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In 'Meine Zweite Weltreise' nimmt uns Ida Pfeiffer mit auf eine faszinierende Reise um die Welt, die sie in den 1850er Jahren unternommen hat. Mit ihrem klaren und detailreichen Schreibstil erzählt sie von den exotischen Ländern, kulturellen Unterschieden und atemberaubenden Landschaften, die sie auf ihrem Abenteuer entdeckt. Pfeiffer's Werk steht sowohl in der Tradition von Reiseliteratur als auch als frühe feministische Stimme, da sie als Frau allein die Welt erkundet hat. Ihre Beobachtungen über die Gesellschaft und Natur der besuchten Orte sind ebenso informativ wie unterhaltsam und lassen den Leser tief in die Welt des 19. Jahrhunderts eintauchen. Ida Pfeiffer, eine österreichische Entdeckerin und Autorin, war eine Pionierin in der Reiseliteratur und eine der ersten Frauen, die solch weitreichende Reisen alleine unternahm. Ihre unerschrockene Haltung und ihr scharfer Beobachtungssinn spiegeln sich in 'Meine Zweite Weltreise' wider, einem mutigen Werk, das den Geist der Abenteuerlust und Entdeckung verkörpert. Pfeiffer's persönliche Erfahrungen und ihre Fähigkeit, den Leser in fremde Kulturen und Landschaften einzuführen, machen sie zu einer herausragenden Figur in der Geschichte der Reiseliteratur. Für alle Leser, die sich für Reisen, Geschichte und starke weibliche Stimmen interessieren, ist 'Meine Zweite Weltreise' ein absolutes Muss. Ida Pfeiffer's Werk ist nicht nur eine Quelle der Inspiration, sondern bietet auch eine Zeitkapsel des 19. Jahrhunderts, die uns in ferne Länder und vergangene Zeiten entführt. Tauchen Sie ein in dieses fesselnde Buch und lassen Sie sich von Pfeiffer's Abenteuern und Einblicken in die Welt verzaubern.
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Seitenzahl: 913
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lch weiß, daß es das gewöhnliche Schicksal der Widmungen und Vorreden ist, von Niemanden gelesen zu werden. Ich kann aber unmöglich das Tagebuch meiner Wanderungen veröffentlichen, ohne der eigentlichen Urheber derselben zu gedenken, und als solche muß ich die in den Holländisch-Indischen Colonieen ansässigen Holländer, vorzugsweise die daselbst angestellten öffentlichen Beamten und Offiziere betrachten.
Ich hatte nämlich, als ich meine Heimath verließ, nichts weniger im Sinne als eine zweite Reise um die Welt zu machen. Der Betrag aus meinem kleinen Vermögen, über den ich gebieten konnte, war sehr unbedeutend; die Oesterreichische Regierung vermehrte ihn zwar mit einem Zuschuß von 150 Pfund St.; doch würde die ganze Summe dessen ungeachtet zu einer so großen Reise nicht ausgereicht haben.
Ich ging nach London mit dem Vorhaben, mich nach Australien einzuschiffen. Diesem Vorhaben mußte ich entsagen, denn meine Reise wäre gerade in die Zeit gefallen, als man in Australien die reichen Goldlager entdeckte, als die Auswanderer von allen Seiten dahin strömten und in Folge dessen Leben und Aufenthalt über alle Maßen theuer wurden.
Nach einigen Zweifeln, wohin ich nun mich wenden sollte, reiste ich glücklicher Weise nach Holländisch-Indien. Wider mein Erwarten wurde ich von den Holländischen Beamten und Offizieren jedes Ranges und jeder Stellung so zuvorkommend aufgenommen, so thatkräftig unterstützt, daß ich Reisen ausführen konnte, wie es mir bisher noch in keinem Lande der Welt möglich gewesen war, und daß ich, wie gesagt, jene Männer als die Schöpfer dieser meiner zweiten Reise um die Welt betrachten muß.
Aber nicht nur die Beamten und Offiziere der Holländischen Regierung unterstützten mich, auch viele Privatpersonen und meine Deutschen Landsleute trugen das ihrige redlich bei. Letztere machten mir eine Karte zur Reise auf dem Dampfer nach Batavia und zurück zum Geschenke, und die Directoren der beiden Dampfschiffahrts-Gesellschaften, die Herren Cores de Vries und Fraser gaben mir später auf ihren Schiffen überall hin freie Passage.
Nachdem ich keine andere Gelegenheit habe, allen diesen Herren meine Dankbarkeit auszudrücken, so ersuche ich sie, die Widmung des vorliegenden Werkes anzunehmen, nebst der Versicherung, daß ich ihre Güte und Gefälligkeit in ihrer ganzen Größe gewiß zu schätzen weiß, und derselben stets mit der wahrsten Erkenntlichkeit gedenken werde.
Endlich darf ich der Nord-Amerikaner nicht vergessen, da ich ihnen ebenfalls einen großen Theil meiner Reise verdanke. Sie gestatteten mir viele freie Fahrten auf Segelschiffen sowohl, wie auf ihren großen, prachtvollen Dampfern, und in keinem Lande der Welt. Holländisch-Indien ausgenommen, nahm man mich mit mehr Auszeichnung auf, als in den Vereinigten Staaten. Aus vollen Herzen sage ich daher den Amerikanern meinen innigsten Dank.
Die Verfasserin.
Ein Dajakischer Rajah.
Die Reise von Wien nach London ist heutigen Tages eine Spazierfahrt, die man bequem in vier Tagen machen kann; ich benöthigte jedoch dazu beinahe einen Monat, da ich bei meinen Freunden und Verwandten in Prag und Hamburg einige Zeit zu Besuch blieb. Am 18. März 1851 verließ ich Wien, und erst am 10. April gelangte ich nach London.
Es war früh Morgens, als sich unser Dampfer dem Hafen der Weltstadt näherte. Der von ferne undurchdringlich scheinende Mastenwald tauchte vor unsern Blicken auf, und die unzähligen Schiffe, vom großen Ostindienfahrer bis zur kleinen Jacht, theils vor Anker liegend, theils die Segel entfaltend oder von brausenden Dampfern in's Schlepptau genommen, gewährten ein reiches, wahrhaft großartiges Bild. Weniger zog mich das Gewühl im Hafen selbst an. Ich dachte hier ein Gemenge aller Nationen der Welt zu finden, und sah nichts als Europäische Matrosen und Englische Arbeitsleute. In dieser Hinsicht ist jeder Ostindische Hafen, und besonders jener von Bombay ungleich interessanter, weil man dort Menschen von allen Ländern und Farben, und Trachten von den verschiedenartigsten und seltsamsten Formen sieht.
Wir landeten an dem Zollamte, welches ich mit ziemlicher Angst betrat, da man mir gesagt hatte, daß sehr strenge untersucht würde, daß jede Kleinigkeit, sobald sie neu sei, versteuert werden müsse, und daß selbst die Taschen vor den Händen der gierigen Zollbeamten nicht geschlossen seien; doch dem war nicht so: sämmtliche Effekten wurden ziemlich oberflächlich besehen. Man verlangte auch die Pässe, stellte sie aber, nachdem man die Namen in ein Buch eingetragen, sogleich wieder zurück. Ich erhielt weder eine Aufenthalts-Karte, noch frug man in der Folge nach meinem Passe, — ja, ich schiffte mich nach Afrika ein, ohne daß ich mit der Polizei oder einer andern Behörde das Geringste mehr zu thun hatte.
Den Eindruck, den das Leben auf den Straßen auf mich machte, war kein angenehmer. Dieses Pressen und Drängen der Menschen, das Gewirre der zahllosen Wagen, die das Ueberschreiten einer Straße wahrhaft lebensgefährlich machen, ließen mich die Minute segnen, in der ich mein Zimmer erreichte.
Das größte Gewühl herrschte in den Straßen der City; hier sind die Komptoirs der Kaufleute, die Börse, die Bank, Mansion-house (Residenz des Lord-Mayor) u.s.w. Die Kaufleute selbst wohnen nicht in der City; sie kommen selten vor 11 Uhr auf ihre Komptoirs und verweilen nur bis vier oder fünf Uhr. Die vielen Verbindungsmittel, Eisenbahnen, Dampfschiffe, Omnibusse machen es ihnen leicht möglich, in entfernten Orten der Stadt, ja oft acht bis zehn Englische Meilen weit auf dem Lande zu leben. Die Züge auf den Eisenbahnen verkehren jede Viertelstunde, die Dampfer fahren von der ersten Brücke Londons bis zur letzten alle fünf Minuten, und die Omnibusse sind in steter Bewegung; letztere erscheinen jedoch für den Fremden anfänglich beinahe unbrauchbar, und er muß erst ein kleines Studium machen, um zu wissen, in welchen er einzusteigen hat. Die Hauptstationen sind zwar auf der Aussenseite des Wagens angeschrieben; aber der eine Omnibus nimmt den Weg durch diesen, der andere durch jenen Theil der Stadt; sich an die Kondukteurs zu wenden ist eben nicht sehr anzurathen, denn auf die Frage, ob man hier oder dort vorüberfahre, antworten sie nicht selten mit vollkommener Ruhe „Yes“ — und setzen dann den armen Fremden an irgend einem Orte ab, wo er von seinem Ziele vielleicht weiter entfernt ist als vorher.
Ueberhaupt gehört eine Fahrt in einem Omnibus gerade nicht zu den Annehmlichkeiten des Londoner Lebens. Die Wagen sind weder sehr breit noch sehr lang und enthalten 25 Plätze (13 im Innern, 12 außen [Während meines Aufenthaltes begann man im Innern einen und außen drei Plätze abzuschaffen.]. Es kann daher von einem nur einigermaßen bequemen Sitze natürlich keine Rede sein. Hiezu kommt das ewige Anhalten, Ein- und Aussteigen, alles in der größten Eile, und nun gar wenn Regenwetter ist — die triefenden Schirme, die nassen Kleider, die beschmutzten Schuhe — wahrlich ein Comfort ohne Gleichen!
Comfort, Comfort, Comfort — führt doch jeder Engländer dieß Wort unaufhörlich im Munde, und gerade in England habe ich weniger Comfort genossen als irgendwo. So litt ich z. B. von der Zimmerkälte nirgends so viel wie hier. Die Kaminfeuer erwärmen wohl den, der ganz nahe am Kamine sitzt, und der nichts anderes zu thun hat als sich zu wärmen, aber nicht den, der entfernter ist und sich mit Schreiben oder Nähwerk beschäftigen will, — Feder, Nadel entfallen alsbald der steif gewordenen Hand. Das nenne ich Comfort in einem Laude, in welchem man sechs bis sieben Monate des Jahres mit Kälte zu kämpfen hat! — Die Engländer lieben den Anblick des Feuers so über alle Maßen, daß sie die daraus entspringenden Unannehmlichkeiten übersehen oder gerne ertragen. Eben so absonderlich sind sie hinsichtlich der Wohnung. Jede Familie, wenn noch so beschränkt, will ihr eigenes Haus haben, ein Haus natürlich oft nur mit zwei Fenstern in der Fronte und einem Stockwerke; haben ja selbst die Häuser der ziemlich Bemittelten selten mehr als drei Fenster und zwei bis drei Stockwerke. Ist das vielleicht Comfort, jeden Augenblick von einem Stock zum andern zu steigen? — Es versteht sich von selbst, daß ich hier nicht von den Häusern der Reichen und überhaupt nicht von den Reichen spreche — diese können sich natürlich in England alle Bequemlichkeiten verschaffen, sie können es aber auch in allen andern Ländern, und in den meisten mit ungleich geringeren Kosten. Meine Bemerkungen betreffen nur die Mittelklasse.
Eine weitere Unbequemlichkeit liegt in der ungemeinen Größe der Stadt. Jeder Besuch, jedes Geschäft, jede Unterhaltung kostet viel Zeit und viel Geld, weil man häufig fahren muß. Sind es Geschäfte, so kann man wohl Omnibus und Eisenbahn benützen; sind es aber Unterhaltungen, Einladungen zu Tische, zum Thee, bei welchen man im Putz erscheinen muß, so ist man gezwungen einen Cab (einspännigen Wagen) zu miethen, welcher pr. englische Meile einen Schilling kostet [Seit einem Jahre auf 6 Pence herabgesetzt.], — keine kleine Ausgabe, wenn man, wie es leicht der Fall sein kann, hin und zurück einen Weg von zehn oder noch mehr Meilen zu machen hat. Ein Besuch der Italienischen Oper ist schon gar nur reichen Leuten möglich, da die Loge allein drei bis vier Pfund St. kostet und man darin nicht anders als in großem Putze erscheinen darf.
Die Kosten und Schwierigkeiten des Zusammenkommens mögen die Hauptursache sein, daß in den Englischen Häusern das angenehme gesellige Leben nicht herrscht, an das wir Süddeutsche so sehr gewöhnt sind. Hier gibt es Gesellschaften und sogenannte Aufwartungen, aber selten freundliche, gemüthliche Besuche.
Das Leben der Frauen aus dem Mittelstande ist höchst einförmig; den Tag über sind sie an ihr Haus gewiesen, Abends an die Gesellschaft des Gemahls, der vom Geschäftsleben ermüdet heim kommt, sich nach Ruhe und Bequemlichkeit sehnt und selten gelaunt ist, seine Frau durch Gespräche zu unterhalten, oder durch Besuche sich stören zu lassen; gewöhnlich setzt er sich in den Lehnstuhl nahe am Kamine, nimmt Zeitungsblätter zur Hand und schlummert mitunter dabei ein.
Die Sonntage, bei andern Völkern ebenfalls Tage der Weihe und des Gebetes, aber auch der Heiterkeit und Fröhlichkeit, sind in England so langweilig, daß der aufgeweckteste Südländer davon den Spleen bekommen könnte. In echten altenglischen Familien geht das so weit, daß die Kinder an diesem Tage nicht einmal Ball schlagen oder irgend ein unschuldiges Spiel treiben dürfen; ja man läßt sogar die meisten Gerichte Tags zuvor bereiten, damit die Köchin hinlänglich Zeit findet, die Kirchen zu besuchen. Vor- und Nachmittags werden mehrere Stunden in der Kirche zugebracht, und den ganzen Tag über darf kein anderes Werk als ein Andachtsbuch zur Hand genommen werden! So lobenswerth ich es finde, daß man in Familien die ganze Dienerschaft Morgens und Abends um sich versammelt, um mit ihr vereint ein kurzes Gebet zu halten, so unpassend finde ich es, einen ganzen Tag mit Gebeten hinzubringen, Ich zähle mich nicht im entferntesten zu den Freigeistern; aber den ganzen Tag vermag ich nicht zu beten. Gebete sollen mit dem Geiste gehalten werden, mit Bewußtsein dessen, was man betet, mit Aufmerksamkeit und Andacht; durch Uebertreibung arten sie zu Lippengebeten aus, und diese sind meiner Meinung nach zwecklos und ohne Verdienst.
In keinem Lande der Welt, vielleicht China und Persien ausgenommen, verstößt man so leicht gegen die sogenannte „feine Lebensart“ als hier. Wer z. B. die Gabel in die rechte statt in die linke Hand nimmt, wer das vorgelegte Gericht in kleine Stückchen theilt, anstatt jedes Stückchen einzeln herabzuschneiden, wer einer Dame vom Geflügel einen anderen Theil als ein Bruststück vorlegt, wer Jemanden in sein Schlafzimmer führt (dieß wird gar als ein halbes Verbrechen betrachtet) und dergleichen mehr, der macht sich lächerlich und wird zu der Klasse jener gezählt, die auf feine Erziehung keinen Anspruch machen können. — Bei den unbedeutendsten Sachen findet man hier Verstöße gegen die Sittlichkeit, und andere weit größere, die wir Nicht-Engländer als unsittlich bezeichnen würden, finden die Engländer ganz in der Ordnung. So die Sitte, daß zwei Schwestern oder zwei Dienstmädchen mit einem Lager vorlieb nehmen. Ja dieser Gebrauch geht so weit, daß bei Besuchen, die über Nacht bleiben, sehr häufig zwei Freundinnen oder überhaupt zwei weibliche Wesen eine und dieselbe Bettstelle theilen [Einschläfrige Betten hat man in England höchst selten.]. Kann es etwas Unsittlicheres, Ungesünderes geben?! Ich weiß, wenn diese Bemerkung einer Englischen Dame zu Gesicht kommen sollte, daß sie Zeter und Wehe über mich schreien wird, — doch deßhalb ist sie nicht minder wahr, und ich sehe mich für meine Aufrichtigkeit reich belohnt, wenn durch diesen Anlaß auch nur eine Familie dahin gebracht würde, jener abscheulichen Sitte zu entsagen.
Nicht minder anstößig kommt mir der Gebrauch vor, daß ein neuvermähltes Ehepaar einen Wagen besteigt, dessen Bespannung, Kutscher und Diener mit Blumensträußen geziert sind; so beginnen sie ihre Hochzeitsreise, so kehren sie im Gasthof ein .. sonderbares Sittlichkeitsgefühl!
Stolz und Hochmuth der Aristokratie und der Reichen haben in England unbestreitbar den Kulminationspunkt erreicht. Um in die Gesellschaft (Rout) eines Englischen Aristokraten zu gelangen, muß man von hoher Geburt sein, oder ausgezeichnete Verdienste aufweisen, oder durch irgend ein besonderes Mittel sich eindrängen. Eitelkeit ist natürlich hier wie überall der Sporn, der die Leute antreibt, nötigenfalls alle Minen der Intrigue spielen zu lassen, um sich in hoher Gesellschaft einige Stunden zu langweilen; denn steif, kalt und trocken sind diese Routs über alle Beschreibung. Der Hausherr setzt seinen Stolz darein, die Säle so gefüllt zu sehen, daß Niemand sich bewegen kann; er zwängt sich mühsam durch die Räume, richtet an diesen und jenen einige nichtssagende Worte und — der Spaß hat ein Ende. Am folgenden Morgen aber füllt die Beschreibung des herrlichen Festes eine Viertelspalte in der Zeitung, und die Namen der Auserwählten glänzen in dem beigedruckten Register.
Man sollte meinen, daß in einem so alt-konstitutionellen Lande wie England, Hof und Adel weniger hoch angesehen wären, als in einem rein-monarchischen; dem ist nicht so. Es wird hier von dem Hofe mit weit mehr, ich möchte sagen kleinlicher Ehrfurcht gesprochen, als es selbst in Deutschen Staaten der Fall ist. Ich mußte oft lächeln über das Gewicht, das man auf die Frage legte: „Haben Sie die Königin gesehen? und Prinz Albert? und den Prinzen von Wales?“ — Viele der Straßen und Plätze Londons führen die Namen von Regenten, Prinzen, Fürsten und andern hochgestellten Personen.
Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht umhin, der Hamburger zu erwähnen, die sich gerne Republikaner nennen, eigentlich aber, wenigstens was Ehrfurcht und Verehrung des Adels und der Titel anbelangt, die entschiedensten Legitimisten Europas sind. Ich will hier nur ein kleines Beispiel anführen. Während meines Aufenthaltes in Hamburg, im Winter vom Jahre 1848 auf 1849, kam ein zweit- oder drittgeborner Prinz von Leiningen in Begleitung seines Hofmeisters dahin auf Besuch; da hätte man sehen sollen, was diese Republikaner thaten, um den prinzlichen Jüngling in ihre Gesellschaften zu ziehen. Bälle, Diners, Soireen wurden ihm zu Ehren gegeben, ja sogar eine Schlittenfahrt, die aber leider das rücksichtslose Tauwetter zu Wasser machte. In allen Zirkeln sprach man nur von ihm, jedes Wort, das seinen Lippen entsiel, fand man geistreich, witzig und verständig, und jede Mutter, mit deren Töchterchen er tanzte, fühlte sich hochgeehrt und beglückt.
Da die armen Hamburger so unglücklich sind, keinen Adel zu besitzen, so suchen sie sich mit Titeln zu entschädigen, welche natürlich, wie in Oesterreich und Preußen, auch den Frauen beigelegt werden; die Frau eines Senators ist eine Senatorin, eines Konsuls eine Konsulin, eines Doktors eine Doktorin. Hat aber Jemand das Glück, adelige Verwandte im Auslande zu haben, so wird er von diesen nie sprechen, ohne den Titel beizusetzen. Da heißt es: Haben Sie Tante von A. gesehen? Schwager Baron B. gesprochen? u.s.w. Wie lästig und beschwerlich dieses Titelwesen den geselligen Umgang macht, vermag nur ein Fremder zu ermessen. Ich wagte kaum in einer Gesellschaft zu Wien, Berlin oder Hamburg meine Nachbarin anzusprechen, denn ich hatte vergessen, ob sie mir als Feldmarschall-Lieutenantin, Vize-Präsidentin, Senatorin oder Baronin vorgestellt worden war. Ich saß stumm und dachte, daß am Ende die vielverlachten Chinesen vernünftiger seien, die auf der Brust ein Täfelchen hängen haben, worauf ihre Namen und Titel verzeichnet sind. — Bei solchen Gelegenheiten fiel mir stets folgende Anekdote unseres unvergeßlichen Kaisers Josef ein: „Die Witwe eines Beamten kam einst mit der Bitte zu Kaiser Josef, ihre Pension zu erhöhen, da ihre heranwachsenden Kinder einer Erziehung bedürften. Der Kaiser frug: „Wie heißen Sie?“ Sie antwortete: „Ich bin die Hofräthin N. N.“ — „Wenn Sie die Hofräthin N. N. sind,“ sagte der Kaiser, „habe ich mit Ihrer Bitte nichts zu thun, Sie müssen sich an Ihren Monarchen wenden.“ Die Frau, über diese Antwort verblüfft, konnte stammelnd kaum hervorbringen, daß sie ja vor ihrem Monarchen stehe. „Da irren Sie sehr,“ erhielt sie zur Antwort, „ich habe wohl Hofräthe, aber keine Hofräthinnen.“ Und — er schlug ihr die Bitte ab.
Man verzeihe mir diese kurze Reise nach Hamburg, Wien und Berlin, — ich kehre wieder nach London zurück, zu den Engländern, bei welchen diese Unsitte nicht stattfindet. Man macht nicht den geringsten Verstoß, wenn man die Gattin eines Ministers gleich der Frau eines einfachen Handwerkers mit „Madame“ oder „Mistreß“ so und so anredet.
Einen sehr unangenehmen Eindruck machte mir in London der Besuch der Kirchen; es kam mir jedesmal vor, als träte ich in ein Theater. Der ganze Raum, wenige Bänke an den Seitenwänden ausgenommen, ist in Logen und Sperrsitze getheilt, die Logen sind mit Teppichen, gepolsterten Bänken und Fußschemeln versehen, und geschmackvoll gebundene Bibeln und Andachtsbücher liegen vor den durchgehends im Putze erscheinenden Personen.
Auf meine Frage, woher es käme, daß man in den Kirchen gar keine dürftig gekleideten Leute sähe, gab man mir die vernünftige Antwort: „Wer sich nicht anständig kleiden kann, geht nicht in die Kirche“. [In Singapore frug ich eine Dame, die sich gerade zum Kirchenbesuche schmückte, ob sie denn glaube, daß ihr Gebet im Putze mehr Werth habe als im einfachen Kleide. Sieantwortete: „das gerade nicht, allein der Gouverneur befahl, oder gab gleich einem Befehle zu verstehen, daß die Herren im schwarzen Frak und die Damen elegant gekleidet beim Gottesdienste erscheinen möchten.“] Also nur die Reichen, die Wohlhabenden sind Gott gefällig? — Leider äffen die Katholiken in vielen Ländern diese entwürdigende Sitte nach, — Gott und die Vernunft möge sie und die Protestanten von diesem Hochmuthe heilen.
Eben so unpassend ist es, für den Besuch der St. Pauls-Kirche und der Westminster-Abtei in den Stunden, in welchen kein Gottesdienst stattfindet, Eintrittsgeld zu verlangen. Gerade als ich die letztere besuchte, wollten auch drei Matrosen mit eintreten; sie wurden zurückgewiesen, weil sie nicht bezahlen wollten oder konnten. Man sagte mir, daß dieser Mißbrauch abgeschafft werde. Ich erwiderte darauf, daß ich nicht begreife, wie man ihn je habe einführen können.
Ein anderer Mißbrauch ist auch der, daß der Viehmarkt in der Mitte von West-End liegt und daher alle Arten Vieh, Ochsen, Kühe, Schafe u. dgl. m. durch die belebtesten Straßen der Stadt getrieben werden, was natürlich häufig Unordnungen und nicht selten Unglücksfälle veranlaßt [Ist jetzt abgestellt.].
Eine ausführliche Beschreibung der Merkwürdigkeiten Londons zu machen, liegt nicht in meiner Absicht. Es gibt der ausführlichen und vortrefflichen Werke dieser Art so viele, daß meiner schwachen Feder nichts anderes übrig bliebe, als oft und gut Gesagtes unvollkommen wiederzugeben. Ich beschränke mich darauf, mit kurzen Worten des Gesehenen zu erwähnen.
Um von dem Umfange der Stadt eine gute Ansicht zu haben, besteige man die Spitze der St. Paulskirche oder jene der Waterloo- oder Brand-Säule. Ich bestieg die letztere, muß aber aufrichtig gestehen, daß der Anblick dieser ungeheuren Häusermasse keinen angenehmen Eindruck auf mich machte. Die einzelnen Schönheiten gehen zu sehr verloren, die kleineren Squares (Plätze) verschwinden ganz und gar, und nur die schönen zierlichen Brücken über die Themse ziehen die Aufmerksamkeit einigermaßen auf sich. Die Umgebung ist eine weite Ebene, deren Grenzen in der beständig neblichten Atmosphäre verschwimmen.
Von dem Gewühle in den Straßen Londons, vorzüglich in den Geschäftsstunden, kann sich nur derjenige einen Begriff machen, der die Neapolitanischen und Sicilianischen Städte besucht hat, in deren Straßen zur Abendzeit die ganze Bevölkerung, Kranke und Misanthropen ausgenommen, auf- und niederwogt. Der Unterschied besteht nur darin, daß in Italien die Leute fröhlich und heiter lustwandeln und der schönen Abende sich erfreuen, während in London Alles ernst und tiefsinnig nur dem Gelde und den Geschäften nachläuft. Als ich mich das erste Mal allein in dieses Gewühl begab, ward mir ordentlich bange, und ich wagte kaum einen der vielen, wie mit Dampf an mir vorüber getriebenen Geschäftsleute anzuhalten und um Auskunft über einen Weg zu ersuchen; aber zu ihrem Lobe muß ich sagen, daß sie im eiligsten Laufe einhielten und meine Frage sehr höflich beantworteten, Mancher ging sogar ein Stückchen Weg mit mir zurück, um mich auf die richtige Bahn zu weisen.
Der schönste Theil Londons ist das West-End; hier sind die großen, Straßen, Plätze (Squares), Clubs und Privatpaläste, die Parks und die reichen Gewölbsauslagen. Von den Straßen zeichnen sich Oxford und Regentstreet (jede mehrere Meilen lang) [Ich rechne (nicht nur in England, sondern während der ganzen Reise) nach ,,englischen Meilen,“ deren 4¼auf eine Deutsche Meile gehen.], von den Plätzen der Regent-Cirkus, Waterloo-Place, Charlestown-Terrace, Longham-, Portland-, Trafalgar-Square u.s.f. besonders aus. Schade ist es, daß alle diese Plätze belebender Zierden, wie Springbrunnen, gänzlich entbehren; nur Trafalgar-Square besitzt zwei Kaskaden.
Das hervorragendste öffentliche Gebäude ist Westminster-Hall, ein im reinsten gothischen Style aufgeführter Palast, unübertrefflich an Geschmack, Leichtigkeit und Zierlichkeit. Der Krönungs- und zugleich Sitzungssaal ist leider klein und so sehr mit Vergoldungen und Verzierungen überladen, daß er schwerfällig und ungeschmackvoll erscheint.
Somerset-House am Strande, mit der Hauptfronte gegen die Themse, nimmt sich imposant und großartig aus; es ist aus Quadersteinen erbaut und mit den geschmackvollsten Façaden und Arkaden versehen. Der Buckingham-Palast, Residenz des Hofes, ist zwar größer als Somerset-House, aber nicht so geschmackvoll. Die Theater Drurylane, Haymarket, das Italienische Opernhaus u.s.w. sind gewöhnliche Gebäude, die bloß durch ihre Größe auffallen. Das Kolosseum am Regentpark ist eine von Säulen umgebene Rotunde. Wie dieses kleine Gebäude zu dem anspruchsvollen Namen „Kolosseum“ kommt, vermag ich mir nicht zu erklären; — es mit jenem in Rom vergleichen zu wollen, kann doch unmöglich Jemanden in den Sinn kommen?! Das Schönste an diesem Gebäude ist im Innern ein Rundgemälde von London, welches zu besuchen ich allen Jenen anrathe, die nicht so glücklich sind, einen nebelfreien Tag zu erhaschen, um die Stadt selbst von einem ihrer hohen Punkte übersehen zu können. — Bemerkenswerthe Gebäude sind ferner die Admiralität, der Schatzkammer-Palast, Whitehall, mehrere Clubs und Privat-Paläste.
Unter den Brücken, die alle schön sind, zeichnet sich besonders die Waterloobrücke durch ihre ungemeine Zierlichkeit und vollkommen gerade Richtung ohne alle Steigung, aus. Die Hungerfordbrücke, ein prachtvolles, kühngespanntes Kettenwerk, ist nur für Fußgänger bestimmt.
Kirchen gibt es in London zwar viele, jedoch sind außer der St. Paulskirche in der City und der Westminster-Abtei im West-End, wenige des Besehens werth. Erstere ist ein Tempel im Neu-römischen Style mit einer hochgewölbten, majestätischen Kuppel und mit zwei Reihen von Säulen, deren eine den äußeren, die andere den inneren Theil des Gebäudes trägt. Im Innern stehen an den Wänden schöne Denkmäler zur Erinnerung an ausgezeichnete Admirale und Seeoffiziere. Die Westminster-Abtei, ein prächtiges Denkmal Gothischer Baukunst, hat die Gestalt eines länglichen Kreuzes. Auch hier stehen viele Slawen zur Erinnerung an berühmte Männer, an große Schriftsteller und Musiker, wie Milton, Shakespeare, Händel u.s.w. Man könnte diese Abtei füglich das Englische Pantheon nennen, hätten sich nicht auch Denkmäler für Leute eingeschlichen, deren einziges Verdienst war, mit hochklingendem Namen zur Welt gekommen zu sein.
Das Narrenhospital, Bedlam ist ein großartiges Gebäude mit einfacher, zweckmäßiger Einrichtung im Innern und von Gärten umgeben. Die Schlafsäle sind der Länge nach durch Breterwände in drei Theile gesondert, deren mittlerer den Kranken zum Auf- und Abgehen und den Aufsehern zum Aufenthalte dient. Die beiden Seitentheile des Saales sind in Kämmerchen abgetheilt, gerade groß genug für ein Bett und ein befestigtes Bänkchen. Die Thürme haben kleine Oeffnungen, durch welche die Wärter die Kranken beaufsichtigen können. Außerdem besitzt jede Abtheilung ihre Wasch-, Bade-, Gesellschafts- und Speise-Zimmer. Der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Narren erschien mir ausnehmend grell. Man sah es den Männern beinahe durchgehends auf der Stirne geschrieben, daß ihre Narrheit Folge des abscheulichsten Lebenswandels sein mochte. Der Wärter führte mich durch einen Theil des Gartens, in welchem sich gerade mehrere dieser Unglücklichen aufhielten; ich kann nur sagen, daß ich froh war, ohne thätliche Beleidigung hindurch gekommen zu sein, und daß ich diesen Gang gewiß kein zweites Mal mehr unternehmen würde. Stets flößte mir der Anblick von Narren Mitleid und Wehmuth, hier — zwar ebenfalls Mitleid, doch auch Ekel, Abscheu und Furcht ein. Ganz anders war es bei dem weiblichen Geschlechte. Manche dieser armen Geschöpfe saßen in Winkelchen und weinten, andere starrten unbeweglich vor sich hin; eine trug, hätschelte und küßte eine große Puppe, als wäre sie ein lebendes Wesen. Was mögen diese Unglücklichen erduldet haben, bis sie hieher kamen, welch' traurige Geschichten voll Noth, Kummer und Verzweifelung mögen da begraben liegen!—
In Bedlam sind nur Leute der armen, unbemittelten Klasse; für Reiche gibt es der Privatanstalten genug.
Ein herrliches Gebäude ist das Brittische Museum. Es enthält viele reich ausgestattete Säle und ist gewiß in seiner Art das großartigste Institut der Welt. Hätte ich nicht kurz zuvor jenes in Berlin mit Muße und Aufmerksamkeit besehen, so würde es mich noch mehr überrascht haben. Einzig in ihrer Art dürfte die Sammlung der Alterthümer Ninive's sein, deren Ausgrabungen das Museum selbst veranlaßt hat. Viele von diesen Schätzen sind bereits aufgestellt, und beinahe eben so viele sollen noch eingepackt liegen, da es an Raum zur Aufstellung fehlt.
Das College of Surgeons enthält abnorme Skelette von Menschen und Thieren, Todtenschädel aller Völker der Welt, eine große Sammlung der seltensten Mißgeburten, nebst vielen andern höchst interessanten Gegenständen. Herr Professor Owens, einer der ausgezeichnetsten Männer Englands im Fache der Anatomie, ist Direktor dieses Kollegiums, welches unter seiner Leitung den jetzigen Punkt der Vollkommenheit erreicht hat. Ich war so glücklich, die nähere Bekanntschaft dieses gelehrten Mannes zu machen. Er gestattete mir, zu jeder Zeit die Säle zu besuchen und machte mich auf gar Vieles aufmerksam. Nicht minder dankbar bin ich dem Professor Wateshouse im Britischen Museum, welcher mir ebenfalls viele Stunden schenkte und mich besonders über die Art des Sammelns belehrte. Bei dieser Gelegenheit rechne ich es mir zur Ehre und Freude, des ausgezeichneten Geheimrathes Lichtenstein, Direktor des Museums zu Berlin, zu gedenken, der mir gleichfalls erlaubte, zu jeder Zeit das Museum zu besuchen, und mich selbst einigemale durch die Säle geleitete. Ihm, wie den beiden vorerwähnten Herren sage ich meinen innigen Dank für die Güte und Freundschaft, die sie mir bewiesen.
Außer dem Brittischen Museum, dem College of Surgeons gibt es noch mehrere Museen, unter welchen East-India-House, das ausschließend Gegenstände aus Indien enthält, das bedeutendste ist.
Die National-Bildergallerie hat keinen großen Reichthum an Meisterwerken. Drei Gemälde von Murillo gefielen mir am besten. Viele ausgezeichnete Gemälde sollen in den Gallerien reicher Privatleute zu finden sein.
Von den Parks liegen die beiden größten und besuchtesten, der Regent- und Hydepark in West-End. Hieher muß man kommen, um die reiche, elegante Welt zu sehen; da gibt es Equipagen in Hülle und Fülle, und Herren, Damen und Kinder auf Pferden aller Gattungen, von dem edlen Araber und dem langgestreckten Engländer herab bis zu dem Pony von der wunderbarsten Kleinheit und Zierlichkeit. Man sieht Frauen das Wagengespann leiten, ohne daß es Jemanden einfallen würde, darin irgend einen Anstoß zu finden. Eben so wenig ist es gegen die Sitte, wenn eine Frau oder ein Mädchen allein in Gesellschaft eines ihr nicht anverwandten Herrn spazieren reitet.
In Regentpark befindet sich der zoologische Garten, dessen Reichthum an exotischen Thieren ganz vorzüglich ist. Er enthält Löwen, Tiger, Leoparden, Giraffen von vollendeter Pracht und Größe. Ein Exemplar eines herrlichen Hippopotamus war dieser Menagerie erst ganz kürzlich zugewachsen, — ausgezeichnet fand ich die Abtheilung der Reptilien, unter welcher Schlangen und Boa's der seltensten und größten Arten.
Dem Hydepark schließt sich der ebenfalls ziemlich große, viel besuchte Kensingtonpark an. Er zeichnet sich besonders durch seine alten, ehrwürdigen und umfangreichen Bäume aus.
Der St. James- und der Green-Park gehören in dieselbe Kategorie.
Alle diese Parks, und nicht allein die öffentlichen, sondern auch jene der Privatleute sind ziemlich in derselben Art angelegt, — weite Rasenplätze, große prachtvolle Bäume, besonders Eichen- und Ulmbäume, Alleen und kleine Gruppen von Gesträuchen. Blumenboskette oder überhaupt Blumen findet man gewöhnlich nur in den Glashäusern.
Interessant ist noch ein Morgenbesuch des Coventgarden an Markttagen, besonders Sonnabends. Man findet hier zwar keinen Garten, wie der Name zu versprechen scheint, sondern bloß einen großen Platz mit Hallen und Gängen; allein der Anblick der in ungeheuerer Menge für den Bedarf von beinahe ganz London aufgestellten Vorräthe an Gemüsen, Früchten und Blumen lohnt die Mühe des Ganges.
In der City gibt es zwar weniger zu sehen, als in dem aristokratischen West-End; doch findet man auch hier höchst interessante Gegenstände. Vor allem merkwürdig ist der Tower, das älteste Gebäude Londons, ein großartig einfaches, ehrwürdiges Denkmal Gothischer Baukunst, — ferner die Bank, die Börse, Guildhall, letztere durch einen ungeheuren Saal ausgezeichnet, der zu Festessen u. dgl. benützt wird. Manston-House, Residenz des Lord Mayor's, erscheint etwas schwerfällig. Die Docks, für sich allein eine kleine Welt, bestehen aus sehr tiefen, breiten und großen durchgehends von Quadersteinen gebauten Kanälen und Becken, in welchen die größten Ostindienfahrer bis knapp an die Magazine gelangen und an Ort und Stelle ausladen können. Die Magazine sind vier bis sechs Stockwerke hoch; ihre Keller bergen die reichhaltigsten Weinlager der Welt. Die Docks sind von hohen, festen Mauern umgeben und des Abends geschlossen.
In der Nähe der City liegt das achte Wunder der Welt, der viel besprochene Tunnel unter der Themse. Dieses staunenswerthe Werk machte auf mich weit geringeren Eindruck, als ich davon erwartet hätte. Der unansehnliche Eingang schadet dem Ganzen. Ein kleines, beinahe ärmlich aussehendes Häuschen ist nämlich über eine weite, runde Oeffnung gebaut, und erst nachdem man über viele Stufen in die etwas schauerliche Tiefe hinabgestiegen ist, gelangt man in den hochgewölbten Gang oder Tunnel. Ein ähnliches Stiegenhaus führt auf der andern Seite wieder in die Höhe. Der Gang selbst ist durch zwei Reihen von Säulen, welche die Decke unterstützen, in drei Theile getheilt, von welchen zwei den Fußgängern zur Benützung stehen, während der mittlere zu Verkaufs-Läden eingerichtet ist. Er ist reich mit Gas erleuchtet und gewährt einen überraschenden Anblick, der wahrhaft ergreifend wird, wenn man bedenkt, welch ein Strom darüber rollt, wie die Schiffe über den Häuptern der Menschen segeln. Unendliche Summen und mehrere Menschenleben hat dieses Werk gekostet; allein Nutzen bringt es gar nicht. Die Aktionäre haben ihr Geld gänzlich dabei eingebüßt, denn die Einnahme für den Durchgang und für die Verkaufs-Gewölbe, deren nur wenige vermiethet sind, deckt kaum die laufenden Ausgaben, und sollten, was mit der Zeit unvermeidlich ist, kostspielige Hauptverbesserungen vorzunehmen sein, so dürfte das Ganze dem Verfalle überlassen werden. Die Hauptursache der geringen Benützung des Tunnels ist seine Abgelegenheit und der beschwerliche Zugang über die vielen Treppen.
Den Beschluß meiner Wanderungen in der City machte ein Besuch der Barkley'schen Bierbrauerei, der öffentlichen Wohn-, Wasch- und Badehäuser für die ärmeren Klassen, und ein Gang nach dem Postoffice. In der Bierbrauerei der Herren Barkley und Comp. werden täglich 1000 bis 1500 Säcke Malz verarbeitet. Unter den Tonnen, die das fertige Bier enthalten, gibt es viele die an 3000 Eimer fassen. Die Zahl der Arbeitsleute beträgt 400, jene der Pferde 160. Bei dieser Gelegenheit muß ich bemerken, daß ich nirgends so prachtvolle Arbeitspferde gesehen habe, als in London; sie sind von ungewöhnlicher Größe und Kraft und durchgehends wohl genährt und gehalten.
In den öffentlichen Wohn-, Wasch- und Badehäusern fand ich sehr zweckmäßige Einrichtungen, die in allen großen Städten Europa's nachgeahmt zu werden verdienten. Die Wohnhäuser für unverheiratete Männer, bestehen aus großen Sälen, gleich jenen in Bedlam durch Breterwände in kleine Gemächer abgetheilt, wovon jedes hinlänglich Licht, bei Tag von außen, des Nachts von großen Gasflammen empfängt, die an der Decke des Saales angebracht sind. Die Beleuchtung währt bis Mitternacht. Jedes Wohnhaus besitzt außerdem einen Lese- und Speisesaal und eine geräumige Küche, in welcher stets Feuer und kochendes Wasser unterhalten wird, so daß sich die Leute selbst ihre Mahlzeiten bereiten können. Der Preis ist für eine Person für die Woche drei Schillinge. Demnächst sollen auch für Frauenspersonen ähnliche Häuser errichtet werden. Für Familien gibt es deren bereits. Die Wohnungen bestehen aus drei Kämmerchen, nebst Küche und einem Behältnisse für den Kohlenvorrath. In jede Küche ist Wasser geleitet. Der Preis beträgt für die Woche fünf bis sechs Schillinge.
In den Waschhäusern hat jede Partei ihr abgesondertes Plätzchen, wo sie ungesehen von den Nachbarinnen ihre dürftige Wäsche reinigen kann. Der Wasserbedarf, kalt und warm, wird durch Röhren in die Tröge geleitet. Das Trocknen der Wäsche geschieht sehr schnell durch unterirdische Wärme in kleinen abgeschlossenen Räumen, die mit über einander laufenden Stangen versehen sind; eine Maschine windet das Wasser aus großen Gegenständen, wie Decken, Betttüchern u. d. gl. Der Preis per Stunde ist ein Penny. — Die Badehäuser sind mit den Waschhäusern stets vereint. Jedes Kämmerchen hat eine große Badewanne entweder von Metall oder mit weißer Glasur überzogen, sehr rein und nett gehalten. Ein Bad erster Klasse kostet warm sechs, kalt drei Pence, — zweiter Klasse warm zwei Pence, kalt einen Penny.
Das Postoffice besuche man Sonnabends nach fünf ein halb Uhr und verweile bis zum Schlusse, der mit dem Schlage sechs erfolgt. Um das Gedränge der Aufgeber, deren Zahl sich mit jeder Minute vermehrt, recht beobachten zu können, stelle man sich in der großen Halle auf, jedoch an einem sicheren Platze, denn nicht selten sind Verwundungen und Quetschungen die Folge des unauflösbar gewordenen Gewirres. Jedermann will sein Päckchen Briefe vor dem Schlage sechs abgeben. Die Briefe werden zwar noch bis neun Uhr angenommen; allein mit jeder Viertelstunde steigt das Porto.
Von den Umgebungen Londons habe ich ziemlich viel gesehen. Theils machte ich Ausflüge nach den merkwürdigsten Orten, wie Windsor, Woolwich, Kew, Chiswick, Greenwich, theils führten mich Besuche oft zehn bis zwölf Meilen weit in das Land hinein. In Hinsicht des einzig schönen Grün's der Wiesen, der frühzeitigen, reichen Vegetation fand ich alles bestätigt, was ich darüber gehört und gelesen hatte. Es war zu Anfang des Monats April, und schon blühten die Hecken, die Gebüsche waren belaubt, und die niedlichsten Blumen sproßten auf den smaragdgrünen, üppigen Wiesen. Die Stecheiche, der Portugiesische Lorbeer und noch andere Gesträuche bleiben selbst den ganzen Winter über belaubt und erfreuen das Auge stets durch ihr dunkelglänzendes Grün. Die Ursache dieses frischen Lebens in der Pflanzenwelt soll die gemäßigte, salzgeschwängerte und ewig feuchte Temperatur sein. Trotz der hohen nördlichen Lage [London liegt unter dem 50sten Breitengrade.] und der rauhen Witterung, die häufig schon Ende September eintritt und bis gegen den Mai anhält, ist England doch nur selten jener strengen, trockenen Kälte ausgesetzt, die selbst in bedeutend südlicher gelegenen Ländern Mittel-Europa's alles Leben erstarren macht. Der Schnee bleibt beinahe nie über sechs bis acht Tage liegen. In Folge dieses gemäßigten Winterklimas werden die Schafe, wie in Spanien und Portugal, stets im Freien gelassen.
Die schönsten von den in der nahen Umgebung Londons gelegenen Gärten sind jene zu Chiswick und Kew. Im ersteren finden jährlich in den Monaten Mai, Juni und Juli, drei Blumenausstellungen statt, deren jede aber nur einen Tag währt. Nie hätte ich gedacht, daß mir zu einem Ausfluge nach einem Garten Regenwetter nicht nur nicht hinderlich, sondern sogar erwünscht sein könnte, und doch war es so, und zwar bei dem Besuche einer derartigen Ausstellung. Bei schönem Wetter gibt sich hier nämlich die ganze Londoner elegante Welt Rendezvous; man kommt hieher, weniger der Blumen wegen, als um sich in Glanz und Putz zu zeigen; Musikbanden spielen an mehreren Orten und das Auf- und Niederwogen der zahllosen Besucher macht natürlich jedes genauere Besehen der Blumen unmöglich. Mich aber, wie gesagt, begünstigte das Wetter, — der Regen strömte unausgesetzt herab und Niemand störte mich in der Bewunderung der herrlichen Blumen, die in Glashäusern und unter Zelten aufgestellt sind. Von der Pracht, besonders des exotischen Theiles der Ausstellung kann man sich keine Vorstellung machen; ich sah die Fremdlinge hier wahrlich schöner und üppiger, voller und blühender als in ihren Heimathländern. Weniger reich war die Ausstellung an Früchten; die Ananasse allein zogen die Aufmerksamkeit durch ihre außerordentliche Größe (manche waren 10 bis 12 Pfund schwer) auf sich.
Kew ist theils Garten, theils Park. Hier sieht man prachtvolle Wiesen, reiche Baumpartien, spiegelhelle Teiche, künstliche Hügel, Lustgebände und Blumenparterres. Seine wahre Berühmtheit verdankt aber dieser Garten den herrlichen exotischen Blumen und Bäumen (unter letzteren Palmen von 80 Fuß Höhe), die in vielen großen Glashäusern schön gezogen und geordnet sind. Eines dieser Glashäuser könnte man füglich einen Glaspalast nennen; es besteht aus zwei Flügeln und einem prachtvollen Mittelgebäude, das sich kuppelartig über 100 Fuß erhebt; sein Anblick machte mir leicht begreiflich, wie man auf den Gedanken gekommen sei, ein derartiges Gebäude für die große Ausstellung in London aufzuführen. In der Höhe dieses Glaspalastes ist ringsumher eine Gallerie angebracht, von welcher man einen Ueberblick all' der Palmen, Blumen und Gesträuche hat. Mit etwas Fantasie kann man sich vom Standpunkte der Gallerie aus einen kleinen Begriff von Brasiliens Urwäldern machen.
Das Arsenal zu Woolwich bot mir des Neuen wenig; ich sah hier, was ich, in kleinerem Maßstabe, schon in Venedig gesehen hatte. Am meisten interessirte mich der Wagen, in welchem Napoleon zu St. Helena bestattet wurde; es ist derselbe, in welchem er spazieren fuhr; man nahm bloß den Kasten herunter und setzte an seine Stelle ein eisernes Gerippe, welches mit schwarzem Tuche überhangen wurde. — Die Fahrt nach Woolwich ist eines Tunnels von etwa zwei Meilen Länge wegen, nicht sehr angenehm, um so mehr, da weder der Tunnel, noch das Innere der Waggons erleuchtet ist. Man sitzt mehrere Minuten lang in wahrhaft beängstigender Finsterniß. Ich muß abermals bemerken, wie eigenthümlich hier zu Lande die Begriffe von sittlich und unsittlich sind. So ist es z. B. auf mancher Eisenbahn den Männern strenge untersagt, sich in den Wartezimmern der Frauen aufzuhalten. Hier, wo alles erleuchtet, alles offen ist, findet man ein solches Zusammensein unanständig, — in der undurchdringlichen Nacht des Tunnels ist es gestattet. Die Zeitungen ermangeln auch nicht, häufige Berichte von Diebstählen und andern Ereignissen zu geben, die eben nicht zu den sittlichen gehören.
Windsor Castle (20 engl. Meilen von London) ist nicht nur eines der schönsten Gebäude Gothischen Styles in England, sondern in ganz Europa. Es steht auf einer kleinen Anhöhe, ist aus massiven Steinen erbaut und stammt aus den Zeiten Wilhelms des Ersten. Doch war der eigentliche Gründer dieses Schlosses, so wie es jetzt ist, und der niedlichen Kapelle, Eduard der Dritte. Einige Verschönerungen wurden von nachfolgenden Regenten hinzugefügt. Das Ganze besteht aus zwei Höfen, dem Schlosse und dem runden Thurme. Man bewundert ganz besonders die Pracht der Gebäude, so wie die kühne, kuppelförmige Wölbung des Steindaches über dem Thurme. Die Säle im Schlosse sind alle hoch und groß, wahrhaft königlich; die Einrichtung höchst einfach. Jeder Saal hat seinen Namen, wie auch seine geschichtlichen Merkwürdigkeiten. Ein Saal enthält Bildnisse berühmter Regenten älterer und neuerer Zeit; es scheinen sich aber diese Bildnisse nicht gerade durch große Aehnlichkeit auszuzeichnen, wenigstens jene der Monarchen, die ich gesehen habe, wie des Kaisers von Oesterreich, des Kaisers von Rußland, des Königs von Preußen fand ich herzlich schlecht. — Die Kapelle besitzt schöne Glasmalereien. Der Kirchendiener forderte ein Eintrittsgeld von sechs Pence für die Person, obwohl auf der Karte, welche die Erlaubniß zur Besichtigung des Schlosses Windsor ertheilte, ausdrücklich bemerkt war, daß an Niemanden eine Gabe zu verabreichen sei.
Die Aussicht von dem Thurme ist sehr reizend; der Blick streift über zwölf Grafschaften und verfolgt den Lauf der Themse bis in weiter Ferne. Um den Hügel, auf welchem das Kastell liegt, breitet sich das niedliche Städtchen Windsor aus; südlich daran schließt sich ein prachtvoller Park, dessen Länge vier, dessen Umfang 15 Meilen betragen soll. Alte majestätische Bäume bilden prächtige Alleen, welche die herrlichsten Fuß- und Fahrwege beschatten. Berühmt sind in diesem Parke noch die Virgin waters.
Das Hospital zu Greenwich ist ein ehemaliger Sommerpalast der Königin Elisabeth. Jetzt dient derselbe bekanntlich als Versorgungsanstalt für die Invaliden der königlichen Marine. 2500 Mann finden hier Platz, und jeder hat sein eigenes kleines Schlafkämmerchen mit Stuhl und Bett und einem kleinen Wandschranke. Die Speisesäle sind prachtvoll, hoch und gewölbt. Die Leute saßen an langen Tafeln und aßen vier zu vier Mann die gemeinschaftliche Mittagsportion, bestehend aus Suppe, drei Pfund Fleisch (abwechselnd Rind-, Hammel-, Schweine- oder Salzfleisch) und vier Pfund Kartoffeln, nebst einem großen, schönen Weißbrote, Sie erhalten außerdem auch Hülsenfrüchte, Gemüse oder Mehlpuddings und an Getränken alle Tage Bier und Thee. Ich besuchte das Hospital absichtlich zur Mittagszeit, um bei der Austheilung zugegen zu sein. Ich fand hier, wie in allen öffentlichen Anstalten Englands, die ich zu besichtigen Gelegenheit hatte, daß die Leute nicht nur genügend erhalten, sondern auch daß das, was sie erhalten, vollkommen gut und unverdorben ist — nicht wie in manchen Ländern, wo den Armen nur an jenem Tage eine gesunde Nahrung vorgesetzt wird, an welchem der zufällige Besuch irgend eines Großen des Reiches oder eines Inspektors erfolgt, ein Zufall, von welchem sonderbarer Weise die Anstalt stets schon eine geraume Zeit vorher unterrichtet ist!
Die Austheilung geht auf folgende Weise vor sich. Die Speisen werden in zwei Kesseln bereitet, das Fleisch ist, bevor es in den Kessel kommt, in Stücke zu je drei Pfund getheilt, die Kartoffeln sind zu vier Pfund in kleine Netze gebunden. Das gekochte Fleisch wird in eine Tonne gelegt, die Suppe läuft mittelst einer Rinne in eine andere Tonne. Ein Mann legt die Portion Fleisch in eine tiefe Schüssel, ein zweiter schöpft mit einem Gefäße, das gerade die für vier Mann bestimmte Quantität enthält, die Suppe heraus und schüttet sie über das Fleisch, während ein dritter das Netz mit den Kartoffeln aus dem Kessel hebt, in welchem sie durch Dunst gekocht worden sind. Die Austheilung geht auf diese Art mit unglaublicher Ordnung und Schnelligkeit vor sich.
Ein kleines Seitengebäude dient als Hospital für Kranke, die von den Gesunden gänzlich getrennt sind und sogar ihr eigenes Gärtchen haben.
Ein schattiger, großer Park steht nicht nur den Matrosen, sondern dem ganzen Publikum zur Benützung offen. In diesem Parke liegt die Sternwarte, durch welche die Engländer den ersten Meridian oder Längengrad ziehen.
Das Hospital besitzt auch eine kleine, niedliche Bildergallerie, berühmte Seegefechte und Bildnisse ausgezeichneter Seehelden enthaltend. In zwei Glaskästen werden einige Kleidungsstücke des großen Nelson bewahrt, darunter der Rock und die Weste, durch welche in der Schlacht bei Trafalgar der tödtliche Schuß in die Brust drang.
Noch bleibt übrig, der, obwohl zufälligen, so doch größten und bedeutendsten Merkwürdigkeit Londons zu erwähnen, der universellen Industrie-Ausstellung. Nicht genug kann ich Herrn Buschek (Präsident der Österreichischen Abtheilung) danken, der mich mit einem Billete beglückte, welches mich zu dem Beiwohnen der Eröffnung und zu fünf Besuchen berechtigte.
Die Eröffnung fand, wie bekannt, mit großer Feierlichkeit statt. Die Königin erschien mit Prinz Albert und ihren zwei erstgebornen Kindern in Begleitung der Minister und Großen des Reiches, der auswärtigen Diplomaten und der Abgesandten all jener Staaten, die an der Ausstellung Theil genommen hatten. Nach einer kurzen Rede des Prinzen Albert an die Königin, einem Gebete und einer Hymne, bewegte sich der ganze Zug langsam durch das Gebäude, hin und wieder bei einigen der kunstvollsten Gegenstände verweilend. Dem außen harrenden Volke wurden die Hauptmomente durch Kanonenschüsse verkündet.
Die Feierlichkeit begann um zehn Uhr, um Mittag war sie beendet; jetzt erst hatten jene Eintritt, welche Season Tickets (Billets für die ganze Zeit der Ausstellung) besaßen.
Kurz vorher, ehe die königliche Familie den Krystallpalast verließ, ging ich hinaus, um den Zug von Außen zu sehen und das Benehmen des Volkes zu beobachten. Der Equipagen waren sehr viele, alle sehr reich und glänzend; nur gefiel mir die Maskerade der Kutscher und Diener nicht: erstere trugen gelockte und gepuderte Perücken, auf welchen winzig kleine dreieckige Hütchen saßen; manche waren noch zum Ueberflusse mit großen Blumensträußen auf der Brust geschmückt. Die Diener, deren gewöhnlich zwei hinter dem Wagen standen, waren gleich Portiers mit großen Stöcken versehen. — Den königlichen Wagen umgab einiges Militär und Garden. Das Englische Militär ist eines der schönsten, das man sehen kann; es besteht aus lauter kräftigen, hochgewachsenen Leuten. Die Garde zeichnet sich überdieß durch reiche Uniformirung und durch schöne Pferde, alle von derselben Farbe, aus. [Man hat in London nicht oft Gelegenlieit Militär zu sehen, eine Sache die um so mehr auffällt, wenn man gerade aus Staaten kommt, in welchen beinahe ein Viertheil der Männer den Soldatenrock trägt.]
Das Benehmen des Volkes war vollkommen musterhaft, es fiel nicht die geringste Unordnung vor; nirgends hatte ein ungestümes Hinzudrängen, Stoßen oder Balgen statt, und nie wurde weniger gestohlen als an diesem Tage — man gab bei der Polizei nur drei Diebstähle an. Und — so unglaublich dieß auch gewissen Leuten in gewissen Ländern scheinen mag — nicht ein Mann Militär war aufgestellt. Einfache Polizeimänner mit fußlangen Stäbchen in den Händen reichten hin, das Volk in schönster Ordnung zu erhalten; sie hatten weiter nichts zu thun, als die Leute, die auf Plätze kamen, wohin sie nicht gehörten, auf die Achsel zu klopfen und höflich anzusprechen: „Move, if you please“ (bewegen sie sich gefälligst weiter), und Jedermann ging seines Weges.
Meine Leser werden mich entschuldigen, wenn ich ihnen und mir die Beschreibung der Ausstellung erspare. Zahllose Bücher, Broschüren und Zeitschriften haben ihren Ruhm der ganzen Welt verkündet, und kaum dürfte es Jemanden geben, der nicht Vieles darüber gelesen, der nicht Abbildungen des feenartigen Krystallpalastes und der in ihm enthaltenen Meisterwerke aus jedem Gebiete der Industrie, aus jedem Lande der Welt gesehen hat. Ich kann nur sagen, daß der Anblick des Ganzen ein wunderbarer, unvergeßlicher war, und daß ich kaum glaube, daß je wieder Aehnliches zu Stande kommen wird.
Am 24. Mai Abends begab ich mich an Bord des Schiffes Allanadale von 300 Tonnen Gehalt, Kapitän Brodie.
Zu meinem Erstaunen fand ich Niemanden an Bord als den Kapitän, der mir sagte, daß er der ganzen Mannschaft, bis auf den Matrosenjungen herab, die Erlaubniß gegeben habe, diese Nacht am Lande zuzubringen, und daß er selbst ebenfalls das Schiff verlasse. Ich hätte dasselbe thun können; allein da ich einige Meilen entfernt von London wohnte, so fürchtete ich, mich am folgenden Morgen verspäten zu können. Ich schloß mich in die Kajüte ein, und war für diese Nacht alleinige Herrin des Schiffes.
Am nächsten Morgen nahm uns ein Dampfer in's Schlepptau und bugsirte uns nach Gravesend (20 Meilen) an die Mündung der Themse, deren Strömung jedoch noch 58 Meilen weiter bis North-Foreland berechnet wird. In Gravesend mußten wir diesen und den folgenden Tag liegen bleiben, weil zwei Matrosen, die der Kapitän angeworben hatte und die hier an Bord kommen sollten, nicht erschienen. Der Kapitän mußte zurück nach London und andere Leute anwerben. Erst am 27. gingen wir unter Segel. Die Fahrt durch den Kanal war ungünstig; wir hatten wenig Wind und mußten während der drei ersten Tage beinahe beständig vor Anker liegen. Am 30. senkte sich ein so dichter Nebel auf die See hernieder, daß wir kaum eine Umsicht von einigen hundert Fuß hatten. Ringsumher hörten wir mit Sprachrohren und Schiffsglocken Signale geben, um die Nähe oder Ferne der Schiffe anzuzeigen und ein Zusammenstoßen zu vermeiden. Traurig klangen diese Töne durch die Nacht des Nebels und durchaus nicht geeignet, uns für die lange, gefährliche Reise [Für Segelschiffe rechnet man 8000 Seemeilen, da man der Winde halber einen ungeheuern Bogen nach Westen beschreiben muß und Brasiliens Küste ziemlich nahe kommt, für Dampfschiffe 5000 Meilen. — Wenn ich wo immer zu Wasser reise, rechne ich nach Seemeilen, deren vier auf eine deutsche Meile gehen.] ein frohes Vorgefühl einzuflößen. Erst den 2. Juni Abends gelangten wir in den Atlantischen Ocean.
Ich hatte in diesen wenigen Tagen leider schon hinlänglich Gelegenheit, die Sparsamkeit unseres Kapitäns kennen zu lernen; eine ähnlich schlechte Verpflegung ist mir noch auf keinem Schiffe vorgekommen. Der Steuermann, der, wie es auf den Segelschiffen gebräuchlich ist, die Aufsicht über die Küche führte, und dem ich durchaus nicht nachsagen kann, daß er mit den Vorräthen verschwenderisch umgegangen wäre, wurde gleich zu Anfange seines Amtes entsetzt, und der Kapitän übernahm in eigener Person die Oberleitung. Sein Speisezettel war schnell gemacht: des Morgens leichten, schwarzen Kaffee und ein Stück Salzfleisch, des Abends Salzfleisch und Thee, des Mittags Erbsensuppe und Salzfleisch oder Stockfisch, manchmal Hühner und einen Mehlklumpen mit einigen Rosinen, den er Pudding nannte, — statt des Brotes echten Matrosenzwieback. Eier, Schinken oder Käse mochten ihm als überflüssige Luxusartikel erscheinen, die er wahrscheinlich mitzunehmen vergessen hatte. Der gute Mann soll, wie er mir sagte, nächstens auf einem Ostindienfahrer kommandiren, welche Schiffe zum Theile für Reisende eingerichtet sind. Wehe den Armen, die an seiner Tafel speisen! — Sonst war er indeß ein umsichtiger und sehr ordentlicher Mann.
War die Kost schlecht, so war es die Reisegesellschaft noch mehr. Zum Glücke bestand sie nur aus einer Person, einem jungen Engländer, der seine Erziehung der Himmel weiß wo erhalten haben mag. Sein liebster Aufenthalt war unter den Matrosen; mit diesen sang, pfiff, schrie und rauchte er um die Wette, und sein größtes Vergnügen war, dem Abschlachten des Geflügels beizuwohnen. Wahrlich, ich bewunderte nie so sehr meine kräftige Natur als auf dieser Reise — die Kost verdarb nicht meine Gesundheit, die Gesellschaft nicht meine Laune. Ich gedachte im voraus des freudigen Augenblickes der Landung, und mit der schönen Zukunft mich tröstend, ertrug ich mit Geduld die traurige Gegenwart.
Auf der Reise selbst fiel nichts Merkwürdiges vor. Die schöne Molluske Phisolide (Portugiesisches Kriegsschiff genannt, siehe meine „Frauenfahrt um die Welt“, erster Theil, Seite 18) sah ich diesmal schon auf dem 35. Breitengrade nördlich vom Aequator, fliegende Fische auf dem 22.
Am 13. Juni kamen wir dem Eiländchen Ferro zu den südlichen Kanarischen Inseln gehörend, ganz nahe. Wir segelten in einer Entfernung von kaum zwei Meilen der Westküste entlang, die aber leider aus unfruchtbaren Felshügeln besteht und nur hie und da mit spärlichem Grün überkleidet ist. Doch immerhin war es Land, dessen Anblick wir schon lange entbehrten, und freudig hing mein Auge an der lieblichen Erscheinung.
23. Juni. So viele und so lange Reisen ich bereits auf dem Ocean gemacht habe, so habe ich doch diese ungeheure Wasserfläche nie in einer ähnlichen Ruhe gesehen wie heute; nicht das geringste Lüftchen kräuselte den weiten Spiegel — es war dieß ein großartig erhabener Anblick.
28. Juni. Diesen Morgen bildeten sich in einer Entfernung von etwa 20 Meilen zwei kleine Wasserhosen. Da sie unter dem Winde [Man nennt „über dem Winde“ die Seite von welcher der Wind kommt — „unter dem Winde“ wohin er geht.] waren, hatten wir ihr Nahekommen nicht zu befürchten und konnten ruhig ihre Bewegungen beobachten. Sie tanzten munter umher und fielen nach einer Viertelstunde zusammen. In dieser Nacht bekamen wir auch ein Valentinsfeuer an der Spitze des großen Mastes zu sehen.
Am 4. Juli, zwischen 12 und 1 Uhr Mittags, passirten wir den Aequator. Es fand gar keine Feierlichkeit statt, ja, die Matrosen erhielten nicht einmal ein Extra-Glas Branntwein.
Am 11. August, Morgens sechs Uhr, nach einer Fahrt von 75 Tagen, fielen endlich die Anker auf der Rhede der Kapstadt. Obwohl ich seit dem 13. Juni (Insel Ferro) kein Land gesehen hatte, so war doch der Eindruck, den der Anblick dieser Stadt auf mich machte, nicht sehr groß. Ich hatte London noch zu frisch im Gedächtnisse, und in Folge dessen erschien mir die Kapstadt wie ein Dorf. Was ihre Lage betrifft, so erinnerte sie mich viel an jene von Valparaiso. Wie letzteres, ist sie von einer baumlosen, mit spärlichem Grün bedeckten Gebirgskette umgeben, in welcher der Tafel-, Löwen- und Teufelsberg die Hauptpunkte bilden. Vom Bord des Schiffes aus entdeckte ich ein einziges Bäumchen und um wenig grüne Fluren, und dieß war zur Winterszeit, wo Berg und Thal im schönen Kleide prangen. Wie mag es erst im Sommer sein, wenn die glühenden, senkrecht niederfallenden Sonnenstrahlen alles versengen und verbrennen! Kapitän Brodie verließ nach dem Frühstücke sogleich das Schiff. Er war nicht so freundlich, mich nur mit an's Land zu nehmen, er versagte mir jede Hilfe bei dem ersten Eintritte in die Stadt, eine Gefälligkeit, die mir bisher noch kein Kapitän abgeschlagen hatte, nicht einmal der ungebildete Chinesische Bootführer, der mich von Hong-Kong nach Kanton brachte. Dieser führte mich bis in die Englische Faktorei (drei Meilen weit) und suchte mit mir das Haus auf, in welches ich gewiesen war. Hier mußte ich allein an's Land gehen, mußte allein meinen Weg suchen und mich durchfragen, bis ich zum Hamburger Konsul, Herrn Thalwitzer, gelangte. Glücklicherweise fand ich an diesem, so wie an seiner Frau so liebenswürdige, zuvorkommende, gefällige Leute, daß ich alsbald alle Mühen vergaß und mich in ihrem Hause, das ich nicht mehr verlassen durfte, so heimisch fühlte, wie im lieben Vaterlande.
Von der Kapstadt ist nicht viel zu sagen. Die Straßen ziehen sich alle nach dem Strande und sind sehr breit und luftig, aber wenig mehr mit Bäumen besetzt. Zur Zeit der Holländischen Herrschaft soll jede Straße mit einer schönen Allee versehen gewesen sein. Die Häuser, sonst ganz im Europäischen Style gebaut, haben nur statt der Dächer Terrassen. Das Fort ist mit vielen Kanonen versehen, die Kaserne ziemlich groß, die Börse auf dem Paradeplatze ein längliches, unansehnliches Gebäude nur mit einem Erdgeschoß. Die Privathäuser sind alle einstöckig, haben gewöhnlich 4 bis 6 Fenster in der Front und enthalten schöne, hohe Zimmer. Der botanische Garten besitzt bei weitem nicht so vielartige Blumen, Pflanzen und Bäume, als man unter solch einem Himmelsstriche erwarten dürfte.
Die Zahl der Einwohner wird auf 32,000 geschätzt, davon ein Drittheil Weiße, ein Drittheil Farbige und ein Drittheil Schwarze. Die Verzweigung und Durchkreuzung der Europäer mit den Eingebornen ist so vielfach, daß man, so zu sagen, alle Farben sieht. Echte, reine Hottentotten oder Kaffern gehören in der Kapstadt zu den seltenen Erscheinungen. Schwarze aus Mozambique, die wir Neger nennen, gibt es dagegen viele von reiner Abkunft. Unter den Farbigen gibt es mitunter hübsche Leute mit schönen Augen und geistreichen Zügen. Alle diese Völker sind Europäisch gekleidet; nur haben die ungetauften Malaien farbige Tücher um den Kopf geschlungen, und einige Schwarze und Farbige tragen runde, hohe, spitz zulaufende Bambuhüte.
Außer diesem und den langen Gespannen an den Lastwagen sieht man in der Kapstadt durchaus nichts Außereuropäisches. An die Lastwagen, die bei uns von drei oder vier tüchtigen Pferden oder Ochsen gezogen werden, sind hier acht bis zehn Pferde oder zehn bis zwanzig Ochsen paarweise gespannt. An der Spitze eines solchen Ochsenzuges geht ein Mann oder Knabe, der ihn leitet, und auf den Wagen selbst setzt sich der Fuhrmann, mit einer ungeheuer laugen Peitsche bewaffnet. Das Pferdegespann wird stets vom Wagen aus gelenkt. Bei einem Gespanne von sechs, acht Pferden sitzen zwei Kutscher auf dem Wagen, der eine ist mit der Lenkung der Thiere beschäftigt, der andere mit der langen Peitsche.
Auf dem Hauptmarkte, der jeden Tag, Sonntag ausgenommen, außerhalb der Stadt am frühen Morgen abgehalten wird, sieht man Lebensmittel jeder Art, frische und getrocknete Früchte, Gemüse, Geflügel, Kälber, Schafe, Butter, getrocknetes und geräuchertes Fleisch u.s.w., außerdem auch Häute, Schaffelle, Straußfedern und andere Gegenstände. Alles wird im Versteigerungswege losgeschlagen.
Das Leben in der Kapstadt ist ziemlich theuer; so kostet z. B. ein Pfund Kalb-, Rind- oder Hammelfleisch fünf bis sechs Pence, ein Pfund Mehl vier Pence, ein Huhn einen Schilling, ein Pfund Butter zwei Schillinge. Die Miethe eines Hauses von sechs bis acht Zimmern macht 80 bis 90 Liv. Sterl, jährlich. Der einzige wohlfeile Lebensartikel sind die Fische. Dieß hat man noch dem Gouverneur Lord Somerset zu verdanken. Im Jahre 1825 reichten nämlich die Metzger eine Bittschrift ein, in welcher sie um die Besteuerung der Fische ersuchten, durch deren Wohlfeilheit sie sehr zu Schaden kommen. Der Gouverneur schrieb ganz kurz unter die Bittschrift: „Sobald man mir einen Fischer nachweisen kann, der gleich den Schlächtern in Equipagen fährt und Diener in Livree besoldet, wird die Bitte berücksichtiget werden.“
Ich brachte in der Kapstadt vier Wochen zu, habe aber des Merkwürdigen nur wenig gesehen. Anfänglich durchstreifte ich häufig die Umgebung, um Insekten zu suchen; es wurde mir jedoch diese Unterhaltung bald durch einen höchst unangenehmen Zufall verleidet. Eines Morgens nämlich, gerade als ich eine kleine Schlange gefangen hatte, kamen zwei Negerinnen auf mich zu, hielten mich an, überschütteten mich mit Schimpfworten, spieen vor mir aus und nannten mich eine Zauberin, die man umbringen sollte. Dieser Auftritt würde für mich wahrscheinlich nicht gut geendet haben, hätte ich nicht zum Glücke in der Ferne einen Mann erblickt, den ich zu Hilfe rief und dessen Erscheinen die beiden Weiber in die Flucht jagte.
Ich erzählte Herrn Thalwitzer diese Begebenheit, die er sogleich bei Gericht anzeigte. Die Weiber wurden alsbald ausgefunden, und es ergab sich bei der Untersuchung, daß sie die Absicht gehabt hatten, mich in ein nahes Gebüsch zu ziehen und meiner Kleidung zu berauben. Ein zehnjähriges Kind, das zufällig in demselben Busche war und sich aus Angst vor den Weibern unter dem Laube verkroch, hatte Alles gehört und gesehen, daß eine der Megären mit einem Messer bewaffnet war, welches bei der Flucht zu Boden fiel. Das Kind suchte und fand das Messer und brachte es seinen Eltern, die es dem Gerichte übergaben. Bei dem Verhöre diente es als Unterstützung des Beweises, und die beiden Weiber wurden für vier Wochen auf Reiswasser gesetzt — eine gewöhnliche Strafe, die darin besteht, daß man dem Verurtheilten gar keine andere Nahrung gibt. Mir kam diese Züchtigung zu hart vor, und ich bat um einige Linderung, allein vergebens. Man sagte mir, daß die Personen bereits sehr berüchtigt seien und mehr Zeit in, als außer dem Gefängnisse zubrächten.
Ich stellte in Folge dieser Begebenheit meine Spaziergänge zwar nicht ganz ein, beschränkte sie aber auf nähere Orte. Einen schönen Ausflug danke ich dem Herrn Botaniker Zeiher. Wir gingen nach Greenpointe, nach der Cambs-Bay und rund um den Löwenberg, und hatten hübsche Ueberblicke auf das Meer, die Gebirge und die freundliche Gegend.
Die ganz nahe Umgebung der Kapstadt ist nicht schön. Die Berge sind zum größeren Theil öde oder mit magerem Gestrüppe bedeckt, und den Ebenen fehlt es an saftigem Grase oder Getreidefeldern. Ihr einziger Schmuck ist eine ungewöhnliche Menge der mannigfaltigsten Wiesenblumen. Zwischen den Steinen, durch Gebüsch und mageres Gras drängen sich diese lieblich zarten Kinder der Natur. Stundenlang verweilte ich unter ihnen, und immer fand ich neue Schönheiten, neue, noch nie gesehene Arten.
Ein beliebter Spaziergang der Städter ist ein Erlenwäldchen, welches sich rund um den Fuß des Löwenberges zieht, und von einem hübschen Fahrwege durchschnitten ist.
Des Gouverneurs Garten, so wie der botanische, steht ebenfalls dem Publikum geöffnet.
Wirklich schön und fruchtbar, einem blühenden Garten ähnlich, ist die Gegend um Rondebosch, Weinberg und Konstanzia. Der erste Ort liegt vier, die anderen neun und dreizehn Meilen von der Kapstadt entfernt. In Rondebosch wohnen viele Kaufleute und Beamte, die in Omnibussen täglich zur Stadt fahren. Konstanzia ist durch seinen edlen Traubensaft in der ganzen Welt bekannt. Ich bedauerte sehr, die Stöcke nicht in ihrem Traubenschmucke gesehen zu haben. Der Wein ist dunkelroth, ölig, süß und an Ort und Stelle schon sehr theuer.