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Dieses E-Book entspricht 184 Taschenbuchseiten ... Roy ist etwas schüchtern. Doch auf seiner Abschlussfeier erlebt er das erste Mal Sex mit Janina, seiner großen Liebe, und ist total überdreht. Da passiert es: Auf der Heimfahrt hat er einen schweren Autounfall und muss in ein künstliches Koma versetzt werden. Wird Janina dennoch treu zu ihm halten? Und passieren all die heißen, erotischen Erlebnisse tatsächlich oder sind sie nur wilde Fantasie? Was ist Realität, was Traum? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Impressum:
Mein erstes Mal | Erotischer Roman
von Freja Lind
Freja Lind studierte in Süddeutschland Volkswirtschaft. Dann zog sie mit ihrer Familie in den Norden und arbeitete in verschiedenen Firmen der Region.Schon während des Studiums versuchte sie sich an Gedichten und Theaterstücken und nahm dieses Hobby später wieder auf – nun in Form von erotischen Geschichten.Keine High Society, keine karibischen Strände, keine Traumgestalten. Freja Lind schreibt aus dem echten Leben, wobei sie auch vor ernsten Problemen nicht zurückschreckt. Aber gerade hier ist Liebe und jede Menge Erotik zu entdecken.
Lektorat: Ulrike Maria Berlik
Originalausgabe
© 2023 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © ivanovdenis43 @ 123RF.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783756107018
www.blue-panther-books.de
Kapitel 1
»Ja, Mama, ich pass schon auf das Haus auf. Ja, Papa, ich schließe immer gut ab. Nun fahrt los und genießt euer Wochenende.«
Meine Mutter hat immer Angst, dass ich etwas Dummes anstellen könnte. Natürlich gibt es sie, diese Partys bei irgendwelchen Typen, die das elterliche Haus zur Party-Hölle werden lassen, kaum, dass die Eltern mal weg sind. Und es gibt natürlich die Gerüchte über aus dem Ruder gelaufene Treffen, bei denen am Ende die ganze Einrichtung in Schutt und Asche liegt. Und da hätte ich ebenfalls wahnsinnig Schiss vor. Weshalb ich so etwas bestimmt nie bei uns abhalten würde. Außerdem haben wir sehr wachsame Nachbarn, denen entgeht nichts.
Wie gesagt, es sind alles nichts weiter als Gerüchte. Ich selbst habe so etwas noch nie erlebt. In der Regel verlaufen diese Treffen ganz harmlos. Einer lädt ein paar Freunde und Klassenkameraden ein, man hockt zusammen, quatscht miteinander, vielleicht tanzen auch ein paar Leute. Und am Ende wird ordentlich aufgeräumt und alles geht zurück nach Hause. Also nichts Schlimmes.
Warum sollten meine Eltern also Angst haben?
Wir haben bald unser Abitur in der Tasche. Die letzten Prüfungen haben wir hinter uns gebracht, jetzt warten wir auf die Ergebnisse und dann trennen sich unsere Wege. Ich werde auf die Uni gehen. Aber das ist zweitrangig. Meine Eltern haben mir zugesagt, dass ich nach dem Abschluss durch die USA reisen darf. Work and Travel. Mein großer Traum!
Vielleicht haben sie deshalb Angst. Denn in den USA ist es ja üblich, dass die Jugend jede Gelegenheit nutzt, um große Partys zu veranstalten und jede Menge Alkohol zu konsumieren, weil es bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr verboten ist. Und da sie es nicht gewohnt sind, kotzt am Ende jeder in irgendeine Ecke, gibt es Prügeleien und Vergewaltigungen, alles wird kurz und klein geschlagen, und vielleicht treibt am Ende sogar noch eine Leiche im Swimmingpool.
So sieht man es doch immer in amerikanischen Filmen, oder? Vielleicht glauben meine Eltern, weil ich ein Amerika-Fan bin, dass ich diese Sitte bei uns installieren möchte. – Alles Quatsch!
Was meine Eltern allerdings nicht wissen, ist, dass ich tatsächlich noch auf eine Party gehen werde. Die findet nicht in unserem Haus statt, deshalb habe ich nichts davon erzählt. Ich bin bereits ganz aufgeregt!
Nicht, weil ich mit dem Auto meiner Mutter fahren werde – ich bin vor drei Monaten achtzehn geworden und darf nun allein fahren –, auch nicht, weil ich so wahnsinnig gern auf Partys gehe. Nein, ich habe mich verliebt.
Jenny aus dem Biologie-Leistungskurs. Ich habe sie eigentlich erst am Ende des Schuljahres richtig wahrgenommen. Sie gehört zu einer Mädchen-Clique, mit der ich nichts zu tun habe. Die sind mir alle zu doof. Dann musste Jenny allerdings ihr Referat halten, als Chance, sich zu verbessern.
Sportliche Erscheinung, Typ Volleyball; schulterlange, leicht gewellte blonde Haare. Ihre Augen, aus denen sie so unschuldig blickt, als ob sie immer im Schatten von jemandem steht. Weiche Lippen, die jedes ihrer Worte formen, als dürften sie ausschließlich in vollendeter Gestalt ihren Mund verlassen. Ihre Gestik, wohldosiert und elegant.
Ich hatte ausschließlich Augen für sie. Das Beamer-Bild wurde unscharf, so zog mich ihre Erscheinung in den Bann.
Wie konnte es sein, dass ich sie vorher nie bemerkt hatte? Waren ihre Freundinnen so dominant, dass ich sie gleich mit in diese Schublade gesteckt hatte: arrogant, zickig, nix im Kopf?
Nein, diesen Eindruck machte sie auf keinen Fall. Sie hatte ihren Vortrag gut einstudiert, mir fiel jedoch ihre Unsicherheit auf, die sie geschickt zu verbergen gelernt hatte. Ich bildete mir ein, nur ich allein würde es bemerken. Dass es meine feinen Antennen waren, die ich auf sie ausgerichtet hatte. Antennen, die jede Schwingung registrierten, jede noch so leise Regung auffingen. Daraus formte ich mein Bild von ihr, das ganz anders war, als ich bisher dachte. Und wie sie das Wort »Zitronensäurezyklus« aussprach. Zum Niederknien! Ich war wie in Trance.
Nach ihrem Referat nahm ich allen Mut zusammen und sprach sie an. Während der Lehrer und die Mitschüler begeistert waren, wie cool sie ihren Vortrag gehalten hätte, schien sie berührt von meiner Sensibilität, ihre echten Gefühlswallungen wahrgenommen zu haben.
Sie lächelte.
Sie lächelte mich an. Und ich schwebte auf Wolke neun, wie die Amerikaner sagen.
In der Nacht hatte ich einen unruhigen Schlaf. Immer wieder streifte Jenny durch meine Traumbilder. Sie konnte mich nicht einfach schlafen lassen, wollte sich in mein Unterbewusstsein drängen, was ich gern zuließ.
Seitdem unternehmen wir alles zusammen: Stürzen uns von Brücken, tauchen in die tiefsten Wasser, buddeln uns aus Lawinen, flüchten vor Verbrechern, schwimmen durch Schwärme von Haien, rasen mit dem Auto über Abhänge und verwandeln uns in Vögel – egal, wie verrückt die Träume sind, ich erlebe alles mit ihr zusammen.
Nur wenn es intim wird, wache ich auf. Ich wäre gern mit vollem Bewusstsein dabei, allerdings verblasst der Traum immer, wenn ich ihr den BH ausziehen möchte. Vielleicht möchte mich eine höhere Macht davor schützen, unser erstes Mal vorwegzunehmen – um es damit unvergleichbar zu machen. Und so bleibe ich mit meiner Lust allein.
Das ist offenbar mein Schicksal.
Jenny wird ebenfalls da sein. Auf dieser Party. Wir haben uns dort verabredet. Ganz unverfänglich.
Ich überlege, was ich anziehen soll. Ganz normal, wie immer? Oder etwas ausgefallener? Was habe ich da? Außer mich zu duschen und die Haare zu waschen, fällt mir nicht wirklich etwas ein. Das ist schon mal was, versuche ich mich zu trösten. Also wie immer: Jeans und T-Shirt. Ach ja, die Unterhose mit den Dinosauriern darauf tausche ich lieber gegen eine unifarbene. Man weiß ja nie.
Ich hole den Kleinwagen meiner Mutter aus der Garage und schließe sorgfältig das Tor. Mit dem Auto werde ich sicherlich keine Mädels beeindrucken. Das ist bestimmt nicht meine Absicht. Ich will lediglich zu dieser Party – Jenny treffen. Aber wenn ich die Chance bekomme, sie nach Hause zu fahren? Was denkt sie dann? Die Rückbank ist nicht gerade groß. – Was träume ich denn da? Die Fantasie geht mit mir durch. Ich werde keinen Sex mit ihr haben. Jetzt noch nicht. Wir kennen uns doch kaum. Deshalb ja diese Verabredung.
Selbst wenn ich mich in meiner Fantasie gern als großen Helden und Frauenschwarm sehe, in Wirklichkeit habe ich gar keine Erfahrung. Sex kenne ich lediglich aus dem Internet.
Mann, bin ich aufgeregt!
***
Langsam steuere ich das Auto durch die Straßen. Als ob ich absichtlich spät ankommen möchte. Was bremst mich? Habe ich Angst? Wovor? Da sind eine Menge Leute, und ich habe keine Lust auf das Gerede: »Ey guck mal, der Roy mit der Jenny! Die mit Roy? Wer ist dieser Roy eigentlich? Ist mir nie aufgefallen.«
Tja, das ist mein Problem. Ich bin eher der unscheinbare Typ. Einer, der sich durch nichts hervortut. Ich bin nicht übermäßig gut in der Schule, werde im Sport vielleicht als Dritter in die Gruppe gewählt, nie als Erster. Habe auch sonst keine außergewöhnlichen Hobbys, die mich besonders erscheinen lassen. Ich bin normal. Zu normal. Ich gehe in der Masse unter.
Ich biege in die Straße ein, in der Joel wohnt. Cooler Typ. Immer freundlich, nie überheblich. Und er gibt gern. So jetzt sein Haus für diese Feier. Na ja, eigentlich das Haus seiner Eltern. Aber die sind genauso drauf, sind bestimmt extra weggefahren, damit Joel diese Feier in Ruhe durchziehen kann. So viel Vertrauen würde ich mir von meinen Eltern ebenfalls wünschen.
Ich betrete das Haus. Am Eingang dränge ich mich an Mitschülern vorbei, mit denen ich nie viel zu tun hatte. Ein bierseliger Geruch schlägt mir von ihnen entgegen. Ich gehe weiter durch den Flur, um mich nach Jenny umzusehen. – Tom und Lisa streiten sich gerade über irgendeine Kleinigkeit. Wie ein altes Ehepaar. Und tatsächlich kennen sie sich schon ewig. Es wird behauptet, seit der Sandkiste. – Piet sitzt mit einer Bierflasche in der Hand auf dem Sofa und beobachtet alle stumm. Vielleicht hofft er, es werde sich jemand zu ihm setzen. Träum weiter, Alter. – Frank steht inmitten einer Gruppe und gibt aufreibende Erlebnisse zum Besten. Angeber. Obwohl, sein Publikum fühlt sich bestens unterhalten. – Chrissi hat sich mal wieder viel zu aufreizend angezogen. Worauf legt sie es an?
»Hey, Robinson! Na, bist du von deiner Insel runtergekommen?« Fabian, der Blödmann, versucht, sich über mich lustig zu machen. Haha, sehr witzig.
Mein Familienname ist Kruse. Und meine Eltern hatten den genialen Einfall, mich Robinson zu nennen. Dass das dann wie Robinson Crusoe klingt, liegt ja wohl nahe. Gibt es eigentlich Versicherungen gegen falsch gegebene Namen? Nur, wie bewertet man im Schadensfall dieses Erdulden müssen ewig gleicher Sprüche? Das Stigma, das man von klein auf mit sich herumträgt?
Die Abkürzung »Robin« lasse ich ebenfalls nicht gelten, und so habe ich es weitestgehend geschafft, dass mich alle als Roy kennen. Aber wie soll man das in einer Schule durchsetzen, wo die Lehrer allenthalben Namenslisten verlesen, alphabetisch sortiert, mit vollem Namen? Robinson Kruse. Nicht selten huscht dann ein süffisantes Lächeln über die Lippen der Lehrkraft. Irgendjemand in der Klasse fühlt sich dann garantiert animiert, zum wiederholten Male einen Witz darüber zu reißen.
Haha, sehr witzig!
Joel, der Gastgeber, ist gerade in ein Gespräch vertieft. Ich grüße ihn freundlich mit einem Nicken. – Boris und Uwe, die beiden verstehen es, sich mit dummen sexistischen Sprüchen darüber hinwegzutrösten, dass sie nicht auf der Top-Ten-Liste der Mädchen stehen. – Die Clique um Martina diskutiert in der Küche ausgiebig den Klimawandel. Egal ob auf dem Schulhof oder auf einer Party, die kennen kein anderes Thema. – Und da entdecke ich sie endlich.
Die Musik, die Gespräche der anderen verstummen. Ich gehe wie durch Watte. Ich höre, wie ihre Lippen den Rand ihres Weinglases berühren, so fokussiert sind meine Sinne auf sie. Ihr Mund wie in Großaufnahme auf der Kinoleinwand. Dann der Kameraschwenk auf ihre Augen. – Diese Augen!
Die Geräusche drehen wieder auf. Jenny steht lässig an einer Kommode gelehnt. Wo sind ihre Freundinnen? Ah, die bemühen sich etwas abseits um die Aufmerksamkeit von unserem Beau Paul. Gut so.
Ich steuere auf Jenny zu. Sie sieht mich und lächelt mich an.
»Hey, schön, dass du gekommen bist. Wenn auch ziemlich spät.«
Sollte sie tatsächlich sehnsüchtig auf mich gewartet haben? Wahnsinn. Jetzt ärgere ich mich, dass ich so zögerlich hierher gefunden habe.
»Ich konnte nicht so schnell weg, unsere Katze hat sich übergeben. Ich wusste nicht …«
»Katzen übergeben sich ständig. Mal was von Gewöllen gehört?«
Eher nein. Diese Ausrede ist mir gerade so eingefallen. Wir haben gar keine Katze. So ein Mist. Schon die erste Lüge zwischen uns. Bemerkt sie, dass ich leicht erröte? Das Licht ist gedämpft. Eigentlich dürfte das kaum auffallen. Sie scheint allerdings ein besonderes Gespür für meine Unsicherheit zu haben.
»Nicht schlimm, jetzt bist du ja da. Bier? Wein?«
»Ich bin mit dem Auto, ich denke, ich trinke Wasser oder Cola.«
»Aber du willst doch nicht gleich wieder los. Ein Bier?«
Soll ich gleich zu Anfang unserer Beziehung unter Beweis stellen, was für ein Spießer ich bin? Frank, der Angeber, oder Paul, der Schönling, würden nicht lange zögern. Wer cool rüberkommen will, sollte sich einen Shit um Regeln scheren.
»Ja, klar, ein Bier wär’ cool«, tue ich ganz locker, obwohl mir dabei unwohl ist.
Jenny geht zielsicher in die Küche – toller Gang – und kommt mit einer Bierflasche zurück.
»Hier!«
»Danke!«
Wir prosten uns zu und trinken. Ich glaube, sie sieht mich die ganze Zeit an. Warum macht sie das?
Weil sie an dir interessiert ist, du Blödmann, bringe ich mich selbst auf Spur.
»Na, deine Freundinnen haben ihre Beute ins Visier genommen, was?«
So ein blöder Spruch, der mir da entweicht. Damit lenke ich ihre Aufmerksamkeit doch nur auf den schönen Paul.
Sie antwortet jedoch ganz cool: »Ich doch auch!«, und sieht mich durchdringend an.
Jetzt werde ich wirklich rot. Sie streicht mir zärtlich über die Wange und lächelt mich an. Sie erzählt mir, dass sie ihre Clique schon so lange kennt, dass sie sich da nicht einfach herausziehen könne. Aber die Pubertät hätte die anderen so verändert. Eigentlich fühle sie sich zwischen diesen Bitches bereits seit Längerem nicht mehr wohl. Allerdings gäbe es eben vieles, was sie verbindet. Ja, arrogant und zickig seien sie. Und das Äußere sei ihnen extrem wichtig. Wenn sie zusammen losgehen, stehe sie meist daneben und frage sich, was sie da eigentlich macht. Die anderen interessieren sich für Typen, die sie zum Abgewöhnen findet, und überhaupt, sie habe sich sehr darüber gefreut, wie ich sie nach dem Referat angesprochen hätte.
Ich war wirklich mutig. Und mein Mut hat sich ausgezahlt. Denn jetzt stehe ich hier mit ihr zusammen. Ich gewinne meine Courage wieder und lächele zurück.
Andere Gäste gehen an uns vorbei. Keiner spricht uns an. Sehen die uns überhaupt? Hey, ich stehe hier mit der superattraktiven Jenny zusammen und sie flirtet mit mir! Das muss doch einer mitbekommen. Vielleicht reagiert einer eifersüchtig und fängt eine Schlägerei an. Ich werde als Held daraus hervorgehen und meine Angebetete stolz aus der Gefahrenzone geleiten.
Doch so etwas passiert nicht. Ich sag ja, ich gehe in der Masse unter. Und Jenny scheint es genauso zu ergehen. Immer im Schatten ihrer Mädels-Clique.
»Warum bist du mit dem Auto gekommen? So weit wohnst du doch gar nicht weg.«
Sie weiß, wo ich wohne, cool. Aber die Frage ist natürlich berechtigt. Zudem ich mich dadurch mit dem Trinken zurückhalten sollte.
»Na ja, meine Eltern sind dieses Wochenende verreist. Meine Mutter hat mir ihr Auto überlassen. Und«, gebe ich ein wenig kleinlaut zu, »ich dachte, es wäre cool, wenn ich mit dem Auto vorfahre.«
»Mit dem Kleinwagen.«
Zielsicher stellt sie diesen Fakt dar. Was soll daran cool sein, mit einem Kleinwagen vorzufahren?
»Ich finde es süß«, schiebt sie hinterher. »Du bist nicht so der Typ Angeber.«
Ja, da hat sie recht. Das bin ich ganz und gar nicht. Womit soll ich auch angeben? Mir wird ganz warm in der Magengegend: Sie findet es süß!
»Komm!«
Wie, was? Ehe ich nachfragen kann, nimmt sie meine Hand und zieht mich durch den Raum. Wir gehen die Treppe hoch ins Obergeschoss. Was wollen wir da? Da sind doch normalerweise die Schlafzimmer.
Sie späht durch eine Tür. Öffnet sie, sodass wir hineinschlüpfen können – und schließt sie leise hinter uns. Es ist dunkel, nur eine Straßenlaterne wirft fahles Licht durch den Raum. Ehe ich mich umsehen kann, liegen ihre feuchten Lippen auf den meinen und küssen mich. Mich!
Wahnsinn! Ich werde geküsst. Und es fühlt sich gut an. Megagut!
Ich höre noch, wie sich ein Schlüssel im Schloss dreht, dann werde ich auch schon auf das Bett geschmissen. Ihr weicher Körper ist über mir. Ihre Brust drückt gegen meine. Ihre Hüften drängen gegen meine. – Mein Traum. Das ist doch mein Traum! – Ich mit ihr allein auf einem Bett. Wir küssen uns. Wir streicheln uns. Wir werden intim. Ich ziehe ihr den Pullover über den Kopf. Sie den meinen. Die Hosen halb geöffnet, knien wir voreinander. Der BH. Ich muss den BH öffnen. Wird der Traum gleich vorbei sein? Ich greife um ihren schlanken Körper, finde den Verschluss, verstehe nicht gleich, wie das Ding aufgehen soll, schaffe es doch – und? Wache ich jetzt wieder auf?
Ihr BH löst sich. Sie zieht die Schultern vor, damit die Träger leichter abrutschen. Der BH fällt und ich blicke im Halbdunkel auf die schönsten Brüste, die ich mir nicht zu träumen gewagt hätte. Jede meiner Fantasien wäre ihnen nicht gerecht geworden.
Schicksal, ich danke dir!
Zögernd strecke ich meine Hände danach aus. Voll gespannter Erwartung umfassen meine Hände ihren Busen. Gleichzeitig langt ihre Hand in meine Hose. Die Berührung meiner Eichel lässt mich zusammenzucken. Noch nie hat mich ein Mädchen dort angefasst. Allerdings zwängt sich mein Penis bereits aus der Hose und schreit geradezu nach Aufmerksamkeit. Ihre Hand wandert tiefer, umfasst meinen Schaft. Ich beuge mich vor und umschließe ihre Brüste mit meinen Lippen.
Und dann haben wir es beide eilig. Fast gleichzeitig ziehen wir uns unsere Hosen aus und schmeißen uns eng umschlungen erneut auf das Bett. Mal liege ich oben, mal sie. Wir ergründen unsere Körper. Kennen keine Scham. Als ob wir das bereits öfters getan hätten. Ist es für sie auch das erste Mal, so erfahren, wie sie wirkt? Egal. Ich sollte mir darüber jetzt keine Gedanken machen.
Ihre Hände wissen, wie sie mich anfassen müssen! Sie muss es schon mal gemacht haben. – Ehe ich darüber näher nachdenken kann, sitzt sie über mir und führt meinen Penis in ihre feuchte Spalte. Ich bin so gespannt, wie sich das anfühlen wird, dass ich das Atmen vergesse. – Ich – bin – vollkommen – im Bann – dieses – neuen Gefühls! – Unglaublich!
Sie bewegt sich langsam vor und zurück, hoch und runter, massiert meinen Stab mit ihrer Beckenbodenmuskulatur. Über mir schwingen ihre herrlichen Brüste. Sie stützt sich auf meine Brust. Ihre Bewegungen werden schneller. Ihre Augen sind geschlossen, ihre Nase gibt schnaufende Geräusche von sich, ihre Zunge leckt sich über die Lippen. Wenn das so weitergeht, kann ich mich nicht mehr lange zurückhalten. Konzentriere dich! Du willst das doch noch länger hier genießen.
Als würde sie meine Gedanken hören, lässt sie von mir ab und schmeißt sich erschöpft neben mich. »Komm über mich«, flüstert sie. Ich folge ihren Anweisungen wie in Trance.
So im Liegen bekommt ihr Körper noch einmal eine andere Gestalt, nicht minder schön. Ihre festen Brüste fallen nur leicht nach außen und als sie ihre Arme nach oben streckt, strecken sich ihre Brüste mit. Welch Schauspiel. Ich beuge mich hinunter und lutsche an ihren Warzen, die sich lustvoll unter meiner Berührung kräuseln. Ich wandere mit den Lippen hinunter zu ihrem Bauch. Ihre Hände fassen mein Haar und drücken meinen Kopf tiefer. Meine Lippen streifen ihr blondes Schamhaar und bald tasten sie die weichen Schamlippen.
Wie gut, dass ich interessiert Pornos studiert habe. Ich weiß, was sie von mir verlangt. Ob ich das kann? Ich schmecke ihre Feuchtigkeit. Meine Zunge massiert ihre Lippen. Gefühlvoll versuche ich, die Gegend zu erkunden. Gibt es dort nicht den Kitzler?
Sie scheint von gefühlvoll nichts zu halten. Sie zuckt ekstatisch mit dem Becken, drückt mit den Händen meinen Kopf fester zwischen ihre Beine. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mit der Zunge den Weg in ihre Vagina zu finden. Ihr Körper signalisiert mir, dass ich es richtig mache. Er reagiert mit Zittern, Krampfen und Hecheln. Ihre Atmung geht immer schneller. Sollte das ihren Orgasmus ankündigen? Möchte sie lieber so kommen? Nicht mit meinem Schwanz in ihrer Möse?
Ich bearbeite sie weiter oral. Ihr Stöhnen wird lauter und schneller. Ihr Körper verkrampft sich, ihre Hände krallen sich in meine Haare, ihr Atem steht still – um sich dann mit einem lauten Stöhnen zurückzumelden.
»Oooha, ja, das – ist – fantastisch!«
Ich bin so aufgegeilt, dass ich mich nicht zurückhalten kann. Ich springe auf, knie mich neben sie, betrachte erregt ihren Körper und wichse mich zum Höhepunkt. Sie umfasst ihre Brüste und ihr scheint es nichts auszumachen, dass ich mein Sperma über ihren Körper spritze. Sie lächelt mich sogar an!
***
Wir mischen uns wieder unter das Partyvolk. Frank, der Angeber, kommt auf uns zugesteuert. Auf uns?
Eher auf Jenny. Was will der?
»Hey, Jenny, na, wie gehts? Hab dich von dahinten beobachtet.«
Wenn zwei sich unterhalten, muss er sich stets dazwischen drängen. Quasi, um seinen Marktwert zu testen. Wird er es schaffen, die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken?
Warum jetzt? Vorher hat er uns auch nicht bemerkt.
Tina aus dem Deutschkurs schleicht an uns vorbei. Fast unmerklich streift sie mit ihrer Hand über meinen Po, als wäre es aus Versehen passiert. Sie blickt sich noch einmal um und lächelt mir verstohlen zu.
Was geht hier vor?
Dünsten wir geheimnisvolle Pheromone aus, die uns urplötzlich sichtbar werden lassen? Nimmt der Mensch viel mehr über seine Nase wahr, als er gemeinhin denkt?
»Hey, Frank, siehst du nicht, dass ich mich gerade mit Jenny unterhalte?« Dabei blicke ich ihm fest in die Augen. Wenn er schon unsere sexuellen Duftstoffe riechen kann, dann wird er wahrnehmen, dass ich wie ein Alphamännchen stinke, das ausschließlich darauf wartet, seine Fangzähne in seinen Hals zu rammen.
»Ist ja gut, Alter. Hey, immer cool bleiben. Viel Spaß euch noch.« Und damit zieht er ab.
Unglaublich. Er geht. Das habe ich noch nie erlebt. In der Regel stehe ich irgendwann am Rand, weggedrängt, abgehängt, bis ich mich wegschleiche und keiner es bemerkt. Dies hier ist anders.
Jenny sieht mich erstaunt an. Und verliebt. Es ist ein Wahnsinn, was hier gerade mit uns passiert: unser erster Sex. Diese plötzliche Präsenz. Dieser Respekt. Und dann die große Liebe, die mir gegenübersteht.
»Ich weiß nicht, was hier gerade passiert, aber ich empfinde es als unheimlich.«
Erstaunt fragende Blicke treffen mich. Gleichzeitig lächelt mich ihr Innerstes glücklich an. Meine Antennen sondieren ihre Schwingungen, registrieren eine aufgewühlte Gefühlswelt. Und damit schwingen wir auf der gleichen Wellenlänge.
»Sollen wir hier verschwinden?«, frage ich rhetorisch. Denn mir ist klar, dass sie das Gleiche denkt: Was sollen wir hier noch! Wir brauchen die anderen nicht. Wir haben uns!
***
Lachend, neckend, albernd erreichen wir mein Auto. Wir steigen ein und fahren eine Weile durch die Gegend. Dann halte ich auf dem Parkplatz der Schule, auf dem sich zu dieser Zeit niemand sonst befindet.
Wir sehen uns an, unsere Köpfe nähern sich, unsere Münder finden sich, die Lippen öffnen sich und lassen die Zungen passieren. Nach kurzer Zeit sind die Scheiben vom Dampf unserer erhitzten Körper beschlagen. Ich will ein Fenster öffnen.
»Nein, lass nur, dann kann uns auch keiner sehen.« Ihre Hand reibt sich an meinem Schritt. Jegliche Zurückhaltung zwischen uns wäre geheuchelt. Wir wissen beide, was wir füreinander empfinden. Und was wir voneinander wollen. Nicht die eigene sexuelle Befriedigung, sondern die Befriedigung des anderen. Und so lasse ich sie gewähren. Gestatte ihr bereitwillig, dass sie erst den Knopf, dann den Reißverschluss meiner Hose öffnet. Nehme es gern hin, dass sie meinen prallen Schwanz hervorholt. Ertrage es voll gespannter Erregung, dass sie sich zu mir beugt, ihren Kopf in meinem Schoß versenkt und ihn mit dem Mund bearbeitet.
Ich stelle die Rückenlehne zurück und genieße ihr Liebesspiel.
Hatte sie wirklich noch keinen Sex vorher? Sie macht einen so erfahrenen Eindruck. Über mich hat sie sich allerdings auch nicht beschwert. Vielleicht guckt sie genauso gern Pornos wie ich.
Auch wenn die Eltern Angst haben, dass uns der Konsum im Netz schaden könnte. Hier zeigt sich, wie unglaublich gut das Lehrmaterial ist. Und dass Pornos nichts mit Liebe zu tun haben, ist uns klar. Aber wenn die Liebe kommt, dann weiß man, was zu tun ist, das kann doch nicht schlecht sein.
Nach ein paar Minuten trieft das Wasser bereits von den Scheiben!
***
Wortlos richten wir unsere Kleidung. Stummes Einverständnis zwischen uns. Ich starte den Motor und fahre sie nach Hause. Ich halte vor ihrer Haustür. Wir küssen uns noch einmal ausgiebig. Es fallen Sätze, wie »Ich liebe dich!«, dann steigt sie aus. Ich sehe ihr hinterher, dieser sportlichen Figur, diesen schulterlangen, leicht gewellten blonden Haaren. Diese Hüften. Diese Taille. Dieser Gang. Ich bin schon wieder scharf! Nachdem sie sich noch einmal umgedreht hat, um danach hinter der sich schließenden Tür zu verschwinden, starte ich den Motor und setze zum Heimweg an.
Vor mir wird die Nacht von den Scheinwerfern verdrängt, dunkel fließt sie an den Seitenfenstern vorbei. Ich fahre wie in einem Boot durch das nächtliche Meer. Einerseits einsam, weil sie gerade von Bord gegangen ist, andererseits bin ich von Mut und Kraft erfüllt, durch dieses Meer zu kreuzen. Durch dieses Meer aus Emotionen: Ich fahre Auto. Ich habe Sex. Ich bin kein Junge mehr. Ich bin ein Mann!
Bilder von ihr schwappen mir ins Gesichtsfeld. Bilder von ihr und dem Erlebten. Dem Erlebten mit ihr. Wunderschöne Bilder. Erregende Bilder.
Ich fahre weiter durch das Dunkel der Nacht. Ich muss in Bewegung bleiben, kann noch nicht nach Hause. Mein ganzes Leben hat sich gewandelt. Alles hat sich gerade verwandelt. Da kann ich nicht einfach in mein Kinderzimmer zurück. Ich fahre über die Alleestraße in den Nachbarort.
Was Jenny wohl macht, seit sie in ihrem Haus verschwunden ist? Sicherlich wird sie unter die Dusche gehen. Frauen machen so etwas. Klar, hätte ich auch nötig. Andererseits möchte ich die Erlebnisse nicht einfach abwaschen.
Im Badezimmer verströmen Kerzen eine romantische Grundstimmung. Ich stelle mir vor, wie sie in diesem Käfig aus Glas steht. Sie hat das Wasser abgedreht und seift ihren Körper ein. Aber es geht nur vordergründig um den Akt der Körperpflege. Es geht darum, sich noch einmal der Empfindung bewusst zu werden, die fremde Hände auf ihrem Körper ausgelöst haben. Andächtig zeichnet sie alle Körperstellen nach, die ich zuvor berührt habe. Dann umfasst eine Hand die Brust, die andere ruht zwischen ihren Beinen. Sie schließt die Augen und lässt unser Beisammensein Revue passieren.
Die Dunkelheit rauscht an mir vorbei. Der Mond flackert durch die vorbeieilenden Bäume.
Ich träume mich gleichfalls an ihren Ort. Ich stehe außerhalb der Kabine und darf ihrem Spiel zusehen. Meine Augen ergötzen sich an ihrem Körper, dessen Haut so samtig warm im Kerzenlicht schimmert. Als sie meine Anwesenheit registriert, ist sie keineswegs erschrocken über diesen Gast. Sie lächelt mich an und lässt ihre Finger in ihre Spalte gleiten. Ein seliger Ausdruck umspielt ihr Gesicht. Ich darf ihr zusehen, wie sie sich selbst befriedigt. Ein sehr intimer Moment.
Im Scheinwerferkegel sehe ich einen Igel am Straßenrand verschwinden. Ich verliere kurz den Faden zu meinem Traum. Glücklicherweise setzt die Fantasie gleich wieder ein. Jenny erscheint aufs Neue. Immer noch schön. Immer noch geil.
Ich kann mich ebenfalls nicht zurückhalten. Und so stehen wir jeder für sich allein, getrennt durch eine gläserne Duschwand, und wichsen uns zum nächsten Orgasmus. Getrennt und doch vereint!
Wir kommen gemeinsam.
Sehen uns dabei in die Augen.
Das Kerzenlicht flackert.
Wir lieben uns!
Das Kerzenlicht wird heller.
Wir werden uns nie trennen!
Das Licht geht an!
Jenny!!
Ich knalle gegen die Duschwand!
Glas springt!
Splitter fliegen!
Das ganze Bad stürzt ein!
Ganze Wände begraben mich!
Schmerzen breiten sich rasant aus!
Und erlöschen.
Die Dunkelheit der Nacht hat mich wieder.
***
Funken blauen Lichts.
Dumpfes Stimmengewirr.
Knarzender Krach.
Helikoptergedröhn.
Helles Stimmengewirr.
Ich schwebe.
Ich blicke auf eine schreckliche Szenerie: Ein Auto hat sich um einen Baum gewickelt. Blechteile liegen zerrissen im Feld und auf der Straße. Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen. Ein Helikopter landet auf dem Feld. Feuerwehrleute trennen die Holme vom Autodach auf. Sie ziehen einen Körper aus dem Wrack. Legen ihn auf eine Bahre. Mediziner kümmern sich. Tragen ihn zum Heli, dessen Rotorblätter die ganze Zeit weiterdrehen.
Wird hier ein Film gedreht? Wer sind die Schauspieler? Wo stehen die Kameraleute?
Der Helikopter hebt ab und das Bild verschwindet.
Kapitel 2
Ich sitze wieder in einem Auto. Chevrolet, amerikanisches Kennzeichen. Diesmal kein Kleinwagen. Nein, ein richtiger amerikanischer Pick-up. Laut, hoher Verbrauch, doch innen sehr geräumig. Ohnehin das Wichtigste: die Klimaanlage.
Ein Chevy C10 Silverado aus den Achtzigerjahren, überholt und sicher, wie mir der Autoverleiher freundlich versicherte. Der Achtzylinder hat einen Hubraum von fast sechs Litern und Automatikgetriebe. Das macht das Fahren sehr angenehm. Man muss sich um nicht viel kümmern. Der Motor blubbert so dahin, der Tempomat gibt einem auf leeren Straßen alle Freiheiten. Die Amerikaner haben schon immer Sinn für das Praktische gehabt. Während sich die deutschen Autobauer mit PS und Beschleunigung beschäftigten, haben die Amerikaner lieber viel Platz im Auto geschaffen. Mein Zelt liegt hinten auf der Pritsche und bei trockenem Wetter schlafe ich schon mal auf der Ladefläche, den Sternenhimmel über mir. Aber die durchgängige Sitzbank, die Fahrer und Beifahrersitz für deutsche Autos so untypisch verbindet, lässt sich wunderbar als Schlafcouch nutzen.
Geschwindigkeit spielt ohnehin keine Rolle, da es überall Beschränkungen gibt. Hier in Arizona ist die Höchstgeschwindigkeit meist auf fünfundsiebzig Meilen pro Stunde begrenzt. Das entspricht ungefähr hundertzwanzig Kilometer pro Stunde in Europa. In vielen anderen Staaten darf man nur siebzig oder fünfundsechzig fahren. Und in Arizona muss man besonders aufpassen. Viele Straßen haben ein Tempolimit von gerade mal fünfundfünfzig Meilen pro Stunde.
So ist es mir schon passiert, dass ich das Schild übersehen habe. Jedenfalls fuhr die Polizei hinter mir. Wo die auch immer herkam. Außer Steppe war nichts zu sehen.