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Mistlers Abschied ist ein außerordentlich intensives, wundersam berührendes und fesselndes Buch. Es erzählt die Geschichte eines Mannes in den frühen Sechzigern, dem der Arzt soeben den schrecklichen Befund mitgeteilt hat: Krebs.
Mistler verschweigt seiner Frau Clara und seinem Sohn Sam die Lage, er reist vielmehr – für ein paar Tage – in das von ihm geliebte Venedig. Eine junge Frau taucht auf, eine stürmische, zugleich melancholische und bittere Affäre beginnt, dauert nicht lange, die Frau verläßt ihn. Ein Mann taucht auf, ein Mann von früher, eine andere Frau, ebenfalls eine Erscheinung aus alten Tagen, Bella oder Bunny mit Namen, in die Mistler einmal ungemein verliebt war und die er jetzt »haben« will – für eine letzte amour fou. Dazwischen meldet sich das normale Leben zu Wort: Mistler, Chef einer großen Werbeagentur, will seine Firma verkaufen, telefoniert unablässig mit seinem Anwalt, führt Gespräche mit Clara und Sam, dem er am Ende schreibt, daß er nur noch kurz zu leben hat – und immer wieder holen Erinnerungen Mistler ein, Erinnerungen, die ihn mit sich und seiner Situation konfrontieren.
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Seitenzahl: 321
Veröffentlichungsjahr: 2016
Mistlers Abschied erzählt die Geschichte eines Mannes in den frühen Sechzigern, dem der Arzt soeben den schrecklichen Befund mitgeteilt hat: Krebs. Mistler verschweigt seiner Frau Clara und seinem Sohn Sam die Lage, er reist vielmehr – für ein paar Tage – in das von ihm geliebte Venedig. Eine junge Frau taucht auf, eine stürmische, zugleich melancholische und bittere Affäre beginnt, dauert nicht lange, die Frau verläßt ihn. Ein Mann taucht auf, ein Mann von früher, eine andere Frau, ebenfalls eine Erscheinung aus alten Tagen, Bella oder Bunny mit Namen, in die Mistler einmal ungemein verliebt war und die er jetzt »haben« will – für eine letzte amour fou. Dazwischen meldet sich das normale Leben zu Wort: Mistler, Chef einer großen Werbeagentur, will seine Firma verkaufen, telefoniert unablässig mit seinem Anwalt, führt Gespräche mit Clara und Sam, dem er am Ende schreibt, daß er nur noch kurz zu leben hat – und immer wieder holen Erinnerungen Mistler ein, Erinnerungen, die ihn mit sich und seiner Situation konfrontieren.
Louis Begley, 1933 in Polen geboren, arbeitete bis 2004 als Anwalt in New York. Als Schriftsteller wurde er mit seinem Roman Lügen in Zeiten des Krieges weltweit bekannt. Seine Bücher wurden in 18 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.
Christa Krüger hat neben Louis Begleys Werken u.a. David Gutersons Schnee, der auf Zedern fällt ins Deutsche übertragen, zudem hat sie eine Biografie über Louis Begley verfasst. Sie wurde 2009 mit dem C.H. Beck-Übersetzerpreis ausgezeichnet.
Zuletzt sind von Louis Begley im Suhrkamp Verlag erschienen: Schmidts Einsicht (st 4415), Erinnerungen an eine Ehe (st 4549) und Zeig dich, Mörder (st 4682).
Louis Begley
Mistlers Abschied
Roman
Aus dem amerikanischen Englisch von Christa Krüger
Suhrkamp
Die amerikanische Originalausgabe erschien 1998 unter dem Titel
Mistler’s Exit bei Ballantine Books, New York.
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2016
Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 4683.
© Suhrkamp Verlag Berlin 1998
© Louis Begley 2007 Revocable Trust
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Umschlagfoto: juniongyang / RooM / Getty Images
Umschlag: hißmann, heilmann, hamburg
eISBN 978-3-518-74542-7
www.suhrkamp.de
Für Anka, immer
Ce que les hommes vont perdre, tant pis; ils ne s’en apercevront pas; tout finit bien puisque tout finit.
Chardonne, Demi-Jour
Ich verstehe, sagte Mistler.
Hektische Eile war bei diesem Gespräch wirklich nicht nötig. Im Wartezimmer saß niemand mehr. Seit fünfzehn Jahren war Bill Hurley Mistlers Hausarzt; damals hatte er die Praxis eines Onkels übernommen, der auf dem Tennisplatz an einer Aneurismaruptur gestorben war, als ihm während des Turniers um die Clubmeisterschaft im Seniorendoppel im vierten Spiel des vierten Satzes beim Stand von 40:0 ein Doppelfehler unterlief. Mittlerweile war Bill auch ein Freund. Die Sekretärin hatte Mistler ausdrücklich gebeten, erst gegen Ende des Nachmittags vorbeizukommen, wenn die anderen Patienten abgefertigt wären. Kaum war Mistler jedoch da, begann sie sich zu entschuldigen, daß der Doktor sich verspätet habe.
Keine Sorge, beruhigte er sie. Diesmal ist mir das Warten ganz lieb.
Das war die Wahrheit. Er hatte den Eindruck, eine leere Zwischenzeit sei dem, was folgen würde, bei weitem vorzuziehen. Dann war es soweit: Mistler legte widerstrebend die zwei Jahre alte Ausgabe der Illustrierten Glamour weg und fand sich in Hurleys Sprechzimmer ein, dem Raum, in dem Hurley befragte und verordnete, nachdem in der Untersuchungskabine nebenan – dort standen eine Liege und eine zuverlässige Waage, das einzige Stück von Hurleys Einrichtung, das Mistler gefiel – das widerstrebende Fleisch bis zur Preisgabe seiner Geheimnisse gepiekt und geknetet worden war. Wenn er überhaupt einen Grund zur Eile hatte, dann den, daß das Zimmer so häßlich war. Die Stapel von braunen Umschlägen – sie enthielten, so vermutete Mistler, Röntgenaufnahmen und EKG-Aufzeichnungen und sahen aus, als wären sie seit dem Tod von Hurleys Onkel nicht mehr angefaßt worden (wenn der Onkel oder der Neffe sie überhaupt je genauer betrachtet hatten, was Mistler keineswegs für selbstverständlich hielt) –; der pseudoantike Schreibtisch, klein genug für ein Schlafzimmer im Studentenwohnheim, vollgestellt mit Kinkerlitzchen der Pharmaindustrie; die Wände bepflastert mit Entenbildern nebst Zeugnissen und Diplomen, einer vollständigen Dokumentation von Hurleys Aufstieg, angefangen von seiner Internatszeit in New Jersey bis hin zur jüngsten Urkunde der Ärztekammer; die gesamte Einrichtung verriet Gleichgültigkeit und Knauserigkeit. So etwas hätte man in keinem anderen vergleichbar kostspieligen Dienstleistungsbetrieb hingenommen. Kamen Ärzte wohl je auf die Idee, Gespräche, die dem Patienten das Herz brachen, wenigstens außerhalb der Praxis zu führen, bei einer Tasse Kaffee oder einem Drink zum Beispiel, wenn sie schon nicht bereit waren, Geld für Möbel auszugeben? Mit einem Minimum an Geschick konnte man sich doch wohl vom Patienten einladen lassen oder die Ausgabe als Position in der Rechnung aufführen, beispielsweise als Stuhluntersuchung oder dergleichen. Die meisten Rechtsanwälte, mit denen Mistler zu tun hatte, würden das eine wie das andere für selbstverständlich halten.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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