Millennium I - Joe Valdez - E-Book

Millennium I E-Book

Joe Valdez

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Beschreibung

Nach der Flucht aus dem Gefängnis der dänischen Wikinger in London verlässt der Kelte Madoc seine Heimat und geht gemeinsam mit der isländischen Kriegerin Yrsa in die Normandie. Dort treten sie in die Leibgarde eines Kaufmanns ein. Die Isländerin verhilft der Familie des despotischen Mannes zur Flucht in den Süden. Madoc folgt ihnen und trifft im Süden des Frankenreiches auf die stolzen Asturier Leia und Rey. Diese folgen dem Traum eines legendären Schatzes der Goten, um mit dem Gold die Befreiung Hispaniens von den Mauren zu finanzieren. Leia und Madoc kommen sich näher, aber sie folgt gemeinsam mit Gleichgesinnten ihrem Traum. Die Schatzsuche führt die Asturier in die Zentralkordillere. Dort herrschen die Mauren, diese gelten als mitleidlos und unbarmherzig. Trotz seiner Zweifel folgt Madoc der Asturierin, um sie vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren und begibt sich mitten in die Spannungszone Hispaniens zwischen den Christen im Norden und den Muslimen im Süden.

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Kapitel

1. April 1005 bis August 1005

2. September 1005 bis November 1005

3. Dezember 1005 bis Juni 1006

4. Juli 1006 bis November 1006

5. Dezember 1006 bis Jänner 1007

6. Februar 1007 bis August 1017

1. April 1005 bis August 1005

Regen fiel vom wolkenverhangenem Himmel auf die Landschaft Britanniens im vierten Monat des Jahres 1005. Ein Mann marschierte Richtung Westen. Er trug einen schweren Umhang mit Kapuze, um sich vor dem Regen zu schützen.

Das Wetter machte ihm nichts aus, denn er kannte dieses Gebiet. Die keltischen Bewohner nannten es Cymru, vielfach wurde es Cambrien genannt, dieser Name stammte aus uralten Zeiten der Besetzung durch das römische Imperium.

Die Angelsachsen nannten es Wales, nach dem Ausdruck „Wealh“, mit denen sie Kelten und Briten bezeichneten. Sein Ziel lag im Westen der Region, dort lag seine Heimat. Gwynedd bildete das mächtigste der keltischen Königreiche in Cambrien. Es reichte von den höchsten Bergen im Norden bis zur Küste im Süden, wo sich das Klima gemäßigter zeigte. Das Königreich Deheubarth wurde vor langer Zeit vereinnahmt. Es regnete oft in Cambrien, aber es gab warme Sommer und milde Winter. Der Mann blickte nach oben, ein gutes Gefühl ergriff ihn, als er die bekannten Landmarken im Westen erkannte. Er wollte sich eine trockene Zuflucht suchen. Es existierten Höhlen, in denen er ein Feuer entzünden konnte. Tatsächlich fand er eine Zuflucht, aber kein trockenes Holz, um ein Feuer zu entzünden. Für das Entzünden verwendete er im Normalfall Feuersteine, um Funken zu erzeugen, aber nutzte auch die Möglichkeit mit einem Holzstock, um mit Reibung die notwendige Hitze zu erzeugen. Der Mann hieß Madoc und war dreiundzwanzig Jahre alt. Er legte seinen schweren Umhang ab und verzichtete auf ein Feuer. Ein Rucksack kam zum Vorschein, ein langes zweischneidiges Schwert befand sich in einer seitlich angebrachten Lederscheide. Er zog die Wurfaxt und das Messer aus seinem breiten Gürtel und benutzte den Mantel als Unterlage. Die kleine Höhle bot Platz für maximal drei Menschen, vor dem schmalen Eingang prasselte der Regen unaufhörlich auf die Landschaft. Er liebte dieses Geräusch und fühlte sich sicher. Madoc erinnerte sich an die zurückliegenden zwei Jahre, in denen er im Osten des Landes kämpfte.

Gemeinsam mit zwei älteren Brüdern folgte er einem Angebot der Angelsachsen, sie in ihrem Kampf gegen die dänischen Eroberer zu unterstützen. Normalerweise hielten sich die Kelten aus den Kämpfen im angrenzenden England heraus. Dieser Name bürgerte sich im Laufe der Jahrhunderte für das Gebiet der Angelsachsen ein. Sie kamen vor langen Jahrhunderten nach dem Zerfall des römischen Imperiums als Eroberer nach Britannien. Der legendäre keltische König Artus bekämpfte den Vormarsch der germanischen Stämme der Angeln, Sachsen und Jüten lange Zeit erfolgreich. Nach seinem Tod zerfiel die Allianz der Kelten und Britonen. Die restliche Bevölkerung musste im Süden und Westen Englands dem Druck der Angelsachsen weichen, es entstanden die sächsischen Königreiche Essex, Sussex und Wessex.

Kent blieb im Besitz der Jüten. Die anglischen Königreiche Northumbrien, Ostanglien und Mercien wurden derzeit von dänischen Eroberern beherrscht, diese Wikinger besaßen einen grausamen Ruf. Seit der Thronbesteigung von Sven I.

Gabelbart suchten diese Britannien immer wieder mit großen Flotten heim. Ständig mussten die Könige von England hohe Tributzahlungen leisten und sich den Frieden erkaufen.

König Ethelred von Wessex wollte das Problem mit den Dänen und Norwegern endgültig lösen und ehelichte Emma, eine Prinzessin aus dem Herzogtum Normandie. Doch die sesshaft gewordenen Normannen versagten ihm die gewünschte Unterstützung im Kampf gegen die Wikinger. Er entschloss sich zu einer drastischen Maßnahme und ließ alle in England lebenden Dänen am Sankt-Briticus-Tag töten.

Vor über zwei Jahren fielen viele Dänen und Norweger diesem Blutbad zum Opfer, auch Gunnhild, die Schwester des dänischen Königs Sven I. Gabelbart. Der undurchdachte Befreiungsschlag erwies sich als verheerend, der dänische König überzog Britannien und vor allem Wessex mit Krieg und verwüstete das Land. Nach der Landung der riesigen dänischen Flotte in London erschienen angelsächsische Gesandte in Gwynedd. Sie boten hohe Summen für Söldnerdienste. Die Brüder überlegten lange, aber schließlich erwies sich die Verlockung des Geldes und der Kriegsruhm als zu groß. Gemeinsam mit zwei seiner Brüder zog Madoc nach Osten und beteiligte sich an den Kämpfen gegen die Wikinger. Er entstammte einer großen Familie, seine restlichen Geschwister lebten noch immer in Bangor, einer keltischen Stadt an der Küste gegenüber der Insel Angelsey. Es gab dort ein Kloster. Cambrien wurde vor langer Zeit christianisiert, der Mönch Deiniol gründete das Kloster in der Stadt Bangor, das als Bischofssitz große Bekanntheit erlangte. Die Familie würde sich freuen, ihn zu sehen. Leider musste er den Angehörigen die traurige Nachricht vom Tod seiner Brüder übermitteln, die den Ansturm der Wikinger nicht überlebten. Sie trafen zum ersten Mal auf die legendären Elitekrieger der Wikinger, die Berserker. Diese in Wolfskleidung gehüllten Krieger zeichneten sich durch einen Blutrausch und Wahnsinn aus, den er in dieser Form noch nie erlebte. Er kämpfte seit seiner Kindheit und wurde in allen Waffen ausgebildet, aber diese Männer, vereinzelt auch Frauen, wirkten wie berauscht und scheuten kein Risiko. Dieser Wucht rasender Krieger konnten die Angelsachsen mit ihren keltischen Söldnern zwar bisweilen standhalten, aber schlussendlich musste der angelsächsische König wieder um Frieden ersuchen. Derzeit schien es nicht klar zu sein, ob der dänische König auf das Angebot einging. Nach dem Tod seines zweiten Bruders verlor Madoc die Lust am Kampf und verließ Wessex. Das versprochene Geld wurde nur im ersten Jahr bezahlt, danach folgten oft leere Versprechungen. Er nutzte eine Kampfpause, um das gedemütigte Heer Ethelreds zu verlassen.

Sämtliche keltische Söldner, mit denen er auszog, befanden sich nicht mehr unter den Lebenden. Madoc trug einen Beutel mit Goldmünzen bei sich, den er einem adeligen Angelsachsen stahl. Er sah dies als Entlohnung für den Kampf und den Tod seiner Brüder. Anfangs trauerte er um sie, doch sie starben als Kämpfer. Sein rötliches, langes Haar zeigte sich verschwitzt und nass vom Regen, er trug einen Bart. In Bangor wollte er sich die Zeit nehmen, um sich zu rasieren, er mochte diesen Zustand nicht. Madocs rötliches Haar umrahmte ein hellhäutiges Gesicht mit grünlichen Augen. Seine Gedanken beschäftigten sich wieder mit den zurückliegenden Kämpfen. Er kannte den Grund nicht, warum gerade er überlebte, aber es war Schicksal. In einigen Phasen der Schlachten schloss er bereits mit dem Leben ab, aber das Glück blieb ihm hold in den Kämpfen gegen die wütenden Wikinger. Viele dieser Krieger fielen seinen Fertigkeiten zum Opfer, er zeigte keine Angst vor den übermächtig erscheinenden Dänen und Norwegern. Sie waren Menschen aus Fleisch und Blut und starben genauso wie Angelsachsen und Britonen, die Bezeichnung der Kelten in Cambrien. Ein Lächeln erschien in seinem Gesicht, als er an seine Heimat dachte. Nach dem Zerfall des letzten britonischen Widerstands gegen die vorrückenden Angelsachsen zogen sich die Überlebenden der betroffenen Königreiche nach Cambrien und Cornwall zurück. Diese Gebiete konnten die Kelten bis heute gegen viele Angriffe der Angelsachsen halten und erfolgreich verteidigen. Anfangs existierten noch Reste römischer Nachkommen, auch deren Traditionen wurden praktiziert, aber in den letzten Jahrhunderten etablierten sich wieder alte, keltische Bräuche unter der Patronanz der christlichen Kirche. Madoc kannte die Geschichte von Cambrien von einem alten Mönch aus dem Kloster von Bangor. Dieser sprach die lateinische Sprache, die von den ehemaligen römischen Herren von Britannien stammte. Der alte Mönch unterrichtete ihn, Madoc sprach Latein fließend. Obwohl sein Vater nichts davon hielt, erhielt er Unterstützung der Mutter für seinen großen Wissensdurst. Er zeigte große Begabung im Erlernen der Sprache und konnte sie auch schreiben. In den letzten zwei Jahren verbesserte er seine Fähigkeiten in der englischen Sprache, die eine Mischung aus vielen Dialekten darstellte. Bevor die Müdigkeit ihn überwältigte, fielen ihm die heimatlichen Gebirge im Nordwesten ein. Als höchste Erhebung zeigte sich der Yr Wyddfa, die Engländer nannten ihn Snowdon. Madoc freute sich auf seine Heimkehr, nach den blutigen Jahren erschien diese als Paradies auf Erden. Er schlief tief und fest, die kleine Höhle erwies sich als Glücksfall, den Eingang versperrte er mit Ästen. Seine Träume drehten sich um die blutigen Schlachten, viele Gesichter tauchten auf und verschwanden wieder. Am nächsten Tag erwachte er und erkannte, dass er sich noch in der Höhle befand. Erleichtert atmete er auf. Für die nächsten Jahre beabsichtigte er, schweren Kämpfen aus dem Weg zu gehen. Die Kelten in Cambrien schienen sicher zu sein, denn die Angelsachsen zeigten sich stark geschwächt durch die Attacken der Wikinger. Deren Horden nutzten die Gebiete von England ausschließlich für Raubzüge und Verwüstungen.

Die Bewohner von Cambrien, vor allem von Gwynedd und Deheubarth, richteten ihre Augen Richtung Westen nach Eire, dem Land der Iren. Starke Handelsbeziehungen und familiäre Bindungen prägten das Verhältnis der verwandten Völker, auch mit den Bewohnern im Norden in Strathclyde und Alba. Das nördliche Meer erwies sich als raue, wilde Natur und entsprach dem Wesen ihrer Bewohner, die den Gewalten Tag für Tag trotzten. Selbst die arroganten Wikinger zeigten Respekt vor den keltischen Völkern, die in ähnlichen Verhältnissen lebten wie ihre Angehörigen in den nördlichen Regionen. Madoc setzte sich auf, sein Blick fiel auf seine Waffen und den gefüllten Geldbeutel. Die Angelsachsen zahlten schlussendlich einen guten Preis für seine Dienste.

Madoc und seine Kelten befanden sich unter der Führung eines angelsächsischen Grafen, der gerne auf die Unterschiede zwischen Kelten und Angelsachsen hinwies und mit seinem Reichtum protzte. Im Kampf erwies er sich jedoch als guter Anführer mit strategischem Talent. Trotzdem fiel er den wütenden Angriffen der Wikinger zum Opfer. Madoc nutzte die kurze Zeit der Trauer der Angelsachsen, um nach dem Tod seiner keltischen Mitstreiter die letzte Zuflucht des Grafen aufzusuchen, um sich das Gold zu sichern. Er kannte das Versteck des Geldes, da er bisweilen als Wachposten vor dem Zelt des Angelsachsen stand. Madoc empfand keine Gewissensbisse, die Angelsachsen schuldeten seinen Brüdern und ihm viel Geld. Er nahm sich, was ihm seiner Meinung nach zustand, den Rest beließ er im Versteck. Der Graf trug seinen Reichtum mit sich, offensichtlich traute er auch den Angehörigen in seiner Heimat nicht. Madoc erhob sich und verstaute alles, am Ende legte er den Umhang um. Er räumte die Äste beiseite und blickte nach draußen. Der Tag präsentierte sich trockener als der gestrige, denn es regnete nicht, aber der Himmel zeigte sich weiterhin sehr trüb.

Madoc fühlte sich sicher als Kelte in heimatlichen Regionen.

Die Grenze zum englischen Mercien lag seit dem gestrigen Tag hinter ihm. Sein Weg führte derzeit durch das keltische Königreich Powys, in der Nähe lag dessen Königssitz Mathrafal. Die keltischen Königreiche befehdeten sich untereinander, aber er kannte einige Männer aus Powys und glaubte, dass er sicher durch das Gebiet kam. Bevor er sich auf den Weg machte, verrichtete er seine Notdurft. Er nahm seinen Speer in die Hand und zog durch die sanften Hügel von Powys Richtung Bangor, der Frühling hielt langsam Einzug. Der Kelte wiegte sich in Sicherheit auf dem Marsch nach Hause, aber er irrte sich. Als seine Instinkte Gefahr signalisierten, erfolgte seine Reaktion zu spät. Zwei Männer standen plötzlich vor ihm, er hob seinen Speer. Er kannte die Krieger, sie dienten gemeinsam in der Einheit des Grafen in den Kämpfen gegen die Wikinger. Langsam drehte er sich um, auch in seinem Rücken befanden sich Angelsachsen.

Insgesamt handelte es sich um sechs Männer. Madocs Wut über seine eigene Naivität erwachte. Aufgrund der Probleme der Angelsachsen glaubte er nicht an eine Verfolgung. Diese sechs Männer gehörten nach seinen Erfahrungen zu den besten Kriegern seines ehemaligen Auftraggebers, auch sie töteten viele Wikinger. Sein Blick richtete sich nach vorne und erfasste einen stämmigen, untersetzten Mann mit dunklen Haaren und einem Kinnbart. Dieser lächelte hintergründig, er nannte sich Godric. „Du hast doch nicht tatsächlich geglaubt, dass du mit dem Gold des Grafen nach Hause gehst und deine Leute mit deinem Reichtum überschwemmst.“

Ein süffisantes Lächeln stand im Gesicht von Godric.

Madoc erkannte, dass sie ihn umgingen und danach einkreisten. Er schalt sich innerlich selbst einen Narren, seine Einfältigkeit erschien ihm grenzenlos. Ein letzter Blick erfasste die Situation, er erschien chancenlos. Diese Krieger wirkten auf alle Reaktionen vorbereitet, resignierend zuckte er mit den Schultern. Sein Blick erfasste Godric, dann fiel er auf den Beutel mit Goldmünzen. Er nahm diesen ab und warf ihn vor die Füße des Anführers. „Die Angelsachsen haben viel versprochen, aber wenig gehalten. Dieses Geld hat der Graf meinen toten Brüdern und mir geschuldet. Keltisches Blut ist geflossen für die Sache der Angelsachsen.“ Madoc brach ab. Godric blickte ihn an, dann schüttelte er den Kopf.

„Keltisches Blut ist nichts wert.“ Arroganz klang aus der Stimme des Angelsachsen, seine Männer lächelten grimmig.

Das Verhältnis zwischen den Bewohnergruppen Britanniens gestaltete sich schwierig nach jahrhundertelangen Kämpfen, in denen sich schlussendlich die germanischen Stämme zum größten Teil durchsetzten. In Madoc wuchs die Wut, seine Augen glitzerten gefährlich. Godric erkannte die Kampfbereitschaft des Kelten, auch seine Männer zeigten erhöhte Vorsicht. Madoc verfügte über einen gefährlichen Ruf als Kämpfer. Sein Blick visierte den Anführer an, aber dieser zeigte sich unbeeindruckt. „Du hast das Geld und kannst zurückkehren. Ich werde nach Hause gehen, Godric“, sagte Madoc laut. Der Angelsachse überlegte lange, dann schüttelte er den Kopf. „Der Bruder des Grafen hat mir einen klaren Auftrag gegeben, nämlich das Geld zurückzuholen und dich zu töten.“ Madoc nickte, blitzschnell zog er das Schwert, er konnte beidhändig damit umgehen. Sein Speer zeigte auf Godric, dessen Augen sich weiteten. „Wenn ich sterben muss, wirst du mit mir gehen, Godric.“ Seine Stimme klang nicht gehetzt, der Anführer erkannte die Ernsthaftigkeit seiner Worte, trotzdem wirkte er nicht beunruhigt. Er lächelte plötzlich. „Ich verstehe deine Gründe, dich zurückzuziehen. Es ist nicht der Kampf der Kelten, obwohl die Gefahr besteht, dass die Dänen auch nach Cambrien kommen. Derzeit sind sie nicht aufzuhalten. Aber du hast Geld gestohlen, dass dir nicht gehört, auch unter den Kelten gilt es als verabscheuungswürdig, den eigenen Herrn zu bestehlen.“ Godric ließ seine Worte wirken, er konnte seinen Männern vertrauen. Diese würden Madoc töten, er selbst zeigte keine Angst vor dem Tod. „In Anbetracht deiner Verdienste in den zurückliegenden Kämpfen, immerhin hast du mir das Leben gerettet, werden wir dich nicht töten. Aber du kommst mit uns und bittest unseren neuen Herrn darum, weiterhin für ihn kämpfen zu dürfen. Das ist mein letztes Angebot.“ Der Kelte erkannte in Godrics Augen die Ernsthaftigkeit des Vorschlags. Möglicherweise bot sich auf dem Rückmarsch nach England eine Gelegenheit zu fliehen, aber angesichts seiner Gegner erschien dies fast unmöglich. Diese Männer würden ihm keine Möglichkeit zur Flucht geben. Aber sie ließen ihn leben, vielleicht machten sie Fehler, dies erschien als letzte Hoffnung. Resignation erfasste ihn, als er an seine Heimat dachte. Er verspürte das schmerzliche Gefühl, die Stadt Bangor nicht wiederzusehen.

Bei neuerlichen Kämpfen gegen die Wikinger würde er nicht überleben. Er verdrängte seine negativen Gedanken und konzentrierte sich auf die Situation. Solange er sich am Leben befand, konnte er etwas tun, sein Schicksalsfaden war noch nicht zerrissen. Madoc blickte auf den Speer und das Schwert in seinen Händen. Er zuckte mit den Schultern und warf sie auf den Boden. Godric grinste. Trotz seiner gezeigten Ruhe blieb er innerlich nicht so gefasst, wie es den Augenschein hatte. Auch dessen Männer wirkten erleichtert, sie kannten die Kampfkraft und die Fähigkeiten des Kelten, ein aktiver Widerstand hätte vermutlich zwei Männern das Leben gekostet. „Ich will auch alle Messer haben, Madoc!“ Godrics Worte klangen wie ein Befehl. Der Kelte musste den Umhang ausziehen und seinen Rucksack ablegen. Seine Hände wurden auf den Rücken gefesselt, ein langes Seil angebunden. Das Ende hielt ein Mann der Angelsachsen.

Madoc spürte den Speer eines Soldaten an seinem Hals. Er musste mitansehen, wie die Männer seinen Rucksack durchwühlten und das restliche Geld fanden, auch die Tasche am Ledergürtel wurde geleert. Godric teilte das Geld auf, dazu entnahm er dem Beutel noch einige Münzen. Dann fiel sein Blick auf Madoc. „Ich muss schon sagen, du hast auf großem Fuß gelebt. Unser neuer Graf wird sich ärgern, aber ich werde ihn überzeugen, dass du dein keltisches Blut gerne für die Sache von Mercien einsetzt. Ich hoffe auf dein Stillschweigen, wenn nicht, steht deine Aussage gegen unsere.“

Ein süffisantes Lächeln stand in seinem Gesicht, die Männer lachten, aber Madoc konnte nichts tun. Er ärgerte sich nicht über deren Verhalten, der Sieger bestimmte die Regeln, nach diesen Gesetzen lebte er seit seiner Kindheit. Der Kelte verurteilte sein unvorsichtiges Verhalten auf dem Marsch, die Vorfreude auf die Heimat trübte offensichtlich seine sinnlichen Fähigkeiten. Aber diese Männer erwiesen sich als fähige Kundschafter und Kämpfer. Er antwortete nicht auf die Äußerungen Godrics, die Männer machten sich über die Kelten lustig. Anschließend setzte sich die Gruppe in Marsch. Sein geplünderter Rucksack blieb zurück, vielleicht halfen die Decke und die restlichen Utensilien anderen Menschen. Seine Waffen teilten sich die Männer auf, Godric trug das Schwert des Kelten. Die zweischneidige, lange Spatha mit einer verlängerten Parierstange erwies sich stets als ausgezeichnete Waffe und stellte ein Geschenk seines Vaters dar. Bei der Herstellung eines Schwertes handelte es sich um eine kostspielige Sache, oft trugen nur begüterte Menschen solche Waffen, auch unter den Wikingern. Meistens verwendeten die einfachen Soldaten Speer und Axt, vielerorts gab es Pfeil und Bogen. Der Marsch ging Richtung Westen, sie verließen Cambrien und bewegten sich in Mercien, dass einerseits von den Königen von Wessex und andererseits vom dänischen König beherrscht wurde. „Danelag“ nannten die Wikinger ihr Einflussgebiet, dass sie regelmäßig heimsuchten und in denen bereits wieder viele Menschen aus Dänemark und Norwegen lebten. Das Blutbad durch König Ethelred erwies sich als fatale Fehleinschätzung der tatsächlichen Machtverhältnisse im Norden. Die Angelsachsen konnten sich derzeit nicht sicher sein, wo die Wikinger auftauchten. Die kleine Gruppe mit ihrem Gefangenen verhielt sich deswegen auch sehr vorsichtig. „Was ist los, Godric? Hält euch die Angst vor den Dänen gefangen. Es ist euer Land“, sagte Madoc provokant. Ungerührt blickte der Angesprochene auf den Kelten. „Du kennst diese Bastarde, sie sind nur auf Beute aus und töten alles, was sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen kann.“ Madoc lachte. „Dann gleichen sie den Angelsachsen, die sich Britannien mit Gewalt, Raub und Mord einverleibt haben.“ Der Mann hinter Madoc versetzte ihm einen Stoß, er fiel hart zu Boden. Doch er blieb ruhig und erhob sich rasch trotz seiner am Rücken gefesselten Hände. „Das ist euer Problem, ihr seid zu empfindlich, anstatt gegen die Eroberer mit Stolz zu kämpfen. Die Angst hat eure Angehörigen erfasst, ähnlich wie die Britonen vor langer Zeit.“

Madoc verstummte, der Gedanke an die britonische Vergangenheit erschwerte seine Möglichkeit der Provokation. Auch sein Volk musste sich zurückziehen angesichts der Übermacht und Wildheit der Eroberer. Die Angelsachsen entwickelten sich in den letzten Jahrhunderten zu einem sesshaften Volk und verzichteten auf die Eroberung von Cambrien und Cornwall, aber die Wikinger befanden sich noch in einer kriegerischen Phase. Diese stellten auch für die Kelten eine Gefahr dar. Sie erwiesen sich als die wildesten, brutalsten und gefährlichsten Krieger, die es in Europa jemals gab.

Madoc erfuhr die Geschichten ihres Auftauchens vom alten Mönch in Bangor, dieser berichtete über die brutalen Brandschatzungen und Plünderungen ganzer Städte. Seit zweihundert Jahren terrorisierten diese wilden Männer aus dem Norden die Regionen Europas. Er verstand die Angelsachsen, sie entwickelten sich als Volk weiter, schufen Verwaltungsebenen und Hierarchien für eine dauerhafte Gestaltung des eigenen Landes und der Sicherheit ihrer Bewohner. Die Wikinger lebten noch nach den alten Regeln der Beutezüge, sie nutzten die Landnahmen nicht für eine Annäherung an die örtliche Bevölkerung. Die Ausnahme bildeten die Normannen, die im Westfrankenreich dem dortigen König den Vasalleneid schworen, dafür erhielten sie das Herzogtum Normandie. Madoc hörte davon in Gesprächen mit Angelsachsen in den letzten zwei Jahren. Godrics Stimme erklang.

„Wir werden diese Bastarde aus Mercien und England hinaustreiben!“ Er klang wütend, die Männer enthielten sich Wortmeldungen. Sie kannten die Wucht und Schlagkraft der Dänen und Norweger, die sich teilweise in Raserei befanden, wenn sie kämpften. Aber sie würden weiterkämpfen, es handelte sich um mutige Männer. Madoc kannte sie seit langem, aber dies half ihm in der derzeitigen Situation nicht. Er vermied weitere Provokationen, die Angst um ihre Angehörigen steckte in jedem dieser Männer. Schweigend absolvierte er den Marsch, nachmittags rasteten sie in einer geschützten Lage. Godric teilte zwei Wachposten ein, die Beobachtungposten bezogen. Die Männer wollten diese Nacht noch lagern, für den nächsten Tag planten sie die Rückkehr in ihre Heimatstadt. Madoc durfte seine Notdurft verrichten, die Männer behandelten ihn nicht schlecht. Er überdachte seine Möglichkeiten. Es sah aus, als ob er im Kampf gegen die Wikinger sterben würde, vermutlich tötete ihn einer der wahnsinnigen Berserker. Aber in einem Kampf oder in einer Schlacht gab es immer die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.

Der Kelte dachte nicht mehr an die Heimat, es würde ihn ablenken von seinen Problemen. Bald schlief er ein und befand sich wieder im Schlachtengetümmel. Grimmige, verzerrte Gesichter der Wikinger stürmten auf ihn ein, er vernahm ihre Schreie. Die ekstatischen Töne wurden lauter, er schreckte aus seinem Schlaf hoch. Die Schreie hielten an, diesmal handelte es sich um die Realität. Es herrschte tiefe Dunkelheit, das Feuer schien abgebrannt zu sein, seine angelsächsischen Bewacher lagen in Verstecken hinter den Bäumen. Wilde Schreie erfüllten den dunklen Wald, er erkannte sie sofort. Es handelte sich um Krieger der Wikinger, nach der Intensität der Schreie zu urteilen um Berserker.

Pfeile flogen aus der Dunkelheit heran, er legte sich flach auf dem Boden, um keine Angriffsfläche zu bieten. Godric gebot seinen Männern Stille. „Haltet den Mund und beruhigt euch, jeder bleibt auf seinem Platz und in Deckung. Sie haben die gleiche schlechte Sicht wie wir.“ Madoc ergriff das Wort. „Binde mich los, ich kann euch helfen.“ Godric blieb die Antwort schuldig. Die Anspannung wuchs, Stille kehrte ein, die an den Nerven zerrte. „Wo sind diese Bastarde?“, fragte einer der Angelsachsen ungeduldig. Es handelte sich um hartgesottene Männer, aber sie standen den wildesten Kriegern Britanniens gegenüber, die den Tod nicht scheuten.

Madoc horchte in die Umgebung, er hörte die leisen Geräusche sich nähernder Männer, diese kamen von einer anderen Seite. Die Angelsachsen schienen mit ihren Nerven beschäftigt zu sein. Madoc erkannte vier Männer, die anderen beiden lebten anscheinend nicht mehr. Vermutlich töteten die Wikinger die Wachposten. Es schien ein aussichtsloser Kampf zu sein, die Gruppe wurde von einer Überzahl an Elitekriegern der Dänen umstellt. Diese kannten keine Gnade. Die Angelsachsen fanden sich mit ihrem Schicksal ab. „Ich werde meine Familie nicht wiedersehen, aber ich nehme zwei dieser Bastarde mit. Meine Söhne sollen mit Stolz über ihren Vater sprechen.“ Madoc lächelte im Dunkeln. Der Mann verkannte die Situation. Mangels überlebender Zeugen konnte seine Familie nichts erfahren, die Wikinger würden sie irgendwo verscharren. Madoc ergriff eine seltsame Ruhe, seine Glückssträhne schien endgültig vorbei zu sein. Bereits die Gefangennahme durch die Angelsachsen erwies sich als schlecht, aber diese Wikinger bildeten vermutlich den Abschluss seines Lebens. Er wunderte sich nur, dass diese dermaßen weit nordwestlich anzutreffen waren, aber sie befanden sich ständig auf Beutezug, verbunden mit Vergewaltigungen und Plünderungen. Die Stille wurde jäh unterbrochen durch wilde Schreie, die Wikinger warteten nicht mehr und griffen an. Von zwei Seiten stürmten Krieger heran, die Angelsachsen sprangen auf und wehrten sich. Vier Krieger der Angreifer lagen am Boden, aber dann ereilte sie ihr Ende.

Godric fiel am Schluss. „Gott schütze dieses Land vor euch Bastarden!“, schrie er wild. Der Kampf dauerte vermutlich länger als von den Wikingern geplant, aber sie trafen auf entschlossene Gegner. Madoc verhielt sich ruhig, es herrschte noch Dunkelheit. Eine Stimme erklang, offensichtlich der Anführer. Madoc verstand zu einem größeren Teil diese fremd klingende Sprache, es gab ähnliche Ausdrücke unter den Angelsachsen. Zwei Beobachtungsposten wurden eingeteilt, um die Gruppe zu sichern, trotzdem erschienen im engen Umfeld des Kelten noch immer sechs Männer. Eine Fackel wurde entzündet, die toten Angelsachsen und deren Gepäck beleuchtet. Als sie das Gold fanden, ertönten zufriedene Rufe. Madoc verstand, dass diese zufällig auf die Angelsachsen stießen. Am Ende leuchteten sie ihm ins Gesicht.

Zu seiner Überraschung stand eine blonde Frau vor ihm. Sie erschien größer und breiter in den Schultern als eine britische Frau, aber sie verfügte über alle weiblichen Attribute. Trotzdem gebot ihr Gesicht Vorsicht, denn es war bemalt mit blauer Farbe. Sie bildete offensichtlich einen Teil dieser Berserkereinheit. Kriegerinnen erwiesen sich als selten, aber sie existierten in vielen Kulturen, auch unter den Wikingern schienen diese Teil einer Kriegshorde zu sein. Die Frau wandte sich ab und sagte etwas zu einem Mann, dieser trat in den Lichtschein. Ein Hüne mit langen Haaren tauchte vor Madoc auf. Er trug keinen Bart, sein Blick wirkte hart und tastete Madoc wie einen Gegenstand ab. Der Mann versetzte ihm einen Tritt. Madoc war kein Mann, der um sein Leben bettelte. „Töte mich, du langhaariger Bastard“, sagte er in keltischer Sprache, sein Blick wirkte ruhig. „Wir benötigen gute Sklaven, du bist ab jetzt unser Gefangener, wechselst nur die Seite“, antwortete der Hüne in der Sprache der Kelten. Er lachte laut. Die Frau wandte sich an den Hünen, sie schien mit der Entscheidung nicht einverstanden zu sein.

Madoc erkannte erst jetzt die Größe dieses Mannes und seine gewaltigen Muskeln. Er trug ein gepolstertes Lederhemd, darüber ein Kettenhemd, seinen Helm nahm er kurz davor ab. Beinschützer komplettierten eine gute Ausrüstung, der Mann versuchte, seinen Körper zu schützen. „Es reicht, Yrsa!“, schrie der Hüne. Diese Worte hallten durch den dunklen Wald. Die Frau tobte, die anderen Männer lachten, aber sie wichen respektvoll zurück, als sie ihr Schwert zog.

Der Hüne trat zu Madoc. „Sie will dich töten, empfindet dich als unnötigen Ballast. Ich glaube aber, dass wir einen guten Preis für dich in London erzielen werden. Du wirst unser Gepäck tragen, Kelte. Steh auf.“ Mühsam erhob sich Madoc, nach dem langen Schlaf auf dem kalten Boden schienen seine Gebeine steif zu sein. Es wurden die Fesseln gelöst, die Krieger wirkten nicht beunruhigt. Der Hüne trat noch einmal an ihn heran. „Du benimmst dich anständig, ansonsten töten wir dich sofort. Yrsa wird dich bewachen. Sie kastriert Männer gerne.“ Der Hüne zog seine Augenbrauen hoch, die Männer lachten. Die toten Angelsachsen wurden offensichtlich weggebracht. Madoc nahm einen großen Rucksack auf, in dem sich Decken und Werkzeuge befanden, dazu trug er die erbeuteten Waffen. Vier Männer trugen ihre toten Kameraden, insgesamt bestand die Gruppe aus neun Menschen, inklusive Madoc. Ihre runden Schilder hingen am Rücken, schweigend marschierte die Gruppe durch den dunklen Wald. Das Gewicht zerrte an Madoc, aber auch er konnte eine beachtliche Größe und Kraft vorweisen. Er ließ sich nichts anmerken, dachte an den toten Godric. Die Verfolgung wegen eines einzigen Beutels mit Goldmünzen brachte ihnen kein Glück, aber sie rechneten nicht mit Wikingern in dieser Gegend, dies erwies sich als fataler Fehler. Madoc dachte an die Worte des Hünen, ihn als Sklave zu verkaufen, aber er lebte noch. Die Kriegerin zog am Seil, er stolperte kurz. „Du sollst dich bewegen, du Bastard!“, schrie sie wutentbrannt. Die Verrücktheit erschien offensichtlich, aber er erwartete nichts von Frauen, die sich als Kriegerinnen verdingten und ständig mit wilden Männern umherzogen.

Madocs Frauenbild gestaltete sich anders. In seiner Heimat lebten junge Frauen, die ihm gefielen. Anständige, keusche Frauen, auf die Verlass zu sein schien. Nach seiner Rückkehr wollte er eine davon ehelichen, aber seine Heimat schien weit weg zu sein. Die Gruppe marschierte bis zum Tagesanbruch, dann wurde eine Rast eingelegt. Sie verhielten sich ruhig angesichts des sie umgebenden Feindeslandes. Der Kelte lauschte ihren Gesprächen, schnell gewöhnte er sich an die Sprache. Seine ausgezeichnete Auffassungsgabe befähigte ihn, durch Zuhören sehr rasch zu lernen, dies bemerkte bereits der alte Mönch in Bangor. Die Kriegerin mit dem bemalten Gesicht wirkte in sich gekehrt, nur der Anführer sprach mit ihr. Er hieß Gunnar. In den nächsten Tagen bewegte sich die Gruppe Richtung dem Fluss Themse, dort wollten sie ein Boot besteigen, um nach London zu fahren.

Aufgrund der gestiegenen Sprachkenntnisse erhielt er aus den Gesprächen einige Informationen über die Wikinger. Sie bildeten tatsächlich eine Eliteeinheit, die in der Schlacht an vorderster Front kämpfte. Ihr Auftrag lautete die Ausschaltung der führenden Schicht der Angelsachsen. Godrics Graf fiel dieser Gruppe zum Opfer, der auch die Frau mit Namen Yrsa angehörte. Sie schien Mitte Zwanzig zu sein. Im Tageslicht erkannte Madoc ihre Weiblichkeit, die durch ihr martialisches Auftreten in den Hintergrund trat. Gunnar und Yrsa bildeten offensichtlich ein Paar, das die Gruppe führte. Keiner der Krieger sprach mit Madoc, manchmal erhielt er einen Tritt von Yrsa. Sie trug ihr blondes Haar zu einem Zopf gebunden, ihre Augen erstrahlten in einem kräftigen Blau.

Trotz ihres athletischen Körpers, des etwas zu derb geratenen Gesichtes und der breiteren Schultern verfügte sie über alle weiblichen Reize, die einen Mann ansprachen. Sie bevorzugte Anführer wie Gunnar, denn die anderen Männer hielten respektvollen Abstand. Die Krieger lachten gerne, wirkten nicht wie Ungeheuer, als die sie von der einheimischen Bevölkerung bezeichnet wurden. Sie bewegten sich zielstrebig Richtung Südosten, ihr Ziel hieß Oxford. Diese Stadt lag am Fluss Themse und wurde von den Dänen beherrscht.

Madoc erfuhr aus den Gesprächen, dass diese Gruppe im Hinterland des Feindes operierte und brutal zuschlug. Der überraschende Verlust der vier Männer im Kampf gegen die Angelsachsen veranlasste den Anführer, den weiteren Weg nach Norden abzubrechen. Sie leisteten Kundschafterdienste, töteten bekannte Adelige der Angelsachsen und tauchten an Orten auf, an denen ihre Feinde nicht mit ihnen rechneten. Dies führte nach Madocs Einschätzung zu noch größerer Verwirrung unter den Angelsachsen. König Ethelred bereute seinen Fehler mittlerweile, dies hörte er aus den Gesprächen heraus. Madoc wunderte sich bisweilen über das rasche Verständnis des Gehörten, aber die Sprache der Wikinger zeigte gewisse Ähnlichkeiten mit den Dialekten der Sachsen. London befand sich in der Hand der Dänen unter König Sven I. Gabelbart. Gunnar wollte in der Stadt mit dem Vertreter des Königs sprechen und das Gold übergeben.

Madoc spürte am Gewicht seines Rucksacks, dass sich der Beutezug der Berserkereinheit erfolgreich gestaltete. Sie bestiegen ein Boot unterhalb von Oxford, der uralten Klosterstadt an der Themse. In dieser Stadt wurde Gunnhild, die Schwester des Dänenkönigs, in einer Kirche mit allen anderen dänischen Flüchtenden lebendig verbrannt. Dies löste den Rachefeldzug der Dänen aus, unter dem die Bewohner von England litten. Derzeit schien der Rachedurst und die Gier nach Geld des Dänenkönigs noch nicht gestillt zu sein, die ständigen Angriffe und Attacken hielten das Land in Aufruhr. Langsam fuhr das Boot die Themse hinab und kam an der alten, mächtigen Siedlung Lundenwic vorbei, die eine Meile westlich des heutigen London lag. Die Angelsachsen gründeten diese Siedlung westlich des römischen Londiniums und ließen die alte Stadt verfallen. Das derzeitige London präsentierte sich wieder in den Mauern der alten Römerstadt. Der legendäre König Alfred von Wessex besiegte vor langer Zeit den damaligen Anführer der Dänen in Ostanglien, Guthrum, und eroberte die Themsemündung von den Wikingern zurück. Binnen zehn Jahren erfuhr das alte Londinium eine Auferstehung, die alten Mauern wurden instandgesetzt, diese neue Stadt in den alten Mauern erhielt den Namen Lundenburg, daraus entwickelte sich der in diesen Zeiten gebräuchliche Name London, der möglicherweise auch auf den keltischen Ausdruck Lundain zurückging.

Madoc sprach viel mit den Mönchen in seiner Heimatstadt, die über große Kenntnisse der Historie Britanniens verfügten. Er interessierte sich immer schon für vieles, es lag in seiner Natur, aber die größte Leidenschaft zeigte er für den Kampf. Derzeit schien die Lage aussichtslos zu sein, denn die Stadt London lag unter der Okkupanz der dänischen und norwegischen Wikinger. Die Männer freuten sich auf die Abwechslung, London präsentierte sich wie viele Städte als Schauplatz des Lasters, Vergnügens und Handels. Es gab Sklavenmärkte, in denen unglückliche Menschen wie Waren verkauft wurden. Dieses Schicksal drohte auch Madoc. Die Wikinger erwiesen sich als vorsichtig, sie fesselten ihn gut, bevor sie die Stadt betraten. Die Kriegerin versetzte ihm einen Tritt, als er einem Passanten ausweichen musste, doch er beherrschte sich und zeigte keine Reaktion. Gegen diese disziplinierte Gruppe an gut ausgebildeten Kriegern machte Widerstand keinen Sinn, er erschien zwecklos. Madoc sah den Kriegern aber an, dass sie nach dem lasterhaften Leben in der Stadt gierten, nur die Frau wirkte teilnahmslos.

Manchmal blickte sie ihn an, aber er erkannte kein Mitleid oder eine Gefühlsregung darin. Er hoffte darauf, dass das Anführerpaar sich für vergnügliche Stunden zurückzog und den Gefangenen an andere Leute übergab. Sie gelangten zu einem Haus in der Nähe des Flusses, ein Wachposten stand davor. Madoc wurden sämtliche Sachen von unterwürfigen Dienern abgenommen. „Sperrt den Gefangenen ein, morgen werden wir ihn am Markt verkaufen!“ Die eingeteilten Wachposten nickten, sie wirkten grimmig und stießen Madoc die Stiegen hinunter. Im Keller befanden sich enge Verließe, in denen bereits einige bedauernswerte Menschen lagen. Eine Öllampe beleuchtete gespenstisch die Szenerie, der Kelte hörte die Eingesperrten jammern. Sie waren für den Verkauf gedacht, er erkannte keine Folterwerkzeuge. Der Wachposten stieß ihn gefesselt in ein enges, fast mannshohes Verließ hinein, dort befand sich kein Gefangener. Er fiel hart auf den Boden und fluchte. Der Wikinger lachte und schloss die Tür ab. In Madoc machte sich spürbare Müdigkeit breit, aber er wollte in keinen Schlaf fallen. In dieser Nacht gab es vielleicht noch die Gelegenheit, eine erfolgreiche Flucht durchzuführen. Es stellte die letzte Möglichkeit dar, dem grausamen Schicksal eines Sklaven zu entgehen. Die Männer durchsuchten ihn nicht vollständig, in seinem Stiefel befand sich ein Stück scharfes Eisen. Mit gefesselten Händen am Rücken erwies sich das Hinkommen als schwierig, aber Madoc verfügte über genügend Zeit. Im Keller herrschte derzeit völlige Dunkelheit, da der Öllampe offensichtlich die Basis versiegte. Der Wachposten befand sich oberhalb, eine Tür führte in diese Räume. Die Menschen in den angrenzenden Verließen jammerten und ergaben sich in ihr Schicksal.

Es handelte sich um einfache Menschen, die Opfer der Raubzüge der Wikinger wurden. Sklavenhandel stellte eines der lukrativsten Geschäfte für kriegerische Horden dar.

Madoc schaffte es, seinen Stiefel auszuziehen und an das seitlich angebrachte Eisenstück zu gelangen. Bisweilen drückte es beim Gehen, aber es erwies sich als sinnvoll. Er bekam es in die Finger, drehte sich auf den Rücken und begann langsam mit der scharfen Seite das Seil zu bearbeiten.

Manchmal schnitt er sich, aber er fühlte den Schmerz nicht, konzentrierte sich auf seine Tätigkeit. Der Kelte spürte sein Blut, Schweiß trat auf seine Stirn, ringsum erstarb das Jammern, die Menschen schliefen. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sich die Fesseln, irgendwann gaben sie nach und er konnte sich davon befreien. Die Arbeit strengte an, er machte anschließend eine Pause und blieb in liegender Stellung. Der Kelte verhielt sich leise und setzte sich an die Wand. Langsam kehrte das Blut in seine Hände zurück, sein Blick fiel auf die Tür des Verlieses, diese wurde mit einem großen Schlüssel gesperrt. Das Eisenstück konnte beim Öffnen helfen. Der Weg aus diesem Verließ erwies sich noch immer als fast unmöglich, oberhalb saßen die Wachen. Er überlegte seine weitere Vorgangsweise und wurde unterbrochen durch den Wachposten, der die Zellen kontrollierte.

Dieser fluchte wegen der mangelhaften Öllampe. Er entzündete eine kleine Fackel und leuchtete in die Verließe hinein.

Madoc rollte sich zusammen. Als der Wachposten seine Zelle überprüfte, hob er den Kopf an. „Gib mir etwas Wasser, du verdammter Bastard.“ Mittlerweile konnte er sich halbwegs verständigen in der Sprache der Dänen, zumindest verstand ihn der Wachposten. Dieser zeigte sich erbost über die Beschimpfung. In den letzten beiden Jahren erkannte Madoc in den Kämpfen gegen die Wikinger, dass diese sich für ein besonderes Volk hielten, das die anderen als minderwertig betrachtete, zumindest im Kampf. Er hoffte auf eine Reaktion des Wachpostens und dieser machte ihm den Gefallen, es handelte sich um eine spontane, wirkungsvolle Idee des Kelten. Der Wikinger schloss das Verlies auf, in seiner Hand hielt er eine kurze Peitsche. „Du unnötige Kreatur wagst, mich zu beschimpfen. Ich werde dich lehren, dich anders zu verhalten.“ Dann schlug er mit der Lederpeitsche zu, Madoc spürte die Schläge schmerzhaft. Er verbiss sich den Schmerz und trat mit voller Wucht gegen das linke Knie des Wikingers, ein schmerzhafter Schrei ertönte, die Fackel fiel aus seiner Hand und erlosch. Ein zweiter wuchtiger Tritt traf das rechte Schienbein, der Mann verlor das Gleichgewicht.

Madocs linke Hand fuhr hoch und riss den Mann nach unten, mit der rechten Hand stach er mit dem Eisenstück zu, dann schnitt er dem Mann die Kehle auf. Dieser schien noch nicht tot zu sein, er röchelte, Blut quoll aus einer tiefen Wunde. Madoc drückte das Eisenstück tief hinein und hielt dem Mann dem Mund zu, schließlich erlosch das Leben des Wikingers. In den angrenzenden Zellen herrschte kurzweilig Unruhe, aber schließlich schliefen die Menschen wieder ein.

Es gab öfter Bestrafungen in den Zellen, die Dunkelheit verbarg die tatsächlichen Ereignisse. Der Kelte rollte den Mann weg und versuchte, ruhig zu atmen. Langsam kam er zur Ruhe. Er wandte sich dem Mann zu und nahm dessen Axt und Messer an sich, dieser trug kein Schwert. Die Lederpeitsche behielt er und steckte sie in seinen Gürtel. Er rollte den Mann in eine Ecke und nahm ihm den Schlüssel ab. Dann erhob er sich und sperrte das Verließ zu. Er benötigte keine Fackel, seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Die Menschen in den anderen Zellen zeigten keine Reaktion, möglicherweise aus Angst oder sie schliefen tatsächlich.

Madoc schlich die Stiegen hinauf, die Tür ließ sich öffnen.

Er erinnerte sich an die Räumlichkeiten, vermutlich saß ein zweiter Wachposten darin. Der Kelte verlor keine Zeit und handelte schnell. Tatsächlich saß ein Mann auf einem Stuhl, der sich überrascht zeigte über das schnelle Auftauchen eines Gefangenen. Die Axt beendete sein Leben, bevor er andere Krieger alarmieren konnte. Madoc überblickte den Raum, er fand einen Speer und eine kürzere Spatha. Er durchsuchte den Toten und fand einige Münzen in einer Tasche an dessen Ledergürtel. Auch die wollene Tunika und die Mütze erschienen brauchbar. Schnell stattete er sich mit den erforderlichen Utensilien aus. Als er auf die Straße trat, schien ihn sein Glück zu verlassen, denn Gunnar und Yrsa tauchten auf. Offensichtlich dauerte das Vergnügen nicht die ganze Nacht. Madoc setzte auf Angriff und nahm die Axt in die Hand, ein unauffälliges Verschwinden erschien nicht mehr möglich. Das Paar sah ihn aus dem Haus treten, er trug den Mantel des Wächters, deshalb erkannten sie ihn nicht sofort.

Diesen Vorteil nutzte er und ging mit schnellem Schritt auf die beiden zu. Als Gunnar ihn ansprach, gab sich Madoc zu erkennen und warf die Axt, die in Gunnars Kopf einschlug.

Mit ungläubigem Blick fiel der Hüne zu Boden, die blonde Yrsa schrie auf, aber auch sie zeigte sich überrascht von der Situation. Madoc ließ ihr keine Zeit zum Reagieren und versetzte ihr einen Fußtritt gegen die Brust. Sie fiel mit dem Kopf gegen einen Stein und verlor kurzfristig das Bewusstsein. Der Kelte blickte sich um, einige Menschen hielten sich in der näheren Umgebung auf, sie griffen aber nicht ein. Er erkannte sein Schwert, das Gunnar als Beute für sich beanspruchte und nahm es an sich. Als Yrsa zu sich kam, versetzte er ihr einen brutalen Faustschlag gegen das Kinn, sie fiel zurück. „Das ist für die Fußtritte, du verrückte Walküre.“

Schnell verließ er den Schauplatz und tauchte in der Dunkelheit der Straßen Londons unter. Er lief zum Hafen und flussabwärts an der Themse entlang. Die schnellste Möglichkeit zur Flucht lag in einem Boot, weit hinter ihm hörte er laute Schreie. Derzeit bestand keine Gefahr. Er dachte an seine Goldmünzen, die vermutlich bei Gunnar lagen. Leider kannte er diese Stadt nicht, deshalb gab er seine Absicht wieder auf, sich das Gold zu holen. Mittlerweile verstand er die Sprache der Wikinger, aber an der Aussprache würden sie ihn sofort erkennen. Er fand ein Boot und kletterte hinein, mit kräftigen Ruderschlägen fuhr er zur Mitte des Flusses und überließ sich der Themse, die ihn zur Mündung trug. Als London weit hinter ihm lag, ruderte er an das südliche Ufer, das Boot überließ er anschließend dem Fluss. Er durchquerte Kent, die Heimat der Jüten, Richtung Südküste. Madoc blieb nicht stehen, auch als der Tag anbrach. Die Wikinger würden ihn nach dem Tod Gunnars gnadenlos verfolgen, aber sie wussten nicht, wohin er sich wendete. Der Weg nach Hause schien verwehrt zu sein, die Wikinger trieben sich in großen Teilen von Wessex und Mercien herum und standen einer erfolgreichen Heimkehr im Weg. Zudem bestand die Gefahr, dass sie ihn bis nach Hause verfolgten, seine Familie konnte in Gefahr geraten. Er musste alle Möglichkeiten einkalkulieren, nach langem Überlegen entschloss er sich, Britannien auf schnellstem Wege zu verlassen. Madoc bedauerte den Abschied, aber die Wikinger wirkten zu gefährlich, um sich dauerhaft mit ihnen anzulegen. Die Berserkereinheit würde ihn suchen, aber sie vermuteten ihn wahrscheinlich auf dem Weg Richtung Westen. Kurze Pausen unterbrachen den Marsch Richtung Süden, der ihn nach Sussex führte, schließlich erreichte er nach einem Tag die Hafenstadt Hastings. Mittlerweile machte sich der Schlafmangel bemerkbar, während einer kurzen Pause vor der Stadt fielen ihm die Augen zu. In seinen Träumen erschien das bemalte Gesicht der Berserkerin Yrsa, die sich wahrscheinlich auf der Jagd nach ihm befand. Er schreckte auf und blickte sich um, der Tag brach an in der Hafenstadt. Als er übermüdet die Stadt aufsuchte, erfuhr er den Namen, denn er kannte diese Gegend Britanniens nicht. Aber im Hafen lagen viele Schiffe, die sein Interesse weckten. Im Süden, jenseits des englischen Kanals, lag das Westfrankenreich, dort schien er vor der Rache der Wikinger sicher zu sein. Derzeit beherrschten die Dänen diese Küstengebiete, aber es stellte sich die Frage, wie ihr Nachrichtensystem funktionierte. Sie würden aber den Ausbruch eines Sklaven mit drei toten Wikingern nicht ungestraft lassen, dessen war er sich sicher. Er suchte einen Imbissstand auf und verwendete das Geld des Wachpostens, um sich zu stärken, dazu trank er ein Bier. Danach fühlte er sich gestärkt und verkroch sich im Dachboden eines Stalles am Rande der Stadt. Für seine weitere Flucht benötigte er Schlaf, um sich zu erholen. Er schlief bis zum Abend, danach suchte er wieder die Stadt auf. Nach dem Schlaf fühlte er sich erholt, sein Problem lag im mangelnden Geld. Derzeit besaß er noch einige Münzen, er verkaufte den Mantel und die wollene Tunika des Wikingers an einen Händler und erwarb einen großen Umhang mit Kapuze. Madoc verwendete die Sprache der Angelsachsen, Kelten fielen in diesem Gebiet auf. Er besuchte einige Tavernen, die gut gefüllt waren. Der Kelte bestellte sich jeweils ein Bier und beobachte unauffällig die Gäste. Es schien Vorsicht geboten zu sein, denn viele von ihnen wirkten stark betrunken und suchten bisweilen Streit. Leider gab es keine konkreten Ergebnisse auf seiner Suche nach einem Schiff, am nächsten Tag versuchte er am Hafen sein Glück. Er bot an, als Matrose auszuhelfen, konnte aber auf wenig bis keine Erfahrung im Umgang mit Schiffen zurückblicken. In den nächsten beiden Tagen erhielt er nur Absagen, das Geld reichte noch für ein letztes Essen. Er dachte an einen Überfall. Dies widerstrebte ihm, aber er sah keine andere Möglichkeit, schnell an Geld zu kommen. In der nächsten Nacht beobachtete er aus einer dunklen Nische heraus eine große Taverne, er suchte nach einem möglichen Opfer. Kurz vor Mitternacht trat ein beleibter Mann heraus, er sang und wirkte stark betrunken. Er schien Geld zu besitzen. Madoc blickte sich um und folgte dem Mann unauffällig, der sich schwankend Richtung Hafen bewegte. Offensichtlich lag seine Unterkunft am Hafen, was die Aussicht auf Geld erhöhte, denn dort wohnten betuchte Reisende. Bevor der Hafen in Sichtweite kam, näherte sich Madoc dem Mann. Kurz vor der Aktion traten plötzlich zwei riesige Männer aus einer Seitengasse. Er blieb sofort stehen, der Betrunkene hielt ebenfalls an. „Meine beiden Leibwächter, seid gegrüßt!“, rief er fröhlich. Doch die Augen der beiden Riesen blickten auf Madoc, der sich dahinter befand.

Der Beleibte drehte sich um und bemerkte Madoc in diesem Moment. „Was ist los?“, fragte er überrascht. Er schien zwar stark angetrunken zu sein, aber sein Kopf arbeitete normal.

Ein Lächeln erschien in seinem Gesicht. „Wolltest du mich überfallen, du Bastard? Diese beiden Herren werden dich töten, wenn du nicht sofort verschwindest, das ist deine letzte Gelegenheit, so wahr ich Robert heiße.“ Er sprach in Latein.

Madoc empfand ein schlechtes Gewissen und fühlte sich unwohl, bis zu diesem Tag überfiel er keine wehrlosen Menschen. Er zeigte keine Angst vor den beiden riesenhaften, breitschultrigen Männern. Einer trug blonde Haare und einen Vollbart, er musste Mitte Dreißig sein. Der Zweite schien einige Jahre älter zu sein und wies einige graue Strähnen in seinem schwarzen Haar auf, er trug keinen Bart.

Madoc konnte sie gut erkennen, da sie sich im Lichtschein einer starken Öllampe befanden. Als Räuber fühlte er sich nicht geeignet. Der Schwarzhaarige sprach ihn ebenfalls in Latein an. „Was willst du?“ Seine Stimme klang hart und besaß einen Befehlston. Madoc zeigte sich unbeeindruckt. Der Beleibte ergriff das Wort und wandte sich an seine Leibwächter. „Er wird uns nicht verstehen, dieser Bastard.“

Madoc wollte sich eigentlich zurückziehen, aber sein Stolz erwachte plötzlich. „Es tut mir leid, Sir Robert. Ich habe kein Geld und muss dringend dieses Gebiet verlassen, am besten in das Reich der Franken. Leider bin ich kein guter Räuber.

Sie haben recht, ich bin ein Bastard, aber es ist der Not geschuldet gewesen.“ Er wollte sich umdrehen, die Männer wirkten überrascht. Der Beleibte lachte plötzlich. „Ein höflicher Räuber, und er spricht perfekt Latein. Ich bin ehrlich überrascht, mein Junge, aber dein Aussehen spricht nicht für dich, zudem stinkst du gewaltig.“ Madoc wollte sich nicht länger beleidigen lassen und sich verabschieden, aber der Beleibte ergriff das Wort. „Du sagtest, du willst in das Frankenreich. Wir segeln morgen nach Caen. Ich benötige immer gute Leute, vor allem ehrliche und höfliche Menschen. Welche Fähigkeiten besitzt du, mein Junge?“ Madoc störte das überhebliche Getue des beleibten Mannes, der Mitte Vierzig zu sein schien, aber vielleicht ergab sich eine Möglichkeit.

„Ich kann kämpfen, Sir Robert.“ Der beleibte Mann lachte.

„Ich mag es, wenn er mich mit „Sir“ anspricht.“ Er wandte sich an den Schwarzhaarigen. „Vielleicht sollten deine Männer und du mich auch in dieser Form ansprechen, Ivean.“

Der Schwarzhaarige grinste plötzlich. „Du weißt, dass unser Adel nicht will, wenn sich normale Bürger dies anmaßen, Robert.“ Der Angesprochene lachte. „Können wir den Jungen brauchen, Ivean?“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und wandte sich an Madoc. „Wir wissen nicht, warum er Britannien so schnell verlassen muss. Diesbezüglich wäre eine ehrliche Antwort hilfreich, um nicht unnötig in Schwierigkeiten zu kommen.“ Der Beleibte nickte, interessiert blickten die drei Männer auf Madoc. Dieser entschied sich, die Wahrheit zu sagen und erzählte in Kurzform die letzten Ereignisse. „Sie sind sicherlich sehr wütend, da ich ihren Anführer getötet habe.“ Die Männer nickten. „Du hast tatsächlich einen Berserker getötet, Junge? Das hätte ich dir nicht zugetraut, aber du klingst ehrlich“, sagte der dicke Robert beeindruckt, die Gefahr durch die Wikinger negierte er offensichtlich. „Was sagst du zu dem Jungen, Ivean? Ich würde ihn mitnehmen, aber überlasse dir die Entscheidung, da du die Männer führst. Du besitzt mehr Erfahrung in solchen Dingen.“ Der Schwarzhaarige blickte sich um, keiner belauschte das Gespräch. Sie standen am Rande des Hafenplatzes und sprachen für andere nicht hörbar. Ivean blickte auf den Blonden, dieser nickte langsam. „Es ist gut, du bist eingestellt und kannst mitkommen. Ich bringe dich zum Schiff. Dort versteckst du dich bis zu unserer Abfahrt, damit die Dänen nichts bemerken. Derzeit beherrschen sie dieses Land.“ Ivean wartete auf keine Antwort und deutete Madoc, ihm zu folgen. Während der blonde Riese den beleibten Mann in seine Unterkunft begleitete, brachte der Normanne Madoc zum Schiff. Dieses lag abseits, sie fielen nicht auf, es trieben sich noch einige Menschen herum. „Wir fahren morgen am Vormittag, bis dahin bleibst du hier. Derzeit besteht noch die Möglichkeit, dein Geschäft zu verrichten, danach rührst du dich nicht mehr weg. Hast du mich verstanden?“

Er nickte zu Iveans Frage. Dieser drehte sich noch einmal um. „Wie heißt du?“ Der Kelte nannte seinen Namen. Ivean nickte und sagte:“ Du passt auf, dass nichts gestohlen wird.

Das ist dein erster Auftrag, Madoc.“ Danach verschwand er und Madoc verrichtete anschließend seine Notdurft, um sorgenfrei am Schiff verweilen zu können. Der Himmel über Albion, wie die Kelten Britannien nannten, zeigte sich stark bewölkt, es würde bald regnen. Er dachte an die überraschende Wendung, die ihm schlussendlich helfen würde, Britannien zu verlassen. Die Dänen würden vergeblich nach ihm suchen, nur wenn er an diese Kriegerin dachte, machte er sich Sorgen. Am nächsten Tag erschienen die Matrosen und der Kapitän, das Schiff stand im Eigentum des dicken Robert. Ivean und der Blonde, der sich Dankrat nannte, tauchten auf. Im Tageslicht wirkten die beiden Männer noch beeindruckender. Sie trugen gute Kleidung, Ivean eine goldene Kette um seinen Hals, auch Dankrat präsentierte sich gut ausgestattet mit Schmuck. Lange Schwerter hingen am Gürtel, Madoc trug es lieber am Rücken oder am Rucksack, dann hinderte es nicht beim Laufen. Ivean schickte den Kelten in den gut gefüllten Lagerraum. Er machte es sich gemütlich und döste bis zur Abfahrt, bis hörbare Geräusche das Erscheinen des Eigentümers verkündeten. Madoc interessierte es nicht. Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber vorerst erschien sein Überleben am wichtigsten. Ivean führte eine Truppe von Männern, die für Robert arbeiteten, aber es dürfte sich um leichtere Aufträge handeln als zuletzt bei den Angelsachsen. Es hörte sich interessant an, einige Jahre außerhalb der Heimat mit einem guten Verdienst klang nach Freiheit und Abenteuer. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Geh hinunter und verstecke dich, bis wir abfahren. Ich will dich nicht sehen, bis ich sage, du darfst hochkommen. Hast du mich verstanden?“ Es handelte sich um die Stimme von Ivean, ein Fluch folgte. Eine Person erschien im Lagerraum. Madocs Augen wurden groß, als er sie erkannte. Es handelte sich um die Berserkerin Yrsa. Sofort sprang er hoch und griff nach seinem Schwert. Die blonde Frau lächelte verächtlich. „Beruhige dich, Keltenkrieger. Es passiert dir nichts.“ Diesmal trug sie keine Gesichtsbemalung, aber ihre Waffen. Er richtete das Schwert auf sie. Yrsa hob ihre Hände zum Zeichen des Friedens. Bevor sie etwas sagen konnte, ergriff er das Wort. „Wenn du etwas zu erzählen hast, sprich in Latein, aber vermutlich beherrscht du diese Sprache nicht, Berserkerin. Ich will alles verstehen, was du sagst.“ Yrsa blickte ihn an und schüttelte den Kopf. „Lass es gut sein, Kelte. Ich bin auch auf der Flucht. Wir müssen reden“, sprach sie in gutem Latein. Madoc wirkte nicht überrascht, diese Frau barg viele Geheimnisse. Nach langem Überlegen nickte er, sie schien es ehrlich zu meinen. Er deutete auf einen Platz, der ausreichend Abstand zu seinem bot.

Ihre Augenbrauen hoben sich vergnügt. „Hast du Angst vor Frauen?“, fragte sie provokant. Sie legte den Mantel ab, darunter trug sie die Kleidung eines Mannes, trotzdem kamen ihre weiblichen Attribute zum Vorschein. Yrsa setzte sich auf den zugewiesenen Platz und blickte ihn lange an, ihre blauen Augen strahlten. „Ich habe gestern in der Nacht euer Gespräch belauscht. Deshalb habe ich den Dicken heute gebeten, mich mitzunehmen, da ich auf der Flucht bin.“ Madoc schüttelte den Kopf. „Britannien wird derzeit von deinem Volk beherrscht. Warum solltest du auf der Flucht sein? Ich habe deinen Gefährten getötet. Du willst Blutrache, Berserkerin.“ Sie blickte ihm in die Augen und schüttelte den Kopf.

„Du bist nicht der Hellste im Kopf, Kelte. Wenn ich noch auf der Seite der Dänen wäre, könnten diese Normannen mit ihrem Schiff nicht ablegen. Ich befinde mich tatsächlich auf der Flucht.“ Yrsa erzählte von den Ereignissen nach seiner Flucht aus London. Sie wollten ihn im Westen suchen. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie Idioten wären, das wollten sie nicht hören. Nach Gunnars Tod sind alte Feindschaften hochgekommen, die ich regeln musste. Jetzt gibt es einen Mann weniger, darauf bin ich geflohen.“ Yrsa machte eine Pause, sie wirkte nachdenklich. „Warum haben sie dich angegriffen? Das ist unüblich unter Berserkern.“ Sie blickte auf nach Madocs Worten. „Es sind Dänen, arrogante Bastarde.

Ich komme aus Island, dem Land von Leif Eriksson. Für die Dänen vom Festland haben wir nicht den gleichen Status.

Gunnar hat mich in seine Einheit eingebunden, er hat meine Qualitäten geschätzt, als Kriegerin und Frau.“ Sie lachte plötzlich, ihr Blick trübte sich ein und fiel auf Madoc. Warnsignale schlugen an in seinem Kopf, diese Frau schien nicht einzuschätzen zu sein. „So weit ist die Geschichte gut, aber die Rache für deinen Liebsten hast du noch nicht vollzogen.“

Yrsas Blick veränderte sich nach Madocs Worten. Sie lachte plötzlich. „Oh, mein Gott, Kelte! Ich habe noch nie einen Liebsten besessen und bin seit jungen Jahren als Kriegerin unterwegs. Gunnar ist weder mein Gefährte noch mein Liebster gewesen. Ich schlafe nur mit den besten Männern, das tut gut. Gunnar hat zu dieser Sorte gehört, aber jetzt ist er tot und ich kann endlich diese dänische Bande verlassen.“

Die Worte der Frau klangen schlüssig, aber er traute ihr nicht. „Vielleicht lügst du, Berserkerin, und schneidest mir den Hals auf, wenn ich schlafe“, sagte Madoc hart. Yrsa zuckte mit den Schultern. „Es ist vieles möglich, das Schicksal bestimmt.“ Sie erhob sich, auch Madoc stand auf. Yrsa war kleiner als Madoc, aber sehr groß für eine Frau. „Es hat mich beeindruckt, wie du geflohen bist, auch dein Fluchtweg. Du handelst schnell und entschlossen, ich mag solche Männer. Vielleicht darfst du mit mir schlafen, Kelte. Du wärst der Erste eurer vergessenen Kultur.“ Provokant wiegte sie sich in den Hüften, Madoc blieb vorsichtig. Sie lachte und wandte sich ab. „Ich werde mich mehr an die beiden riesenhaften Normannen halten, vielleicht haben sie überall Großes zu bieten.“ Er nickte. „Das ist eine gute Idee, denn ich habe nicht vor, mit dir zu schlafen. Du gehörst nicht zu den Frauen, die mich reizen.“ Yrsa drehte sich wieder zu ihm.

„Ich habe Gunnar gesagt, dass er dich töten soll, aber er hat nicht gehört. Das ist sein Fehler gewesen, er hat dafür gebüßt. Das Einzige, was ich dir heimzahlen werde, ist der Faustschlag, ich spüre noch immer Schmerzen an meinem Kinn.“ Madoc erkannte die Ehrlichkeit in ihren Augen. „Es stellt sich die Frage, wie du es mir heimzahlen willst, Yrsa.“

Sie zuckte mit den Schultern und grinste. An den Lippen erkannte er noch Auswirkungen seines Faustschlages. „Wie heißt du überhaupt, Kelte?“ Madoc nannte seinen Namen.

Sie nickte. „Wo ist mein Gold, Yrsa?“ Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Der idiotische Gunnar hat alles versteckt, mittlerweile haben es seine Männer aufgeteilt. Ich meine den Rest, der größere Teil der Beute ist an den König geflossen. Ich habe ein paar Goldmünzen im Gürtel und werde mich den Normannen anschließen. Sie zahlen gut, wenn die Gerüchte stimmen.“ Die Frau wirkte ruhig und setzte sich wieder auf ihren Platz. Stille kehrte danach ein, keiner sprach mehr. Madoc wusste nicht, was er von der Geschichte halten sollte, aber Yrsa lag richtig, das Schicksal entschied. Das Schiff fuhr aus dem Hafen von Hastings und nahm Kurs in Richtung der Stadt Caen im Herzogtum der Normannen im Westfrankenreich.

Yrsa und Madoc dösten im Lagerraum. Ein Mann stieg vom Deck herunter, es handelte sich um Dankrat. „Steht auf! Robert will euch sehen.“ Er wartete auf keine Reaktion und sprach im Befehlston. Madoc blickte auf Yrsa. „Du stehst dich auf solche Männer, wie du sagtest.“ Sie hob die Augenbrauen und grinste. Beide stiegen zum Deck hinauf, das Schiff schwankte erheblich. Madoc fühlte sich an Land besser, Yrsa schien das wackelnde Schiff nichts auszumachen.

Der dicke Kaufmann stand an Deck, er wirkte ruhig. Neben ihm standen die beiden normannischen Riesen Ivean und Dankrat. Yrsas Blick erfasste den Dicken. „Unsere beiden Flüchtigen, die Dänen werden uns dafür hassen“, sagte Robert gutgelaunt. Madoc sagte kein Wort, Yrsa hielt sich ebenfalls zurück. „Ich habe euch geholfen, damit ihr mir dient und gehe davon aus, dass ihr eure Zusagen einzuhalten gedenkt.“ Der Kelte nickte, Yrsa ergriff das Wort. „Ich diene als Kriegerin, nicht als Gespielin, damit keine Missverständnisse aufkommen.“ Robert lachte plötzlich, der beleibte Mann erwies sich stets als gutgelaunt. Madoc empfand Sympathie für den Mann, auch Yrsa schien seine Art zu gefallen.

„Ich würde nicht lachen, sie ist eine Berserkerin“, sagte Madoc laut. Die Männer hoben überrascht ihre Augen. Sie schüttelte den Kopf. „Der Kelte redet Unsinn. Ich bin keine Berserkerin, sondern bin nur in eine Einheit dieser Krieger integriert worden. Diese Männer haben sich vor einer Schlacht in einen Rausch versetzt, sie sind verrückt.“ Madoc grinste plötzlich und wandte sich an Yrsa. „Du bist verrückt.“ Ivean ergriff das Wort. „Kennt ihr euch besser?“ Der Kelte zuckte mit den Schultern. „Ich komme aus Island und habe diese Berserker in London getroffen. Einer von ihnen ist mir zu nahe gekommen, ich habe ihn getötet. Ich bin Teil dieser Gruppe geworden, das ist letzten Herbst gewesen.

Seitdem haben wir Angelsachsen getötet, manchmal auch Kelten.“ Sie unterbrach ihre Erzählung. Robert forderte sie auf, weiter zu erzählen. Yrsa zuckte mit den Schultern. „Es ist ein gutes Leben gewesen. Wir haben gekämpft im Auftrag des dänischen Königs, vor allem hinter den nicht klaren Frontlinien. Der Anführer Gunnar und ich sind ein Paar gewesen. Wir haben das Leben von Wikingern geführt.“ Ivean wollte mehr wissen. „Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet, ob ihr euch kennt. Ich will das wissen.“ Madoc wollte antworten, aber Yrsa erwies sich wieder als schneller.

„Wir haben diesen Kelten als Gefangenen von den Angelsachsen übernommen, er hat ihnen offensichtlich Geld gestohlen.“ Madoc unterbrach sie unwirsch. „Ich habe nichts gestohlen, diese Bastarde sind mir etwas schuldig gewesen.

Meine Gefährten sind alle tot, das Gold ist mir zugestanden.

Dann sind die Dänen gekommen, mit dieser Verrückten, die mich sofort töten wollte. Zu meinem Glück hat der Anführer beabsichtigt, mich als Sklave zu verkaufen. Sie haben tatsächlich geglaubt, dass gelingt ihnen. Ich bin kein Angelsachse.“ Er machte eine Pause, dann fuhr er fort. „Während meiner Flucht habe ich den Anführer getötet. Vielleicht ist es besser, ihr werft diese verrückte Berserkerin über Bord.

Sie bringt nur Ärger und will Blutrache.“ Madoc lächelte plötzlich. Yrsas Augen veränderten sich, aber sie blieb ruhig.

„Hast du ein Problem damit, dass er deinen Gefährten getötet hat?“, fragte Robert laut. Die Wikingerin wirkte ruhig und gefasst. „Ich habe ihm bereits gesagt, dass er Unsinn redet.

Der Mann ist tot. Ich benötige keinen Gefährten, sondern wechsle die Männer. Dazu muss gesagt werden, dass ich mich nur mit richtigen Männern einlasse. Möglicherweise gibt es diese unter den Normannen.“ Yrsas Stimme klang süffisant, ihr provokanter Blick traf Ivean und Dankrat. Die beiden Normannen tauschten Blicke aus, der blonde Dankrat grinste plötzlich. Robert ergriff das Wort. „Die Normannen werden noch die Welt erobern. Sie entwickeln sich weiter im Gegensatz zu den Dänen und Norwegern.

Diese müssen noch zur Ruhe kommen.“ Yrsa zuckte mit den Schultern. „Ich kämpfe für mich und meinem Auftraggeber.

Das ist alles, ansonsten will ich Spaß haben auf dieser Welt.

Alles andere sind Männerangelegenheiten.“ Robert lachte, auch Dankrat grinste. „Ich werde aber jeden Mann töten, der mich ohne meine Einwilligung anfassen will. Die Liste ist bereits sehr lang.“ Der blonde Dankrat ergriff das Wort. „Ich denke, du bist richtig in der Normandie, wenn du wahre Männer suchst. Wir werden sie alle schlagen, wenn die Zeit reif ist. Kelten, Angelsachsen, Dänen und alle anderen Völker, die glauben, gut zu sein.“ Arroganz klang aus seiner Stimme, Madoc blickte ihn seltsam an. „Vielleicht erhalte ich einen persönlichen Vorgeschmack auf die Härte der normannischen Männer“, sagte Yrsa laut und provokant. Der blonde Hüne nickte und lachte. Ivean schüttelte den Kopf.

„Lasst diesen Unsinn. Robert entscheidet, ob er euch braucht.“ Der beleibte Kaufmann lächelte. „Natürlich behalten wir diese beiden, sie bringen Abwechslung in deinen Haufen von Normannen. Madoc wird mich persönlich begleiten, die Isländerin bleibt bei euch.“ Alle nickten, damit war alles besprochen. Yrsa blieb an Deck, während Madoc mit Robert dessen kleine Kabine betrat. „Du bist ein anständiger Kerl und ab sofort mein persönlicher Leibwächter, Madoc.“ Der Angesprochene nickte. Robert wies ihn in seine Aufgaben ein und erzählte von seiner Heimatstadt Caen am Fluss Orne. Sie basierte auf alten Römersiedlungen und lag nicht direkt am Meer, sondern flussaufwärts. Der Kaufmann erzählte gerne, offensichtlich liebte er seine Heimat sehr. Er redete in einer Sprache, die dem Lateinischen ähnlich zu sein schien. Robert blickte auf. „Verstehst du alles, Madoc? Die Sprache wird Romanisch genannt oder Fränkisch, es ist eine Mischung aus Latein und Normannisch.“ Der Kelte nickte, er schien keine Probleme damit zu haben. Robert grinste. „Ich glaube, du bist sehr intelligent und lernst schnell. Ivean und Dankrat sind Söldner, ähnlich