MINDPUNK - Denken und Leben für neue Götter - Daniel Hoch - E-Book

MINDPUNK - Denken und Leben für neue Götter E-Book

Daniel Hoch

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Beschreibung

Die Veränderungen da draußen sind rasant und chaotisch: Die neue Welt prallt auf das alte Denken und es gibt einen gewaltigen Clash! Human (R)Evolution - Krieg der Werte und Generationen. Darwin ist out. Was hilft ist ein Paradigmenwechsel und zwar ohne Wenn und Aber, denn Changemanagement ist tot und Veränderung funktioniert nicht mehr. Auf ernsthafte und zugleich charmante Art zeigt Daniel Hoch wie jeder Mensch zum MINDPUNK wird: Welche Prinzipien in Zeiten des Wandels von Kulturen, Werten und Generationen immer wichtiger werden und wie wir sie leben. Wie wir lernen, den aktuellen Wandel inklusive der umfassenden Digitalisierung und dem radikalen und enormen technischen Fortschritt in Einklang zu bringen. Daniel Hoch beschreibt den gesellschaftlichen Wandel und wie eine bereichernde Zukunft für alle Menschen entsteht. Er inspiriert mit Einblicken in sein Leben, seiner persönlichen Entwicklung und mit Momenten aus dem Leben - für das Leben. Für alle.

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© 2020 Daniel Hoch

Autor:

Daniel Hoch

Umschlaggestaltung:

honigbart®, Jürgen Schulz Lektorat/Korrektorat: Lisa Billing

Verlag:

Erfolgshoch Verlag (Inh. Daniel Hoch), Karl-Liebknecht-Straße 66, 04275 Leipzig

Druck:

tredition GmbH, Hamburg

ISBN Hardcover:

978-3-948767-04-4

ISBN Paperback:

978-3-948767-65-5

ISBN E-Book:

978-3-948767-05-1

ISBN Hörbuch:

978-3-948767-06-8

Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhalt

Vorwort

Teil 1 Neu am Himmel

1 Smartphone Stories

2 Good, better, best

3 Café oder Co-Working-Space

4 Arbeiten im Schwebezustand

5 Die Netzwerk-Gesellschaft

6 Implosionsgefahr

7 Du bist Gott

Teil 2 MINDPUNK®

8 Und tschüss, Darwin!

9 Liebe deinen Feind!

10 Flexibilus und das geordnete Chaos

11 Du kannst alles haben

12 Die zukunftsorientiert gelebte Gegenwart

13 Leben und leben lassen

14 Ego, das weiße Schaf

15 Regelfrei

16 Lustgebiete

17 Füreinander statt Miteinander

18 Gott ist tot!

Teil 3 Reportagen aus der Zukunft

19 Station 1: Einmal Meet-up-Tower, bitte!

20 Station 2: Beziehungsweise

21 Station 3: Neue Arbeitswelten

22 Station 4: Sauber, noch sauberer, nachhaltig

23 Station 5: Alles gut

Nachwort

MINDPUNK® Principles

Glossarium

Über den Autor

Vorwort

 

Dieses Buch ist für alle geschrieben, die so mutig sind, mehr vom Leben zu wollen. Mehr als business as usual. Mehr als Erfolg, Geld, Anerkennung. Mehr als die klassische Beziehung. Und mehr als vor dem eigenen Haus zu kehren und den Eingangsbereich schön sauber zu halten.

Dieses Buch ist für Menschen, die etwas bewirken wollen. Die spüren, dass wir in der Lage sind, viel mehr Gutes sowohl für uns selbst als auch für die Gesellschaft zu tun – wenn wir stärker im „Wir“ denken und leben.

Und es ist ein Buch für alle, die nicht nur Geld verdienen wollen, um ihre Brötchen zu zahlen, sondern vor allem Sinn und Freude suchen.

Wenn du dich in dieser Beschreibung wiederfindest, dann ist dieses Buch für dich. Dann gehörst du vermutlich zu dem Teil der Gesellschaft, der sich weniger „Gedanken“ um die Zukunft macht – sondern die Zukunft gestaltet.

Evolution statt Revolution.

Du gehörst zur aufstrebenden Elite oder spürst, dass du dich in diese Richtung entwickelst. Und wirst früher oder später zu der Avantgarde gehören, die den Arbeitsmarkt aufmischt, Hierarchien infrage und altbewährte Konzepte vor das Aus stellt. Diese Avantgarde hinterfragt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Und sie ist radikal. Für sie steht nur eine Frage im Vordergrund: „Wofür machen wir das?“

Sie ist schonungslos, sie ist aufgeschlossen, sie ist freiheitlich, sie denkt ganzheitlich. Und sie beeinflusst die gesamte Gesellschaft: indem sie in die Welt dringt und alte Rezepte nicht mehr unhinterfragt hinnimmt. Und indem sie unbequeme Fragen stellt. So wie Greta Thunberg.

Allerdings ist diese Avantgarde nicht gleichzusetzen mit der jungen Generation. Zu ihr gehören Menschen aller Altersklassen. Ihnen allen ist ein wachsender Bewusstseins- und Reifegrad gemein. Und der innere Drang, sich stetig weiterzuentwickeln.

Diese Menschen bringen die Frage nach dem Sinn zurück in die Mitte der Gesellschaft. Und sie definieren „Sinn“ wesentlich ganzheitlicher als die früheren Generationen, die sie hauptsächlich für Wirtschaftsunternehmen gestellt haben. Für diese Menschen hat das ökologische Gleichgewicht den gleichen Stellenwert wie die menschliche Weiterentwicklung und der ökonomische Erfolg. Und das, mein lieber Leser, ist ein gewaltiger Paradigmenwechsel, der sich gerade in der ganzen Gesellschaft vollzieht – und vollziehen muss.

Immer mehr Menschen sind es satt, nur Kohle zu scheffeln. Ehemalige Manager gehen ins Kloster zum Meditieren, Führungskräfte verlassen ihre hochdotierten Stellen, um Start-Ups zu gründen, die für sie endlich wieder Sinn machen und nicht nur eine Lösung darstellen. Das Sabbatical ist so normal geworden wie der Krankenschein.

Das alles fällt nicht vom Himmel. Das haben uns einige Pioniere vorgemacht. Ich nenne sie die „MINDPUNK®s“. Sie sind mehr als eine Wertegemeinschaft – sie sind eine Sinngemeinschaft. Und sie evolutionieren gerade die Gesellschaft, statt gegen sie zu rebellieren. Sprich: Sie entwickeln sie weiter.

Durch ihre neue Art zu denken sind sie viel besser in der Lage, echte Lösungen für Probleme zu finden und die Zukunft positiv zu beeinflussen. Und das machen sie, indem sie sich nicht als die Besseren hinstellen, sondern indem sie alle Menschen integrieren. Sie leben nicht nur das Miteinander, sondern das Füreinander.

Die MINDPUNK®s werden bald den Ton angeben.

Willst du Teil dieser Bewegung sein?

Willst du wissen, welches Denken du brauchst, um selbst ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen – und für die künftigen Generationen mitzudenken?

Dann bist du hier richtig.

In diesem Buch zeige ich dir den Unterschied zwischen dem alten Denken und dem neuen Denken. Du erfährst, wie der MINDPUNK® tickt und wie du dir eine Haltung und ein Gedankengut aneignest, das dich stärkt und dich zu einem aktiven, positiven und selbstverantwortlichen Mitglied der Weltgemeinschaft macht.

Vielleicht fragst du dich, was es mit Gott im Titel auf sich hat und ob ich „göttlich“ schreiben kann, ohne Gott zu propagieren. Meine Antwort ist ja. Ich setze mit diesem Buch keine neue Religion auf und werde ebenso keine Religion angreifen. Ich stelle nur alles infrage. Ich plädiere nicht für ein „richtig“ und ein „falsch“. Mein Ziel ist, dich mit meinen Gedanken, Worten und Fragen zu inspirieren. Fakt ist allerdings auch, dass meine Inspirationen mehr als nur ein neuer Gedanke sein soll. Sie haben einen sehr deutlichen Charakter: Es muss etwas passieren. Es wird etwas passieren.

Die Frage ist: Was soll passieren?

Ich wünsche dir eine angenehme und gedanken-kitzelnde Lektüre! Und noch etwas: Wenn du den Eindruck hast, dass dir zuweilen gnadenlos der Spiegel vorgehalten wird, lass dich nicht schockieren. Das fühlt sich gut an und tut uns gut!

Teil 1

Neu am Himmel

 

Digitale Applikationen, Hierarchiefreiheit, neue Formen der Zusammenarbeit, der Beziehung und des Zusammenlebens: All das sind nur einige der vielen Dinge, die in den letzten Jahren normal geworden sind.

Unsere Welt befindet sich in einem radikalen Wandel. Und dieser Wandel im Außen hängt damit zusammen, dass wir Menschen uns im Innen weiterentwickeln. Dennoch haben viele von uns Schwierigkeiten mit den neuen Möglichkeiten (die wir selbst kreiert haben). Die Angst vor dem technischen Fortschritt ist ebenso verbreitet wie die Qual der Wahl, die viele haben, wenn sie sich ihre schier endlose Wahlfreiheit anschauen.

„Neu am Himmel“ sind jede Menge Freiheiten und Optionen. In diesem Teil zeige ich dir, wie du es schaffst, dich davon nicht überwältigen zu lassen, sondern die Chancen darin wahrzunehmen und zu ergreifen.

1 Smartphone Stories

Mein digitales Leben begann mit meinem ersten Mobiltelefon: das Nokia 3110. Sein Look war einzigartig: Wie ein kleiner Taschenrechner mit einer angedeuteten Antenne. Plötzlich war ich drahtlos, ungebunden und frei in meiner Kommunikation! Und habe mich gefühlt wie ein kleiner Gott.

Ein paar Jahre später dann der nächste Meilenstein: mein erstes Blackberry. Ein revolutionäres neues Gerät, mit dem ich nicht nur per Telefon und SMS mit der Welt kommunizieren konnte. Nein, ich war auch durch das Internet mit der ganzen Welt verbunden, und hatte es mobil in meiner Tasche immer bei mir. So konnte ich Apps herunterladen, die mir die Möglichkeit bescherten, Informationen zeitgleich mit der Realität geliefert zu bekommen. Das prägendste Erlebnis war die Sport-1-App: Mit ihrem Live-Ticker war ich immer up to date im Fußball und konnte die Spiele meiner Lieblingsmannschaft auch unterwegs live mitverfolgen. Das hat mich damals total weggeflasht.

Drei Hochs auf die digitale Evolution

Die Digitalisierung tut einfach gut – mir jedenfalls! Da kann ich nur mit vollem Herzen Beifall klatschen. Nehmen wir mein Privatleben:

Durch die Digitalisierung haben meine Familie und meine Eltern wieder mehr Anteil am Leben des anderen. Ja, ganz ehrlich! Nichts mit: Facebook und WhatsApp verschlingen die Privatsphäre und entfremden die Menschen. Bei uns ist das Gegenteil der Fall!

Klar mussten meine Eltern sich erstmal von diesen neumodischen Gerätschaften selbst überzeugen.

Da begann die digitale Evolution meiner Eltern.

Stell dir vor: Ich sitze mit meinem Vater auf der Wohnzimmercouch, vor uns mein Laptop. Auf dem Bildschirm leuchtet frisch und blau das Facebook-Emblem auf. Auf der Stirn meines Vaters ein blinkendes Fragezeichen, garniert mit ein paar zweifelnden Runzeln. „Was soll ich damit?“, war noch seine verständnisvollste Anmerkung. Doch dann konnte ich ihn ködern: „Pass auf, du meldest dich jetzt einfach an, mehr musst du nicht machen. Dann kannst du mir folgen ohne live dabei sein zu müssen – du und Mama seht immer, wo euer Bub ist. Und das wollt ihr doch, oder?“

Da begann die digitale Evolution meiner Eltern: Erst meldete sich mein Vater an – dann meine Mutter. Und dann noch mein Bruder. Einen kleinen Zwischenapplaus bitte!

Jeder konnte an meinem Leben teilhaben und meine Fotos sehen. Und ich war froh, dass alle informiert sind und ich nicht jedem Familienmitglied die gleiche Story am Telefon erzählen muss: wo ich letzte Woche war, wo ich heute bin, wo ich morgen hinfliege.

Doch allein damit gibt sich der homo sapiens Daniel Hoch nicht zufrieden. Und schon gar nicht meine Mutter! Obwohl sie diesem neumodischen Zeug zunächst äußert skeptisch gegenüber war (nach dem Motto: „Was ist, wenn die ganze Welt deine Privatfotos sieht? Du wirst deine Karriere ruinieren, Junge!“), wurde sie Schritt für Schritt zur Digital-Queen der Familie.

Erst besaß sie ein normales Telefon, dann genoss sie die Vorzüge eines Smartphones. Dann holte sie sich ein Tablet und eines Tages sagte sie zu mir: „Daniel, ich brauche einen Laptop!“

Ich spürte: Jetzt ist ein neues Zeitalter angebrochen.

Das sagte meine Mutter! Ich spürte: Jetzt ist ein neues Zeitalter angebrochen! Und das war es wirklich, denn das digitale Erwachen mündete in unserer eigenen Familien-WhatsApp-Gruppe, in der fortan jeder seine Erlebnisse und Fotos regelmäßig mit den anderen Familienmitgliedern teilte und wir Termine für unsere Familientreffen ausmachten. So wurden meine Eltern nicht nur immer älter, sondern auch immer digitaler. Ein Hoch auf uns!

Analoges Meckern

Du kannst mich gerne einen Positivisten nennen. Ich stehe dazu: Die Digitalisierung ist geil! Ich bleibe mit allen in Kontakt, bin hyperflexibel und kann dieses Buch sogar am Strand von Bali schreiben. Also ein absolutes Upgrade in der menschlichen Entwicklung!

Und das steht allen zur Verfügung. Ich muss nicht um die Nutzung der digitalen Medien kämpfen, sie werden mir einfach so auf dem Silbertablett serviert. Nicht wie bei meinen Eltern, die als junges Ehepaar in einem Plattenbau der DDR lebten. Die mussten heiraten, um eine Plattenbauwohnung mit Zentralheizung zu bekommen – denn das war damals eine fortschrittliche Seltenheit. Ich hoffe, du verstehst mich richtig, und denkst nicht, ich bin deshalb auf der Welt, weil meine Eltern damals eine warme Bude hatten und Liebelei machen konnten … Also, naja, irgendwie auch doch. Jedenfalls bin ich da und stehe zu meinen digitalen Leidenschaften.

Eine analoge Nostalgiewelle macht sich breit.

In meinem Umfeld begegnet mir daraufhin oft noch ein analoges Meckern, wenn es um meinen Umgang mit den neuen Medien geht. Zu arglos, zu sorglos – und überhaupt: Früher war alles besser! Da haben die Leute noch richtig miteinander gesprochen, statt nur noch über WhatsApp zu kommunizieren. Und wozu das gesundheitlich führen kann: Übergewicht und Mutationen. Die Knochenstruktur am Daumen hat sich laut einer Untersuchung in England schon nachweislich durch die Smartphone-Nutzung verändert!

Eine richtige analoge Nostalgiewelle macht sich breit, genährt von dem Gefühl, dass Digitales einfach nicht greifbar, nicht fühlbar und ebenso wenig erfahrbar ist. Sondern viel eher ein zwischenmenschlicher Schwebezustand. Dadurch nimmt die Sehnsucht nach dem Physischen und Haptischen immer mehr Fahrt auf:

Die gute alte Polaroidkamera erlebt ein Revival, ebenso die ehrlich kratzende Vinylschallplatte, die Koffeinliebhaber mit ihren Gourmetnasen verzehren sich nach dem Duft eines frisch gebrühten Filterkaffees. Das geht sogar so weit, dass in Oldtimerkarossen neue Motoren verbaut werden. Plötzlich werden die Macken des analogen Alten glorifiziert und zu Raritäten erklärt, die es unbedingt zu erhalten gilt.

Die evolutionäre Bremse wird also von den Digi-Skeptikern reingehauen – full tilt! Weil die Angst da ist, dass der homo sapiens die Kontrolle verliert – über die digitale Büchse der Pandora. Einmal geöffnet, ergießt sich eine klebrige Masse der Verunsicherung über die User:

1. Wer schützt mich vor den Leaks im Datenschutz? Da manipuliert doch jeder nach Herzenslust!

2. Die künstliche Intelligenz macht den Menschen überflüssig. Berufsgruppen fallen einfach weg, unzählige Menschen werden ihre Jobs verlieren.

3. Der Online-Handel verdrängt den stationären Handel. Die schönen Einzelhandelsläden, die das Bild unserer Städte prägen, sterben aus!

4. Wir sind total abhängig, vor allem in den hochtechnisierten Berufen. Wenn ein Trojaner in die Software einer Klinik eingeschleust wird, kann er ein ganzes Krankenhaus lahmlegen.

Und und und … Über diese düsteren Zukunftsvisionen werden Bücher geschrieben und Filme, in denen die finstere Macht der KI die Weltherrschaft übernimmt, werden gedreht. Doch glauben das die Menschen wirklich? Glaubst du das? Wenn du mich fragst, verlangsamt diese Angstmache zwar den Fortschritt, allerdings verhindert sie ihn keinesfalls. Klar müssen wir die Bedenken anhören – das Leben ist halt nicht mehr von der Wiege bis zur Bahre planbar und die Halbwertzeit von Informationen geht mittlerweile kaum noch über den Sekundenbereich hinaus. Das hat sich im Vergleich zu früheren Zeiten (also noch vor fünf oder zehn Jahren) kolossal geändert.

Doch mir fällt es leicht, mit den Vorteilen der Digitalisierung dagegenzuhalten. Denn wer will heute noch seine Doktorarbeit mühsam mit der Schreibmaschine tippen? Oder erst eine Woche später erfahren, welche Neuigkeiten es in der Welt gibt? In der Kommunikation unterwegs von Münztelefonen abhängig sein? Ich nicht!

Liebe to go?

Und wie haben sich unsere Beziehungen verändert! Früher musste der homo sapiens raus in die Wildnis, um ein besonderes Exemplar von DNA zu finden, mit dem er sich binden wollte. Er musste sich richtig anstrengen, sich mitunter aufplustern wie ein Pfau, um Konkurrenten auszustechen und die DNA seines Herzens für sich zu gewinnen. Heute meiden die Paarungswilligen die Wildnis und konzentrieren sich bei ihrer Suche auf kleine Bildchen, die sie leidenschaftlich von ihrem Smartphone, Tablet oder Laptop anschauen und ihnen zuflüstern: „Drück mich, ich beglück dich. Nur bitte ohne Anfassen!“ Die Dating-Apps haben die Liebe (r)evolutioniert! Frag Siri, was sie am meisten gefragt wird: Ob sie beim Dating helfen kann!

Drück mich, ich beglück dich.Nur bitte ohne Anfassen.

Wir wollen Auswahl, wir wollen sie schnell und vielfältig – und das möglichst ohne uns von A nach B zu bewegen oder unsere Komfortzone zu verlassen. Das ist jetzt alles möglich: Das erste Beschnüffeln läuft vollkommen digital.

Ich habe Tinder, Lovoo und Co. ausprobiert, der Wahnsinn! Innerhalb einer Stunde hatte ich sechzig Matches und nach einer weiteren halben Stunde zwölf Dates. Ist etwas daraus geworden? Dazu später mehr!

Einige meiner Bekannten haben jedenfalls die Nase gerümpft: „Wo bleibt denn da die Qualität?“ oder „Wenn mir meine Alte nicht mehr taugt, besorg ich mir über die Apps ganz schnell eine Neue, oder was?“ Das waren nur einige ihrer Kommentare. Und ja, es stimmt schon: Zeit ist unsere neue Währung, manchmal auf Kosten der Qualität. Durch die Dating-Apps werden Bindungen schneller gesucht und gefunden, schneller gelöst und gehen oft nicht über unverbindliche Kontakte hinaus. Früher war die Partnersuche viel anstrengender und ebenfalls nicht immer unbedingt von Erfolg gekrönt.

Versteh mich nicht falsch, die Vergangenheit ist per se nicht schlecht, genauso wenig wie die Zukunft. Auch ich verschicke gerne noch Postkarten, wenn ich jemandem meine besondere Wertschätzung ausdrücken möchte. Andererseits halte ich durch die digitalen Möglichkeiten zugleich mit meinen Freunden aus der ganzen Welt besser Kontakt. Vergangenheit und Zukunft – beides bringt uns voran, wenn wir aufgeschlossen für Neues sind. Und führt uns vom Entweder-oder-Denken zum Sowohl-als-auch-Denken, von dem wir nur profitieren – du und ich.

Die digitale neue Welt

Die Digitalisierung hat unser Leben verändert und wird es weiter verändern, das ist klar. Die Frage ist: Was machen wir daraus – du und ich? Ich habe meinen Weg gefunden und nutze die vielen positiven big points des Digitalen täglich für mich. Ich bin in der Lage, das Geschäftliche am Strand zu erledigen, was meine Effizienz steigert. Zugleich habe ich Wellness, wenn ich mit meinen Zehen im Sand wühle oder mir das Meeresrauschen dabei zu Gemüte führe. Ich habe wieder mehr Zeit für die Natur! Was wiederum die Effektivität steigert.

Ich habe wieder mehr Zeit für die Natur.

Ich liebe zugleich die Qualität des Analogen: In einem „echten“ Hardcover-Buch zu schmökern, mit den knisternden Seiten und dem Geruch nach Druckerschwärze oder meine Weihnachtspost noch richtig handmade zu zelebrieren. Auch das gehört zum neuen Miteinander meiner analogen und digitalen Welt.

Die vielen technischen Entwicklungen könnten immer mehr Menschen glücklicher machen, wenn sie den multiplen Möglichkeiten gewachsen wären. Ich gebe zu: Das ist noch nicht so. Denn gerade wachsen wir ja noch!

Punk up your life

Die gute Nachricht ist: Wir haben alles Nötige in der Hand, um dieses Wachstum zu steuern und jetzt die Richtung festzulegen, damit alle mitwachsen! Wir haben außerdem nicht nur das Nötige, sondern vor allem das Mögliche. Das Nötige sorgt für Sicherheit, das Mögliche gestaltet die Zukunft.

Das Wachstum, das ich beschreibe, fängt schon bei deinen Kindern an. Du hast es in der Hand, wie dein Kind aufwächst. Vermittelst du ihm deine Ängste und enthältst ihm das Smartphone vor, um es zu schützen? Verbietest ihm, mit dem Computer zu spielen? Oder gehst du mit der Digitalisierung ganz natürlich um und vermittelst deinem Kind damit alle Möglichkeiten, sich in der neuen Welt zurechtzufinden? Denn das wird es müssen – so oder so. Die Computer-Nerds von gestern werden so zu neuen Helden, denn sie sind nicht mehr allein. Nein, sie sind viele und haben einen Vorteil: Sie kennen sich besser mit Programmierung aus und verstehen es, auch über größere Distanzen mit ihren Freunden zu kommunizieren. Oder sogar noch mehr Gleichgesinnte neue Freunde zu finden.

Wenn du dein Kind dabei unterstützt, sich unter den vielen digitalen Möglichkeiten die richtigen auszusuchen, förderst du seine Entwicklung. Kinder finden den Weg von allein. Wenn du ihnen ein Vorbild sein willst, gehe voran und stehe nicht dumm daneben. Sonst schaust irgendwann du dumm aus der Röhre.

Wenn du dein Kind wirklich unterstützt und förderst, wird es zum Zukunftsdenker – mit Potenzial zum MINDPUNK®. So habe ich ebenfalls angefangen, wenn auch viel später, als es heute möglich ist.

Die Computer-Nerds werden zu neuen Helden.

Upgrade für den homo sapiens

Wenn der homo sapiens ein neues Denken entwickelt, wird er vom Denker zum Macher und vom Macher zum denkenden Macher. Und dann ist alles möglich. So tun wir mehr, als nur unsere Bedürfnisse auszuleben. Wir sind in der Lage, all das umzusetzen, was wir wirklich wollen und nicht nur das, was wir brauchen. Dann ist die Digitalisierung ein Upgrade für die Menschheit, das mehr Qualität in der Tiefe und Breite sowie eine höhere Effizienz verspricht. Wir sparen nicht nur Zeit, sondern gewinnen mehr Zeit. Die nutzen wir wiederum, um ganzheitlicher zu denken. Doch das funktioniert nicht mit einer Friss-oder-stirb-Mentalität, bei der wir uns den Entwicklungen einfach ausgeliefert fühlen. Das klappt nur, wenn wir die Art der Entwicklungen selbst oder wenigstens etwas mehr mitbestimmen. Dann werden wir davon profitieren.

Betrachten wir den Onlinehandel, das Schreckgespenst jedes stationären Geschäfts. Inzwischen ist er zum stationären Handel keine Ergänzung mehr, sondern eine ebenbürtige Plattform. Diejenigen, die sich das nicht eingestehen wollen, gehen unter. Diejenigen, die diese Entwicklung als Chance sehen und beides miteinander verbinden, erschließen sich neue Kundenkreise und werden weiter bestehen. Ich zeige dir ein Beispiel: Ein Kunde, für den ich arbeiten darf – es ist einer der größten Denim-Marken – hat es geschafft, mit den ganz Großen im Online-Business zusammenzuarbeiten. Zalando ordert bei ihnen, wenn sie die Ware selbst nicht vorrätig haben. Alle online bestellten Waren werden dann entweder direkt an den Kunden oder in einen Store der Denim-Marke geliefert. Der Kunde kommt in den Laden und sieht auch andere Produkte. Der Verkaufsladen ist gleichzeitig ein offenes Lager. Bingo!

Für dich gilt also: Du hast eine Chance da draußen, wenn du offen für die neuen Möglichkeiten bist und sie gekonnt mit deinem Kerngeschäft verbindest. Dann bringst du deine Fähigkeiten zum Leuchten.

Entdecke die Möglichkeiten

Wenn du nicht krampfhaft am Alten und Bewährten festhältst, dann findest du ganz neue Möglichkeiten. Dabei kannst du ruhig gegen den Mainstream schwimmen oder anecken, solange du dir selbst gegenüber ehrlich bleibst. Erfolg hat, wer seine eigenen Regeln immer wieder bricht oder hinterfragt, ob sie noch aktuell sind und ob sie noch zielorientiert arbeiten, Gewohnheiten über Bord wirft und hin und wieder etwas anderes ausprobiert, das mehr bringt als nur ans Ziel – sondern Sinn macht.

Ein gutes Beispiel dafür ist Jürgen Klopp, der sich mit seiner Mannschaft auf dem Spielfeld freut, auch wenn er dafür später Strafe zahlen muss. Oder Bastian Schweinsteiger, der an jedem vergebenen Elfmeter ein Stück gewachsen ist, statt klein beizugeben. Sie sind zu Machern geworden, weil sie sich ständig hinterfragen und ihre Standards über Bord werfen und neu denken. Wenn Schweinsteiger damals nicht die Elfmeter bei den Bayern verschossen hätte und die Bayern 2012 ihr Finale „dahoam“ nicht gegen den FC Chelsea verloren hätten, dann wäre diese Entwicklung vielleicht nicht passiert. Was das dann bewirkt hat, das wissen die meisten: Wir sind 2014 Weltmeister geworden.

Wir alle haben unsere Glaubenssätze und Denkmuster, die wir von Zeit zu Zeit hinterfragen und in Beziehung zum großen Ganzen setzen sollten. Oder einfach das Gegenteil als üblicherweise machen: Morgens Sport statt abends, wenn du dich nach dem Arbeitstag nicht mehr aufraffen kannst. Die Tasche schon ins Auto legen und nicht erst von zu Hause abholen, um zum Sport zu gehen. Statt wie gewohnt zum Squash zu gehen, einfach in den Ring steigen und im Boxtraining die Fäuste fliegen lassen. Also selbst die Umstände und Bedingungen wählen und schaffen, die dein Leben upgraden. Denke neu, dann schaffst du neue Potenziale und erschaffst neue Ergebnisse, die die Entwicklung deines Denkens offensichtlich machen und dich bestärken.

Ich erlaube mir öfters neu zu denken und zu träumen und anderen beim Träumen zu helfen. Das ist meine Berufung und jedes Mal, wenn ich diesem Ruf folge, gibt es mir einen besonderen Kick. Auch wenn nicht alle meine Träume und Erwartungen erfüllt werden, gehe ich weiter nach vorn.

Digitaler MINDPUNK®

Die Digitalisierung hilft mir ungemein, mich in meinem Verhalten zu optimieren. Beim Autofahren brauche ich kein Navi und schon gar keinen Atlas mehr. Der nächste Blitzer auf meinem Weg wird mir eine Minute vorher von meinem Smartphone gemeldet. Mein Kühlschrank sagt mir, dass ich Milch brauche. Die Bahn-App verrät mir, dass mein Zug dreißig Minuten Verspätung hat – in dieser Zeit arbeite ich getrost weiter. Und am Abend entspanne ich bei meiner digitalen Einschlaf-Hypnose. Ich bin nicht nur Herr über mich selbst, sondern ich erschaffe mir die Umstände – mit dem neuen Denken mehr als je zuvor.

In der Selbstreduktion liegt die neue Leichtigkeit.

Als digitaler MINDPUNK® brauche ich nicht viel: In der Selbstreduktion liegt die neue Leichtigkeit. Ich brauche für meinen Job kein Office-Gebäude mehr. Überall, wo ich Internet-Zugang habe, schlage ich mein persönliches Mini-Büro auf. Das gilt auch für meine Mitarbeiter: Die arbeiten mittlerweile von zu Hause aus – wann und wie sie wollen. Da vertraue ich ihnen einfach und das wissen sie. Und sie beweisen mir jeden Tag, dass sie es wert sind. Es gibt also keinen Grund mehr, die Kosten für ein großes Büro zu tragen. Termine, Feedbacks und Besprechungen funktionieren über Telefon, E-Mail, Skype oder Sprachnachrichten. Das bedeutet auch, dass ich die Möglichkeit habe ins Ausland zu reisen und trotzdem zu arbeiten. Dieses Buch zum Beispiel entstand am Strand, im Auto und im Flugzeug – dank Digitalisierung war das Arbeiten daran mittlerweile an so ziemlich jedem Ort möglich. Auch die Weiterbildung funktioniert überall mobil. Wenn ich mit dem Auto zum nächsten Geschäftstermin fahre, höre ich kein Radio mehr. Ich nutze die Zeit viel gewinnbringender: Mit Podcasts und Hörbüchern.

Die Menschen in meinem Umfeld haben die Möglichkeit, mehr Anteil an meinem Leben zu nehmen – und ich an ihrem. Durch meine vielen Reisen habe ich inzwischen Freunde auf der ganzen Welt – mit denen ich digital leicht Kontakt halte.

So lässt sich Zwischenmenschlichkeit über längere Distanzen leben. Das macht den Kontakt für mich nicht weniger persönlich oder weniger intensiv. Apropos zwischenmenschlicher Kontakt – jetzt noch kurz zurück zu den Dating-Apps. Bringen sie wirklich nur „love to go“? Von wegen! Und wenn jemand in meinem Umfeld die Nase darüber rümpft, sage ich: Na und? Für mich zählt erst das Ergebnis und dann der Weg.

2 Good, better, best

Weiter! Weiter! Noch 49! Noch 48! 47! 46! 45!

Ich war eigentlich schon lange am Ende meiner Kräfte. Doch aufgeben war keine Option. Also kämpfte ich weiter …

100 Liegestütze und das jeden Tag! Dieses Ziel hatte ich mir gesteckt. Ich wollte mir Selbstdisziplin beibringen. Ich wollte mir beweisen, dass, wenn ich mir etwas vornehme, es schaffe – und zwar besonders wenn es darum geht, langfristig dranzubleiben. Nicht nur eine Woche, zwei Wochen, zwei Monate, drei Monate, sondern zwölf Monate lang. Jeden Tag, 365 Tage.

Das war mein Projekt: 36.500 Liegestützen in 365 Tagen.

Das war mein Projekt. Und darum hatte ich mir vorgenommen: 36.500 Liegestützen, runtergebrochen auf 365 Tage. Das ergab hundert Liegestützen als Tagespensum. Ein schöner Nebeneffekt dieser Challenge war, dass ich das Gefühl hatte, einen schöneren Körper zu haben und immer fitter zu werden.

Doch dann wurde ich krank. Eine Magen-Infektion. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, nur in winzigen Schlucken Fencheltee trinken, tagelang nur erschöpft herumliegen und schlafen. Logisch, dass ich in dieser Zeit mein Workout-Programm nicht durchziehen konnte. Mein Körper war dazu einfach nicht in der Lage. Was sollte nun aus meinem schönen Plan, meiner Figur und meiner Fitness werden? Disziplin, wo bist Du?

Kurzzeitig hatte ich überlegt, ob ich jetzt ein schlechtes Gewissen bekomme oder nicht. Zügig habe ich dann eine Wahl getroffen. Meine Wahl war: Mein Körper ist jetzt krank und braucht Ruhe. Die gebe ich ihm und wenn er wieder fit ist, dann schaue ich, was ich mache. Ich halte dennoch an meinen 36.500 Liegestützen im Jahr fest. Es waren drei Wochen, in denen ich nichts machen konnte, also 2.100 Liegestütze. Die wollte ich in den letzten zwei Monaten noch mit einbauen, auf eine gesunde Art. Und ich habe es durchgezogen. Ich habe es geschafft. Genauso ging es mit anderen Dingen weiter: Alle 5-€-Scheine sammeln. Morgens immer 20 Minuten lesen. Kein TV mehr schauen. Jeden Tag meditieren. Egal was, ich schaffte mehr, als ich je dachte.

Nicht optimal

Keine Frage: Wenn du topfit sein willst, mental und körperlich, dann musst du deinem Geist und deinem Körper das richtige Futter geben. Die Frage ist – welches. Du musst eben nicht nur etwas dafür tun, wenn du, so wie ich, nicht zufällig von den Göttern mit einem Mindset aus Stahl und einem superschlanken Hammerbody samt hyperaktivem Stoffwechsel und Anti-Aging-Genen ausgestattet wurdest. Du brauchst das sinnvolle Mindset als Grundlage.

Dafür ist es durchaus hilfreich, wenn du dich am Riemen reißt und durchziehst, was du dir vorgenommen hast. Ja, das darf sein. Nur: Wie geht es dir, wenn du deinen Blick durch die Fitnessstudios schweifen lässt und die vielen verbissenen, abgespannten Menschen beobachtest, die sich auf die Geräte zwingen, auf den Bändern abmühen, Arme und Beine mit verzerrtem Gesicht zum harten Takt der Musik hochwerfen? Haben die Spaß an ihrer Art der Selbstoptimierung? Und was ist mit den Anzugträgern, die ihre Karriere optimieren wollen und mit starrer, ernster Miene die Büroflure an dir vorbei entlang hetzen, immer auf der Jagd nach dem nächsten Posten, dem nächsten Deal, dem nächsten Karrieresprung? Hat er Spaß?

… immer auf der Jagd nach dem nächsten Posten, dem nächsten Deal, dem nächsten Karrieresprung.

Es ist doch verrückt, wie sehr unsere Mitmenschen sich von Chefs, Zeitplänen oder verrückten Zielen fremdbestimmen lassen. Und noch verrückter ist es, wenn wagemutige Freiberufler und Selbstständige sich schwören: „Ich mach es jetzt besser und anders!“ oder "Ich genieße jetzt mehr die Freiheit“, nur um sich letztendlich selbst zu versklaven. Und so bleiben viele doch lieber angestellt, weil sie dann zumindest statt über sich über ihre Chefs meckern können, die sie mit ihren Zeitplänen und verrückten Zielen fremdbestimmen.

Unterstützt werden sie dabei alle von der Technik, die sie antreibt und hetzt, statt ihnen Hilfe und Support zu sein. Klar, die ziehen durch, was sie sich vorgenommen haben. Nämlich sich selbst zu optimieren. Um jeden Preis.

Ohne Balance

Ich verstehe das. Ich hab das auch gemacht. Mein Drang nach dem perfekten Body hat mich allerdings nicht nur fit, sondern krank gemacht. Es waren natürlich nicht nur die Liegestütze, die ich da täglich auf meinem Fitnessplan hatte. Nee, ich war ein echter Freeletics-Gott. Ich habe teilweise täglich und ohne Ruhetage 150 Burpees geschafft, dazu 150 Situps und obendrauf noch 150 Squats.

Und was hatte ich davon? Einen schmerzenden Tennisarm an einem tollen Körper, in dem ich mich nicht mehr wohlfühlte, weil das Trainingsverhalten weder zu mir noch zu meiner Seele passte. Ich habe meinen Körper zu stark beansprucht und nicht auf Ausgeglichenheit geachtet. Der klassische Fehler, den fast alle begehen, die sich mit sturer Verbissenheit selbst optimieren wollen. Sie folgen blind ihrem Plan und manövrieren sich damit oft ins Aus. Es sind halt Macher. Sie machen einfach, ohne klar zu denken.

Endlich frei und verantwortlich

Heißt das nun, dass der Versuch, sich selbst zu optimieren, schlecht ist? Nein, dieser Schluss wäre falsch. Ich will dich auf jeden Fall darin bestärken. Doch ich will auch, dass du dich fragst, bis zu welchem Punkt Selbstoptimierung gut ist und ab welchem Punkt du Entwicklung nicht mehr bestimmen, sondern einfach passieren lassen solltest.

Denn der eigentliche Kern der Selbstoptimierung ist ein Geschenk: Er liegt nämlich in der Erkenntnis, dass der homo sapiens, dass du und ich, dass wir modernen Menschen selbst für unser Handeln und damit für unser Glück verantwortlich sind. Und das ist eine relativ neue Freiheit. Jahrhunderte lang fühlte sich die Menschheit determiniert: Wir waren unfrei, unser Schicksal wurde von der vorherrschenden Religion, von unseren Lehnsherren oder von unseren Staatenlenkern bestimmt. Wirklich frei fühlen wir uns erst, seit wir selbst – und nur wir – die Verantwortung für unser Leben tragen und diese Aufgabe gewissenhaft annehmen. Und das tun wir.

 

MINDPUNK® PRINCIPLE #1

In dem Moment, in dem du es schaffst, Dir und dem anderen zu vergeben, löst sich die emotional belastete Verbindung auf. Das Sein-Lassen, das wahrhaftige Respektieren statt nur Akzeptieren. Die positive Absicht dahinter und das Verstehen, dass etwas Gutes dahinter steckt, schafft dir die Erkenntnis, dass du es allein dadurch bereits geschafft hast, neue Dinge zu entwickeln.

 

Immer mehr

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Tendenz zur Selbstverantwortung, gepaart mit der Selbstoptimierung, rasant weiterentwickelt. Unterstützt von der Technik, die uns zu jeder Tagesund Nachtzeit an unsere selbst auferlegten Aufgaben und Pflichten erinnert. Durch Kalender-Apps und Timer-Funktionen ist jeder Tag bis in die letzte Minute durchgetaktet.

Durch Kalender-Apps und Timer-Funktionen ist jeder Tag bis ins Letzte durchgetaktet.

Er beginnt mit dem Snooze-Alarm morgens in der Früh, dann erinnert dich ein Piepen an deine Nahrungsergänzungsmittel und das gesunde, lauwarme Glas Wasser. Tagsüber verlierst du keine Minute mit unnötigen Herumwarten, deine ÖPNV- oder die Stau-App informiert dich über den schnellsten Weg von A nach B. Und am nächsten Tag erfährst du in der Fahrgemeinschafts-Whatsapp-Gruppe, dass die Mutter von nebenan sich ums Abholen der Kids aus der Karatestunde kümmert – wie praktisch, dann müssen nicht alle vier Eltern durch die Stadt gondeln.

Abends stellst du die Sleeptimer-Funktion ein, mit der du beruhigt über deinem spannenden E-Book im Bett einschlafen kannst. Dein Smartphone schaltet die Nachttisch-Lampe automatisch nach 20 Minuten aus. Gute Nacht. Die smarten Funktionen deiner diversen Devices helfen dir Tag für Tag jede Menge Zeit zu sparen und die verbleibende Zeit zu optimieren.

Das Leben in Listen

Listen sorgen dafür, dass nichts vergessen wird. Kennst du sie alle? Die To-Do-Liste, die alle Aufgaben enthält, die du noch zu erledigen hast. Die Bucket-Liste, die dir ins Gedächtnis ruft, was du unbedingt noch machen und erleben möchtest, bevor du stirbst. Du willst endlich Chinesisch lernen? Dann schreib es auf die Ziele-Liste, bau es in die Unterrichts- und Übungsstunden und in die To-Do-Liste ein und halte dich dran. Gewusst wie – dann klappt es auch! Dann gibt es natürlich noch die Liste mit den verschiedenen Tages-, Wochen-, Monats- und Jahreszielen, die dir auflisten, was du erreichen willst.

Kennst du die Not-To-Do-Liste, die dich an das erinnert, was du nicht machen wolltest? Oder die Let-It-Be-Liste, die dich davor bewahrt, jemand zu werden, der du gar nicht sein willst?

Listen sorgen dafür, dass nichts vergessen wird.

Bei so vielen Listen gibt es für eine einzige ungenutzte Minute überhaupt keinen Platz mehr. Wunderbar, denn so geht die wertvolle Zeit schließlich nicht verloren.

Merkst du was?

Qual statt optimal

Ich habe in keiner einzigen Effizienz-App den Button für ein paar Minuten Denkpause gesehen. Für ein Durchatmen, für Entspannungsmomente oder für gepflegtes, unproduktives Nichtstun. So etwas findet sich nicht zwischen all den vollgestopften Listen und vielseitigen Aufgabensheets der Selbstoptimierer, die ihr dauerpingendes, blinkendes, vibrierendes Smartphone auf die nächste anstehende Task aufmerksam macht:

Aufstehen!

Workout!

Businesslunch!

Freunde treffen!

Das ist die Kehrseite der Selbstoptimierung: Wenn du es übertreibst und jede einzelne Minute am Tag produktiv und effizient gestalten willst, bleibt für Muse und Kreativität kein Raum mehr. Doch genau diese Zwischenräume, das „dolce far niente“ ist es, das uns, in Kombination mit Zeiten der Effizienz, unterm Strich wirklich effektiv macht.

Selbstoptimierer, die gestresst von Termin zu Termin hetzen, um beflissen den Haken hinter jedes noch so kleine To-Do zu machen und dabei die Ruhezeiten vergessen, gelangen an einen Punkt, wo sie sich nicht mehr optimieren, sondern selbst ein Bein stellen. Im Dauerrödeln bleibt nämlich eines auf der Strecke: ihr Selbst. Ich weiß das so genau, weil ich es selbst erlebt habe.

Fadeout in den Bergen

Stellen Sie sich ein Fünf-Sterne-Nobelressort in einem idyllischen Schweizer Bergdorf vor. Südhang mit Pulverschneegarantie. St. Moritz um genau zu sein. Sie wissen, was ich meine. Ich war dort. 2006. Am Peak meiner Karriere angekommen. Personal Trainer für die Reichen und Schönen, die es sich leisten konnten.

Zuvor hatte ich im Senegal, auf Zypern, in Zermatt, in Spanien, in der Türkei und in den USA gearbeitet. Und jetzt kam ich nach St. Moritz. Wow!

Ich hatte meinen Körper auf Traummaße getrimmt und sah blendend aus. Es war, als hätte sich mein persönlicher Traum erfüllt. Zumindest sah es von außen so aus.

Und was war: Ich war nicht glücklich. Nein, im Gegenteil, ich war todunglücklich. Meine Freizeit hatte ich völlig für das aufgegeben, das ich für meinen Traum hielt. Meine Familie sah ich nur noch alle Schaltjahre und zu Recht beschwerten sich meine Freunde darüber, dass ich nie Zeit für sie hatte. Ich war so sehr mit der Körper- und Karriereoptimierung beschäftigt und kniete mich so sehr in die Personal-Trainer-Rolle, in die Liegestützen und Sit-ups hinein, dass mir alles andere aus dem Blick geriet.

Es war, als hätte sich mein persönlicher Traum erfüllt.

Darauf reagierte dann eines Tages meine Seele. Mit Streik. Ich wurde krank. Und als ich in der Regenerationsphase begann, in mein Inneres hineinzuhorchen, vernahm ich eine Stimme, die laut um Hilfe schrie.

Die Frage, die ich mir bis dahin nicht gestellt hatte, drängte jetzt mit aller Macht in mein Bewusstsein: Willst du all das hier wirklich? Ist das dein Ziel? Und ich erkannte: Nein – all die Benefits, die Privilegien, der schöne Schein der Premium-Hotelkette, all das war es nicht, was ich wirklich wollte. Und genau dafür hatte ich mich versklavt.

Ich habe die Ausgeglichenheit zwischen Körper und Seele missachtet.

Letztlich hatte ich in St. Moritz die ganze Zeit über eine Maske getragen und eine Rolle gespielt und hatte mir ein optimiertes Leben verordnet, allerdings nicht in Zufriedenheit und Glück gelebt. Ich habe die Balance zwischen Körper und Seele missachtet. Ich bin die Ausgeglichenheit zwischen Stress und Entspannung übergangen und hatte zum Schluss nur noch äußerlich eine schöne Körperhülle, in der eine kranke Seele wohnte. Ich habe mich vor lauter Selbstoptimierung völlig rücksichtslos meiner Seele und meinem Umfeld gegenüber verhalten. Und davor möchte ich dich warnen: Vor dem Kollaps durch den vielen Druck und Stress und vor dem übersteigerten Egoismus, der sich einstellt, wenn du dich good – better – best machen willst und dabei nur noch von Eigennutz getrieben bist.

Diese Eigennutz-Haltung bewirkt eine Überbetonung eines einzigen Teils deines Ichs: zum Beispiel des Geistes. Oder des Körper. Wenn du allerdings den Fokus nicht nur auf den Geist legst, sondern auf das Dreigestirn aus Körper, Geist und Seele, und das Verhältnis suchst, in dem diese Elemente sinnvoll ausgeglichen sind, dann geht es dir wirklich gut. Das ist wahre und souveräne Entwicklung.

Der richtige Weg

Bei der Selbstoptimierung ist das „Ich“ nur ein Zwischenschritt zum „Wir“. Das „Wir“ ist entweder die Einheit aus Körper, Geist und Seele (innere Ebene) oder die sinnvolle Ausgeglichenheit mit dem Umfeld, also mit Freunden, Familie, Partnerschaft und im Beruf (äußere Ebene). Wenn die Selbstoptimierung nur im Außen erfolgt, ist sie zwar zielgerichtet, jedoch sinnlos. Weil die innere Stimme nicht gehört wird und keine Resonanz erfährt. Dann hast Du kein wirkliches Bewusstsein, warum du gerade das tust, was du tust.

Übrigens: Wenn du feststellst, dass etwas „sinnlos“ ist, dann macht es dennoch Sinn, nur nicht den, den du haben willst. Daher ist dieses Wort eine Aufforderung an dich, den Sinn zu suchen – und es sagt „los!“

Wenn du dein Leben optimieren möchtest, hast du mehr Erfolg, wenn du dich dabei auf ein tief in dir verankertes „Sinn-Ziel“ konzentrierst. Dann wird aus dem Wahn ein guter Plan!

Frag dich: Wer will ich sein? Was kann ich tun, um in zehn Jahren das zu bekommen, was ich haben will? Und um in zehn Jahren ein sinnvoll ausgeglichenes, lebensbejahendes Leben zu führen? Ein Leben mit mehr Qualität, statt nur Glück. Ein Leben mit mehr Tiefe und Breite statt einem Leben, das höher, schneller, weiter geht.

Selbstoptimierung geht also mit der Frage „Wer will ich sein?“ los und nicht mit der Frage „Welche Rolle will ich spielen?“ Sonst ist sie nur eine Maske, hinter der du dich versklavst. Es ist wie beim Schach: Figur oder Spieler? Du bist weder nur Figur, noch ausschließlich Spieler. Du bist beides! Wenn du dich einfach auf dein Selbst besinnst, dann wird dir vieles bewusst. Und auch dein Umfeld ist nicht mehr hilflos und will dich einfach nur vor dir selbst beschützen.

Du hast die Wahl! Hör auf mit dem Entweder-Oder-Denken! Verändere dein Mindset, deine Wahrnehmung und entwickle eine neue Denkweise, die flexibel ist und auf das Chaos, das unsere moderne Digi-Welt bietet, eingeht.

Selbstoptimierung ist nur Mittel zum Zweck.

In deinem Denken kommt also erst die Inspiration (Zukunft) und erst danach die Reflexion (Gegenwart und Vergangenheit). Anschließend wägst du ab, ob du als nächstes das Bestehende optimierst, ob du das Bestehende weiterentwickelst oder ob du innovativ etwas ganz Neues entwickelst. Erst bei dir, im Sein und dann im Tun.

Die wichtige Erkenntnis: Selbstoptimierung ist nur Mittel zum Zweck. Ich brauche kein besserer Mensch zu werden. Ich bin. Wenn ich etwas optimieren will, schaue ich immer zuerst auf mein Mindset, erst danach richte ich meine Optimierung auf das Handeln und das Tun. Ich entwickle also mein Sein, mein Mindset und auf der Grundlage dessen optimiere ich mein Handeln. Mindset und Mindflow statt Mindshit. MINDPUNK® statt Mindfuck.

Dabei weiß ich ganz genau, erstens: Wo will ich hin? Und zweitens: Wo bin ich jetzt? Welche meiner Gewohnheiten nutzen mir und welche nicht? Worauf müsste ich den Fokus legen, um mich zu entwickeln? Nach dieser Sein-Reflexion habe ich die Möglichkeit, den Lauf meines Lebens zu prägen. Auf jeden Fall brauchen wir neben der Sinn-Ziel-Fokussierung eine gehörige Portion Gelassenheit. Mehr Freiheit in der Lebensgestaltung. Wann nutze ich Druck bewusst aus? Deshalb möchte ich dir vom Wasserschildkrötenprinzip erzählen.

Seit 2005 bin ich leidenschaftlicher Taucher. Unter Wasser genieße ich die Ruhe, die Stille und zugleich das Abenteuer, unentdecktes Land zu erleben. Ich hatte das große Glück, immer wieder Wasserschildkröten zu beobachten. Sie gleiten elegant und geschmeidig durchs Wasser und lassen sich treiben. Trotz ihrer kleinen Schwimmflossen sind sie total flink im Wasser unterwegs. Ich habe mir dann die Mühe gemacht und die Wasserschildkröten etwas länger beobachtet. Ich wollte herausfinden, nach welchen Prinzipien sie leben und wie sie es schaffen, so gelassen und quirlig zu sein und gleichzeitig so alt zu werden. Gleichzeitig haben diese schönen Wassertiere eine so hohe Lebenserwartung. Wenn so eine Schildkröte ein hohes, weises Alter erreicht hat, ist sie keine Getriebene, sie ist sich Ihrer Prinzipien und Ziele sehr wohl bewusst. Ihre ganze Erfahrung und Selbstbewusstheit lässt sie proaktiv in ihre Aktionen einfließen. Sie orientiert sich daran: Wo will ich hin? Welche Strömung ist dafür ideal? Bei Gegenstrom versucht sie nicht vorwärts zu kommen, sondern sie hält sich mit wenig Aufwand an ihrem gegenwärtigen Ort. Sie wartet auf eine bessere Strömung, die sie voranbringt und gibt dann Vollgas – im Gegensatz zu uns Menschen. Wir versuchen ständig vorwärts zu kommen, auch wenn wir gerade im Gegenstrom sind. Wir fragen noch nicht einmal nach, wir hämmern weiter mit dem Kopf gegen die Wand, obwohl links daneben die Türe ist.

Mach es wie die Wasserschildkröte und öffne deinen Blick.

Mach es also wie die Wasserschildkröte und öffne deinen Blick, statt dir eine starre Struktur zu schaffen und geradlinig auf die Komplexität einer Situation oder deines Ziels hin zu agieren. Denn feste Gerüste bringen dir in diesem Fall nichts. Zum Beispiel die 72-Stunden-Regel, die besagt: Alles, was du nicht innerhalb von 72 Stunden anfängst, kannst du gleich lassen. Noch viel besser ist es, das Neue zu beginnen, noch bevor du ins Bett gehst. 72 Stunden sind ja drei Tage und da liegt zweimal Schlafen dazwischen. Doch der Schlaf führt dazu, dass du am nächsten Tag einen gewissen Abstand hast zu deinem gestrigen Erlebnis. Und somit auch zu deiner Motivation. Beginne daher am besten noch heute, den neuen Stein ins Rollen zu bringen.

Trenn dich von allem, was dich spürbar aufhält: alte Freundschaften, die nur aus Gewohnheit bestehen, unsinnigen TV-Berieselungen, Werbung … lass einfach los. Um bewusster deine Zeit mit den Menschen zu verbringen, die dir wirklich guttun. Ich habe mir zum Beispiel meinen eigenen Wert als Coach klar gemacht. Jetzt erhalte ich höhere Honorare, bleibe dafür öfter bei meiner Familie und meinen Freunden und bin genau deswegen ausgebucht, weil ich ein befreiendes und ein stärker-machendes Mindset entwickelt habe und als Vorbild dienen darf.

 

MINDPUNK® PRINCIPLE #2

Sei flexibel und nimm das mit, das dich vorwärts bringt. Wenn du im Gegenstrom bist, halt dich mit wenig Energie am Ort und komm mit einer besseren Strömung wieder richtig vorwärts! Renn nicht, wie gewohnt mit dem Kopf gegen die Wand, wenn daneben die Tür ist.

 

Mit fünf Euro in den Urlaub

Wenn du also deinen klaren Kopf behältst, den Sinn klar kennst und für dein Ziel brennst, dann bringt dich die Selbstoptimierung unendlich viel näher zu deinen Träumen.

Durch einen meiner Kollegen, Christian Bischoff, habe ich eine neue Angewohnheit, die mich im wahrsten Sinne des Wortes weitergebracht hat: Sammle doch einfach alle deine 5-Euro-Scheine. Das habe ich gemacht. Ich warf regelmäßig alle aus meinem Portemonnaie in einen Eimer. Zusätzlich habe ich mein Kleingeld in einem alten Weinflakon gehortet.

Und jetzt frage ich dich: Was hat das für Auswirkungen? Planst du dein Leben bewusster? Bekommst du es hin, wenn du am Parkautomaten stehst und der dir nur Kleingeld und 5-Euro-Scheine zurückgibt, die auch gleich zur Seite zu nehmen? Wenn du das richtig durchziehst, kann es schon passieren, dass du manchmal kaum Geld für dein Mittagessen zur Verfügung hast. Egal. Das Ganze habe ich dann noch auf 10-Euro-Scheine ausgeweitet. Und was hat es mir gebracht? Mehr Bewusstsein und mehr Geld zum Genießen. Nach einem Jahr hatte ich 316 Fünfer und 364 Zehner gespart – und noch dazu in meinem Weinflakon 3.467 Euro an Hartgeld. Davon bin ich in den Urlaub gefahren und habe mir und meiner Familie was Gutes getan.

Dazu gehört für mich auch Weiterbildung. Es gibt Wege, die musst du nicht selbst gehen – weil du gar nicht so viel Zeit hast. Indem ich lese, mir Wissen und Know-how aneigne, mich coachen lasse und Seminare besuche, lerne ich aus den Fehlern von anderen. Ich bringe die Qualität und Quantität von fünf bis sechs Leben in mein eigenes Leben. Ich bin gleichzeitig Student und Unternehmer, Berater für börsennotierte Unternehmen im Sport und im Business. Ich agiere spielerisch – im Beruflichen und im Privaten.

Geht das? Ist das nicht zu gewagt, fragst du? Nicht unbedingt! Schau dir doch die nachwachsenden Generationen an, die gehen mit viel mehr Selbstbewusstsein da ran. Die müssen nicht mehr alles selber machen. Oder sich zwischen A und B entscheiden, entweder – oder, Salat oder Pizza. Die machen einfach beides und stehen dazu. Denn ihnen geht es nicht um die Disziplin in der Enthaltsamkeit und die Entscheidung zwischen Genuss oder Verzicht, darauf haben sie überhaupt keinen Bock. Auch nicht auf das alte lineare Entweder-oder-Denken. Sondern auf bewusstes und pro-aktives Handeln und Leben. Die Jungen sind die Zukunftsreisenden, die Botschafter des neuen Denkens.

Der ganze Sinn der Evolution ist die Weiterentwicklung zum sinnvollen Ausgleich von Körper, Geist und Seele. Erst wenn wir diesen Ausgleich anstreben, haben wir die echte Chance, in allen Bereichen des Lebens das Beste zu bekommen.

Wenn wir die Selbstoptimierung als Mittel zum Zweck einsetzen, dann verbessert sie unser Zusammenleben, ermöglicht tiefere Freundschaften, weil wir uns mehr Zeit dafür nehmen. Unser Lebensgefühl verändert sich, wird besser und wir führen ein emotional ausgeglicheneres Leben.

3 Café oder Co-Working-Space

Das obligatorische, sanft verstaubte Benjamini-Bäumchen in der Ecke wiegt sich leicht in der Zugluft, wenn sich die Zimmertüre öffnet. Mach deine Augen zu und tritt ein, in dieses klassische, durchschnittliche, deutsche Büro. Lass deinen Blick schweifen. Was siehst du?

Einen 08/15-Schreibtisch in Fensternähe mit Rollcontainer. Wenn du aus dem Fenster blickst, stellst du fest, dass du dich in einem Hochhaus in Randlage der Stadt befindest. Du hörst in der Nähe die S-Bahn rauschen. Der Mitarbeiter, der gleich zur Tür reinkommt, wird abgehetzt sein – der Bus, mit dem er einmal quer durch die Stadt zu seinem Office gondeln muss, war schon wieder unpünktlich. Genervt schmeißt er seinen Mantel auf den Schreibtischstuhl und stürmt weiter. Gleich beginnt sein Wochenmeeting, das sich wahrscheinlich wieder wie Kaugummi bis in den Mittag hineinzieht. Nach einer hastigen Pause mit miesem Kantinenfraß geht es weiter: Die nächste Besprechung wartet, wieder im nüchtern funktionellen, frischluftfreien Konferenzraum. Danach bleibt nicht mehr viel Zeit: abgeschlagen schlurft er in sein Einzelbüro zurück und beantwortet die wichtigsten Mails, erledigt die dringendsten To-Dos, bevor er mit einem erschrockenen Blick auf die Uhr feststellt, dass er längst losmüsste, wenn er die Kinder rechtzeitig vom Hort abholen will. Die Hütte brennt einfach überall.

Seit Jahrzehnten sitzen Generationen deutscher Arbeitnehmer und Arbeitgeber in solchen Büroräumen und wursteln sich durch ihren Alltag. Und ich frage dich: Wie zeitgemäß findest du so ein Arbeitsumfeld in unserer modernen, aufregenden, umstürzenden Zeit der Digitalisierung und des Wandels?

Auf der Strecke geblieben

Wie sinnvoll ist es für einen Konzern einen ganzen Büroturm zu mieten, in dem durch Krankheit, Urlaub, Dienstreisen regelmäßig zahlreiche Büros leer stehen und deshalb Woche für Woche unnötige Kosten anfallen? Wie sexy wirken gesichtslosen Meetingsäle auf Mitarbeiter, Chefs, Kunden, Klienten oder Partner? Wenn du so einen Konferenzraum betrittst und dich an dem halbovalen Tisch auf einen kippeligen Stuhl setzt, wenn du an die Präsentationen mit dem lautlüftenden, schlecht-projizierenden Beamer denkst, wenn du in den stundenlangen, drögen Sitzungen an dem scheußlichen lauwarmen Filterkaffee aus der Thermoskanne nippst …

Wie sexy wirken gesichtslose Meetingsäle?

Kannst du dir vorstellen, dass in so einem Umfeld innovative und spannende Projekte entstehen? Dass in Einzelbüros so etwas wie ein Teamgedanke maximal gefördert wird? Oder sogar Kreativität? Dass Gedanken und Ideen frei floaten dürfen, um zu zukunftsweisenden Produkten heranzuwachsen?

Nein, hier geht kein MINDPUNK® ab, höchstens Mindfuck. Ich sehe in einem solchen Arbeitsumfeld nun wirklich gar keinen Vorteil. Mental und räumlich eingekastelt zu sein, turnt mein Hirn total ab. Deshalb habe ich mich für den radikalen Ausstieg und einen Umstieg entschieden.

Schluss gemacht

2016 hatte ich die Schnauze voll. Mit meiner Firma waren wir seit Jahren in Büroräumen, die keinen guten Spirit, keinen Platz, keine Entwicklungsmöglichkeiten boten. Weil es wie am Schnürchen lief und wir expandierten, wurden die Arbeitsplätze immer beengter und meine Mitarbeiter fühlten sich zunehmend unwohl. Sie hatten kaum Platz sich miteinander auszutauschen.

Ich war oft unterwegs bei Kunden und somit nicht täglich diesen suboptimalen Büro-Verhältnissen ausgesetzt. Was ich bei meinen Außer-Haus Terminen merkte, wenn ich meine Kunden in Cafés oder Bars traf, brachte mich dann zum Nachdenken: Brauche ich, um ein erfolgreiches Business zu führen, überhaupt die festen Arbeitsplätze und das nüchterne Konferenzzimmer für einschläfernde Präsentationen? Hilft uns unser teures Büro denn wirklich weiter?

Kundengespräche auf neutralem Boden.

Meine Kundengespräche waren viel lockerer und intimer, wenn wir uns auf „neutralem“ Boden trafen und ich sie nicht als Hausherr in unserem Büro empfing. Die Treffen bei Barista-Cappuccino waren einfach entspannter und die Gespräche kamen leichter in den Flow. Da ich zu dieser Zeit schon einen Großteil meiner Arbeit von unterwegs mit dem Laptop erledigen konnte, wurde mir klar: Ich brauche dieses olle Office nicht mehr, ich war ohne flexibler und trotzdem sehr produktiv.

Meinen Mitarbeitern ging es ähnlich. Sie fühlten sich in den alten Räumen in ihrer Kreativität gehemmt, jammerten über die langen Anfahrtszeiten, wollten nicht mehr an festen Workstations arbeiten, sondern auch mal ganz spontan heute am Fensterplatz arbeiten, morgen nahe der Tür. Also war klar: So arbeiten wir nicht weiter. Und ich habe 75 Prozent des Büros gekündigt, so dass jeder arbeitet, wo er möchte. Sollte ein Mitarbeiter vom Büro aus arbeiten wollen, um den Abstand vom Zuhause zu haben, hat er die Möglichkeit, es zu tun. Der Meetingraum wird gebucht, wenn er gebraucht wird.

Unheimlich viel Potenzial