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Wie Katzen mich lehrten, das Leben zu fühlen. Aber auch, was nach "Mein Krebs heißt Leben passiert ist". Das Leben verändert sich oft gegen unseren Willen, aber es liegt an und in uns, wie wir damit umgehen. Kater Schoko kommentiert meine Geschichten rund um unseren Katzen-Alltag.
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Seitenzahl: 140
Jess mit Schoko Doenges
Mein Katzenleben
Jess mit Schoko Doenges
Mein Katzenleben
Impressum
Text: © 2022 Copyright by Jess Doenges
Umschlag:© 2022 Copyright by Jess Doenges
Verantwortlich
für den Inhalt: Jess Doenges
Druck:neobooks – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Mein Katzenleben
Wie Katzen mich lehrten, das Leben zu fühlen, aber auch, was nach „Mein Krebs heisst Leben“ passiert ist.
Nicht nur für Katzenfreunde. (Aber es hilft!)
Ein bisschen Wahrheit, eine Prise Fiktion, aber ganz viel Lebensfreude.
Inhalt
Schoko
Jess - Erster Sommer mit zwei Jungs: „und Schoko beginnt mit mir zu sprechen und hier zu leben, als sei er schon Jahre da“
Schoko
Jess - Annäherung
Schoko
Jess - Schoko ist krank
Jess - Caramelli kann schnurren
Jess - Man sollte seinen Kindern viel mehr vorlesen
Schoko
Jess - Zuhause ist, wo Muddi ist
Schoko
Jess - Katzen haben Personal, singendes Personal
Schoko
Jess - Ich bin Mitbewohnerin meiner Katzen
Schoko
Jess - Neues Leben
Jess - Abschied
Schoko
Jess - Das Leben geht weiter, aber anders
Schoko
Jess - Zeit heilt nichts - aber sie macht klug
Schoko
Jess - Und noch einmal neues Leben
Jess - Sokoke
Schoko
Jess - Das Lebensgeschenk
Jess – Glück gehabt!
Schoko
Jess – was ist Langeweile?!
Schoko
Jess - Schließen sich Türen, öffnen sich Tore. Egal, wie traurig ich bin, diese leise Gewissheit, dass alles gut wird, dass Menschen zwar gehen, aber als liebevolle Erinnerung in meinem Herzen bleiben und neue hinzukommen, macht mich dankbar.
Jess - Noch ein Warnschuss für mich
Schoko
Jess – Den letzten Warnschuss begreifen und das Leben anpacken
Schoko
Schoko
Jess - Endlichkeit.
Schoko
Jess - Das Leben lacht über Pläne
Schoko
Schoko
Jess - Mut haben macht glücklich
Schoko
Jess – immer ist etwas
Schoko
Jess – Katzen sind klüger als ihre Menschen
Schoko
Jess - Unser Bändel ist weg!
Schoko
Jess – Neinsagen und Freunde behalten
SCHOKO – Ende der Geschichte
Anhang
Zu Anfang
Jess – dunkler Sommer
Es war wieder einmal so ein Sommer. Ein Sommer, in dem ich überrascht war, dass der Juni so hell sein kann und der Juli so schnell schon wieder so dunkel.
Ein Sommer, in dem es hier mitten in der Stadt nach Heu duftet und viel zu selten nach Sommerregen, weil es einfach wochenlang nur heiß ist.
Einer von vielen Sommern.
Dennoch war alles anders.
In Filmen und Büchern ist immer alles so einfach – meist steht am Ende das große Happy End, man hat durch die Romanseiten zu seinem erfüllenden Job und seiner Liebe gefunden, hat viele Freunde, ist rundum glücklich.
Nun, ich lebte vor über zehn Jahren auch in meinem Happy End: War gesund geworden nach einer Krebserkrankung, hatte meine große Liebe an meiner Seite und endlich wieder einen tollen Job.
Wir wollten zusammenziehen, passten gern auf das Kind von Freunden auf, liebäugelten mit einem eigenen Kind – oder zumindest einem Hund.
Doch das Leben geht ja weiter.
Aber das Happy End nicht.
Ich fiel aus dem Buch.
Die Geschichte bekam eine leere Seite. Eine schwarze.
Oder die Filmrolle riss: FLAP FLAP FLAP.
Oder der Computer fror ein und stürzte ab.
Oder wie eine CD „ddddddddd“, wenn sie hängt.
Oder ein Handy, dessen Bildschirm schwarz wird, wenn es plötzlich runterfährt, weil der Akku versagt.
Das WLAN setzte aus.
Mein Leben stand still.
Und das war´s mit dem „Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“:
Meine Partnerin hatte mich ohne Grund verlassen.
Alle unsere Pläne zunichte.
Ich lebe wieder allein.
Mein Leben stoppte.
Aber das Buch ging weiter.
Ich steckte bis zum Hals in einer neuen Geschichte.
Meinem Scheißleben, wie ich dachte.
Dass das Leben aus vielen Facetten besteht, lernte ich schon früh.
Dass Glück zerbrechlich, vergänglich ist, auch.
Dass aber auch Unglück nicht lange bleibt, das vergaß ich in diesem Moment.
Wie so oft.
Es sagt einem ja auch keiner.
Man wird in ein Leben hineingeschubst, wird erwachsen, lernt immer neue Freunde kennen, verliebt sich, entliebt sich – und funktioniert irgendwie.
Wenn man Glück hat, dann begegnen einem die richtigen Menschen und man lernt von ihnen und für sich.
Mein Opa hat immer gesagt, wie glücklich und beschützt er in seinem Leben gewesen ist.
Dass wir beschützt sind, glaube ich auch, inzwischen.
Aber damals wollte ich nur noch weg von diesem Schmerz.
Jess- Wie kann man sich nur e Katz´anschaffe!
Als Kater Schoko und ich vom Tierarzt mit dem Bus nach Hause fahren, schaut ein älteres Ehepaar sehr genau in die Transporttasche.
„Isch des e Kätzle?“ möchte der Mann wissen und ich nicke.
Die Frau fragt: „Wie kann man sich nur e Katz‘ anschaffe?“
Für einen Moment denke ich, ich muss sie wild beschimpfen, doch dann grinsen beide:
„Mir hän selber welche“.
Sie erzählen, dass der eine Kater neun Kilogramm wiegt und schnell tauschen wir Anekdoten aus und lachen miteinander.
Mein Kater Schoko beschwert sich in dieser Zeit nicht. Erst als ich aussteige und die paar Minuten nach Hause laufe, meckert er ein wenig.
Zuhause angekommen begrüßen ihn sein Kumpel Caramelli und die beiden Kitten Kleinerhong und Shirin und er sucht seinen Futternapf.
>> knack, knack <<, höre ich ihn fressen.
Er ist wieder daheim.
Ich wollte immer Hunde haben. Habe auch immerzu auf Hunde aufgepasst. Doch ich arbeite sehr viel und könnte keinen Hund mit ins Büro nehmen.
Nach der Trennung laufe ich nach der Arbeit stundenlang durch den Park, gehe ausgepowert ins Bett, dann wieder arbeiten.
So viel wie möglich.
Ablenken, nichts denken, nichts fühlen.
Ich ignoriere die Fatigue, die mich seit der Krebsbehandlung begleitet und mich einfach nur müde und schlapp macht.
Aber wenn ich schlafen möchte, geht es nicht: Gedankenkarussel, Trauer, Einsamkeit.
Plötzlich begegnen mir andauernd Katzen:
Meine Freundin Teresa erzählt mir von ihren, ich bekomme einen Fotoauftrag, ein selbst renoviertes und wunderbar eingerichtetes Haus soll fotografiert werden und am Ende sitze ich mit dem an sich scheuen Kater auf der Wiese, anstatt den hübschen Garten abzulichten.
Immer wieder laufen mir in den nächsten Wochen Katzen über den Weg.
„You are a cat lover“, hat meine Freundin Jean schon immer zu mir gesagt. Ich solle mir Katzen anschaffen, dann würde alles besser, gerade jetzt, nach der Trennung.
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.
Ich arbeite weiter zu viel, stürze mich in alles, was mich ablenkt und bin an meinem wöchentlichen freien Tag unendlich müde und einsam. Plötzlich realisiere ich, wie leer meine umgeräumte und frisch gestrichene Wohnung ist.
Ob es besser würde durch lautloses Pfotentapsen? Hier und da ein Miauen?
Nein.
Ich und Verantwortung übernehmen für ein anderes Lebewesen?
Niemals!
Um meine Partnerinnen kümmere ich mich immer gern, auch für meine Freunde bin ich manchmal eine „Muddi“. Aber mich auf Jahre festlegen, eventuell Hilfe von anderen annehmen, wenn ich mal in Urlaub fahre?
Du bist seit Jahren nicht in Urlaub gefahren, meldet sich plötzlich eine ganz neue innere Stimme, du vergräbst dich zuhause nur, wenn du erschöpft bist und ansonsten arbeitest du und läufst davon. Triffst dich mit den falschen Menschen, wenn überhaupt. Und? Der Schmerz wird nicht weniger. Wenn du jemand Neuen liebst, gibt es auch Probleme. Du musst erst einmal heilen.
Wenn du Katzen hättest, wäre immer jemand da und du müsstest nach Hause...
Einer Freundin gegenüber bin ich ratlos:
„Ach, ich weiß auch nicht.“
„Lass deine Gefühle raus. Weine eben noch mehr, wenn es sein muss!“
„Gefühle, Gefühle. Im Moment weiß ich nicht mal, was ich fühle. Ich kann superglücklich sein und im nächsten Moment überkommt mich eine solche Melancholie, dass ich mir die nächste Brücke suchen könnte. Und dann schäme ich mich sofort, weil ich so sehr um mein Leben gekämpft habe als ich Krebs hatte und das, was ich habe, nicht zu schätzen weiß.“
„Lass es gerade deshalb raus. Du redest doch immer von Yin und Yang – ohne Trauer kein Glück und ohne intensive Erfahrungen keine intensiven Gefühle.“
Wenn das Telefon klingelt, gehe ich eigentlich nie ran, früher schon nicht und jetzt nicht, weil ich einerseits alles gesagt habe und nicht reden will, andererseits weiß ich, dass ich mein Umfeld lange genug mit Liebeskummer strapaziert habe.
Diesmal greife ich ungewohnt rasch zum Hörer.
Ich habe zu diesem Zeitpunkt noch ein Telefon, bei dem man keine eingehenden Telefonnummern sieht. Später bestelle ich den Festnetzanschluss ganz ab.
„Erschreck dich nicht, ich bin es nur“, sofort erfüllt mich Fröhlichkeit. Eine liebe Freundin ist am anderen Ende und wundert sich, dass sie mal nicht auf den Anrufbeantworter sprechen muss.
„Hi.“
„Bist du okay?“
„Ja...ja. Es ist nur... ich bin so überrascht, dass meine Intuition noch funktioniert. Ich habe genau gewusst, dass jemand Gutes dran ist.“
Wir lachen.
Dann erzähle ich noch, dass mir andauernd Katzen begegnen. Und dass nur eine weise Schildkröte noch die Alternative sein könnte. Es wird ein sehr heiteres Telefonat.
Ich poste schließlich das Bild des hübschen Wiesenkaters vor dem Fotoauftrag-Haus auf Facebook, nachdem ich mit Teresa in der Mittagspause weiter überlegt habe, wie es wohl mit eigenen Katzen wäre.
Sie weiß es, sie lebt mit Katzen und liebt sie sehr.
Ihren Kommentar unter dem Facebook-Foto greift meine Freundin Alex auf, die zu dieser Zeit schon einige Jahre auf Mallorca im Tierschutz arbeitet.
Sie war es, die mir während meines Krebssommers Blattgold – Feldsalat – gekauft hat und überhaupt für mich da war, obwohl sie gerade alles für Mallorca packen musste.
Nun rückt durch sie mein Träumchen vom Katzenleben näher:
„Jess, wir haben Katzen in allen Farben und Größen“, schreibt sie mir.
Ich antworte: „Ich möchte keinem Tier das Herz brechen. Ich bin manchmal 14 Stunden fort und sie können nicht raus, ich wohne im dritten Stock an einer Straße“
Alex, Frau der Tat, bespricht sich mit ihren Kolleginnen von Feliz Animal e.V. auf Mallorca und diese wissen sofort, wer zu mir passt.
Eine Kollegin hat Straßenkater Schoko fiebernd und abgemagert an einer Futterstelle mitgenommen, nachdem er einige Tage hintereinander so viel Rabatz an ihrem Auto veranstaltete, dass sie nicht anders konnte.
Nachdem er sich erholt und wieder gesund geworden ist und sich niemand auf ihre Anzeigen, ob ein Kätzchen vermisst wird, gemeldet hat, sorgt der kleine Mann bei ihr zuhause dafür, dass ihre sechs Katzen die offene Finca fluchtartig verlassen.
Schoko ist der König im Haus und geht nicht einmal in den Garten. Schließlich kommt er ins Katzenhaus des Tierheimes in Andratx, weil die Katzenmama ihre Sechs gerne behalten möchte und die sich nicht mehr hineintrauen, weil Schoko dort wacht.
Im Katzenhaus trifft der anthrazitgrau-weiß-farbene Schoko den Einzelgängerkater Caramelli mit weißem und getigertem Fell.
Doppelt so groß und schwer wie er, verschüchtert und als Baby regennass und ängstlich in einer Falle gefunden, wird er von Hand mit der Flasche aufgezogen und tritt nur ab und zu und zögerlich in Kontakt mit den anderen
Katzenhausbewohnern.
Schoko und Caramelli heißen auf Mallorca noch Jerry und Hansi und freunden sich rasch an, gemeinsames Spielen und Kuscheln, der Kleine und der Große.
Zwei Einzelgänger werden beste Freunde.
Vier Monate später kommt meine Anfrage und meine Mallorca-Freundin Alex schickt mir Fotos der Beiden.
Sie sollen es sein. Der Gedanke an die Zwei lässt mich nicht mehr los. Zwar habe ich ursprünglich die romantische Vorstellung, dass ich in ein Tierheim gehe, in dem mir eine Katze fröhlich auf den Arm springt, von der ich mich nun verabschieden muss, aber erstens fliege ich ja nicht, weshalb der Weg nach Mallorca schon recht weit wäre, und zweitens kenne ich zu diesem Zeitpunkt die Katzen nicht. Katzen springen höchst selten auf den Arm fremder Menschen. Fröhlich schon gar nicht.
Das passiert mir nur ein einziges Mal, als ich mit meiner Freundin Franzi abends vor meinem Haus stehe. Nach einem Spaziergang unterhalten wir uns noch, da die gelaufene Strecke nicht mit der Anzahl unserer zu sprechenden Sätze übereinstimmt.
Am nächsten Tag sollen Katzen am Flughafen für mich ankommen und ich melde Zweifel an der ganzen Sache an.
Plötzlich nähert sich eine Glückskatze, dreifarbig, klein. Ein Freigänger, den ich hier noch nie gesehen habe – und nie mehr seitdem. Das Kätzchen schnurrt und springt mir auf die Schulter. Es will gestreichelt werden und scheint mir sagen zu wollen, dass Entscheidungen für Katzen immer richtig sind.
Wäre Franzi nicht dabei gewesen, ich würde heute denken, ich hätte mir diese Begegnung eingebildet. Aber nein, das Katzenkind ist real und sagt mir ohne Worte sehr deutlich, dass es richtig ist, mit Katzen zu leben.
Schoko, so süß, und Caramelli mit seiner zarten Seele, werden also per Flugzeug mithilfe einer Flugpatin an einem sonnigen Julitag zu mir geschickt.
Ja, ich weiß, auch in Deutschland gibt es volle Tierheime und ausgesetzte Seelen.
Feliz Animal ist mir deswegen sympathisch, weil sie auch nach der Vermittlung noch genau wissen möchten, wie es ihren Schützlingen geht und ich rette lieber ein, zwei Welten als gar keine. Und mallorquinische Katzen sind irgendwie besonders.
Da sind die großen Ohren, mit denen sie aber keineswegs besser hören, und diese Suche nach jedem Fleckchen Sonne, das sich auf den Teppich oder das Sofa malt.
Jeder kann Flugpate werden, sofern die Fluggesellschaft Kleintiere zulässt. Flugpaten nehmen beispielsweise auf dem Rückflug aus dem Urlaub Tiere aus anderen Ländern mit – entweder zu Pflegestellen oder direkt zur Familie, die sehnsüchtig auf die vermittelten Tiere wartet. Tiere dürfen nicht allein fliegen. Nicht alle Fluggesellschaften erlauben jedoch Tiertransporte.
Die jeweiligen Tierschutzvereine vor Ort sind dennoch dankbar, wenn man sich meldet, um einen Rückflug anzumelden, sie wissen genau, welche Gesellschaft infrage kommt und es ist der Flug in ein glücklicheres Leben für die Wunderwesen.
Wer Flugpate sein möchte, hat keine Arbeit damit – der Tierschutzverein checkt die Tiere am Flughafen ein und bei der Ankunft zuhause steht schon der Abholer am Gate parat.
So auch ich an besagtem Sommertag, aufgeregt und freudig – zuhause alles längst vorbereitet mit Kratzbaum, Spielzeug, Katzentoiletten und Futter.
Es ist so ein rosafarbener sonniger Glitzermorgen, als sich mein Leben zum xten Mal schlagartig ändern soll. Und zwar so richtig gut:
Aufgeregtes Maunzen erwartet mich. Die beiden Kater kommen zusammen in einer großen Box, die im Frachtraum untergebracht war und die Flugpatin wird als erstes nach draußen gelassen. Schoko beschwert sich nämlich lautstark über die miesen Bedingungen und macht dabei aber so ein süßes Gesicht, dass schon beim Abflug in Palma alle möglichen Leute dahingeschmolzen sind.
Im Auto wird der kleine graue Schoko still, wenn ich seinen Hals durchs Gitter mit einem Finger streichle. Ansonsten ist er ein kleines schimpfendes Katerchen mit leicht verstrubbelt aussehendem Fell.
Dahinter, wie eine Statue, sitzt der große Weiße mit Tigermuster, stocksteif, schweigend. Er thront regelrecht und bewegt sich kaum.
Als ich zuhause angekommen die Box öffnen will, versucht Schoko mitzuhelfen und maunzt ungeduldig, weil es nicht sofort klappt.
Als die Klappe endlich offen ist, tapst er ganz langsam heraus.
Caramelli rast nach wenigen Sekunden hinterher und verschwindet ins Bücherregal.
Ein Augenpaar beobachtet mich von nun an auf Schritt und Tritt durch die Bücher hindurch.
Schoko, als wäre er schon immer dagewesen, marschiert in die Küche, frisst gleich vom Trockenfutter und ich zeige ihm die Katzentoilette, die er später in der Nacht Caramelli laut erklären wird.
Ich möchte sofort fotografieren, alles festhalten, und Schoko spielt gleich mit zwei kleinen Schlümpfen, die an meiner Kamera hängen. Er spielt überhaupt sehr viel. Weniger mit dem gekauften Spielzeug, eher mit Fäden – Geschenkband, Wolle.
Ich lerne schnell, dass gekaufte Dinge eigentlich unnötig sind – Katzen möchten sich in Kartons setzen, aber nicht unbedingt in die Bettchen, die darin ankommen, und Spielzeuge in lustigen Formen sind eher für das menschliche Auge gemacht als für den katzischen Spieltrieb – aber es gibt natürlich auch Ausnahmen.
Schoko frisst alle paar Stunden eine ganze Menge für so einen kleinen Kerl. Später relativiert es sich – er hat wohl verstanden, dass es immer genug gibt.
Caramelli beobachtet uns weiterhin still.
Schoko schläft schon am ersten Abend auf meinem Kopfkissen ein, lässt sich die Pfote streicheln und ich muss sie immerzu halten.
Das ist pures Glück.
Ich höre nachts Laute wie „Ruh Ruh“ von Schoko, Caramelli schweigt dazu.
Ich stelle ihm Futter ins Bücherregal, höre aber nicht, dass er frisst.
Dennoch ist der Napf immer wieder ein wenig leerer.
Ich fülle nach, spreche mit den Augen zwischen den Büchern, versuche aber nicht den direkten Blickkontakt, da ich gelesen habe, dass Katzen dies als Angriff empfinden können.
Nach sechs Tagen fülle ich Schokos Napf gerade mal wieder mit Trockenfutter und lege mich wieder ins Bett. Ich höre kurz >>knackknack<<, dann Stille, dann >>brrbrr<< und >>RuhRuh<< im Wohnzimmer und ich sehe die Silhouette eines geduckten Caramelli durch den Flur schleichen.
>>knackknackknackknack<< - sie fressen nebeneinander in der Küche!
Dieses neue Zuhause ist ganz passabel.
Die neue Muddi hat immer frisches Essen für uns und wir haben ziemlich viel Platz.