Mein Freund Erich Fromm - Heinz Duthel - E-Book

Mein Freund Erich Fromm E-Book

Heinz Duthel

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Beschreibung

Dann ist es gewöhnlich schon zu spät. Aber wenigstens in dem Märchen von Des Kaisers Kleidern ja doch, der Kaiser da. Die einzige Frage ist und man glaubt, er habe Kleider an. Aber heute? Heute ist der Mensch wirklich nur, insofern er irgendwo draußen steht. Er ist konstruiert, wie ich sagte, die Dinge durch das Eigentum, durch seine soziale Rolle, im weitesten Sinne gesehen. Was man nennen kann, seine Persona aber eher als lebendiger Mensch ist? Nicht wirklich. Ich glaube, man kann nicht sagen, ich komme damit auf etwas zurück, was ich am Anfang gesagt habe dass das Dramatisch und Grauenhaftes das Symbol dessen, was man als Entfremdung definieren kann, die Atomwaffen sind. Sie sind das Werk des Menschen. Sie sind tatsächlich ein Ausdruck seiner Größe. Eine seiner größten intellektuellen Leistungen. Doch diese Waffen beherrschen uns und es ist schon sehr fraglich geworden, ob wir. Wir lebendige Menschen, die leben wollen werden wir werden zu ohnmächtigen, aber scheinbar omnipotenten Menschen. Wir glauben zu Herzen und wir werden beherrscht. Aber von wem? Nicht von einem Tyrannen. Von den Dingen. Von den Umständen. Wir sind Menschen geworden, ohne Willen und ohne Ziel, schwätzen vom Fortschritt und von der Zukunft in Wirklichkeit. Keiner weiß, wohin er geht, weil er keine bestimmt. Im 19. Jahrhundert konnte man sagen Gott ist tot. Im 20. Jahrhundert muss man sagen Der Mensch ist tot. Und vielleicht, wenn man die Wendung so fassen kann, könnte man sagen Der Mensch ist tot, es lebe die Sache, der Mensch ist tot, es lebe sein Produkt. Wir organisieren und organisieren selbst zum Zweck. Ob das Goldzähne und Häre von ermordeten Menschen sind oder ob das Leben von Eisen oder Tonnen von Kohle alles ganz gleichgültig. Und ich kann gut verstehen, dass, wenn er sie verteidigt, gar nicht so unrecht hat, wenn er darauf hinweist. Ich bin ja nur ein Bürokrat, ich muss ja in Wirklichkeit nur regulieren, Fahrpläne ausarbeiten. Ich glaube, in uns allen heute steckt ein Stück Eichmann. Eichmann gar nicht so verschieden von den Überlegungen, die die Strategen heute anstellen. Die Bedingung ist gegeben in der Tatsache, dass zum ersten Mal die Idee einer einheitlichen Menschheit ist, zu einer Realität geworden. In der Tatsache, dass der Mensch in sehr kurzer Zeit den größeren Teil seiner Kräfte nicht mehr darauf verwenden werden muss, verwenden, sich als Tiere zu ernähren, sondern die Entfaltung seiner Kräfte als Selbstzweck ansehen kann und verwirklichen kann. Das Ziel wird die Entwicklung des schöpferischen, liebenden und vernünftigen Menschen. Und da diesem Ziel alles andere als Mittel untergeordnet wird?

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Mein Freund Erich Fromm

Heinz Duthel Vorwort unsere Lehre:

Die aus ihrem Garten vertriebenen Eva und Adam wurden seither zum Inbild der Condition humaine. Der neuzeitliche Mensch ist das entwurzelte Wesen, er ist das vertriebene Tier und erlangt überdies schmerzhaft ein Bewusstsein seiner Daseinsbedingung.

Das Paradies war vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei. Jeden Tag in munterer Zweisamkeit unter schönen Bäumen mit ihren fröhlich glänzenden Früchten: Das klingt noch nicht einmal in der Theorie restlos verführerisch, in der Praxis muss es zwar noch nicht die Hölle, aber immerhin auf Dauer etwas öde gewesen sein.

Wer weiß: Adam und Eva waren sich mitunter überdrüssig. Viel Auslauf gab es in ihrem Garten wohl auch nicht. Und worüber hätten sie schon reden sollen, Tag für Tag, von Sonnenaufgang bis zum Abend. Auch ihre Nacktheit wird sie vielleicht nicht unentwegt gelockt haben. Man stellt sich das Leben im Paradies etwas langweilig vor, so ganz ohne Freunde und Facebook.

Da musste die Schlange wie das willkommene Dritte erscheinen. Endlich einmal etwas Abwechslung im Gleichmaß der Stunden und Tage. Endlich einmal wurde das Leben gefährlich und galt es, etwas zu wagen und aufs Spiel zu setzen. Ahnten Adam und Eva, was ihnen bevorstand? Wie auch! Sie konnten nicht wissen, was es bedeuten würde, aus dem Paradies vertrieben zu werden.

Ach, man möchte sich vorstellen, Adam und Eva seien erleichtert gewesen, als sie endlich verjagt wurden aus ihrem Gefängnis der ewigen Friedfertigkeit und Langeweile. Denn sie hatten mangels Vergleich keinen Begriff davon, was ihnen da gerade abhandenkam. Sie sahen nur den Gewinn an Freiheit, an Erkenntnis, und auch die Mühsal nahmen sie hoffentlich dankbar hin nach dem langen Dolcefarniente.

Erst Eva und Adams Nachkommen begannen Verlust und Gewinn gegeneinander aufzurechnen, aber in Unkenntnis wiederum des Verlorenen. Denn dieses musste erst einmal in Vergessenheit geraten und noch einmal neu erfunden werden. Das Alte Testament rief es in Erinnerung, und die Maler aller Zeiten machten daraus eines ihrer liebsten Sujets. Erst jetzt erwachte die wilde Sehnsucht nach dem einstigen schönen Leben. Und sie wurde umso drängender, je bedrückender das Dasein empfunden wurde.

ANFANG:

Wenn man in diesem Jahr wurde über das Thema Der moderne Mensch und seine Zukunft spricht, kann man nicht umhin, diesen Vortrag mit einer Bemerkung einzuleiten, nämlich dass die Frage, die wir uns heute gestellt wird, vielleicht gar nicht nur ist, was die Zukunft des Menschen ist, sondern ob der Mensch überhaupt eine Zukunft hat. Nicht nur der Mensch mit seiner modernen Zivilisation, ja angesichts der immer wachsenden Zerstörungskraft der Atom Mensch als Lebewesen auf dieser Erde überhaupt. Dass man eine solche Frage stellen muss, ist vielleicht das ist das erste Mal oder ziemlich sicher das erste Mal in der Geschichte des Menschen.

Der Fall. Ich glaube, man kann sagen, dass die Atombombe das schwerste Krankheitssymptom der modernen Gesellschaft ist. Und ich werde im Laufe dieser Vorlesung zu zeigen versuchen, in welchem Sinn das gemeint ist. Nun ein Wort noch zur Formulierung des Themas des modernen Menschen, seine Zukunft. Was meinen wir mit dem modernen Menschen? Man kann darunter zwei Dinge verstehen Entweder der Mensch von heute, alle Menschen im 20. Jahrhundert, oder man kann darunter etwas Spezielles verstehen, nämlich der moderne Mensch, der Mensch in den westlichen Industrieländern. Im Gegensatz zum Menschen in Asien, in Afrika und in den industrialisierten Teilen der Welt.