Reise einer Wienerin in das Heilige Land - Konstantinopel, Palästina, Ägypten - Ida Pfeiffer - E-Book

Reise einer Wienerin in das Heilige Land - Konstantinopel, Palästina, Ägypten E-Book

Ida Pfeiffer

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Beschreibung

Ida Pfeiffers Buch 'Reise einer Wienerin in das Heilige Land - Konstantinopel, Palästina, Ägypten' liefert einen faszinierenden Einblick in die Reiseerlebnisse einer unkonventionellen Frau des 19. Jahrhunderts. Pfeiffer beschreibt detailliert ihre Abenteuer und Begegnungen während ihrer Reisen durch den Nahen Osten, wobei sie sowohl historische Informationen als auch persönliche Eindrücke mit einfließen lässt. Ihr schlichter und sachlicher Schreibstil verleiht dem Buch Authentizität und ermöglicht es dem Leser, sich in die Reisegeschichten einzutauchen. In einer Zeit, in der Reisen für Frauen unüblich war, liefert Pfeiffers Werk einen bedeutenden Beitrag zur Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts.

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Ida Pfeiffer

Reise einer Wienerin in das Heilige Land - Konstantinopel, Palästina, Ägypten

Von Wien nach Konstantinopel, Brussa, Beirut, Jaffa, Jerusalem, dem Jordan und todten Meere, nach Nazareth, Damaskus, Libanon, Alexandrien, Kairo, durch die Wüste an das rothe Meer u.s.w.
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Inhaltsverzeichnis

Reise einer Wienerin in das Heilige Land
Biographische Skizze: Ida Pfeiffer, nach ihren eigenen Aufzeichnungen

Reise einer Wienerin in das Heilige Land

Inhaltsverzeichnis
I. Reise von Wien nach Konstantinopel.
II. Ankunft in Konstantinopel.
III. Aufenthalt in Konstantinopel.
IV. Reise von Konstantinopel nach Beirut.
V. Jerusalem.
VI. Reise von Jerusalem zu Lande nach Beirut.
VII. Reise von Beirut nach Damaskus, Balbeck und dem Libanon.
VIII. Reise von Beirut nach Alexandrien und Kairo in Egypten.
IX. Rückreise von Kairo nach Alexandrien und Malta.
X. Reise von Malta nach Sicilien, Neapel, Rom u.s.w.

I. Reise von Wien nach Konstantinopel.

Inhaltsverzeichnis

Seit Jahren lebte der Wunsch in mir, eine Reise in das heilige Land zu machen. Jahre gehören auch dazu, um mit dem Gedanken eines so gewagten Unternehmens vertraut zu werden. Als daher meine häuslichen Verhältnisse sich so gestaltet hatten, daß ich mich wenigstens auf ein Jahr entfernen konnte, hatte ich nichts eifriger zu thun, als mich zu dieser Reise vorzubereiten. Ich las manche Werke darüber, und war auch so glücklich, mit einem Herrn bekannt zu werden, der einige Jahre früher jene Länder bereist hatte. Ich konnte mündlich manche Belehrung und manchen Rath über das Fortkommen und Verhalten auf dieser gefahrvollen Wanderung erhalten.

Vergebens suchten meine Verwandten und Freunde mich von diesem Vorsatze abzubringen. Höchst lebhaft stellte man mir all' die Gefahren und Beschwerden vor, die den Reisenden dort erwarten. ,,Männer hätten Ursache zu bedenken, ob ihr Körper die Mühen aushalten könne, und ob ihr Geist den Muth habe, dem Klima, der Pest, den Plagen der Insekten, der schlechten Nahrung u.s.w. kühn die Stirne zu bieten. Und dann erst eine Frau! So ganz allein, ohne alle Stütze hinaus zu wandern in die weite Welt, über Berg und Thal und Meer, ach, das wäre unmöglich." Dieß war die Meinung meiner Freunde.

Ich konnte nichts, als meinen festen unabänderlichen Willen entgegensetzen. Mein inneres Vertrauen auf Gott gab mir Ruhe und Kraft, meine irdischen Angelegenheiten mit voller Besonnenheit zu ordnen. Ich machte mein Testament, bestellte alles der Art, daß im Falle des Todes, worauf ichmehr gefaßt seyn mußte, als auf eine glückliche Rückkehr, die Meinigen Alles in bester Ordnung fänden.

Und somit trat ich am 22. März 1842 meine Wanderung von Wien an.

Ich fuhr um 1 Uhr Mittags zu den Kaiser-Mühlen, dem Platze, von welchem die Dampfschiffe nach Pesth u.s.w. abgehen. Freudig überraschte mich am Ufer die Anwesenheit einiger Verwandten und Freunde, die mir nochmals Lebewohl sagen wollten. Die Trennung war freilich wieder recht hart, denn unwillkührlich erfaßte uns der Gedanke, ob wir uns in dieser Welt wohl noch sehen würden. —

Ein lebhafter Streit am Bord des Schiffes zerstreute ein Bischen unsern trüben Sinn. Ein Reisender mußte auf Ansuchen eines Herrn, statt mit Sack und Pack nach Ungarn zu flüchten, mit der Polizei in die Stadt zurückkehren. Ersterer schuldete letzterem 1300 fl., und glücklicher Weise wurde er noch vor der Abfahrt des Schiffes eingeholt. — Kaum war dieß geordnet, so gab die Glocke das Zeichen der Abfahrt, die Räder begannen ihre Bewegung und entzogen mich für dießmahl meinen Lieben nur zu schnell.

Reisende gab es noch Wenige. Die Witterung war zwar schön und mild, aber die Jahreszeit noch zu früh, um andere Reisende, als Geschäftsleute, oder solche mit so umfassenden Plänen, wie ich im Kopfe hatte, in die Welt zu führen. Die Meisten gingen nach Preßburg oder höchstens nach Pesth. Bald hörte man vom Schiffskapitän, daß eine Frau auf dem Schiffe sei, die bis Konstantinopel zu reisen gedenke, — und nun betrachtete man mich von allen Seiten. Einer der Herren, der dieselbe Reise machte, sprach mich an, und bot mir seine Dienste an, wenn ich deren benöthigen sollte, und wirklich stand er mir überall schützend zur Seite.

Die schöne milde Witterung wechselte bald mit Wind und Kälte, als wir hinaus in die große Donau kamen. Ich schlug mich in meinen Mantel ein und blieb auf dem Verdecke, um die Umgebung zu sehen, die von Wien bis Preßburg wohl recht lieblich seyn mag, wenn sie im Frühlingsschmucke prangt, jetzt aber nur kahle Bäume, nackten Boden — ein unfreundliches Bild des Winters darbot.

Hainburg mit dem alten Schlosse auf dem Bergrücken, Theben mit seiner merkwürdigen Veste, und noch weiter hinab die bedeutende königliche Freistadt Preßburg nehmen sich recht artig aus.

In drei Stunden erreichten wir Letztere und landeten in der Nähe des Krönungsberges, einer künstlichen Erhöhung am Ufer der Donau, wohin der König nach der Krönung im feierlichen Ornate, mit dem Schwerte in der Hand reiten, und dasselbe gegen Osten, Westen, Süden und Norden schwingen muß, zum Zeichen, daß er das Königreich gegen alle Feinde, woher sie immer kommen mögen, vertheidigen wolle. — Unweit von diesem Hügel ist der schöne Gasthof ,,zu den drei grünen Bäumen" wo es so theuer, ja noch theurer, wie in Wien ist. Stromabwärts darf man bis unter Pesth nicht auf dem Schiffe übernachten.

Heute fuhren wir um 6 Uhr Morgens ab. Gleich unterhalb Preßburg theilt sich die Donau in zwei Arme und bildet die sehr fruchtbare Insel Schütt, welche 10 Meilen lang und 6 Meilen breit ist. Die Gegend bis Gran ist ziemlich einförmig, dann aber wird sie hübscher. Schöne Hügel und mehrere Berge umschließen dieselbe, und bringen Abwechslung ins Gemälde.

Gegen 7 Uhr Abends kamen wir in Pesth an. Schade daß es schon ganz finster war. Die wunderschönen Häuser, man könnte sagen Palläste, welche das linke Ufer der Donau zieren, so wie gegenüber die alterthümliche und berühmte Festung und Stadt Ofen gewähren einen herrlichen Anblick und verdienen einen längeren Aufenthalt. Ich blieb nur über Nacht, weil ich schon einige Jahre früher mehrere Tage in Pesth zugebracht hatte.

Da hier das Dampfschiff gewechselt wird, muß man bei dem Landen vorzüglich auf jenes Gepäck Acht haben, welches man zu Wien nicht im Bureau übergeben hat.

Ich stieg im Gasthofe »zum Jägerhorn" ab. Es ist ein höchst eleganter Ort, aber unverschämt theuer. Ein kleines Stübchen im Hofe kostete über Nacht 54 kr. C. M.

Schon diesen ganzen Tag war mir sehr unwohl. Heftige Kopfschmerzen, Fieberschauer und wiederholtes Erbrechen ließen mich eine Krankheit und Unterbrechung meiner Reise befürchten. Wahrscheinlich waren diese Übelkeiten eine Folge des schmerzlichen Abschiedes von geliebten Freunden und der Veränderung der Luft. Ich konnte nur mühsam mein bescheidenes Kämmerchen erreichen, und legte mich gleich zu Bette. Doch glücklich besiegte meine gute Natur all' diese Feinde der Gesundheit, und ziemlich erholt begab ich mich des folgenden Tages am

24. März 1842,

auf unser neues Dampfschiff, die „Galatha" von 60 Pferdekraft, welche mir aber nicht so nett und niedlich vorkam, wie die „Marianne," die uns von Wien nach Pesth geführt hatte. Unsere Reise ging schnell von Statten, denn schon um 10 Uhr Morgens waren wir bei Földvár, welches sich von ferne groß und schön ausnimmt, in der Nähe aber gleich einer Seifenblase in nichts zerfließt. Um 2 Uhr kamen wir nach Paks (Paksch). Hier und an allen wichtigen Orten wird ein Viertelstündchen Halt gemacht. Ein Kahn rudert vom Lande her, bringt und holt Menschen mit einer solchen bewunderns'würdigen Schnelligkeit, daß man kaum die an den Nachbar gerichtete Rede vollenden kann. Man hat nicht Zeit, sich Lebewohl zu sagen.

Um 8 Uhr Abends erreichten wir den, durch 2 Schlachten berühmten Marktflecken Mohács. Die Festung daselbst wird als Gefängniß für Verbrecher benützt. Wir sahen weder Festung noch Ortschaft. Es war finstere Nacht, als wir ankamen, und um 2 Uhr Morgens, den

25 März 1842,

lichteten wir schon wieder die Anker. Man versicherte mich, daß ich dadurch nichts verloren hätte.

Nach einigen Stunden bekam unser Schiff plötzlich einen so gewaltigen Stoß, daß Alles auf das Verdeck eilte, um nach der Ursache zu sehen. Unser Steuermann hatte vermuthlich mehr Schlaf als Sehkraft im Auge, gab dem Schiffe eine ungeschickte Wendung, und ein Rad blieb nach dem Verluste mehrerer Schaufeln an vorstehenden, über das Wasser ragenden Baumpflöcken hängen. Schnell eilten die Matrosen in die Böte, das Schiff wurde rückwärts geleitet, und so gelang es mit vieler Mühe, uns wieder flott zu machen.

Wir hielten auf Augenblicke zu Dalina und Berkava, und kamen gegen 2 Uhr an den herrlichen und großartigen Ruinen des Stammschlosses der Grafen Palffy vorüber. Noch schöner nimmt sich das, dem Fürsten Odescalchi gehörige Schloß Illok aus, welches auf einem Berge liegt.

Um 4 Uhr landeten wir bei Neusatz, der berühmten Festung Peterwardein gegenüber, deren bedeutende Werke auf einer weit in die Donau reichenden Felszunge liegen. Von dem Freistädtchen Neusatz ist nicht viel zu sehen, indem vorspringende, den Strom selbst beengende Hügel es dem Blicke entziehen. Die Donau ist hier ziemlich zusammen geengt. Eine Schiffbrücke verbindet beide Ufer. Hier fängt die Militär-Gränze von Österreich an. Die Gegend ist sehr hübsch, besonders gut nimmt sich das Städtchen Karlowitz aus, das in einer kleinen Entfernung vom Ufer an artigen Hügeln, umpflanzt von Reben, liegt. Von diesem Punkte an wird aber die Gegend einförmiger bis Semlin. Die Donau breitet sich schon recht stattlich aus, und gleicht oft mehr einem See, als einem Flusse.

Um 9 Uhr Nachts erreichten wir die Stadt Semlin, an deren Ufer Halt gemacht wurde. Semlin ist befestigt, liegt an der Einmündung der Save in die Donau, hat 13,000 Einwohner, und ist die letzte österreichische Stadt am rechten Donauufer.

Als wir uns dieser Stadt näherten, wurden einige Pöller auf unserm Schiffe gelöst. Man berichtete den Kellner zu spät davon, er hatte nicht mehr Zeit, die Fenster zu öffnen und leider zersprang eines davon; — ein unersetzlicher Schaden für uns, da die Gegend überall in Schnee gehüllt, und die Temperatur auf Null gesunken war. Den Ofen hatte man schon in Wien von seinem Plätzchen verbannt, da die Sonne durch einige Tage ihre milden Strahlen ausgebreitet hatte, und man vermessen auf ihre Beständigkeit rechnete. Überhaupt würde ich keinem Reisenden rathen, den zweiten Platz auf einem Dampfschiffe der Wiener Gesellschaft zu nehmen. Eine größere Unordnung, wie da, kann es nicht leicht geben. Wer nicht im Stande ist, den ersten Platz zu zahlen, der bleibe nur gleich auf dem dritten, nähmlich auf dem Verdecke, besonders wenn die Reise nicht weiter als bis Mohács geht. Ist das Wetter schön, so bleibt man ohnehin lieber im Freien, um das Panorama der Donau an sich vorübergleiten zu sehen. Ist das Wetter unfreundlich, so kann man ohne Anstand in die Kajüte des zweiten Platzes gehen, denn Niemand ist aufmerksam auf die Reisenden des zweiten und dritten Platzes. Sie können sich wenigstens bei Tage sowohl auf dem Verdecke als unter demselben aufhalten. Von Pesth abwärts sind die Frauen gezwungen, mit den Männern in einer Kajüte die Nacht zuzubringen. Dieß ist unangenehm und auch unschicklich. Ich lernte später die Schiffe des österr. Lloyd's, auch französische und italienische kennen, und mit ihnen eine gute zweckmäßige Eintheilung, Absonderung beider Geschlechter, und keine Vernachlässigung des zweiten Platzes.

Die Kälte war so unleidlich, daß man gerne jede Öffnung geschlossen hätte, aber des vielen Tabakrauchens und der Ausdünstung all der armen Leute, besonders der Juden wegen, die einen großen Theil der Fracht im Ungarlande ausmachen und bei der geringsten schlechten Witterung von ihrem gezahlten dritten Platze auf den zweiten eilen, hätte man gerne Thür und Fenster aufgerissen. Es ist gar nicht zu beschreiben, was man Alles auf diesen Schiffen auszustehen hat. — Ungepolsterte Bänke gehören bei Tag zum Sitzen, bei Nacht zum Schlafen. Von einem Waschbecken des Morgens ist keine Spur zu entdecken; und so ging es fort, bis zum dritten Dampfschiff, dem "Zriny'," welches wir unterhalb der Donaufälle bestiegen; da fanden wir wenigstens bequeme gepolsterte Bänke. Allein auf keinem Schiffe, selbst nicht auf dem ,,Ferdinand," mit welchem man schon in das schwarze Meer kommt und der fatalen Seekrankheit anheim fällt, ist eine Absonderung von Männern und Frauen.

Ich sollte doch glauben, daß man für die hohen Preise dieser Fahrt auf etwas Besseres Anspruch machen könnte. Der erste Platz bis Konstantinopel kostet ohne Zehrung und mit Ausnahme der Nachtlager in Preßburg und Pesth 120 fl. C. M., der zweite Platz 85 fl. C.M.

26. März 1842.

Die verflossene Nacht war für uns Reisende keine Nacht der Ruhe, sondern des Lärmens. Niemand konnte die Augen schließen.

Semlin ist ein bedeutender Ladungsplatz; es wurden über 180 Zentner Waaren ab-, und dagegen Steinkohlen, Holz und wieder Waaren aufgeladen. Die zerbrochene Maschine wurde zurecht gemacht, und dieß alles geschah mit einem solchen Lärm und Gepolter, daß man glaubte, das ganze Gebäude müsse über uns zusammenbrechen. Dazu Kälte und Wind, die durch die gebrochene Scheibe ihren beständigen Eingang hielten, und uns die Nacht zu einer wahren Höllenqual machten. Um 6 Uhr Morgens wurden wir endlich flott. Diesem zufälligen Aufenthalte hatten wir das Glück zu danken, Belgrad, welches der Stadt Semlin gegenüber liegt, die erste türkische Festung und Stadt in Serbien, mit 29,000 Einwohnern, sehr gut zu sehen.

Die Lage von Belgrad ist sehr schön. Die Festungswerke ziehen sich vom Ufer der Donau, längs eines Berges stufenweise hinauf. Die Stadt mit ihren schlanken Minareten liegt eine Viertelstunde rückwärts. — Hier sah ich die ersten Moscheen und Minareten. Die Moscheen, welche ich von Bord aus sehen konnte, haben ungefähr die Form eines runden, nicht sehr hohen Gebäudes, und sind mit einer Kuppel gedeckt, an welche sich 1-2 schlanke Minarete, eine Art hoher, runder Säulen schließen. Das höchste unter den Gebäuden ist der Pallast des Fürsten Milosch. Nun wird die Fahrt theilweise sehr interessant und reich an Abwechslung und an schönen, wie durch einen Zauber malerisch vorüber gleitenden Bildern. Die Gebirge beengen den Strom, bis er sich frei und fessellos in der Nähe von Pancsova wieder zu einer Breite von 800 Klaftern ausdehnt.

Pancsova, im Banater Gebiete, am linken Ufer, ist eine Militär-Communität; hier besteht auch die erste Contumaz-Anstalt.

Von dem Innern der Städte und der meisten Orte, die man berührt, ist wenig zu sehen, weil nur auf Augenblicke angehalten wird. Da läuft und drängt sich Alles durch einander, die Glocke läutet plötzlich, die Bieter werden aufgezogen, und wer von Fremden sich um einige Augenblicke verspätet hat, muß bis zur nächsten Station auf dem Schiffe bleiben.

In Neusatz geschah dieß einem Bedienten, der die Effekten seiner Herrschaft nicht gleich auf das Verdeck warf, sondern sie erst in die Kajüte trug. Der Aermste mußte bis Semlin mitfahren, um dann 1½Tag zu Fuße nach Hause zu wandern.

Von Pancsova aus erreichten wir, nach einer zweistündigen, äußerst angenehmen Fahrt, die türkische Festung Semendria, die eine wahrhaft schöne Lage hat. Besonders verleihen ihr die vielen Spitzen und Zacken ihrer, im maurischen Style gebauten Wälle und Thürme, einen eigenhümlichen Reiz. Überhaupt zeichnen sich die türkischen Festungen durch ihre schöne Lage aus.

Die Dörfer aber, und ganz vorzüglich jene am rechten serbischen Ufer, gleichen an Ärmlichkeit jenen, deren ich leider so viele in Galizien sah. Elende Hütten von Lehm mit Stroh gedeckt, und weit und breit kein Baum und Strauch, der sowohl für das Auge des.Reisenden, als auch für den Bewohner selbst sehr wünschenswerth wäre. Der arme Landmann könnte im Schatten seinem müden Körper einige Erholung gönnen, und dem Reisenden bliebe die Nacktheit und Armuth solcher Wohnplätze, die doch jedes fühlende Herz mit Wehmuth erfüllt, ein Bischen verborgen.

An dem linken Ufer, welches zu Ungarn gehört und das Banat heißt, ist es wohl nicht gar so arg, es bleibt aber auch noch gar Manches zu wünschen übrig, und man muß sich um so mehr über diese Armuth wundern, da dieser Landstrich so überreich an Naturprodukten, die Getreidekammer Ungarns genannt wird.

Auf der österreichischen Seite der Donau sind, von 200 zu 200 Schritte, Gränzwachen aufgestellt, welche Einrichtung auch von den andern Regierungen an dem linken Ufer bis an die Mündung dieses Stromes in das schwarze Meer beibehalten wird.

Man würde sich aber sehr irren, wenn man dächte, daß diese Soldaten in Uniform auf ihren Posten ständen. Sie beziehen in ihren erbärmlichen und zerrissenen Kleidern, oft mit nackten Füßen, ihre Stationen auf acht Tage. Ihre Hütten gleichen einem Stalle. Ich trat in einige, um die innere Einrichtung zu sehen, die unmöglich einfacher seyn konnte. In der einen Ecke befindet sich eine Feuerstelle, in der andern ein seyn sollender Ofen von Lehm zusammengestöppelt. Eine unförmliche Öffnung in der Wand, an der Stelle des Glases mit Papier überklebt, bildet des Fenster; eine hölzerne Bank die Einrichtung. Was der Bewohner während dieser Zeit zum Unterhalte des Lebens bedarf, muß er sich mitbringen. Dafür erhält er von der Regierung Grund und Boden.

Auf dem russischen Gebiete haben die Soldaten wenigstens Uniform an.

Immer schöner und reizender wird nun die Reise. Der große mächtige Strom eilt oft brausend und schäumend an hohen Bergen dahin, die ihm kaum einen Ausweg zu gestatten scheinen. Bald bespült er wieder freundlich und ruhig die ihm umgebenden Ufer. Jede Wendung zeigt neue Schönheiten; man weiß nicht, auf welche Seite, man das begierige Auge wenden soll. Und stolz und majestätisch beherrscht ihn das Schiff, das sicher und schnell durch die wildromantischen Gegenden dahineilt.

Gegen 1 Uhr Mittags kamen wir nach Pasiest. Hier ist weiter nichts, als ein großer Vorrath von Steinkohlen für die Dampfschiffe, nebst einigen Hütten. Vom Städtchen selbst ist nichts zu sehen.

Eine Stunde unterhalb Pasiest gewährt der, mitten aus den Fluthen sich erhebende, einzeln stehende Fels Babakay einen imposanten Anblick. Mit ihm vereint sich die am serbischen Ufer lehnende Ruine Golumbacz zu einer wunderschönen Landschaft.

27. März 1842.

Daß doch nie alles vereint seyn kann. Jetzt befinden wir uns in den schönsten Gegenden und hofften hier Entschädigung zu finden für die vielen Unannehmlichkeiten, mit denen wir bisher zu kämpfen hatten, — allein der Himmel begünstigt uns nicht. Die Witterung ist häßlich und Schneegestöber treibt uns in die Kajüte. Der Sturm bringt die Donau dermaßen in Aufruhr, daß sie, dem Meere gleich, Wellen wirft. Wir leiden ungemein von Kälte, und können uns nirgends erwärmen, und betrachten wehmüthig die Stelle, wo einst — ein Ofen stand.

Um 4 Uhr gelangten wir zwar ohne Unglück, aber ganz erstarrt zu Drenkova an, und eilten in das von der Dampfschifffahrts-Gesellschaft errichtete Gasthaus, wo wir einen gut geheizten Saal, vortreffliche Kost, und ein ziemlich bequemes Lagerfanden. Dieß war seit Pesth der erste Ort, an welchem man sich erholen und erwärmen konnte.

In Drenkova ist nichts als dieses Gasthaus und unweit davon ein Wachtposten. Am Ufer zeigte man uns die Barke, welche im Jahre 1839 mit den Reisenden verunglückte, als sie aufwärts der Donaufälle fuhren. Acht Personen, die in der Kajüte saßen, verloren dabei ihr Leben, und nur jene, die außen waren, wurden gerettet.

28. März 1842.

Früh Morgens bestiegen wir die mit einer Kajüte versehene Barke „Tünte."

Die Donau wird von Felsen und Bergen immer mehr zusammengedrängt, so daß ihre Breite zwischen Drenkova und Fetislav an manchen Stellen nicht über achtzig Klafter beträgt, und sie mit doppelter Eilfertigkeit ihrem nahen Ziele, dem  Pontus euxinus zuströmt.

Der Donaufälle wegen, die zwischen Drenkova und Fetislav zu Passiren sind, muß man das Dampfschiff mit einer Barke vertauschen. Die Hinabfahrt des Schiffes würde ohne Gefahr Statt finden, allein die Rückkehr desselben wäre mit großen Schwierigkeiten verbunden. Darum bleiben die Dampfschiffe in Drenkova zurück und man befördert die Reisenden stromabwärts in Barken, und seit dem Unglücksfalle vom Jahre 1839 stromaufwärts in bequemen guten Wägen.

Die Kälte war heute so unleidlich wie gestern, und wenn einer der Reisenden nicht so gefällig gewesen wäre, mir seine Bunda (großer ungarischer Pelz) zu leihen, hätte ich in der kleinen Kajüte sitzen bleiben müssen, und würde die intressantesten Stellen der Donau nicht gesehen haben. So aber hüllte ich mich vom Kopfe bis zum Fuße tüchtig in den Pelz ein, setzte mich außerhalb der Kajüte auf eine Bank und konnte mit voller Muße die herrlich abgeschlossenen Bilder des Stromes, einer Kette von Seen ähnlich, in mein Gedächtniß aufnehmen. Beinahe bis Alt-Orsova blieben diese Ansichten gleich pittoresk.

Eine Stunde unterhalb Drenkova, bei Islas, riefen uns die Schiffer Plötzlich zu: „Der erste Fall!" Gespannt vor Erwartung blickte ich vor. Das Wasser warf kleine Wellen, strömte etwas heftiger und verursachte ein leises Brausen. Wenn man mir es nicht gesagt hätte, daß die Donau hier einen Fall bilde, würde ich es nicht geahnt haben. Ich fand die Klippen und die Gewalt des Stromes zwischen Linz und Krems nicht viel unbedeutender. Freilich hatten wir großen Wasserstand und da ist die Gefahr nicht halb so groß und das Ganze nicht so schaudererregend anzusehen. Die vielen Felsenzacken, die bei niederem Wasserstande überall drohend hervorblicken, und durch die sich der Schiffer mit großer Kunstfertigkeit durchwinden muß, waren unseren Augen verborgen. Wir glitten unbeschädigt darüber, und nach ungefähr zwanzig Minuten hatten wir den ersten Fall im Rücken. Die beiden folgenden Fälle sind noch unbedeutender. 

Auf der österreichisch-wallachischen Seite zieht sich längs dem Ufer eine sechs bis acht Stunden lange Straße, die oft von Mauerwerk unterstützt, oft auch den Felsen abgerungen ist. In der Mitte dieses Weges sieht man hoch oben in einer Felsenwand die berühmte Veteranische Höhle, eine der unbezwingbarsten Stellen an der Donau, die es gibt. Sie ist mit etwas Schanzwerk umgeben und ganz geeignet, die Durchfahrt auf dem Strome zu sperren. Sie soll so geräumig seyn, daß 500 Mann Platz darin haben. Schon zu Zeiten der Römer wurde sie als Vertheidigungspunkt der Donau benützt. Dritthalb Stunden abwärts von dieser Höhle sieht man die Trajans-Tafel, welche in den vorspringenden Felsen eingehauen ist.

Auf der türkisch-serbischen Seite erstrecken sich die Felsenmassen so nah und tief in den Strom, daß an den meisten Stellen nicht Raum für einen Fußweg ist. Hier war die berühmte Trajans-Straße. Man sieht weiter nichts mehr davon, als längs des Stromes, auf einer Strecke von vier bis fünf Meilen hin und wieder Löcher in die Felsen gehauen, worin starke Stämme eingelassen waren, auf denen einst Breter lagen, welche die Straße gebildet haben sollen.

Um 11 Uhr Vormittags kamen wir zu Alt-Orsova an, der letzten Stadt Österreichs im Banater oder Wallachischen Militär-Gränzbezirke. Hier mußten wir den übrigen halben Tag bleiben.

Die Stadt nimmt sich ziemlich gut aus, sie hat hübsche, meistens neue Häuser. Besonders groß und schön ist jenes der Dampfschifffahrts-Gesellschaft. Es gehört aber nicht zur Unterbringung der Reisenden, wie zu Drenkova. Hier, wie in Preßburg und Pesth, muß der Reisende abermals die Kosten des Nachtquatiers zahlen; eine Einrichtung, die ich etwas sonderbar finde, da auf diese Art der Reisende doppelt zahlt, nähmlich für seinen Platz auf dem Schiffe und für jenen im Gasthofe.

Es war gerade Sonntag, als wir ankamen, und ich sah viele Leute in die Kirche gehen. Die Bauern sind ziemlich gut und nett gekleidet. Männer und Weiber tragen lange, blautuchene Röcke. Die Weiber haben um die Köpfe große, weiße, leinene Tücher geschlagen, die rückwärts lang hinabhängen und an den Füßen derbe Stiefel; die Männer runde Filzhüte und Sandalen von Baumrinde.

29. März 1842.

Nachdem wir uns in dem guten Gasthofe zum „goldenen Hirschen" vollkommen erholt hatten, bestiegen wir heute Morgen abermals eine neue Barke, ,,den Saturnus," der nur oben gedeckt und von allen Seiten offen ist.

Sobald man diese Barke betritt, ist man schon für unrein, d. h. für halb verpestet angesehen, und darf nicht mehr an das Land, ohne Quarantaine zu halten; auch begleitete uns ein Guardin bis Gallatz. 

Gleich unterhalb Alt-Orsova verläßt man Österreichs Grund und Boden gänzlich.

Nach einer halben Stunde kommt man an der Festung Neu-Orsova vorüber, welche auf einer Insel liegt, und eher den Nahmen einer Ruine verdient. Gegenüber liegt das Fort Elisabetha, bestehend aus einem Thurme und mehrerem Mauerwerk, das sich längs des Berges hinanzieht. Dieses Fort liegt an einem der herrlichsten Punkte der Donau.

Nun nähert man sich immer mehr und mehr der gefährlichsten Stelle dieses Stromes, dem eisernen Thore, von den Türken Demir kaju genannt. — Wohl eine halbe Stunde vorher verkündet schon das Rauschen des Wassers den gefürchteten Ort. Viele Felsenriffe durchziehen den Strom und bilden eine Menge Wirbel. Diese gefährliche Strecke legten wir in fünfzehn Minuten zurück. Der große Wasserstand half uns eben so glücklich über das eiserne Thor, wie über die vorhergehenden Fälle.

Ich fand diese Falle tief unter meiner Erwartung und so beinahe Alles, lange nicht den oft so poetisch schönen Beschreibungen entsprechend. Ich schildere Alles, wie ich es finde, wie es meinen Augen erschien, ungeschmückt, aber wahr.

Am Ende des eisernen Thores kömmt man an einem Dorfe vorüber, in dessen Nähe bei niederem Wasserstande einige Pfeiler der Trajans-Brücke zu sehen sind.

Die Gegend fängt an flacher zu werden, besonders am linken Ufer, wo sich die ungeheuere Ebene der Wallachei ausbreitet, und dem Auge nirgends ein Anhaltspunkt geboten wird. Rechts ziehen sich mehrere Staffagen von Hügeln und Bergen hin, deren Hintergrund die feingeformten Linien des Balkan, der durch den Übergang der Russen im Jahre 1829 berühmt ist, schließen. Die Dörfer, deren man höchst selten einige an den Ufern sieht, werden immer erbärmlicher. Sie gleichen mehr Ställen für Vieh, als menschlichen Wohnungen. Das Vieh kampirt im Freien, obwohl das Klima nicht viel milder seyn mag, wie bei uns in Österreich, denn heute so nahe am April, hatten wir einen Grad Kälte und gestern fünf Grad Wärme nach Reaumur.

Merkwürdig ist es auch, auf welche schnelle und einfache Art das Vieh in diesen Gegenden frei von der Pest erklärt wird. Wenn die Thiere von einem unreinen Orte zu Schiffe in die Nähe eines gesunden kommen, so muß das Schiff ungefähr vierzig bis fünfzig Schnitte vom Ufer halten, dann wird jedes Stück in das Wasser geworfen und an das Ufer getrieben, wo schon Leute harren, sie zu empfangen. Nach dieser einfachen Operation sind sie vom Peststoffe befreit.

Der Viehstand scheint in diesen Gegenden sehr bedeutend zu seyn. Überall sieht man große Heerden Hornvieh, darunter Schafe.

Auf dem „Saturnus" fuhren wir höchstens zwei Stunden und bestiegen sodann gegenüber der Festung Fetislav das Dampfschiff „Zriny."

Um 5 Uhr Abends kamen wir an der Festung Widdin vorüber, und hielten gegenüber in der Nähe des Ortes Callafat. Hier sollten nur Waaren abgeladen und gleich wieder weiter gefahren werden, allein der Agent war nirgends zu finden, und so mußten wir Reisende das Opfer dieser Fahrläßigkeit seyn, und hier über Nacht vor Anker bleiben.

30. März 1842.

Noch immer war der Agent nicht zum Vorschein gekommen, und es blieb dem Kapitän nichts anders übrig, als den Oberkellner als Wache bei den Waaren zurückzulassen. Um halb sieben Uhr früh wurde die Maschine endlich in Bewegung gesetzt, und nach einer schönen angenehmen Fahrt von sechs Stunden erreichten wir Nicopolis.

Alle türkischen Festungen liegen am rechten Ufer meistens in schönen Gegenden. Die größern Städte und Ortschaften sind umgeben von Gärten und Bäumen, welche ihnen ein gar freundliches Ansehen gewähren. Das Innere derselben soll freilich dem Äußern nicht entsprechen. Schmutzige, wirklich enge Gassen, baufällige Häuser u. dergl. sollen dem Fremdling überall störend entgegen treten. Wir landeten an keiner der Festungen und Städte, für uns war das rechtseitige Ufer das verbotene Paradies, und somit blieb uns das Schöne schön, die Enttäuschung ward uns nicht zu Theil.

Ziemlich spät warfen wir Anker in der Nähe eines unbedeutenden Ortes.

31. März 1842. 

Früh Morgens wurde abgefahren und so kamen wir um acht Uhr schon nach Giurgewo.

Diese Stadt liegt am linken Ufer, der Festung Rustschuk gegenüber. Sie zählt 16,000 Einwohner und ist ein Hauptstapelplatz der Wallachen. Wir mußten bis 4 Uhr Nachmittag hier verweilen, denn es wurden über sechshundert Zentner Waaren nebst acht Wagen abgeladen, und Steinkohlen dagegen eingenommen, und hatten daher Muße, das Innere dieser wallachischen Stadt in Augenschein zu nehmen.

Doch wie wurden meine Reisegefährten von der Häßlichkeit dieser von Außen so viel versprechenden Stadt unangenehm überrascht! Auf mich machte sie nicht halb den Eindruck, weil ich dergleichen noch von Gallizien her im Gedächtnisse hatte. Die Gässen und Plätze sind voll Gruben und Löcher, die Häuser ohne den geringsten Geschmack, ohne Symmetrie aufgeführt; das eine stand in die halbe Gasse hinein, das andere wieder ganz zurück u.s.w. An einigen Orten zogen sich an beiden Seiten hölzerne Buden mit den gemeinsten Lebensmitteln oder sonstigen Bedürfnissen versehen hin, und dieß nannte man den Bazar.  — Die Neugierde zog uns in ein Wein- und in ein Kaffeehaus. In beiden fanden wir nichts, als hölzerne Tische und Bänke, beinahe keine Gäste, und diese wenigen der ärmsten Klasse angehörig. Gläser und Tassen werden den Gästen gereicht, ohne sie vorher auszuspülen.

Wir kauften Eyer und Butter und gingen in ein Bürgerhaus, um uns ein Gericht nach deutscher Art zuzurichten. Bei dieser Gelegenheit sah ich auch die innere Beschaffenheit eines solchen Hauses. Der Boden des Zimmers war nicht gediehlt, die Fenster nur zur Hälfte mit Glas, der andere Theil entweder mit Papier oder feiner Blase überklebt. Übrigens war alles nett und einfach eingerichtet. Ja sogar ein recht bequemer, guter Divan fehlte nicht. Um 4 Uhr verließen wir diese Stadt.

Nun wird die Donau nur auf kurze Strecken breit. Sie ist mit Inseln wie besäet, und deßhalb immer mehr getrennt aIs vereint.

In den Ortschaften sieht man schon griechische und türkische Trachten, jedoch sind die Frauen und Mädchen noch unverschleiert.

An der Festung Silistria kamen wir leider sehr spät vorüber, und konnten sie nicht mehr sehen. Unweit davon blieben wir am linken Ufer über Nacht.

Den 1. April 1842, 

kamen wir zeitlich an Hirsova vorüber, und um 2 Uhr hielten wir bei Braila, einer Festung, welche die Russen seit dem Jahre 1828 im Besitze haben. Hier wollte man die Reisenden nicht an das Land steigen lassen, weil man sie für verpestet hielt, allein unser Guardian trat hervor und gab Zeugniß, daß weder am rechtseitigen Ufer gelandet, noch von dort Jemand aufgenommen worden sey; darauf durften die Ankömmlinge das feste Land betreten.

Um 4 Uhr lagen wir vor Gallatz, einer der bedeutendsten Handelsstädte mit 8000 Einwohnern und dem einzigen Hafen der Russen an der Donau. Hier sahen wir die ersten Kauffahrer, Segelschiffe und Barken aller Art, die aus dem schwarzen Meere kamen. Auch Möven, die Verkündiger des nahen Meeres, schwirrten über unsern Köpfen.

Es geht hier schon äußerst bunt und lebhaft zu, denn Gallatz ist der Sammelplatz von Kaufleuten und Reisenden aus zwei Welttheilen, aus Europa und Asien; es ist der Vereinigungspunkt von drei der größten Monarchien: Österreich, Rußland und der Türkei.

Nachdem der Guardian auch hier dieselben Versicherungen wiederholt hatte, wie zu Braila, durften wir das Schiff verlassen. Ich hatte einen Empfehlungsbrief an den österreichischen Konsul, welcher zufälliger Weise an Bord kam, mich nach Übergabe meines Briefes sehr freundlich empfing, und für meine Unterkunft auf das gefälligste sorgte.

Die Stadt verspricht viel, aber man sieht ein eben so schmutziges, erbärmliches Nest, wie Giurgewo. Die meisten Häuser sind von Holz oder Lehm, und mit Stroh gedeckt; nur jene der Konsuln und reichen Kaufleute sind von Stein. Die schönsten Gebäude sind die christliche Kirche und der moldauische Gasthof.

Obwohl Gallatz an der Donau liegt, so kommt den Einwohnern das Trinkwasser dennoch sehr theuer. Es gibt weder Brunnen in den Häusern, noch auf den Plätzen. Die Leute müssen sich alles Wasser von der Donau tragen und führen lassen, was eine bedeutende Beschwerde für die Armen, und eine ziemliche Ausgabe für die Wohlhabenden ist, da im Winter an den entfernteren Gegenden der Stadt für ein Fäßchen Wasser von zwei Eimer 10-12 kr. C.M. bezahlt werden muß. Man begegnet beständig an allen Orten und Ecken nichts als Wasserträgern und Wägelchen mit Wasserfässern. Schon öfter hatte man Versuche gemacht, nach diesem unentbehrlichen Elemente zu graben; es kam zwar zum Vorschein, aber leider ungenießbar, da es salzig schmeckte.

In Gallatz wird vier und zwanzig Stunden Halt gemacht, ein Aufenthalt, der eben nicht zu den angenehmsten gehört, da weder Stadt noch Umgebung etwas Sehenswerthes darbieten. Und dennoch werd' ich immer mit Vergnügen und Dankbarkeit an diesen Tag denken. Der Herr Konsul Huber ist ein gebildeter und gefälliger Mann, der mir, da er selbst sehr viel gereist ist, manchen Rath und manche Verhaltungsregel mit auf die Reise gab. Die Ruhe, Ordnung und Bequemlichkeit, welche ich in seinem Hause fand, war nach einer Reihe so vieler Tage der Entbehrungen eben auch nicht zu verwerfen, und so fand ich hier Erholung für Geist und Körper.

2. April 1842.

Die Gegend um die Stadt ist so wenig einladend, daß ich gar keine Lust bekam, einen Spaziergang zu machen. Ich blieb also in der Stadt, und ging in den holperigen Gassen bergauf und bergab. Kaffeehäuser gibt es hier schon eine Menge, wenn aber die Menschen nicht vor denselben säßen, Kaffee trinkend und Tabak rauchend, so würde man diesen schmutzigen Stuben schwerlich die Ehre anthun, sie für solche zu halten.

Auf dem Markte und an den Plätzen sieht man bedeutend weniger Frauen als Männer.Letztere tummeln sich überall umher; und besorgen zum Theil, gleich den Italienern, auch die Geschäfte des andern Geschlechts. Man sieht ein Gemisch der verschiedenartigsten Nationen, darunter besonders viele Juden.

Der Bazar ist überhäuft mit Südfrüchten aller Art. Orangen und Citronen sind in solcher Menge vorhanden, wie bei uns das gemeinste Obst. Natürlich ist auch der Preis dafür sehr gering. Ganz besonders schön ist der Blumenkohl, der aus Kleinasien gebracht wird. Man findet viele Stücke darunter von der Größe eines Mannskopfes.

Abends mußte ich mich wieder nach dem Hafen begeben, um mich einzuschiffen.

Von dem Wirrwar, der hier herrscht, kann man sich keinen Begriff machen. Ein hölzernes Geländer macht die Scheidewand zwischen den Gesunden und Jenen, welche aus einem Lande der Pest kommen, oder in dasselbe gehen. Wer diese Gränze überschreitet, darf nicht mehr zurück. Soldaten, Offiziere, Beamten und Aufseher, Letztere mit Stöcken und Zangen bewaffnet, stehen am Eingange, um Jene, die sich mit Worten nicht abfertigen lassen, mit Gewalt zurück zu treiben. Die Lebensmittel oder sonstigen Effekten werden zum Theil hinüber geworfen, oder an die Gränze gestellt, dürfen aber nur dann erst berührt werden, wenn sich die Überbringer davon entfernt haben. Ein Herr auf der verpesteten Seite wollte Jemanden auf der andern einen Brief geben; augenblicklich riß man ihm selben aus der Hand und reichte ihn mittelst einer Zange hinüber. Und dabei ist beständig ein solcher Lärm und ein solches Geschrei, daß man sein eigenes Wort kaum hört. Der Eine ruft: „Langen Sie mir mein Gepäck herüber," der Andere: „Ach, kommen Sie mir nicht in die Nähe! Rühren Sie mich ja nicht an!" —  — dazwischen schreien wieder die Aufseher: „Zurück! Zurück!" u.s.w.

Mich unterhielt dieses Schauspiel recht sehr; es war eine ganz neue Scene, die mich aber bei meiner Rückkehr, wo ich unter den Gefangenen seyn werde, bald langweilen wird. Für jetzt wurde ich in der Fortsetzung meiner Reise nicht im Geringsten aufgehalten.

Im Ganzen kommt mir diese ängstliche Vorsicht doch gar zu übertrieben vor, besonders zu einer Zeit, wo in der Türkei weder die Pest noch sonst eine ansteckende Krankheit herrscht. Einer unserer Reisegefährten wurde schon den vorhergehenden Tag auf unser künftiges Schiff verbannt, weil er das Unglück hatte, an einen Guardian zu streifen, als er nach seinen Effekten sehen wollte.

Um 7 Uhr ertönt der Zapfenstreich, das Gitter wird geschlossen und — die Komödie hat ein Ende. Wir begaben uns nun auf das vierte und letzte Dampfschiff, auf den „Ferdinand." Im Ganzen werden von Wien bis Konstantiuopel die Fahrzeuge sechsmal gewechselt, viermal die Dampfschiffe, und zweimal die Barken, was eben nicht zu den Annehmlichkeiten der Donaureise gehört.

Der „Ferdinand" ist kein großes, aber ein starkes und bequem gebautes Schiff. Sogar die Kajüte des zweiten Platzes ist nett, und ein niedliches Öfchen verbreitet, da wir selten mehr als 6-8 Grad über Null hatten, eine sehr wohlthuende Wärme. Eine besondere Abtheilung für Frauen ist leider auf dem zweiten Platze nicht vorhanden, jedoch wird wenigstens darauf gesehen, daß von dem dritten Platze Niemand auf den zweiten darf. An den Wänden laufen rings herum zwölf Schlafstellen, und vor denselben befinden sich gut gepolsterte breite Bänke.

3. April 1842.

Um 5 Uhr Morgens fuhren wir aus dem Hafen von Gallatz. Etwas spater wurden uns Waschbecken und Handtücher gereicht— eine Sache, die man auf den früheren Schiffen gar nicht kannte. Für die Verpflegung, welche ziemlich gut ist, zahlt man des Tages 1 fl. 30 kr. C.M.

Gegen 10 Uhr gelangten wir an ein bessarabisches, sehr erbärmlich aussehendes Nest, Tchussu, wo eine Viertelstunde angelegt wurde, dann ging es unausgesetzt dem Meere zu.

Ich freute mich schon lange auf das Einlaufen in das schwarze Meer, und dachte mir die Donau in der Nähe dieser Stelle selbst einem Meere gleich. Wie es aber im Leben gewöhnlich geht — ,,große Erwartungen, kleine Erfolge" — so war es auch hier. Bei Gallatz ist die Donau sehr breit, aber eine geraume Strecke vor dem Ausflusse theilt sie sich in so viele Arme, daß eigentlich keiner majestätisch zu nennen ist.

Gegen 3 Uhr Nachmittags liefen wir endlich in's schwarze Meer ein.

Da stürmen nun von allen Seiten die Arme der Donau heran und drängen mit Ungestüm das Meer so weit zurück, daß man nur in großer Ferne einen grünen Streifen desselben entdeckt. Über eine Stunde fährt man noch auf dem gelben, lehmichten, stark bewegten Süßwasser, bis man endlich die Gränze überschreitet, und von den salzigen Meeresfluthen getragen wird. Äquinoctial-Stürme und Unwetter trieben zu unserem Unglücke ihr Unwesen noch so arg, daß ganze Ladungen des salzigen Elementes unser Verdeck überschütteten. Wir konnten uns kaum mehr auf dem Verdecke erhalten; und gelangten nur mit Hilfe einiger Matrosen in die Kajüte, wohin uns ohnedieß der Schall der Speiseglocke rief.

Einige der Reisenden, worunter auch ich gehörte, machten dießmal dem Koche wenig Ehre. Wir hatten noch nicht einige Löffel Suppe genossen, als uns das Seeübel so derb ergriff, daß wir nicht schnell genug vom Tische eilten konnten. — Ich legte mich nieder, und war an diesem Tage nicht mehr im Stande, mich zu bewegen und mich auf das Verdeck hinauf zu schleppen, um dieß herrliche Schauspiel der Natur bewundern zu können. Die Wellen gingen oft so hoch, daß sie über der Heitzröhre zusammenschlugen und uns von Zeit zu Zeit durch diese Öffnung ganze Ladungen Wasser in die Kajüte sandten.

4. April 1842.

Der Sturm nahm von gestern auf heute bedeutend zu, so daß man sich in den Betten fest halten mußte, um nicht herausgeworfen zu werden. Einem der Reisenden geschah dieser Unfall, da er durch die großen Übligkeiten außer Stand war, sich fest anzuklammern.

Da ich mich schon etwas besser fühlte, versuchte ich aufzustehen, wurde aber in demselben Augenblicke mit solcher Gewalt an den gegenüberstehenden Tisch geschleudert, daß ich die Lust, einen abermaligen Versuch zu machen, auf lange verlor. — An Schlaf war in der Nacht gar nicht zu denken. Das schreckliche Geheul des Windes in den Masten und Tauwerken, das furchtbare Gekrache des Schiffes, das aus seinen Fugen zu gehen schien, das ewige Hin- und Herlegen desselben, das Rollen der schweren Ankerketten ober uns, das Rufen, Befehlen und Schreien des Kapitäns und der Matrosen — dieser vereinte, unaufhörliche Lärm gönnte uns keinen Augenblick Ruhe. Des Morgens schleppte ich mich, noch halb krank, mit Hülfe des Dieners hinauf auf das Verdeck in die Nähe des Steuermannes, um die wundervollste Scene der Natur, einen Seesturm, betrachten zu können.

Ich klammerte mich fest an, und trotzte kühn den Wellen, die hoch über das Schiff zusammenschlugen, und mich von allen Seiten benetzten, als wollten sie die Hitze meiner Krankheit kühlen. Dafür bekam ich auch den klaren, deutlichen Begriff eines Sturmes auf dem Meere; — ich sah die Wogen schäumend daher stürmen, sah das Schiff bald in den Abgrund tauchen, bald wieder mit Blitzesschnelle auf den höchsten Wellengipfel sich erheben. Es war ein grauses, fürchterliches Bild, dessen Anblick mich so ergriff und beschäftigte, daß ich gänzlich auf mein Uebelbefinden vergaß.

Erst spät in der Nacht ließ der Sturm etwas nach, so daß wir nun einlaufe« und Anker werfen konnten im Hafen von Barna, den wir schon zehn bis zwölf Stunden früher hätten erreichen sollen.

5. April 1842. 

Heute Morgen konnte ich diese schöne Festung und Stadt, die die Russen im Jahre 1828 belagert und eingenommen haben, mit Muße betrachten. Wir blieben daselbst mehrere Stunden. Der obere Raum des Schiffes wurde hier dermaßen mit Geflügel aller Art beladen, daß der Raum für uns Reisende höchst beschränkt war. Dieser Artikel scheint von Türken und Franken in Konstantinopel sehr gesucht zu seyn, denn der Schiffskapitän versicherte mich, daß sie bei jedesmaliger Abfahrt von Barna mit dieser Waare voll geladen, nach Stambul führen.

6. April 1842. 

Der schönste Anblick der Welt, auf welchen ich mich schon bei meiner Abreise freute, die Fahrt durch den Bosporus, wurde mir durch die Nacht entzogen. Erst einige Tage später machte ich diesen Ausflug auf einer Kaik, einem äußerst leicht und schmal gebauten Kahne, und genoß da in vollen Zügen Ansichten und Bilder, die ich nicht vermögend bin zu schildern.

II. Ankunft in Konstantinopel.

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Morgens 3 Uhr, als wir in den Hafen von Konstantinopel eingelaufen waren, lag, außer einigen Matrosen, Alles in tiefer Ruhe, und ich stand auf dem Verdecke, und harrte, und sah die Sonne im vollsten Glanze ihrer Pracht über die mit Recht bewunderte Kaiserstadt aufgehen.

Wir hatten Anker geworfen in der Nähe von Topona, und ausgebreitet vor meinen Blicken lag nun diese Stadt aller Städte auf mehreren Hügeln, deren jeder selbst wieder eine Stadt trägt, und doch sich passend und großartig dem Ganzen anschmiegt.

Die eigentliche Stadt Konstantinopel ist von Topana, Galata und Pera durch das sogenannte goldene Horn getrennt, und durch eine lange, breite, hölzerne Brücke in Verbindung gesetzt. Scutari und Bulgurlu erheben sich terrassenartig am asiatischen Ufer. Der herrlichste und großartigste Cypressenwald umgibt Scutari von Außen und Innen. Im Vordergrunde, auf der Höhe des Berges liegt die schöne und große Kaserne, welche 10,000 Mann faßt.

Die wundervollen Moscheen mit ihren fein gezeichneten Minareten, die Paläste und Harems, die Kioske und großen Kasernen, die Gärten, die Boskette und Waldungen von Cypressen, die vielfarbig angestrichenen Häuser, über welche oft wieder einzelne Cypressen ihre schlanken Gipfel erheben, und endlich der ungeheure Wald von Masten —  dieß Alles bildet einen unbeschreiblich überraschenden Anblick.

Nun erst, als das rege Leben der Menschen begann, sowohl am Ufer als auf dem Meere, da langten meine Augen nicht aus. Eine Unzahl Kaik's bedeckte nach und nach das Meer und das goldene Horn, so weit der Blick reichte. Das bewegteste Leben am Ufer, von Menschen aller Nationen und Farben, vom weißen Europäer bis zum schwärzesten Äthiopier, das Gemisch der eigenthümlichsten, verschiedenartigsten Trachten, — alles dieß und noch viel mehr, hielt mich gebannt auf dem Verdecke. Die Stunden flohen gleich Augenblicken dahin, — für mich kam die Zeit der Ausschiffung viel zu früh, obwohl ich von früh 3 Uhr bis 8 Uhr stand, und nichts als schaute.

Alle Mühseligkeiten der Reise fand ich reich belohnt, ich war glücklich in dem Anblicke dieser wunderbaren, morgenländischen Bilder, und hätte nur gewünscht, ein Dichter zu seyn, um dieses Wundervolle, Herrliche schildern zu können.

Zu Topana an's Land zu steigen, und von Lohndienern und Hamaks (Lastträgern) umschwärmt zu werden, ist das Loos jedes Reisenden. Man ist weder Herr seines Willens, noch seiner Sachen. Der eine rühmt diesen Gasthof, der andere jenen. [Sie bekommen von dem Wirthe 1 Thaler für jeden Reisenden, welchen sie ihm zuführen.] Die Träger raufen und schlagen sich um die Effekten, die Zollaufseher kommen oft mit dem Stock dazwischen und machen Ordnung. Dann werden die Koffer visitirt, was jedoch mit einem Trinkgeld von zehn bis zwanzig Kreuzern bald abgethan ist.

Sehr wohl thut man, schon vor der Ausschiffung einen Gasthof zu bestimmen, in dem man absteigen will. Es gibt immer Reisende auf dem Schiffe, die entweder da heimisch, oder doch wenigstens recht gut bekannt sind; diese haben dann schon die Gefälligkeit, hierüber Rath zu ertheilen. Auf solche Art kann man den geldgierigen Lohndienern gleich den Abschied geben, und braucht nur dem Träger den Gasthof zu nennen.

Die Gasthöfe für die Franken (so heißen im Oriente alle Europäer) sind in Pera. Ich stieg bei der Witwe Madame Balbiani ab. Man ist bei dieser Frau in jeder Hinsicht trefflich aufgehoben. Reinliche Zimmer mit der schönen Aussicht  auf das Meer, gesunde, sehr gewählte und schmackhafte Kost, und schnelle gute Bedienung sind ja für Jedermann das Wünschenswertheste, und all dieß, nebst einem äußerst liebenswürdigen und gebildeten Benehmen der Hausfrau und ihrer Familie, findet man da vereint. Die gute Frau nahm sich meiner mit wahrer Theilnahme an, und ich kann wohl sagen, wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, unter ihr Dach zu kommen, wäre es mir schlecht ergangen. Ich hatte zwar mehrere Empfehlungsbriefe — weil ich aber das Unglück hatte, weder mit großen Namen, noch in großem Pomp erscheinen zu können, so hielten es meine Landsleute nicht der Mühe Werth, sich um mich zu bekümmern.

Ich schäme mich an ihrer Statt, dieß Bekenntniß ablegen zu müssen, doch nicht nur, was ich auf dieser Reise Alles sah, sondern auch was mir auf selber zustieß, zeichne ich genau auf, und da gehört denn dieß doch gewiß auch dazu. Um so inniger rührte mich das herzliche Benehmen dieser fremden Menschen, die ohne Empfehlung, ohne Landsmannschaft sich der hilflos einzeln stehenden Frau so bieder annahmen. Mit wahrer Freude spreche ich bei jeder Gelegenheit meinen innigen Dank aus für alle freundlichen Stunden, die mir in diesem Kreise zu Theil wurden.

Von Wien bis Konstantinopel sind es 1320 Seemeilen.

III. Aufenthalt in Konstantinopel.

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Die tanzenden Derwische.

Es war gerade an einem Dienstage, als ich Konstantinopel betrat. Ich erkundigte mich sogleich, was es Sehenswerthes gäbe, und man rieth mir, die tanzenden Derwische zu besuchen, die an diesem Tage in Pera ihre Andachts-Übungen hatten.

Bei der Moschee um eine Stunde zu früh angekommen, verfügte ich mich indessen in den anstoßenden Garten, der als Sammelplatz für die türkische Frauenwelt bestimmt ist. Mehrere hundert Damen waren hier in den verschiedenartigsten Gruppen auf dem Wasen gelagert, umgeben von ihren Kindern und deren Wärterinnen, die sämmtlich Neger-Sklavinnen sind. Mehrere dieser türkischen Frauen rauchten mit wahrer Götterlust eine Pfeife Tabak, und schlürften ein Schälchen schwarzen Kaffee dazu. An einer und derselben Pfeife rauchten oft zwei, drei Freundinnen, sie geht von Mund zu Munde. Sie scheinen auch gerne zu naschen, denn die Meisten waren mit Rosinen, Feigen, gebrannten Haselnüssen, Bäckereien u. dgl. reichlich versehen, und aßen trotz den Kleinen. Ihre Sklavinnen scheinen sie sehr gut zu halten, sie sind gut gekleidet, sitzen mitten unter ihnen und essen ebenfalls tapfer mit. Nur die Farbe des Gesichtes unterschied Frau und Dienerin.

Auch in der Folge meiner Reise bemerkte ich mit Vergnügen, daß das Loos des Sklaven im Hause eines Muselmannes bei weitem nicht so drückend ist, als wir glauben. Von lebhaften Gesprächen sind die türkischen Frauen keine großen Freundinnen, aber dennoch ging es immer noch lauter zu, als bei Versammlungen der Männer, die wortkarg im Kaffeehause sitzen, und halb verschlafen, die Pfeife im Munde, einem Mährchenerzähler gedankenlos zuhören.

Dieser Garten gleicht einem Friedhofe. Überall blicken Grabes-Monumente unter Cypressen hervor, an und um welche die Frauen gelagert waren, und mit fröhlicher Miene plauderten und scherzten. Und eben so plötzlich stand manche unter ihnen auf und breitete neben ihren Gefährtinnen einen Shawl oder Teppich aus, um ihre Andacht zu verrichten.

Alle waren entschleiert, weil kein Mann anwesend sein durfte. Ich fand viele hübsche Gesichter unter ihnen, allein von großer seltener Schönheit sah ich nichts. Lebhafte, große Augen, blasse Wangen, breite Gesichter, viel Korpulenz, und die Dame ist gezeichnet. Die Blattern müssen in diesen Gegenden noch ziemlich heimisch seyn, denn viele trugen die Narben derselben an sich. Ihr Anzug war auch nicht sehr malerisch. Wenn sie ausgehen, sind sie ganz eingehüllt in ein Oberkleid, meistens von dunklem Merino. Im Harem, oder auch an einem solchen Orte, der den Männern verschlossen bleibt, legen sie dieß Oberkleid und das weiße Tuch, in welches Kopf und Gesicht gehüllt sind, ab. Ihr eigentlicher Anzug besteht aus sehr weiten Beinkleidern, die unter dem Knöchel zusammengezogen sind, einem Hemde mit langen, weiten Ärmeln, und einer breiten Binde um die Mitte, über welche Einige einen Kaftan, andere nur eine Art Spenser, meist Alles von Seide, anhatten. Feine Stiefeletten, darüber Pantoffeln von gelbem Saffian, haben sie an den Füßen, und den Kopf bedeckt ein kleiner Feß, unter welchem die Haare in lauter dünnen Flechten über die Schulter fallen. Jene Türken oder Türkinnen, die von Mohammed abstammen, tragen entweder ein grünes Oberkleid, oder einen grünen Turban. Diese Farbe ist ihnen so heilig, daß sie fast von Niemanden getragen werden darf. Selbst den Franken ist es zu rathen, diese Farbe an Kleidern zu meiden, wenn sie sich nicht Unannehmlichkeiten aussetzen wollen.

Nachdem ich über eine Stunde Zeit hatte, Alles zu betrachten und zu beobachten, entstand plötzlich ein Lärm im Vorhofe, und eine Bewegung unter den Frauen. Ich schloß daraus, daß es Zeit sey, in den Tempel zugehen, und begab mich zu meiner Gesellschaft. Ich fand im Vorhofe ein großes Gedränge, denn der Sultan wurde erwartet. Nun sollte mir gleich am ersten Tage meiner Ankunft dieses Glück zu Theil werden. Ohne große Bemühung ließ man mich als Fremde in die ersten Reihen — eine Gutmüthigkeit und Artigkeit der Türken, die manchem Franken zu empfehlen wäre. Und doppelt ist diese Eigenschaft an diesem Volke zu rühmen, da es für mein Geschlecht keine Achtung hat, und uns armen Wesen seiner Meinung nach, sogar die Seele abspricht.

Kaum stand ich einige Augenblicke, als der Sultan zu Pferde, von seinem Hofstaate umgeben, erschien. Nur er ritt in den Vorhof, die übrigen stiegen außer demselben ab und betraten ihn zu Fuß. Das Pferd, worauf er saß, war von einer ausgezeichneten Schönheit, wie man mir sagte, ein ächter Araber. Es war mit einer, reich in Gold gestickten Decke geziert; die Steigbügel hatten die Form von Schuhen, waren von Gold und von feinster getriebener Arbeit.

Der Sultan ist ein schmächtiges aufgeschossenes Herrchen von neunzehn Jahren, blaß, matt und abgelebt. Seine Züge sind hübsch, seine Augen schön. Wenn er sich nicht zu frühzeitig allen Genüssen der Sinne hingegeben hätte, so wäre ohne Zweifel ein stattlicher Mann aus ihm geworden. Ein langer, dunkelblauer Tuchkragen, vorn mit einer Brillantschließe zusammengehalten, umgab seinen Körper. Ein hoher Feß mit einem Reiher und einer Brillantagraffe schmückten das Haupt. Die Begrüßung des Volkes und der Dank des Sultans ist gerade wie bei uns, nur erhebt das Volk manchmal ein leises Freudengeschrei.

Nachdem der Sultan den Tempel betreten hatte, stürmte Alles hinein. Die Frauen sitzen auf Gallerien, die aber so dicht vergittert sind, daß man sie gar nicht sieht. Die Männer und die Franken, Letztere ohne Unterschied des Geschlechtes, sitzen und stehen unten im Tempel. Der Tempel oder besser gesagt Saal ist nicht groß, und die Zuseher sind von den Priestern durch ein niederes Geländer getrennt.

Um 2 Uhr erschienen die Derwische in langen, bis an die Ferse reichenden Weiberröcken mit unzähligen Falten. Auf dem Kopfe tragen sie hohe zugespitzte Hüte von weißem Filz. Sie breiteten Teppiche und Thierfelle aus, und begannen ihre Ceremonien mit einer Unzahl von Verbeugungen und Küssen des Bodens. Endlich erscholl die Musik, die aber so unter aller Kritik war, daß ich noch in meinem Leben nichts Erbärmlicheres gehört habe. Eine Kindertrommel, eine Hirtenpfeife und eine jämmerliche Geige waren die Instrumente. Dazu singen mehrere Stimmen an zu krächzen und zu schnarren, Alles ohne Takt und Melodie.

Zwölf Derwische begannen nun ihren Tanz, wenn man ein Drehen im Kreise mit ausgestreckten Armen, wobei ihr faltenreiches Kleid ein schönes Rad bildet, so nennen darf. Sehr geschickt wissen sie einander auszuweichen, ohne sich zu berühren, da doch der Raum sehr beschränkt ist. Von Verzuckungen oder andern Zuständen, wie ich in mehreren Beschreibungen las, habe ich nichts bemerkt.

Die Ceremonie endete um 4 Uhr, der Sultan stieg nun wieder zu Pferde, und begab sich mit seinem Gefolge und den Verschnittenen hinweg. Im Laufe dieses Tages sah ich ihn nochmals, als er von dem Besuche der medizinischen Fakultät zurückkehrte. Es ist überhaupt sehr leicht den Sultan zu sehen, nämlich oft an Dienstagen, aber gewiß an jedem Freitage, dem Feiertage der Türken.

Imposanter ist der Zug des jungen Herrschers, wenn er sich zu Schiffe begibt, um eine Moschee zu besuchen, welches gewöhnlich an jedem Freitage, als dem türkischen Feiertage, geschieht. Zwei Stunden vor seinem Auszuge erfährt man erst, in welche Moschee er Willens ist, sich zu begeben. Mittags zwölf Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Zu diesem Zwecke sind zwei wunderschöne Barken in Bereitschaft; sie sind weiß angestrichen, und mit Schnitzwerk und Vergloldung überladen. Auf jedem dieser Fahrzeuge befindet sich ein schöner Baldachin von schwerem, dunkelrothem Sammt mit Goldborden und Tressen reich geziert. Der Boden ist mit den geschmackvollsten Teppichen ausgelegt. Die Ruderer sind kräftige, schöne Jünglinge, deren Anzug in einem Hemde, Hosen und Jacke von weißem Seidenzeuge besteht; ein Feß deckt den Kopf. — An jeder Seite des Schiffes sind vierzehn Ruderer, unter deren angestrengter Arbeit das Schiff über Wog und Welle gleich einem Delphin dahinschießt. Gar schön macht sich die ganz gleichförmige Bewegung der Matrosen. Auf einen Schlag fallen alle Ruder in das Wasser, zugleich erheben sie selbe wieder, und fallen auf ihre Sitze zurück.

Eine Menge eleganter Barken und Kaiks folgen dem Zuge. Die Flaggen der türkischen Flotte und Schiffe sind aufgezogen, und mit ein und zwanzig Kanonenschüssen wird der Sultan begrüßt. Er verweilt nicht lange in der Moschee, und besucht dann gewöhnlich noch eine Kaserne oder sonst eine öffentliche Anstalt. Fährt der Monarch zu Wasser hin, so kehrt er zu Wasser zurück, und so umgekehrt.

Die beliebtesten Spaziergänge in Pera sind der große und kleine Campo, richtiger gesagt: Friedhöfe in Cypressenhainen. Dieß ist eine eigenthümliche Gewohnheit der Türken, daß alle ihre Feste, Spaziergänge, Unterhaltungen und Wohnungen in Mitte der Grabesstätten sind. Nicht leicht wird man dieß bei einer andern Nation finden. Überall, in Konstantinopel, Pera, Galata u.s.w., kann man kaum einige Schritte gehen, ohne auf einzelne oder mehrere Gräber zu stoßen, die mit Cypressen umgeben sind. Hier wandelt man beständig zwischen Todten und Lebendigen, eine Sache, an welche man sich in den ersten vier und zwanzig Stunden gewöhnt. Ich ging in der Nacht mit derselben Ruhe und Gleichgiltigkeit an den Gräbern vorüber, wie an den Häusern. Von der Ferne verleihen diese zahlreichen Cypressenhaine den Städten einen eigenthümlichen, feenartigen Zauber, den man mit nichts vergleichen kann. Man sieht nur überall Bäume hervorragen, die Monumente sind dem Blicke verborgen.

Weniger schnell konnte ich mich an die vielen herrenlosen Hunde gewöhnen, die in allen Ecken, auf Plätzen und Straßen den Fremden entgegentreten. Sie sind von einer auffallend häßlichen Race, dem Schakal ganz ähnlich. Bei Tage machen sie zwar wenig Ungelegenheit; sie sind zufrieden, wenn man sie ruhig in der Sonne liegen oder ihre Beute verzehren läßt. Bei Nacht geht es freilich nicht so gelassen her. Sie bellen und lärmen beständig, sowohl unter sich, als gegen den Menschen, packen aber Niemanden an, besondes wenn man einen Diener bei sich hat, der mit einem Stocke und einer Laterne versehen ist. Unter sich haben sie oft Händel und Raufereien, wobei es manchmal sogar Todte gibt. Sie leiden durchaus nicht, daß ein fremder Hund ihr Gebiet, nämlich die Gasse oder den Platz betrete, den sie inne haben. Über einen solchen Fremdling fallen alle her, und verfolgen ihn, bis er den Platz räumt, oder todt liegen bleibt. Darum sieht man höchst selten, daß Jemand einen Haushund mit sich nimmt, man müßte das Thier beständig tragen, und dessen ohngeachtet würden diese ungebetenen Gäste nachlaufen und immerwährend bellen und heulen. — Die Hundskrankheit, die Wuth, kennt und fürchtet man bei diesen herumirrenden Thieren nicht, obwohl Niemand für ihre Nahrung sorgt. Sie nähren sich von den eckelhaftesten Excrementen, die sie im Überflusse auf allen Straßen finden, da jeder Unrath aus den Häusern hinausgeworfen und hinausgeschüttet wird. Vor einigen Jahren wollte man sie aus Konstantinopel verbannen, und gab sie auf zwei unbewohnte Inseln im Meere von Marmora, und zwar die Männchen auf die eine, die Weibchen auf die andere. Allein der Unrath nahm nun in der Stadt dermaßen überhand, daß man sie gerne wieder zurückberief.

Die Stadt ist nicht beleuchtet. Jedermann, der Nachts ausgeht, muß eine Laterne mit sich tragen. Wird er von der herumstreifenden Wache ohne diese ertappt, so muß er ohne Gnade und Barmherzigkeit auf's nächste Wachhaus wandern, und die Nacht dort zubringen. Die Stadttheile werden nach Sonnenuntergang geschlossen.

So sehr ich von der himmlischen Lage Konstantinopels entzückt war, in eben dem Grade mißfiel mir das Innere. Der Schmutz und Gestank, den man überall trifft, die engen, häßlichen Gassen, das ewige Bergauf- und Bergabsteigen auf den schlechtesten Wegen verleidet nur zu schnell den Aufenthalt in dieser Stadt. Und alles dieses wird noch durch die beständige Angst vor Feuersgefahr überboten.

In jedem Hause sind große Koffer und Körbe bereit, damit man, wenn irgendwo Feuer ausbricht, seine Habseligkeiten schnell hineinwerfen und fortschaffen kann. Zu diesem Zwecke macht man mit zwei oder drei Türken einen Vertrag, zahlt ihnen alle Monat eine Kleinigkeit, und dafür müssen sie zur Stunde der Noth erscheinen, um die gepackten Kisten und Koffer an sichere Orte zu schaffen und überall helfend zur Hand zu sein. Auf die Ehrlichkeit der Türken kann man sicherer bauen, als auf die der Christen und Griechen. Höchst selten soll ein Beispiel vorkommen, daß der Türke von dem ihm anvertrauten Gute Etwas entwendet. Die ersten Nächte erschrack ich vor jedem Lärm, besonders wenn der Wächter durch die Straße zog und mit dem Stocke auf die Steine stieß. Im Falle einer Feuersgefahr schlägt er an jedes Hausthor und schreit: „Feuer! Feuer!" — Gott sei Lob und Dank! ich erlebte keines.

Scutari.

Ich wählte zu dem Ausfluge nach diesem berühmten Begräbnißorte der Türken einen Freitag, um zugleich die schreienden Derwische besuchen zu können.

Auf einem leichten Kaik [Fahrzeuge, die außerordentlich leicht gebaut sind und sehr gerne umschlagen, weßhalb man wie eine Statue darin sitzen muß; bei der leisesten Bewegung des Körpers, ja nur des Kopfes oder Armes, wird man von dem Fährmanne schon zurecht gewiesen.] durchschnitt ich, in Gesellschaft eines französischen Arztes, den Bosphorus. Wir fuhren an dem, einige hundert Schritte von der Küste Asiens im Meere stehenden, so viel besungenen Leander-Thurm vorüber und gelangten sehr bald an unser Ziel.

Ein eigenes Gefühl ergriff mich, als ich zum ersten Male in meinem Leben einen andern Welttheil betrat. Es war mir, als ob ich jetzt erst getrennt — unendlich weit von meiner Heimath wäre. Später, als ich an Afrika's Küste landete, machte es nicht halb so viel Eindruck mehr auf mich.

Nun stand ich also in dem Welttheile, aus dem der Mensch seinen Ursprung herleitet, in dem er hoch gestiegen und auch wieder so tief gefallen, daß ihn Gott in seinem gerechten Zorne bald für immer vertilgt hätte. Und hier in Asien war es wieder, wo Gottes Sohn erschien, um den gefallenen Menschen die Palme der Rettung zu reichen. Mein lang genährter, heißer Wunsch, diesen merkwürdigsten der Welttheile zu betreten, war nun erfüllt, und unter Gottes Hilfe hoffe ich mit froher Zuversicht auch jene Stellen zu erreichen, von welchen das wahre Licht der Menschheit ausging! —

Scutari ist der Ort, nach dem der Muselmann mit dem Verlangen sieht, dort einst begraben zu werden. Kein anderer Glaubensgenosse darf da unter ihnen aufgenommen werden. Hier fühlen sie sich heimisch und ihres Propheten würdig. Es ist daher auch der großartigste Begräbnißort der Welt. Stunden lang kann man in diesem Cypressenwalde von Grab zu Grab wandeln, ohne das Ende zu erreichen.

Auf den Grabsteinen der Männer sind Turbane, auf jenen der Frauen und Kinder sind Blumen und Früchte ausgemeißelt, meistens eine erbärmliche Arbeit.

Die Hauptstraße und die Nebengassen sind in Scutari nicht eben, aber doch etwas besser gepflastert und nicht gar so enge, wie in Pera. — Ganz besonders schön nimmt sich die große Kaserne auf der Spitze im Vordergrunde aus, mit der wundervollen Aussicht nach dem Meere von Marmora und nach dem einzig schönen Bosphorus. Sie soll 10,000 Mann fassen.

Die schreienden Derwische.

Um 2 Uhr betraten wir den Tempel, ein elendes Hölzernes Haus. An der Andachtsübung kann jeder Muselmann Theil nehmen, er darf sich nicht erst zur Würde eines Derwisches emporgeschwungen haben. Ja Kinder von acht bis zehn Jahren reihten sich schon außerhalb des Kreises der Männer an, um sich bei Zeiten zu diesen Übungen geschickt zu machen.