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Haniye – Guten Appetit! Die aramäische Küche ist so alt wie ihr Volk – über 3000 Jahre. Die traditionellen Speisen der Aramäer spiegeln die vielfältigen regionalen, geschichtlichen, religiösen und sprachlichen Einflüsse dieses jahrtausendealten Volkes wider. In seiner langen Geschichte entstand eine wunderbare Vielfalt an köstlichen Gerichten, nicht zuletzt durch den Kontakt mit der arabischen und persischen Kultur. Egal ob herzhaftes zartes Lammfleisch, harmonische Gemüsevariationen mit Joghurt und frischen Kräutern, himmlisches Gebäck oder süße Kreationen aus Nüssen, Datteln und Granatapfel: Mit diesen authentischen Kombinationen aus Gewürzen und Zutaten wie Auberginen, Pistazien, Bulgur, Minze, Hackfleisch und Linsen begibt man sich auf eine kulinarische Reise durch die Welt der Aromen des Nahen Ostens.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Lama Dursun | Maria AslanSaliba Gabriel
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Für Fragen und Anregungen
Wichtiger Hinweis
Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.
Originalausgabe
1. Auflage 2023
© 2023 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Projektleitung: Viktoria Celik
Redaktion: Silke Panten
Umschlaggestaltung und Layout: Sonja Vallant
Umschlagabbildung und Layout-Elemente: Shutterstock.com / Anna Pogulyaeva, sore88, Xelbr
Rezeptfotografie: Stephanie Just
Fotos: S. 2, 3, 5, 9, 10: Rene Marty; S. 12, 13, 14, 15, 16: Saliba Gabriel
Landkarte Mesopotamien S. 11: basierend auf © Sémhur / Wikimedia Commons / CC-BY-SA-3.0, or Free Art License, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Middle_East_topographic_map-blank.svg
Kalligraphie: Süleyman Celik
Orthographie Aramäisch–Deutsch von NISIBIN Aramäische Studien (www.nisibin.de)
Satz: Satzwerk Huber, Germering
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7423-2209-8
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1978-1
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1979-8
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.rivaverlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
Vorwort
Lesehilfe für die Aussprache der Rezepte
Bezeichnung von Bulgur auf Deutsch, Aramäisch und Türkisch
Über die Aramäer
Die Sprache
Die Aramäer heute
Die Esskultur der Aramäer
Selbstversorgung bei den aramäischen Bauern
Essen und Glaube sind eng verknüpft
Vom Fasten und von vegetarischer Vielfalt
Bulgur – die Kartoffel der Aramäer
Die Rolle der Hülsenfrüchte
Alleskönner Wein
Drei besondere Begleiter der Esskultur
ZALATAT
SALATE
Zalata cam bece
Eiersalat
Zalata du rabëc
Frühlingssalat
Zalata da rocye
Hirtensalat
Zalata cam gweto
Gemischter Salat mit Käse
Zalata da gullokat di qima
Hackbällchensalat
Zalata du qaṭiro w da boṣine
Aramäischer Joghurtsalat
Salata du Barġal
Bulgursalat
Zalata da gesarat u di lehane
Möhren-Spitzkohl-Salat
Zalata da ḥëmṣe
Kichererbsensalat
SROFE
SUPPEN UND EINTÖPFE
Ṭlawḥe
Linsensuppe
Ṭlawḥe cam maye da bajanat semoqe
Rote Linsensuppe
Ḥëmṣe
Kichererbsensuppe
Garso cam spanaq
Weizengrützensuppe mit Spinat
Srofto di paraša
Lauchsuppe
Srofto du qaṭiro
Joghurtsuppe mit Reis
Garso cam basro da gyoṯe
Weizengrützensuppe mit Huhn
Matfuniye di qarco
Kürbiseintopf mit Rind
Fasuliye ḥewarto cam basro da fare
Weißer Bohneneintopf mit Lamm
Matfuniye
Eintopf nach aramäischer Art
Fasuliye yaraqto cam basro da fare
Grüner Bohneneintopf mit Lamm
Marga
Lammeintopf mit Zwiebeln
Matfuniye di qarco u di bamiya
Kürbiseintopf mit Okraschote
MUKLONE XAYIFE
LEICHTE VEGETARISCHE SPEISEN UND FINGERFOOD
Qursëkat
Bulgurtaler
Baloc
Bulgurnocken mit roten Linsen und Kräutern
Bajanat kome diqe
Gestampfte Auberginen mit Knoblauch
Labaniye
Weizen mit Joghurt
Dolëmkat
Lauwarmer Zucchinisalat
Gabula
Weizengrütze mit Joghurtsoße
Falafel
Kichererbsentaler
MUKLONE DLO BASRO
VEGETARISCHE TEIG- UND GEMÜSESPEISEN
Šamborakat du ṣawmo
Teigtaschen mit Spinat
Šamborakat di Yufka
Blätterteig mit Spinat und zweierlei Käse
Apraxe du ṣawmo
Gefüllte Weinblätter
Rëšta
Bandnudeln mit Ei
Ṭawa
Ofengemüse
Dawqe
Pfannkuchen nach aramäischer Art
MUKLONE CAM BASRO
SPEISEN MIT FLEISCH
Bajanat kome hašye
Gefüllte Auberginen
Apraxe
Gefüllte Weinblätter mit Hackfleisch
Laḥmajune
Pizza nach aramäischer Art
Dobo
Lammbraten
Kutle
Gefüllte Bulgurtaschen mit Hackfleisch
Gullokat di qima
Hackbällchen mit Bulgur
Gḏayto ḥšiṯo
Gefülltes Hähnchen mit Bulgur und Leber
Šamborakat
Gefüllte Teigtaschen mit Hackfleisch
Maldum
Gemüseauflauf mit Hackfleisch
Dolma
Gefülltes Gemüse mit Hackfleisch
Ḥëšayat
Aramäische Hausmacher-Würstchen mit Bulgur und Hackfleisch
Kazabbe
Gebratene Leber
Šamborakat malife
Gefüllte Teigschnecke mit Hackfleisch
Kibbe
Gebratene Bulgurtaschen mit Hackfleisch
Basro šliqo
Gekochtes Lammfleisch
Qaliyo
Kochfleisch
MUKLONE ḤALYE U MBAŠLE
SÜSSES UND GEBACKENES
Qrimoṯe cam bece
Süße Hefebrötchen mit Ei
Qrimoṯe
Süße Hefebrötchen
Dašëšto
Milchreis nach aramäischer Art
Poxine
Traubensirup-Paste aus Nüssen, Weizen und Kichererbsen
Kliča
Aramäisches Zopfgebäck
Qadayif
Teigfädengebäck mit Walnüssen und Pistazien
Baqlawa cam qadayif
Blätterteiggebäck mit Teigfäden
Coliqe
Getrocknete Nussketten in Weintraubensirup
Raha du bindeq di arco
Erdnussriegel
Raha du maršmelow
Marshmallowgebäck
Kliča du ṣawmo
Vegane Plätzchen
Pasta du bindeq
Nussecken
Baqlawa
Blätterteiggebäck mit Walnüssen
Baqlawa di čoqolata
Schokoladenrauten
Pasta du ḥmiro
Hefeteilchen
Pasta da čilakat du ṣawmo
Erdbeerkuchen
Bastiq
Getrocknete Fruchtblätter aus Weintraubensirup
Bastiq du mišmiš
Johannisbeer-Aprikosen-Süßigkeit
Ḥalile
Getrocknete Würfel aus Weintraubensirup und Grieß
Pasta da tene
Feigengebäck
Račal di qarco
Süßer Kürbis
Pasta da ḥabuše du ṣawmo
Veganer Apfelkuchen
Pasta di čoqolata du ṣawmo
Veganer Schokoladenkuchen
MAQFE U LAḤMONE
BEILAGEN, BROTE UND DIPS
Qaṭiro
Hausgemachter Joghurt
Gweto
Aramäischer Käse
Barġal cam šciraye
Bulgur mit feinen Nudeln
Rezo cam šciraye
Reis mit feinen Nudeln
Laḥmo di fërna
Aramäisches Fladenbrot
Laḥmo du dawqo
Aramäisches Pfannenbrot
Tumo yaroqo diqo
Bärlauchpesto
Hemmes
Kichererbsendip
Šamborakat malife cam gweto
Gefüllte Käsehörnchen
Tirši
Eingelegtes Gemüse
Gweto cam bece
Selbst gemachter Käse mit Ei
Jajeq cam tumo
Joghurtdip
ŠTOYO
GETRÄNKE
Čaye
Schwarzer Tee
Qaḥwe
Kaffee
Dawġe
Joghurtgetränk
Das Autorenteam
Uns vereint die Liebe zum Kochen und die Liebe zu unserem Volk. Diese Liebe gab den Ausschlag für das Schreiben dieses Buches. Wir Aramäer sind eine Völkergruppe ohne eigenen Staat. Wir müssen uns tagtäglich in über zwanzig Ländern weltweit behaupten. Die Gefahr, unsere eigene Sprache und folglich auch unsere Identität in der Diaspora zu verlieren, wächst von Jahr zu Jahr. Dabei spielen die aramäische Küche und die Esskultur ebenfalls eine wichtige Rolle. Denn wie in allen südländischen Kulturen verbindet auch bei den Aramäern die Esskultur die Menschen mit der eigenen Sprache.
Früher wurde das Wissen um die aramäische Kochkunst traditionsgemäß von der Mutter auf die Tochter übertragen. Seit mehreren Jahrzehnten hat sich ein Großteil der Aramäer in den westlichen Industrienationen niedergelassen und sehr gut integrieren können. In diesen Ländern kochen im Regelfall die Mütter für ihre Kinder, solange sie im Haus leben. Folglich beginnen die meisten heranwachsenden Kinder erst dann selbst zu kochen, wenn sie bereits ausgezogen sind. Dadurch ergeben sich kaum noch Gelegenheiten, die traditionelle Kochkunst zu erlernen. Die mobile Arbeitswelt von heute erschwert diesen Zustand zusätzlich.
Mit diesem Kochbuch wollen wir einerseits den jungen Frauen und Männern eine Möglichkeit bieten, einige Spezialitäten der aramäischen Küche kennenzulernen. Ebenso wichtig ist es uns, das Interesse der Leserinnen und Leser aus dem deutschsprachigen Raum zu wecken und ihre Leidenschaft für die würzig-aromatische Vielfalt der aramäischen Küche zu entfachen. Außerdem freuen wir uns sehr, wenn wir unsere Kultur und unser Volk durch die aramäische Kochkunst bekannter machen können.
Allen Personen, die uns bei diesem Werk unterstützt haben, danken wir sehr herzlich. Nach der Buchveröffentlichung und dem Ausverkauf der ersten beiden Auflagen sind wir allen für so viel Lob, Anerkennung und für die ausschließlich positiven Rückmeldungen zutiefst dankbar. Wir fühlen uns in unserer Arbeit sehr bestärkt. Die tolle Resonanz motiviert uns, diesen Weg weiterzugehen.
In die vorliegende Auflage haben wir weitere traditionelle Rezepte integriert.
Lama Dursun, Maria Aslanund Saliba Gabriel
Paderborn, Mai 2022
Für die Bezeichnung der Gerichte ist es uns wichtig, dass sowohl aramäische als auch deutsche Leserinnen und Leser die Namen richtig aussprechen können. Folgende Tabelle erleichtert die Aussprache:
Buchstabe
Beispielwort
Latein. Buchstabe (Umschrift)
Erklärung der Aussprache
[Olaf]
?
ein stimmloser, glottal gebildeter Verschlusslaut, wie das ʔ im deutschen Wort beachte [beʔaxtə], es dient hauptsächlich als Vokal (s. die Tabelle »Vokale«)
[Beṯ]
b
wie »b« im Deutschen
[Gomal]
[Gomal
rakëxto]
g
ġ
wie »g« im Deutschen
ähnlich dem »r« im deutschen Wort rot
j
wie »dsch« im deutschen Wort Dschungel
wie »tsch« im deutschen Wort deutsch
[Dolat]
[Dolaṯ
rakëxto]
d
ḏ
wie »d« im Deutschen
ein stimmhafter, an den Zähnen gebildeter
Reibelaut wie »th« im englischen Wort that
[He]
h
wie »h« im Deutschen
[Waw]
w
wie »w« im englischen Wort water für Wasser, es dient auch als Vokal (s. Tabelle »Vokale«)
[Zay]
z
wie »s« im deutschen Wort lesen
[Ḥeṯ]
ḥ
stimmloser, im Rachen gebildeter Reibelaut. Zwischen »h« wie deutsch aha und »ch« wie deutsch Achat.
[Ṭeṯ]
ṭ
wie »t« im Deutschen
[Yuṯ]
y
wie »j« im Deutschen, es dient auch als Vokal (s. Tabelle »Vokale«)
[Kof]
[Kof rakëxto]
k
X
wie »k« im Deutschen
wie »ch« im deutschen Wort lachen
[Lomaḏ]
l
wie »l« im Deutschen
[Mim]
m
wie »m« im Deutschen
[Nun]
n
wie »n« im Deutschen
[Semkaḏ]
s
wie das stimmlose »s« im deutschen Wort Ost
[Ce]
c
mit verengtem Kehlkopf gesprochener Kehlenpresslaut
[Pe]
[Fe]
p
f
wie »p« im Deutschen
wie »f« im Deutschen
[Ṣode]
ṣ
die betonte Variante des deutschen stimmlosen »s« im Wort Ost
[Qof]
q
stimmloser, am Gaumenzäpfchen gebildeter Verschlusslaut
[Riš]
r
wie »r« im italienischen Wort treno für dt. Zug, ein gerolltes »r« von der Zungenspitze
[Šin]
š
ž
wie »sch« im Deutschen
wie »j« im deutschen Wort jonglieren
[Taw]
[Taw rakëxto]
t
ṯ
wie »t« im Deutschen
ein stimmloser, an den Zähnen gebildeter Verschlusslaut, wie „»th« im englischen Wort thing
(kein stimmhaftes »th« im Wort »that«)
Vokale
[ftoḥo]
[Olaf]
a
wie »a« im deutschen Wort Tal
[zqofo]
o
wie »o« im deutschen Wort Tor
[rboṣo]
e
wie »e« im Deutschen
[ḥboṣo]
[Yuṯ]
i
wie »i« im Deutschen
[cṣoṣo]
[Waw]
u
wie »u« im Deutschen
[rboṣo karyo]
ë
wie unbetontes »e« im Deutschen, etwa im Wort Tafel
»Mgalyun« – in Leder gebundene aramäische Bibel
Die Schreibweise der Doppelvokale in der Umschrift:
Deutsch
Aramäisch (Umschrift)
Beispiel
Aramäisch
Pleite
a + i → ay
bayto
Baum
a + u → aw
mawto
Um die Bulgur-Sorten Barġal und Garso besser voneinander unterscheiden zu können, bietet folgende Tabelle eine gute Übersicht. Neben der deutschen und aramäischen Bezeichnung wird die türkische Bezeichnung ebenfalls aufgeführt, damit der Einkauf in diesen Lebensmittelgeschäften ganz einfach gelingt. Die Fotos verdeutlichen vor allem den Unterschied bei Barġal und Garso und zeigen die verschiedenen Körnungen.
Deutsch
Körnung
Aramäisch
Türkisch
Kommt z. B. in diesen Gerichten vor
Bulgurweizen / Weizengrütze (vorgekocht)
ganz
Barġal / Rešo
Pilavlik Bulgur
Barġal (Seite 32), Rëšta (Seite 90)
Bulgurweizen / Weizengrütze (vorgekocht)
grob
Barġal
Pilavlik Bulgur
Barġal (Seite 32)
Bulgurweizen / Weizengrütze (vorgekocht)
fein
Hurëke du barġal
Köftelik Bulgur
Kutle (Seite 106), Gullokat di qima (Seite 110), Qursëkat (Seite 68), Ḥëmṣe (Seite 44)
Bulgurweizen/ Weizengrütze (nicht vorgekocht)
grob
Garso
S¸is¸e Bulgur
(ausgesprochen Schisch Bulgur)
Garso (Seite 46), Gabula (Seite 78)
Bulgurweizen/ Weizengrütze (nicht vorgekocht)*
fein
Hurëke du Garso
Şisşe Kitel
Qursëkat (Seite 68), Ḥëmṣe (Seite 44), Kutle (Seite 106)
*Alternativ kann Grieß benutzt werden.
Viele Lebensmittel und Gewürze gibt es in nahezu allen aramäischen und türkischen Lebensmittelgeschäften sowie in großen Supermärkten: zum Beispiel Sumagh, Bulgur (ganz, grob, fein), Garso (grob, fein), Yufka, eingelegte Weinblätter, Qadayif, Baqlawa-Blätterteig, Fadennudeln oder Granatapfelsirup.
Vielen Menschen ist das aramäische Volk oder die Bezeichnung »Aramäer« unbekannt. Die Aramäer sind ein semitisches Volk, dessen Heimat im Nahen Osten ist. Ältestes Zeugnis ihrer Existenz in Mesopotamien und Syrien ist eine assyrische Inschrift aus dem Jahr 1112 v. Chr. Auch das Alte Testament berichtet über das aramäische Volk sowohl in der Geschichte der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob als auch in den Büchern der Könige Israels und der Propheten. Heute ist Mesopotamien zwischen Syrien, Libanon, Irak und der Türkei aufgeteilt und existiert nicht mehr auf den aktuellen Landkarten.
Die aramäische Sprache ist die älteste noch gesprochene semitische Sprache und gehört neben dem Griechischen und dem Chinesischen zu den drei ältesten Sprachen der Welt. Bereits zu Beginn des 8. Jahrhunderts v. Chr. wird das Aramäische zur Handels- und Diplomatensprache des Vorderen Orients. Dreihundert Jahre später, um 500 v. Chr., erklärt es der achämenidische König Dareios I. zur offiziellen Sprache des Persischen Reiches. Zur Zeit Jesu Christi ist das Aramäische die Umgangssprache im gesamten Nahen Osten. Selbst die Muttersprache Jesu war Aramäisch – seine Predigten hielt er in dieser Sprache.
Der fruchtbare Halbmond – Wiege der Zivilisation und Heimat der Aramäer.
In der Wissenschaft werden die Aramäer als »Syrer« bezeichnet. Dieser Begriff entstand nach der Eroberung der aramäischen Gebiete durch Alexander den Großen im 3. Jahrhundert v. Chr. Die Griechen bezeichnen das Gebiet, in dem Aramäer lebten, als »Syria« und die Bewohner »Syrioi« bzw. »Syroi«. Der zeitgenössische Historiker Posidonios schreibt: »Das Volk, welches von uns syrioi/syroi genannt wird, nennt sich selbst aramaioi.« Der traditionelle Begriff »Syrer« hat mit dem heutigen arabischen Staat Syrien also nur bedingt zu tun, da er für die Aramäer ethnischer Natur ist.
Die Aramäer besitzen kein eigenes Land. Ein Großteil der Aramäer musste die eigenen Heimatregionen im Südosten der Türkei, in Syrien, im Libanon und im Irak verlassen, da hier ein Leben für christliche Minderheiten nur unter schwierigsten Bedingungen möglich ist. Daher wandern seit über 100 Jahren, beginnend mit dem Ersten Weltkrieg, immer mehr aramäische Christen aus diesen Ländern aus. Sie finden rund um den Globus Zuflucht. Etwa 250.000 Aramäer leben heute in den Staaten Europas und davon mehr als 100.000 in der Bundesrepublik Deutschland. Weitere wichtige Zufluchtsländer sind die USA, Kanada und Australien. Ein kleiner Teil der aramäischen Bevölkerung lebt heute noch in den Ländern Syrien, Libanon, Irak und Türkei. Jedoch machen die Bürgerkriege in diesen Ländern ein normales Leben fast unmöglich.
Das Mutter-Gottes-Kloster von Hah in byzantinischer Architektur, ca. 449 n. Chr. erbaut. Die mündliche Überlieferung datiert die Grundfundamente auf die Zeit der Geburt Jesu Christi.
Ausblick vom Dorf Sare, auch Gawayto genannt, Richtung Kreisstadt Midyat (Südost-Türkei). Der mündlichen Überlieferung zufolge erbaut durch Terach, den Vater Abrahams.
Die aramäische Esskultur ist vorrangig geprägt von einer herzlichen Gastfreundschaft. Die Aramäer lieben es, ihre Gäste zu bedienen, und lassen bei diesen keine Wünsche offen. Es ist Brauch, seine Gäste nicht nur mit den besten Gerichten zu verköstigen, sondern sie auch zwischen den Mahlzeiten mit Obst, Nüssen, Snacks und Spezialitäten zu versorgen.