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Etwa hundertfünfzig Jahre nach dem Untergang der uns bekannten Zivilisation, kämpft sich der Mentalist Henan durchs Leben. Zusammen mit seinen Freunden Arturo und Zaki sucht er in den Trümmern verlorener Städte alles, was von Wert zu sein scheint. Dieses tauschen sie beim Bauern Aaron gegen Lebensmittel ein. Ihr recht einfaches Dasein gerät aus den Fugen, als das Königreich, in dem sie leben, unter feindlichen Beschuss gerät und das Familiengeheimnis des Landwirts Aaron ans Licht kommt.
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Seitenzahl: 461
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Widmung
Für meine geliebte Ehefrau Anna Katharina Schmelzer
und für meine kleine Tochter
Enya Emilia
Danksagung
Mein Dank geht an alle die mich bei diesem Werk unterstützten,
das gilt besonders für die Autorin Isabel Jakobi die unentgeltlich die Korrektur übernahm. Danke Isabel.
Es war einmal ein mutiger Held, der die Welt der Mentalisten ins Staunen versetzte. Sein Verstand war scharf, seine Fähigkeiten übermenschlich und seine Erfolge beispiellos. Ohne zuvor in den Künsten der acht Elemente ausgebildet worden zu sein, nahm er es mit den schlimmsten Bösewichten seiner Zeit auf. Mit Dante dem Drachen, Kronos dem Zerstörer, mit Luzifer dem Herrn der Unterwelt und seinem Abkömmling Leviathan. Sie alle wies er in die Schranken mit seinen herausragenden Talenten, die ihm innewohnten. Er konnte sowohl Gedanken lesen als auch die Kraft des Lichtes nutzen. Hinter sich vereinte er eine gewaltige Streitmacht treuer Gefährten und tapferen Kriegern. Dieser Zusammenschluss nannte man den Circle of Mentalists.
Kapitel 1 - Aarons Töchter
Kapitel 2 – Monza der Troll
Kapitel 3 – Der grüne Sturm
Kapitel 4 –Der Power-Waver
Kapitel 5 – Wurzel, Dorn und Eisenholz
Kapitel 6 – Senna und der Hexenberg
Kapitel 7 – General Li und die königliche Einheitsarmee
Kapitel 8 – Auf nach Adamantia!
Kapitel 9 – Die Kunst des Krieges
Kapitel 10 – Rat der Bürdenträger
Kapitel 11 – Sturmklinge gegen Dämonenschwert
Kapitel 12 – Stehle und herrsche
Kapitel 13 – Schattenwanderer
Kapitel 14 – Im Auge des Sturms
Kapitel 15 – Karnivor der Pflanzenmensch
Kapitel 16 – Wahrheit oder Pflicht
Kapitel 17 – Maskerade
Kapitel 18 – Einblick in die Königsklasse
Kapitel 19 – Wiederauferstehung
Kapitel 20 – König der Diebe
Kapitel 21 – Sorayas Geheimwaffe
Kapitel 22 – Melby und Colorbeat
Kapitel 23 – Die Abgesandten
Kapitel 24 – Vorhang auf!
Kapitel 25 – Der große Leviathan
Kapitel 26 – Aus den Trümmern empor
„Du bist verdammt hartnäckig“, schmeichelte mir Arturo nachdem ich es schaffte seinen Feuerbällen erfolgreich auszuweichen. Erhaben und selbstzufrieden streifte er die schwarze Haarsträhne in seinem Gesichte beiseite. „Angeber“, dachte ich mir und merkte dabei nicht, dass der Kragen meiner Jacke brannte. „Henan“, sprach mich Zaki an, der mich fingerzeigend darauf hinweisen wollte. „Jetzt nicht!“, wies ich ihn zurück um mich weiter meinem Kontrahenten zuzuwenden. „Aber Henan…“, verlieh er seinem Anliegen Nachdruck. „Zaki du siehst doch ich kämpfe gerade!“, wies ich ihn noch entschlossener zurück bis ich plötzlich eine unangenehme Hitze in meinem Nacken verspürte. „Warum sagst du mir nicht, dass ich brenne!“, fuhr ich ihn an und begann mich auf dem Boden zu wälzen. „Hahaha was für ein Idiot“, schüttelte sich der siegessichere Arturo vor Lachen. „Na warte das lass ich nicht auf mir sitzen!“, drohte ich ihm an und bündelte eine Lichtkugel in meiner Hand. Sofort blieb ihm das Lachen im Halse stecken, als er merkte was ich vor hatte und meine Hand zu leuchten begann. „Er kann doch nicht etwa…“, wagte er es nicht seinen Gedanken zu Ende zu führen. Doch als ich meine Hand nach ihm ausstreckte und die verheerende Wirkung meines Angriffes entfalten wollte, verpuffte dieser augenblicklich. Das einzige was aus meiner Handfläche hervorkam war eine kleine Rauchwolke, die sich in der Luft verflüchtigte. „Jetzt bin ich etwas enttäuscht“, gab der dunkelhaarige Arturo zu und ließ eine schwarze Aura um sich herum entstehen die seinen Körper wie ein dunkles Gewand umschloss. „Das verheißt nichts Gutes“, ahnte Zaki und behielt recht damit. Mein Gegner rannte auf mich zu und war dabei so schnell das meine Augen kaum folgen konnten. Ich verschränkte die Arme vor meinem Gesicht um mich vor dem bevorstehenden Angriff zu schützen, doch er kam nicht. Skeptisch wagte ich einen Blick über meine Deckung, doch mein Gegner war nirgends zu sehen. „Pass auf!“, versuchte mich Zaki zu warnen bevor ich einen Tritt in die Seite bekam, der mich vor Schmerzen zusammensacken ließ. „Gibst du auf?“, fragte mich Arturo während er von oben auf mich herabblickte. „Niemals!“, erwies ich mich als stur. „Du willst dich echt wegen ihr verprügeln lassen?“, fragte er mich und blickte dabei in Richtung der halbverwelkten Rose, die Zaki in der Hand hielt. Ich nutzte diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit um meine Trumpfkarte zu spielen. Ich zog einen kleinen Steckling hervor und rammte ihn in den Fuß meines Kontrahenten. „Verdammt!“, schrie er vor Schmerz und verzog dabei das Gesicht. Sofort begann der Steckling zu keimen, worauf die Auswüchse Arturos Bein umschlungen und mit dem Boden verwurzelten. „Ich habe dich mit einem Steckling verbunden. Er zehrt von deiner Energie und von deinem Blut. Umso mehr er aufsaugt, desto größer wird er, umso größer er wird desto schwerer kannst du dich befreien, umso länger du brauchst um dich zu befreien, desto mehr verlierst du an Energie. Ein Teufelskreis“, erklärte ich ihm mit einem überraschenden Selbstbewusstsein. „Das wirst du mir büßen!“, drohte er mir an und versuchte währenddessen mit einer Flamme, die er in seiner Hand schuf, sich von den Ranken zu befreien. „Das würde ich lassen das gibt hässliche Narben. Nimm lieber das hier“, riet ich und warf ihm ein Messer zu. „Ich sag es nicht ungern, aber ich werde Yamina heute wohl ausführen“, schnupperte ich triumphal an der halbverwelkten Rose die ich aus Zakis Händen riss und an mich nahm.
Mein Weg führte mich über die Trümmer und Grundmauern einer längst verschwundenen Zivilisation. Keiner wusste mehr genau wie diese Stadt mal hieß, oder wer hier einst lebte. Man musste schon genau hinsehen um die Überbleibsel unter dem Moos zu erkennen. Doch an einigen Orten sah man noch hohe halb eingestürzte Häuser, die weit in den Himmel ragten. Sie hielten lange der Zeit und dem Verfall stand und wurden so zu einem Teil der jetzigen Natur. Ranken und Efeu zierten die Fassaden und Rehe liefen durch die Straßen. Gras wuchs aus den Rissen des Asphalts und Vögel zwitscherten ihr morgendliches Ständchen, während sie auf Straßenschildern saßen, deren Bedeutung mir nie jemand erklärte. Als ich den Hügel vor der einstigen Stadt erreichte, erstreckte sich vor mir ein weites Tal mit unzähligen Feldern und Ackern. Die Morgensonne spiegelte sich im Blau des großen Sees, dessen Ende man mit bloßem Augen nicht zu sehen vermochte. Yamina lebte hier in einer kleinen einfachen Behausung. Ihr Vater war Bauer und bewirtschaftete viele Felder diesseits des großen Sees und war überall in der Umgebung sehr hoch angesehen. Ein einfacher Mann mit einem sehr hohen Stellenwert für die Bevölkerung. Sein Name war Aaron. Aaron genoss die Rückendeckung vieler Mentalisten, da seine Arbeit, die er tagtäglich vollbrachte, von unschätzbarem Wert war. Gerade als ich im Begriff war an der Tür zu klopfen riss sie jemand von der anderen Seite auf und mir kam eine Wolke aus dickem Staub entgegen. „Oh tut mir leid ich habe gerade mit Windmagie herumexperimentiert. Damit kann man super Staubwischen“, rechtfertigte sich Yamina und klopfte mir den Dreck von der Kleidung. „Ist die für mich?“, freute sie sich über die Rose in meiner Hand und ließ mich kaum zu Wort kommen. Sie textete mich zu bevor ich überhaupt „Hallo“ sagen konnte. „Ja sie ist für dich und sie war gar nicht so leicht zu bekommen. Wir Erdmagier können zwar mit unserer Magie Pflanzen zum Wachsen bringen, aber solche Blüten bekommen mir nicht hin“, gab ich zu und verdeutlichte damit die Exklusivität meines Geschenks. „Komm doch rein“, empfing sie mich und bat mich hereinzukommen. „Ist dein Vater schon auf dem Feld?“, wunderte ich mich über die Stille im Haus. „Ja er ist mit Mutter schon hart am Arbeiten und ich muss nachher helfen. Ich würde ihm im Moment lieber aus dem Weg gehen, er ist nämlich nicht so gut gelaunt“, gestand sie mir, nachdem sie mir einen Tee einschenkte. „Haben die Trolle hier wieder ihr Unwesen getrieben?“, erriet ich die Ursache für Aarons schlechte Laune. Yamina nickte. Ihre großen braunen Augen sendeten einen besorgten und gesenkten Blick aus. „Diese Scheißkerle die schaffen es hierher trotz des Bannkreises der Hexen“, verfluchte ich die Trolle. „Ja leider. Vater sagte wenn es noch mehr Ausfälle deswegen gibt geht er damit zu König Xsatar“, klärte mich Yamina über Aarons Vorhaben auf. „Xsatar soll alles andere als zimperlich mit den Leuten umspringen. Ich bin mir sicher, dass er sich eurer annehmen wird“, sprach ich aus was ich vom Hörensagen zu wissen glaubte. „Ich hoffe es“, sagte sie und öffnete ihren Zopf, worauf sich ihr schwarzes lockiges Haar in voller Pracht entfaltete und auf ihren Schultern ablegte. „Und was machen wir heute“, wechselte sie das Thema und erwartete meinen Vorschlag. „Hmmm… Wie wäre es, wenn wir heute mal den Wagen Probe fahren den deine Schwester für uns aufbereitet hat“, schlug ich vor und sprang voller Euphorie sogar von meinem Stuhl auf. Bei dem Wagen handelte es sich um ein altes Autowrack, welches Arturo und ich vor einiger Zeit aus den Trümmern der Stadtruinen geborgen hatten. Das war unsere Haupteinnahmequelle wir fanden Sachen und verkauften sie.
Wenn es etwas zu reparieren gab half uns Yaminas Schwester. Sie war ein Handwerksgenie und ein absoluter Technikfreak. Ihre Werkstatt war die einstige Scheune von Aaron. Vor der wir in diesem Moment standen. „Gehen wir rein“, schlug ich übereifrig vor, bevor Yamina mich zurückhielt. „Du weißt doch, dass sie das nicht mag“, bremste sie mich in meinem Tun. „Ja was denn?“, fragte ich mich und dachte dabei laut, so dass Yamina es hören konnte. „Oh man du bist wirklich schwer erziehbar“, musste sie sich an die Stirn fassen. „Man muss erst klopfen und warten bis sie dich hineinruft“, versuchte Yamina mich zu erziehen, was zugegeben vergebens schien. „Du weißt doch, dass es manchmal Stunden dauern kann bis sie sich meldet. Wenn sie in etwas vertieft ist dann lebt sie in ihrer eigenen Welt“, machte ich auf diesen Umstand aufmerksam, doch Yamina schüttelte nur mit dem Kopf und wies mich damit an nun endlich zu klopfen. Widerwillig kam ich dem nach. Ich klopfte und klopfte in jeweiligen Abständen von einigen Sekunden, doch niemand meldete sich. „Siehst du, sie hört uns nicht“, erinnerte ich an meine vorherige Aussage und verschränkte dabei ungeduldig die Arme. „Soraya!“, wendete sich Yamina an ihre Schwester hinter dem Scheunentor. Man hörte nur ein dumpfes Hämmern, so als würde Metall auf Metall schlagen. „Sie zerlegt bestimmt wieder irgendwas“, dachte ich mir und legte dabei nachdenklich den Zeigefinger auf mein Kinn. Doch dann passierte es schließlich, das Scheunentor öffnete sich und eine dicke Wolke aus Rauch kam uns entgegen. „Bei euch wird man wohl selten normal begrüßt“, fiel mir auf während ich den Smog einatmete und husten musste. „Geht lieber einen Schritt zurück. Lassen wir den Raum ein wenig ausgasen“, riet uns Soraya die aus der Wolke aus Abgasen hervortrat und ihre Flugbrille aus dem Gesicht nach hinten streifte, wo sie als eine Art Haarreif für ihre schmalzigen Rasterzöpfe diente. Sie machte sich wenig aus ihrem Aussehen. Man kannte sie nur in ihrem grauen Overall mit den Ölfleckenmustern. Sie war die älteste Tochter Aarons und diesseits des großen Sees ebenfalls eine wichtige Persönlichkeit. „Was hast du denn da drin gemacht?“, fragte Yamina hustend und keuchend, während sie um Luft rang. „Ich arbeite an einer Troll-Abwehr für Vater und was macht ihr hier?“, fragte sie im Gegenzug, während sie sich eine Zigarette drehte. „Das waren dir wohl nicht genug Abgase da drin“, machte ich mich über ihr Laster lustig. „Bist du meine Mutter? Wie mein Vater siehst du zumindest nicht aus“, konterte sie und brachte damit Yamina ziemlich zum Lachen, was sie versuchte hinter vorgehaltener Hand zu verbergen. „Du bist gemein“, fiel mir auf und sah dabei auch Yamina böse an, die sich über mich köstlich amüsierte. „Hast du das Auto eigentlich schon hinbekommen?“, wollte ich wissen und hoffte damit etwas von mir abzulenken. „Er steht hinterm Haus. Es war eine Heiden Arbeit den wieder flott zu bekommen. Ich sage es nur weil euch das einiges kosten wird“, machte uns Soraya auf die Kosten aufmerksam, die auf Arturo, Zaki und mich zukommen würden. „Kein Problem wir regeln das schon. Über den Verkauf bekommen wir garantiert genug zusammen um dich zu bezahlen“, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen und merkte dabei wie Yaminas Schwester mich misstrauisch ansah. Es war so als ahnte sie bereits, dass dies äußerst schwierig werden könnte. „Das ist wirklich kein Problem wir haben bereits einen Interessenten“, log ich sie an und versuchte so ihren skeptischen Blick von mir abzuwenden. „Okay hier sind die Schlüssel“, überreichte sie mir lächelnd die Schlüssel zum Fahrzeug, nachdem sie mich erst einmal in Grund und Boden starrte und mich damit in die Enge trieb. Irgendwie ahnte sie wohl, dass das mit dem Verkauf äußerst schwer werden würde. „Bist du schon mal Auto gefahren?“, fragte sie mich gleich. „Nein noch nie“, gab ich zu. „Okay ich erkläre dir dann mal alles. Wie es aussieht habe ich ohnehin erstmal Pause“, fiel ihr nach einem Schulterblick auf, denn ihre Werkstatt qualmte immer noch. Wir gingen hinter die Scheune wo das fahrbereite Automobil stand. Es war mit einem weißen Tuch abgedeckt und wartete förmlich darauf uns präsentiert zu werden. „Ta da“, zog sie das Tuch von der Karosserie und zeigte uns damit was sie in wenigen Wochen vollbrachte. Vor unseren Augen eröffnete sich der Blick auf einen kleinen roten dachlosen Geländewagen „Wow, der sieht ja klasse aus. Wie hast du das gemacht?“, staunte ich nicht schlecht über ihre Leistung. „Tja das wüsstest du wohl gern“, schwang sie stolz ihren Schraubenschlüssel vor uns. „Dieses Stück ist Antik, macht also bloß keinen Kratzer rein. Allein für die Lackierung habe ich fast eine Woche gebraucht, bis alles perfekt aussah“, machte sie uns auf die Mühe, Materialkosten und Arbeitsstunden aufmerksam, die in diesem Fahrzeug steckten. „Hast du ihn getankt?“, fragte ich vorsichtig um nicht wie ein Schnorrer rüberzukommen. „Ja ich hatte zufällig noch Treibstoff, der kostet aber extra“, setzte sie das auch gleich auf die Rechnung. „Okay wie viel?“, fragte ich vorsichtig, um diese Sache schon einmal aus der Welt zu schaffen. „Lass mich mal überlegen. Die Teile, die Arbeitsstunden, der Treibstoff, der Lack, die neuen Lederbezüge und nicht ganz zu vergessen die neue Verglasung für die Scheiben. Verrechnet mit dem üblichen Freundschaftsrabatt wären das etwa fünf Kilo“, kalkulierte sie. „Du meinst Salz oder?“, musste ich schlucken. „Hahaha nein wo denkst du hin? Ich meine Gold!“, wurde sie wieder ernst nachdem sie mich erst einmal auslachte. „Okay bekommst du versprochen, sobald wir ihn verkauft haben“, wurde mir Angst und Bange bei dem Gedanken ihrem Zorn zu erliegen. In meinem Kopf spielten sich Szenen in dem sie mich mit ihrem Schraubenschlüssel verprügelte, während sie sich überlegte welches Folterinstrument sie für mich konstruieren soll. „Okay ich verlass mich drauf. Hier die Schlüssel“, übergab sie mir das Fahrzeug und sah zum Scheunentor um zu ermitteln ob der Smog sich schon gelegt hatte. In diesem Moment schnappte ich mir Yamina und sprang vors Steuer und startete den Motor. In der Hoffnung ich könnte mich davon machen, überlegte ich wie man überhaupt dieses Gefährt steuert. Da waren jede Menge Schalter und Hebel mit denen ich nichts anfangen konnte. Ziemlich verwirrt blickte ich auf das Armaturenbrett und das Lenkrad. „Du hast keine Ahnung wie man fährt oder?“, bemerkte Soraya, wobei sie das gleich wieder als Vorlage sah sich über mich lustig zu machen. „Wenn ihr schon einen Ausflug machen wollt, dann lass Yamina bitte fahren. Ich hab ihr gezeigt wie es geht“, ermahnte sie mich meiner Beifahrerin das Steuer in die Hand zu geben. Widerwillig blickte ich zu Yamina, worauf diese nur nickte.
Kurze Zeit später fuhren wir mit offenem Verdeck durch die Ruinen der einstigen Stadt. Auch wenn es großartig war, konnte ich meinen verletzten Stolz nur mindergut verbergen. Beleidigt und mit verschränkten Armen saß ich auf dem Beifahrersitz des Geländewagens und war enttäuscht darüber dass ich nicht derjenige war der das Steuer in der Hand hatte. „Unser Date sollte eigentlich anders aussehen“, flüsterte ich leise, denn es gab noch eine Sache die mich störte. „Juhu, fahr schneller!“, rief Soraya euphorisch, die auf der Rückbank saß. „Warum wolltest du nochmal dabei sein?“, fragte ich die Mechanikerin genervt. „Irgendwer muss schließlich auf euch zwei aufpassen, immerhin seid ihr noch minderjährig“, machte sie mich nieder, so wie sie es fast immer tat. „Ich bin immerhin schon fünfzehn und außerdem ein äußerst mächtiger Erdmagier!“, wollte ich sie in die Schranken weisen, doch sie ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ach ja. Wie viele Furcht einflößenden Feinde hast du denn schon besiegt wenn ich fragen darf?“, stellte sie mich vor ihrer kleinen Schwester bloß. „Ich habe Arturo heute besiegt!“, überkam mich der verletzte Stolz. „Ihr habt gekämpft?“, fragte Yamina geschockt und bremste dabei so hart, dass ich fast schon in der Frontscheibe landete. „Hey es war halb so wild, er lebt noch. Glaube ich jedenfalls“, überlegte ich ob er es tatsächlich auch schaffte sich von den nach ihm verzehrenden Ranken zu befreien, mit denen ich ihn konterminierte. „Warum?“, packte sie mich am Kragen, was fast schon einem Verhör gleichkam. Während Yamina mich betroffen und fragend anstarrte pustete ihre Schwester mir den Qualm ihrer Zigarette ins Gesicht. „Ich sagte doch ist halb so wild, also können wir jetzt bitte weiterfahren“, versuchte ich die Situation zu entschärfen und die Aufmerksamkeit von mir wegzulenken. „Warum willst du so schnell weiter? Läufst du etwa vor irgendwas weg? Möglicherweise vor Arturo?“, versuchte Soraya mich der Feigheit zu bezichtigen. „Ich laufe nicht vor ihm weg! Du spinnst doch!“, verteidigte ich mich gegen sie. „Bist du dir sicher? Vielleicht solltest du weglaufen, der Typ ist nicht ohne. Er ist so stark und gutaussehend“, schwärmte sie von meinem Freund und Widersacher und bemerkte anscheinend nicht, dass sie sich gerade outete. „Du stehst auf ihn“, ertappte Yamina ihre Schwester, worauf diese plötzlich sehr kleinlaut wurde. „Ach was der ist doch noch viel zu jung für mich. Also ehrlich. Arturo was ist das überhaupt für ein Name. Das ist ein Angeber mehr nicht“, redete sie sich heraus und zog sich wieder auf die Rückbank zurück. „Können wir jetzt bitte endlich weiterfahren?“, bat ich Yamina darum unseren Weg fortzusetzen, auch wenn wir nicht genau wussten wo dieser eigentlich hinführte. Ehrlich gesagt kannten wir uns schon jetzt kaum mehr aus. Wir bewegten uns auf unbekanntem Terrain, ohne zu wissen dass man uns bereits auflauerte.
„Weißt du eigentlich wohin wir fahren?“, fragte Soraya und meinte damit ihre kleine Schwester die am Steuer saß. „Nein eigentlich fahre ich nur dort entlang wo eben nichts im Weg ist. Das macht echt Spaß“, gab Yamina euphorisch zu, während sie den roten Geländewagen um die Trümmer der Stadtruinen herumzirkelte. Es war fast so als würde man einen Parcours, in einem Survival-Fahrsicherheitstraining, bestreiten. Ich lehnte mich zurück und genoss die Strahlen der Mittagssonne auf meinem kurzgeschorenen Kopf. Mein Blick ging zu Yamina und ihrer wanderte zu mir. Ihre schwarzen Haare wurden vom Wind mitgeweht. Ihrem Mundwinkel war ein leichtes Lächeln zu entnehmen, fast so als wäre sie über meine Anwesenheit erfreut, vielleicht war es aber auch ein Stückweit Wunschdenken meinerseits was diesen Anschein erweckte. Immerhin wetteiferte ich schon lange mit Arturo um sie. Er der Frauenschwarm hatte es immer leicht, die Weiber rissen sich um ihn und ich stand von jeher im Hintergrund. Ich hatte nie eine Chance wenn er mitmischte, doch dieses eine Mal wollte ich ihn nicht gewinnen lassen. Das gewonnene Duell gegen ihn war schon mal ein guter Anfang in die richtige Richtung, doch ich musste diese Chance jetzt auch nutzen. Auch wenn Soraya dabei war, ich durfte diesen Moment nicht ohne weiteres verstreichen lassen. So fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und neigte meinen Kopf in ihre Richtung. „Was machst du da?“, erschrak Yamina und vernachlässigte dabei den Blick auf die Straße. Genau in diesem Moment lief uns jemand direkt vor die Motorhaube. „Achtung!“, rief Soraya und griff im letzten Moment Yamina ins Lenkrad. Jetzt ging alles sehr schnell, so schnell dass ich kaum erkennen konnte wen wir fast überfuhren. Wir streiften den vermeintlichen Passanten lediglich, worauf dieser mit voller Wucht durch die Luft gewirbelt wurde und auf den Bordstein schmetterte. Wir kamen einige Meter danach zum Stehen, nachdem wir fast die Kontrolle verloren und eine ellenlange Bremsspur hinter uns herzogen. „Geht es euch gut?“, fragte Soraya. „Ich glaube besser als dem da“, antwortete ich zynisch und meinte damit das Unfallopfer, welches am Straßenrand lag. „Alles deine Schuld, Casanova!“, warf mir Soraya vor und schlug mir dabei auf den Hinterkopf. „Aua. Das konnte ich schließlich nicht wissen“, wehrte ich mich, doch das half mir jetzt auch nicht aus der Patsche. Die Mechanikerin war sauer auf mich, da konnte ich mich auf den Kopf stellen. Sie machte eine Kopfbewegung, die einem Befehl gleichkam. Sie bedeutete wohl ich solle bei dem vermeintlichen Passanten nach dem Rechten sehen. Widerwillig stieg ich aus und lief auf den am Boden liegenden Mann zu. Ich wusste nicht wirklich ob es ein Mann war. Er sah aus wie ein aus dem Sand gekrochener Wüstenbeduine mit beigen Umhang, der seine Identität bestens verhüllte. Ohne mir sonderlich viel daraus zu machen tippte ich ihn mehrmals mit dem Fuß an. Er rührte sich nicht. „Ich glaube der ist tot!“, gab ich an die andern weiter und dann passierte es plötzlich. Der vermeintliche Passant Schrägstrich Beduine von dem ich dachte er sei aus dem Sand gekrochen, zerfiel plötzlich zu diesem. Er wurde zu Sand und mir wurde eines klar: „Das ist eine Falle!“, warnte ich Soraya und Yamina, die daraufhin attackiert wurden. Eine grüne muskulös massige Gestalt sprang auf die Motorhaube, worauf der vordere Teil des Wagens nach unten gedrückt wurde. Es war ein Troll, der mit einem Schwert bewaffnet die beiden Frauen angriff. Der erste Hieb ging ins Leere und den zweiten wollte ich um jeden Preis verhindern. Ich bündelte Erde zu einer Matschkugel und feuerte sie auf den Angreifer, der jedoch mit seinem Schwert blockte. Jetzt wurde auch Yamina aktiv, die den Troll mit einem Windstoß von der Motorhaube fegte. Die junge Windmagierin sprang aus dem Auto und stellte sich dem Angreifer. „Was willst du von uns?“, fragte sie den Troll der jedoch nur hämisch grinste und sich wieder aufrichtete. „Ich glaube wir haben ein Problem“, wies ich Yamina und Soraya darauf hin, dass wir umzingelt waren. Plötzlich krochen die Trolle aus allen Löchern und Seitenstraßen hervor. Einer von ihnen versuchte mir mit einer Keule von hinten eins überzuziehen, doch darauf war ich vorbereitet. Ich zerfiel zu Sand, beziehungsweise mein stellvertretender Doppelgänger, den ich als Köder dort platzierte. Das war die erste Überraschung für ihn. Die zweite war die Treibsandfalle, die ich für ihn auslegte in der er zu versinken drohte. „Hahaha. Dieses falsche Spiel mit dem Doppelgänger könnt nicht nur ihr spielen!“, verhöhnte ich sie, ohne dass sie erkennen konnten wo ich war. Suchend schauten sie sich um, ohne überhaupt irgendwelche Anstalten zu machen ihrem Kameraden in der Treibsandfalle zu helfen. Tatsächlich rettete ich mich in eine Seitengasse und überlegte den nächsten Schritt. Gegen alle würde ich nie im Leben ankommen. Sie waren zu acht und ich verfügte über wenige Fähigkeiten die mich im Kampf gegen solche Gegner tatsächlich weiterbrachten. Normalerweise war das die passende Gelegenheit um die Flucht zu ergreifen, doch ich konnte die beiden Mädels nicht im Stich lassen. Die Situation war verfahren, eine ganz üble Zwickmühle. Doch die Rettung nahte. Auf einmal begann es Feuerbälle vom Himmel zu regnen und die Trolle ergriffen panisch brennend und schreiend die Flucht. Damit hatten sie nicht gerechnet. Währenddessen hatte Yamina noch mit ihrem Gegner zu kämpfen. „Mach ihn fertig Schwester!“, feuerte Soraya ihre Schwester vom Auto aus an. Der Troll holte wieder zum Schwerthieb gegen die zierliche junge Frau aus, die sich jedoch zu helfen wusste. Sie wich dem Schwert aus, indem sie darunter abtauchte und ihrem Widersacher daraufhin einen Schlag in die Magengegend verpasste. Daraufhin schnellte sie in blitzartigem Tempo hinter ihn und trat mit der Kraft des Windes so fest zu, dass der zweihundert Kilo Koloss fortgeweht wurde und zwar genau in die Richtung meiner Treibsandfalle, in der er Kopf über stecken blieb. Zusammen mit dem anderen, der schon darin gefangen war, versank er im Boden. „Gut gemacht Schwester. Du bist die Beste!“, lobte Soraya die Windmagierin, die noch nicht so recht begriff wie sehr sie über sich hinaus gewachsen war. Ihre Hände zitterten und ihre Pupillen waren geweitet. „Woher kamen eigentlich die Feuerbälle und wo ist denn der ach so mächtige Erdmagier?!“, verhöhnte mich Soraya lauthals. Das wollte ich mir nicht gefallen lassen. „Ohne meine Treibsandfalle hätten wir gar keinen von denen erledigt!“, wehrte ich mich und kam wütend aus der Seitengasse hervor. „Ihr solltet besser aufpassen, wenn ihr hier unterwegs seid. Die Trolle treiben sich hier in letzter Zeit immer öfter herum“, wurde uns von Arturo geraten, der gerade aus dem Qualm hervorkam, den seine Feuerbälle auf der Straße hinterließen. „Arturo“, freute ich Yamina ihn zu sehen, was mir sehr missfiel. Was machte er hier eigentlich? Das war nie und nimmer Zufall. „Ja ich war gerade zufällig in der Gegend und sah dass ihr in Schwierigkeiten steckt. Also…“, rechtfertigte er sich und ahnte bereits, dass ich ihm das nicht abkaufen werde. „Also hast du gedacht du könntest die Chance nutzen um dich hier wieder aufzuspielen“, fiel ich ihm ins Wort und forderte ihn damit verbal heraus. „Ich kann die Trolle ja gern für dich zurückholen und diesmal schaust du wie du ohne meine Hilfe da wieder rauskommst!“, regte er sich über mich auf und wurde dabei sogar richtig laut. „Gib doch zu, dass du uns gefolgt bist und nur auf so eine Situation gewartet hast. So konntest du wieder als Held dastehen!“, unterstellte ich ihm und verspürte dabei eine richtige Wut im Bauch. „Ich wäre mit den Trollen schon fertig geworden, mit dir bin ich ja auch fertig geworden“, fügte ich noch verachtend hinzu, worauf Arturo endgültig der Kragen platzte. „Das muss ich mir nicht länger anhören. Gute Fahrt noch!“, drehte er uns den Rücken zu und ging. „Was war das denn, hast du sie eigentlich noch alle…?“, konfrontierte mich Soraya mit meinem Verhalten. „Ach halt doch die Schnauze du verdammtes Biest!“, brüllte ich sie an und drehte beiden Mädels ebenfalls den Rücken zu. „Henan!“, rief mir Yamina noch ermahnend hinterher, doch gerade jetzt wollte ich auch von ihr nichts wissen. Ich hielt es in ihrer Gegenwart einfach nicht mehr aus. Die Art wie sie Arturo anhimmelte und nach ihm schmachtete ertrug ich nicht länger. Ich wollte allein sein, niemanden um mich haben. Diese Wut in meinem Bauch, sie ging einfach nicht mehr weg. Woher kam nur dieser Hass und gegen wen richtete er sich hauptsächlich? Unter starken Krämpfen und leichter Übelkeit in der Magengegend lehnte ich mich an eine marode Hauswand, die kurz vorm einstürzen war. „Tief durchatmen“, dachte ich mir und neigte fast schon dazu Selbstgespräche zu führen um mich zu beruhigen. „Es muss sich erniedrigend anfühlen immer der ewig zweite zu sein“, sprach mich eine Zigarre qualmende korpulente Gestalt an. Es war ein Troll, wie der Geruch aus näherer Nähe zweifelsohne vermuten ließ. Seine grüne vor Schweiß triefende Haut tat ihr übriges. Trolle waren äußerst unangenehme Gesellen und das nicht nur wegen ihrem Geruch, sondern auch wegen ihrer Art miteinander umzugehen. Ihnen fehlte jegliche Empathie füreinander und für andere. Seine Augen waren von einer Sonnenbrille bedeckt und seine Art wirkte ungewohnt lässig, auf den ersten Blick alles andere als aggressiv oder feindlich gesinnt. „Was geht es dich an und wer bist du überhaupt?“, entgegnete ich ihm mit erhobenem Haupt. „Man nennt mich Monza, Monza den Troll. Ich habe mir eure Vorstellung von weiter weg angesehen. Es war ziemlich beeindruckend, muss ich zugeben. Ihr habt sogar zwei meiner Männer getötet und genau da liegt auch mein Problem“, stellte sich Monza bei mir vor und schien auch gleich zur Sache kommen zu wollen. „Du hast uns die Schläger also auf den Hals gehetzt“, wurde mir klar und sah nun ein willkommenes Ventil um meinen Aggressionen freien Lauf zu lassen. „Stopp! Ich will nicht gegen dich kämpfen, wie käme ich denn auf die Idee. Du würdest mich wahrscheinlich in der Luft zerreißen. Viel mehr will ich, dass du für mich arbeitest. Wie gesagt zwei meiner Leute sind kurzfristig ausgefallen und die mit denen du da abhängst scheinen ohnehin keine wahren Freunde zu sein. Ebenso gut könntest du mit uns abhängen und könntest dir dabei sogar noch eine goldene Nase verdienen“, versuchte er mich für seine dubiosen Machenschaften zu ködern. „Passe!“, lehnte ich sein Angebot ab. „Kein Problem du musst ja nicht sofort ja sagen, du kannst es dir natürlich gerne überlegen. Falls du doch Interesse an einer Zusammenarbeit haben solltest, wir sind hier“, eröffnete er mir die Chance mich bei Interesse zu melden. „Ja und genau da beginnt mein Problem!“, wies ich seine falsche Großzügigkeit zurück und ging dabei besonders auf den letzten Teil seines Satzes ein. Ich kehrte ihm den Rücken und zerschlug dabei die halbeingestürzte Mauer, an der ich zuvor noch lehnte. „Der kommt schon noch angekrochen“, flüsterte Monza optimistisch und nahm dabei genüsslich einen fetten Zug von seiner Zigarre.
„Meinst du es war eine gute Idee ohne die beiden heimzufahren?“, fragte Soraya etwas verunsichert. Ihre kleine Schwester saß mit verschränkten Armen schmollend auf dem Beifahrersitz. Ihre Mine strahlte wenig Begeisterung aus, was man eigentlich auch schon akustisch aus dem Zähneknirschen ihrerseits ableiten konnte. Das tat sie immer wenn sie wütend oder verunsichert war, genau dann wusste jeder der sie kannte ihr aus dem Weg zu gehen. „Die kriegen sich schon wieder ein!“, fauchte Yamina zurück, zwar nicht lauthals und auch nicht mit voller Stimme aber dafür mit einem äußerst genervten und wütenden Unterton. „Alles okay Schwester?“, fragte Soraya vorsichtshalber nach, in der Befürchtung Yamina könnte sonst den ganzen Ärger in sich hineinfressen. Doch als sie nicht antwortete, sie drehte lediglich den Kopf zur Seite, entschloss die gewiefte Mechanikerin sie aus der Reserve zu locken. „Sag mal wen magst du von beiden eigentlich lieber?“, stocherte sie im Gefühlsleben von Yamina, was dem Griff in ein Wespennest gleichkam. „Sag mal du spinnst wohl mir so eine Frage zu stellen!“, fuhr sie aus der Haut und schlug mit voller Wucht gegen das Armaturenbrett. Einen kurzen Moment wartete Soraya, dann passierte es: Yamina lief voller Schamesröte an und verriet zumindest in welche Richtung ihr Kummer ging. „Das beantwortet zwar nicht ganz meine Frage, aber es ist schon mal ein Anfang“, lachte sich die Fahrerin ins Fäustchen. „Du nervst!“, ärgerte sich Yamina darüber, dass sie für Soraya ein offenes Buch war. Nichts konnte sie vor ihr verbergen. Und da ihr das wieder einmal aufs Neue klar wurde, hätte sie ebenso gut auspacken können, doch sie tat es nicht. Stattdessen versank sie teilnahmslos in ihrem Sitz und beobachtete über den Seitenspiegel ob sich die Röte in ihrem Gesicht wieder legte.
Aaron war währenddessen damit beschäftigt eines seiner großen weiten Felder umzupflügen. Seine Haut war von der heißen Sonne rotgeröstet, zäh wie Leder, was seine maskulinen markanten Gesichtszüge unterstrich. Mit seinem alten rostigen Traktor, dessen mechanisches Innenleben mehr Lärm aussandte als ein trommelwirbelnder Haufen Stadtmusikanten, fuhr er durch das Meer aus feuchter aufgelockerter Erde, die er von seinem Gefährt aus wie ein Adler überblickte. Sein Verstand und seine Sinne waren scharf, was man an seinen fast V-förmigen Augenbrauen ablesen konnte, die ihn äußerst grimmig und zornig wirken ließen. Er zog auch keinen Pflug hinter sich her, wie man es von einem Landwirt erwarten würde, sondern nutzte dafür die Macht der Erdmagie. Während er an seinem Acker entlangfuhr streckte er seinen Arm aus und die Erde wölbte sich türmte sich auf und schichtete sich von alleine um, dieser Vorgang kam einer Naturgewalt gleich und wurde auch noch in weiter Entfernung als solche wahrgenommen. Aaron war stolz auf seine Abstammung, denn er entstammte eines mächtigen und namenhaften Vollmentalistengeschlechts, dessen Begründer einst die Welt vor Luzifer beschützte. Seine Blutlinie reichte bis in die graue Vorzeit zurück, die Zeit vor dem großen Krieg der die Welt damals in Schutt und Asche legte aus der diese Welt entstand. Als Aaron gerade damit beschäftigt war seiner alltäglichen Arbeit nachzugehen und voller Misstrauen auf die Weiten des großen Sees herüberblickte raste eine schwarzhaarige Gestalt an ihm vorbei, die von einem sturmartigen Wind begleitet wurde, dessen Kraft Aarons Traktor fast zum Umsturz brachte. Der starke Windstoß wirbelte große Mengen an Erde auf, was der Arbeit eines Turbopfluges gleichkam und Aarons Arbeit völlig unspektakulär aussehen ließ. „Hey hör auf!“, forderte er von der Person, die er als seine Tochter Yamina identifizierte. „Du sagtest doch ich solle dir helfen Vater!“, entgegnete sie genervt und stoppte ihr Tun für einen Augenblick. „Ja du solltest den Boden umschichten und nicht vergewaltigen! Was ist denn mit dir los?“, wollte der besorgte Vater wissen. „Ach es ist nichts…“, blockte das junge Mädchen ab und schaute bedrückt in Richtung Boden. Aaron erkannte dass das nicht der Wahrheit entsprach und sprang von seinem Traktor ab um seine Tochter in den Arm zu nehmen. „Nimm dir für heute frei. Ich würde sagen du beruhigst dich jetzt gehst ins Haus und trinkst eine Tasse Tee. Wenn du das getan hast gehst du zu deiner Mutter und redest mit ihr über dein Problem, denn ich habe von diesem Weiberkram überhaupt keine Ahnung. Bis zum Abendessen“, drückte der Familienvater sich vor seiner elterlichen Pflicht und stieg wieder auf seinen Traktor auf dem er sich davonstahl.
„Das ist mal wieder so typisch!“, regte sich Yaminas Mutter über die Insensibilität ihres Mannes auf. „Mutter das ist schon okay, Vater hat genug zu tun“, versuchte die Windmagierin ihre Mutter in ihrer Rage zu besänftigen. „Das ist keine Entschuldigung, aber mit ihm spreche ich mich noch später. Jetzt erzähl du erstmal wie dein Ausflug mit deinem Freund war. Wie hieß er noch gleich?“, versuchte Medina in Erfahrung zu bringen und nahm währenddessen noch einen großen Schluck vom warmen Tee. „Er heißt Henan und er ist nicht mein Freund!“, verneinte Yamina. „Und der Ausflug war eine Katastrophe. Wir wurden von Trollen angegriffen, doch wir konnten sie zusammen mit Arturo in die Flucht schlagen. Danach haben sich Henan und Arturo in die Haare bekommen und jetzt reden sie alle nicht mehr miteinander. Was habe ich falsch gemacht?“, wollte Yamina von ihrer Mutter unbedingt wissen. Diese schaute erst einmal dumm aus der Wäsche als sie hörte, dass ihre beiden Kinder zusammen mit ihren Freunden von Trollen angegriffen wurden und dass das von ihnen als totale Nebensache dargestellt wurde. „Mutter…?“, verlieh Yamina ihrer Frage noch einmal Nachdruck. „Ähm ich würde sagen du bleibst die nächste Zeit erstmal hier, das mit deinen Freunden legt sich schon wieder“, lautete ihr Rat, der einem Hausarrest gleichkam. Yamina verfiel in eine Art Schockstarre. Hausarrest hatte sie zuvor noch nie und dabei wusste sie nicht einmal was sie falsch gemacht hatte. Irgendwie schienen alle gegen sie zu sein.
An einem verlassenen Ort, mitten im Herzen der einstigen Stadt fielen Ruinen in sich zusammen wie Dominosteine. Eine Mauer nach der anderen, Stück für Stück wurde das Viertel dem Erdboden gleichgemacht. Es wirkte fast so als wäre dies eine gezielte Zerstörung der Überreste und Errungenschaften der Menschen die vorher hier lebten und genau so war es auch. „Henan?“, rief mich eine Stimme. Es war Zaki der mich zwischen den Trümmern zu erkennen glaubte. „Was machst du hier?“, entgegnete ich ihm und schlug währenddessen weiter gegen Betonklötze. „Die richtige Frage lautet wohl eher was du hier machst? Bezahlt dich etwa jemand dafür, dass du hier Abrisskommando spielst?“, fragte er mich verwundert wegen meines aggressiven Verhaltens, welches ich gerade an den Tag legte. „Nein“, antwortete ich ganz nüchtern. „Hm und trotzdem machst du hier alles dem Erdboden gleich, das ist ja interessant“, gestand er seine Ratlosigkeit. „Hast du vielleicht Arturo gesehen?“, erkundigte er sich bei mir, worauf sich bei mir förmlich die Nackenhaare sträubten und ich kurz innehielt. „Was willst du von ihm?“, wollte ich im Gegenzug wissen. „Seine Sachen sind weg“, sagte er, worauf ich fast schon erleichtert wirkte. „Wenn es sonst nichts ist“, zeigte ich Zaki die kalte Schulter. Es spiegelte lediglich meine Verachtung wieder, welche ich ihm gegenüber empfand, aber das Gefühl welches noch mehr überwog als die Verachtung war der Neid. Schon immer war er es der die Herzen der Frauen gewann und den alle als Held bewunderten. Sein Talent, seine Schnelligkeit und sein Mut das waren Dinge die ich auch gerne gehabt hätte. Nicht zuletzt war es auch sein Aussehen, welches ihm in die Wiege gelegt wurde. Alle Frauen hatten Augen für ihn und für mich hatten sie nur Desinteresse. Das war als wir klein waren halb so wild, aber umso älter wir wurden desto mehr wurden wir zu Konkurrenten. Die Nachricht über sein Verschwinden löste mehr Erleichterung bei mir aus als Betroffenheit. Auch wenn wir praktisch eine Familie waren und zusammen aufwuchsen, irgendwann war Schluss. „Du willst ihn also nicht suchen?“, fragte Zaki entsetzt aufgrund meiner Haltung Arturo gegenüber. Dem kleinen Mann fehlten die Worte um auszudrücken was für eine Wut er gerade auf mich hatte. Ich nutzte diese Sendepause seinerseits um weiter Betonklötze zu zertrümmern.
Während wir alle mit unseren eigenen Problemen beschäftigt waren, bemerkten wir nicht dass eine große Gefahr im Anmarsch war. Eine Fregatte aus Ruderbooten schipperte über den großen See auf Aarons Felder zu. Es waren Trolle, die keiner so recht erwartet hätte. Normalerweise sorgte der große Bannkreis der Hexen dafür, dass sie nicht ans andere Ufer gelangen konnten, doch dieser schien gerade außer Betrieb. Hektisch riss Aaron das Tor zur Scheune auf, in der Soraya gerade wieder am Tüfteln war. „Was soll das? Du weißt doch genau dass jeder hier anzuklopfen hat!“, erinnerte sie ihren Vater. „Erstens weißt du genau, dass diese Regel für mich nicht gilt und zweitens ist das ein Notfall“, argumentierte er und gestikulierte auch dementsprechend. „Was ist passiert?“, fragte Soraya besorgt und legte die Schweißer-Maske ab und das Werkzeug aus der Hand. „Die Trolle sind im Anmarsch. Sie kommen grade in großer Zahl mit Booten über den See hierher“, schilderte er das derzeitige Geschehnis. Soraya fasste sich nachdenklich ans Kinn. „Wir wurden heute von einer Schar von ihnen angegriffen. Wir dachten, aber dass es sich um einen Ausnahmefall handelt und nicht gleich um eine Invasion. Was ist mit dem Bannkreis, der müsste doch die meisten von ihnen abhalten“, fragte die Mechanikerin mit einer gewissen Besonnenheit. Obwohl sie keine Kräfte besaß war sie in Stresssituationen ruhiger und taktischer als alle anderen. Sie behielt stets den kühlsten Kopf, doch das was ihr Vater ihr zu sagen hatte brachte sogar sie aus der Fassung. „Der Bannkreis wurde anscheinend heruntergefahren. Sie kommen ungehindert durch und warum sagt mir niemand dass ihr von Trollen angegriffen wurdet?“, regte sich Aaron auf und setzte seine Tochter damit zunehmend unter Druck. „Beruhig dich, uns ist ja nichts passiert“, versuchte sie ihren Vater zu beruhigen und schaute nachdenklich zur Maschine, die sie unter einem großen Tuch verbarg. „Eigentlich habe ich sie noch nicht getestet, aber das wäre jetzt eigentlich der passende Moment“, hielt sie für möglich und riss das Tuch von der Maschine, worauf sich Aaron ein außergewöhnlicher Anblick eröffnete, der ihn sogar leicht ins Staunen versetzte. „Ach du meine…“, stockte er mitten im Satz, was sein Staunen unterstrich. „Darf ich vorstellen, das ist der Vollstrecker 2.0. Du musst mir nur ein bisschen Zeit verschaffen um ihn in Betrieb zu nehmen“, stellte sie ihre Erfindung vor. „Wie lange brauchst du?“, lautete Aarons entscheidende Frage. „Eine Stunde“, lautete die Antwort darauf, was den Landwirt etwas unzufrieden stimmte. „Wenn das Ding nicht funktioniert dann seid ihr in ernster Gefahr. In einer Stunde ist es nämlich zu spät um wegzulaufen!“, verdeutlichte Aaron den Ernst der Lage. „Wir werden mit denen schon fertig“, redete Soraya die Bedrohung klein und begann ihren Vollstrecker in Betrieb zu nehmen.
„Was hast du vor?“, fragte Medina ihren Mann der auf die Weiten des großen Sees hinausblickte, dem Feind entgegen. Es waren mindestens fünfzig Ruderboote, mit jeweils zehn Mann an Bord. Und der Nebel hinter ihnen barg mit Sicherheit auch ein paar unangenehme Überraschungen. „Ich werde Soraya etwas Zeit verschaffen, damit sie ihre Waffe in Betrieb nehmen kann. Mach dir keine Sorgen“, antwortete er schlicht seiner Frau und drehte sich zu ihr um. „Ich werde dir helfen“, stellte sich Yamina ihrem Vater tapfer zur Seite. „Du solltest doch im Haus bleiben!“, wurde sie von ihrer Mutter zurückgehalten. „Als ob es da noch sicher wäre“, argumentierte die Windmagierin und ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. „Für dich habe ich eine wichtige Aufgabe. Du musst zusammen mit deiner Mutter Taiga finden, er soll uns hier ein wenig unter die Arme greifen und deine Freunde kannst du auch gleich mitnehmen“, trug er Yamina auf Verstärkung zu holen. Doch die junge Windmagierin sträubte sich sichtlich davor ihre Familie allein zu lassen. „Nun mach schon, wir müssen die Tür mit aller Macht verteidigen!“, erinnerte Aaron seine Tochter an die Familienbürde, die ihnen vor langer Zeit auferlegt wurde. „Denkst du sie wissen davon?“, fragte Medina und hielt für möglich, dass es darum ging. „Keine Ahnung, doch ich will nicht warten bis sie hier sind um das herauszufinden. Geht jetzt. Ich werde sie aufhalten“, schickte Aaron seine Frau und seine Tochter fort. „Komm jetzt Schatz“, zerrte Medina ihre Tochter vom Ort des Geschehens weg. „Vater!“, schrie Yamina noch ihrem alten Herrn hinterher bevor er der Horde entgegenrannte. Der Landwirt hatte nämlich die Fähigkeit auf dem Wasser zu laufen, dies war in der Welt der Mentalisten nichts Besonderes, doch gerade jetzt war dieser Skill von entscheidender Bedeutung. Ebenfalls ging er davon aus, dass die Trolle diese Fähigkeit nicht besaßen, deswegen schlussfolgerte er, dass er lediglich ihre Boote zum Kentern bringen musste. Also bildete er zwei riesige Windkugeln die er mitten in die Menge feuerte, doch der Schuss ging ins Leere. Er wurde von einem Widersacher ausgekontert, der genau denselben Angriff verwendete, nur mit wesentlich mehr Durchschlagskraft. Der verheerenden Wirkung des Windes konnte Aaron nur um Haaresbreite noch entgehen. Als er der Windkugel auswich wurde ihm ein großer Stofffetzen seines Gewands vom Leib gerissen und die Kugeln entfalteten ihre verheerende Wirkung als sie auf Land aufschlugen und einen riesigen Haufen Erde aus dem Boden riss und durch die Luft wirbelte. Entsetzt blickte Aaron wieder in Richtung der Boote. Er durchforstete die Reihen der Trolle, nach dem möglichen Widersacher, der für diesen Gegenangriff verantwortlich war. „Feuer!“, befahl einer der grünen Ungetüme, worauf Einige Schusswaffen hervorzogen und auf Aaron richteten. Sofort, ohne lange zu überlegen tauchte der Vollmentalist unter die Wasseroberfläche. So konnte er sich vor den totbringenden Salven aus Gewehrkugeln gerade noch retten. Doch gerade als er sich in Sicherheit glaubte, tauchten einige Bomben und Handgranaten neben ihm auf, beziehungsweise neben ihm unter. Ehe er es sich versah war er von scharfgemachten Sprengkörpern umzingelt. Darauf folgte eine Explosion und Druckwelle, die den Grund des Sees gehörig aufwirbelte und an der Oberfläche kräftige Wellen auslöste. Die Trolle wurden in ihren Booten ziemlich durchgeschüttelt worauf sich einige auch übergaben. Das Wasser war nicht ihr Freund und für den Kampf auf See waren sie nicht ausgebildet. „Der ist erledigt“, ging einer der Trolle vorschnell von Aarons Tod aus. „Ist er nicht“, widersprach eine Stimme aus unmittelbarer Entfernung. „Warum widersprichst du mir!?“, regte sich der Troll über seinen Nebenmann auf, der gar nicht wusste was er verbrochen hatte. „Ich habe doch gar nichts gesagt“, stritt er ab, worauf sie Aaron erblickten der am anderen Ende des Bootes saß und seine Widersacher beim Streiten beobachtete. Einer von ihnen nahm ein Ruder in die Hand und wollte damit auf den Bauern einschlagen, doch dieser fing das Paddel einfach mit seiner Hand ab und hielt es fest. „Lass los!“, forderte der Troll und versuchte Aaron unter Einsatz seiner ganzen körperlichen Kraft zu überwältigen. Dies gelang ihm jedoch nicht. Stattdessen nutzte der Landwirt ihn als Schutzschild gegen das Feuer, welches wieder auf ihn eröffnet wurde. Die Kugeln blieben im Rücken des Trolls stecken und als Aaron bemerkte, dass von der anderen Seite auch auf ihn gefeuert wurde, duckte er sich, worauf der Troll auch von vorne getroffen wurde und durchsiebt von Bord fiel. Daraufhin bildete Aaron in seiner Hand eine kleine Lichtkugel, die er ins Boot legte und sich infolgedessen wieder kopfüber ins Wasser stürzte. Nach einigen Sekunden explodierte die Lichtkugel und zerriss das Boot in tausende brennende Teile, die sich auf der Wasseroberfläche verteilten. Das Erste von etwa fünfzig. „Nicht schießen! Wartet bis er auftaucht, er kann nicht ewig die Luft anhalten“, hielt einer der Trolle seine Meute zurück. „Wartet auf mein Kommando!“, fügte er im Befehlston hinzu und bemerkte dabei nicht, dass sein Boot als nächstes an der Reihe war. Aaron griff wie ein Hai von unten an und hechtete mit so einer gewaltigen Kraft aus dem Wasser, dass das Boot in der Mitte brach. Genau so schnell wie er auftauchte, tauchte er auch wieder ab und entging damit ein weiteres Mal potentiellem Schaden. „Haben wir ihn erwischt?“, wurde wieder in den feindlichen Reihen überlegt und spekuliert. Ehe sie es sich versahen, flog ein weiteres Boot in die Luft. „Wie macht er das?“, wurde von den Trollen überlegt, die selbst nicht unbedingt die hellsten waren und vom Mentalismus wenig Kenntnis besaßen. Doch die Frage wurde dem der sie stellte, schnell beantwortet und zwar in Form einer Hand die plötzlich aus dem Wasser ragte und eine Lichtkugel in den Bug legte und daraufhin wieder im Wasser verschwand. Mit einer Zeitverzögerung von etwa zwei Sekunden explodierte sie und zerlegte auch dieses Boot in seine Einzelteile. Die Guerilla-Taktik fruchtete, in dem Moment als die Trolle auf den umliegenden Booten die Explosion bemerkten war Aaron schon längst beim nächsten Boot und so konnte er eine Nussschale nach der anderen zerlegen, ohne dass die vermeintlichen Invasoren auch nur das geringste dagegen tun konnten. Doch als der Landwirt wieder auftauchen wollte um diesen Trick anzuwenden wurde sein Kopf unter Wasser gedrückt. Es war fast so als hätte jemand ihn erwartet und als wolle dieser Jemand dem Spuk ein Ende setzen indem er den Vollmentalisten ertränkte. Aaron schlug um sich, versuchte sich zu wehren wodurch ihm Stück für Stück die Luft ausging. Er griff nach seinem Messer, mit dem es ihm gelang seinen Angreifer an der Hand zu verletzen. Dies führte dazu, dass er losgelassen wurde und auftauchen konnte. Als er das tat wurde er von zig Gewehrläufen und Trollen umringt, die wie gebannt auf einen Befehl warteten. Sie warteten auf die Anweisung eines in schwarz gehüllten Mannes, dessen Blut an seiner Hand heruntertropfte. Aaron richtete sich auf und machte sich auf sein bevorstehendes Ende gefasst. Er hatte die meisten seiner Trümpfe bereits ausgespielt, doch ein einziges Ass befand sich noch in seinem Ärmel. Es war sein letzter Joker und der musste im richtigen Moment eingesetzt werden. Es war die letzte Chance um Soraya die nötige Zeit zu verschaffen, die sie brauchte um ihre Waffe in Gang zu bringen. „Nicht schlecht, nicht viele schaffen es mir auch nur einen Kratzer zuzufügen. Du bist gut, aber ich war auch unachtsam“, schmierte der Mann in Schwarz dem Landwirt Honig ums Maul, wie er in so einer Situation zu sagen pflegte. „Mein Name ist Singh Vedana, von der Black Arts Family“, stellte der Mann sich vor. „Schön für dich ich bin Aaron, vom Verband für Land- und Forstwirtschaft“, verhöhnte der Bauer seinen finsteren Widersacher. „Hahaha. Nicht viele schaffen es ihren Tod so mit Humor zu nehmen wie du. Naja Aaron vom Verband für was auch immer, es war eine Freude dich kennengelernt zu haben“, verabschiedete sich Singh Vedana von Aaron und gab den Trollen per Handzeichen den Befehl zum Schießen, doch der Bauer dachte noch nicht daran sich geschlagen zu geben und konzentrierte grell scheinendes Licht in seinen Handflächen. Es wurde plötzlich so hell, dass die Trolle nicht mehr erkennen konnten auf wen sie ihre Waffe richteten. Dies führte dazu, dass manche wild drauf losballerten und einige sich auch gegenseitig erschossen. Auch Singh Vedana war geblendet. Diesen Moment nutzte der listige Bauer und ging mit seinem Messer zum Angriff über, welches er ebenfalls mit der Kraft des Lichts auflud. Volltreffer. Der Dolchstoß durchbohrte Vedanas Oberkörper, entlang des unteren Rippenbogens. Das Blut des Schwarzmagiers tropfte auf die Wasseroberfläche wo sich oberhalb davon nun ein roter schmieriger Film bildete. „Gib auf, sonst nimmt es kein gutes Ende mit dir“, warnte Aaron seinen Kontrahenten, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. „Sagte die Gazelle zu dem Löwen“, zog Vedana Aarons Satz ins lächerliche und packte ihn am Handgelenk, worauf der tapfere Mentalist zu schwächeln begann. Von einem auf den anderen Moment verlor Aaron die Kraft zu stehen und sich zu bewegen, nicht einmal sein Messer konnte er noch festhalten. Es glitt ihm aus den Fingern und sank auf den Grund des Sees. Auch Aaron begann im Wasser einzusinken. Es wirkte fast so als würde Vedana seine Kraft absorbieren, denn auch die Wunde des schwarzgekleideten Mannes hörte auf zu bluten. Sie verschloss sich mit übernatürlicher Geschwindigkeit und Vedana strotzte wieder so vor Energie, im Gegensatz zu Aaron, der sich von alleine nicht mehr über Wasser halten konnte. „Was hast du getan?“, fragte Aaron mit ausgelaugter Stimme, das Reden fiel ihm schwer. Seine Augen wurden mittlerweile von schwarzen Rändern untermahlt und sein Gesicht wies eine Blässe auf, die die eines Toten gleichkam. „Ich habe mir lediglich deine Energie zunutze gemacht. Da wo du jetzt hingehst wirst du keine Verwendung mehr dafür haben. Wenn ich dich jetzt loslasse wirst du ertrinken, es sei denn du sagst mir wie ich zur Tür gelange“, bot Vedana ihm an eventuell doch noch am Leben zu bleiben. Aaron schwieg. „Dachte ich es mir, du gehörst zur sturen Sorte. Vielleicht willst du aber auch nur Zeit schinden, weil du auf Verstärkung hoffst. Wie auch immer, ich finde die Tür auch ohne deine Hilfe“, verabschiedete sich Vedana winkend von Aaron, nachdem er seinen Griff von ihm löste. „Du wirst scheitern“, prophezeite Aaron seinem Widersacher, bevor er selbst von der Oberfläche des Sees verschlungen wurde. Seine Zuversicht ließ Vedana aufhorchen, doch konnte er sich aus dem vermeintlich wirren Geschwätz des Ertrinkenden keinen Reim machen. Genau so wenig wurde er aus Aarons törichtem Verhalten schlau. Wie konnte er annehmen, dass er alleine auch nur den Hauch einer Chance haben könne. Das hatte er nun davon. Der letzte Sauerstoff entwich seiner Lunge in einer Hand voll blubbernder Bläschen. Das war´s. Der Schwarzmagier rieb sich die Augen, da auch er vom gleisenden Lichtblitz geblendet worden war. Es dauerte einen kurzen Moment, bis er wieder im vollen Besitz seiner Sehkraft war. Er wunderte sich über die plötzliche Stille um sich herum, so als würde der See sein ganz eigenes Trauerlied für Aaron spielen und als würde jeder seiner Männer sich ihm anschließen. Doch dem war nicht so. Ein Blick genügte eigentlich um zu einem vernichtenden Schluss zu kommen: Aaron hatte mit seinem Verteidigungsschlag ganze Arbeit geleistet. Von ursprünglich fünfzig Booten, war etwa nur noch die Hälfte bemannt und einsatzbereit. Überall schwammen Wrackteile und Leichen umher, die bereits von Möwen angeknabbert wurden. Allerdings schienen die Trolle nicht besonders zu schmecken, weshalb der Vogelschwarm auch sehr schnell weiterzog. Zu allem Überfluss öffnete sich auch noch das Dach der Scheune, worauf eine riesige Kanone zum Vorschein kam. Es handelte sich hierbei um eine Art stehende Artillerie, ein mechanisches Monstrum, dass von Soraya gesteuert wurde. Das war er also, der Vollstrecker zweipunktnull. Völlig überwältigt blickte Vedana in den riesigen Lauf des Kanonenrohres, welches auf ihn gerichtet war. „Wir ergeben uns!“, schien der Schwarzmagier kapitulieren zu wollen und hoffte damit Soraya besänftigen zu können. Diese zögerte tatsächlich einen Moment. Es fiel ihr allgemein schwer auf jemanden zu schießen, doch wenn dieser auch noch resignierend die Hände erhob war es ihr gar unmöglich. „Wo ist mein Vater? Was habt ihr mit ihm gemacht?!“, begann die schwer bewaffnete Flakschützin ihre Angreifer zu verhören. Sie kommunizierte mit ihnen über ein Megaphon welches ebenfalls am Vollstrecker befestigt war. Singh Vedana zuckte mit den Schultern, so als wüsste er gar nicht von wem die Rede war. Soraya wusste nicht dass er dies nur tat um Zeit zu schinden, denn gerade als sie es nicht erwartete kam etwas von hinten auf sie zugeflogen, es war eine Rakete, wie sie auf ihrem eingebauten Radar erkennen konnte. „Verdammter Mistkerl!“, fluchte Soraya über den Schwarzmagier, bevor der Vollstrecker vernichtend getroffen wurde und eine Explosion folgte, die eine gewaltige Druckwelle nach sich zog. Der Vollstrecker ging zusammen mit der Scheune in hell lodernden Flammen auf, die noch über viele Kilometer den Himmel in ein flackerndes Rot tauchten. Es war Monza der Troll der mit Zigarre im Mundwinkel und einem Raketenwerfer in der Hand von der anderen Seite kam. Im Schlepptau hatte er noch mehr Trolle. Sie begannen das Gelände systematisch zu besetzen und scheinbar auch abzusuchen.
„Du kommst spät“, begrüßte Singh Vedana seinen Mitstreiter, als er das Ufer betrat. „Zum Glück noch früh genug um das Scheitern der Operation zu verhindern. Diese Bauernsippe scheint euch ja ziemlich zugesetzt zu haben“, verhöhnte Monza den Schwarzmagier, der daraufhin nur genervt den Kopf schüttelte und sagte: „Trolle…“, so als hätte er für diese Gattung nichts als Verachtung übrig, obwohl er die Zusammenarbeit mit ihnen nicht abzulehnen schien. Aber es bestand kein Zweifel daran, dass es sich hierbei um eine Zweckgemeinschaft handelte. Dies verdeutlichte Monzas Anliegen, welches er vor Vedana äußerte: „Wie sieht es mit unserer Bezahlung aus?“, forderte der Troll-Kommandeur seinen Sold ein. „Du bekommst dein Gold und deine Waffen, sobald wir die Tür gefunden haben“, vertröstete Singh Vedana den Söldner-Offizier. „Nur so aus Interesse, wohin führt denn diese Tür?“, hakte Monza nach. „Eigentlich geht es dich ja nichts an, aber sie führt in einen Turm“, erklärte Vedana, worauf Monza etwas irritiert schien. „Ein Turm? Wo soll der denn eurer Meinung nach sein? Hier ist nur Ackerland soweit das Auge reicht“, schloss der Troll aus, dass sich hier solch ein Objekt in naher Umgebung befinden könne. „Trolle, ich sag es ja immer wieder…“, missbilligte Vedana wieder Monzas Gattung und lies diesen mit seinen Fragen einfach stehen. Monza war gegen diese Art der Herabwürdigung absolut unempfindlich, ihn interessierten lediglich materielle Dinge. Daher machte er sich nicht viel aus dem was man über ihn dachte oder sagte. Er warf den qualmenden Raketenwerfer auf den Boden und zog genüsslich an seiner Zigarre.