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Schon von klein auf spürt Jana Haas, dass sie anders ist: Unerlöste Seelen offenbaren sich ihr, Nahtoderlebnisse ängstigen sie, düstere Stimmen suchen ihre Nähe. Wie sie die destruktive Dunkelheit hinter sich lässt und lernt, ihre außergewöhnliche Gabe anzunehmen und lichtvoll zu leben, schildert die Engelbotschafterin und Bestsellerautorin erstmals in ihrer berührenden Lebensgeschichte. Sie handelt davon, wie aufrichtige Liebe uns heilt. Von der geistigen Welt und ihrer liebevollen Führung. Und vom Vertrauen, das uns durch scheinbar aussichtslose Situationen trägt, durch Angst oder Selbstzweifel zurück ins Licht zu Selbstliebe, Seelenwärme und Verbundenheit. So kann Jana Haasʼ Heilungsweg wegweisend auch für unsere eigene Heilung werden.
Mit zahlreichen persönlichen Fotos und Gebeten, Ritualen und Segnungen für kraftvollen Seelenschutz und liebevolle Stärkung.
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Seitenzahl: 428
Jana Haas hat russische Wurzeln und lebt seit 1992 in Deutschland. Seit ihrer Kindheit verfügt sie über die Gabe der Hellsichtigkeit und kann geistige Dimensionen genauso deutlich sehen wie die materielle Welt. Mit ihrer liebevollen, klaren Ausstrahlung und ihren Büchern eroberte sie eine große Fangemeinde. In zahlreichen Vorträgen und Seminaren gibt sie ihr Wissen weiter. Die Autorin lebt am Bodensee.
Jana Haas
mit Franziska Muri
Mein
Seelenweg
ins Licht
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Originalausgabe
© 2020 Arkana, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Lektorat: Ralf Lay
Umschlaggestaltung: ki 36 Editorial Design, München, Daniela Hofner
Umschlagporträt: © Frank Bauer
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-24907-6V001
www.arkana-verlag.de
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Inhalt
Prolog
Meine Kindheit in Russland
Mein Studium in den Armen der Urgroßmutter
Prüfung zwischen den Welten
Sterben … und neu leben
Aus der Einsamkeit zur inneren Stärke
Das schwarze Kleid
Mentale Stärke, die größte Kraft
Der Traum meiner Urgroßmutter
Keine Angst vor den Toten!
Aufbruch nach Deutschland
Meine Jugend in Deutschland
Vom Nein zu einem großen Ja
Warum darf ich nicht einfach normal leben?
Bösartiger Narzissmus – und mein Schutzgebet
Blutige Erinnerung
Endlich Heimat
Erste Schritte als Heilerin
Allein kann ein Heiler nichts bewirken
Was, bitte, ist eine Aura?
Aus mir selbst schöpfen
Ursachenforschung
Schutz aus der geistigen Welt
Die Rigi
Ich weiß es einfach – doch woher?
Cosmogetic Healing
Gleichmut
Das Dunkel wirkte weiter
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Ein Energievampir als »Heiler«
Der Guru mit den unreinen Absichten
Unwissenheit schützt vor Folgen nicht
Hellsichtigkeit als TV-Format
Raus auf die Bühne!
Die geistige Welt auf den Wänden einer Schule
Lichtvolle Vorträge
Erste Seminare
Ab jetzt nur noch für Gruppen
Mein Weg als Autorin
Mein Fernsehschock (und seine erfreulichen Auswirkungen)
Mit einer Grippe zum Kongress
Alina und die Kinder der neuen Zeit
Die Sonne in meinem Bauch
Alina
Begleitung bei der Geburt ins Jenseits hinein
Eltern und Kinder
Alinas Angst vor Wasser
Mütterliche Intuition
Jaroslawl, zurück in Russland
»Du wirst wiederkommen«
Unser Kinderverein
Jenseitige Welten
Allerheiligen
So viele unerlöste Seelen?
Ein glücklicher Toter auf dem Motorrad
Karmische Strafe?
Was ist nach dem Tod noch wichtig?
Regisseurin des eigenen Lebens
Verfolgt von einem Mayapriester
Im Einklang mit der Natur
Die Kommunikation der Obstbäume
Ein »Zwergenaufstand«
Die Einheit von Körper, Geist und Seele
Selbst aktiv werden
Ein Schutzwall vor der Liebe
Ein gutes Stück Detektivarbeit
Die Zellen durchlichten – jeden Tag
Die Energie wirkt
Körper, Geist und Seele zusammenhalten
Heilung durch Freundschaft
Verzeihen
Himmlische Führung
Die Suche nach einem Seminarhotel
Geistige Führung, wann immer wir sie brauchen
Auch wenn’s brenzlig wird
Vom Dunkel ins Licht
Weitere Informationen
Verzeichnis der Rituale, Gebete und Übungen
Prolog
Schwer atmend saß ich am Ufer des riesigen Sees. Es war, als würden mich seine Wellen noch immer bewegen. Aufgewühlt. Ruhelos. Einer unermesslichen Kraft hingegeben. Mein Körper schmerzte, und bei jedem Atemzug brannte es in meiner Brust. Mein ganzer Leib zitterte. Minutenlang hatte ich Wasser ausgehustet, während die Erschütterungen meine Lunge fast zu zersprengen drohten.
Ich schaute aufs Wasser und versuchte, mich zu fassen. Sechs Jahre war ich alt, in wenigen Wochen würde ich in die Schule kommen. In einiger Entfernung sah ich meine Familie sitzen und ihren Urlaubsspäßen nachgehen. Sie hatten noch nicht einmal bemerkt, dass ich weg war. Ich würde nicht zu ihnen hinübergehen.
Ich hatte dem Tod in die Augen geschaut. Wieder einmal. In den Fluten dieses Sees hatte er nach mir gegriffen und mich dann doch wieder losgelassen. Wie schon so oft. Doch diesmal war etwas anders. Während ich an diesem Ufer saß, spürte ich eine unbeschreibliche Stärke und innere Reife in mir. Ich wusste: Mir kann nichts passieren, denn die Seele ist unsterblich. Selbst wenn ich sterbe – ich kann nie tiefer fallen als in Gottes Hände. Als in dieses liebevolle Bewusstsein, das mich in der Tiefe des Wassers als warmes goldenes Licht umfangen hatte. Leicht und frei war ich darin gewesen, vollständig angenommen.
Doch ich musste zurück in meinen Körper, der kalt und schwer geworden war. Ich musste zurück ins Leben. Dieses goldene Licht jedoch und die tiefe Geborgenheit der göttlichen Liebe, sie sollten mich nie wieder verlassen.
Meine Kindheit in Russland
Wenn ich an meine frühe Kindheit zurückdenke, sehe ich immer wieder ein Bild vor mir: ich im hintersten Eckchen des Gartens auf einer Wiese voller Mohnblumen und Nelken. Geflohen aus dem Haus der Großeltern, in dem die Erwachsenen laut stritten.
Ich bin in Kasachstan geboren, und unsere Familie ist oft umgezogen. Eine Zeit lang lebten wir bei den Großeltern, und heftiger Streit war an der Tagesordnung. Disharmonie, Neid, ja sogar Hass prägten die Stimmung. So dünnhäutig, wie ich als Kind war, konnte ich diese Schwingung schier nicht aushalten. Zum Glück konnte mir meine Intuition immer schon frühzeitig mitteilen, wann wieder ein Konflikt eskalieren würde. Und so brachte ich mich rechtzeitig aus der Schusslinie, lief aus dem Haus und versteckte mich in meinem kleinen Paradies: dem Garten der Großeltern. Ich verzog mich in die hinterste Ecke, um ja nicht gefunden zu werden. Dort saß ich dann auf der Wiese. Die Blumen und die herumschwirrenden Insekten halfen mir, mich zu beruhigen.
Die Natur war für mich schon im Vorschulalter das Paradies auf Erden. Während im Haus meiner Familie aggressiv gestritten wurde, tauchte ich ein in die Liebe, die für mich auch damals schon von der Schöpfung ausging. Ich spürte eine himmlische Präsenz, konnte sie aber noch nicht benennen. Ich kannte nicht einmal Märchen oder Sagen, und man hat uns auch niemals Gutenachtgeschichten vorgelesen. So konnte ich keine Vorstellung von Natur- und Fabelwesen, von Zwergen und Gnomen, von Feen und Elfen entwickeln. Doch ich erlebte ganz aus mir selbst heraus die Natur als einen heiligen Ort. Vollkommen, konfliktfrei, friedvoll. Liebe habe ich als Kind immer durch den Rückzug in die Natur erfahren, weniger durch Menschen. Denn die Menschen um mich herum in meiner Ursprungsfamilie waren alle in hohem Maße mit sich selbst beschäftigt und überfordert.
Einen Menschen allerdings gab es, mit dem mich eine besondere Liebe verband: meine Urgroßmutter mütterlicherseits, Palina. Wenn ich mir meine Kinderfotos anschaue, dann sehe ich mich ausschließlich mit ihr in einem innigen Kontakt und auch mal in einer Umarmung. Sie war für mich in ihrem ganzen Wesen ein heiliger, liebevoller Mensch. Wenn wir Enkelkinder – ich war die Älteste der ganzen Schar – ins Haus kamen, war sie diejenige, die sich erkundigte, ob wir Hunger haben. Und egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit, sie hat uns etwas gebacken oder gekocht. Kein Gericht war ihr zu kompliziert oder zu aufwendig, wenn sie uns Kinder damit stärken konnte.
Mit meiner Urgroßmutter Palina verband mich eine besondere Liebe.
Mein Studium in den Armen der Urgroßmutter
Schon in meinen ersten Lebensjahren begegneten mir Tag und Nacht die Seelen zahlreicher Verstorbener. Sie spukten auch durch meine Träume, immer neu kamen sie auf mich zu und zeigten sich mir in den erschreckendsten Bildern. Ich wusste nicht, warum sie das taten und was sie von mir wollten, und so wurde ich fast jede Nacht von Panik ergriffen. Zu meiner Mutter oder meinem Vater konnte ich damit nicht gehen. Sie wollten davon nichts wissen. Einzig meine Urgroßmutter schickte mich nicht weg, sondern nahm mich in meiner Angst einfach in ihre Arme.
Es war in der damaligen UdSSR verboten, einer Religion nachzugehen – doch meine Urgroßmutter führte auf ihre Weise ein spirituelles Leben. Sie strukturierte ihren Alltag ganz klar danach, dass sie mehrmals täglich Gebetszeiten für sich fand. So sah ich sie zu bestimmten Zeiten immer in ihrem Zimmer vor ihrem Altar knien und vor ihren Ikonen beten. Ich war fasziniert davon, sie mit vor der Brust gefalteten Händen zu sehen, inbrünstig, ihre Gebete innerlich sprechend. In ihrem Raum spürte ich eine heilige Stimmung in Form von Frieden und bedingungsloser Liebe.
Meine Urgroßmutter bemerkte natürlich mein Interesse für ihre Spiritualität; und da solche Dinge verboten waren, wollte sie mich und sich selbst nicht in Gefahr bringen. Also schaute sie mich voller Verständnis an und sagte: »Janotschka, über die geistigen Welten kann man nicht sprechen, die kann man ausschließlich in sich selbst erfahren.«
Dieser Satz hat mich schon damals dazu gebracht, noch genauer hinzuschauen, zu lauschen und zu versuchen, alle Antworten in mir selbst zu finden, unabhängig davon, was mir mein Umfeld und irgendwelche Autoritäten vorschreiben wollten. Viele Menschen bewundern heute meine liebevolle Art, mein gütiges Lächeln, meine freundliche Weise, mit den Dingen umzugehen. Und wenn ich an den Start meines Lebens denke und daran, wo mir eine solche Liebe und etwas Heiliges schon früh begegnet sind, dann finde ich dafür eindeutig zwei Quellen: die Natur und meine Urgroßmutter Palina. Sie strahlte stets bedingungslose Liebe aus, sie war vollkommen frei von Habgier und Neid, unprätentiös, zurückhaltend und dabei zugleich enorm präsent und stark. Diese Power hat mein Bild von Weiblichkeit geprägt. Auch wenn bei uns damals durch große Existenzängste, durch Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs und politische Intrigen eine dunkle Schwere über allem lag, so hat mich dieses Reine und Heilige, das von meiner Urgroßmutter ausging, doch erreicht. Ich durfte erfahren, wie viel Kraft ein einzelner Mensch hat, der in Liebe und Einfachheit seinem spirituellen Weg folgt. Wie viel Einfluss er auf andere Menschen nehmen kann, indem er in all seiner Bescheidenheit einfach so ist, wie er ist. Meiner Urgroßmutter war dies trotz politischer Niederungen und familiärer Disharmonien möglich. Dabei war sie eine Frau, die den Zweiten Weltkrieg erlebt und darin auch mehrere Kinder und ihren Mann verloren hatte.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine Geschichte von dieser Urgroßmutter. Man hat bei uns über den Krieg nicht gesprochen, aber diese eine Geschichte hat sie mir erzählt, um meinen Glauben zu stärken: Sie lebte mit ihrer Familie in einem wolgadeutschen Dorf, das im Krieg überfallen und zerstört wurde. Die Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt, die Frauen und die Kinder im russischen Winter bei minus vierzig Grad einfach ausgesetzt. So irrte meine Urgroßmutter mit ihren Kindern draußen durch die Kälte und musste zulassen, dass eins nach dem anderen erfror. Sie konnte nichts tun. Irgendwann saß sie mit ihren zwei verbliebenen Töchtern im Schnee und spürte, dass auch sie bald erfrieren würde. Sie würde in der schmerzvollen Gewissheit sterben, auch ihre letzten beiden Kinder diesem Schicksal überlassen zu müssen.
Meine Urgroßmutter machte sich innerlich bereit für ihren Tod. Sie wurde ganz still und betete. Da erstrahlte mit einem Mal ihr Schutzengel vor ihr; und mit einer machtvoll donnernden Stimme befahl er ihr regelrecht, nicht aufzugeben und aufzustehen. Er zeigte ihr in einem klaren Bild, wo sie ein Haus finden würde, an dessen Tür sie klopfen solle. Dort würden Russen wohnen, die sie – eine Wolgadeutsche mitten im von Deutschen angezettelten Krieg – einlassen würden. Seine Kraft war so überzeugend, dass sie ihren letzten Lebensmut zusammennahm, ihre beiden Kinder aufhob und sich zu diesem Haus schleppte, auf das der Engel verwiesen hatte. Und da geschah es: Man öffnete ihr und ließ sie hinein. Meine Urgroßmutter und ihre beiden Töchter konnten überleben.
So gut die Geschichte für diese drei letztlich ausging, diese frühe Erfahrung hat die Töchter meiner Urgroßmutter stark traumatisiert. Sie konnten ihre Herzen ihr Leben lang nicht mehr für Gnade und Liebe öffnen. Die Urgroßmutter hingegen hat sich offenbar trotz all der Verluste – auch ihr Mann starb an den Folgen seiner Zeit im Konzentrationslager – ganz bewusst dafür entschieden, für die Gnade ihrer Rettung dankbar zu sein und keine Verbitterung zuzulassen. Sie hat sich für die Güte entschieden und dies ihr Leben lang so beibehalten. Ganz gleich, wie unmenschlich sich manche in ihrem Umfeld auch benommen haben, sie hat nie ein böses Wort verloren, niemals jemanden bewertet. Ich glaube, das ist die wahre Engelsstärke: nicht zu bewerten, sondern in tiefster Güte Verständnis aufzubringen und liebevoll zu handeln. Eine solche Kraft in einem einzigen Menschen reicht für viele. Und sie zog sich, wenn ich heute zurückschaue, wie ein schmaler, aber spürbarer roter Faden durch die Jahre meiner Kindheit. Oder vielleicht sollte ich eher sagen: wie ein goldener Faden durch eine ansonsten recht düstere und schwere Welt.
Als Kind war ich meist sehr ernst. Ich hatte so viele Fragen.
Bis heute erinnere ich mich immer wieder an diese Kraft der Güte und der bedingungslosen Liebe, wenn ich vor Schwierigkeiten stehe. Damit wird mir auch stets ganz schnell wieder der größere Rahmen, die höhere Ebene bewusst, in die sich jede aktuelle Begebenheit wie ein kleines Mosaiksteinchen einbettet. Mein Fokus geht auf das, was wirklich von Bedeutung ist: die Seelenstärke. Es sind nicht die Widrigkeiten, die hier und da durch das Wirken verschiedener Egos entstehen. Was zählt, ist unsere innere Kraft.
Ein Kind lernt ja durch das Nachahmen, und so habe ich unbewusst sehr viel von meiner Urgroßmutter und ihrer Spiritualität aufgenommen. Ich weiß nicht, ob sie um meine feingeistigen Fähigkeiten gewusst hat. Wir haben nie darüber gesprochen, denn es war wie gesagt verboten, in irgendeiner Weise einem Glauben oder etwas Spirituellem anzuhängen. Man hätte dafür in die Psychiatrie kommen können oder wäre Repressalien ausgesetzt gewesen. Doch meine Urgroßmutter kümmerte sich ganz besonders um mich. Wenn mich vor allem nachts Visionen und die Seelen Verstorbener aufsuchten und ich damit nicht umgehen konnte, sondern in Panik verfiel, dann hielt sie mich einfach in ihren Armen fest. Sie sprach nicht. Sie hielt mich, damit ich meine Emotionen auszuhalten und zu überwinden lernte und in mir selbst zu meinen Erkenntnissen und meiner Meinung kommen konnte. Letztlich hat sie auch das, was ich an Erschreckendem erlebte, niemals bewertet, niemals als gut oder schlecht bezeichnet. Nach dem Wort von Erich Fried: »Es ist, was es ist, sagt die Liebe.«
Heute weiß ich: Das war mein Studium. Gehalten von meiner Urgroßmutter durch meine heftigen Ängste und Emotionen hindurchzugehen und dabei zu lernen, sie nicht zu bewerten. Ich glaube heute, dass ich von meiner Geburt an auf meine Aufgabe in der Welt vorbereitet worden bin. Ich bin als Frühchen auf die Welt gekommen und hatte schon im ersten Lebensjahr mehrmals einen Herzstillstand. Die Ärzte sagten nicht nur einmal, dass sie nichts mehr für mich tun könnten. Doch meine Mutter gab mich nicht auf. Blau angelaufen lag ich in ihren Händen, und sie ließ mich nicht los, bis ich plötzlich doch wieder zu atmen begann – sie verfügte über starke geistige Heilkräfte. So bewegte ich mich von Anfang an immer auf der Schwelle zwischen den Welten.
Und auch auf der Schwelle zwischen Dunkel und Licht. Ich muss dazu sagen, dass in meiner Familie die spirituellen Fähigkeiten auf der mütterlichen, der wolgadeutschen ebenso wie auf der väterlichen, der russischen, Seite stark vertreten sind. Auf der mütterlichen Seite und insbesondere verkörpert durch meine Urgroßmutter bin ich an die Gnade der Philosophie und des Glaubens herangeführt worden – an die weiße Magie. Hierzu gehört beispielsweise das Wissen, dass ein guter Gedanke etwas Gutes bewirkt. Hierzu gehören Gebete und Segenssprüche. Von der väterlichen Seite hingegen strömten auf mich von Anfang an lauter düstere Geschichten ein, es wurde schwarze Magie betrieben, inklusive Verwünschungen und entsprechender Rituale. Hier ging es nicht selten darum, böse Gedanken zu kultivieren und anderen intensiv etwas Böses zu wünschen und dafür auch aktiv zu werden. So bewegte ich mich meine ganze Kindheit hindurch wie auf einem Grat. Oder anders gesagt: Es war, als stünde ich jahrelang an einer Weggabelung. Ich beobachtete, wie die einen schwarze Magie betrieben, was das für Menschen waren, wie es ihnen ging und wie sie sich entwickelten. Und auf der anderen Seite sah ich meine Urgroßmutter in ihrer bescheidenen und einfachen Art vor ihrem Altar beten, umgeben von etwas Heiligem und Liebevollem. In mir verbanden sich beide Blutlinien, und ich konnte als Kind natürlich nicht anders, als einfach nur alles mitzuerleben, zu beobachten und meine Erfahrungen zu machen.
Prüfung zwischen den Welten
Verschiedene Nahtoderfahrungen führten dazu, dass meine hellsichtigen Fähigkeiten immer stärker wurden. Bald erschienen mir die umherirrenden Geister von Verstorbenen nicht mehr überwiegend nur nachts, sondern verstärkt auch tagsüber, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte oder auch nur gewusst hätte, wie ich mit ihnen hätte umgehen können. Meine Wahrnehmungen des Feingeistigen wurden so stark, dass ich die Welten kaum noch auseinanderhalten konnte. In alldem wusste ich auf irgendeiner Ebene schon im Vorschulalter, dass eine Entscheidung von mir verlangt wurde. Ich musste festlegen, in welche Richtung ich gehen wollte: schwarz oder weiß?
Eines Nachts schließlich sah ich, wie sich die Seele aus meinem Körper erhob und auf Astralreise ging. Ich sah mich fliegen, weit, weit weg. Und plötzlich erlebte ich mich im Perm – einer sehr urigen Gegend in Russland, voller magischer Kraft. Hier passierte auch sehr viel im Geistigen, im Reinen wie im Unreinen. Es gibt dort tiefe Wälder, die zahlreiche Menschen anziehen, die auf die eine oder andere Weise magisch oder schamanisch aktiv sind. Ich nun erlebte mich mit meinen sechs Jahren als Seele dort im Wald sitzen. In der dunklen Umgebung erblickte ich die Seele meiner Urgroßmutter, leuchtend wie ein Engel. Mit ihrer Energie zog sie wie mit Kreide einen Kreis um mich herum. Von oben reichten mir die Engel ein Buch, und meine Urgroßmutter wies mich an, in dieser heiligen Schrift zu lesen. Sie sagte: »Resoniere nur auf das Gute und geh niemals mit deiner Aufmerksamkeit aus diesem Kreis heraus. In seiner liebevollen Resonanz bist du geschützt. Lies in diesem Buch und schöpfe all sein Wissen in dich hinein.«
Ich fing also an zu lesen – natürlich konnte ich mit sechs Jahren noch keine Wörter lesen, aber ich nahm die Energie aus dem Buch in mich auf. Es war, als würde ich all die lichtvolle Weisheit, die dort geschrieben stand, in mir spüren. So saß ich da mit diesem Buch in meinem Schutzkreis und hatte auch keine Angst.
Plötzlich hörte ich Trommeln wie für den Beginn einer Zeremonie. Ich hob die Augen vom Buch auf und sah auf einer Lichtung nicht weit entfernt einen Hexentanz. Mit machtvollen Gesten traten die unterschiedlichsten Gestalten auf, und ich erblickte unter ihnen auch einige aus meiner dunklen Verwandtschaft. Energisch und wild tanzten sie um ein Feuer in ihrer Mitte. Viele winken mir zu und versuchten, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Plötzlich war die Stimme meiner Urgroßmutter wieder da: »Geh nicht in eine negative Resonanz! Bleib bei der positiven Resonanz und fokussiere dich auf das, was zählt: die heilige Schrift vor dir, die Worte in diesem Weisheitsbuch.«
Ich schaute also wieder in das Buch und las. Doch plötzlich bemerkte ich, dass der rasende Hexentanz nun um mich herum stattfand. All diese Gestalten mit ihren ausladenden Gesten tobten jetzt im Kreis um mich herum. Eintauchen allerdings konnten sie nicht in meinen Schutzraum. Ich spürte intensiv die Kälte dieser Menschen, ihre Negativität. Sie fuhr mir wie ein kaltes Grauen über den Rücken. Zugleich erlebte ich mich selbst in meinem Inneren aber ganz warm und stark. Und ich wusste, dass ich stärker bin als die Angst und auch stärker als die Versuchung.
Ich weiß nicht, wie lang diese Erfahrung gedauert hat, denn im Traum und in Visionen haben wir kein Zeitgefühl. Meinem Empfinden nach dauerte es die ganze Nacht, dass ich im Lotossitz über meinem Buch in diesem Wald saß, umringt von den dunklen Magiern und Hexen in ihrem Tanz. Irgendwann sah ich schließlich die Sonne aufgehen, ich spürte, wie mich die Flügel der Engel einhüllten und zurück nach Hause und in meinen Körper trugen. Ich nahm wahr, wie mich die Seele meiner Urgroßmutter streichelte. Und dann erschien ein Engel, der sagte: »Du hast dich für das Licht entschieden.« Die Prüfung war bestanden. Dann sprach der Engel weiter: »Du bist auf die Erde gekommen, um den Menschen das Licht zu bringen.«
Nach dieser Erfahrung war ich wie ausgewechselt. Ich war über Nacht gereift, der letzte Rest kindlicher Naivität hatte mich verlassen. Ich spürte sehr deutlich, dass ich mehr wusste, mehr erlebt hatte als andere, und das veränderte mich. Ich sah die Welt mit anderen Augen. Und auch ich wurde jetzt anders gesehen: Interessant war nämlich, dass ab diesem Zeitpunkt alle Schwarzmagier aus meinem Umfeld einen Bogen um mich machten. Sie konnten mir nicht mehr in die Augen schauen, sie merkten sofort, dass ich stärker war. Seitdem weiß ich auch, dass Menschen mit unreinen Absichten meinen Blick nicht ertragen. Ich war an dieser Prüfung gereift – und es sollte nicht die letzte sein.
Mit meinem Bruder und meiner Mutter im Fotostudio – in dicker Winterkleidung.
Sterben … und neu leben
Das erste Lebensjahrsiebt ist besonders prägend für uns Menschen. In den ersten sieben Jahren ist das Kind noch ganz im Seelenbewusstsein, bis mit den Einflüssen in der Schule das geistige Bewusstsein zu reifen beginnt. Jetzt werden Rationalität und Intellekt immer wichtiger, und die Emotionalität tritt in den Hintergrund, letztlich, damit das Kind in der irdischen und menschlichen Welt gut zurechtkommen kann.
In meinem Leben ist in den ersten sieben Jahren sehr viel passiert, was meine Spiritualität tief in mir verankert und für mein ganzes Dasein geprägt hat. Dazu gehört auch ein besonders nachhaltiges Erlebnis in meinem letzten Sommer vor der Einschulung. Ich war sechs Jahre alt, und wir waren mit der Familie in Kasachstan im Irtysch zum Baden. Ich konnte noch nicht schwimmen und spielte mit Nachbarskindern im Wasser Ball, immer so, dass ich noch gut stehen konnte. Doch ich war übermütig und unaufmerksam, und um einen Ball noch zu erreichen, sprang ich weiter ins Wasser hinein. In diesem Moment kam eine große Welle. Ich spürte, wie meine Füße den Halt verloren und mich die mächtige Welle nach unten riss. Von allen Seiten fühlte ich den enormen Druck des Wassers, aus dem ich mich nicht befreien konnte. Ich zappelte und strampelte, doch ich kam nicht mehr nach oben. Es wurde mit einem Mal unfassbar kalt in meiner Lunge. Ich rang nach Luft. Doch ich schmeckte nur Wasser, und mein Körper wurde kalt und schwer wie ein Stein. Er fiel und fiel und fiel auf den Grund des Sees. Ich verstand in diesem Moment: So fühlt sich der Tod an.
Ich sah meine Seele außerhalb des Körpers und beobachtete mit ihren Augen, wie der Körper immer tiefer sank. Es ging alles so schnell, ich hatte gar keine Zeit, Panik zu bekommen. Denn sobald ich mich als Seele erlebte und den Körper von außen betrachtete, spürte ich so viel Wärme rings um mich her. Ich konnte wieder atmen, und um mich herum war es paradiesisch schön. Eine freundliche Stille breitete sich in mir aus. In der physischen Realität war dieser See dunkel wie ein schwarzes Loch. Doch in meinem Seelenbewusstsein erlebte ich ihn voller wunderschöner Farben und faszinierender Fische. Voller Geborgenheit und Freude.
Ich wusste, dass mein Körper stirbt. Bald sah ich ein Licht und fragte mich mit kindlicher Neugier, wohin es wohl führt. Ich erkannte nach und nach einen Lichttunnel, der wie ein Strahl nach oben führte. Unwillkürlich begann ich als Seelenbewusstsein zu diesem Licht hinzuschwimmen – ich konnte zwar noch nicht schwimmen, aber ich machte gezielt Bewegungen, mit denen ich mich im Wasser auf diesen Lichttunnel zubewegen konnte. Alles war so voller Harmonie, ich schwebte im Glück.
Doch plötzlich stellte sich mein Schutzengel vor mich hin. So direkt erlebte ich ihn zum allerersten Mal, von Kopf bis Fuß sichtbar. Seine helle Gestalt leuchtete wie die Sonne, und mit seiner Ausstrahlung sagte er mir: »Deine Zeit ist noch nicht gekommen.« Doch ich sehnte mich so sehr nach dieser göttlichen Wärme und wollte weiter auf diesen Lichttunnel zuschwimmen. Er aber blieb vor mir stehen. Flehend fragte ich ihn, warum er mir den Weg versperre. Und dann sah ich vor meinen Augen einen Film ablaufen, der mir den Seelenplan enthüllte, den ich mir für dieses Leben vorgenommen hatte. Ich sah einige Haltestellen in meiner Zukunft, die ich gar nicht klar benennen könnte. Es waren sehr schnell ablaufende Filmfragmente, von denen mir vor allem ein Gefühl geblieben ist: Ich bin für bestimmte Aufgaben in die Welt gekommen, und meine Seele hat diese Aufgaben noch nicht vollbracht.
In meinem Inneren spürte ich damals mit sechs Jahren, dass es einen Sinn hätte, jetzt von dem verlockenden Schein des Lichttunnels abzulassen und als Mensch weiterzuleben. Kaum hatte ich mein inneres Ja zum Weiterleben verspürt, fühlte es sich so an, als ob mich jemand an den Haaren packte, nach oben zog und in Richtung Ufer schob. Es war eine ungeheure Macht dahinter, und ich sah, wie mein Schutzengel seine Flügel ausbreitete und einen kleinen Tsunami erzeugte.
Mit aller Gewalt wurde ich – wusch! – weitergeschoben und spürte unglaublich unangenehm bald wieder meinen kalten Körper. Die Lunge war eisig und sehr schmerzvoll. Ich wusste zunächst nicht, wo ich war und was passiert war. Doch da war fester Boden unter mir. Und Luft zum Atmen. Ich hustete und spuckte das Wasser aus der Lunge. Ich war stark unterkühlt und musste mich erst wieder orientieren.
Schwer atmend saß ich dann am Ufer. Es war, als würden mich die Wellen noch immer bewegen. Aufgewühlt. Ruhelos. Einer unermesslichen Kraft hingegeben. Mein Körper schmerzte, und bei jedem Atemzug brannte es in meiner Brust. Mein ganzer Leib zitterte. Ich schaute aufs Wasser und versuchte, mich zu fassen. In einiger Entfernung sah ich meine Familie sitzen und ihren Urlaubsvergnügungen nachgehen. Sie hatten noch nicht einmal bemerkt, dass ich weg war. Ich würde nicht zu ihnen hinübergehen.
Ich hatte dem Tod in die Augen geschaut. Wieder einmal. In den Fluten dieses Sees hatte er nach mir gegriffen und mich dann doch wieder losgelassen. Wie schon so oft. Doch diesmal war etwas anders. Während ich an diesem Ufer saß, spürte ich eine unbeschreibliche Stärke und innere Reife in mir. Ich wusste: Mir kann nichts passieren, denn die Seele ist unsterblich. Selbst wenn ich sterbe – ich kann nie tiefer fallen als in Gottes Hände. Als in dieses liebevolle Bewusstsein, das mich in der Tiefe des Wassers als warmes goldenes Licht umfangen hatte. Leicht und frei war ich darin gewesen, vollständig angenommen.
Nun war ich zurück in meinem Körper, zurück im Leben. Dieses goldene Licht jedoch und die tiefe Geborgenheit der göttlichen Liebe, sie sollten mich nie wieder verlassen. Auch dieses unfassbare Wunder, wie ich mithilfe der Engel aus dem Wasser ans Land befördert wurde, wird mich ein Leben lang begleiten und meinen Glauben aufrechterhalten.
Aus der Einsamkeit zur inneren Stärke
Bei den meisten Kindern ist es wie gesagt so, dass die Fähigkeit, in die geistigen und seelischen Welten zu schauen, um das siebte Lebensjahr herum abnimmt und schließlich zugunsten von Rationalität und Effektivität fast ganz verschwindet. Doch bei mir hat diese Nahtoderfahrung im Irtysch dazu geführt, dass meine Fähigkeit des geistigen Schauens nicht aufhörte, sondern blieb und sich weiterentwickelte. Von diesem Tag an war meine Gabe noch stärker wahrnehmbar. Das allerdings überforderte mich erneut. Aus dieser Erfahrung im See war mir zwar eine unglaubliche Gewissheit im Herzen geblieben, doch leicht war es weiterhin nicht. Jede Nacht besuchten mich die Seelen Verstorbener, und auch tagsüber nahm ich immer mehr Details aus den geistigen Welten wahr, vor allem sehr viel Dunkles.
Ich hatte in meiner Kindheit in fast jeder Nacht etwa fünfzehn Träume. Fünfzehn verstörende Geschichten oder Begegnungen, die ich allein mit mir verarbeiten musste. Die meisten waren Albträume, all diese suchenden Seelen gingen durch mich hindurch, und ich konnte damit nicht umgehen. Ich wusste nicht, was sie von mir wollten, und sie konnten sich mir nicht verständlich machen. Ich hatte Angst, mit ihnen zu reden oder sie überhaupt nur direkt anzuschauen. Wenn ich mit meiner Mutter darüber sprechen wollte, wehrte sie es ab und sagte, ich solle über so etwas nicht reden, sonst käme ich in die Geschlossene. Also hielt ich mich daran, schwieg und focht all die Kämpfe in meinem Inneren aus. Es war eine große Überforderung. So konnte ich auch bis Mitte zwanzig nicht ohne Licht schlafen, dann hätte mich die Angst überrollt.
Auch in der Schule verfolgten mich die Seelen. Ich konnte mich fast nie auf den Unterricht konzentrieren, denn wenn ich zur Lehrerin nach vorn an die Tafel schaute, dann war es, als ginge die Tafel auf, und ich sah, wie all die umherirrenden Seelen nach ihrem Weg suchten. Ich wusste nicht, was sie wollten. Doch sie kamen alle zu mir, weil sie dachten, ich sei das Licht. Doch ich habe es einfach nur ausgestrahlt, ohne schon bewusst damit umgehen zu können. Es war erschreckend: Wo auch immer ich war, kamen diese Seelen auf mich zugeströmt. Der Unterricht konnte mich nie begeistern oder auch nur interessieren. Mit jedem Atemzug, den ich nahm, beschäftigten mich große und existenzielle philosophische Fragen von Leben und Tod, auf die mir weder in der Schule noch zu Hause jemand eine Antwort geben konnte. Ich wagte ja nicht einmal zu fragen.
Heute weiß ich, dass ich kein ängstlicher Mensch bin. Doch in meiner Kindheit hatte ich fast durchgehend Angst. Denn ich hatte keine Antworten auf all meine drängenden Fragen. Diese enorme Überreizung durch meine Dünnhäutigkeit und meine Medialität kostete mich in meiner Kindheit die Erdung, und so war ich sehr häufig krank oder einfach körperlich schwach. Die Ärzte waren mit mir komplett überfragt, stellten mir unzählige Diagnosen, die sich aber widersprachen und in sich vollkommen unlogisch waren. Wenn sie in solchen Vokabeln gesprochen hätten, hätten sie sagen müssen: Mein ganzes energetisches System war durcheinander.
Bis zu meiner Einschulung verbrachte ich sehr viel Zeit in Krankenhäusern und Kuranstalten. Immer wieder galt ich als austherapiert, und dann schickte man mich aufs Dorf zu Verwandten und damit in die Natur, wo ich mich wieder zu strukturieren und zu erholen vermochte. Ich konnte im gesunden Tag-und-Nacht-Rhythmus meine Kraft wiederfinden, die Ruhe des ländlichen Lebens aufnehmen und so gesund werden. Dann aber kam ich wieder in die Großstadt zur Familie, und es begann von Neuem.
Immer wenn mein Gesundheitszustand zu bedrohlich wurde, brachte mich meine Mutter zu russischen Geistheilerinnen. Ich erinnere mich, wie ich im Vorschulalter im Häuschen einer solchen Frau saß. Sie hantierte mit einer Pfanne und bereitete dort das Wachs vor – für ihre Methode des Wachsgießens. Damit nahm sie viele fremde Energien und Ängste von mir. Sie leitete sie mit ihren Gebeten von mir ab und speicherte sie in das Wachs hinein. Nur so konnte mir damals geholfen werden. Es waren die rettenden Momente meiner frühen Kindheit, wenn ich zu einer solchen Geistheilerin geschickt wurde. Allerdings hielt die heilsame Wirkung nie lange vor, denn die überwältigenden Reize strömten weiter auf mich ein, und der innere Prozess, damit gut umzugehen, konnte nicht stattfinden. Die Antworten auf meine Fragen blieben aus. Es gab diese Hilfe, doch sie konnte mich nicht zur Selbsthilfe befähigen. Dieser Prozess sollte erst sehr viel später, mit Mitte zwanzig, beginnen. Heute weiß ich: Immer wenn uns kein Arzt oder Heiler mehr helfen kann, dann verbirgt sich darin die Aufgabe, dass wir lernen, uns selbst zu helfen. Ich war schon als Kind gezwungen, nach meinen eigenen Antworten zu suchen und mir auf meine Weise selbst zu helfen, so gut es ging. Dieser nicht ganz leichte Entwicklungsweg hat mir schon früh geholfen, meine Berufung auszubauen, und mich auf meine spätere Arbeit mit heilsuchenden Menschen vorbereitet.
Ich dachte immer, dass ein solcher Leidensweg normal sei. Doch irgendwann merkte ich, dass ich damit ziemlich allein dastand. Unter den anderen Kindern habe ich manchmal versucht, über das zu sprechen, was mich beschäftigte. Doch sie verstanden mich nicht, und so hörte ich auch dort schnell auf, darüber zu reden. Einmal zum Beispiel stand ich in den Ferien irgendwo auf einem Spielplatz mit anderen Kindern und sah zu einer Wohnung hin. Dort lebte eine Spielkameradin von mir, die ich nicht sehr gut kannte. Ich sah in dieser Wohnung einen Mann, dem es sehr schlecht ging. Er lag bereits im Sterben. Ich fragte die Freundin, wer das sei und wie es ihm gehe. Aber sie meinte, dass da niemand sei. Ich beschrieb ihr den etwa vierzigjährigen Mann, der sehr schwer atmete. Und sie erwiderte irritiert, dass der Vormieter in dieser Wohnung so ausgesehen habe und dort gestorben sei. Das Mädchen bekam Angst vor mir, weil ich solche Dinge gesagt hatte. Ich selbst bekam Angst, weil ich merkte, dass ich mich in den Welten verloren hatte. Der Verstorbene bekam auch Angst, weil er merkte, dass ich ihn beobachtete. Alles geriet durcheinander. Die Freundin hat von da an nicht mehr mit mir gesprochen, und ich nahm mir fest vor, ab jetzt lieber zu schweigen, bevor ich mich noch weiter isolierte.
Für mich war das, was ich gesehen hatte, absolut real. Doch es war eine Parallelwelt, eine Welt, die neben unserer existiert und ausschließlich geistig ist. Die Seele, die in dieser Wohnung gestorben war, hatte bisher nicht ins Licht gefunden. Geistig war sie also noch da, deswegen hatte ich sie sehen können. Sie hatte noch nicht realisiert, dass sie gestorben war, und »lebte« deswegen noch immer in dieser Wohnung, parallel mit den neuen Mietern, die nichts davon wussten. Doch wie sollte ich all das als Vorschulkind auseinanderhalten und Menschen erklären, die von so etwas überhaupt nichts wussten?
Meine Besonderheit kam mir wie eine schwere Bürde vor, weil ich mit niemandem darüber sprechen konnte und mit all dem Schrecken, den sie auslöste, allein umgehen musste. Dass es eine Gabe ist, die vielen Menschen helfen kann, wusste ich noch lange nicht. So habe ich in meiner Kindheit gelernt, lieber zu schweigen und alles um mich herum sehr genau zu beobachten. Doch irgendwie habe ich immer nach einem Schalter gesucht, mit dem ich all diese Wahrnehmungen, die offenbar niemand außer mir hatte, ausschalten könnte. Aber es gab und gibt diesen Schalter nicht, denn diese Gabe ist ein Teil von mir.
Dieses Erlebnis auf dem Spielplatz ist nur eines von unzähligen, die mich lehrten, dass Reden Silber ist und Schweigen Gold. Auch heute spreche ich nur über Dinge, die ich nachvollziehen kann, die ich in Liebe transformiert habe, die sich lichtvoll anfühlen und die mich und andere im Leben weiterbringen können. Ich bin seit frühester Kindheit darin geschult worden, nicht in Halbwahrheiten und Wunschdenken zu verfallen. Deswegen ist es mir heute möglich, so eine klare spirituelle Lehrerin zu sein, die so viel Wert auf Nachvollziehbarkeit, Umsetzbarkeit und Liebesfähigkeit legt. Das ist eine vollkommen andere Schwingung, als mit Effekthascherei Aufmerksamkeit erzeugen zu wollen. Beides birgt in sich eine völlig andere Perspektive und damit natürlich auch eine vollkommen andere Zukunft.
Durch all meine Erlebnisse war ich ein sehr introvertiertes Kind geworden. Ich war verschlossen und wurde dadurch auch nie als hübsch wahrgenommen. Immer wenn mein ein Jahr jüngerer Bruder und ich irgendwo hinkamen, hieß es: »So ein hübscher Junge! So ein süßer, sonniger Junge!« Mich hingegen nahm man kaum wahr. In den Augen meines Umfelds war ich bis in meine Jugend hinein immer so etwas wie das hässliche Entlein. Mir fehlte einfach jede kindliche Leichtigkeit und auch die Offenheit für die anderen.
Wenn ich so zurückblicke auf den Beginn meines Lebens, verstehe ich, warum es aus meinen ersten Jahren kaum Fotos gibt, auf denen ich lache oder zumindest lächle. Es gab in der ehemaligen UdSSR einfach nicht sehr viel zu lachen. Vor allem aber war ich mit meiner hohen Sensibilität und meinen feingeistigen Fähigkeiten vollkommen allein und musste für mich selbst sehen, wie ich damit klarkam. In meiner Kindheit, so muss ich es heute sagen, war ich dauerhaft überfordert und dadurch auch sehr häufig körperlich schwach und krank.
In meiner Berufserfahrung als geistige Heilerin sind mir ein paar Kinder begegnet, die ähnliche geistige Fähigkeiten haben, wie ich sie als Kind hatte. Es sind nicht viele. Es gibt zwar seit einigen Jahren zahlreiche Eltern, die ihr Kind für medial begabt und gleich für ein »Indigo-«, »Kristall-« oder sonst ein spezielles Kind halten. Doch aus meiner Erfahrung ist dies umso unwahrscheinlicher, je lauter die Eltern davon sprechen. Wenn ich diese Eltern gefragt habe, was denn das Besondere an ihrem Kind sei – schließlich ist jedes Kind etwas Besonderes –, dann antworteten sie meist Dinge wie: Das Kind könne sich nicht konzentrieren und komme mit Autoritäten nicht zurecht. Doch so etwas hat überhaupt nichts mit medialen Fähigkeiten zu tun. So etwas ist aus meiner Sicht einfach ein Zeichen von, pardon, mangelnder Struktur in der Familie und einer Überforderung der Eltern in ihrer Rolle als Mutter oder Vater. Dahinter verbirgt sich oft eine Irritation des Kindes, beispielsweise durch Vernachlässigung, emotionale Überforderung oder häufig auch Überbehütung. Es können auch Irritationen durch Erdstrahlen oder elektromagnetische Felder hineinspielen. All das führt zu Disharmonien, die dann vom Kind auch in die Schule getragen werden.
Kinder, die wirklich mediale Gaben haben, sind davon meist zutiefst erschüttert. Sie können diese Sphären, die sie wahrnehmen, sehr genau beschreiben. Sie bocken nicht gegenüber Autoritäten. Sie versuchen eher, ihre Hände auszustrecken, Hilfe zu finden und ein Miteinander zu schaffen. Ihre Eltern sind nach allem, was ich erlebe, eher ruhig und bescheiden und gehen vorsichtig und bedacht mit dem um, was sie bei ihrem Kind erleben. Sie widmen sich ernsthaft den dabei aufkommenden Fragen, statt plakativ irgendeine moderne Theorie in die Welt hinauszutragen. Vor allem sind sie nicht daran interessiert, ihrem Kind die Kindheit zu rauben und mit ihm Geld zu verdienen. Denn so etwas kann dem Kind den letzten inneren Halt rauben und es in die Schizophrenie führen, in das Fehlen jeglicher gesunder Erdung.
Den Kindern, mit denen ich gearbeitet habe, konnte ich es genau an den Augen ablesen – diesen Weitblick, den ich auch von mir als Kind kannte. An ihren Fragen und ihren Beschreibungen konnte ich sehr gut bestätigen, was sie erlebten. Sie waren dankbar, gehört zu werden und sich verstanden zu fühlen. Dankbar nahmen sie auch Hilfsmittel wie Gebete zum Schutz und zur Abgrenzung von mir an. Sie waren ausgesprochen offen für alles, was ich ihnen sagen konnte, damit sie ihre Kindheit nicht in Panik verbringen müssen, sondern auf psychologischer und geistiger Ebene verstehen und an ihrem Erleben wachsen können.
Ich möchte betonen, dass solche Kinder wirklich die seltene Ausnahme sind und nicht die Regel. Das konnte ich selbst auch erst ab Mitte zwanzig verstehen, da ich meine Kindheitsjahre introvertiert und verschwiegen verbracht hatte. Doch ich brauchte diese Zeit für die Entwicklung meines Charakters und meiner inneren Stärke. Denn beides brauche ich heute, um so vielen Menschen in meinen Seminaren, Büchern und auf all den anderen Wegen helfen zu können. All das, was war, gehört zu meinem Weg. Ohne all diese zum Teil schwer errungenen Erkenntnisse wäre ich nicht die, die ich bin. Dinge mit sich selbst ausmachen zu müssen kann eine ungeheure Kraft in uns erwecken.
Heute, mit vierzig Jahren, kann ich mein Leben viel besser verstehen als jemals zuvor. Ich habe mich oft gefragt, warum mich mein Seelenplan in der ehemaligen UdSSR hat zur Welt kommen lassen, um mich dann im Teenageralter nach Deutschland zu führen. Mittlerweile weiß ich: Die Antworten auf meine Lebensfragen hängen immer mit meinen hellsichtigen Fähigkeiten zusammen. Heute lebe ich ein lichtvolles, spirituelles Leben, getragen von einer liebevollen Lebensphilosophie und einer Weisheit, die mir immer neu aus der Quelle der geistigen Welten zuteilwird. Doch der Weg dorthin war steinig und düster, und ich habe mich häufig gefragt: Warum musste ich erst so viel Dunkelheit überwinden, um ins Licht zu finden? Die Antwort liegt darin, dass auch ich lernen musste, das Licht wirklich wertzuschätzen. Um das zu können, muss man seinen Gegenpol kennengelernt haben.
Heute weiß ich auch, dass es für mich in diesem Leben ein Vorteil war, in einem religionsfreien Raum aufzuwachsen, ohne jegliche Gottesbilder und religiösen Vorstellungen. So konnte mir nichts und niemand in meine Begegnungen mit Gott hineinpfuschen. Es konnte mich niemand mit Bildern von einem strafenden oder gar rachsüchtigen Gott erreichen, von einem bärtigen Mann irgendwo da draußen. So konnte mein Kanal unverfälscht und rein bleiben.
Andererseits ist nur im Materialismus und Atheismus zu leben genauso schlimm, wie einen religiösen Missbrauch zu erfahren. Wenn die Menschen ohne Glauben, ohne Sinnfragen leben, brennt die Seele aus. Ich hatte das Glück, dass ich in Russland eine Kultur kennengelernt hatte, in der die geistigen Gaben zu jener Zeit zwar nicht ausgelebt werden durften, aber auch nicht ausgerottet waren. Denn eine Inquisition mitsamt den unzähligen Hexenverbrennungen – also den Versuch, alles Heilwissen und alles geistige Arbeiten, das nicht der Institution der Kirche entsprach, auszurotten – hat es dort niemals gegeben. Diese Verfolgung der spirituellen Kultur, wie sie im mittleren Europa gegeben war, hat intensive Traumata hinterlassen, die das spirituelle Erleben der Menschen und ihre geistige Kraft bis heute eindämmen. All diese Schocks gab es in meiner Blutlinie nicht und damit auch nicht diese existenziellen Konflikte, die viele westliche Menschen noch heute mit ihren spirituellen Fähigkeiten und Interessen haben. Ich konnte all die Jahre unverfälscht in die geistigen Welten schauen, so wie sie sich mir zeigten. Ich konnte frei von vorgegebenen Ideen meine Erfahrungen machen und mir meine eigene Meinung bilden. Heute kann ich in meiner liebevollen Lebensphilosophie die Werte aller Weltreligionen vereinen, ohne gegen irgendetwas zu sein. Die Menschen kommen unabhängig von einem religiösen Hintergrund oder gesellschaftlichen Vorstellungen zu mir – als Menschen, die ihre Intuition und ihre Wahrnehmung schulen und ihren eigenen Zugang zum Geistigen stärken wollen. Menschen, die mehr über die Schöpfung, den Sinn des Lebens und Heilung erfahren möchten.
Für mich war es von Vorteil, von der russischen Seele so viele starke emotionale Kräfte aufzunehmen, frei von Religion und Inquisition. Zugleich ist es für mich im westlichen Europa von Vorteil, mich mit meiner deutschen Seite zu verbinden, die stärker intellektuell, eher forschend und wissenschaftlich herangeht, denn die energetischen Dinge zu benennen und zu beschreiben ist wirklich nicht einfach. Doch auch das gehört zu meiner Aufgabe in meinen Seminaren und meinen vielen Büchern, um den Menschen auf ihrem Bewusstseinsweg zu helfen. Mein Seelenplan, in Russland zu inkarnieren und aufzuwachsen und dann nach Deutschland zu gehen, war und ist also äußerst sinnvoll für meine psychologische und philosophische Entwicklung und für meine Berufung. Leicht war nichts. Doch es durfte alles leuchtend und lichtvoll werden.
Als ich eingeschult wurde, hatte mich die geistige Welt schon oft geprüft.
Das schwarze Kleid
Das Thema geistige Welten und die Frage, was die »andere Seite« uns sagen will, waren bei uns in der Familie eigentlich immer wichtig, aber auf eine eher unausgereifte, unbewusste Weise. Zum Beispiel war es absolut üblich, dass über Träume gesprochen wurde, wenn wir bei Verwandten zu Besuch waren und alle zusammensaßen. Vor allem die Frauen unterhielten sich beim Frühstück miteinander, und wir Kinder waren mit unseren Ohren natürlich heimlich dabei. Die Tanten und Großmütter erzählten sich gegenseitig ihre Träume und versuchten, sie zu deuten. Doch diese Deutungsweise war unentwickelt, primitiv. Einmal zum Beispiel saß ich als Zehnjährige mit am Tisch, die anderen Kinder spielten irgendwo, und meine Großmutter erzählte meinen Tanten und meiner Mutter von einem Traum. Voller Panik meinte sie: »Ajajaj, ich habe letzte Nacht von einem schwarzen Kleid geträumt! Bestimmt hat jemand seine schwarze Magie auf uns geschickt, und einer von uns wird sterben. Das ist die Botschaft des schwarzen Kleides! Also müssen wir vorsichtig sein: Heute darf niemand aus dem Haus gehen!«
Meine Verwandten hatten keine Vorstellung davon, dass man einen Traum auch neutral, sachlich, konstruktiv und liebevoll deuten kann. Angst und Unwissen waren ihre Antriebskräfte. Sie haben ihre Angst nie hinterfragt. Vielleicht habe ich auch aus solchen frühen Erfahrungen meine Stärke entwickelt, alles zu hinterfragen. Wirklich alles. Auf diese Weise bleibe ich nie in der Angst verhaftet. Ich gebe mich mit Angst einfach nicht zufrieden, denn sie ist keine gute Beraterin.
Doch meine Tanten und die Großmutter hörten auf die Angst – und so gab es immer wieder diese Tage, an denen niemand das Haus verlassen durfte und auch wir Kinder nicht auf den Spielplatz hinauskonnten. Wir alle saßen im Haus fest. Wenn doch mal jemand ausbüxte, wurde ganz offensichtlich: Niemand starb. Nichts Schlimmes passierte. Diese Deutung vom schwarzen Kleid konnte also nicht so ganz stimmen.
Ich sollte später noch lernen, sehr bewusst mit seelischen Bildern und auch Träumen umzugehen und sie auf eine heilsame Weise zu deuten. Mit Anfang bis Mitte zwanzig führte mich mein Weg – ich werde darüber noch genauer erzählen – in eine Naturheilpraxis am Bodensee. Ich lernte in dieser Zeit, mit welcher Sprache die geistige Welt zu uns spricht. Sie hat ja keine phonetische Sprache, sie spricht nicht in Wörtern. Deswegen ist es – nebenbei gesagt – eher gefährlich, wenn man eine fremde Stimme in seinem Kopf hört. Eine fremde Stimme im Kopf deutet oft auf unreine Kanäle hin. Manchmal aber kann es auch eine göttliche Stimme sein, die sich dadurch auszeichnet, dass es sich absolut stimmig anfühlt, was sie sagt und wie sie spricht. Die Engel kommunizieren in Schwingungen der Liebe, in sanft schillernden Farben und in Bildern. Es ist eine geistige Sprache. Mit meiner Hellsichtigkeit kann ich diese Sprache wahrnehmen, und ich konnte lernen, sie dann für die Menschen in die Sprache der Worte zu übersetzen.
Bei einem meiner ersten Beratungsgespräche passierte es nun, dass ich in der Aura eines Menschen ein schwarzes Kleid wahrnahm. Geprägt von den frühen Erfahrungen in meiner Familie, zuckte ich kurz zusammen: Das bedeutet Tod! Doch dann atmete ich in Ruhe durch und überlegte noch einmal neu. Denn eine Deutung aus Angst führt immer zu einer Fehlinterpretation. Man könnte ein schwarzes Kleid schließlich auch als das sprichwörtliche »kleine Schwarze« ansehen, als ein Symbol für ein sexy Kleidungsstück für einen schönen und sinnlichen Abend. Es gibt viele Möglichkeiten. Ich bat die Engel deshalb, mir zu zeigen, wie ich dieses Symbol richtig deuten könne, sodass es nachvollziehbar, liebevoll und umsetzbar ist. Dabei begriff ich, dass sich die Sprache der geistigen Welt nur richtig deuten lässt, wenn wir absolut neutral sind. Wenn wir die Dinge weder als gut noch als schlecht bewerten. Wenn wir gewissermaßen sind wie die Engel, vollkommen gleichmütig. Jede Botschaft offenbart uns Werte und Tugenden, und so gilt es herauszufinden, um welche davon es gerade geht und wie sie den betreffenden Menschen im Leben weiterbringen können. Da spürte ich plötzlich, dass das Symbol des schwarzen Kleides nichts anderes bedeutet als: Lieber Mensch, es ist die Zeit gekommen, die Trauer loszulassen.
Meine Großmutter hatte so oft von diesem schwarzen Kleid geträumt. Ihr Überbewusstsein und ihre Engel schickten ihr als traumatisiertem Kriegskind immer wieder dieses Symbol und damit die Botschaft: Jetzt ist es Zeit, all die Trauer und das Leid loszulassen und aus der Schockstarre aufzuwachen. Leider hat sie die Botschaft nicht verstanden und nach jedem dieser Träume neue Angst geschürt, nicht nur bei sich selbst, sondern in der ganzen Familie. Dass es eine Fehlinterpretation war, erkenne ich heute ganz einfach daran, dass ihre Deutung weder nachvollziehbar noch liebevoll oder umsetzbar war. Sie hat sie nicht weitergebracht. Genau das aber wollen die himmlischen Botschaften für uns tun: uns auf liebevolle und heilsame Weise auf unserem Weg voranbringen.
Diesem Menschen, der in meiner Beratung in der Naturheilpraxis vor mir saß und bei dem ich das schwarze Kleid in der Aura wahrgenommen hatte, übermittelte ich die Botschaft, dass es an der Zeit sei, die Trauer loszulassen. Seine Augen wurden feucht, und er weinte ein paar heilsame Tränen. Er sagte, dass er genau wisse, was gemeint sei, und dass er jetzt bereit sei, ein verstorbenes Familienmitglied endlich freizugeben und dem Licht zu überlassen. Ich sah, wie dieser Mensch nach ein paar Momenten des Weinens mit einem Mal lächelte und wie befreit wirkte. Es war ein innerer Prozess angestoßen worden, eine wichtige Transformation. Die Botschaft war nachvollziehbar, liebevoll und umsetzbar für diesen Menschen. Und ich verstand: So spricht die geistige Welt zu uns. So arbeitet sie.
Die drei Prüfsteine einer Botschaft
Eine geistige Botschaft ist für uns dann richtig und sinnvoll, wenn sie drei Kriterien erfüllt. Sie sollte
nachvollziehbar,liebevoll undumsetzbar sein.Es waren meine ersten Schritte, aus meiner Gabe eine Aufgabe werden zu lassen. Für mich war es eine Erlösung, endlich damit umgehen zu können. Doch leider ist es nicht so, dass sich irgendjemand aus meiner Ursprungsfamilie – gerade die Frauen sind dort alle sehr hochsensibel und »spürig« – dem geöffnet hätte. Es ist, als würden manche Menschen nichts mehr scheuen als die Selbsterkenntnis. Doch damit bleiben sie in ihrem Leid gefangen. Ich musste das akzeptieren. Ich begriff: Solange jemand an seinem Leid festhält und nicht bereit ist, sich zu hinterfragen, hat er offenbar einen Nutzen davon. Denn wir tun nichts ohne einen Gewinn. Der Nutzen bedeutet manchmal nur, dass die Komfortzone nicht verlassen werden und man nicht in die Eigenverantwortung gehen muss. Irgendwann ist jeder Mensch bereit, die angezogene Handbremse zu lösen und etwas Neues in seinem Leben zuzulassen: das Glück. Dieses Glück fällt uns Menschen nicht einfach vom Himmel herunter in den Schoß, und es wird uns auch nicht von einem anderen Menschen auf dem Silbertablett serviert. Nein, es ist die Bereitschaft zu Selbstliebe, Selbsterkenntnis, Vergebung und Eigenverantwortung. Es ist die Bereitschaft, aus all den gemachten Erfahrungen eine liebevolle Lebensphilosophie zu entwickeln. Das passiert nur dann, wenn wir uns als geistige Wesen, die eine irdische Erfahrung machen, erkennen und anerkennen. Wenn wir beginnen, uns regelmäßig zu spüren und die Qualität unserer Gedanken, Gefühle und Handlungen zu hinterfragen. All das kann nur in Liebe geschehen und nicht in Ablenkung, Selbstzerstörung oder Habgier. Ob es in dieser Inkarnation passiert oder noch einige weitere braucht – das entscheidet jeder selbst.
Wenn ich heute Seminare gebe und Menschen dabei unterstütze, ihre Selbstwahrnehmung und ihre Intuition zu trainieren, lehre ich sie, im Rahmen ihrer Veranlagung sinnvoll damit umzugehen. Es sind nur sehr wenige Menschen wirklich hellsichtig. Wenn jemand tatsächlich Bilder sieht, ist es mir wichtig, dass er sie neutral zu deuten lernt. So wird dann aus einem schwarzen Kleid kein Todesbote und wahrscheinlich auch kein sexy »kleines Schwarzes«. Trauernde erlauben sich oft nicht, wieder glücklich zu sein. Wenn sie dann wirklich spüren, dass die Botschaft der geistigen Welt an sie lautet, dass sie den Schmerz nun loslassen können, dann bekommen sie diese Erlaubnis. Was für eine Erleichterung!
Es gibt Menschen, die eher einen Zugang über das Hellfühlen und nicht so sehr über das Hellsehen haben. Sie spüren dann zum Beispiel in der Umarmung ihres Schutzengels die Botschaft, dass es an der Zeit ist, die Trauer zu beenden. Können sie dabei tief atmen, Liebe spüren und im Geist klar sein, dann sind auch das Zeichen dafür, dass die Botschaft stimmig ist. So lernen sie, ihre Intuition richtig anzuwenden.
Drei Regeln für Stimmigkeit
Ebenfalls drei Gradmesser können uns dabei helfen, etwas als stimmig oder unstimmig einzuordnen. Ganz gleich, ob es Botschaften aus der geistigen Welt sind oder eigene Ideen und Vorhaben. Auch in Entscheidungssituationen ist diese Regel sehr wertvoll. Etwas ist für dich richtig und stimmig, wenn du daran denken kannst und dabei
tief atmen,Liebe spüren undim Geist klar sein kannst.Immer wieder gibt es Menschen, die ihren Gefühlen nicht trauen. Sie wiederum sind dann nicht im Hellfühlen zu Hause, sondern eher im Intellekt und im sogenannten Hellwissen. Sie erleben Geistesblitze und wissen einfach, was stimmig ist und was die geistige Welt ihnen sagt: Geh diesen Weg und nicht jenen. Hör auf zu trauern, alles ist gut. Diese Menschen sind meist etwas nüchterner, und dennoch können sie bei solchen Gedanken des Hellwissens tief atmen, Liebe spüren und klar sein. Diese drei Regeln der Selbstüberprüfung helfen ihnen, auch ihre Art der Intuition weiterzuentwickeln und zu nutzen. Es ist wichtig, Herz und Verstand zu verbinden – so wie es diese drei Regeln zeigen.