eine Akte nach der anderen durch. Fengs Schreibtisch, war völlig chaotisch. Überall lag Zeug herum. Es sah so aus als würde er nicht einmal seine Arbeit machen, selbst wenn er sich dazu erbarmte hier mal zu erscheinen. So langsam wusste sie warum ihr Vorgänger, Victor Vitorious, so ein Arschloch war. Wenn man auf diesem Posten überleben wollte musste man eines sein. Sie war gerade in Gedanken vertieft, oder besser gesagt in Erinnerungen. Sie war gerade mit der Schule fertig, als sie eine Zusage für eine Ausbildungsstelle bekam, auf die sie sich gar nicht bewarb. Es war der ehemalige Chief, Victor Vitorious, der ihr den Brief schickte und sie zum Vorstellungsgespräch einlud. Es war er, der sie im Unternehmen haben wollte. Er war es der an sie glaubte und sie immer wieder motivierte. Irgendwie war es Schicksal, dass gerade sie heute auf seinem Stuhl saß. Sein Tod war auch wenn sie es nicht zugab, sehr schwer für sie. Sie wuchs ohne Vater auf, deshalb suchte sie eine Art Vaterfigur. Vielleicht suchte sie diese gelegentlich in ihm, auch nach dem er in einen grünen stinkenden Troll verwandelt wurde. Als sie gerade in Erinnerungen schwelgte, stieß sie auf einen Brief, der laut Frankierung vor einer Woche geschickt wurde. Auf ihm war kein Absender zu finden. Stattdessen stand darauf „Wichtig!!!“. Doch so chaotisch und unorganisiert wie Feng war, öffnete er ihn trotzdem nicht. Jane überlegte erst, ob sie ihn an der Stelle des Bosses öffnen soll. Nach reichlicher Überlegung, die etwa fünf Sekunden in Anspruch nahm, verschaffte sie sich Zugriff auf den Inhalt. Dieser war auf den ersten Blick relativ unspektakulär. Lediglich ein Foto war darin zu finden, aber was sie darauf sah konnte sie kaum fassen. Sie griff sofort zu ihrem Mobiltelefon und berief ein Treffen mit den Instruktoren ein.

Kapitel 2.1 - Das Foto

Es war eine spontane Krisensitzung, zu der leider nicht alle erscheinen konnten, da die meisten irgendwie nicht zu erreichen waren. Genauer gesagt befanden nur ich und Jane uns im Besprechungsraum, der sich im fünfzehnten Stock des Towers befand. Der Tower war das Geschäftsgebäude von C.O.M.-Industries und die Hauptzentrale des Circle of Mentalists, so wie sich unsere Organisation nannte. Zusammen blickten wir mit einem Becher Kaffee in der Hand auf den See, nur konnte Jane das anscheinend nicht richtig genießen. Sie sah sehr angespannt aus, was nicht unbedingt was Neues war. Doch heute schien es ganz besonders schlimm zu sein. Wen wunderte es nach Fengs und Simons Aktion vom Vorabend und der Sache mit den Agenten vorhin. Doch da schien noch etwas zu sein. Zwar hätte ich Janes Gedanken lesen können um genau das herauszufinden. Doch ich musste ihr hoch und heilig versprechen es zu unterlassen in ihrem Kopf herumzuwühlen. Dabei war gerade Herumwühlen meine Spezialität. Als Seelenbändiger fiel mir so etwas erstaunlich leicht. Ich konnte die Gedanken Anderer deuten. Lesen wäre zu viel gesagt, da Gedanken sich sehr impulsiv verhielten und sich ständig verändern konnten. Es war nicht so, als würde man in einem Buch blättern, in dem die Worte und Buchstaben bereits fest angeordnet waren. Trotzdem erwies sich diese Fähigkeit schon sehr oft als nützlich und es war bei weitem nicht meine Einzige. „Ich denke das wären dann alle“, stellte ich ernüchternd fest im Hinblick auf die Teilnehmerzahl dieses Treffens. „Schon erbärmlich“, kommentierte Jane. “Nicht einmal der Boss und unser Chefmentor halten es für nötig hier aufzukreuzen. Ich habe mehr als deutlich darauf hingewiesen, dass es sich um einen Notfall handelt!“, fügte die junge Frau noch wütend hinzu und drehte sich zum ovalen Tisch. Darauf hatte sie Snacks und Getränke platziert. Sogar daran dachte sie, trotz einer anstehenden Notsituation. Gut wahrscheinlich hatte sie das Zeug bringen lassen, aber immerhin dachte sie daran. „Barthezz hast du auch informiert?“, erlaubte ich mir die Frage. „Ich hab es zumindest versucht, aber du weißt ja wie er ist. Unerreichbar eben“, antwortete sie mir mit einem unterdrückten schmunzeln, über die Zweideutigkeit hinter dieser Aussage. „Hmmm... Feng liegt wahrscheinlich noch verkatert im Bett“. „Kann ich mir vorstellen“, stimmte sie mir kopfnickend zu. In diesem Moment kam Feng die Tür hereingestürmt. Er stieß die Tür mit so einer gewaltigen Wucht auf, dass diese fast aus der Verankerung gerissen wurde und Jane fast einen Herzinfarkt erlitt. Ein Windstoß zog durch den Raum und erfasste dabei das Foto, welches auf dem Tisch lag. Es wehte im Zimmer herum bis es praktisch vor Fengs Füßen landete. „Spinnst du eigentlich uns so zu erschrecken!?“, schrie ich ihn an. „Hey, weißt du eigentlich wie viele Verkehrsregeln ich ignoriert habe um pünktlich hier zu sein!?“, verteidigte sich der Boss. „Da muss ich ihm Recht geben Jane. Eine halbe Stunde zu spät ist bei ihm schon fast pünktlich. Feng warum bist du gefahren, du kannst doch fliegen?“, fragte ich ihn verwundert. „Spinnst du angetrunken soll man nicht fliegen“, sagte er. „Aber fahren ist okay oder wie? Ich glaube in der Luft hätte dich kein Polizist angehalten“. „Hahaha, da muss ich dir Recht geben Miguel. Was ist das eigentlich für ein Foto?“, fragte der Windmagier verwundert, dem sein Kater noch sehr anzumerken war. „Das wollte ich gerade mit euch besprechen“, sagte Jane. „Unmöglich... das kann nicht sein...!“. „Doch Feng ich glaube schon“, versicherte Jane, was auch immer sie das zu versichern versuchte. Nun riss ich Feng das Foto aus der Hand Ich wollte selbst sehen, was so spektakulär war. Auf dem Bild war nichts weiter zu sehen als ein rothaariger Typ, der vor einem Lastwagen eine Zigarre rauchte. Auf dem Laster stand Southeast- Company. Das Firmenlogo, in Form eines Kompasses, fiel mir sofort auf, da es jemand markiert hatte. „Wer ist das?“, wollte ich wissen. „Ich glaube... ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich glauben soll, aber der Typ auf dem Bild sieht aus wie der Chief“, stammelte Jane. „Nein, das kann nicht sein. Der Chief war doch ein Troll und kein Rotschopf“, wunderte ich mich. „Er war nicht immer ein Troll, er wurde in einen verwandelt. Als ich damals hier anfing war er noch ein Mensch“, informierte mich Jane. „Ich hatte schon fast vergessen wie er als Mensch aussah. Aber jetzt mal im Ernst das kann nicht sein, der Chief ist tot. Und selbst wenn er noch leben sollte, dann wäre er noch immer ein Troll. Vielleicht stammt das Bild einfach noch aus seiner Jugendzeit“, hielt Feng für möglich. „Die dürfte eine ganze Weile zurückliegen. Als ich hier anfing hatte der Chief schon ziemlich tiefe Falten und war mindestens dreißig Kilo schwerer als der Typ auf dem Bild. Das Foto müsste also mindestens zwanzig Jahre alt sein, aber dieses Firmenlogo im Hintergrund machte mich ein wenig stutzig“, sagte die smarte Blondine. „Was stellt diese Southeast-Company eigentlich her?“, fragte ich. „Ich hab da mal recherchiert. Sie entwickeln unter anderem Geschmacksverstärker für die Lebensmittelindustrie, zumindest offiziell. Inoffiziell weiß das niemand so genau, aber ich vermute die stellen Biowaffen her unter dem Schleier der Regierung. Ich habe da einiges mitbekommen aber leider nichts Genaues“, klärte uns Jane über dies ominöse Unternehmen auf. Und ich dachte wir wären schon ominös, aber diese Southeast-Company wirkte geradezu schleierhaft. „Interessant“, kommentierte ich, natürlich um zu vertuschen dass ich keinen blassen Dunst hatte. „Was ist daran denn bitteschön interessant?“, fragte mich Feng verwundert. Kurz musste ich überlegen, um mir eine möglichst intelligente Frage einfallen zu lassen. Nach einigen Sekunden fiel mir folgende Frage ein: „Warum hat derjenige der uns das Bild geschickt hat, gerade das Firmenlogo markiert?“ „Hmmm. könnte es sein dass Victor der alte Schwerenöter einen Sonn hat von dem keiner was wusste? Ich meine der sieht auch wesentlich jünger aus. Das könnte rein vom Alter her passen“, hielt Feng auch diese Version für möglich. „Das Bild kann natürlich auch eine Fälschung sein, aber ich mache mir viel mehr um den Grund Gedanken, warum man uns so ein Bild schickt, als um seine tatsächliche Echtheit. Da will uns jemand was sagen“, stellte Jane für uns fest. „Auf der Rückseite wäre genug Platz gewesen, um uns genau das mitzuteilen“, argumentierte ich. „Miguel, Schnapp dir Ken und Pete und statte dieser Firma mal einen Besuch ab. Ich bin nämlich lieber auf der sicheren Seite“, trug sie mir auf. Ich war mir sicher wenn das Foto echt sein sollte würden wir blindlinks in eine Falle tappen und wenn nicht, dann würden wir uns umsonst den Weg machen. So oder so war ich nicht gerade begeistert, jedoch war Jane meine Vorgesetzte und ich im Moment ohnehin unterfordert. Also willigte ich ohne Widerworte ein. „Ich komme mit!“, wollte Feng sich selbst einladen. „Keine schlechte Idee, hier machst du dich nämlich alles andere als nützlich“, stimmte Jane der Idee zu.

Kapitel 2.2 - Das Nova-Projekt

Zur selben Zeit in einem Besprechungsraum der Southeast- Company: „Frau Schäfer, wie ist der Stand der Dinge?“, erkundigte sich Dr. Carregher. Er war ein großer stattlicher Mann mit weichen Gesichtszügen. Er wirkte eher freundlich, doch jeder seiner Angestellten wusste, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte. Er war sehr ehrgeizig, was auch der Grund war, warum er die Kommission leitete. Er stach jeden aus, der ihm in die Quere kam. „Frank hat mich eben angerufen, sie haben Barthezz“, klärte Nina Schäfer ihren Boss über den Stand der Dinge auf. „Sehr schön. Wie sieht es mit Sam aus? Ist er mittlerweile wieder rehabilitiert? Wir könnten ihn gut gebrauchen, wenn es demnächst losgeht“, sagte Carregher. “Nachdem was passiert ist, wollen sie ihn immer noch einsetzen?“, fragte Nina schockiert. „Ich will Ergebnisse“, fiel er ihr ins Wort mit dem Feuer des Ehrgeizes in seinen Augen. Nina wusste erst nicht was sie sagen sollte. Egal was aus ihrem Mund kam, es wäre ohnehin falsch gewesen, zumindest in den Augen ihres Bosses. „Er wird hoffentlich nicht auf dumme Gedanken kommen. Das würde nämlich auf sie zurückfallen“, hakte er nach und machte Nina Schäfer auf ihre Verantwortung als Betreuerin der Novas aufmerksam. „Ich versichere ihnen er wird einsatzbereit sein“, log ihm Nina ins Gesicht. „Frau Schäfer ich setze sehr große Hoffnungen in Sie. Ihr Vater war ein wahres Genie auf dem Gebiet der Gentechnik. Das was mit ihm passiert ist tut mir aufrichtig leid“, log Carregher wiederum sie an. „Was unser Vorhaben betrifft, so ist es kein Nachteil gefährlich zu sein. Wir haben ja nicht so viel Zeit und Mühen in ihn investiert, um einen Pazifisten aus ihm zu machen. Bringen sie ihn dazu, dass er funktioniert“, machte Carregher der jungen Frau seinen Standpunkt klar. Das junge hübsche Mädchen, fuhr nachdenklich und besorgt durch ihr offenes braunes Haar und kehrte ihrem Boss den Rücken. Sie war über den Ausgang des Gesprächs alles andere als erfreut. Sie ging über den Hof der Southeast-Company, zu dem Gebäude in dem die Novas untergebracht waren. Die Southeast-Company war mehr eine riesige Festung, als ein Fabrikgelände, umzäunt von einer Mauer aus Stacheldraht. Überall postierten Wachleute, die jeden im Visier hatten der sich auf den Straßen bewegte. Sie legte ihre Hand auf den Display der nach deren Abdruck verlangte, um durch die Sicherheitstür zu kommen. Inmitten des Raumes der sich hinter dieser verbarg wartete jemand bereits auf sie. Mit ihren großen braunen Augen, sah sie den jungen Mann an der nun erwartungsvoll vor ihr stand. „Sam...“, sprach sie ihn an. „Du hast keine guten Nachrichten, oder?“, ahnte Sam schon „Der Boss will, dass du weiter teilnimmst“, berichtete sie ihm. „Nachdem was mit deinem Vater passiert ist? Der hat sie doch nicht alle!“, regte sich Sam auf, aber seine Wut befand sich noch auf gemäßigtem Level. Aus Notwendigkeit lernte er sie zu kontrollieren. Dies entwickelte sich fast schon zu einem Zwang bei ihm, der ihn in seinem Innern zu beengen schien. „Ich weiß du hast mir ein Versprechen gegeben, aber du musst...“, wollte Nina ihn aufklären, bevor er ihr ins Wort fiel. „Ich muss nichts!“, sagte der Mann mit den grünen Augen, die Nina tiefgehend anstarrten. Er war entschlossen, entschlossen dazu dem Kreislauf aus Gewalt und Leiden zu entfliehen. „Sie werden dich töten, wenn du abhaust“, versuchte sie ihn vor solch einer Dummheit zu bewahren „Das ist mir immer noch lieber, als jemanden umbringen zu müssen. Mein Gewissen plagt mich, seit damals. Ich kann das nicht mehr“, sagte Sam. „Hör zu, es ist unheimlich süß, dass du mir versprochen hast, nie wieder zu kämpfen, aber du hast keine Wahl und der Tod meines Vaters ist nicht deine Schuld“, versuchte sie ihm klar zu machen, wie sie es schon oft versuchte. Jedoch hatten sich Gewissensbisse und Selbstmitleid in ihm festgefressen „Ist das so?“, fragte er. „Sam mach keine Dummheiten. Ich hab dich unheimlich lieb. Wir sind zusammen aufgewachsen, ich will nicht dass du...“, stoppte sie ihren Satz. Sam ging auf Nina zu und umarmte sie. Es fühlte sich für sie so an, als wäre es das letzte Mal. Eine Geste der Zuneigung, aber auch des Abschieds. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sah ihr in die Augen. An ihren Wangen kullerten schon einige Tränen herunter. Er wischte sie weg und sagte mit einem Zwinkern: „Wird schon“. In diesem Moment stürmten Frank und Jason in den Raum. Sie waren von ihrer Mission zurückgekehrt. „Was ist hier los? Nina warum weinst du?“, wollte Jason wissen. Er ahnte dass irgendwas nicht stimmte. „Es ist nichts...“, versuchte Nina die Wahrheit zu verschleiern. „Deine Gedanken sagen mir was anderes“, entgegnete Jasons, der genau wie ich Gedanken lesen konnte. „Die sollst du doch nicht lesen“, erinnerte ihn Nina. „Du willst uns verlassen, Sam?“, fragte Jason, wobei die Frage mehr eine Feststellung war, denn Jason musste nie nach etwas fragen. Seine Fähigkeit Gedanken seiner Mitmenschen zu deuten ließ für ihn meist wenig Spielraum für Spekulationen. „Ja ich werde euch verlassen, ein Problem damit?“,frage Sam. „Ich dachte wir wären eine Familie?“, warf Frank in die Diskussion mit ein. „Ich habe Nina, mir selbst und auch Gott ein Versprechen gegeben, ich werde nicht mehr kämpfen“, wehrte sich Sam. „Du vergisst wohl, dass Gott dich nicht erschaffen hat, genau so wenig wie uns. Das war das Werk von Dr. Schäfer, ihres Vaters“, argumentierte Jason und zeigte dabei auf Nina. „Ohne zu kämpfen, wirst du hier nicht wegkommen!“, rief eine Stimme aus dem Hintergrund. Als diese zu hören war, wurde es plötzlich still. Und als es still wurde konnte man Schritte hören, Schritt von Stiefeln, es war Dao Li, der Anführer der kleinen Truppe. Dao galt als gefürchtete und emotionslose Leitfigur. Er hatte nie ein Problem damit über Leichen zu gehen, dementsprechend kalt war auch seine Ausstrahlung. Ein guter Stratege und ein Genie, welches sich zur Aufgabe machte jede Mission zu mehr als hundert Prozent zu erfüllen. „Du weist welche Strafe auf Verrat steht. Wir Novas