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Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Historisches Institut), Veranstaltung: Cherchez la femme - Die Rolle der Königin vom 8. bis ins 11. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Nach einem „Perspektivwechsel in der Mediävistik“ rückten auch die Gemahlinnen der Könige und Kaiser des frühen und hohen Mittelalters in den Blickwinkel der Mittelalterforschung. Infolgedessen wurden unter anderem deren Rolle bei der Herrschaftsausübung, ihre Stellung im Gefüge des Reiches, ihre Einflussmöglichkeiten oder ihre Verbindungen zu Geistlichen und Großen untersucht, wobei festgestellt wurde, dass vor allem seit den ottonischen Königinnen eine starke Stellung der Monarchin zu konstatieren ist. Allerdings wird betont, dass dieser Befund erst für die zweite Hälfte des zehnten Jahrhunderts und danach festzustellen ist, namentlich beginnend mit Adelheid, der zweiten Frau Ottos des Großen. Demnach war die Rolle Mathildes, der ersten Königin des ostfränkischen Reiches und Frau Heinrichs I., eine noch nicht so wichtige und ausschlaggebende, ihr Einfluss war scheinbar gering. Dem widersprechen allerdings zwei historiographische Zeugnisse: Hrotsvit von Gandersheim bezeichnete Mathilde als „conregnans“, Liutprand von Cremona als „regni consors“. Da diese Terminologie nun auf eine Teilhabe an der Herrschaft hindeutet, wirft sich die Frage auf, welche Stellung Königin Mathilde nun hatte. Dieser Frage wird in dieser Arbeit nachgegangen. Dabei soll herausgefunden werden, ob Mathilde Einfluss auf die Herrscher gehabt hat, und wie sie diesen nutzte. Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, ob und welche Verbindungen Mathilde zu Geistlichen und/oder Großen des Reiches hatte. Wie schon erwähnt, bescheinigte Liutprand der Königin Mathilde hervorragende Memoriapflege. Überhaupt wird der Aufbau der ottonischen Memoria und deren Pflege Mathilde zugute gehalten, wobei der Eindruck entsteht, dass dieses Gebiet das einzige gewesen wäre, auf welchem Mathilde agierte. Deshalb soll zusätzlich noch der Frage nachgegangen werden, ob sich dieser Befund erhärten lässt, oder ob Mathilde auch in anderen Bereichen eine wichtige Rolle spielte.
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und ihr Einfluss auf die Herrscher
Die Rolle der Königin im Blickwinkel ihrer Interventionen
und Petitionen in den Königsurkunden Heinrichs I.,
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Nach einem „Perspektivwechselin der Mediävistik“2rückten auch die Gemahlinnen der Könige und Kaiser des frühen und hohen Mittelalters in den Blickwinkel der Mittelalterforschung. Infolgedessen wurden unter anderem deren Rolle bei der Herrschaftsausübung, ihre Stellung im Gefüge des Reiches, ihre
Einflussmöglichkeiten oder ihre Verbindungen zu Geistlichen und Großen untersucht3, wobei festgestellt wurde, dass vor allem seit den ottonischen Königinnen eine starke Stellung der Monarchin zu konstatieren ist. Allerdings wird betont, dass dieser Befund erst für die zweite Hälfte des zehnten Jahrhunderts und danach festzustellen ist, namentlich beginne nd mit Adelheid, der zweiten Frau Ottos des Großen.4
Demnach war die Rolle Mathildes, der ersten Königin des ostfränkischen Reiches und Frau Heinrichs I., eine noch nicht so wichtige und ausschlaggebende, ihr Einfluss war scheinbar gering. Dem widerspreche n allerdings zwei historiographische Zeugnisse: Hrotsvit von Gandersheim bezeichnete Mathilde als „conregnans“5, Liutprand von Cremona als „regniconsors“6. Da diese Terminologie
1Goethe, Johan Wolfgang von, Faust. Der Tragödie zweiter Teil in fünf Akten, Husum/Nordsee, o.J., fünfter Akt, Vers 12110f, S. 206.
2Umschlagsinnenseite des Covers zu Fößel, Amalie, Die Königin im mittelalterlichen Reich. Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume, Stuttgart 2000; vgl. dazu auch die Einleitung ebd., S. 9-14.
3Vgl. hierzu ausschlaggebend den Forschungsstand bei Fößel (ebd.), den sie repetiert, bewertet, darauf aufbaut und ihn erweitert.
4Vgl. z.B. Erkens, Franz-Reiner, Die Frau als Herrscherin in ottonisch-frühsalischer Zeit, in: Euw, Anton von / Schreiner, Peter (Hrsg.), Kaiserin Theophanu. Begegnungen des Ostens und des Westens um die Wende des ersten Jahrtausends (=Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin), Köln 1991, S. 245-259, hier S. 245 u. 247 o. Fößel, Königin (Anm. 2), S. 149f.
5Vgl. ebd., S. 65 (mit Verweis auf die Gesta Ottonis v. 22).
6Vgl. ebd. (mit Verweis auf die Antapodosis IV, 15); Liutprand war ein Zeitgenosse Mathildes [vgl. Karpf, Ernst, Liutprand von Cremona, in: Bautier, Robert-Henri (Hrsg.), Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, München 1991, Sp. 2041f.] und hat die Königin wohl persönlich erleben können, denn er schreibt, er habe noch nie eine Frau gesehen, die sich so um die Memoria der Familie gekümmert habe [vgl. Althoff, Gerd, Adels - und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen (=Münstersche Mittelalter-Schriften, Bd. 47), München 1984, S. 141 (mit Verweis auf die Antapodosis IV, 15)].
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nun auf eine Teilhabe an der Herrschaft hindeutet7, wirft sich die Frage auf, welche Stellung Königin Mathilde nun hatte. Dieser Frage wird in dieser Arbeit nachgegangen. Dabei soll herausgefunden werden, ob Mathilde Einfluss auf die Herrscher gehabt hat, und wie sie diesen nutzte. Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, ob und welche Verbindungen Mathilde zu Geistlichen und/oder Großen des Reiches hatte.
Wie schon erwähnt, bescheinigte Liutprand der Königin Mathilde hervorragende Memoriapflege.8Überhaupt wird der Aufbau der ottonischen Memoria und deren Pflege Mathilde zugute gehalten, wobei der Eindruck entsteht, dass dieses Gebiet das einzige gewesen wäre, auf welchem Mathilde agierte.9Deshalb soll zusätzlich noch der Frage nachgegangen werden, ob sich dieser Befund erhärten lässt, oder ob Mathilde auch in anderen Bereichen eine wichtige Rolle spielte.