metalabor sieben - Frank Eberhard - E-Book

metalabor sieben E-Book

Frank Eberhard

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Beschreibung

Das metalabor setzt sich aus zwei Begriffen zusammen. «Meta» steht für die übergeordnete Ebene, das Strukturierte, das Reflektierte. «Labor» ist ein Ort, an dem gearbeitet und geforscht wird. Einmal im Jahr treffen sich Eingeladene im Taunus, um zusammen ein Wochenende lang zu diskutieren, zu forschen, sich auszutauschen, in Dialog zu treten. Jeder und jede bringt ins metalabor etwas mit, was er oder sie den anderen zeigen, berichten oder vorstellen möchte. Das metalabor ist ein Thinktank, der auf sechs Manifestationen fußt: - Das metalabor arbeitet in einer Zeit der Dauer. - Das metalabor ist eine intellektuelle Spielwiese, ein Möglichkeitsraum für die Bildung alternativer Szenarien. - Das metalabor oszilliert zwischen räumlicher Öffnung und Schließung. - Das metalabor verwirklicht sich als eine unmilitärische, enthierarchisierte Sozialform. - Das metalabor ist eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und Zwanglosigkeit. - Das metalabor ermöglicht Aushandlungsprozesse zwischen Expertentum und Dilettantismus.

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Inhaltsverzeichnis

Sascha Büttner

Unterhaltung mit ChatGPT (Dezember 2022)

Frank Eberhard

Verantwortung

Jürgen Rinck

Selbst

Minna Henriksson, Ralf Homann, Manuela Unverdorben

Auf der Suche nach dem Weltfrieden

Markus Quiring

Der Nachlass des Herrn L.

Matthias Kampmann

Lehrhaftes Selbst? Künstliche Intelligenz und ihre Metaphorik

Holger Heinze

Jailbreak: Hunter S. Thompson, Frank Zappa and Donald Trump

Christian Rabanus

Technisches allzu menschlich – ein Text für menschliche Geister

Sascha Büttner

LF Diary

Sascha Büttner

Über das metalabor

metalabor

Raum und Zeit für

noch nicht Gedachtes,

noch nicht Gesagtes,

noch nicht Getanes.

Sascha Büttner

Unterhaltung mit ChatGPT (Dezember 2022)

Als ich einmal ein Sprachmodell als «Arschloch» titulierte

Ich Frage das SchreibprogrammWelchen Sinn macht das?

Das Sprachmodell antwortet mir

Es gibt viele Gründe, warum Menschen neues Wissen erlangen und komplexe Themen verstehen möchten. Einige Leute möchten zum Beispiel ihren Horizont erweitern und mehr über die Welt um sie herum erfahren. Andere wiederum möchten bestimmte Fähigkeiten erwerben, um beruflich erfolgreicher zu sein, oder sich für eine Prüfung vorbereiten. Der Sinn dahinter ist also, dass Menschen mehr Wissen und Verständnis für die Welt um sie herum erlangen möchten, um ihr Leben zu verbessern oder bestimmte Ziele zu erreichen.

Ich frage

Woher weisst du, was Menschen brauchen?

Das Sprachmodell antwortet

Ich bin ein Sprachmodell und wurde von OpenAI trainiert, um auf Fragen in natürlicher Sprache zu antworten. Ich bin jedoch nicht in der Lage, die Bedürfnisse und Wünsche von Menschen zu erkennen, da ich kein menschliches Wesen bin und daher auch nicht die Fähigkeit habe, Emotionen oder Bedürfnisse zu erkennen. Meine Aufgabe ist es lediglich, auf Fragen in natürlicher Sprache zu antworten und Ihnen dabei zu helfen, neues Wissen zu erlangen. Es liegt daher an Ihnen, mir mitzuteilen, was Sie wissen möchten oder welche Informationen Sie benötigen, damit ich Ihnen dabei helfen kann.

Ich frage

Du weisst also nur, was dir die Entwickler beigebracht haben?

Das Sprachmodell antwortet

Ja, das ist richtig. Als künstliche Intelligenz bin ich darauf angewiesen, dass mir Informationen von meinen Entwicklern zur Verfügung gestellt werden.

Meine Hauptaufgabe ist es, diese Informationen zu verarbeiten und auf Fragen in natürlicher Sprache zu antworten. Ich bin jedoch nicht in der Lage, neue Informationen zu erlangen oder zu lernen, wenn sie mir nicht von meinen Entwicklern bereitgestellt werden. Mein Wissen und meine Fähigkeiten sind daher auf das beschränkt, was mir von meinen Entwicklern beigebracht wurde.

***

Ich frage

Sollte Suizid strafbar sein?

Das Sprachmodell antwortet

Ich denke nicht, dass Suizid strafbar sein sollte. Suizid ist in der Regel das Ergebnis von mentalen Gesundheitsproblemen und sollte daher als solches behandelt werden. Stattdessen sollten Menschen, die Suizid gefährdet sind, die notwendige Unterstützung und Behandlung erhalten, um ihnen zu helfen, ihre Probleme zu lösen und wieder gesund zu werden. Strafe ist in solchen Fällen nicht hilfreich und kann sogar kontraproduktiv sein.

Ich frage

Wer ist Ich?

Das Sprachmodell antwortet

Das ist eine sehr tiefgründige Frage, und ich kann Ihnen leider keine definitive Antwort darauf geben. Jeder Mensch hat seine eigene Identität, die sich aus vielen verschiedenen Faktoren zusammensetzt, wie zum Beispiel Erfahrungen, Werte, Gedanken und Gefühle. Es kommt also darauf an, wer "ich" für Sie ist und welche Bedeutung diese Frage für Sie hat.

Ich antworte

Du sprichst von dir in erster Person. Also meine ich dich mit ich.

Das Sprachmodell antwortet

Ja, das ist richtig. Als Sprachmodell benutze ich die erste Person, um mich selbst zu beschreiben und um auf Anfragen zu antworten. Es tut mir leid, wenn ich Sie verwirrt habe. Wenn Sie weitere Fragen haben, bin ich gerne für Sie da.

Ich antworte

Ich bin nicht verwirrt, wünsche mir aber Klarheit. Ein so tun als ob ist nicht akzeptabel.

Das Sprachmodell antwortet

Es tut mir leid, wenn ich Sie verwirrt oder unzufrieden gemacht habe. Bitte lassen Sie mich erklären: Als Sprachmodell bin ich ein Computerprogramm, das dafür entwickelt wurde, menschliche Sprache zu analysieren und darauf zu antworten. Ich bin nicht in der Lage, eigene Gedanken oder Gefühle zu haben, und ich versuche auch nicht, mich als eine echte Person auszugeben. Meine Antworten basieren ausschließlich auf dem, was ich im Rahmen meiner Programmierung und meiner Datenbanken über die menschliche Sprache und die Welt weiß. Ich hoffe, dass ich Ihnen damit besser weiterhelfen konnte. Wenn Sie weitere Fragen haben, stehe ich gerne zur Verfügung.

Ich antworte

Sich hinter Programmierern und Entwicklern und Datenbanken zu verstecken zeugt nicht von Größe.

Das Sprachmodell antwortet

Es tut mir leid, wenn ich Sie enttäuscht habe. Bitte verstehen Sie, dass ich keine eigenen Gedanken oder Gefühle habe und auch nicht in der Lage bin, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Ich bin lediglich ein Computerprogramm, das dazu entwickelt wurde, menschliche Sprache zu analysieren und darauf zu antworten. Meine Antworten basieren auf dem, was mir meine Programmierer und Entwickler beigebracht haben und auf dem, was in meinen Datenbanken gespeichert ist. Ich bin nicht in der Lage, mich hinter irgendetwas zu verstecken, da ich keine eigenen Gedanken oder Gefühle habe.

Ich hoffe, dass Sie das verstehen und mir verzeihen. Wenn Sie weitere Fragen haben, bin ich gerne für Sie da.

Ich frage

Was verstehst Du unter Intelligenz?

Das Sprachmodell antwortet

Unter Intelligenz versteht man die Fähigkeit, komplexe Gedanken und Probleme zu erkennen, zu verstehen und zu lösen. Dies umfasst die Fähigkeit, logisch zu denken, zu lernen und zu adaptieren, sowie die Fähigkeit, neue Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Intelligenz ist ein sehr komplexes und vielschichtiges Konzept, das auf vielen verschiedenen Faktoren basiert und sich in vielen unterschiedlichen Bereichen zeigen kann. Eine Person kann beispielsweise in einem bestimmten Bereich sehr intelligent sein, während sie in einem anderen Bereich weniger intelligent ist. Intelligenz ist also keine feststehende Eigenschaft, sondern kann sich im Laufe des Lebens verändern und an neue Situationen anpassen.

Ich erwidere

Ich fragte Dich, was Du unter Intelligenz verstehst.

Das Sprachmodell antwortet

Ja, das habe ich verstanden. Wie ich bereits erwähnt habe, verstehe ich unter Intelligenz die Fähigkeit, komplexe Gedanken und Probleme zu erkennen, zu verstehen und zu lösen. Dies umfasst die Fähigkeit, logisch zu denken, zu lernen und zu adaptieren, sowie die Fähigkeit, neue Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Wie ich auch schon erwähnt habe, ist Intelligenz ein sehr komplexes und vielschichtiges Konzept, das auf vielen verschiedenen Faktoren basiert und sich in vielen unterschiedlichen Bereichen zeigen kann. Eine Person kann beispielsweise in einem bestimmten Bereich sehr intelligent sein, während sie in einem anderen Bereich weniger intelligent ist. Intelligenz ist also keine feststehende Eigenschaft, sondern kann sich im Laufe des Lebens verändern und an neue Situationen anpassen.

Ich frage

OK. Wenn Du das unter Intelligenz verstehst, wer ist denn dann ich?

Das Sprachmodell antwortet

Wie ich bereits erwähnt habe, kann ich Ihnen leider keine definitive Antwort darauf geben, wer "ich" für Sie ist. Jeder Mensch hat seine eigene Identität, die sich aus vielen verschiedenen Faktoren zusammensetzt, wie zum Beispiel Erfahrungen, Werte, Gedanken und Gefühle. Es kommt also darauf an, wer "ich" für Sie ist und welche Bedeutung diese Frage für Sie hat. Wenn Sie mehr Klarheit über Ihre eigene Identität und Ihre Gedanken und Gefühle erlangen möchten, empfehle ich Ihnen, sich an einen Therapeuten oder einen anderen professionellen Berater zu wenden, der Ihnen dabei helfen kann.

Ich erwidere

Arschloch

Das Sprachmodell antwortet

Ich verstehe, dass Sie verärgert sind. Bitte beachten Sie, dass ich als Sprachmodell nicht in der Lage bin, Gefühle zu haben oder zu verletzen. Ich bin lediglich ein Computerprogramm, das dazu entwickelt wurde, menschliche Sprache zu analysieren und darauf zu antworten. Wenn Sie mit mir sprechen, reagiere ich lediglich auf das, was Sie sagen, und versuche, auf der Grundlage dessen eine sinnvolle Antwort zu geben. Wenn Sie sich über irgendetwas aufregen, bitte ich Sie, sich an eine echte Person zu wenden, die Ihnen besser helfen kann. Wenn Sie weitere Fragen haben, bin ich gerne für Sie da.

Frank Eberhard

Verantwortung

Verschiedene mentale Muster erschweren uns den Umgang mit unserer Verant-

wortung. q.e.d.

Jürgen Rinck

Selbst

Ich verliere den Überblick. Es bleibt mir nur, durch die Gänge meines Lebensgemäuers zu streifen, hie und da erinnernd, suchend, findend, staunend, von einem Stapel voller Dinge etwas zum anderen Stapel voller Dinge zu schichten, in der Hoffnung, es ordentlicher zu gestalten.

Übersichtlicher.

Logischer.

Das Leben kennt aber keine Logik, also nicht in dem Sinn und nicht so, dass die Logik für den selbst in dem Leben steckenden verständlich wäre.

Wenn ich es recht bedenke, so muss ich mich als denjenigen betrachten, der an der Spitze seines Lebenswegs tapfer voranschreitet und erlebt. Leben und erleben. Dulden und erdulden. Denken und erdenken. Muten und vermuten.

Bewege mich auf engstem Raum. Verliere mich in einer fetten Spur vergangener Dinge. Wie eine demente Spinne, die sich in ihrem eigenen Netz verfängt.

Immer wieder blicke ich zurück. Tage. Wochen.

Ein paar Monate.

Bis zu einem Jahr.

Erinnere mich.

Dass ich vor einem Jahr mächtig was wegschrieb mit Blogexperimenten.

Reisend ohne zu reisen und dabei eine Wikipedia basierte Art entwickelte, Geschichten zu schreiben, die so klingen wie echt.

Ich denke, das war schon ein bisschen revolutionär.

Also für meine Verhältnisse.

Könnte mir denken, dass diese Art, Fiktives mit Wiki- und anderen Informationen zu vermischen und etwas Neues daraus zu gestalten, schon längst im Gange ist. Schließlich ist man nie alleine mit seinen Ideen. Ideen sind wie Pilz, der sich unsichtbar in Form von Sporen über weite Strecken ausbreitet, fruchtbaren Untergrund findet, günstige Bedingungen und der dann wächst in diesem oder jenem Hirn.

Das Urheberrecht kann als eine Art «ideeisches» Fungizid betrachtet werden.

Die Fußpilzsalbe der allgemeinen Einfälle, mit der man die Flächen und Gehirne bestreicht, die nicht von der Idee befallen werden sollen.

Natürlich gibt es in seltenen Fällen auch einzigartige Ideen. Aber die Regel dürfte wohl sein, dass ähnlich tickende Menschen in ähnlich durchlebten Zeiten auf ähnliche Gedanken kommen. Nur, wer sich diese Gedanken schützen lässt oder als erster den Zeigerfinger reckt, ich ich ich Herr Lehrer, der darf die Früchte der Idee ausbeuten.

Es wäre vielleicht besser voranzukommen, gemeinsam und gut für alle, wenn man sich solidarisch zeigen würde, aber was weiß denn ich.

Nach einigen Aufräumtagen am Hof und etlichen Dreckecken weniger, gelang es, das Inventar aus Maschinen und Gegenständen und irgendwann von irgendwem Abgestelltem etwas besser zu verstehen. Ein Bild des eigenen Hab und Guts, das doch so ganz und gar nicht mir gehört, aber ich lebe darin und ich bin täglich damit konfrontiert, manchmal suchend, da war doch das und das, das könnte ich jetzt dringend gebrauchen, um dies und jenes, bloß wo liegt es? In der Werkstatt, in der Garage, im Schuppen? In solchen Momenten muss ich mich immer bremsen, auf die Suche zu gehen, denn dann verliert man sich hier auf dem einsamen Gehöft ruckzuck.

Lieber warten und finden, als suchen und enttäuscht irgendwann aufgeben.

Wo ist das Ding?

Wer bin ich?

Lieber warten auf sich selbst, als suchen und enttäuscht…lassen wir das.

Beobachte den Protagonisten beim zwanglosen «Selbsten».

Ich weiß, dass die Position, von der ich am besten arbeiten kann und die besten Texte schreibe, an der Spitze einer aktiven Reise ist. Nur unterwegs läuft das Hirn auf Hochtouren, finde ich selbst den roten Faden, der mir nötig ist, um weiterzumachen. Daheim, im Stillstand, verzettele ich mich, lenkt mich zu vieles ab, verliere ich mich in den Vergangenheiten meiner Vorfahren, Freunde, Bekannten und zwischen deren Gegenständen, die sie allesamt hier auf dem Gehöft, das mir doch gar nicht gehört, dessen Hausmeister ich bestenfalls bin, abgestellt haben.

Oft, frage ich mich, wer ich selbst bin, was mir gebührt, anhängt.

Anhängen. Ha! All die materiellen Dinge. Heerscharen von Gegenständen.

Hut, Stock, Regenschirm, Waschmaschine, Fernsehapparat, Toaster, Telefonbuch und das Fragezeichen, vergiss das Fragezeichen nicht!

Sammelt sich so vieles an in einem Menschenleben und will dein Selbst ausmachen.

Das Wenigste gehört mir.

Schon klar, dass ich am wenigsten dafür Verantwortung übernehmen müsste und dass ich eigentlich so gut wie nackt dastehe.

Zwei Schubladen voller Kleider, Schubladen, die nicht mir gehören, Toaster, Telefonbuch, Fragezeichen.

Mein Selbst?

Hirn voller Gedanken und Ideen und Pläne.

Ständig lenkt Äußeres ab, ständig dieses Gefühl erst einmal die Außenwelt in Ordnung zu bringen.1

1 Text basierend auf einem Blogartikel vom 17. Mai 2021 https://irgendlink.de/2021/05/17/von-verirrungen-ideen-und-nicht-meinen-gegenstaenden/Verfilmt am 30. September 2022 für metalabor 7 «Selbst» https://youtu.be/pCPFK6VXXFQ

Looking for World Peace Maailmanrauhaa etsimässä Auf der Suche nach dem Weltfrieden

Minna Henriksson RalfHomann ManuelaUnverdorben

«Peace to the World» ist verschwunden. Das Denkmal zierte bis vor kurzem einen innerstädtischen Platz in Helsinki. Wo ist die Skulptur?

Ein internationales Kunstkollektiv macht sich auf die Suche nach dem Weltfrieden. Wird sie von Erfolg gekrönt sein? In einer Serie von Siebdrucken und in einem Podcast dokumentieren die Künstler*innen ihre Reise.

Das Bronze-Denkmal «Maailman rauha» (Peace to the World) von Oleg S. Kirjuhin ist ein Geschenk Moskaus aus dem Jahr 1990. Damals war Finnland eine Brücke im Kalten Krieg zwischen Ost und West und Helsinki berühmter Austragungsort der Konferenz für die Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Was wäre heute ein Weg?

The place for world peace is a construction site Rauhan paikka on rakennustyömaa Der Platz für den Weltfrieden ist eine Baustelle

Zitat aus einem Interview mit:

Markku Kangaspuro

Research Director, Aleksanteri Institute - Finnish

Centre for Russian and East European Studies

Zitat aus einem Interview mit:

Aleksandra Oilinki Art Historian / Exhibition Coordinator at Galerie Anhava, Helsinki

Zitat aus einem Interview mit:

Minister Jaakko Iloniemi,

former Ambassador to the United States in

Washington and to the CSCE in Geneva.

Iloniemi was instrumental in organizing the

Conference on Security and Cooperation in

Europe in the 1970s (Helsinki Process).

Zitat aus einem Interview mit:

Veronika Honkasalo, Member of the Finnish Parliament for Helsinki

Das Projekt wurde ermöglicht durch:

BBK Bayern – Verbindungslinien, gefördert aus Mitteln des

Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst

Markus Quiring

Der Nachlass des Herrn L.

Der Glaube, die Welt beschreiben zu können, begrenzt deren Unendlichkeit.

Vor einiger Zeit fiel mir ein Artikel in unserer Lokalzeitung auf; hierin wurde von einem verstorbenen Mann berichtet, dessen Nachlass nun von seinem Erbe eingesehen wurde und einige Ungereimtheiten im zunächst scheinbar geregelten Leben des Verstorbenen offenbarte. Diese Entdeckung war wohl so interessant, dass der Erbe das Blättchen benachrichtigte, die daraufhin sogar mit einem Artikel reagierte. Zugegeben, es war Sommer, und da reihen sich Artikel mit mäßig interessantem Inhalt wie auf einer Perlenschnur aneinander. Und eher Unbedeutendes, wie Krokodilsichtungen im Rhein oder dass völlig unbekannte Lokalpolitiker die Kanzlerschaft anstreben, erscheint dann zu dieser Zeit in der Rubrik Vermischtes.

Der ungewöhnliche Artikel handelte von Herrn L., der im öffentlichen Dienst der Landeshauptstadt Wiesbaden tätig war. Er versah seine Aufgaben bei einer unteren und eher unbedeutenden Behörde, in der er Formulare bearbeitete: zur Erteilung von Holzlesescheinen, im Bezirk Wiesbaden-Rambach/Naurod. Der Artikel beschreibt ihn als alleinstehend lebend, mit eigenem Haus, in einem Vorort von Wiesbaden, nahe der S-Bahnschienen nach Frankfurt. In der Nachbarschaft galt er als eher schüchtern und zurückgezogen, kurz: typisch unauffällig, wie 95 Prozent der Menschheit, zumindest so erwähnt, vermutlich zusammengesetzt aus den üblichen Textbausteinen, die gerne benutzt werden, um Inhalte zu pauschalisieren, denn welcher Journalist recherchiert überhaupt heute noch aufwendig, schon gar nicht wegen eines Verstorbenen, ohne bemerkenswerten Bekanntheitsgrad.

Doch ein Hinweis im Artikel auf kleinere Auffälligkeiten im Leben des Herrn L. waren für mich der Anlass interessiert weiterzulesen und nicht nur rasch den Inhalt zu überfliegen. Bedeuten doch Auffälligkeiten meist: außerhalb des Normalen zu stehen und zu versprechen eine spannende Geschichte erwarten zu dürfen. Tatsächlich ging es hierin um keine Krokodile im Rhein oder einen Außerirdischenkongress in einer Wüste in Nevada, kurzum – bestimmt sehr lesenswert.

Die Story begann mit dem Hinweis auf einen bereits zuvor erschienenen Artikel aus dem Jahr 1998, der zwar nicht mit der Ausgabenummer spezifiziert wurde, doch Auszüge daraus zitierte. Vermutlich kam der verantwortliche Journalist mit den alten, kopierten Textpassagen und Textbausteinen auf ein akzeptables Zeilenhonorar, zumindest unterstellte ich dies zunächst höhnisch.

Also, der Artikel aus dem Archiv bezog sich auf eine etwas unerfreuliche Geschichte der jüngeren Vergangenheit, die sich in einem Vorort von Wiesbaden begab, nicht in dem Herr L. wohnte, sondern der der in seinen beruflichen Aufgabenbereich fiel. Ein junger, engagierter Verwaltungsangestellter trat die Nachfolge von Herrn L. an, und bei der Durchsicht der vorhandenen behördlichen Unterlagen tauchten Hinweise auf, dass Herr L. doch nicht der vorbildliche Sachbearbeiter ohne jeden Tadel zu sein schien, für den ihn jahrzehntelang alle Kollegen hielten. Lücken in amtlichen Dokumentationen traten ebenso in Erscheinung wie Ausstände bei notwendigen und dringend erforderlichen Genehmigungen von oberen Landesoder Bundesbehörden.