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Thessaloníki MetroplanThessaloníki InnenstadtWestküsteKassándraHaniótisPolígirosSithoníaNéos MarmarásAmmoulianíMönchsrepublik ÁthosBergland und OstküsteAntikes Stágira (Wanderung)Von Igoumenítsa bis ThessaloníkiWanderung 1: Von Aktí Sáni zu den Bousoulas-FeuchtbiotopenWanderung 2: Von Kriopigí nach KassandrinóWanderung 3: Von Políhrono zum Schildkrötensee MavrobaraWanderung 4: Auf dem Höhenweg von Ágia Paraskeví zum Bergdorf FoúrkaWanderung 5: Von Nikíti nach Ágios NikólaosWanderung 6: Adlerhorst-(Rad-)Tour bis Pórto KarrásWanderung 7: Tausend Buchten entlang der Westküste bis Tristínika (1. Etappe)Wanderung 8: Luftmatratzen und Kultur von Tristínika nach Pórto Koufo (2. Etappe)Wanderung 9: Zur Áthos-GrenzePéllaÓlinthosKloster ZygosDodónaZeichenerklärungChalkidikí ÜbersichtÜbersicht der Wanderungen
Wanderung 1: Von Aktí Sáni zu den Bousoulas-FeuchtbiotopenDie Wanderung führt von Aktí Sáni, in unmittelbarer Nähe zum Meer, in nördlicher Richtung ohne nennenswerte Geländeanstiege bis zum Bousoulas-Vogelschutzgebiet, einem Feuchtbiotop.Wanderung 2: Von Kriopigí nach KassandrinóDie Wanderung führt auf einem Schotterweg zunächst steil bergauf und durch freie Gebirgslandschaft bis zu einem Plateau – zahlreiche schöne Ausblicke.Wanderung 3: Von Políhrono zum Schildkrötensee MavrobaraEine wunderbare Landschaft im Hinterland von Políhrono mit scharf abfallenden, bewaldeten Dünen und Schluchten – das war einmal.Wanderung 4: Auf dem Höhenweg von Ágia Paraskeví zum Bergdorf FoúrkaEinsamer, aber traumhafter Höhenwanderweg (Feuerschneise) mit wunderschönen Ausblicken auf beide Küsten der Halbinsel.Wanderung 5: Von Nikíti nach Ágios NikólaosDie Wanderung führt auf einer Schotterstrecke ohne Autoverkehr zwischen Nikíti und Ágios Nikólaos durch das Hinterland.Wanderung 6: Adlerhorst-(Rad-)Tour bis Pórto KarrásReizvolle Wanderung, sowohl zu Fuß wie auch mit dem Rad.Wanderung 7: Tausend Buchten entlang der Westküste bis Tristínika (1. Etappe)Nach der Senke, in der auch der Campingplatz Stavros liegt, geht bzw.Wanderung 8: Luftmatratzen und Kultur von Tristínika nach Pórto Koufó (2. Etappe)Die zweite Teilstrecke dieser vielseitigen Küstenwanderung bzw.Wanderung 9: Zur Áthos-GrenzeAusgangspunkt für diese kurze Wanderung, die aufgrund der unerheblichen Höhenunterschiede schon eher einem Spaziergang gleicht, ist der Parkplatz am Ortsende von Ouranoúpoli.
Thessaloníki (Saloníki)
Man liebte und plünderte sie, man pries, besang und malte sie: Könige und Kaiser, Künstler und Händler, Mazedonen und Thraker, Genuesen, Venezianer, Deutsche und Russen, Juden, Armenier und Muslime - sie alle hinterließen ihre Spuren in dieser Stadt.
An Thessaloníkis Uferpromenade - im Hintergrund der Weiße Turm
Wer mit dem Zug in Saloníki ankommt und sich nur flüchtig die Gegend um den Bahnhof ansieht, ist enttäuscht. Hektischer Großstadtverkehr, monotone Hochhäuser, schachbrettartig angelegte Straßen, Hitze und stehende Luft. Wer sich jedoch zwei oder drei Tage Zeit nimmt und Thessaloníki in aller Ruhe durchstreift, erlebt angenehme Überraschungen. Es ist die unvergleichliche Mischung aus zahlreichen kleinen Plätzen mit z. T. stilvollen Cafés, der zentralen Universität, mit alten Gebäuden, die so gar nicht zwischen die Hochhäuser passen, mit vielen Grünanlagen und breiten Boulevards, besonders am Meer.
Nicht nur am Wochenende sind die Straßen voll mit Menschen jeden Alters. In manchen Stadtteilen, vor allem in den Querstraßen in Hafennähe, hat man zeitweise den Eindruck, in Paris zu sein, während das Treiben auf dem Markt nordwestlich vom großen Aristoteles-Platz dagegen fast schon orientalisch anmutet. Das Leben spielt sich hauptsächlich in den Straßen ab, die bunten Auslagen der Geschäfte sind anziehend und fotogen. Langweilig wird es einem hier wohl kaum werden. Auch die Museen locken mit wertvollen Schätzen, und die Straßencafés laden zu einem Drink, einem kühlen Eis oder einfach zum Verweilen ein.
Lohnenswert ist ein Besuch der Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und den zahlreichen Häusern in türkischer Bauweise. Eine ganze Reihe sehenswerter Kirchen machen den Spaziergang zum Vergnügen. Von der Anhöhe bei der ehemaligen Stadtmauer bietet sich ein grandioser Blick über die ganze Stadt und den Thermaischen Golf. Romantiker spazieren im Abendlicht die pompöse Uferpromenade entlang und genießen den Blick auf den Weißen Turm oder das Reiterstandbild Alexanders des Großen.
Stadtgeschichte
Im Jahr 316 v. Chr., so ist überliefert, schließt König Kassandros, einer der Nachfolger Alexanders des Großen (Diadochen), 26 kleinere Ortschaften zu einer zusammen. Die neue Stadt nennt er Thessaloníki nach seiner Frau, einer Schwester Alexanders des Großen. Binnen kurzer Zeit entwickelt sich Thessaloníki nicht zuletzt wegen der günstigen Lage zu einer wichtigen Handelsstadt mit Kriegshafen. Auch die schachbrettartige Anordnung der Hauptstraßen stammt aus dieser Zeit. Ihre Bedeutung nimmt noch zu, als 168 v. Chr. die Römer Makedonien besetzen und Thessaloníki zur Hauptstadt der Provinz Macedonia erklären. Kurz darauf ist Thessaloníki wichtiger Etappenpunkt an der Römerstraße Via Egnatia (griech. Egnatía Ódos), dem Hauptverkehrs- und Handelsweg zwischen Rom und Byzanz, die 130 v. Chr. fertiggestellt wird. Auch kulturell gewinnt die Stadt zunehmend an Einfluss. Für kurze Zeit, unter Kaiser Galerius, wird die makedonische Hauptstadt sogar Kaiserresidenz des Römischen Reiches. 58 v. Chr. wird Cicero aus Rom verbannt und geht ins Exil nach Thessaloníki, bis er wieder begnadigt wird.
Alexander der Große - Reitermonument
In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wird die Stadt unter römischem Einfluss mehr und mehr ausgebaut. Mit Erfolg verteidigt man sich gegen Angriffe der Goten, Awaren und Slawen. 904 allerdings müssen sich die Einwohner Thessaloníkis den Sarazenen geschlagen geben. Die Eindringlinge plündern nach dreitägiger Belagerung die Stadt und versklaven insgesamt 22.000 Griechen. 1185 fallen die sizilianischen Normannen über die makedonische Hauptstadt her, plündern und verwüsten sie. Nach dem vierten Kreuzzug, bei dem Konstantinopel (Byzanz) in die Hände der Kreuzritter fällt, wird 1204 Saloníki Sitz eines kurzlebigen fränkischen Königreichs unter Bonifatius, Markgraf von Montferrat. Nach einem griechischen Intermezzo gehört die Stadt ab 1246 wieder zum Byzantinischen Reich.
Paulus in Thessaloníki
Seit dem späten 1. Jh. v. Chr. war Thessaloníki Heimat zahlreicher Juden, die vermögend waren und damit schnell einen Platz in der guten Gesellschaft der Stadt fanden. Begegnungsstätte der jüdischen Gemeinde war eine Synagoge in der Nähe des Hafens. Als der Paulus im Rahmen einer seiner Missionsreisen nach Thessaloníki kam, so berichten die Apostelbriefe, traf er sich hier mit hohen Vertretern der jüdischen Gemeinde und diskutierte mit ihnen Passagen aus der Heiligen Schrift. Einige schlossen sich ihm daraufhin an, auch verschiedene Frauen aus höheren Kreisen der Stadtgesellschaft folgten diesem Beispiel. Wie lange sich Paulus in der Stadt aufhielt, ist nicht klar. Gesichert ist nur, dass es ihm gelang, eine christliche Gemeinde zu gründen. Paulus’ Dankbarkeit für die Standhaftigkeit im Glauben ist im ersten Brief an die Thessalonicher (1. Thess 1:6-9) ausgedrückt: „Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort unter großer Bedrängnis angenommen mit der Freude, die der Heilige Geist schenkt. So seid ihr ein Vorbild geworden für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja. Denn von euch aus ist das Wort des Herrn nicht nur nach Mazedonien und Achaja gedrungen, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden ...“
Paulus’ Aufenthalt war jedoch alles andere als stressfrei: Die Juden in Thessaloníki trieben einige verdächtige Personen auf den Marktplatz, um sie dem versammelten Pöbel zur Schau zu stellen. Einige liefen zum Haus des konvertierten Jason und trieben ihn vor die Stadtmauer. Die Hoffnung, auch des Apostels Paulus habhaft zu werden, wurde nicht erfüllt. Er konnte sich in Sicherheit bringen und verließ die Stadt auf Schleichwegen, sozusagen geduckt von Haus zu Haus. Es gibt Grund zur Annahme, dass er bei seiner überstürzten Flucht die Stadt an der Stelle durch einen geheimen Ausgang verlassen hat, wo später das Vlatádon-Kloster gegründet wurde.
1387 haben erstmals die Türken das Sagen. Während dieser Jahre der Türkenherrschaft werden zahlreiche Kirchen zu Moscheen umgebaut. Der Großteil der griechischen Bevölkerung verlässt die Stadt, wird getötet oder in die Sklaverei geschickt. Sultan Murad II. lässt zugleich 20.000 aus Spanien vertriebene Juden einwandern. 1423 besetzen Venedig und Genua die Stadt, ehe 1430 die Türken Thessaloníki erneut erobern. Erst der wirtschaftliche Aufschwung ab Mitte des 18. Jh. zieht wieder viele Griechen an.
Düsteres Kapitel in der Geschichte: die Kleinasiatische Katastrophe
Thessaloníki beteiligt sich bereits an den ersten Befreiungskämpfen gegen die Türken (1821). Aber die Aufstände werden blutig niedergeschlagen. Bis 1912 können sich die Türken noch behaupten, erst dann wird Thessaloníki und mit ihm ganz Makedonien an das neue griechische Königreich angeschlossen.
Im August des Jahres 1917 zerstört ein Großfeuer die malerische Innenstadt von Thessaloníki samt ihrer Schätze aus vielen Epochen. Knapp 50.000 Menschen werden durch den Brand obdachlos. Das Elend in der Stadt wird noch größer, als durch den Lausanner Friedensvertrag von 1923 1,6 Millionen griechischstämmige Menschen aus Kleinasien nach Griechenland umgesiedelt werden („Kleinasiatische Katastrophe“) und viele davon sich in Thessaloníki niederlassen.
Während im Ersten Weltkrieg das alliiertenfreundliche Saloníki sogar eine Expeditionsarmee der Gegner des Deutschen Reiches landen lassen kann, ist es im Zweiten Weltkrieg vier Jahre lang von Deutschland besetzt - mit schrecklichen Folgen. Nachdem Thessaloníki über Jahrhunderte ein bedeutendes Zentrum des Judentums war - die Mehrheit der Stadtbevölkerung war jüdischen Glaubens - wurde die jüdische Gemeinde durch Auswanderung und Zwangsverschickungen stark dezimiert. Die letzten 48.500 Juden werden ab August 1943 von den deutschen Besatzern nach Auschwitz und Treblinka in die Vernichtungslager deportiert.
Erst 1997, als Thessaloníki Kulturhauptstadt Europas ist, wird in einem ehemals jüdischen Viertel ein Mahnmal errichtet, das an die einst blühende jüdische Gemeinde erinnert. Vergeblich sucht man ein solches Denkmal bisher auf dem Gelände der Universität, die auf einem 450 Jahre alten jüdischen Friedhof errichtet wurde. Die griechischen Bauherren verwendeten als Baumaterial z. T. Grabsteine, die deutschen Besatzer übertrafen diese Schändung noch, indem sie aus den Grabsteinen ein Schwimmbad für Offiziere anlegten (→ „Jüdische Tradition“).
Thessaloníki, die ewige Zweite
Wenn es eine griechische Stadt gibt, die die zweite Geige seit eineinhalb Jahrtausenden würdevoll zu spielen weiß, so ist es Thessaloníki. Zunächst waren es die oströmischen Kaiser in Konstantinopel, dann die Sultane der später Istanbul genannten Stadt, die Saloníki zur Stellvertreterin der Metropole am Bosporus machten. Wie schwer muss es der traditionsreichen Handelsstadt später gefallen sein, sich dem kleinen Athen unterzuordnen, das im Vergleich nicht mehr als eine verschlafene Kleinstadt war.
Thessaloníki steht noch immer in der Tradition von Byzanz und ist deshalb aufs Engste mit der orthodoxen Kirche verbunden. Als „fromme Patrioten“ werden die Bürger Saloníkis gerne bezeichnet, und tatsächlich standen 90 % der Griechen auf der Seite ihrer orthodoxen Brüder in Serbien, als die Nato gegen Jugoslawien ins Feld zog. Verstärkt wird diese religiöse Tradition nicht zuletzt durch die Nähe des Áthos-Staates und den Sitz des Pilgerbüros in Thessaloníki.
Sehenswertes
Das Angebot an Sehenswürdigkeiten ist riesig: Kulturbegeisterte, Geschichtsinteressierte, Kirchenliebhaber, Parkgänger und Museumsfreunde kommen voll auf ihre Kosten.
Aufgrund der ununterbrochenen Besiedlung von der hellenistischen Frühzeit bis heute sind von den antiken Bauten der Stadt höchstens noch Grundmauern zu sehen. Nach und nach werden einige davon freigelegt und restauriert. Die meisten der erhaltenen Baudenkmäler stammen dagegen aus römischer und byzantinischer Zeit.
Besondere Beachtung verdient die Áno Póli, die erhöht gelegene Altstadt. Ihre z. T. hervorragend renovierten Häuser türkischer Bauart und ihre verwinkelten Gassen werden bis heute von der gut erhaltenen Stadtmauer umschlossen. Lohnenswert ist auch ein Bummel durch die zahlreichen Straßen, die zwischen der Uferpromenade und der parallel verlaufenden Agiou-Dimitriou-Straße verlaufen. Nahezu in jeder Straße kommt man an einer alten Kirche vorbei, die den Großbrand von 1917 überstanden hat oder neu aufgebaut wurde. Wegen der angrenzenden Hochhäuser scheinen die Kirchlein gar nicht so recht ins Stadtbild zu passen, wirken aber trotzdem sympathisch - historische Farbkleckse in einer modernen Großstadt.
Rund um den Weißen Turm
Lefkou Pirgou: Der Weiße Turm ist das imposante Wahrzeichen von Thessaloníki, UNESCO-Weltkulturerbe und natürlich Fotomotiv Nummer eins. Der im 15. Jh. erbaute Turm steht am Ende der Nikis-Straße direkt an der Uferpromenade und ist nicht zu übersehen. Er hat eine Höhe von 30 m und schloss die Festungsmauer zum Meer hin ab. Während der Osmanenherrschaft wurde er als Wohnfestung, später als Gefängnis genutzt und „Blutturm“ genannt, weil Sultan Mahmud II. hier nach einer Revolte 1826 zahlreiche Janitscharen hinrichten ließ. In späteren Jahren ließ ein anderer Sultan den Turm von einem Schwerverbrecher weiß tünchen, um die Bluttat vergessen zu machen. Seit dem Umzug des Byzantinischen Museums in ein eigenes Museum beherbergt der Turm wechselnde Ausstellungen von Skulpturen, Fresken und Mosaiken sowie zur Geschichte der Stadt. Eine breite Wendeltreppe führt bequem bis zum obersten Stockwerk mit Café und Aussichtsplattform mit Schießscharten. Innen erwartet den Besucher eine Ausstellung über sechs Stockwerke mit Multimediapräsentationen, Schautafeln und akustischer Untermalung (leider nur in griechischer Sprache).
Stattliche Uferpromenade und der Weiße Turm
♦ 7.4. bis 31.10. tägl. 8-20 Uhr (Di 13-20 Uhr), sonst 8.30-15.30 Uhr. Eintritt 6 €, erm. 3 €. E-Ticketkauf auf der Webseite möglich. Erreichbar mit den Buslinien 3, 5, 6, 15, 50. Tel. 2310-267832, lpth.gr.
Die Janitscharen waren die 1329 aus christlichen Kriegsgefangenen zusammengestellte und später auch durch Türken aufgefüllte Elitearmee der osmanischen Sultane. Im Jahr 1733, als Saloníki noch nicht über seine Mauer hinausgewachsen war, stellten 800 Janitscharen die Stadtwache. Nach der Revolte im Jahr 1826 wurden die Anführer ermordet und die Truppe aufgelöst.
Parks: Um den Turm herum locken Bänke im Schatten und Rasenflächen - und direkt gegenüber gibt es eine beliebte Anlage mit einer größeren Café-Bar und Baumschatten. Besonders am Abend werden freie Sitzplätze knapp. Man flaniert, trifft Bekannte, unterhält sich im Stehen, trinkt seinen Ouzo oder bestellt den Kindern ein Eis.
Uferpromenade: Optisch sehr reizvoll, sehr breit und mehrere Kilometer lang präsentiert sie sich dem Betrachter, zahlreiche Bänke laden zum Verweilen ein. Markante Sehenswürdigkeiten sind das Reiterdenkmal von Alexander dem Großen und - neben der Installation eines Meerwasserspringbrunnens - die Skulptur The Umbrellas vom griechischen Künstler Giorgos Zongolopoulos. Am südlichen Ende der Promenade zieht das historische Kanonenboot HS Velos (Museum) die Blicke auf sich. In dem bunten Treiben flanieren vor allem an den Wochenenden Großfamilien im Abendlicht auf und ab, Kinder laufen mit Riesenballons herum, und es duftet nach gegrillten Maiskolben.
Die Stadtmauer
Die starke Befestigung des inneren Altstadtviertels führte ehemals vom Weißen Turm in nördliche Richtung den Hang hinauf zur Zitadelle, von dort nach Westen, um dann beim heutigen Vardari-Platz wieder zum Meer hin abzuzweigen. Eine weitere Mauer am Meer entlang schloss dann den Verteidigungsring, der die Form eines Trapezes hatte. Für den Bau wurden große Felsblöcke und Überreste römischer Bauten verwendet. Von den zahlreichen polygonalen, rechteckigen oder runden Wehrtürmen aus alter Zeit existieren auf der 8 km langen Strecke noch sieben Türme (Eptapirgio), von denen der Weiße Turm am besten erhalten ist. Reste des Mauerwerks findet man noch im nördlichen Teil der Stadt auf dem Akropolishügel und bei dem Gelände der Universität (Panepistimiou-Str.). Die Mauer selbst war bis zu 10 m hoch. Es ist nicht sicher, ob die Mauer in hellenistischer Zeit oder noch früher erbaut wurde. Fertiggestellt wurde die Befestigungsanlage unter König Theodosios (375-395).
Die obere Altstadt
Aus zwei Gründen sollte man die Besichtigung der Altstadt oben beginnen: Erstens ist der Anstieg bei der Hitze zu anstrengend, zweitens hat man einen besseren Ausblick. Mit Bus oder Taxi hinauf zum Eptapirgio, dann geht es auf einer Art Trampelpfad am nordöstlichen Anna-Palaiologina-Tor durch die Stadtmauer. An der Mauer etliche Souvenirgeschäfte und Tavernen, aber auch eine große Aussichtsplattform. Ein bisschen wie Montmartre am Meer, der Blick über die Stadt ist wirklich beeindruckend. Innerhalb der Mauer verläuft ein Teil der Eptapirgiou-Straße, die südlich auf das Vlatádon-Kloster zuführt.
♦ Busverbindung: Wem der Weg hinauf zu beschwerlich ist, der kann die Linie 23 nehmen. Das Ticket muss man vorher am Kiosk kaufen (0,90 €). Der Bus fährt vom Eleftherias-Platz ab durch das Portára-Tor der noch gut erhaltenen Stadtmauer bis zur Station Eptapirgiou in der Altstadt Ano Poli.
Die Häuser, an denen man auf dem weiteren Weg in Richtung Unterstadt vorbeikommt, sind zum Teil alt, manche sogar unbewohnt. Eine Reihe alter Häuser gibt es noch in der Dimitris-Poliorkitou-Straße, zu der man gelangt, wenn man vom Vlatádon-Kloster zur Kirche Agia Ekateríni weitergeht. Leider hat man einige typisch türkische Bürgerhäuser schon bald abgerissen, um sich so der ungeliebten Vergangenheit zu entledigen. Als europäische Kulturhauptstadt musste Saloníki jedoch in den „sauren Apfel“ beißen und einige von den Türken erbaute Stadthäuser restaurieren.
Urige Taverne in der Oberstadt
Unterwegs viel fürs Auge und den Fotoapparat. Es herrscht Inselstimmung. Man passiert viele kleine Gärten mit Gemüsebeeten und Blumen, winzige Balkone, aber auch größere Terrassen sowie Werkstätten für Autos, Mopeds, Nähmaschinen und Rasenmähermotoren. Die Wäsche hängt in den engen Gassen zwischen den Häusern, Katzen und Hunde liegen einträchtig im Schatten nebeneinander. Ältere Griechen haben es sich an einer Ecke auf alten Holzstühlen gemütlich gemacht. Eine Frau gießt die Blumen im großen, aufgeschnittenen Olivenölkanister. Doch die Bewohner dieses Ortsteils von Thessaloníki bleiben unter sich. Die Touristen ziehen zwar vorbei, staunen und bleiben bewundernd hier und da stehen, aber sie übernachten hier nicht.
Vlatádon-Kloster: Das einzige der ehemals 20 Klöster Thessaloníkis, das heute noch erhalten ist, ist inmitten der Altstadt gelegen. Gegründet wurde es zwischen 1351 und 1371 von Dorotheos Vlates, der zu dieser Zeit Metropolit von Thessaloníki war. Aufgrund der Nähe zum Tor, das zur Zitadelle führte, kontrollierte das Kloster den Zulauf des Trinkwassers vom Hortiátis-Berg. Neben der schönen Aussicht hinunter zum Meer und über die Stadt hat das Kloster eine wertvolle Sammlung alter Handschriften zu bieten. Die Wandbemalung zeigt letzte Beispiele der hiesigen Schule, bevor die Stadt 1430 endgültig von den Türken erobert wurde. Die Betonanbauten um das Katholikon wirken etwas befremdlich, sehenswert dagegen die Ikonostase im Katholikon des Klosters; die Ikonen und Wandmalereien wurden von den Türken mutwillig zerstört und mit gezielten Gewehrsalven geradezu durchsiebt (auch an diesen Anblick muss man sich erst gewöhnen). Lohnenswert ist auch ein Spaziergang im schattigen Klosterhof zwischen Zypressen und Pinien, begleitet vom lauten Gekrächze einiger Pfauen, die in einer großzügigen Voliere untergebracht sind. Es wimmelt von Katzen.
♦ Tägl. 8-11 und 18-20 Uhr. Eintritt frei. Eptapirgiou 64, Tel. 2310-246357.
Jüdische Tradition in Thessaloníki
Die Geschichte der Juden ist mit der Geschichte Thessaloníkis seit ihrer Gründung als Hauptstadt des makedonischen Königreichs untrennbar verwoben. Um die neue Stadt zu bevölkern, erlässt Kassandros 315 v. Chr. ein Edikt, das auch griechische und ägyptische Juden zur Ansiedlung einlädt. Religionsfreiheit und Gemeindeautonomie gewähren den Juden im neu aufgeteilten oströmisch-byzantinischen Reich Sicherheit und sorgen dafür, dass der Zustrom an Siedlern nach Thessaloníki anhält.
Als das Christentum 391 n. Chr. zur Staatsreligion wird, bedeutet das zwar Beeinträchtigungen für die jüdische Bevölkerung - so wird etwa das Beten in der Öffentlichkeit, Heirat außerhalb der Gemeinde oder die Besetzung staatlicher Posten verboten -, doch sind die Juden zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig integriert und weder durch Kleidung noch durch ihre Sprache vom Rest der Bevölkerung zu unterscheiden. Die jüdische Bevölkerung im Byzantinischen Reich genießt Toleranz und Schutz.
Das ändert sich bald grundlegend: Vor allem während und nach dem ersten Kreuzzug (1096-99) wächst in Westeuropa der Antisemitismus. Die christlichen Kreuzritter erpressen auf ihren Zügen Geld von jüdischen Gemeinden und zwingen jüdische Kaufleute zur Gefolgschaft. Entspannung bringt erst die Zeit nach der Eroberung der Stadt durch die Osmanen. Sultan Murad II. fördert den Zuzug von Juden, um von ihrem Handel, der Textilherstellung und ihrem Wissen in Medizin und Fremdsprachen zu profitieren.
1492 kommt es durch die Vertreibung der sephardischen Juden aus den spanischen Gebieten zu einem Zuzug von 20.000 spanischen Juden in die Stadt. Leben um 1430 gerade einmal 2000 Menschen in Thessaloníki, so sind es Ende des 15. Jh. etwa 29.000, die Mehrheit davon mit jüdischem Glauben. Dieser starke jüdische Einfluss auf das Leben der Stadt wird sich bis 1912 nicht ändern, wenn auch mit den Gebietsverlusten des osmanischen Reichs neue Handelsrouten entstehen und Thessaloníki wirtschaftlichen Niedergang und Verarmung bringen.
Juden italienischer Herkunft, die sog. Francos, siedeln sich ab der Mitte des 18. Jh. an und gründen gegen Ende des 19. Jh. zahlreiche Ziegelfabriken und Getreidemühlen. Die bekannteste, die Allatini-Getreidemühle (1893), kann als „größte Mühle des Ostens“ täglich bis zu 100 Tonnen Mehl mahlen. Das zweistöckige Gebäude des Hirsch-Hospital (1908, noch heute als Hippokrátio in Betrieb) mit 80 Betten und 24 Ärzten zählt seinerzeit zu den modernsten Krankenhäusern des Balkans. Zur Zeit der beiden Balkankriege 1912/13 bleibt Thessaloníki von den griechischen Truppen verschont, weil das türkische Oberkommando kapituliert. Doch zehn Monate Kriegshandlungen bringen die Wirtschaft zum Erliegen, viele jüdische Händler und Hafenarbeiter stehen vor der wirtschaftlichen Katastrophe, einige jüdische Banken gehen bankrott. Und kaum hat sich die Bürgerschaft von den Folgen der Balkankriege erholt, beginnt der Erste Weltkrieg. Die Stadt zählt inzwischen 150.000 Einwohner und steht erneut vor einer Wirtschaftskrise, doch die Stationierung einer Alliiertenarmee mit 300.000 Soldaten im Jahr 1915 belebt die wirtschaftlichen Aktivitäten. Diese günstige Entwicklung wird 1917 durch einen verheerenden Großbrand im Stadtkern jäh gestoppt. Von dem Inferno sind vor allem die am dichtesten besiedelten jüdischen Quartiere betroffen. 75 % der jüdischen Gemeinde und zahllose Anwesen nehmen Schaden. Nach dem Bevölkerungsaustausch in den 1920er-Jahren („Kleinasiatische Katastrophe“) verschiebt sich das soziale Gleichgewicht in der Stadt, die Anfeindungen gegenüber Juden werden stärker, viele wandern nach Frankreich, in die USA oder nach Palästina aus.
Als die deutsche Wehrmacht am 9. April 1941 in Thessaloniki einmarschiert, wird der jüdische Gemeinderat festgenommen, die Zeitungsredaktionen werden für die deutsche Hetzpropaganda gegen die Juden umgerüstet. Dem von der deutschen Wehrmacht eingesetzten Ministerpräsidenten General Georgios Tsolakoglou gelingt es jedoch, die Bevölkerung zu beruhigen. Die Deutschen spielen auf Zeit, denn die Plünderung der Synagogen und Gemeindekassen ist bereits in vollem Gange. Am 11. Juli 1942 werden die arbeitsfähigen männlichen Bewohner auf dem Freiheitsplatz zusammengetrieben, registriert und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Unter lebensunwürdigen Bedingungen treiben die Besatzer mit den jüdischen Zwangsarbeitern den Straßenbau in ganz Griechenland voran, viele Menschen überleben die Strapazen nur wenige Monate.
Der deutsche Kriegsverwaltungsrat von Thessaloníki, Dr. Max Merten, verspricht der Gemeinde die Auslösung von 9000 Zwangsarbeitern gegen eine Zahlung von 1,9 Milliarden Drachmen. Als die Summe nicht aufgetrieben werden kann, befiehlt Merten der Stadtverwaltung, den jüdischen Friedhof mit 300.000 Gräbern (einige davon über 400 Jahre alt) zu zerstören, um auf dem Gelände die neue Universität zu errichten. Ein Teil der Grabsteine wird zum Hausbau verwendet und in einem Schwimmbad für deutsche Offiziere verbaut. Anfang 1943 bereitet das „Sonderkommando für Judenangelegenheiten“ die Deportation vor, in mehreren Stadtteilen werden Sammellager eingerichtet. Ab August 1943 werden in 19 Transporten über 48.500 griechische Juden in Güterwagons zusammengepfercht und in die Konzentrationslager von Auschwitz und Treblinka abtransportiert. Nur vier Prozent der jüdischen Bevölkerung von 1940 überleben das Morden und kehren nach Kriegsende zurück. Heute zählt die jüdische Gemeinde in Thessaloniki nur noch 1500 Mitglieder, die in den drei verbliebenen Synagogen ihren Gottesdienst abhält.
Das älteste Gotteshaus der jüdischen Gemeinde ist die Monastiriótes-Synagoge (Sýngrou-Str. 35). Der Zerstörungswut der Deutschen entging sie nur, weil das Rote Kreuz sie nach der Deportation der Juden als Lagerraum nutzte. Ein Beispiel für eine der früher rund 100 Villen entlang der Küste vom Weißen Turm bis zum Ostrand der Stadt ist die Villa Modiano (Leoforos Vasilíssis Olgas 68), die 1906 als Sommerresidenz für den jüdischen Bankier Jacob Modiano erbaut wurde und seit 1970 das Volkskundemuseum für Makedonien und Thrakien beherbergt .
♦ Informationen zur jüdischen Geschichte und einen Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten bietet das Büchlein „Jüdische Orte in Thessaloniki“ von Rena Molho und Vilma Hastaoglou-Martinidis, Verlag Lycabettus Press-Romiosini, 2011.
Klosterkirche Taxiarchón: Sie entstand aus einer Basilika mit Holzdach in der ersten Hälfte des 14. Jh. Man betritt den Hof durch ein Bogentor von der Akropoléos-Straße aus, die sich in Richtung Eptapirgiou hinaufschlängelt. Sehenswert ist das überdachte Taufbecken im Hof mit bemalter und restaurierter Kuppel. Trotz der breiten Marmortreppe zum erhöht gelegenen Haupteingang der heutigen Kirche führt der „eigentliche“ Haupteingang hinunter in die kleine Kapelle mit sehenswerten Ikonen. Hier befand sich einst die Krypta, in der die Mönche bestattet wurden, darunter auch der von den Türken getötete Mönch Rafael, der später heiliggesprochen wurde. Seine Gebeine ruhen in den Katakomben der Kirche.
♦ Zu besichtigen sind die Kirche und die Krypta vor oder nach Gottesdiensten, das Tor zum Innenhof ist tagsüber in der Regel zwischen 7 und 12.30 bzw. 17 und 20 Uhr geöffnet. Eingang Theotokopoulou 40.
Ósios-Davíd-Kapelle (ehem. Latomos-Kloster): Mitten in der Oberstadt, die mit zahllosen verwinkelten, engen und steilen Gassen stellenweise wie ein Labyrinth anmutet, in der nördlichen Verlängerung der Agias-Sofias-Straße. Von der früheren Kreuzkuppelkirche und dem damaligen Katholikon des Latomos-Klosters - förmlich in den Felsen des Hügels hineingebaut - sind nur noch zwei Drittel erhalten. Der Name „Latomos“geht vermutlich zurück auf die zahlreichen Steinbrüche in der Gegend. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie auf den Kirchhof treten: Auf den ersten Blick kommt man sich vor wie am Eingang zu einem Privatgrundstück mit gepflegtem Blumengarten und Glockenturm. Der Zustand des Mauerwerks und der Mosaike ist in der feuchten „Grotte“ sehr kritisch, weshalb die Kapelle immer wieder restauriert werden muss. Sehenswert im Inneren sind die kunstvollen Ausschmückungen mit Wandmosaiken und -malereien aus dem 5. bis 12. Jh. Beachtenswert das Bildnis „Christus ohne Bart auf einem Regenbogen“ mit zwei Propheten und den Evangelistensymbolen aus dem 5. Jh. sowie die Darstellung der Jugend und Taufe Jesu (12. Jh.) in der Apsis. Diese Fresken sind das einzige, zufällig erhaltene Kunstwerk in Thessaloníki aus dieser Epoche. Zufällig, weil die Türken die Mosaike mit weißer Farbe übertüncht hatten - und fast wie zum zusätzlichen Schutz hatten sie auch noch (gut sichtbar) den Haupteingang des Gotteshauses zugemauert.
♦ Tägl. außer So 8-15.30 und 17-19 Uhr (So 7-12 Uhr; Sommer bis 20 Uhr). Der Eintritt ist offiziell frei, wer sich von der alten Haushälterin das Kircheninnere zeigen lässt (sie spricht ein charmantes deutsch-französisch-italienisch-griechisches Kauderwelsch), wird danach freundlich, aber bestimmt zu einer Spende von 1 € aufgefordert. Fotografieren im Inneren ist nicht erlaubt! Epimenidou 17, Tel. 2310-261376. Ein Stück Nostalgie: Auf dem Weg zur Kapelle sind in den schmalen Gassen z. T. noch die alten Wasserrinnen in der Mitte des Gehweges zu sehen.
Ágios-Dimítrios-Kathedrale
Ágios-Dimítrios-Kathedrale: Neben der Agia Sofía ist diese fünfschiffige Basilika mit dem breiten Vorplatz an der Hauptstraße Agiou Dimítriou sicher der prächtigste Kirchenbau Saloníkis und seit 1988 UNESCO-Weltkulturerbe. Der Überlieferung nach wurde die Basilika im 5. Jh. von einem gewissen Leontius, Präfekt von Illyrien, über einer Krypta aus dem 4. Jh. mit mehreren Thermalquellen gebaut, in denen der heilige Dimítrios (Schutzheiliger der Stadt) im Jahr 304 den Märtyrertod starb. Die große und schön ausgestattete Kirche war zwischen 1493 und 1912 Moschee. Sie wurde bei der Brandkatastrophe von 1917 fast gänzlich zerstört, aber zwischen 1926 und 1948 nach alten Plänen wieder aufgebaut. Auf der Westseite der Kirche zeigt eines der Mosaike, das vom Feuer verschont wurde, Dimítrios in Militäruniform und von Engeln umgeben.
Im rechten Seitenschiff führen unterhalb des Altarraums zwei Treppen hinunter zum 1917 freigelegten Grab des Heiligen. Die Krypta gelangte erst beim Neubau der Straße unter das Straßenniveau. Es handelt sich dabei um den Ostteil des ehemaligen römischen Bades, der durch eine Apsis mit fünf Fenstern zur Kapelle umgebaut wurde. In einer Nische steht der Marmorschrein mit sieben Säulen, deren Kapitelle aus der Zeit des Theodosius stammen.
♦ Kathedrale: 6-22 Uhr; Krypta: Di-Do 8-15 Uhr, Fr 8-13.30 und 19-22 Uhr, Sa/So 7.30-14.30 Uhr (im Winter verkürzte Zeiten). Eintritt frei. Tel. 2310-270008.
Römische Bauten in der Altstadt
Etwa aus der Zeit um 300 n. Chr. stammen die Bauten, die unter dem römischen Kaiser Galerius (→ „Thessaloníki/Stadtgeschichte“) im Ostteil der heutigen Altstadt errichtet wurden. Reste des Palasthofs (Atrium) wurden am Navarinou-Platz ausgegraben und sind zur Besichtigung geöffnet. Besucher laufen auf Holzstegen durch das Gelände und die Sehenswürdigkeiten werden auf Tafeln beschrieben. Man legte hier bisher zahlreiche Mauerreste mit Säulengängen und Mosaikfußböden frei. Südwestlich davon lag das Oktagon, ein Saal mit achteckigen Außenwänden, vermutlich der Thronsaal. Den gesamten Bereich südöstlich des Oktagons nahm das Hippodrom ein. Es wird vermutet, dass die Pferderennbahn eine Gesamtfläche von fast 35.000 m2 umfasste. Reste davon sind heute nur noch unter den Kellern der Wohnhäuser zu entdecken.
♦ Tägl. außer Di 8-20 Uhr. Eintritt 4 €, Kombiticket mit Rotunde und Forum 15 €. Bei der letzten Recherche war die Ausgrabung nicht regelmäßig geöffnet.
Römische Geschichte dominiert das Stadtbild von Thessaloníki
Kamára (Triumphbogen des Galerius): Den noch gut erhaltenen Bogen mit vier übereinanderliegenden Reihen von Basreliefs finden Sie nördlich vom Weißen Turm an der Egnatía-Straße. Erbaut wurde dieser Triumphbogen im Jahre 303 anlässlich der Siege des römischen Kaisers Galerius über die Perser. Die zahlreichen Reliefs beschreiben die ruhmreichen Schlachten des Kaisers gegen den Perserkönig Narsetes. Von den ehemals vier Pfeilern, deren zwei Bögen von einer Kuppel überspannt wurden, sind heute nur noch die beiden westlichen erhalten. Auf dem Bogen im Nordosten sind Szenen aus dem Feldzug gegen Adiabene und die Armenier dargestellt. Der letzte Bogen zeigt, wie sich die Besiegten Galerius unterwerfen. Unter der Kuppel führte der Prozessionsweg hindurch, der den Palast des Kaisers mit der Ágios-Geórgios-Rotonda verband.
♦ Die kürzlich restaurierten Bögen sind immer zugänglich; ein beliebter Treffpunkt für Pärchen und natürlich begehrtes Fotomotiv.
Rotunde des Galerius (Ágios Geórgios): Der Rundbau war vermutlich das Mausoleum des Galerius. Der äußerlich schlichte Bau aus dem Jahr 306 n. Chr. wurde unter der Regierung von Kaiser Theodosius in eine christliche Kirche umgewandelt. Als das Gebäude den Türken kurze Zeit auch als Moschee (mit Namen Hortak Efendi Camisi) diente, errichtete man ein freistehendes Minarett - übrigens das einzig erhaltene in der Stadt! Weil neben der Rotunde die kleine Kirche des heiligen Georg liegt, ist auch der Rundbau unter diesem Namen bekannt. Heute dient er als Universitätskirche und als Museum für frühchristliche Kunst. Im Garten sind türkische Grabdenkmäler, Sarkophage u. a. aufgestellt.
♦ Tägl. außer Di 8-20 Uhr. Eintritt 6 €, Kombiticket mit Atrium und Forum 15 €. Tel. 2310-204868.
Römische Agorá (Forum): Zwei große Plätze einen Steinwurf südlich der Ágios-Dimítrios-Kathedrale und nordöstlich der Panagía-Chalkeon-Kirche an der Platía Achaias Agorás bildeten im 2. Jh. und in der ersten Hälfte des 3. Jh. das städtische Zentrum des römischen Thessaloníki, das erst in den 1960ern freigelegt wurde. Ursprünglich standen auf diesem Forum vier doppelte Säulenhallen, deren Überreste gefunden wurden (Ostseite). Mittels einer prunkvollen Treppe waren die beiden Plätze miteinander verbunden. Der nördliche Teil des spätantiken Markts ist inzwischen größtenteils freigelegt. Ausgegraben wurden beispielsweise die östliche Stoa mit einem gut erhaltenen Mosaikboden und die südliche Stoa mit gewaltigen Gewölben. Beide lagen unterirdisch und fungierten in byzantinischer Zeit als Zisterne. Ebenfalls nicht zu übersehen ist das Theater, auch Odeion genannt, an der Ostseite. UNESCO-Weltkulturerbe.
In einem unterirdischen Raum innerhalb der archäologischen Stätte der Agora befindet sich ein Museum mit Ausgrabungsfunden, die die Geschichte Thessaloníkis von der hellenistischen Zeit bis 1917 dokumentieren.
♦ Tägl. außer Di 8.30-15.30 Uhr. Eintritt 4 €, Kombiticket mit Atrium und Rotunde 15 €. Tel. 2310-221266.
Weitere sehenswerte Kirchen
Dódeka Apóstoli (Ágii Apóstoli): Nördlich vom Vardari-Platz. Der von außen schmucklose Ziegelbau aus dem 14. Jh. mit auffälliger, turmähnlicher Kuppel ist seit 1988 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Kirche ist von der Art her eine Viersäulenkirche mit kreuzförmigem Grundriss, Narthex und Säulenumgang. Im Inneren ist die Kirche reich verziert mit Mosaiken und Wandmalereien aus der Epoche der Paläologen (letzte Dynastie des Byzantinischen Reiches, 13.-15. Jh.). Abgebildet sind unter anderem in der Kuppel Christus als Pantokrátor, darunter die zehn Propheten und die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. In der Südwölbung befinden sich Bilder von der Geburt und Taufe Christi, im westlichen Teil ist der Tod Marias und im Norden die Kreuzigung und Auferstehung Christi dargestellt.
♦ 6-22 Uhr, So/Mo geschl. Eintritt frei. Olimpou 1 & Paparigopoulou, Tel. 2310-537915.
Agía Ekateríni: Die kreuzförmige Kirche aus dem 13. Jh. liegt westlich der Ágios-Dimítrios-Kathedrale in der Ious-&-Sahtoúri-Straße. Die Kirche repräsentiert den Beginn der spätbyzantinischen Architektur. Der schöne byzantinische Ziegelbau mit einer Haupt- und vier kleineren Kuppeln wurde während der Türkenherrschaft ebenfalls als Moschee genutzt. Im Inneren lassen sich noch Fragmente von Wandmalereien (Szenen aus dem Evangelium, Bischöfe und die Kommunion der Apostel) erkennen und Mosaike aus der Entstehungszeit der Kirche. Die Fresken im zentralen Pendentif (dreieckiges Bauelement im Übergang zwischen dem Grundriss der Kuppel und ihren tragenden Bögen) zeigen Wundertaten Christi und weitere Heiligenfiguren.
♦ Tägl. 7-11 und 18-21 Uhr. Eintritt frei. Tel. 2310-225580.
Ágios Nikólaos Orphanós: Nordwestlich der Universität. Aus rötlichem Ziegelstein im 14. Jh. erbaut, mit schöner hölzerner Eingangstür. Einst war die Kirche das Katholikon eines Klosters, das der serbische König Uros gegründet hatte, um Waisenkindern eine Heimat zu geben. Hier findet man die am besten erhaltenen und schönsten Fresken der Stadt. Sie zeigen die Wundertaten und die Passion Christi sowie Szenen aus dem Leben des heiligen Nikolaus. Seit dem 17. Jh. gehört die Kirche zum Kloster Vlatádon.
♦ Di und Do 10-14 Uhr. Tel. 2310-213627.
Profítis Ilías: Die 1360-1384 erbaute Kirche steht unmittelbar nordwestlich der Kathedrale Ágios Dimítrios. Auffälligstes Merkmal ist der arkadenähnliche Vorbau. Ihr Grundriss in Form eines dreiblättrigen Kleeblatts erinnert an die auf Áthos üblichen Kirchenanlagen. Auch hier findet man diese Form der drei Apsiden mit winzigen Kapellen, die die weite Mittelkuppel tragen. Die Wandmalereien, die allerdings starken Schaden genommen haben, stammen aus der zweiten Hälfte des 14. Jh. Bemerkenswert ist auch die Bauweise der Außenmauer: ein regelmäßiger Wechsel von rechteckigen Steinblöcken mit waagerechten Lagen aus Ziegelstein. Kacheln bilden verschlungene Geflechte und Dreiecke.
♦ Tägl. 8-12 und 17-19 Uhr. Eintritt frei. Olimpiados, Tel. 2310-273790.
Panagía Chalkéon: An der Ecke Egnatía/Aristotélous-Straße, nördlich vom Aristotéles-Platz, steht die Kirche der „Muttergottes der Kupferschmiede“, so die Übersetzung. Das Hauptschiff wurde einer Inschrift zufolge im Jahr 1028 fertiggestellt und einem hohen Würdenträger des Kaiserhofes gewidmet. Die Kuppel der Kirche stammt dagegen vermutlich erst vom Ende des 11. Jh. Auffällig ist die typische Form einer Kreuzkuppelkirche mit quadratischem Grundriss, wobei vier Säulenbögen die Kuppel tragen. Sehenswert sind vor allem die zahlreichen Fresken, die nahezu das gesamte Innere der Kirche verzieren. Abgebildet sind das Jüngste Gericht im Narthex (Vorhalle), die Himmelfahrt Christi in der Kuppel, das Abendmahl, Christi Geburt sowie zahlreiche Heilige.
♦ Tägl. 7-12 Uhr. Eintritt frei. Tel. 2310-272910.
Agía Sofía: Die der „heiligen Weisheit“ geweihte Kirche ist vielleicht die schönste Kirche von Saloníki. Sie zählt zu den wenigen authentischen Kirchen in Kreuzkuppelform, die der Nachwelt bis heute unzerstört erhalten geblieben sind. Gebaut wurde sie im 8. Jh. auf den Resten einer Basilika aus dem 5. Jh., von der ein kleiner Apsidenraum und der Bischofssitz übrig geblieben sind. Die Kirche besitzt ein nicht nur kunsthistorisch interessantes Kuppelmosaik aus dem Jahr 885, das hervorragend erhalten ist. Es zeigt die Himmelfahrt Christi und die Apostel, Maria und zwei Engel am Kuppelfuß. Aus der Zeit nach dem Bau der Agía Sofía sind bis zur Mitte des 11. Jh. in Thessaloníki keine Bauwerke erhalten, sodass die Kirche als einzig erhaltenes Bauwerk aus diesem Zeitraum eine herausragende Stellung genießt und seit 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Außenform wurde im 16. Jh. verändert, als die Türken hier eine Moschee einrichteten. Auch die Agía Sofía wurde beim Erdbeben von 1978 stark in Mitleidenschaft gezogen. Der gesamte umzäunte Vorplatz der gelb-sandsteinfarbenen Kirche ist ein willkommener Platz für eine kurze Rast.
♦ Tägl. 8-12 und 17-19 Uhr. Eintritt frei. Agias Sofias & Ermou Str., Tel. 2310-270253.
Moni Lazariston
Ursprünglich ein Klosterkomplex, der 1886 von den Brüdern vom heiligen Vioncenz von Paul errichtet worden war. Nach Sanierung und einem kompletten Umbau wurde das Moni Lazariston 1997 im Rahmen des Programms zur Europäischen Kulturhauptstadt als Kulturzentrum wiedereröffnet. Auf 20.000 m2 finden seither in Konzertsälen mit 200 bzw. 657 Plätzen Theatervorstellungen, Konzerte und Ausstellungen statt. Besondere Klasse besitzen die Aufführungen des Nationaltheaters Nordgriechenland und des Staatsorchesters Thessaloníki, dessen 100 Musiker fester Teil des Kulturzentrums sind.
Informationen Zum Programm und zu Veranstaltungen des Staatsorchesters vor Ort, Kolokotróni-Str. 21, Stavroúpoli, Tel. 2310-589185, monilazariston.gr.
Anfahrt Das Kulturzentrum liegt im nordwestlichen Stadtteil Stavroúpoli, an der Kolokotróni-Straße, die als Stichstraße von der breiten Lagada Ave. abgeht.
Türkisches Bad (Bey Hamam)
Der Koran nennt den Gläubigen eine Reihe von Reinigungsvorschriften. Die Türken von Thessaloníki erfüllten sie einst im Bey Hamam. Diese „Paradiesbäder“ liegen an der Egnatía-Straße, direkt gegenüber dem Aristoteles-Platz, und waren bis 1968 in Dauerbetrieb. Es handelt sich dabei um das erste Badehaus der Stadt, es wurde 1444 erbaut und ist das besterhaltene Hamam in Griechenland. Die Trennung des Doppelbads in einen Bereich für Frauen und einen für Männer wurde erst später eingebaut. Der Eingang zum Männerbad, der größer und reicher dekoriert ist, liegt an der Egnatía-Straße, während der kleine, unauffälligere Eingang für die Frauen sich an der Nordseite befindet. Die Räume in beiden Abschnitten waren in traditioneller Weise gestaltet. Ein großer, kühler Vorraum führt zu einer erhitzten Kammer, die wiederum in noch heißere kleine Zellen unterteilt ist. Östlich, in Kontakt mit beiden Heißluftkammern, liegt die lange, schlauchförmige Heißwasserzisterne mit unterirdischem Zulauf. In der Mitte der Wände des Männer- und Frauenbades waren Marmorbecken angebracht, niedrige Marmorbänke boten Sitzmöglichkeit. Mittels eines ausgeklügelten Systems wurde das Wasser in der Zisterne erhitzt und als Dampf und heiße Luft in die Baderäume geleitet. Dadurch wurde der Marmorboden erhitzt. Durch vertikale Einschnitte in der Wand wurde der entstehende Rauch abgeleitet und wärmte damit zugleich die Mauern.
♦ Die Bäderanlage ist derzeit nur von außen zu besichtigen. Vom Café Palio Hamam kann man aber zumindest den Blick über die Dächer des Bades genießen.
Vláli-Markt und Modiáno-Markthallen