Memoiren eines Ladendetektivs - Asaad Chneker - E-Book

Memoiren eines Ladendetektivs E-Book

Asaad Chneker

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Beschreibung

Erfahrungsbericht eines Laden-und Kaufhausdetektivs in einem spannenden Beruf, der wenig öffentliche Aufmerksamkeit erfährt. Dieses Buch soll dem Leser einen ausführlichen Einblick in die Welt des Einzelhandelsdetektivs vermitteln, welche eine ganz besondere Welt, auch innerhalb der Sicherheitsbranche, darstellt.

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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Vorwort

Wie alles begann

Die Sachkundeschulung und der Entschluss für die Detektei

Die ersten Tage und die ersten Erkenntnisse

Ladendetektei vs. Kaufhausdetektei -Die Unterschiede

Anforderungen an Laden- und Kaufhausdetektive

Körperliche Fitness

Mentale Stabilität

Gute Konzentrationsfähigkeit/Gutes Gedächtnis

Menschenkenntnis

Verantwortungsbewusstsein

Körperliche Durchsetzungskraft

Empathie/Guter Umgang mit Menschen

Besondere Aufgriffe meiner Karriere

Der erste große Aufgriff meines Lebens (Kampf in der Tiefgarage)

Sunnyboy schockt im Supermarkt die Verkäuferinnen

Die plastische Chirurgin

Der rumänische Bauarbeiter

Der Mann wegen dem sich die Welt dreht

Ukrainischer Bengel fliegt mit Handschellen aus dem Supermarkt

Eine Gruppe Jugendlicher wäscht sich die Hände in Unschuld

Verfolgungsjagd eines Ehepaares à la Hollywood

„I am a good boy.“ Der italienische Junkie

Der Profi, die Passanten und ich

Meine erste Schlägerei mit einem Afrikaner auf Drogen

Der deutsche Freak mit übertriebener Aggressivität

„Aaah…..du Detektiv….“

„Mein Mann ist Anwalt!!“

„Mr. Hurensohn“ – ein ganz besonderer Dieb

Psychopath aus Frankfurt am Main im Supermarkt

Der Kroate mit 5,6 Promille

Der verärgerte Ehemann einer Rumänin will mir die Detektivarbeit erklären

Du bist großer „Zappzarapp“

„Beim nächsten Mal schlage ich dich kaputt“

Junkie zieht ein Messer, wegen einer RedBull-Dose

Die kleine schwangere Diebin und ihre Komplizin

Die Trickserin mit der Sporttasche

Die 3-Stunden-Qual – umsonst!

Detektiv wird durch den Supermarkt gejagt.

Den Dieben bei den Hausaufgaben helfen

Der Afghane mit dem Schnellkochtopf

Der vegane Hipster

Der Trottel mit der Grillsauce

Die Heroinabhängige im Doppelpack

Der Ex-Knacki mit seinem Hund

Der gewaltige deutsche Hüne mit Bergsteigerrucksack

Der Profi, der nur über Geräusche gefasst werden kann

Der Zigeuner, auf den ich am versifften Leergutautomaten wartete

Die Oma an der Salatbar

Die Oma, die es über die Kundentoilette versucht

Der Bio-Quinoa-Mann mit Fahrrad und Anhänger

Der rumänische Transsexuelle kurz vor Weihnachten

Ghetto-Girl versucht mich zu betrügen

Reichsbürgertyp wird endlich gefasst und spielt den Unschuldigen

Die US-Amerikanerin mit israelischem Pass, der ich nachhause folgte

Der Erdbeerdieb mit morgentlicher Verfolgungsjagd

Der Zigeuner, der mir mit seiner Familie drohte

Die Zigeunerin, welche sich mit ihrem Kind vor mir versteckte

Die junge Mutter, die einen „Großeinklau“ machte

Der Dieb, der nicht zu Kreuze kriechen will

Die Oma, die ich maßregelte, weil sie mich ärgerte

Der Dieb, der wegen Unterzuckerung im Büro anfängt, sich zu übergeben

Rangelei mit einem Dieb und einem ekelhaften Opa

Das Rentnerpaar, dass Hackfleisch im Angebot stiehlt

Der Italiener, der nur so tut, als würde er einkaufen

Brutaler Mexikaner und ich kommunizieren nur über Gestik und Mimik

Mein letzter Aufgriff: Bürgergeld-Empfängerin zeigt mir im Büro ihre Vagina

Hilfsmittel und Waffen in der Detektei

Einsatzhandschuhe

Die stich- und schusssichere Weste

Handschellen

Reizstoffsprühgeräte

Schusswaffen

Abschließende Bemerkungen zu Hilfsmitteln in der Detektei

Die besten Entschuldigungen von Dieben

Was mich dazu bewegt hat den Detektivjob aufzugeben

Abschließende Gedanken zum Thema Detektei

Abbildungsverzeicnis

Abbildung 1: Anforderungen an Einzelhandelsdetektive

Abbildung 2: Sinnvolle Sportübungen für Detektive

Vowort

Ich möchte als aller erstes meinem Herrn und Gott Jesus Christus dafür danken, dass ich überhaupt noch lebe, um dieses Buch schreiben zu können. Ohne ihn, wäre dies alles nicht möglich gewesen.

Zweitens möchte ich meiner ehemaligen Freundin Mirjam für alles danken, was ich durch sie und mit ihr erfahren und erleben durfte. Sie ist eine von ganz wenigen einzelnen Personen in meinem Leben, die einen sehr großen Einfluss auf mich gehabt haben und Mirjam hat mich definitiv als Mann und Mensch reifen lassen. Manchmal mehr als mir lieb ist. Fakt ist aber, dass ich wohl nicht hier sitzen würde und gerade die ersten Zeilen dieses Buches schreiben würde, wenn sie nicht gewesen wäre. Auch bezweifle ich, dass ich zu Beginn meiner beruflichen Karriere in der Laden- und Kaufhausdetektei gelandet wäre, wenn ich nicht die Erfahrungen, die ich durch die Beziehung zu ihr gemacht habe, tatsächlich gemacht hätte. Die intensive Beziehung zu ihr, mit all dem Drama und Tragödie, haben mir gewissermaßen den letzten Schliff gegeben, um in diesem Bereich der Sicherheitsbranche bestehen zu können. Daher will ich mich ausdrücklich bei ihr bedanken, auch wenn ich mir ein Leben an ihrer Seite vorgestellt habe, was nicht sein sollte. Der Schmerz des Verlustes meiner großen Liebe, hat mich gerade in der ersten Zeit meiner Tätigkeit als Laden- und Kaufhausdetektiv motiviert und vorangetrieben. Auch und gerade, wenn es unangenehm und gefährlich wurde.

Als Nächstes will ich meiner Mutter danken, welche mir als einzige in einer großen Zeit des Umbruchs finanziell beigestanden hat. Kein anderer tat dies. Bis zum heutigen Zeitpunkt unterstützt sie mich noch so gut sie kann, was keinesfalls selbstverständlich ist und wofür ich ihr auch dankbar bin, da mit dem Einstieg in die Detektei auch ein Umzug weit weg vom Ruhrgebiet in das Herz Oberbayerns, nämlich nach München, verbunden ist und war. Darüber hinaus ist sie eine von ganz wenigen Ansprechpartnern in meinem Leben und daher natürlich auch von enormer Wichtigkeit für mich. Auch, wenn ihre eigenen Möglichkeiten, als auch die Möglichkeiten mich zu unterstützen zeitlebens begrenzt waren, versucht sie doch bis zum heutigen Tag immer noch mir so gut zu helfen, wie es eben geht. Eine der ganz wenigen Personen in meinem Leben, der ich nicht egal bin. Auch das ist gerade in der heutigen Zeit immer schwieriger zu finden. Danke dir dafür Mama.

Abschließend will ich noch sagen, dass meine harte Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet, geprägt von Arbeitslosigkeit, Gewalt, Kriminalität, Drogen, Rassismus, Ausgrenzung in der Schule, Ausgrenzung an der Universität, Ausgrenzung auf dem Arbeitsmarkt und schließlich auch die Ausgrenzung beim Finden von Freunden und Frauen letztlich Wegbereiter für mich gewesen sind, dass ich jetzt hier in München über den Beruf des Einzelhandelsdetektivs den Absprung in ein neues Leben geschafft habe.

Es sollte wohl so kommen.

München, 03.09.2024

Wie alles begann

Der Beruf Ladendetektiv gehört jetzt sicherlich nicht zu den Berufen, von denen ein kleiner Junge jetzt unbedingt träumt. Eines Tages als Ladendetektiv zu arbeiten stand jetzt auch nicht gerade auf meiner Wunschliste. Vielmehr wollte ich Astronaut, Pilot oder später auch Manager werden, aber keiner von uns kann am Anfang seiner Reise wirklich genau sagen, wie sie verläuft oder gar endet. Es gibt Überraschungen und Schwierigkeiten, die uns zum Nach- und Umdenken bewegen. Gerade davon gab es in meinem Leben einige Momente. Ich denke, dass mein Kämpfergeist, meine schrecklichen Erfahrungen im Ruhrgebiet und mein Sinn für Gerechtigkeit mich letztlich dazu bewegt haben in die Sicherheitsbranche einzusteigen, auch wenn ich eigentlich etwas ganz anderes geplant hatte, mir etwas ganz anderes gewünscht hatte und ich mir mein Leben im Allgemeinen ganz anders vorgestellt habe.

Ich habe all das getan, was die Gesellschaft zu meiner Zeit als Jugendlicher von mir verlangt hat, um einen gut-bezahlten Job zu bekommen, der nicht so hart und gefährlich ist, mehr Work-Life-Balance bietet und gesellschaftlich angesehener ist. Ich habe mein Studium der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen um der Armut und der Fesseln meiner Heimatstadt Herne zu entkommen, ja um ein besseres Leben im Allgemeinen leben zu können, doch musste ich im Laufe meines Erwachsenwerdens feststellen, dass der in Deutschland immer noch stark vorherrschende Rassismus mir einen Strich durch die Rechnung machen würde, sodass all meine Träume, Träume bleiben würden, wenn ich nicht einen Weg finden würde, mein Leben unter akzeptablen Umständen endlich selbst in die Hand nehmen zu können. Dass ich lange alles daran gesetzt habe es trotzdem auf dem gewollten Weg zu schaffen, zeigt sich auch daran, dass ich erst mit 35 den Einstieg in die Sicherheit und damit in mein Berufsleben geschafft habe. Alle Versuche vorher in anderen Bereichen oder gar in einem Bereich, der mit meinem Studium zusammenhängt einzusteigen, sind bisher gescheitert. Manchmal ist es so, dass man Schwierigkeiten damit hat bestimmte Ungerechtigkeiten zu akzeptieren, wodurch man blockiert ist, nicht flexibel ist, obwohl man eigentlich ein offener Mensch ist. Dies traf in meinem Fall zu. Wie gegen Windmühlen versuchte ich nach meinem Studium ab dem Jahr 2015 alles in meiner Macht Stehende zu tun, um es zu schaffen einen Beruf zu finden, der etwas mit meinem Studium zu tun hat, für dessen Abschluss ich ebenfalls viele Hindernisse überwinden musste. Doch alles blieb aus den genannten Gründen vergebens. Ich will auch hier nicht allzu stark diese Thematik erläutern, aber es ist schon erstaunlich, dass nachdem ich mich dem gefügt hatte, dass in Deutschland geborene und aufgewachsene Männer, sofern sie nahöstlich oder südländisch aussehen, nur Jobs bekommen, die schlechtbezahlt, hart und gefährlich sind, es mit dem Job hingehauen hat.

Doch wie kam es dazu, dass ich mich dann irgendwann doch für die Sicherheit entschieden habe?

Ein ehemaliger Freund von mir, der bereits in der Sicherheit tätig war, erzählte mir davon, dass man in der Sicherheit immer einen Job finden würde, auch und gerade, wenn du ausländisch aussiehst. Dieser Freund war zwar deutsch, hatte jedoch keine abgeschlossene Berufsausbildung, noch ein abgeschlossenes Studium und hat selbst den Einstieg ins Berufsleben über die Sicherheitsbranche geschafft. Also dachte ich mir es muss wohl funktionieren. Dieser Freund wollte zudem unbedingt aus seinem Brennpunkt in Berlin raus nach Bayern, um ein besseres Leben zu leben. Ich auch. Es war mir, nachdem sein Absprung gelungen war, also immer unterschwellig bewusst, dass es so wahrscheinlich funktionieren würde, doch war ich noch nicht bereit dazu. Mir einzugestehen, dass alle Versuche über die Jahre mein Studium zu verwenden und zu verwerten, um wie gesagt einen guten und gut-bezahlten Job in „meinem Bereich“ zu finden, scheitern würden, konnte ich mir noch nicht eingestehen. Zu schmerzhaft war dieser Gedanke. Man stelle sich vor, man hat so hart für eine Sache gearbeitet, weil man sie wirklich wollte, musste viele Steine aus dem Weg räumen, die Mitmenschen einem in den Weg gestellt haben und schafft mit allerletzter Kraft den Abschluss.

Wer wäre dann bereit das alles zu vergessen und die damit verbundenen Träume beiseitezulegen, nur weil in Deutschland dieser omnipräsente Rassismus herrscht? Wohl kaum jemand einfach so!

So mussten also zwischen den Jahren 2015-2023 noch einige Dinge passieren, bis ich endlich bereit war die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, ohne dass ich sie allerdings verinnerliche. Ehrlich gesagt, war es so, dass ich durch die soziale Isolation in Herne, also dadurch, dass ich in den genannten Jahren keine Freunde vor Ort hatte so, dass ich eigentlich nur meine Eltern als Gesprächspartner hatte. Das wiederum brachte allerdings einen Haufen weiterer Probleme mit sich. Erstens ist es so, dass der große Altersunterschied zu meinen Eltern natürlich einen gewissen Disconnect entstehen ließ zwischen mir und ihnen. Sie verstanden meine Lage nicht wirklich, da der Generationenunterschied zu groß war. Ihre Zeit war nicht mehr meine Zeit könnte man auch sagen. Zudem sind beide grundsätzlich stur, unflexibel, zum Teil auch arrogant und ignorant und konnten sich nie in diese heutige Zeit einfinden.

Meine Probleme, wie Rassismus und die dazu gehörige Ausgrenzung in sämtlichen Lebensbereichen hat mein Vater durch sein Aufwachsen in Syrien nie erlebt. Durch seine Ehe mit meiner deutschen Mutter hier auch nur bedingt. Meine Mutter als deutsche Frau sowieso nicht und sie als Frau hat bis heute nie richtig verstanden, dass Männer auch gewisse Bedürfnisse haben, die befriedigt werden müssen. Sie versteht zum Teil immer noch nicht, dass Männer und Frauen im Großen und Ganzen ganz anders ticken. Mein Vater lebt gefühlt immer noch im Syrien von vor 100 Jahren und meine Mutter ist in den 60ern stecken geblieben. Sie akzeptieren und akzeptierten mich als ihr Kind, doch konnten sie mir nie Lösungen für meine Probleme geben. Meine Probleme waren immer von kleinem Ausmaß aus Sicht meines Vaters. Er meinte immer ich hätte doch alles, was ich immer als große Beleidigung empfunden hatte, da ich ja wusste, was ich hatte und was andere hatten. Ich war nie ein materieller Mensch und auch nie ein Neider, aber ich wusste immer, dass ein Mann gewisse Dinge braucht und wenn andere sich schon über meine Kleidung in der Schulzeit lustig gemacht haben, weiß man, dass man nicht viel hat. Das war damals kein schönes Gefühl. Da zudem die Ehe meiner Eltern sowieso ein Mysterium ist und ich seitdem ich heranwachsend war, immer die Aufgaben erledigen musste, die eigentlich meine Eltern hätten selbst erledigen müssen, war ich immer das Bindeglied für beide. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich wirklich verstanden oder geschätzt werde.

Es ist schwer auf Dauer allein zu sein, sich niemandem anvertrauen zu können, kein Geld, keinen Job, keinen Status zu haben. Die ganzen Traumata meiner Kindheit und Jugend haben mit 27 schließlich dazu geführt, dass ich zunächst in eine Depression gefallen bin, woraus sich dann später eine Panikstörung entwickelt hat. Darauf folgte durch die Verschreibung von Benzodiazepinen zur Behandlung meiner Panikattacken die Abhängigkeit davon und später durch eine katastrophale Verordnungspraxis meiner behandelnden Ärzte auch die Alkoholabhängigkeit. Als ich mit 33 Jahren in einem lebensbedrohlichen Zustand zum ersten Mal in die Psychiatrie zur Entgiftung und Behandlung meiner Panikstörung kam, schien für mich das Leben gefühlt vorbei. Ich dachte wirklich, ich würde mit 33 sterben. Dies war für mich der absolute Nullpunkt. Dort habe ich Mirjam kennengelernt. Sie sollte mir in meiner letzten Zeit in Herne noch viel Kraft und Halt geben, aber zum Schluss auch alles davon wieder nehmen. Nach dem ersten Entzug war ich körperlich und mental völlig ausgelaugt. Der Rückfall folgte schnell und so war ich vier Wochen später zu meinem zweiten Entzug in der Klinik. Ich glaube das war der wirkliche Wendepunkt. Ich wusste, wenn ich jetzt nicht dafür sorge, dass ich es raus aus der Isolation in Herne schaffe, weg von meinen Eltern und frei von den Altlasten weit weg leben kann, werde ich immer wieder rückfällig werden und dahinvegetieren. Erst jetzt war ich bereit für die Sicherheitsbranche und den Umzug in eine weit entfernte Region. Ich hatte gelernt die wenigen Chancen zu nutzen, die ich habe, auch wenn sie mir nicht gefallen.

„Wer ich bin, was ich kann und wovon ich träume bleibt davon unangetastet“, schwor ich mir.

So fing ich an mich auf einen Vorbereitungskurs für die Sachkundeprüfung zu bewerben, da ich mittlerweile wusste, dass ich mit der Sachkunde im Bewachungsgewerbe in jeglichen Bereichen der Sicherheit arbeiten kann, auch als Ladendetektiv.

Erst knapp ein Jahr später merkte ich, dass es Gott war, der mich aus dem Elend herausgeführt hat. Erst kurz vor dem Ende meiner Detektivlaufbahn merkte ich, dass es nicht ich gewesen bin, sondern unser Herr Jesus Christus, der mir so sehr die Augen öffnete, dass ich begriff, dass es Schicksal war, wie es verlief. Auch wenn meine Lebensplanung komplett anders aussah.

Die Sachkundeschulung und der Entschluss für die Detektei

Einen Vorbereitungskurs für die Sachkundeprüfung zu finden ist nicht schwer. Diese gibt es wie Sand am Meer. Schwieriger und wichtiger ist es einen Kurs zu finden, der erstens zeitlich und zweitens technisch die eigenen Anforderungen erfüllt. So variieren diese Kurse von einem Monat Länge bis hin zu sechs Monaten Länge. Manche sind reine Online-Kurse, andere finden in Präsenz statt. Wiederum andere sind mit einem kurzen Praktikum verbunden, andere beinhalten kein Praktikum. Ferner werden nicht alle Formate von der jeweiligen Agentur für Arbeit bezahlt, sodass man sich hier auch mit den jeweiligen Agenturen absprechen muss. Ich bekam eine sechsmonatige Schulung mit Praktikum zugewiesen. Diese war mir erheblich zu lang, doch ich bekam nur diese bewilligt oder keine. So nahm ich diese Schulung an und hoffte, dass die 6 Monate schnell vorbeigehen, da ich in einer absoluten Notsituation zuhause in Herne lebte. Ja ich hatte meine Freundin Mirjam, aber dies sollte bald schon mehr Leid als Freud bringen, obwohl ich auch die Schulung schnell zu Ende bringen wollte, um mit ihr ein neues Leben in Bayern anzufangen. Dies war unser gemeinsamer Plan. Es sollte anders kommen. Durch die Beziehung zu Mirjam verschlechterte sich zuhause auch die Beziehung zu meinen Eltern, insbesondere zu meiner Mutter. Was ich ihr nie verzeihen werde, ist die Tatsache, dass sie wochenlang nicht mehr mit mir gesprochen hat, weil es ihr nicht passte, dass ich meine Freundin besuchte. Kurzum, es war eine Zeit der starken persönlichen Anspannung, aber ich wusste, dass ich das einzig richtige tue, und keiner konnte mich von meinem Plan abbringen, da man mir mein Leben lang bis dahin gezeigt hatte, dass ich mich selbst um alles kümmern muss, wenn ich eine große Veränderung in meinem Leben will. Keiner hatte je mich unterstützt oder in irgendeiner Form mir geholfen, wenn ich wirklich Unterstützung und Hilfe gebraucht hatte. So erwartete ich zu diesem Zeitpunkt also auch nichts anderes mehr als Negativität, Missgunst, Neid und Lügen. Doch ich hatte mir nach dem zweiten Entzug geschworen, dass ich nun endgültig mit meinem alten Leben abschließen werde. Mirjam kommt mit in ein neues Leben oder auch nicht, aber mein Leben verändert sich.

„Veränderung bedeutet Verbesserung“ ist der Leitsatz, nach dem ich lebe.

„Veränderung muss Verbesserung bedeuten“ trifft es sogar noch besser.

Die Schulung hatte ihre lustigen, aber auch ihre anstrengenden Phasen. Lustig und interessant waren zum Teil die Teilnehmer, mit denen ich zum Teil bis heute noch Kontakt habe. Als große Gemeinsamkeit ist zu nennen, dass wir alle auf unsere Art und Weise „harte Jungs ausm Pott“ waren und sind.

Nichts Anderes habe ich jedoch erwartet. Anstrengend waren jedoch die wochenlangen Wiederholungen, die Anwesenheitspflicht und das obligatorische Praktikum, welches wir gegen Ende noch einschieben mussten, um zur Prüfung angemeldet zu werden. Gut, das Praktikum hat mir natürlich auch einen ersten Eindruck zu vielen Tätigkeiten im Sicherheitsgewerbe vermittelt. Das war positiv, aber wenn aufgrund privater Umstände die 6 Monate ohnehin schon viel zu langsam vergehen, wird so ein unbezahltes Praktikum zur wahren Geduldsprobe. Schließlich kam der Tag der schriftlichen und der Tag der mündlichen Prüfung und es war geschafft.

Doch für welche Tätigkeit, sollte ich mich als erstes bewerben?

Die Frage war einerseits einfach und andererseits schwer zu beantworten. Klar es gibt viele Tätigkeitsfelder in der Sicherheitsbranche. Welche Tätigkeiten interessieren mich, welche nicht? Habe ich ein Problem mit Nachtschichten? Habe ich ein Problem mit Wochenendarbeit? Will ich einen Job, für den ich die Sachkunde brauche? All diese Fragen gingen mir durch den Kopf und so bewarb ich mich auf unterschiedliche Stellen in ganz Oberbayern, da ich ja hierhin mit meiner ehemaligen Freundin ziehen wollte.

Auch bewarb ich mich auf die Position als Laden- und Kaufhausdetektiv, was viele Gründe hatte. Einerseits wollte ich, wenn ich schon in der Sicherheit arbeite, keinen 0815-Job machen. Also nicht etwas, was jeder macht. Andererseits wollte ich auch einen Job machen, der die Sachkunde erfordert, welche ich ja in einem halbjährigen Vorbereitungskurs erworben hatte. Es kamen aber auch noch andere Punkte hinzu. Man darf nicht vergessen, dass ich schon eine relativ gute und genaue Vorstellung davon hatte, was den Job des Ladendetektivs ausmacht. Es sollte sich zwar herausstellen, dass der Beruf noch härter ist, als ich ohnehin schon gedacht hatte, doch wusste ich, dass ich es entweder jetzt als noch junger Mann versuche oder halt nie. Ich wollte mir auch sagen können, dass ich einmal in meinem Leben in einem der härtesten Bereiche der Sicherheit tätig war, nämlich dem Schutz vor Ladendieben. In gewisser Weise wollte ich mir also auch selbst beweisen, wie mutig, stark und hart ich selber bin. Zudem hoffte ich auf Anerkennung und Status durch den Beruf, ähnlich einem Türsteher eines beliebten Clubs. Ich empfand aber auch die Tätigkeit selbst als sinnvoll, da zum Einstiegszeitpunkt bereits bekannt war, wie groß das Problem des Ladendiebstahls in Deutschland ist.

Dadurch, dass ich aus einer durch Armut, Arbeitslosigkeit und Kriminalität geprägten Region in Deutschland komme, sah ich mich auch geeignet an, diesen unter Umständen gefährlichen Job auszuüben. Hinzu kommt sicherlich auch, dass ich körperlich kräftig bin und Kampfsporterfahrung habe. Alles Punkte, welche sich als wichtig herausstellen sollten.

Letztlich bekam ich eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch bei einer Firma, die sich auf den Schutz vor Ladendieben spezialisiert hat. Andere Bewerbungen blieben erfolglos, sodass ich auch das Gefühl hatte, es solle so sein. Ich war voller Vorfreude und sollte einen halben Probetag absolvieren und mich dann entscheiden. Der halbe Probetag in einem Supermarkt in Unterföhring bestätigte meine Vorstellung von dem Beruf und so freute ich mich darauf diesen Job und damit meinen allerersten Vollzeit-Job in meinem Leben anzutreten. Als Bonus kam hinzu, dass ich mich mit dem Kollegen, der mich eingewiesen hatte, sofort gut verstand und mich relativ schnell darauf auch befreunden sollte. Bis heute stehen Thomas und ich in gutem Kontakt zueinander und sind weiterhin befreundet.

Der Entschluss stand also fest und so musste ich nur noch den Arbeitsvertrag bekommen und unterschreiben. Dies war noch mit viel Warten verbunden. Gleichzeitig musste ich mich um eine Wohnung in München kümmern, was bekanntermaßen schwierig sein kann, gerade wenn es schnell gehen muss. Auch musste ich einen Umzugskredit genehmigt bekommen und ein Auto für den Beruf beschaffen, da der Job durch wechselnde Einsatzorte höchste Flexibilität erfordert. Das alles in wenigen Wochen geregelt zu bekommen, grenzt an ein Wunder, doch irgendwie gelang es mir, was mir wiederum das Gefühl gab, es sollte so sein. Nun konnten Mirjam und ich gemeinsam ein neues Leben in München beginnen.

Leider sollte es so sein, dass Mirjam ihr Versprechen nicht einhielt und sie nicht mitkam. Worte können nicht beschreiben, wie es mir dadurch ging oder wie groß der Schmerz der Trennung war. Daher versuche ich hier erst gar nicht dies zu beschreiben. Ich stürzte mich in den Beruf mit all dem Frust, der Enttäuschung und Verzweiflung und war dabei selber überrascht, wie gut meine Zeit als Laden- und Kaufhausdetektiv begann.

Die ersten Tage und die ersten Erkenntnisse