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Die hier vorgelegten Materialen zur Pädagogik beschäftigen sich vor allem mit der Geschichte der Pädagogik. Sie stellen so eine Art enzyklopädischen Lehrgang dar. Außerdem wird der Versuch unternommen, eine wirklichgkeisgemäße "natürliche" und "soziale" Pädagogik neuzubegründen. Zumindest sollen für ein solches Unterfangen wichtige Anregungen gegeben werden.
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Seitenzahl: 39
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Joachim Stiller
Materialien zur Pädagogik
Ein enzyklopädischer Lehrgang
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Materialien zur Pädagogik – Ein enzyklopädischer Lehrgang
Impressum neobooks
Der Begriff „Pädagogik“ kann allgemein mit „Erziehungskunst“ übersetzt werden. „Pädago-
gik (Erziehungskunst) ist ein philosophisch orientierter Theoriezweig, der sich mit Bildung,
Erziehung und Unterricht und den sie tragenden Grundvorstellungen einer Gesellschaft oder
gesellschaftlicher Gruppen auseinandersetzt. Dabei werden Sinn und Maß, Begründung und
Rechtfertigung, Möglichkeiten, Ziele und Grenzen von Entwürfen und Normen zur Führung
und Begleitung ins Erwachsenwerden reflektiert.“ (Der Brockhaus: „Pädagogik“) Somit ist
die Pädagogik eine Sozialwissenschaft. Als wissenschaftliche Forschungsdisziplin wird sie
auch Erziehungswissenschaft genannt.
Ich möchte einmal ein wichtiges phänomenologisches Prinzip auf die Pädagogik anwenden: DasPolaritätsprinzip. Wir werden seine Nützlichkeit schon bald erkennen.
Zunächst unterscheiden wir die eigentliche Pädagogik und die Schulpädagogik.
Pädagogik versus Schulpädagogik
Rousseau führte den Begriff der „negativen“ Erziehung ein den er der „positiven“ Erziehung gegenüberstellte. Auch hier liegt ein dialektisches Verhältnis vor.
Negative Erziehung versus positive Erziehung
Speziell in der Schulpädagogik lassen sich noch die beiden Differenzen von Theorie und Praxis und von Didaktik und Methodik unterscheiden.
Theorie versus Praxis
Didaktik versus Methodik
Wir werden auf die einzelnen Polaritäten im Verlauf unserer Untersuchung noch genauer eingehen.
Wir werden auf die einzelnen Polaritäten im Verlauf unserer Untersuchung noch genauer eingehen.
Erste Ansätze einer selbständigen pädagogischen Fachdisziplin gab es im 17. Jahrhundert im Rahmen christlich-theologischer und kosmologischer Grundannahmen in Form von schulisch-didaktisch-methodischen Fragestellungen. Hier ist vor allem J.A. Comenius zu nennen.
„Johannes Amos Comenius war Prediger und Pädagoge. 1632 wurde er Bischof der böhmischen Brüdergemeinde und Leiter eines Schulwesens. Seine Bemühungen standen unter dem Anspruch, das Friedensreich Gottes anzubahnen. Diesem Ziel dienten sowohl seine Schriften, die das gesamte Wissen der damaligen Zeit enzyklopädisch und anschaulich vermitteln sollten („Pansophie“), als auch seine Bestrebungen, ein universelles Kollegium von Gelehrten und Seelsorgern zu bilden. Die Schule solle in einer gelösten Unterrichtsatmosphäre zur Entwicklung der besten Anlagen führen und als Ziel Frömmigkeit, Tugend und Bildung (zur Weisheit) haben. Die (schul-) pädagogischen Gedanken, vor allem die methodischen Gesichtspunkte und Lehrbücher, haben stark auf die Schulordnungen des 17. Jahrhunderts gewirkt.“(Der Brockhaus: „Comenius“)
Wir erkennen also in diesem Ersten Pädagogen der Geschichte einen reinen „Schulpädagogen“ der sich vor allem mit didaktischen und methodischen Fragen beschäftigt hat und der Schulpädagogik entscheidende Impulse gegeben hat.
Werke:
J.A. Comenius: „Didactica Magna“ (Große Didaktik, oder auch Große Unterrichtslehre)
Am Vorabend der Französischen Revolution und im Gefolge der Aufklärung, nicht zuletzt der englischen, verlagert sich der Schwerpunkt der Pädagogik schlagartig von der Unterrichtslehre zur eigentlichen Erziehungsfrage. Für diesen Pendelschlag steht nur ein einziger Mann: Rousseau. Er schrieb das berühmte Werk „Émile, oder Über die Erziehung“ (1762).
„Jean-Jaques Rousseau war ein französisch-schweizerischer Philosoph und Schriftsteller. Berühmt wurde Rousseau, als er 1750 auf eine Preisfrage der Akademie in Dijon nach dem Einfluss der Wissenschaften und Künste auf die Sitten in der Schrift „Abhandlung über die Frage, ob die Wissenschaften oder die Künste etwas zur Läuterung der Sitten beigetragen haben“ mit einem negativen Beweis antwortete und dafür den Preis erhielt. 1755 formulierte er dann in der „Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen“ seine grundsätzliche Zivilisationskritik. Diese wandelte er im „Gesellschaftsvertrag“ (1762) ab: An die Stelle des fiktiven Naturmenschen tritt der mündige Bürger, der sich freiwillig dem idealen Gemeinschaftswillen (volonté générale) unterwirft, ohne seine persönliche Freiheit aufzugeben. Vor allem mit diesem Werk wurde er zu einem der drei großen Wegbereiter der Französischen Revolution. Der Erziehungsroman „Émile, oder Über die Erziehung“, der in seiner Forderung nach freier Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes völlig neue Grundsätze aufstellte, beeinflusste die Erziehungstheorien bis in die Gegenwart.“ (Der Brockhaus: „Rousseau“) Da dieses Werk eines der größten und gewaltigsten Ecksteine der 5. nachatlantischen Kulturepoche darstellt, wollen wir uns etwas ausführlicher mit ihm befassen.
„Mit diesem aus fünf Büchern bestehenden Werk, das im Grunde als Erziehungsroman eine Mischform zwischen Roman und pädagogisch-philosophischem Traktat darstellt, ergänzt Rousseau die in seinen früheren Werken dargestellte These, dass der Mensch von Natur aus „gut“ sei, und nur durch Zivilisation und Gesellschaft korrumpiert werde, durch die Schilderung des Weges, auf dem diesem Übe zu begegnen und die Gesellschaft von Grund auf zu heilen sei. Da die Wurzel der Fehlentwicklung in einer falschen Erziehung zu sehen sei, müsse eine Reform der Pädagogik die erste und wichtigste Maßnahme zur Schaffung besserer Verhältnisse sein. Rousseau fordert, dass die natürliche Erziehung