Mehr Geld im Portemonnaie - Roman Leuthner - E-Book

Mehr Geld im Portemonnaie E-Book

Roman Leuthner

4,0

Beschreibung

Wie kann ich mein Einkommen dauerhaft steigern? Wo geht eigentlich all das Geld hin? Und warum bleibt nie etwas für den kleinen Luxus zwischendurch übrig? In Form eines Sechs-Wochen-Programms trainiert der Leser seinen Umgang mit den privaten Finanzen. In der ersten Woche werden die eigenen Konsumwünsche ermittelt und ein Kassensturz durchgeführt. In der zweiten Woche werden Budget und finanzielle Ziele festgelegt; in der dritten und vierten Woche erschließt sich der Leser Einsparpotenziale bei den Fixkosten und den laufenden Ausgaben. Die fünfte Woche dient dazu, außergewöhnliche Ausgaben zu planen, und schließlich wird in der sechsten Woche die Möglichkeit eines Zusatzeinkommens vorgestellt. Leuthner erklärt in dieser Schritt-für- Schritt-Anleitung, wie man dauerhaft zu mehr Geld kommt: - Sparen, ohne verzichten zu müssen - Monatliche Zahlungen reduzieren - Unnötige Zahlungen stoppen - Mehr rausholen bei der nächsten Gehaltsverhandlung - Mehr genießen und weniger dafür ausgeben

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Leuthner, Roman

Mehr Geld im Portemonnaie

Das 6-Wochen-Programm für Ihre Finanzen

www.campus.de

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2003. Campus Verlag GmbH

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E-Book ISBN: 978-3-593-40372-4

|5|»Dem Geld darf man nicht hinterherlaufen, man muss ihm entgegengehen.«

Aristoteles Onassis

|9|Einführung

Keine Frage: Die materielle Lebensgrundlage ist in vielen Fällen der Schlüssel dazu, um sich Träume und Wünsche zu erfüllen. Wer ein solides materielles Polster besitzt, kann sich mehr leisten als andere, die vielleicht nicht so gut dastehen. Doch wir alle wollen unser Leben sorgenfrei genießen – und dazu gehört eben auch das nötige Kleingeld. Das Problem: Viele Menschen besitzen die erforderlichen finanziellen Mittel in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht mehr oder geben mehr Geld aus, als sie eigentlich zur Verfügung haben. Die Folgen sind bekannt: Aus kleinen Verbindlichkeiten werden hohe Schulden – und zwar oft schneller, als die Gefahr erkannt wurde.

Dabei kann rechtzeitiges Vorsorgen und Sparen richtig Spaß machen. Zugegeben: Zunächst hat das Thema »Sparen« gerade für die jüngere Generation der Zwanzig- bis Vierzigjährigen einen spießigen Beigeschmack. Es klingt ein wenig kleinbürgerlich und nach dem Muff des Reihenhäuschens in der Vorstadtsiedlung. Für die Generation unserer Großeltern dagegen war Sparen ein eisernes Prinzip. Schulden machen hatte in ihrer Vorstellungswelt nach den Erfahrungen von Inflation und Krieg, Hunger und Massenarmut beinahe denselben Stellenwert, wie ein »verlottertes« oder »liederliches« Leben zu führen.

Doch Sparen ist wieder »in«. Begonnen hat dieser Trend mit dem Euro. Denn die Umstellung auf die europäische Einheitswährung |10|hat in vielen Bereichen des täglichen Lebens zu erheblichen Verteuerungen geführt: Zahlreiche Geschäfte, Restaurants und Händler haben mit großer Chuzpe »eins zu eins« von D-Mark auf Euro umgestellt. Und aus dem Euro wurde so im Sprachgebrauch zu Recht schnell der Teuro.

Und das ist noch nicht alles. Seit 2001 kommt es richtig dick: Der größte Preistreiber ist dabei der Staat – mit Ökosteuer, Mineralölsteuer, Tabaksteuer und vielen anderen zusätzlichen Belastungen für jeden Einzelnen. Hinzu kommen das Rentenproblem, die Krankenversicherungen und all die anderen früher ganz selbstverständlichen Leistungen, die plötzlich gekürzt, gestrichen – oder eben teurer werden.

Doch trotz all dieser unerfreulichen Entwicklungen muss sich niemand den Spaß verderben lassen – vorausgesetzt, man tut aktiv etwas für die eigene Lebensqualität. Denn vorsorgen muss nun jeder für sich selbst. Und das macht mehr Vergnügen, als Sie sich wahrscheinlich vorstellen können.

Mehr Geld im Portemonnaie ist ein Workout für Ihre finanzielle Konstitution, das Ihnen in einem ausgesprochen kurzen Zeitraum zeigt, wie viel Potenzial in Ihren finanziellen Möglichkeiten steckt – ganz gleich, wie gut trainiert Sie in Sachen Geld sind. Sie werden staunen, wie Ihre Muskeln wachsen und Ihr finanzieller Spielraum sich vergrößert – und zwar an der richtigen Stelle. Mehr Geld im Portemonnaie ist deshalb auch nicht als Handbuch für das schnelle Geld gedacht – also mit der Wirkung von Anabolika im Sport vergleichbar –, sondern als seriöses, manchmal auch hartes, aber sehr erfolgreiches Training.

Fragt man einen Sportler, wie sein tägliches Training kurz- und langfristig aufgebaut ist, fällt schnell der Begriff »Zieldefinition« als unerlässlicher Bestandteil seiner Mühen. Und das hat seinen Grund – ist doch die Definition von Zielen in den meisten Bereichen unseres Lebens ein wichtiger Teilschritt zum Erfolg. Ziellos vor sich hin zu leben bedeutet im schlechtesten Fall, sich treiben zu lassen. Und wer sein Leben ohne Ziele gestaltet, trifft seine Entscheidungen |11|nicht mehr selbstbestimmt. Andere definieren dann die eigenen Ziele – nach denen man sich zu richten hat. Irgendwann führt dieser fremdbestimmte Zustand mit einiger Gewissheit zu Frustration und zum Scheitern. Denn das Fehlen von Zielen ist Stillstand, und Stillstand ist in unserer schnelllebigen Zeit gleichbedeutend mit Rückschritt.

Ganz ähnlich verhält es sich mit unseren materiellen Lebensgrundlagen. Wenn wir ziel- und planlos vor uns hin leben, unser Geld einmal für diese und einmal für jene Kleinigkeit ausgeben, besitzen wir zwar bald einen Haufen Nippes – größere Summen, die wir beispielsweise für einen Urlaub oder für ein neues Auto berappen müssten, stehen uns jedoch kaum noch zur Verfügung. Münzen und Scheine haben sich fast unbemerkt durch sämtliche Ritzen unseres Geldbeutels verflüchtigt – und unsere Mittel sind wieder einmal auf ein Minimum geschmolzen wie der Schnee in der Frühlingssonne.

Einer sinnvollen Zieldefinition über den Umgang mit Geld kommt daher in diesem Buch ein großer Stellenwert zu. Denn Veränderungen machen nur dann Sinn, wenn sie Perspektiven offenbaren. Sie werden deshalb mit Mehr Geld im Portemonnaie nicht nur Schritt für Schritt Ihre Einnahmen- und Ausgabensituation präzise durchleuchtet und einen Budgetplan erstellt haben, der Ihnen ganz genau zeigt, wie Sie in jedem einzelnen Monat des Jahres dastehen, sondern vor allem erkennen, welche finanziellen Spielräume Sie haben und wie Sie Ihre Wünsche dann solide finanzieren können. Und das macht richtig Spaß – garantiert!

|13|

|15|Schritt 1: Ihre Wünsche und Bedürfnisse kennen lernen

Kennen Sie eigentlich Ihre Wünsche und Bedürfnisse? Und vor allem: Haben Sie diese jemals hinterfragt? Wenn nicht, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, Sie zum Einstieg in Ihr finanzielles Fitness-Programm ein wenig nachdenklich zu machen.

Dazu vorab jedoch eine Bemerkung: Dieses Buch möchte Ihnen kein Kauferlebnis vermiesen oder Sie gar zu einem Leben in Verzicht und Askese animieren. Konsum ist positiv, solange er gesund ist und nicht die eigenen Möglichkeiten sprengt. Sich schöne Dinge leisten zu können, trägt viel zur Lebensqualität in dieser Gesellschaft bei. Es ist jedoch nützlich, sich die psychologischen Muster deutlich vor Augen zu führen, die Kaufwünsche – sinnvolle und unvernünftige – auslösen. Denn es ist der Kaufwunsch, der uns verleitet, das Geld auszugeben. Und dies ist nicht nur bei Ihnen der Fall, sondern ebenso bei Ihren Freunden und Bekannten – besonders bei denen, die alles haben, wo stets alles neu ist, die elektronisch und in puncto Kommunikationstechnik immer auf dem Laufenden sind und den jeweils »letzten Schrei« besitzen. Vielleicht wohnen diese Menschen ja auch in so genannten Kängurusiedlungen, wie die ehemaligen Dörfer und Marktflecken, die irgendwann als »Vorstädte« eingemeindet wurden, gerne bezeichnet werden. Denn dort leben oftmals Kängurus – Bewohner, die sich durch große Sprünge mit leerem Beutel auszeichnen und irgendwann auf der Nase landen.

|16|Und es ist in der Tat etwas dran an diesem Vergleich: Betrachtet man zum Beispiel einen typischen Vorort im S-Bahn-Bereich von München, wird klar, was damit gemeint ist. Hier scheinen die Reichen zu leben – oder zumindest die, die es »geschafft« haben. Überall stehen schicke Häuser mit schicken Gärten, in denen schick gekleidete Frauen und Kinder spielen, davor schicke Autos und in der Hinterhand ein offenbar lukrativer Job. Den Menschen geht es augenscheinlich gut.

Und all jenen, die sich ihren Wohlstand erarbeitet haben, ist er auch von ganzem Herzen zu gönnen! Denn wir alle partizipieren daran, da diese Menschen konsumieren, das Getriebe des Wirtschaftsmotors schmieren und die gähnend leeren Kassen der Sozialversicherung füllen. Doch blickt man hinter die finanziellen Kulissen so mancher Vorortexistenz, packt einen das Grauen: Neben den monatlich fälligen Tilgungen und Zinsen für das Hypothekendarlehen müssen auch noch die Ratenzahlungen für die gestylte Dolby-Surround-TV-Anlage, für die Cucina Toscana und das neue Wohnzimmermobiliar abgestottert werden – von den Leasingraten für das schnittige Auto ganz zu schweigen. Hinzu kommt der unbedingt erforderliche Urlaub zweimal im Jahr – und bitte nicht mit Billig-Jet und Hinz und Kunz nach Mallorca. Man gönnt sich ja sonst nichts. Zudem benötigt der Nachwuchs gute Markenkleidung, und auch die ganz normalen täglichen Lebenshaltungskosten liegen im Einzugsbereich renommierter Großstädte deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

Das Ergebnis dieser immensen Kostenfaktoren ist bitter: Viele Menschen leben ausschließlich auf Pump. Tilgungen, Zinsen und Ratenzahlungen fressen ihnen die Haare vom Kopf. Und den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg aus dem realen Monopoly haben sie längst verpasst.

Die berechtigte Frage ist nur, warum wir eigentlich in Sachen Finanzen Risiken eingehen, die wir in vielen anderen Lebensbereichen niemals akzeptieren würden? Warum steuern wir sehenden |17|Auges und allen Ernstes in Krisen, bei denen wir nicht wissen, wie wir wieder herauskommen?

Unser Verhalten ist dabei einem Pokerspieler vergleichbar, dessen Blatt nicht gerade vielversprechend aussieht: Mit nur einem Pärchen auf der Hand und einer hohen Summe auf dem Tisch hoffen wir auf einen Drilling aus den Ersatzkarten, um dann mit einem Fullhouse Staat machen zu können. Bis dahin bluffen wir – nicht mehr und nicht weniger.

Doch beim Pokerspiel besteht wenigstens die realistische Chance, dass der eine oder andere Mitspieler aussteigt, unseren erhöhten Einsatz nicht mitgeht und auf unseren Bluff hereinfällt.

Im wirklichen Leben aber, in Sachen Finanzen, bluffen wir niemand anderen als uns selbst. Die anderen Mitspieler, bei denen wir in der Kreide stehen, werden nicht aussteigen; unsere Gläubiger beharren auf Rückzahlung der Schulden – und die Bank gewinnt immer. Sie erhält ihr Geld, so oder so.

Auf was also hoffen wir?

Die psychologischen Ursachen dieses Bluffs sind tiefgründig und vielschichtig. Betrachten wir in einem kurzen Exkurs nur einige der dafür verantwortlichen Ursachen und Motive, um uns klar zu machen, wo unsere tatsächlichen Bedürfnisse liegen – und warum wir Gefangene des Bildes sind, das wir uns von uns selbst machen.

Lebensstandard: Prestige und Image

Nicht nur luxusorientierte Menschen werden leicht zu Gefangenen ihres gesellschaftlichen Prestiges, auch die Durchschnittsverdiener gehören dazu.

Gesellschaftliches Ansehen setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen: Stellung im Beruf, private Situation, soziale Kontakte wie der Freundes- und Bekanntenkreis zählen typischerweise |18|dazu. In engem Zusammenhang damit stehen die Dinge und sichtbaren Werte, mit denen wir uns umgeben: Haus oder Wohnung, Einrichtung und Gebrauchsgegenstände, Kleidung, Auto, Urlaubsziele und Lebensgewohnheiten wie Restaurantbesuche und vieles mehr.

Wenn es gut läuft, wächst der Lebensstandard analog zu unserem beruflichen Fortkommen. So ist es normal, dass ein Firmenangestellter, der vor vielen Jahren als Rad fahrender Lehrling in ein Unternehmen eingetreten war, heute als Abteilungsleiter ein modernes Automobil der gehobenen Mittelklasse lenkt. Er verdient mehr und kann sich einen teuren Wagen und den kostspieligeren Unterhalt leisten.

Das ist der vernünftige Weg. Denn das Niveau der Lebenshaltungskosten steigt in einem angemessenen Verhältnis zum steigenden Einkommen. Vernünftig heißt aber auch, dass nicht das gesamte Einkommen zum Konsum verwendet wird, sondern ein Teil zurückgelegt, also auf lange Sicht re-investiert wird – für größere Anschaffungen oder mögliche schlechte Zeiten.

Die Dinge, mit denen wir uns umgeben, werden mit den Jahren kostspieliger, und die Gewohnheiten, die wir pflegen, gehen mehr ins Geld. Natürlich haben wir manches Mal die Erfahrung gemacht, dass Preiswertes oft auch billig ist, schneller seinen Wert verliert oder kaputt geht. Deshalb geben wir gern etwas mehr aus – denn dann weiß man, was man hat. Hinzu kommt, dass wir mit zunehmender Arbeitsbelastung und wachsender Verantwortung für unseren Arbeitsbereich, aber auch mit steigendem Alter die schönen Dinge des Lebens schätzen lernen – das feine Essen in einem guten Restaurant, den Theaterbesuch im passenden Outfit, das Relaxen im Wellness-Hotel und all die anderen Highlights unserer knappen Freizeit. Übersteigen die damit verbundenen Ausgaben unser Budget nicht, ist dagegen auch nichts einzuwenden.

Oft kann man jedoch beobachten, dass irgendwann die »Bodenhaftung«, eben das vernünftige Verhältnis zwischen Mehreinkommen und höheren Ausgaben, verloren geht.

Es ist merkwürdig, aber Ansprüche und Ausgaben entwickeln |19|eine Eigendynamik, die auf einmal – scheinbar – nicht mehr zu stoppen ist. Man gewöhnt sich klammheimlich daran, »alle fünf gerade sein zu lassen«, man rechnet nicht mehr genau nach und sagt sich bei jeder Ausgabe: »Na ja, darauf kommt es jetzt eigentlich auch nicht mehr an ...«

Denn es gehört eben immer mehr zu unserem so genannten Lebensstandard: das noch teurere Auto, die noch hochwertigeren Klamotten, die noch aufwändigere Wohnzimmereinrichtung, der noch exklusivere Urlaub. Und was das Einkommen nicht mehr hergibt, ermöglicht dann eben der Dispokredit bei der Hausbank – und die wunderschöne Option des Raten- und Leasingkaufs.

Keine Frage: Wir sind uns selbst auf den Leim gegangen. Wir sind auf unseren eigenen Bluff hereingefallen, auf ein Bild, das wir uns von uns selbst gemacht haben – und das »stimmig« bleiben muss. Die Basis dieses Selbstbildes ist unser stetiger Erfolg, der uns bislang nicht im Stich gelassen hat. Immer sind wir die Leiter hinaufgeklettert, Sprosse um Sprosse.

Was wir nicht gemerkt haben: Unsere Ansprüche sind schneller geklettert, sie haben uns überholt. Die Entschuldigung: Wir haben nicht gemerkt, wie die Falle zugeschnappt ist. Wir haben nämlich eigentlich mehr unser Prestige, unseren bequemen Lebensstandard und unser Selbstbild gepflegt, als uns um die Realität, das heißt unsere finanziellen Möglichkeiten und eine rechtzeitige Absicherung, zu kümmern.

Und wenn wir ganz ehrlich sind, belastet uns dieser ständige Druck mehr, als dass er uns erfreuen könnte. Das ewige Präsentieren ist anstrengend. Aber ist es auch wirklich erforderlich? Ein kleiner Test verschafft Klarheit.

→ Check-up

Stellen Sie sich folgende Fragen:

Brauchen Sie allen Ernstes ein 30000-Euro-Auto, um glücklich zu sein? Ersetzen Sie das Auto durch ein beliebiges anderes Luxusgut, das Sie |20|sich erträumen oder das Ihnen bereits erhebliche – unnötige – Kosten verursacht!

Beurteilen Sie Ihre Mitmenschen allen Ernstes nur nach den Dingen, mit denen sie sich umgeben?

Gruppenzwang

Eine weitere Ursache für unseren konsequenten Bluff ist eine Art Gruppenzwang, der wiederum mit dem ersten Motiv, der Suche nach Prestige und Image, unmittelbar zusammenhängt. Wir alle gehören bestimmten »Gruppen« – in diesem Zusammenhang sozialen Milieus – an.

Diese Milieus unterscheiden sich nicht zuletzt darin, welche Güter man besitzt und welche Dienstleistungen man in Anspruch nimmt. Das Problem: Die Grenze zwischen dem, was wir uns leisten könnten, und dem, was wir uns wirklich leisten, wird auf der Grundlage des verfügbaren Einkommens bereits in dieser Frage leicht überschritten. So passiert es zum Beispiel, dass wir uns die oft horrenden Mietpreise und die nicht selten noch unverschämteren Nebenkosten für eine Wohnung in München, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf oder Hamburg guten Gewissens eigentlich nicht leisten können. Wir leben jedoch weiter in einer der Metropolen, weil wir unser Milieu nicht verlassen wollen und unser Selbstbild uns nicht gestatten würde, aufs Land oder in eine von uns naserümpfend als »Provinz« bezeichnete Gegend zu ziehen.

Hier wirkt »Gruppenzwang«, der, psychologisch gesehen, unsere individuelle Entscheidungsfreiheit begrenzt. Selbstredend sind auch Umstände wie die Entfernung zum Arbeitsplatz, der Wohnort des Lebenspartners sowie der jeweilige Freundes- und Bekanntenkreis starke Motive für die Bereitschaft, mehr zu bezahlen, als wir uns leisten können. Im Grunde genommen denken wir jedoch oft überhaupt nicht darüber nach – und nehmen es wie eine regelmäßig |21|wiederkehrende Naturkatastrophe hin, dass Miete und Nebenkosten oft mehr als die Hälfte des Einkommens auffressen.

Verstärkt wird unser Selbst-Bluff in Sachen wirtschaftliche Unvernunft durch weitere gruppenpsychologische Prozesse. So wollen wir selbstverständlich auch die milieubedingten Symbole des Lebens besitzen und nutzen, die in unseren Kreisen üblich sind. Wir wollen ja schließlich dazugehören: Das Ganze entwickelt dann eine tückische Eigendynamik:

Wir müssen auch in unserer Freizeit entsprechend gekleidet sein und wollen uns nicht leisten, nicht mehr auf dem neuesten Stand der Mode zu sein.

Wir müssen auch in der Stadt mobil sein, wollen aber nicht nur auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein und daher nicht auf ein entsprechendes Auto verzichten.

Wir müssen uns fit halten und sportlich betätigen – und schreiben uns in Fitnesscenter und Sportclubs ein, die vielleicht ein bisschen teurer sind, aber in unserem Milieu einfach dazugehören.

Wir müssen uns in bestimmten Restaurants und Clubs sehen lassen, um unsere sozialen Kontakte zu pflegen.

Müssen wir dies alles wirklich? Sind das wirklich unsere innersten Wünsche und Bedürfnisse, die uns zu Lebensqualität verhelfen?

→ Check-up

Stellen Sie sich folgende Fragen:

Müssen Sie wirklich immer alles nachmachen, was andere vormachen?

Ist es wirklich notwendig, dass Sie sich mit Ihren Freunden und Bekannten auf einen Konsumwettbewerb einlassen?

Und wenn ja: Was sind das für Freunde, denen gegenüber Sie sich durch den Besitz von Gütern empfehlen oder gar beweisen müssen?

|22|Die »geheimen Verführer«

Das gleichnamige Buch ist 1988 in den USA erschienen und beschreibt auf brillante Weise, wie Werbung funktioniert und wie die größtenteils unbewusst ablaufenden psychologischen Mechanismen wirken, die Bedürfnisse und Wünsche in uns wecken. Machen wir uns nichts vor: Selbst durchaus gefestigte und kritische Menschen, die nicht jedem modischen Schnickschnack hinterherlaufen, ertappen sich dabei, Geld für Dinge auszugeben, die schlichtweg überflüssig sind und oft nicht einmal den Zweck erfüllen, zu dem sie auf den Markt gebracht werden. Wir fallen darauf herein, weil es nicht die spezifischen Produkte sind, die wir erwerben, oder die Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen, sondern weil sie uns ein sympathisches Lebensgefühl vermitteln und Botschaften transportieren. Denn Werbung wirkt durch Bilder, und da der Mensch ein visuell bestimmtes und geleitetes Wesen ist, sind die Milliardensummen, die hier Jahr für Jahr von der Wirtschaft ausgegeben werden, eine durchaus vernünftige Investition in die Absatzförderung. Und die Verlockungen sind allgegenwärtig: Pausenlos bombardiert uns Werbung im Fernsehen, Rundfunk und Internet, kaum eine Doppelseite einer Zeitschrift ist anzeigenfrei, Werbeplakate zieren Straßen, Bahnhöfe, Fußballstadien und Kulturdenkmäler – kurz: Werbung ist ein Teil des öffentlichen Lebens und Bewusstseins geworden. Und damit hat Werbung eben auch großen Einfluss auf unser Konsumverhalten und liefert frei Haus scheinbar rationale Begründungen für unseren ständigen Selbst-Bluff. Doch müssen wir das so hinnehmen?

→ Check-up

Stellen Sie sich folgende Fragen:

Welche Emotionen verbinden Sie mit dem Kauf bestimmter Produkte?

Fallen Sie nicht auch häufig lediglich auf ein durch das Produkt projiziertes |23|Lebensgefühl herein und orientieren sich überhaupt nicht an seinem zu erwartenden Nutzen?

Markenfetischismus

Mit allen drei zuvor genannten Konsummotiven (Prestige und Image, Gruppenzwang, geheime Verführer) hängt natürlich auch der »Markenfetischismus« zusammen. Wir alle kennen die Klage von Eltern über die Abhängigkeit ihrer Kinder vom Markenimage. Nicht nur in sehr gut verdienenden Kreisen, sondern auch in finanziell eher durchschnittlich gestellten Haushalten scheint es heutzutage üblich zu sein, dass Eltern besonders beim Kauf von Kleidung endlose Diskussionen mit ihren Sprösslingen führen müssen. Da muss die neue Jeans und der coole Sweater von Marke X sein, die Joggingschuhe ohne das Y-Zeichen sind untragbar – die Jacke ohne Z-Emblem indiskutabel. Hier spielen Image, Prestige und Gruppenzwang eine entscheidende Rolle.

Doch auch wir, die aufgeklärten Erwachsenen, sind dagegen keinesfalls gefeit. Wie oft greifen wir ganz automatisch zu den Produkten bekannter Hersteller und renommierter Marken. Und dabei spielen beileibe nicht nur Überlegungen wie Haltbarkeit und Qualität, ein gutes Händler- und Werkstättennetz im Schadensfall und ein allgemein als gut befundener Kundenservice eine Rolle. Marken sind Statussymbole, deren Image uns wichtig sind. Nur deshalb sind wir dazu bereit, mehr zu investieren.

Jedes halbwegs gute Verkäuferseminar lehrt, dass nicht nur ein Produkt, sondern eine Philosophie verkauft wird, »a piece of luck« – ein Stück Lebensglück –, wie Henry Ford einmal gesagt haben soll. Wir alle wissen und fühlen es – und entscheiden uns doch oft genug bei ähnlicher oder gleicher Qualität für das teurere Markenprodukt. »No-Names« sind für Namenlose – und wir wollen alles |24|andere als namen –, also gesichtslos sein! Doch muss es wirklich immer das Designerlabel sein?

→ Check-up

Stellen Sie sich folgende Fragen:

Leisten preiswertere Produkte häufig nicht dieselben Dienste wie so genannte Markenprodukte?

Sind Sie wirklich dazu bereit, für gleiche Qualität und Leistung sehr viel mehr Geld auszugeben – lediglich weil ein populärer Markenname, mit dem Sie sich identifizieren, auf dem Produkt steht?

Glauben Sie tatsächlich, darauf angewiesen zu sein, Ihren Wert als Person durch den Erwerb bestimmter Markenprodukte zu steigern?

Wenn Sie Ihr Konsumverhalten und Ihre Motive gründlich hinterfragt und ehrlich beantwortet haben, haben Sie bereits einen ersten wichtigen Schritt auf dem Weg zu mehr Geld unternommen. Denn nun haben Sie wahrscheinlich erkannt, worauf die erste Etappe dieses Workout für Ihre Finanzen hinausläuft: Sie sollen sich klar darüber werden, wie Ihre finanziellen Ziele für Ihre Wünsche und Bedürfnisse aussehen, was Sie sich kurzfristig und was Sie sich langfristig leisten wollen. Und Sie müssen Ihre Entscheidungen bewusst und überlegt treffen!

Die Unterscheidung zwischen kurz- und langfristigen Zielen ist dabei von großer Bedeutung, da es ja um die Finanzierbarkeit Ihrer Wünsche geht – und hier vor allem darum, dass dies in Zukunft stressfrei, besser geplant und gut vorbereitet geschehen kann. Dazu ist es empfehlenswert, das Problem zu visualisieren. Entwickeln Sie deshalb einen so genannten »Zeitstrahl« auf der Grundlage eines Koordinatensystems. Die X-Achse beschreibt den Zeitraum, in dem Sie Ihre Anschaffungen realisieren möchten. Die Y-Achse hingegen bezeichnet Ihre Ziele, also die Anschaffungen, die Sie tätigen wollen und entsprechend planen müssen.

|25|Da sich das Workout über den Zeitraum von sechs Wochen erstreckt, besteht die X-Achse in diesem Fall aus sechs Wochen.

Die auf der Y-Achse aufgeführten Anschaffungen zeigen typische Positionen, für die Sie in den kommenden eineinhalb Monaten über die Dinge des täglichen Bedarfs hinaus Geld ausgeben wollen. Das könnten folgende Gegenstände sein:

Da ist eine Zimmerpflanze, die aus unerfindlichen Gründen und trotz guten Zuredens seit einiger Zeit die Blattränder kräuselt und die Sie deshalb ersetzen wollen;

zwei Bücher sind in einer Reihe, die Sie sammeln, soeben erschienen, und die neue CD eines von Ihnen sehr geschätzten Interpreten möchten Sie unbedingt haben;

Sie benötigen neue Schuhe für das Büro;

eine Jeans mit einem moderneren Schnitt wäre auch nicht schlecht,

und was Ihnen schon lange vorschwebt, ist ein DVD-Player, da Sie sich bei Freunden von der sehr viel höheren Wiedergabequalität der Technologie überzeugt haben.

Was die Aufteilung beispielhafter Finanzierungswünsche in kurz und langfristige Ziele betrifft, so liegt es auf der Hand, dass der DVD-Player aufgrund eines Preises von angenommenen 350 Euro ein eher langfristiges Ziel ist. Zugegeben, die Begriffe »kurzfristig« und »langfristig« sind relativ. Im Zusammenhang mit unserem Programm legen wir jedoch fest, dass »kurzfristig« eine Zeitspanne von heute bis zum Ende von vier Wochen bedeutet, »langfristig« impliziert hingegen den verbleibenden Zeitraum von vier bis sechs Wochen.

Selbstverständlich hat die Einordnung von Anschaffungen in den kurz- oder langfristigen Zeitraum etwas mit Prioritäten zu tun. Stellen Sie sich daher bei jeder geplanten Ausgabe drei Fragen, um Ihre Prioritäten festzulegen:

|26|

Abbildung 1: Geplante Anschaffungen

→ Check-up

Was muss jetzt sein?

Was wäre zwar schön, kann aber noch warten?

Was ist »Luxus« und muss deshalb gut geplant und »durchfinanziert« sein?

Bei dem genannten Beispiel könnte dieses Abwägen folgendermaßen aussehen:

Die Anschaffung von neuen Schuhen, die fürs Büro benötigt werden, ist wirklich überfällig und bei Besuch eines guten Discounters vergleichsweise preisgünstig. Neue Schuhe haben deshalb oberste Priorität und sollten möglichst bald gekauft werden. Die Zimmerpflanze zählt wohl kaum zu den wirklich dringenden Fällen, Bücher und CD hingegen sind in unserem Beispiel ein dringender Wunsch. Die neue Jeans dürfte nicht billig zu haben sein und etwa 80 Euro kosten; auch sie gehört in die Gruppe »langfristige Ziele« und zählt nicht zur obersten Priorität (siehe Abbildung 1).

Das System des Zeitstrahls können Sie natürlich ganz nach Ihren |27|individuellen Bedürfnissen ausbauen und auf einen längeren Zeitraum übertragen. Denken Sie zum Beispiel an Ihren Jahresurlaub und die hierfür erforderlichen finanziellen Mittel. Wichtig ist jedoch zu diesem Zeitpunkt, dass Sie sich überhaupt einmal über wirklich wichtige Wünsche klar geworden sind –, denn das ist die Basis für alle weiteren Schritte auf dem Weg zu mehr Geld in sechs Wochen.

Erstellen Sie jetzt Ihren persönlichen Zeitstrahl nach Ihren eigenen Konsumwünschen. Als Anregung hierzu dient Abbildung 2.

Abbildung 2: Persönlicher Zeitstrahl

|28|Schritt 2: Führen Sie einen Kassensturz durch

»Wer seine Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten«, lautet ein Sprichwort, das auch im Zusammenhang mit Ihrer finanziellen Situation gilt. Nicht nur der aktuelle Kontostand, sondern auch die Entwicklung Ihres monatlichen Einkommens sowie Ihre Verpflichtungen und Verbindlichkeiten, Ihr Guthaben, Ihr Vermögen und Ihre Außenstände – all dies hat eine Vergangenheit. Sie wird ebenso von Ihrer ganz persönlichen Einstellung zum Umgang mit Geld wie von Ihrem beruflichen Erfolg, gemessen in Cent und Euro, beeinflusst und gesteuert.

Um die Zukunft finanziell vernünftig gestalten zu können, müssen Sie Ihre Vergangenheit möglichst präzise analysieren. Sie benötigen deshalb einen detaillierten Kassensturz. Dazu sollten Sie folgende Fragen beantworten:

Wie hoch ist die Summe der monatlichen Einnahmen?

Welche Einzelpositionen bilden die Gesamtsumme der monatlichen Einnahmen?

Wie hoch sind Ihre monatlichen Fixkosten?

Welche Einzelpositionen bilden die Gesamtsumme der monatlichen Fixkosten?

In welche Hauptgruppen lassen sich die Einzelausgaben strukturiert zusammenfassen?

Was bleibt unter dem Strich übrig?

|29|Zur Beantwortung dieser Fragen genügt es nicht, nur die Kontoauszüge zu kontrollieren und die von Ihnen bezahlten Rechnungen und Daueraufträge mit den jeweils abgebuchten Summen zu überprüfen. Hat hier alles seine Richtigkeit, haben Sie lediglich die Gewähr, dass Ihnen nicht mehr abgezogen worden ist, als in Rechnung gestellt wurde. Die Überprüfung Ihres Girokontos verschafft Ihnen lediglich die Erkenntnis, wie Sie augenblicklich finanziell dastehen.

Mit einem Kassensturz soll jedoch nicht nur eine Momentaufnahme der finanziellen Lage entstehen, sondern auch die Voraussetzung dafür geschaffen werden, möglichst präzise Aussagen zur kurz-, mittel- und langfristigen Entwicklung der Situation zu treffen. Sie benötigen also Angaben zum augenblicklichen Status – und darüber hinaus zu seiner Vorgeschichte, um zur Dynamik der finanziellen Entwicklung etwas aussagen zu können. Dazu müssen Sie die wesentlichen Einflussfaktoren bestimmen. Nur so lassen sich Prognosen treffen wie zum Beispiel »Wenn ich so und so viel für dieses oder jenes monatlich ausgebe, entwickelt sich mein Kontostand unter der Voraussetzung eines gleichbleibenden Monatseinkommens und eines Kostenapparates in der und der Höhe wie folgt ...« Und erst dann können Sie planen und vernünftig budgetieren!

Ein Budget ist ein finanzieller Betrag, mit dem der Unterhalt und/oder die Bedürfnisse für einen festgelegten Zeitraum bestritten und befriedigt werden können. Ein Budget wird in der Form und nach den Maßgaben eines Haushaltsplans festgeschrieben. Das bedeutet, dass alle Einnahmen und Ausgaben einzeln ermittelt, gemeinsam aufgelistet und einander gegenübergestellt werden.

Sinn und Zweck eines Budgetplans ist es, alle finanziellen Bewegungen übersichtlich, systematisch und vollständig zu erfassen. Nur so können Sie exakt kalkulieren. Die Grundregeln eines solchen Etatplans lauten: Klarheit und Wahrheit. Klarheit wiederum heißt, dass alle Einnahmen und Ausgaben nachvollziehbar und systematisch den entsprechenden Positionen zugeordnet |30|