Milena - Heart am Limit | Erotischer Roman - Julia M. Flinck - E-Book

Milena - Heart am Limit | Erotischer Roman E-Book

Julia M. Flinck

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 472 Taschenbuchseiten ... Eigentlich ist Milenas Leben ganz normal. Sie ist Ende dreißig, hat zwei fast erwachsene Töchter, ein Haus und einen Teilzeitjob. Doch Oliver, ihr Ehemann, ist schon lange nicht mehr an ihr interessiert. Ihre enorme sexuelle Lust lebt sie daher mit dem fünfzehn Jahre jüngeren Ben aus, der außerdem dominant ist und ihre devote Neigung weckt. Und dann ist da noch Mike, der Tag und Nacht für Milena da ist und zu dem sie eine innige »Freundschaft plus« pflegt, die es ebenfalls in sich hat. Oliver, Ben, Mike – sie alle sind zeitgleich Teil ihres (Liebes-)Lebens. Doch wer ist Milenas »Mr. Right«? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 632

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Impressum:

Milena - Heart am Limit | Erotischer Roman

von Julia M. Flinck

 

Julia M. Flinck, gebürtige Venezianerin, lebt heute mit ihrem zweiten Ehemann im süddeutschen Raum.Früher schrieb die dreifache Mutter hauptsächlich Abenteuergeschichten für Kinder. Seit einigen Jahren konzentriert sie sich auf erotische Inhalte. Bei ihren Geschichten geht es um die ganz normalen Heldinnen und Helden des Alltags, um deren Bestreben, nicht von der Spur ihres Lebens zu entgleisen … und natürlich um die wichtigste Nebensache der Welt!Prickelnd, amüsant und spannend, ist ihr erster erotischer Roman gewissermaßen ebenfalls eine „Abenteuergeschichte“ – nur eben für Erwachsene.

 

Lektorat: Marie Gerlich

 

 

Originalausgabe

© 2019 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

© miami beach forever @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783964771445

www.blue-panther-books.de

Prolog

Das Meer zeigte sich heute von seiner angenehmen Seite. Ich saß im Sand, hörte das ruhige Rauschen der flachen Wellen, spürte die sanfte Brise und genoss die warme Sonne auf meiner Haut. Der knallblaue Himmel, die verschiedenen Blau- und Grünschattierungen des Wassers, der endlos lang erscheinende Strand – ein perfekter Tag zum Glücklichsein an einem nahezu perfekten Ort. Ich seufzte wohlig, zog die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. Liebevoll betrachtete ich den jungen Mann, der ausgestreckt neben mir im Sand lag. Er schien meinen Blick zu spüren, denn obwohl er schon fast eingeschlafen war, griff er nach mir. Ich nahm seine Hand in meine und strich gedankenversunken über den Ring an seinem Finger. Dann schaute ich wieder hinaus aufs Meer.

In weiter Ferne konnte ich ein Segelboot erkennen. Wie passend, fast wie in einem kitschigen Liebesroman, dachte ich und lächelte still in mich hinein. Irgendwie war auch ich sehr weit hinausgesegelt. Ich war in einen schweren Sturm geraten, in dem ich unterzugehen drohte. Doch nun hatte das Meer sich beruhigt, mein Boot die Küste erreicht. Endlich hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Was anfangs unmöglich schien, war möglich geworden, und jetzt fühlte sich alles gut und richtig an. Dass ich mit meinem Liebsten hier sein durfte, erfüllte mich mit tiefer Dankbarkeit.

1. Ladys Nights

»Hatten Sie wieder Nachtschicht?«

Ich starrte die Bäckereifachverkäuferin einen Moment lang verdutzt an, bevor ich zurückfragte: »Wer, ich? Nein, wie kommen Sie denn darauf?«

Die nette Dame räusperte sich verlegen. »Na, ich dachte, weil Sie manchmal morgens die erste Kundin hier sind. Und immer so schick gekleidet.« Sie packte meine Brötchen ein und fügte hinzu: »Und dabei so aussehen, als hätten Sie die ganze Nacht nicht geschlafen … Macht drei Euro zwanzig.«

»Ach so«, erwiderte ich peinlich berührt und murmelte etwas von chronischen Schlafstörungen, während ich hektisch in meiner Tasche nach dem Geldbeutel kramte.

Zwei Minuten später atmete ich draußen erst einmal tief durch (froh, die Bäckerei samt Fachverkäuferin hinter mir zu lassen) und machte mich auf den Heimweg. Ich war zu Fuß unterwegs, denn es lohnte sich kaum, meinen alten Golf für die knapp dreihundert Meter zu starten. Kurzstrecken waren generell nicht nur für Autos, sondern auch für die Umwelt schlecht. Außerdem würde mir ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft nach der »Nachtschicht« sicherlich guttun …

Leise schloss ich die Haustür auf und betrat die Diele. Alles war ruhig, Oliver und die Mädchen schliefen noch. Es war ja auch erst Viertel nach sechs. Genug Zeit, um in Ruhe das Frühstück vorzubereiten, bevor um halb sieben der erste einer ganzen Armada von Weckern losging. Ich schlich also in die Küche und machte mich an die Arbeit. Obwohl ich todmüde war, musste mein Bett noch eine Weile auf mich warten. Erst wenn Oliver und unsere Töchter aus dem Haus waren, konnte ich mich hinlegen und ein paar Stunden schlafen. Gähnend setzte ich in unserer guten alten Filtermaschine den Kaffee auf. Bisher hatte ich mich erfolgreich vor der Anschaffung eines modernen Kaffee-Vollautomaten gedrückt. Diese Dinger waren nicht nur abartig teuer, sondern auch fürchterlich laut. Und das war etwas, das ich morgens nicht ertragen konnte. Zumindest nicht vor meiner ersten Tasse Kaffee … In Zeitlupe deckte ich den Tisch, denn ich war wirklich hundemüde. Trotzdem grinste ich dabei in mich hinein und musste immer wieder den Kopf schütteln. »Nachtschicht« – von wegen. Es wurde langsam Zeit, dass ich mein Leben wieder in den Griff bekam …

***

Eigentlich war es bisher ganz »normal« gewesen, mein Leben: Ich hatte einen netten Ehemann, zwei wunderbare Töchter, ein schönes Haus mit Garten und einen Teilzeitjob, um die Finanzierung des Ganzen zu unterstützen. Ich war nicht immer glücklich, aber im Allgemeinen doch zufrieden. Ganz normal eben. Wann und wieso sich das änderte, konnte ich gar nicht so genau sagen. Es war wie ein schleichender Prozess. Janine und Nicole, achtzehn und knapp sechzehn Jahre alt, gingen inzwischen längst eigene Wege. Mein Mann Oliver war zwar nett, hatte aber schon seit langer Zeit kein Interesse mehr an mir. Er lebte in seiner eigenen Welt, die aus seinem Job und seinen Hobbys bestand, welche er sich hartnäckig und sehr erfolgreich mit mir zu teilen sträubte. Er ging lieber allein joggen statt mit mir, denn ich konnte nicht mit ihm mithalten. Klar, während er sich jahrelang um seine sportliche Kondition und seine berufliche Karriere hatte kümmern können, hatte ich zwei Schwangerschaften hinter mich gebracht und beide Kinder mehr oder weniger allein großgezogen. Daraus machte ich ihm keinen Vorwurf, denn ich hätte um nichts in der Welt tauschen wollen, weder mit ihm noch mit sonst irgendjemandem. Tatsächlich war es eher so, dass ich ihn manchmal bedauerte, weil er bei den beiden so vieles verpasst hatte. Trotzdem hätte ich ihn beim Joggen wenigstens gern mit dem Fahrrad begleitet – wie es andere Frauen taten, die mit ihren Männern nicht mithalten konnten. Doch Oliver brauchte die Zeit für sich allein, um wegen seines stressigen Jobs »den Kopf freizubekommen«, wie er es nannte. Was ich natürlich verstand und akzeptierte.

Er war Angestellter bei PlaKaPlan in Karlsruhe, einem renommierten, international tätigen Unternehmen der Verpackungsindustrie, dessen Hauptsitz sich in Freudenstadt befand. Oliver hatte sich innerhalb weniger Jahre vom Azubi über den einfachen Sachbearbeiter zum Teamleiter hochgearbeitet. In der Zweigstelle Karlsruhe hatten wir uns auch kennengelernt. Ich verliebte mich während meiner kaufmännischen Ausbildung sofort in den charmanten jungen Mann mit dem geheimnisvollen Lächeln. Oliver verfügte schon damals über eine beachtliche Fangemeinde unter der weiblichen Belegschaft. Kein Wunder, denn er war nicht nur charmant, sondern auch sehr gut aussehend: groß, schlank, dunkelblondes Haar und auffallend blaue Augen. Trotzdem war ich es, die sein Interesse weckte. Ich, die quirlige, immer gut gelaunte Milena. Das zierliche sechzehnjährige Mädchen mit den dunklen Augen und den schokobraunen, damals hüftlangen Locken, welche bei der Arbeit meist zu einem dicken Zopf geflochten waren.

Es dauerte dann auch nicht lange, bis Oliver und ich eine heftige Affäre miteinander begannen. Schon bald wurde mehr daraus, denn wir stellten fest, dass wir nicht nur im Bett gut zueinander passten. Leider reagierte man in der Firma nicht durchweg positiv auf unsere Beziehung, als wir uns öffentlich dazu bekannten. Doch das sollte uns nicht lange belasten. Kurz nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte, war nämlich Janine unterwegs. Oliver und ich heirateten, und ich schied aus dem Betrieb aus, um erst einmal Hausfrau und Mutter zu sein. Bereits zwei Jahre später kam Nicole zur Welt. Lange Zeit war ich also in erster Linie »Vollzeit-Mutter«. Natürlich übernahm ich trotzdem immer sogenannte »Minijobs«, damit das Geld reichte und wir uns das große Haus leisten konnten. Erst als Nicole in die siebte Klasse kam, unterschrieb ich bei »Abels Büro« in Karlsruhe wieder einen richtigen Arbeitsvertrag. Herr Abel war Leiter eines noch jungen, jedoch stark expandierenden Franchise-Unternehmens im Bereich Büroservice. Er stellte mich zunächst mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 24 Stunden als Sekretärin in seiner Zentrale ein.

Wie gesagt, Oliver war sehr sportlich und ging auch gern mit seinen Kollegen (vielmehr Kolleginnen) zum Beispiel Badminton, Squash oder sonst etwas spielen. Das zu akzeptieren fiel mir schon wesentlich schwerer, da er mit mir im Gegensatz dazu seit Jahren überhaupt nichts unternehmen wollte. Natürlich war ich manchmal eifersüchtig, schließlich war Oliver noch immer attraktiv, noch immer charmant und hatte vermutlich noch immer eine beachtliche Fangemeinde unter der weiblichen Belegschaft. Außerdem wäre auch ich gern mit ihm Squash, Badminton (oder sonst etwas) spielen gegangen! Doch mich wollte er meistens nicht mitnehmen. Ich war vielleicht keine Sportskanone wie er, aber ich bewegte mich wirklich gern. Mit mir schwimmen, Fahrrad fahren, tanzen – Fehlanzeige, zu nichts dergleichen konnte ich Oliver motivieren. Oft hatte ich versucht, ihn fürs Reiten zu begeistern, da ich ein eigenes Pferd besaß und sich das Reiten allgemein als gemeinsame Freizeitaktivität angeboten hätte. Zumal auch unsere Töchter schon seit ihrer Kindheit gern zum Reitstall mitkamen. Inzwischen hatte ich meine Bemühungen diesbezüglich bei Oliver allerdings aufgegeben, denn wie bei keiner anderen Sportart musste man beim Reiten mit dem Herzen dabei sein. Wer Pferde nicht liebte, sollte es meiner Meinung nach sowieso ganz einfach bleiben lassen.

Für gemeinsame Unternehmungen konnte ich Oliver in den letzten Jahren also äußerst selten gewinnen. Eigentlich war ich einfach nur da und gehörte für ihn dazu wie das Haus und die Einrichtung. Es war keineswegs so, dass ich nichts dagegen getan hätte. Im Gegenteil, ich versuchte alles, um mich meinem Mann in Erinnerung zu bringen: Ich achtete auf mein Äußeres und machte immer wieder Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten. Oft bat ich ihn darum, mit mir auszugehen. Seit unsere Töchter keine kleinen Kinder mehr waren, hätten wir ja praktisch jederzeit tanzen gehen können.

»Ach, Milena, nerv mich nicht damit, ich mag nicht tanzen!«, weigerte Oliver sich standhaft. Mit sechsunddreißig fand ich mich definitiv zu jung, um am Wochenende ständig nur zu Hause vor dem Fernseher zu sitzen. Oliver war zwar auch erst vierzig, aber er schien damit kein Problem zu haben. Klar, er war ja auch oft genug unterwegs. Nur eben nicht mit mir.

Irgendwann war für mich jedenfalls das Maß voll gewesen – ich beschloss, einfach allein auszugehen. Vielleicht würde er sich dann besinnen und wenigstens ab und zu mitkommen.

Durch Janine kannte ich das Andromeda, weniger als zwanzig Kilometer von unserem Wohnort Haussheim entfernt. Das Andromeda war eine etwas anspruchsvollere Location, wo frau durchaus einen Besuch ohne männliche Begleitung riskieren konnte. Es handelte sich dabei um eine Anlage mit insgesamt drei verschiedenen Diskotheken, diversen Bars, Cafés und Restaurants. Anfangs fiel es mir schwer, meine Unsicherheit zu überwinden, schließlich war ich seit ewigen Zeiten nicht mehr allein in einer Bar, geschweige denn einer Diskothek gewesen! Aber bereits nach ein paar »Ausgeh-Abenden« begann ich mich dort recht wohlzufühlen. Die Musik war größtenteils brauchbar, das Publikum überwiegend angenehm. Meistens ging ich donnerstags tanzen, denn donnerstags war Ladys Night, das bedeutete freien Eintritt für Damen. Da ich freitags nicht arbeiten musste, konnte ich mir diese Art von »Nachtschicht« erlauben. Außerdem mochte ich Oliver nicht ständig an den Wochenenden allein lassen, also bot sich der Donnerstag als bester Abend zum Ausgehen an. Ab und zu packte es mich aber doch, und ich zog stattdessen freitags oder samstags los. Oliver weigerte sich weiterhin grundsätzlich, wenn ich ihn darum bat, mich zu begleiten. Manchmal hatte ich den Eindruck, es wäre einfach nur eine dumme Angewohnheit von ihm, Nein zu sagen. Doch wenigstens kam an diesen Tagen meist Janine mit, die (im Gegensatz zu anderen Mädchen ihres Alters) kein Problem damit hatte, in Begleitung ihrer Mutter gesehen zu werden. Im Gegenteil, sie ging gern mit mir tanzen. Außerdem klebten wir ja nicht ständig aneinander, weil Janine sich im Andromeda mit ihren Freunden traf. Aber wir setzten uns immer irgendwann im Laufe des Abends an eine der Bars und tranken ein Glas Sekt miteinander.

Es blieb nicht aus, dass ich von Männern angesprochen wurde, wenn ich allein unterwegs war. Dann spulte ich meinen Standardspruch von der verheirateten Mutter zweier Kinder ab, was mich stets vor weiterführenden Annäherungsversuchen bewahrte. Natürlich gefiel es mir, von den – zwangsläufig oft wesentlich jüngeren – Männern umschwärmt zu werden. Doch ich verlor nie den Bezug zur Realität. Ich zog klare und sehr enge Grenzen, denn ich wollte mich auf nichts einlassen. Ich wollte lediglich tanzen und mich unterhalten. Da ich keinerlei Gedanken an Flirts oder gar Seitensprünge verschwendete, hatte ich an meinen Ausgeh-Abenden die Situation stets unter Kontrolle, worauf ich mächtig stolz war. Ich fühlte mich sehr emanzipiert und absolut sicher. Aber ich hätte an ein Zitat aus meiner Jugend denken sollen. Es stammte von einem mir unbekannten, jedoch zweifellos sehr weisen Verfasser und lautete: »Sichere Sachen sind meist keine …«

Auf die Idee, dass es für mich nicht in einer der Diskotheken oder Bars, sondern zu Hause gefährlich werden würde, wäre ich nie gekommen. Doch eines Tages saß er da, an meinem Küchentisch, nur in Jeans und mit nacktem Oberkörper: Ben.

Ben, der ab und zu im Andromeda jobbte, woher ich ihn flüchtig kannte. Der, wie ich soeben erfahren hatte, erst zweiundzwanzig Jahre alt war – was ihn allerdings nicht davon abhielt, ganz ungeniert mit mir zu flirten. Im Andromeda hatte ich bisher wohlweislich einen großen Bogen um ihn gemacht. Selbst wenn ich hätte flirten wollen, wäre er viel zu jung für mich gewesen! Obwohl ich ihn nebenbei bemerkt eher auf Ende zwanzig geschätzt hatte … Jetzt versuchte ich angestrengt, meine Gesichtszüge zu kontrollieren, denn darauf war ich nicht gefasst gewesen. Warum zum Teufel musste mein Töchterlein ausgerechnet ihn mit nach Hause schleppen?

Wie sie mir später erzählte, hatte Janine ihn (oh, welche Überraschung!) im Andromeda an einer Bar kennengelernt. Dort hatte er sich nach dem Ende seiner Schicht noch auf einen Kaffee niedergelassen. Kein Wunder, dass er ihr aufgefallen war – ein ausnehmend gut gebauter junger Mann mit dunkelbraunem Haar, grünen Augen und einer starken Ausstrahlung. Und natürlich konnte auch er meine Tochter nicht übersehen. Schließlich hatte er ja Augen im Kopf, und Janine war bildhübsch. Sie besaß, genau wie ihre Schwester Nicole, Olivers knallblaue Augen. Die dunkle Haarfarbe ähnelte meiner. Allerdings waren Janines Haare eher glatt, so wie die ihres Vaters. Auf jeden Fall bildeten ihre Augen und das glänzende hüftlange Haar einen tollen Kontrast.

Wenn Janine sich für einen Kerl interessierte, brauchte sie ihn nur anzulächeln, und schon hatte sie ihn am Haken. Gott sei Dank war sie ziemlich wählerisch, sodass ich mir bei ihr bisher wegen Männergeschichten keine großen Sorgen machen musste. Bei Nicole dagegen zogen Oliver und ich bereits mit dem Einsetzen der Pubertät in Erwägung, sie nur mit Kopftuch vor die Tür zu lassen. Oder sie einfach bis zur Volljährigkeit einzusperren. Sie tanzte völlig aus der Reihe. Irgendwie sah sie uns beiden ähnlich, aber ihre Haare waren blond. Und zwar nicht so unauffällig dunkelblond wie die ihres Vaters. Nicoles Haar hatte ein leuchtend intensives Blond. Zusammen mit ihrem hübschen Gesicht und der zierlichen Figur ließ ihr das die Aufmerksamkeit nahezu jedes geschlechtsreifen männlichen und – wen wunderte es – den Neid fast jeden weiblichen Wesens zuteilwerden.

Jedenfalls hatte Janine sich für diesen Samstag mit Ben verabredet und – typisch für uns Südpfälzer – ihn obendrein gleich zum Abendessen eingeladen. Ben wohnte ziemlich weit weg. Er war auch noch in einen längeren Stau geraten, weshalb Janine ihm gleich bei seiner Ankunft unser Badezimmer zur Verfügung gestellt hatte, um sich frisch zu machen. Das war nichts Ungewöhnliches, denn unser Haus war seit jeher ein sehr gastfreundliches. Schon als die Mädchen klein gewesen waren, hatten wir ständig ihre Spielkameraden und Freunde bei uns zu Besuch, oft auch über Nacht. Alle schienen sich hier wohlzufühlen. Auch wenn das manchmal sehr anstrengend war, hatte es den Vorteil, dass wir so immer über den Umgang unserer Kinder Bescheid wussten.

Der Nachteil im Fall heute war, dass ich völlig arglos vom Einkaufen zurückgekommen und ohne Vorwarnung mit Ben konfrontiert worden war. Natürlich hatte Janine mir schon Tage vorher von Ben und der Verabredung erzählt. Aber ich konnte doch nicht wissen, dass Ben und der geile Typ, den ich für mich heimlich »Mr. Chippendale« getauft hatte, ein und dieselbe Person waren!

Nun denn, dachte ich mir, mit so etwas muss man eben rechnen, wenn man in den gleichen Clubs verkehrt wie die eigene Tochter. Halb so schlimm, ich würde einfach weiterhin einen großen Bogen um diesen jungen Mann machen. Was kein Problem darstellen sollte, da er ja in Janines Begleitung im Andromeda sein würde und wir dort sowieso meist jede für sich unterwegs waren.

Nach dem ersten Schock war also für mich alles halbwegs im grünen Bereich. Ich kochte und brachte anschließend das gemeinsame Abendessen ganz gut hinter mich – und das, obwohl Ben es vorzog, obenherum weiterhin auf Kleidung zu verzichten. Er erklärte, dass es in unserer Küche für ihn zu heiß sei. Außerdem wolle er damit sicherstellen, dass seine Oberbekleidung für den anschließenden Diskothekenbesuch frisch und sauber blieb. Inzwischen hatte sich Oliver auf seine Couch vor dem Fernseher zurückgezogen. Nicole war mit ihrer Freundin Sarah und deren Freund Chris, der schon ein eigenes Auto besaß, unterwegs ins Kino. Nur ich saß noch mit Janine, Ben und drei Espressos am Tisch. Ich sah auf die große Küchenuhr. Schon zwanzig nach acht – es wurde langsam Zeit, sich ausgehfertig zu machen. Janine und ich hatten noch das volle Programm mit duschen, schminken, Haare föhnen vor uns. Ben dagegen war schon geduscht. Schminken und Haare föhnen entfiel ja bei ihm. Er musste nur noch ein Hemd oder Shirt oder was auch immer überziehen und in seine Schuhe schlüpfen. Zumindest ging ich davon aus, dass er nicht halb nackt, nur in Jeans und barfuß das Haus verlassen würde – obwohl sicher die komplette Damenwelt von diesem Anblick begeistert gewesen wäre … ruhig, Milena, nicht das Ausatmen vergessen … einfach an etwas anderes denken …

Ich rührte angespannt in meinem Espresso und überlegte gerade, wer als Nächstes das Badezimmer in Beschlag nehmen durfte – Janine oder ich – als ich sie fragen hörte: »Ma, kann Ben heute Nacht bei uns schlafen? Er muss sonst noch über hundert Kilometer fahren. Franzi und Helen kommen nachher doch auch mit, da wird es sicher spät. Oder früh, je nachdem, wie man es sieht … Du brauchst heute auch nicht zu fahren, Ben nimmt uns alle in seinem Auto mit.«

Wie gesagt, dies war ein sehr gastfreundliches Haus. Trotzdem fragte ich: »Und wie soll das gehen? Ich nehme mal an, dass deine Freundinnen ebenfalls hierbleiben wollen.«

Janine verdrehte die Augen. »Mama, mein Bett ist riesig, das reicht für Franzi, Helen und mich!« Mit einem Augenzwinkern fügte sie hinzu: »Ben hat also meine Couch ganz für sich allein …«

Das war der versteckte (aber unmissverständliche) Hinweis an mich, dass Janine nicht die Absicht hatte, mit Ben zu schlafen. Warum nur war ich darüber so erleichtert?

Zum Glück war für meine Tochter nach ein paar weiteren Dates klar, dass es bei einer lockeren Freundschaft zwischen ihr und Ben bleiben würde. Sie hatten sich zwar einige Male geküsst, aber Janine bezweifelte, dass er an einer ernsthaften Beziehung interessiert war. Trotzdem mochte sie ihn und fand ihn natürlich nach wie vor ziemlich geil. Doch sie erklärte: »Ma, ich vertraue ihm nicht wirklich. Als er mich letztens in den Arm genommen und geküsst hat, war das fast ein wenig unheimlich. Ich kann es nicht richtig beschreiben. Es war interessant – aber irgendwie gruselig.«

Auch ohne genauere Beschreibung hatte ich eine gewisse Vorstellung davon, was sie damit meinte. Außerdem war Janine sicher nicht entgangen, dass Bens Interesse keineswegs nur ihr galt. Daher war ich jetzt erst recht erleichtert, dass sie sich nicht auf mehr mit ihm einließ! Aber wenn sie miteinander ausgingen oder Ben am Wochenende zum Arbeiten im Andromeda eingeteilt war, übernachtete er trotzdem bei uns, um sich die lange Heimfahrt zu ersparen. Warum er ausgerechnet in einer Diskothek jobbte, die mehr als hundert Kilometer von seinem Wohnort entfernt lag, war mir ehrlich gesagt schleierhaft. Aber wahrscheinlich gefiel es ihm dort eben besonders gut.

Mir gefiel es weniger, wenn er das Wochenende bei uns verbrachte. Denn wenn er da war, konnte ich weder richtig essen noch schlafen. Es war mir unbegreiflich, warum ich so stark auf ihn reagierte, doch ich konnte nichts dagegen tun. Es war wie ein Spiel mit dem Feuer. Wobei Ben keine Gelegenheit ausließ, dieses Feuer noch mehr anzuheizen. Er suchte meine Nähe, während ich seine fast nicht ertragen konnte. Ständig stand er unerwartet hinter mir oder berührte mich irgendwie »zufällig«. Als er einmal nach »Volo Notturno« roch, machte ich den Fehler, ihm zu sagen, dass ich diesen Duft sehr mochte. Ab sofort benutzte er nur noch dieses Parfum, wenn er zu uns kam. Das hatte den Vorteil, dass ich ihn jetzt schneller bemerkte, wenn er hinter mir stand. Aber der sinnliche Duft machte mich ganz kirre, was dazu führte, dass ich innerhalb der nächsten Monate zu einem nervlichen Wrack mutierte. Und an einem Freitagabend im Andromeda geriet das Ganze schließlich außer Kontrolle.

Ben half meistens an der Bar aus, doch an diesem Tag arbeitete er an der Garderobe. Weder Janine noch Carolina, eine frühere Freundin von mir, die das Andromeda inzwischen auch für sich entdeckt hatte, waren mitgekommen. Janine war heute Abend auf einer Geburtstagsparty eingeladen, Carolina lag leider mit einer Erkältung im Bett. Egal, Ben hatte mir angeboten, mich mitzunehmen, schließlich durfte er während seiner Schicht sowieso nicht trinken. Vermutlich wäre es ihm auch peinlich gewesen, unser Haus beziehungsweise Janines Couch für die Übernachtung in Anspruch zu nehmen, ohne im Gegenzug für uns den Taxifahrer zu spielen.

Es machte mir wirklich nichts aus, allein zu tanzen, ich war es ja gewöhnt. Aber so gegen ein Uhr hatte ich einfach keine Lust mehr. Außerdem schwitzte ich fürchterlich in meiner engen schwarzen Lederhose und hatte Durst. Es war – wie meistens um diese Uhrzeit – recht voll, und so arbeitete ich mich durch das Gedränge, um mir einen Platz im Minotaurus zu erkämpfen, einer Bar, die man vom Houseclub aus über eine Wendeltreppe erreichen konnte. Ich stellte mir tatsächlich gerade vor, wie es wäre, wenn Ben früher Schluss hätte und mir ganz zufällig über den Weg laufen würde. Doch das war eher unwahrscheinlich, denn meistens musste er bis drei oder vier Uhr früh arbeiten. Gedankenversunken schlenderte ich die Treppe hinab zum Minotaurus – und stieß beinahe mit Ben zusammen.

»Hab früher Feierabend heute!«, rief er und strahlte mich an, dass mir ganz flau im Magen wurde. »Komm, wir gehen tanzen«, fügte er hinzu, als ich nur dastand und ihn wahrscheinlich nicht besonders intelligent anstarrte. »Milena?«

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich wieder Luft bekam. »Fein, gehen wir«, schaffte ich es schließlich, in halbwegs normalem Ton zu antworten.

Ja, man sollte sich eben vorher genau überlegen, was man sich wünscht … Völlig konfus folgte ich Ben zur Tanzfläche. In der Mitte war es noch immer recht voll, doch wir fanden ein Plätzchen am Rand, wo man sich trotz der vielen Menschen relativ frei bewegen konnte. Das heißt, ich konnte mich weder relativ noch frei bewegen – ich fühlte mich, als hätte ich einen Stock verschluckt, und meine Beine waren plötzlich aus Gummi.

Er tanzte dicht neben mir. Viel zu dicht für meine ohnehin angeschlagene Verfassung. Ab und zu berührte er mich flüchtig mit der Hüfte, was bei mir ernsthafte Herzrhythmus- und Atemstörungen auslöste.

»Was hast du denn?«, fragte er scheinheilig, als ich immer wieder krampfhaft versuchte, ihn auf Abstand zu halten – angesichts des Platzmangels ein wahrhaft aussichtsloses Unterfangen.

»Sei nicht so verkrampft! Du bist doch sonst so ein fröhlicher Mensch!«, beschwerte Ben sich grinsend.

Dann tanzte er mich provozierend von hinten an, umfasste meine Arme und bewegte sie zur Musik. Er drückte sich an mich, nur ein bisschen – und doch so viel, dass ich vor Aufregung fast einen Kreislaufkollaps bekam. Das reichte. Heute trieb er es eindeutig zu weit! Ich drehte mich um, schubste ihn weg und funkelte ihn wütend an. Atemlos stieß ich hervor: »Irgendwann …!«

»Ja? Irgendwann was?«, fragte er, schon wieder viel zu dicht neben mir.

»Irgendwann bist du fällig …«

»Wie meinst du das?«

Ich zögerte einen Moment, dann platzte ich heraus: »Sag mir Bescheid, wenn du fertig bist mit Spielen – dann machen wir ernst!«

Ben packte meine Handgelenke, zog mich dicht an sich und sagte einfach: »Das ist kein Spiel.«

Sonst war ich eigentlich ziemlich schlagfertig. Aber darauf fiel mir nun wirklich auf die Schnelle keine passende Antwort ein. Ich versuchte, mich auf meine Atmung und meinen stolpernden Herzschlag zu konzentrieren, als ich ihn fragen hörte: »Kommst du mit ins Casino?«

Warum nicht, dachte ich erleichtert. Wenn wir im Café sitzen (mit einem Tisch zwischen uns) sinkt vielleicht das Risiko, dass ich plötzlich über ihn herfalle.

Er ließ mich los, drehte sich um und marschierte Richtung Casino. Ich schob mich hinter ihm zwischen den Menschenmassen hindurch. Im Geiste sah ich schon die Schlagzeile in der Zeitung: »Junger Mann von reifer Frau in öffentlichem Café vergewaltigt«…

Wir hatten Glück, es war ein Tisch frei. Außerdem war es dort recht ruhig, sodass man sich unterhalten konnte, ohne sich wahlweise zu nahe zu kommen oder sich heiser zu schreien. Ich platzierte mich auf den einzelnen Barhocker, der zu dem kleinen Bistro-Tischchen gehörte. Ben holte vom Nebentisch einen weiteren Hocker und setzte sich zu mir. Natürlich beherrschte ich mich und vergewaltigte ihn nicht.

Anfangs waren wir seltsamerweise beide etwas befangen. Meine Nervosität in seiner Gegenwart war ja Dauerzustand … Bei Ben mit seiner ansonsten ziemlich frechen Klappe hatte ich dagegen überhaupt nicht damit gerechnet, dass er unsicher sein könnte! Aber nach einer Weile legte sich das, und dann kam es zu einem wirklich guten Gespräch. Für einen Zweiundzwanzigjährigen hatte Ben zu vielen Dingen eine sehr vernünftige und interessante Einstellung.

Später erzählte er mir auch von seiner Sandra, mit der er über zwei Jahre zusammengelebt und die ihn vor knapp sechs Monaten verlassen hatte. Sie hatte ihn damals sehr verletzt. Aha, da lag also das Problem! Offensichtlich hatte er daran noch ganz schön zu knabbern und war deshalb noch nicht für eine neue Beziehung bereit, weder mit Janine noch mit jemand anderem. Da er sich mir gegenüber sonst immer so provokant verhielt, war ich sehr überrascht, jetzt seine verletzliche Seite kennenzulernen. Fast tat er mir leid. Um ihn von diesem traurigen Thema abzulenken, fragte ich nach seinen Hobbys – worauf er ein Foto von seinem Motorrad aus dem Geldbeutel zog. Ich sah mir auch die beiden anderen Fotos an, die er stets bei sich trug. Auf einem hatte er eine hübsche junge Blondine im Arm und strahlte über das ganze Gesicht. Zweifellos handelte es sich um Sandra, daher war dieses Bild nicht gerade dazu geeignet, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Ich gab es ihm also gleich zurück. Das letzte Foto zeigte Ben vor einem großen Löschfahrzeug. Sieh einer an, dachte ich mir, auch als Feuerwehrmann macht er eine gute Figur. Ich fragte ihn also nach der Freiwilligen Feuerwehr und er erzählte mir ausführlich von seinen bisherigen Einsätzen.

Zu vorgerückter Stunde allerdings – inzwischen war es schon fast drei Uhr – wurden unsere Themen weniger unverfänglich, um nicht zu sagen pikant. Keine Ahnung, wie wir nach der Freiwilligen Feuerwehr darauf kamen, aber irgendwann unterhielten wir uns über Verhütungsmethoden, Sex im Allgemeinen und Selbstbefriedigung im Besonderen. Ich hatte tatsächlich noch nie zuvor mit einem männlichen Wesen so unverblümt über diese Dinge geredet. Ach, und weil wir schon bei »unverblümt« waren, sagte ich ihm bei dieser Gelegenheit gleich noch, dass er es zukünftig lieber lassen solle, Spielchen mit mir zu spielen. Er stellte sich dumm. Irgendwie schien er nicht kapieren zu wollen, was ich damit meinte. Deshalb sagte ich es ihm dann ganz deutlich. Dass er mich entweder in Ruhe lassen oder endlich mit mir schlafen solle.

Das war das erste und einzige Mal, dass ich ihn sprachlos erlebte. Er wurde tatsächlich rot und rutschte ganz unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Dann räusperte er sich und murmelte etwas wie: »… davon träumt doch jeder Mann …«

»Wie bitte?«, fragte ich mit einem unschuldigen Augenaufschlag.

»… dass eine Frau wie du ihm ein solches Angebot macht, meine ich …«

Ich hatte keinen blassen Schimmer, was in mich gefahren war, mich so zu verhalten. Dabei hatte ich nicht einmal Alkohol getrunken. Nicht auszudenken, wie ich mich vielleicht hätte gehen lassen, wenn Ben mir statt Cola einen (oder mehrere) Prosecco bestellt hätte! Andererseits: Warum sollte es nur Männern zustehen, dass ihnen ab und zu das Gehirn etwas tiefer rutscht? Außerdem war ich extrem »untersext«, wie meine Freundin Andrea es nannte, wenn eine Frau längere Zeit keinen Sex gehabt hatte und deshalb – gelinde ausgedrückt – etwas unausgeglichen war. Oder auch unberechenbar. Eine Definition, die exakt auf meinen derzeitigen Gemütszustand zutraf.

Ben war doch ziemlich geplättet und erklärte mir im Brustton der Überzeugung, dass er niemals mit einer Frau Sex haben könnte, mit der er keine Beziehung habe. Prima, das traf sich gut, denn ich wollte wegen eines Anfalls schwerer geistiger Umnachtung nicht meine Ehe aufs Spiel setzen, mochte sie momentan auch noch so unbefriedigend sein. Die Vorstellung einer Affäre war zwar äußerst reizvoll, die Umsetzung jedoch absolut unmöglich, darin waren wir uns einig. Als wir kurz darauf nach Hause fuhren, war ich sehr erleichtert. Endlich war alles geklärt, die Katze sozusagen aus dem Sack. Nun konnte nicht mehr viel passieren. Schließlich hatten wir dieses Thema ausführlich diskutiert. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Ab sofort keine Spielchen mehr – so einfach war das. Dachte ich.

***

Normalerweise ging ich nur einmal pro Woche aus, aber am nächsten Abend waren wir wieder im Andromeda, da Ben nochmals arbeiten musste. Das würde eine lange Nacht werden, denn die Diskotheken schlossen erst um fünf Uhr früh, und er war für die letzte Schicht an der Hauptgarderobe eingeteilt. Janine, die heute mitgekommen war, hatte ein paar Freunde getroffen und war mit ihnen im sogenannten Schlagerschuppen verschwunden – ein Ort, an den ich mich in der Tat äußerst selten verirrte, weil mir dort weder Atmosphäre noch Musik zusagten. Gegen die ab und zu gespielten Oldies hätte ich absolut nichts einzuwenden gehabt. Doch hier lief meistens so eine Art Stimmungs- und Schunkelmusik, die ich mir bestenfalls an Fasching oder nach der zweiten Flasche Sekt antun konnte. Ich hielt mich daher meistens lieber im Houseclub auf, wo manchmal auch Rockmusik gespielt wurde, was meinen Vorlieben noch am nächsten kam. Dort saß ich also, auf einer Stufe neben der Tanzfläche, und starrte gedankenversunken mein Handy an. Trotz der lauten Musik und der vielen Menschen fühlte ich mich völlig allein. Ich dachte an Ben, an unsere Unterhaltung von letzter Nacht und daran, wie gut wir uns verstanden hatten. An die teils harmlosen, teils prickelnden Gesprächsthemen und das Foto von der Freiwilligen Feuerwehr. Aus den Lautsprechern dröhnte gerade ein Hit aus den Charts. Die Sängerin sprach mir wirklich aus der Seele: »… my body is burning …« Meine Finger drückten ganz von selbst die Tasten:

Ich brenne – wann kommst du löschen?

Ich dachte nicht nach. Ich schickte die SMS einfach ab.

Kurz darauf wurde mir schlagartig bewusst, was ich da gerade getan hatte. Um Himmels Willen, war ich denn völlig übergeschnappt? Zum Glück kam keine Antwort. Vielleicht hatte ich ja gar nicht wirklich auf »Senden« gedrückt … Als Janine und ich Ben morgens gegen halb sechs an der Garderobe abholten, wäre ich vor Scham beinahe im Erdboden versunken. Ich traute mich kaum, ihn anzusehen vor lauter Angst, er könnte irgendeine anzügliche Bemerkung wegen der SMS machen. Später, in seinem Auto auf der Heimfahrt, erwähnte er dann, dass er sein Handy bei uns zu Hause hatte liegen lassen. Immerhin – das bedeutete einen kleinen Aufschub. Vielleicht kam die SMS ja gar nicht an, das passierte manchmal. Oder sein Handy ging plötzlich kaputt – alles schon mal da gewesen. Oder die Katze hatte es gefressen, oder die Erde tat sich auf und verschluckte das Haus mitsamt dem verdammten Telefon …

***

Um elf Uhr saßen wir alle zum Brunch am Küchentisch, Oliver, Janine, Nicole, Ben und ich. Ausgerechnet jetzt schaltete Ben sein Handy ein. Welches natürlich prompt durch einen aufdringlichen Piepton verkündete, dass eine neue SMS angekommen war. Ich hielt den Atem an, starrte auf meinen Teller und schob schwer konzentriert das darauf liegende Brötchen hin und her. Ehrlich, ich fühlte mich nicht besonders wohl in meiner Haut. Am liebsten hätte ich mich unter dem Tisch versteckt, aber das wäre nun doch zu sehr aufgefallen. Gott sei Dank ließ Ben sich beim Lesen wenigstens nicht anmerken, was für eine Art Nachricht er bekommen hatte. Und vor allem von wem … Er verhielt sich absolut normal.

Nach dem Frühstück waren er und ich allein in der Küche. Die anderen hatten – wie meistens, wenn es etwas zu tun gab – fluchtartig das Feld geräumt. Und wie immer, wenn er da war, half Ben mir dabei, die Küche wieder auf Vordermann zu bringen. Im Gegensatz zu sonst lief das heute ziemlich schweigsam ab. Meine unüberlegte (aber durchaus zutreffende) SMS stand nach wie vor im Raum und sorgte für eine angespannte Stille. Ich ließ heißes Wasser ins Spülbecken einlaufen und begann mit dem Abwasch der Töpfe vom Vorabend.

Gerade eben war Ben noch damit beschäftigt gewesen, den Küchentisch zu säubern, dann stand er plötzlich hinter mir und flüsterte: »Was soll ich nur mit dir machen …?«

Mein Herz klopfte bis zum Hals.

»Was wohl …«, antwortete ich mit belegter Stimme.

Nach gefühlten fünf Minuten sagte er langsam: »Ich glaube, ich sollte dir auch mal eine SMS schicken.«

Ich schluckte und murmelte: »Du hast wirklich Glück, dass ich zu alt für dich bin – oder Pech, je nachdem, wie man es nimmt …«

»Du bist genau richtig für mich«, flüsterte er dicht an meinem Ohr.

Meine Hände bewegten sich mechanisch im Spülwasser. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken und wie sich die kleinen Härchen dort aufstellten. Die Spannung war kaum noch zu ertragen.

»Wann?«, hörte ich mich heiser fragen.

Seine Antwort kam sofort: »Jederzeit!«

Ich hielt den Atem an. Was machte ich da bloß? Zweiundzwanzig. Er war ZWEIUNDZWANZIG!!! Sicher, ich würde nicht wegen Verführung Minderjähriger in den Knast kommen – aber trotzdem war er verdammt noch mal zu jung für mich! Es war besser, schleunigst die Notbremse zu ziehen …

Ich holte also tief Luft und schlug einigermaßen sachlich vor: »Vielleicht sollten wir das doch lieber lassen … zumindest, bis du richtig trocken hinter den Ohren bist.«

»Wir wollen doch nicht über feuchte Stellen diskutieren, oder?«

Diese schlagfertige Antwort ließ mich aufstöhnen. Ich war nicht feucht, ich war nass – und das bezog sich nicht auf das Spülwasser an meinen Händen.

Im nächsten Moment ging die Tür auf. Janine und Nicole kamen in die Küche – gerade noch rechtzeitig, denn ich wusste nicht, was sonst passiert wäre.

Nicole rief: »Oh, ihr seid ja schon fertig!«

Ich nickte. »Ja«, erwiderte ich lahm, »welch glücklicher Zufall.«

Janine schaute mich durchdringend an.

Ben räusperte sich, trat einen Schritt zur Seite und sagte dann: »Ich werde mich jetzt mal langsam auf den Heimweg machen …«

Als er seine Sachen zusammengesucht hatte, verabschiedete er sich recht förmlich. Doch in einem günstigen Augenblick flüsterte er mir zu: »Ich schicke dir eine SMS.«

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Ich blieb erregt und verwirrt zurück. Meine Gedanken überschlugen sich: Hatte ich das nur geträumt oder hatten wir eben gerade unsere Bedenken allesamt über Bord geworfen?

Nach einer Weile fing ich allmählich an, mich zu entspannen, und konnte endlich wieder durchatmen. Bis etwa zwei Stunden später mein Handy piepte.

Die Frage war nie, ob wir es machen. Sondern nur wann. Es führt sowieso kein Weg daran vorbei. Ich stelle mir schon lange vor, wie ich dich auf jede mögliche Art und Weise vögle.

Ab sofort war Entspannung ein Fremdwort für mich, denn das war nur die erste von vielen heißen SMS, die ich in den nächsten Tagen erhielt. In denen er mir die Arten und Weisen näher erläuterte …

2. Donnerstage

Donnerstag war mein regelmäßiger Disco-Tag, da kam ich selten vor vier Uhr früh nach Hause, was kein Problem war, da ich freitags ja nicht arbeiten musste. Also wussten wir schon, wann es passieren würde. Nun hatten wir nur noch das Problem, den passenden Ort für unser Date zu finden. Leider fiel uns dazu nicht besonders viel ein. Es war Anfang Februar, also wirklich zu kalt für Freiluftveranstaltungen. Nach langem Hin und Her einigten wir uns mangels Alternative auf Bens Wohnung. Nun denn, ich hatte mir schon immer gewünscht, nachts allein hundertdreißig Kilometer durch die Gegend zu irren. Mein Orientierungssinn war extrem unterentwickelt, außerdem war ich mehr oder weniger nachtblind. Doch das war mir völlig egal. Ich wusste, was ich wollte – und ich wusste, wie ich es kriegen konnte. Das Spiel hatte begonnen, über die Folgen weigerte ich mich einfach nachzudenken.

Bis zu diesem ersten Donnerstag hatten wir einen sehr regen schriftlichen Gedankenaustausch, der sich logischerweise auf ein bestimmtes Thema beschränkte.

Meine Zunge wandert an der Innenseite deiner Schenkel entlang, ganz langsam, bis nach oben …

Schlagartig wurde mir heiß. Er beschrieb genauer, was er mit seiner Zunge alles für mich tun könne. Ich hatte ernsthafte Schwierigkeiten, mich noch auf irgendetwas anderes zu konzentrieren. Stand mir eigentlich das Wort »SCHLAMPE« auf der Stirn oder fühlte ich mich nur so? – Ein paarmal bekam ich heiße SMS in der Straßenbahn auf dem Weg zur Arbeit. Die anderen Fahrgäste dachten bestimmt, ich hätte Asthma, weil ich immer so schwer atmete. Eigentlich reichte schon der Piepton meines Handys, um mich in einen Zustand der totalen Erregung zu versetzen. Nun, ich war auch nicht faul und schrieb ihm – rechtzeitig zu seiner Frühstückspause – wie ich ihn gern morgens wecken würde. Vermutlich hatte er als Mann es schwerer als ich, seine sexuelle Erregung nach außen hin zu verbergen. Aber: Rache ist süß!

Wir zählten buchstäblich die Stunden, die zwischen uns lagen, und endlich war dieser lang ersehnte, ganz bestimmte Donnerstag da. Ich machte mich zurecht und zog mich schick an: Weich fließender mohnroter Seidenpulli, kurzer schwarzer Rock, elegante anthrazitfarbene Stiefeletten, halterlose Strümpfe – und sonst gar nichts. Ich liebte Kleidung in diesen Farben, denn sie unterstrich meinen Typ perfekt. Meine Haut behielt auch im Winter ihren warmen Braunton, sodass ich auf getönte Cremes, Rouge und dergleichen verzichten konnte. Das war auch gut so, da ich kein großes Talent zum Schminken besaß. Mein Make-up bestand deshalb auch heute lediglich aus dezentem, leicht verwischtem Kajal und schwarzer Mascara. Was immerhin meine schönen Augen und meine langen Wimpern betonte. Eigentlich fand ich mein Gesicht ein bisschen großflächig und meine Nase zu lang. Etwas Farbe auf den Lippen würde das zwar kaschieren und den Blick auf meinen Schmollmund lenken, doch das schien mir für das bevorstehende Date nicht relevant. Ich war mir ziemlich sicher, dass Ben sich eher weniger mit meinem Gesicht als mit anderen Regionen meines Körpers beschäftigen würde …

Dass Oliver im Sportstudio und beide Mädchen ebenfalls noch unterwegs waren, kam mir sehr gelegen. Andernfalls hätte ich nämlich das Haus nicht im Minirock, sondern in der schwarzen Jeans verlassen, die ich mir nun wohlweislich für die Heimfahrt ins Auto legte. Jetzt hoffte ich nur noch, dass ich nicht ausgerechnet heute in eine Polizeikontrolle käme – denn der Rock war wirklich sehr kurz, und meine Freunde und Helfer hätten möglicherweise gedacht, dies sei meine »Arbeitskleidung«. Ich stieg in meinen Wagen, umklammerte mit vor Nervosität feuchten Händen das Lenkrad und brauste los. Ich, die normalerweise schon bei einem kurzen Stück Autobahn Schweißausbrüche bekam, blieb die meiste Zeit auf der linken Spur und überholte alles, was Räder hatte.

Als ich nach einer guten Stunde endlich die Autobahn verließ, sah ich schon von Weitem das »P+R«-Schild, welches den Parkplatz markierte, auf dem wir uns verabredet hatten. Ich hatte die ganze Zeit stärkste Bedenken, ob wir es überhaupt bis in seine Wohnung schaffen würden. Deshalb bekam ich vor Aufregung fast keine Luft, als ich meinen Wagen neben seinem abstellte. Ben stieg aus, ging um seinen Audi herum und öffnete meine Fahrertür.

»Hallo, schöne Frau«, begrüßte er mich und sah mir tief in die Augen. Ich bekam nur ein heiseres »Hi« heraus. Ich fühlte mich wie in der klassischen Szene mit dem hypnotisierten Kaninchen und der Schlange – und mir war völlig klar, wer von uns beiden gerade den Part des Kaninchens übernommen hatte. Zum Glück war es wirklich zu kalt, sonst wären wir vermutlich schon auf dem Parkplatz übereinander hergefallen.

Ben stieg also wieder ein, wendete und lenkte seinen Audi auf die Landstraße. Ich startete meinen alten Golf und folgte ihm. So fuhr ich gute zwanzig Minuten hinter ihm her durch verschiedene kleine Ortschaften, bis wir endlich vor dem Haus parkten, in dessen Dachgeschoss Ben seine Wohnung hatte.

Im Erdgeschoss wohnten seine Vermieter. Glücklicherweise begegneten weder sie noch einer der Mieter aus den beiden anderen Wohnungen uns an diesem Abend im Treppenhaus.

Wir gingen die Treppen hoch bis zu seiner Tür. Ben schloss auf und sagte: »Komm, ich zeig dir erst einmal meine Wohnung.«

Kam es mir nur so vor oder war er tatsächlich nervös?

Er führte mich ins Wohnzimmer, in die Küche und ins Badezimmer. Dann standen wir uns in der Diele gegenüber.

»Und? Wie findest du mein Zuhause?«, wollte er wissen.

Ich antwortete nicht. Erwartungsvoll sah ich ihn an.

Er holte tief Luft und sagte mit einem Anflug von Unsicherheit in der Stimme: »Tja, ich habe mir die ganze Zeit überlegt, wie man sich auf so etwas vorbereiten kann …«

Ich trat auf ihn zu, legte ihm die Arme um den Hals und fragte nur: »Ben – zeigst du mir auch dein Schlafzimmer?«

Danach verloren wir nicht mehr viel Zeit: Er küsste mich ungeduldig und stürmisch und zog mich dabei nach nebenan ins Schlafzimmer. Eine Minute später lagen wir nackt auf seinem Bett. Mein Verstand musste mir entweder schon vorhin auf dem Weg nach oben oder hier zwischen unseren wahllos verstreuten Klamotten abhandengekommen sein … So schnell wie Ben hatte ich noch nie einen Kerl ausgezogen. Und es lohnte sich wirklich – er war der am besten gebaute Mann, den ich je nackt gesehen hatte. Noch besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Und ich konnte mir eine ganze Menge vorstellen. Mit diesem durchtrainierten Body hätte er als Stripper sicher mehr verdient als im Andromeda hinter der Bar oder an der Garderobe!

Ben begann mich zu streicheln. Doch das dauerte mir viel zu lange. »Wo ist das Gummi?«, fragte ich mit vor Erregung zitternder Stimme. »Ich will mit dir schlafen – jetzt gleich.«

Wortlos drehte er sich zum Nachttisch, nahm von dort ein Kondom und rollte es sich geschickt über. Seine Hände öffneten meine Schenkel, und als er mich dort berührte, zerfloss ich fast vor Begierde. Er kniete sich zwischen meine Beine, die ich ganz eng an mich zog, um es ihm leicht zu machen. Ich konnte es kaum erwarten, ihn endlich zu spüren. Sekunden später drang er in mich ein, Zentimeter für Zentimeter, immer tiefer … ich spürte ihn weit oben in meinem Bauch – ein herrliches Gefühl. Er begann sich zu bewegen, zuerst langsam und vorsichtig, dann schneller und fester … dann wieder so tief, dass ich laut aufstöhnte, weil er irgendwo oben anstieß.

Plötzlich hielt er inne und murmelte: »Scheiße, mir kommt’s gleich …«

»Dann lass es kommen …«, flüsterte ich und drückte mein Becken so fest an ihn, wie es nur ging.

Unmittelbar danach begann er zu stöhnen und ich spürte, wie er in mir zuckte. Es war einfach irre … ich dachte schon, es würde gar nicht mehr aufhören, als er langsam ruhiger wurde und schließlich entspannt auf mir liegen blieb.

Nach einer Weile seufzte er überwältigt: »Ich wusste gar nicht, dass es auch mit Gummi so gut sein kann!«

Das hatte ich vorher auch nicht gewusst …

Ben brauchte nicht lange, um sich zu erholen. Er nahm ein neues Kondom. »Dreh dich um!«, verlangte er.

Ich tat, was er sagte, und legte mich auf den Bauch.

»Jetzt spreiz die Beine, so weit es geht … ja, so ist es gut.«

Es war ein geiles Gefühl, als er seinen heißen, harten Schwanz von hinten in mich hineinschob. Was dann folgte, war unbeschreiblich – es war das erste Mal, dass ich beim Sex völlig passiv blieb. Ich lag einfach nur da, fast wie betäubt, überwältigt von meinen Gefühlen, während er nicht mit mir schlief, sondern mich wirklich fickte, dass mir Hören und Sehen verging.

Innerhalb weniger Minuten kam es mir so heftig, dass ich laut aufschrie: »Oh mein Gott …!«

Er meinte dazu nur trocken: »Du musst mich nicht ›mein Gott‹ nennen. Es reicht völlig, wenn du Ben zu mir sagst. Und jetzt komm hoch!«

Er hob mein Becken an, sodass ich vor ihm kniete. Seine Bewegungen wurden immer langsamer und ausladender.

Ich befürchtete, dass er aus mir herausgleiten könnte, und wimmerte: »Nicht rausziehen! Nicht!«

Er beugte sich zu mir hinunter und flüsterte dicht neben meinem Ohr: »Keine Angst, ich ziehe ihn nicht ganz heraus – aber so ist es noch intensiver …« Und dann stieß er wieder tief in mich hinein. Ich schrie, denn jetzt tat er mir wirklich weh. Die Nachbarn dachten bestimmt, er würde mich verprügeln. Doch Ben zeigte mir, wie nah Qual und Lust beieinanderlagen: Gerade eben noch hatte ich vor Schmerz aufgestöhnt – und im nächsten Moment kam es mir zum zweiten Mal. Fast schien es, als würde er meinen Körper und dessen Reaktionen besser kennen als ich selbst. Hätte ich etwas länger durchgehalten, wäre es mir sicher noch ein drittes Mal gekommen. Inzwischen vor Erschöpfung zitternd, definierte ich nun den Begriff »Ausdauer« ganz neu … Bens Orgasmus kurz darauf war wie ein weiterer für mich: Er lebte ihn so intensiv aus, riss mich derart mit, dass sein Höhepunkt sich für mich fast ebenso gut anfühlte wie mein eigener.

In dieser Nacht hatten wir einen ziemlichen Verschleiß an Kondomen. Das lag vermutlich daran, dass sich unser »Vorspiel« über mehrere Wochen hingezogen hatte. Trotzdem – ehrlich gesagt hatte ich vorher gar nicht gewusst, dass man mit ein und demselben Mann so lange und so oft hintereinander Sex haben konnte!

»Und jetzt?«, fragte ich mehrere Stunden und Orgasmen später, als wir erschöpft nebeneinanderlagen.

»Was meinst du damit?«, fragte Ben alarmiert zurück.

»Na ja, ich meine, wie fühlst du dich jetzt? War es so, wie du es dir vorgestellt hast?«

»Nein, es war besser, viel besser … Trotzdem – ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe ein ziemlich schlechtes Gewissen. Normalerweise mache ich so etwas nicht. Ich hatte noch nie Sex mit einer verheirateten Frau …«

Nun, dachte ich mir, das liegt vielleicht daran, dass du so jung bist und sich dazu bisher vermutlich eher selten eine Gelegenheit ergeben hat.

Ich räusperte mich und sagte: »Du wirst es nicht glauben, aber auch ich habe ein schlechtes Gewissen, denn das war mein Debüt als Ehebrecherin. Ich habe meinen Mann noch nie betrogen! Und auch jetzt kommt es mir gar nicht so vor. Zwar habe ich schon das Gefühl, etwas Verbotenes getan zu haben – aber es ist eher so, als hätte ich heimlich geraucht und dürfte mich nicht erwischen lassen. Verstehst du, was ich meine?«

Ben lachte leise, dann antwortete er: »Ich denke schon. Hoffen wir, dass du nicht erwischt wirst.«

Spät in der Nacht fuhr ich zurück, noch immer erregt und erhitzt, mit einem wirren Kopf und einem Gefühlschaos im Bauch. »Keine Beziehung, keine Verpflichtungen, keine Liebe, keine weiteren Kontakte – nur reiner Sex.« So lautete unsere Abmachung. Ich redete mir damals noch ein, dass es genau das war, was ich wollte. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sich mein »kleines Problem« von selbst erledigen würde, sobald ich Ben nur ein einziges Mal gehabt hätte. Ich hatte immer gedacht, man könne normalerweise davon ausgehen, dass der Sex mit einem mehr oder weniger Unbekannten nicht so berauschend ist, wie man sich das vorher vorstellt. Normalerweise. Wegen der fehlenden Vertrautheit und all so was. Hatte ich gedacht. Doch das Gegenteil war der Fall: Es war vom ersten Mal an klar, dass es im Bett zwischen uns perfekt lief. Ich fühlte mich, als hätte ich endlich den fehlenden Teil meines unvollständigen Liebeslebens gefunden. Außerdem dämmerte mir so langsam, was ich bisher beim Sex vermisst hatte. Und jetzt? Jetzt hatte ich ein großes Problem.

***

Die nächsten Tage verbrachte ich wie unter Drogen. Ich hatte Mühe, meinen Alltag zu bewältigen. Ständig musste ich an Ben denken und ich spürte noch immer überall seine Hände. Es war nicht einfach, sich nichts anmerken zu lassen, da ich mich in einem unbeschreiblichen Zustand befand. Ich fieberte nur unserem nächsten Treffen entgegen – für andere Gedanken war in meinem Kopf kein Platz. Dazu kam die Angst, dass es gleich wieder vorbei sein könnte. Und das schlechte Gewissen. Außerdem wusste ich, dass ich ihn nicht wirklich haben konnte. Und das wollte ich auch gar nicht, schließlich konnte so etwas nicht gut gehen! Nicht mit einem Altersunterschied von fast 15 Jahren … oder vielleicht doch? Zum ersten Mal in meinem Leben tat ich bewusst etwas ganz und gar Falsches. Und ich konnte es einfach nicht bleiben lassen! Ich erkannte mich selbst nicht wieder.

Oliver schien nicht aufzufallen, dass mit mir etwas passiert war. Das Wochenende verbrachte er größtenteils im Sportstudio und auf der Couch, daher sahen wir uns auch nicht besonders viel. Ich war tagsüber mit dem Haushalt und danach mit meinem Pferd beschäftigt. Erst abends trafen wir uns vor dem Fernseher. Nicole war wie immer mit einer ihrer Freundinnen unterwegs. Janine verbarrikadierte sich zum Lernen in ihrem Zimmer. Leider hatte sie keine Zeit, mit mir auszugehen. Sie stand nämlich kurz vor dem mündlichen Abitur, den schriftlichen Teil hatte sie schon erfolgreich hinter sich gebracht. Natürlich war ich sehr stolz auf meine Töchter, denn sie waren nicht nur schön, sondern auch intelligent. Und ebenso vernünftig wie fleißig. Anscheinend derzeit vernünftiger als ich. Was für mich leider bedeutete, dass ich sowohl den Freitag- als auch den Samstagabend vor dem Fernseher verbringen durfte. Eigentlich war es mir ganz recht, dass Janine anderweitig beschäftigt war – so blieb ihr keine Zeit, sich mit mir und meinem ramponierten Gemütszustand zu beschäftigen. Ich wusste, sie würde mich sofort durchschauen. Und eine Auseinandersetzung mit ihr war das Letzte, was ich mir wünschte.

Irgendwie verging das Wochenende, zum Glück ohne eine Auseinandersetzung. Das war natürlich nur ein Aufschub, denn mir war klar, dass ich Janine gegenüber irgendwann würde Farbe bekennen müssen. Doch für den Moment war ich sehr dankbar. Auch die folgenden Tage brachte ich halbwegs gut hinter mich. Arbeiten, Haushalt, Reitstall – obwohl ich innerlich unter Dauerstrom stand, schaffte ich es wohl, nach außen hin »normal« zu wirken. So ging alles mehr oder weniger seinen gewohnten Gang.

Und dann war endlich wieder Donnerstag. Dieses Mal wollte ich früher losfahren, was ein kleines technisches Problem darstellte. Zwar kam ich donnerstags immer spätestens um vierzehn Uhr von der Arbeit und hatte für den Nachmittag wohlweislich weder den Reitstall noch sonstige Aktivitäten oder Termine eingeplant. Doch normalerweise ging ich erst spät ins Andromeda. Die Speiselokale dort öffneten schon am frühen Abend, die Diskotheken natürlich erst ab einundzwanzig Uhr. Also erzählte ich zu Hause, ich würde vorher bei Carolina zu Abend essen, damit wir für die lange Disconacht eine ordentliche Grundlage hätten. Was ich auch wirklich tat, denn ich hatte mir fest vorgenommen, möglichst wenig zu lügen, und zwischen lügen und verschweigen bestand meiner Meinung nach ein himmelweiter Unterschied. Allerdings dehnte ich den Besuch bei Carolina nicht unnötig lange aus. Ich nutzte vielmehr die Gelegenheit, um mein Outfit etwas zu verändern. Sittsam und brav gekleidet hatte ich das Haus verlassen. Nun verschwand ich nach dem Essen im Badezimmer meiner Freundin, um Jeans und Pulli gegen etwas weniger biedere Kleidung auszutauschen.

Carolina meinte dazu nur kopfschüttelnd: »Milena, ich hoffe, du weißt, was du tust. Wenn Oliver mich fragt, werde ich jedenfalls nicht für dich lügen.«

»Keine Sorge, dazu wird es nicht kommen«, entgegnete ich resigniert, »Oliver fragt schon lange nicht mehr nach mir.« Ich stieg aus meinen Jeans und fügte trotzig hinzu: »Und wenn er etwas wissen will, soll er mich einfach fragen – ich werde ihm alles erzählen, was ihn interessiert!«

Eine knappe Stunde später verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg.

Auf der Autobahn war es alles andere als leer, dazu kam noch das ungemütliche Februarwetter mit Schneeregen und starken Windböen. Die Strecke zog sich endlos, doch irgendwann kam die richtige Ausfahrt. Ich war genauso aufgeregt wie die Woche zuvor, eher noch mehr, denn heute musste ich den Weg zu Ben allein finden. Als ich am »P+R« vorbeifuhr, wurde mir ganz flau im Magen. Ich musste an das letzte Mal denken, als ich seinen Wagen dort hatte stehen sehen. Wie seltsam und unwirklich ich mich gefühlt hatte. Es kam sonst definitiv nicht vor, dass ich mich heimlich mit einem Mann auf einem Parkplatz traf! Noch dazu mit der festen Absicht, möglichst schnell mit ihm zu schlafen.

Kaum zu glauben, aber ich blindes Huhn fand mich tatsächlich auch ohne Ben zurecht. Zwanzig Minuten später erreichte ich Steinlingen und parkte auf dem Stellplatz neben Bens Audi. Nach weiteren zwei Minuten stand ich endlich vor seiner Haustür. Und noch mal drei Minuten später hatten wir bereits alle störenden Kleidungsstücke und Hemmungen fallen gelassen …

Die Sache mit der Verhütung war echt lästig. Ich vertrug die Pille nicht und verließ mich seit Jahren auf die Temperaturmethode – für Ben und mich natürlich keine Option! Wir waren also vernünftig genug, nicht auf Kondome zu verzichten. Aus Sicherheitsgründen hatte ich jedoch bereits einen Termin beim Gynäkologen zum Einsetzen einer Spirale vereinbart. Aber die nächsten zwei- oder dreimal musste es eben noch mit Gummi sein.

Heute allerdings war Ben alles andere als zärtlich: Zu Anfang befanden wir uns am unteren Bettrand, zehn Minuten später stieß ich mir oben an der Wand den Kopf an. Ich schrie, und je mehr ich schrie, desto heftiger wurde er.

Als er kam, murmelte er irgendetwas von »Jesus, Maria und Josef …!« – obwohl er sonst eigentlich nicht besonders religiös war.

Seine zügellose Gier nach hartem Sex blieb nicht ohne Folgen. Das Kondom hielt der Belastung nicht stand und riss.

»Oh nein!«, stöhnte Ben auf, als er das Malheur entdeckte. »Was machen wir jetzt?«

»Ich werde eben die ›Pille danach‹ nehmen«, versuchte ich ihn zu beruhigen, »und wenn ich erst mal diese Hormonspirale habe, kann überhaupt nichts mehr passieren. Die ist nämlich noch sicherer als die Pille!«

Ben entspannte sich also wieder, und so nahm ich mir jetzt Zeit, mich ausgiebig mit seinem gesamten Körper zu beschäftigen.

»Dreh dich auf den Bauch!«, forderte ich ihn auf. Ich begann, seinen Rücken zu reiben und sanft zu kneten.

»Mmmh, tut das gut«, seufzte er wohlig.

Die nächsten Minuten verwöhnte ich ihn mit einer Massage. Natürlich blieb es nicht dabei – ich fing an, seinen Nacken zu küssen. Auch das gefiel ihm offensichtlich sehr gut. Meine Zunge zog langsam ihre Kreise, immer weiter nach unten, bis sie an der interessantesten Stelle angelangt war. Mein Gott, warum hatte er auch so einen geilen Arsch … Ich schob seine Schenkel leicht auseinander und er stöhnte leise auf, als ich meine Zunge von hinten an seinen Hoden entlanggleiten ließ. Meine Hände verirrten sich unter seinen Bauch, und das, was sich ihnen dort schon wieder entgegenreckte, war eine kleine Sensation. Ben drehte sich auf den Rücken, damit ich mir dieses geniale Körperteil genauer anschauen konnte. Was ich dann auch tat. Ich schaute zuerst mit den Händen. Dann noch mit den Lippen und der Zunge … Doch ich konnte mich nicht entscheiden, wo ich ihn haben wollte – im Mund oder zwischen meinen Schenkeln. Am liebsten überall gleichzeitig, aber das ging ja leider nicht.

Also entschied Ben für mich: Er warf mich auf die Matratze, drückte mir die Beine nach oben und zeigte mir ganz deutlich, wo er seiner Meinung nach hingehörte. Erneut nahm er mich so hart und leidenschaftlich, dass ich fast ohnmächtig wurde. Kurz vor seinem Höhepunkt wollte er sein »geniales Teil« herausziehen, doch das ließ ich nicht zu. Ich wollte dieses geile Gefühl genießen, und so hielt ich ihn fest und drückte mich eng an ihn. Er kam in mir, heftig und ewig lange, und es war noch besser als die vorigen Male … Dabei war es völlig egal, dass wir es nun ohne Gummi getan hatten – die »Pille danach« musste ich schließlich sowieso nehmen.

Das war dann auch weniger angenehm. Ich besorgte am nächsten Tag ein Rezept und holte mir das Medikament. Zu Hause las ich mir sorgfältig die Packungsbeilage durch. Was ich las, gefiel mir nicht besonders gut. Unter anderem stand da, dass es noch vier bis sechs Wochen nach der Einnahme zum Kreislaufkollaps und sonstigen Komplikationen kommen könne. Das wäre Pech, aber als Frau ist man ja Kummer gewöhnt, außerdem musste ich da jetzt durch. Also schluckte ich diese kleine Hormonbombe brav und ordnungsgemäß und war sehr erleichtert, als überhaupt nichts geschah. Ich bekam zwar leichte Magenschmerzen und in den nächsten Tagen ab und zu einen Schweißausbruch, aber ansonsten ging es mir recht gut. Zumal ich mich am Wochenende bewusst schonte und in der darauffolgenden Arbeitswoche auf regelmäßige Pausen und eine halbwegs vernünftige Ernährung achtete.

Auch beim nächsten Treffen mit Ben fühlte ich mich ganz normal: körperlich gut, emotional ziemlich von der Rolle – wie immer eben. Trotzdem blieb ich vernünftigerweise nicht wieder die halbe Nacht bei Ben, der sonst vermutlich am nächsten Tag bei seiner Arbeit auf der Baustelle zusammengebrochen wäre … Wir fielen also nur zwei- oder dreimal übereinander her. Da ich aber unmöglich wieder von seinem Bett aus direkt nach Hause fahren und so tun konnte, als wäre nichts geschehen, beschloss ich spontan, noch einen Abstecher in meine Stammdiskothek zu machen. Definitiv keine gute Idee, wie sich bald herausstellen sollte …

Als ich gegen halb zwei Uhr nachts im Andromeda eintraf, war mit meinem körperlichen Wohlbefinden eigentlich noch alles in Ordnung. Ich unterhielt mich mit Bekannten, ging tanzen, trank wirklich nur ein einziges Glas Sekt und befand mich gerade direkt am Minotaurus, als ich merkte, wie mir irgendwie komisch wurde. Leider nicht komisch im Sinne von lustig – ich schaffte es gerade noch bis zur nächsten Sitzgelegenheit. Kaum saß ich mit ausgestreckten Beinen auf einem Stuhl, wurde es zum Glück schon wieder hell um mich. Vorsichtshalber entschied ich mich trotzdem dafür, schleunigst nach Hause zu fahren, bevor das Kribbeln in den Fingern und das Dröhnen in den Ohren wieder anfinge. Also stand ich langsam auf und bewegte mich Richtung Ausgang. Besonders weit kam ich allerdings nicht – ich erwachte auf einer Liege im Sanitätsraum. Neben mir saß ein netter junger Mann, der ein großes Glas Cola und eine kleine Flasche Kreislauftropfen in der Hand hielt und mich fragte, ob ich alkoholisiert sei oder irgendwelche Pillen eingeworfen hätte. Ich verneinte beides und verkniff mir die Frage, ob damit auch Hormonpillen gemeint seien.

Der junge Mann sah mich prüfend an. Anscheinend wirkte ich doch nicht »stoned«, sondern einfach nur elend. Also träufelte er eine ganze Menge des Kreislaufmittels in die Cola, die ich dann zu meinem Entsetzen unter seiner Aufsicht ganz austrinken musste. Kurz danach stellte er mich auf die Füße. Keine besonders gute Idee. Ich kippte sofort wieder um. Aber irgendwann war ich so stabil, dass ich den mittlerweile herbeigerufenen Geschäftsführer davon überzeugen konnte, den Heimweg allein antreten zu können. So ganz klappte das dann leider doch nicht – ich schaffte es nur bis zur Kasse. Wo ich mich dann zur hellen Begeisterung des Kassierers nochmals langlegte … Zum Glück fanden sich noch ein paar Bekannte von mir, die mich (und mein Auto) nach Hause brachten. Mein Gott, wie peinlich.

Am nächsten Tag blieb ich selbstverständlich zu Hause. Ich war ausnahmsweise heilfroh, dass Oliver sich nicht weiter für mich interessierte. So hatte er nichts von alldem mitbekommen. Doch samstags hielt mich nichts mehr, denn es war Fasching und ich hatte Janine versprochen, mit ihr auszugehen, da sowohl Franzi als auch Helen krank waren. Ich hatte ihr schon gebeichtet, dass ich zwei Tage – oder vielmehr zwei Nächte – vorher im Andromeda ziemlich für Aufsehen gesorgt hatte. Aus welchem Grund mein Kreislauf schlappgemacht hatte, sagte ich ihr natürlich nicht – das mit der Hormonpille. Dass es allerdings etwas mit Ben zu tun hatte, wusste sie auch ohne Beichte.

»Ma, ich habe von Anfang an gemerkt, dass da was läuft, ich bin ja nicht blöd«, hatte sie mich zornig angefahren, »ihr müsst selbst wissen, was ihr tut, ihr seid schließlich beide alt genug!«

»Jani, mein Schatz, es tut mir leid, dass es ausgerechnet einer deiner Freunde ist …«, hatte ich versucht, sie zu besänftigen.

»Mir tut es leid, dass da überhaupt jemand ist!«, hatte sie darauf noch heftiger entgegnet, um dann etwas ruhiger hinzuzufügen: »Papa ist ein Idiot, er braucht sich nicht zu wundern, dass du ihm davonläufst, wenn er dich weiterhin ignoriert. Vielleicht begreift er das endlich mal. Und hoffentlich unternimmt er was dagegen!« Und schließlich noch ein wenig ruhiger, als sie die Panik in meinem Gesicht sah: »Keine Angst, von mir erfährt niemand etwas, ich werde es weiterhin verdrängen. Aber haltet mich da raus, ich will nie wieder darüber reden!«