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Jedes Leben schreibt Geschichten. Und das von Ruth Heil ist ganz besonders gesegnet mit Anekdoten und Erlebnissen, die zeigen, dass Gott jeden Tag gut für uns sorgt. Die beliebte und engagierte Autorin nimmt uns mit quer durch ein reichhaltiges Leben – Kindheit, Jugend, Ehe und Familie mit reichem Kindersegen, Gemeinde- und Beratungsarbeit und schließlich ein Dienst bis weit über die Grenzen der Heimat hinaus. Und bei alledem immer mit einem Blick und einem Herzen für den Mitmenschen sowie mit dem tiefen Wunsch, sich von Gott gebrauchen zu lassen. Die berührenden und oft heiteren Begebenheiten und Begegnungen machen Freude und klingen nach. Und sie inspirieren! Denn Ruth Heils Begeisterung und Gottvertrauen sind ansteckend!
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Seitenzahl: 148
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Ruth Heil
Aus meinem Tagebuch
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.
ISBN 978-3-8429-2316-4eISBN 978-3-8429-2318-8
Bestell-Nr. 5.122.316
© 2022 mediaKern GmbH, 46485 Wesel
Bibelzitate (wo nicht anders vermerkt): Die Bibel nach Martin Luthers
Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Umschlagbild: Salome Heil
Umschlaggestaltung, Layout, Satz: Ch. Karádi
Lektorat: Dr. Ulrich Parlow & RKW/J. Dörr
Korrektorat: Inge Frantzen
www.media-kern.de
Jedes Leben schreibt Geschichte. Sie nimmt ihren Anfang, wenn Gott sein Schöpferwort über unser Leben spricht: »Es werde.«
Jede Geschichte mit diesem Schöpfer findet darin Erfüllung, dass wir IHN kennenlernen, der uns von Beginn an geliebt und gewollt hat – ganz gleich, wie unser Anfang auf dieser gefallenen Erde ausgesehen hat.
Ich wünsche mir nichts mehr, als dass Sie durch alle Wirren Ihrer eigenen Geschichte den finden, der mir mitten in allem Schweren die Gewissheit gegeben hat: »Ich bin bei dir.«
In allem Erlebten hat Gott mir immer wieder Freunde geschenkt, die mein Vertrauen in ihn gestärkt haben. Dass Gott mir dann einen Mann ausgesucht hat, der mich liebt und unterstützt auf unserem Weg der Berufung, ist ein riesiges Geschenk. Zu den Geschenken meines Lebens gehört auch meine treue Freundin Elisabeth, die seit vielen Jahren zu unserer Familie gehört. Ohne sie wären die »Berge« auf meinem Lebensweg nicht zu schaffen gewesen.
GOTT SEI DANK!
Vorwort
Über deinem Leben steht das große JA!
Einleitung
Niemand ist wie du!
Kindheit und Teenagerzeit
»Und mach uns zu Himmelserbsen«
Bereit zur Entrückung?
Evangelisation unter den Wäschestangen
Der »falsche« Konfi-Vers
Gebet in den Toilettenräumen
Stark machen für die Menschenfresser
»Was denkst du über deinen Namen?«
»Weiß ich den Weg auch nicht«
Gottes Reden zu mir während einer Predigt
Getrost an seiner Hand!
Begegnung mit meinem Mann
Ein Lehrjahr der besonderen Art
Verlobung
Krankenschwesternausbildung in Frankfurt
Zugfahrten
Unsere Hochzeit
Kinder- und Jugendarbeit in Hoffenheim
Erweckung
Ehekrise
Burnout
In den Ruhestand versetzt
Zerschellte Träume
Ein Therapeut wird zum Segen
»Das ist dein Afrika«
»Seid ihr reich?«
Aufsehen zu Jesus – IHN anschauen
Aus unserem Familienalltag
»Mama, du bist die Schönste!«
Das gestrichene Küsschen
»Kannst du mal für mich beten?«
Zum Geburtstag ein Lächeln
»Mama, das war oberpeinlich!«
Was Teenager über ihre Mutter denken
Das Gespenst
Wunschkind
Wir hatten nicht nur Kinder
»Das Gesicht musst du mir überlassen!«
Toilettenkönigin
»Mama, mach ja nicht schlapp!«
»Ich lag in Banden und konnt nicht los«
Ariel-Event
Vor dem Spiegel
»Jetzt ist es gleich fertig!«
Gib dich mit deiner Schwachheit in die Arme Gottes!
Begegnungen
Der Aramäisch-Dozent aus Heidelberg
Die Frau am Postschalter
Aus einem Brief
»Geh hin und wasch dich!«
»Vadder, do hosch’s!«
Streifenfreie Fenster
»… wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt«
»Gutes und Barmherzigkeit … immerdar«
Mein schönstes Weihnachtsgeschenk
Siehe, ich komme …
Reisen, Seminare und Frauenfrühstückstreffen
Mein erstes Frauenfrühstück nach der Wende
Die zehn Jungfrauen am Chiemsee
»Herr, huif mer, i da’sauf!«
Begegnung mit Anna
Anna zieht Kreise
»Herr, gib mir Brot zur Speise«
»Innerlich bin ich streichelwinzig«
Engel, Gottes Wirklichkeit
»Wegen Ihnen hätte ich beinahe abgesagt!«
Frauen der Ukraine
Du bist geschaffen nach dem Bild Gottes!
Eheseminare
Das Herz und der Bauchnabel
Vom Frosch zum Prinzen
»Bei uns weht es jetzt wieder«
Genieße! Hab Mut! Vergiss nicht!
Nachdenkenswertes
Der Hund im Koffer
»Fürchte dich nicht länger«
»Immer am Danken bleiben!«
Das wünsch ich dir!
Erlebnisse in Afrika
Auf nach Kamerun!
Ankunft in der Hauptstadt
Eheseminar in Yaoundé
Das Geschenk der Mutterschaft
Mehr wert als ein Geldschein
Gottesdienst mit über tausend Menschen
Zurück im Busch
Engel am Abgrund
Weiß wie Baumwolle
Die Freundlichkeit in Person
Das wünsch ich mir
Gott öffnet Türen …
… in Afrika
… in Europa
Über die Autorin
Gesprochen über dir vor allen Zeiten.
Und der es sprach, sagt:
»Ich bin für dich da!Will dich durchLicht und Dunkelheit begleiten.«
So geh gestärkt mit Mut
voll Zuversicht getrost
in jedes neue Morgen
und sei in IHM
in alle Ewigkeit
gehalten, getröstet und geborgen.
Ruth Heil
Habe ich Gaben – und wer bin ich?
Diese Fragen stellte ich mir von Kind an. Obwohl ich gerne Klavier spielte, war mir das Üben zu lästig. Dafür erfand ich eigene Melodien und sang voller Freude selbst erfundene Lieder. Ich unterhielt mich gerne mit den Vögeln, pflückte im Garten die Blumen, die Großvater liebevoll gepflanzt hatte, und brachte sie der alten Nachbarin, die sich freute und jedes Mal fragte, wer ich denn sei. Meine Mutter hatte genug Stress damit, meine Handarbeiten fertigzustellen, die in der Schule abgeliefert werden mussten, und war manchmal verzweifelt, wenn ich abends immer noch nicht meine Latein-Hausaufgaben erledigt hatte.
Mein Interesse an vielen Dingen, die nicht gefragt waren, brachte mich oft in Schwierigkeiten. Das gab mir immer wieder das Gefühl, nicht genügend zu sein, sodass ich mich selbst hinterfragte.
Es war ein Segen für mich, Eltern zu haben, die mir früh von Jesus erzählten, der alle Menschen liebt. Von ihm fühlte ich mich ganz verstanden und ihn liebte ich von Herzen, auch wenn ich mich selbst erst viel später annehmen konnte.
Aber allen, denen ich begegnete, wollte ich von diesem Jesus und seiner Liebe weitersagen.
Vergleiche dich nicht!Du bist ein einmaliger Diamant,hergestellt in der Schöpferwerkstattdes größten Meisters.
Ruth Heil
Als Kleinkind fieberte ich darauf hin, wann ich endlich in den Kindergarten würde gehen dürfen. Die bunten Bauklötze begeisterten mich und Puppenküchen mit Blechspielzeug. Ob ich je damit spielen durfte, weiß ich nicht mehr. Es waren sehr viele Kinder dort.
Zum Schluss sangen die Erzieherinnen immer mit uns das Lied:
Unsern Ausgang segne Gott,unsern Eingang gleichermaßen,segne unser täglich Brot,segne unser Tun und Lassen,segne uns mit sel’gem Sterbenund mach uns zu Himmelserben.
Ich sang immer »Himmelserbsen« statt »Himmelserben«. Allerdings konnte ich nicht verstehen, warum wir im Himmel denn Erbsen sein sollten – oder würde es dort viele davon geben? Eigentlich mochte ich Erbsen und öffnete gerne ihre Schoten im Garten, um die jungen Erbsen daraus zu essen. Ich sang auf jeden Fall weiter begeistert mit, denn ich liebte es, zu singen. Niemand bemerkte, dass ich Erbsen mit Erben verwechselte!
Heute bin ich in einem Alter, wo ich den Segen, um den es in dem Lied ja geht, mehr als je zuvor verstehe. Mit Segen gelingt unser Leben viel besser. Diesen Segen immer »mitgehen« zu lassen, egal, wo wir uns gerade auf dieser Welt befinden, bei allem Tun und allem Ruhen – das ist ein gutes Rezept zum Gelassensein. Und am Ende des Lebens in eine Wohnung einzuziehen, die Jesus selbst für uns vorbereitet hat, ist kostbarer, als die kleinen Erbsen aus den Schoten zu essen!
Ferien, endlich Ferien! In den Ferien soll ich das liebste Kind gewesen sein. Das erzählte mir jedenfalls meine Mama, als ich anfing, erwachsen zu werden.
Aber jetzt war ich noch ein temperamentvolles Grundschulkind, voller Freude an Blumen und Vögeln, am Basteln und Singen – nur nicht daran, in die Schule zu gehen.
Mit großer Begeisterung hörte ich zu, wenn mein Papa uns Geschichten von Jesus erzählte. Er konnte so lebensnah und packend diese Ereignisse schildern. So weinte ich denn in der Geschichte mit dem Gelähmten und klatschte vor Freude in die Hände, als er wieder gehen konnte.
Manchmal wurde Papa auch ernst. Dann sagte er: »Der Vater im Himmel hat uns das Beste gegeben, was er uns geben konnte, seinen einzigen Sohn. Er wollte, dass wir einmal mit ihm den Himmel teilen sollten. Und das ist nur möglich, wenn wir den Herrn Jesus in unser Herz aufnehmen. Eines Tages wird Jesus wiederkommen, und alle die Menschen, die ihn als ihren Herrn angenommen haben, werden mit ihm in den Himmel gehen.«
Das alles blieb in meiner kindlichen Seele hängen. Aber es beunruhigte mich nicht, es war so weit entfernt, wie Himmel und Erde voneinander sind. Und außerdem war es nicht schlecht, niemals sterben zu müssen. Der Tod von Oma war schlimm genug für mich gewesen, auch wenn sie jetzt bei Jesus im Himmel war.
Endlich hatten dann die Ferien begonnen. Obwohl ich voller Lebenslust war, wollte ich jetzt erst mal ausschlafen und mein warmes Bett so richtig genießen. Doch schließlich reichte es. Ich sprang aus dem Bett und hüpfte die Stufen hinunter in den Wohnbereich. Was für ein schöner Tag!
Aber wo war Mama? Sie war doch zu dieser Zeit immer in der Küche. Ich rief nach ihr, lief in den Keller und von dort zur Wäscheleine. Nirgends war sie zu finden. Mein nächster Weg ging ins Büro. Auch Papa war nicht da. Halt, mein Bruder bastelte bestimmt gerade an seinem Fahrrad herum. Aber auch er war unauffindbar. Da bekam ich Angst. Ja natürlich, das war es: Jesus war wiedergekommen! Das Unwirkliche war passiert. Und Jesus hatte alle mitgenommen, die bereit waren, aber mich nicht!
Mich erfasste Panik: Was sollte ich nur machen, allein, ohne meine Familie? Ach, ich könnte ja meine Patentante anrufen, die würde mich bestimmt aufnehmen. Auch Freunde meiner Eltern fielen mir ein. Aber halt, die waren ja jetzt bestimmt auch schon unterwegs Richtung Himmel!
Schließlich setzte ich mich an den Küchentisch, legte meinen Kopf auf meine Arme und weinte jämmerlich. Ich war allein zurückgeblieben, alle waren weg!
Wie lange ich so dasaß und verzweifelt war, weiß ich nicht mehr. Doch plötzlich ging die Haustür auf: Mutter war vom Einkauf zurück, Vater kam kurz darauf von der Post nach Hause – und wie ich hörte, war mein Bruder bei einem Freund zum Spielen.
Dieses Erlebnis hat mich lebenslang geprägt. Es ist aber jetzt nicht mehr Angst, sondern die große Vorfreude auf Jesus. ER kommt wieder, wie ER es gesagt hat. Und ich darf bei IHM sein für alle Zeit.
Mein Vater hatte eine schwere Lungentuberkulose, die ihn fast das Leben kostete. Während er in der Kur war, schenkten Freunde meiner Mutter und uns beiden Kindern einen Aufenthalt in der Schweiz. Ich war damals zwölf Jahre alt.
Während dieser Tage in der Bibelschule Beatenberg fanden immer wieder Andachten statt. Obwohl ich nicht alles verstand, wurde mir bewusst, dass es gut ist, sich ganz bewusst für Jesus zu entscheiden. »Wer diesem Jesus nachfolgen will, sollte sich auf den Weg machen und es dadurch zeigen, dass er nach vorne kommt«, ermutigte uns Frau Dr. Wasserzug. Obwohl der Saal mit Menschen gefüllt war, soll ich als Erste aufgestanden sein, um nach vorne zu gehen, erzählte mir meine Mutter Jahre später. Ja, ich wollte Jesus nachfolgen, das war mein tiefster Wunsch.
Mein Herz war so erfüllt von Freude, dass ich es auch den Kindern in unserer Nachbarschaft sagen wollte, dass Jesus sie liebt. Ich bat meine Mutter, mir Decken zu geben, um damit ein Zelt über den Wäschestangen zu errichten. »Du könntest ihnen bei der Einladung sagen, dass es frisch gebackene Schneckennudeln gibt«, ließ sie mich wissen. Diese wundervolle Mutter! Sie wusste, wie man wirkungsvoll einladen kann! Sieben Kinder fanden sich bei meiner ersten »Zeltevangelisation« ein. Was ich ihnen erzählte, weiß ich nicht mehr. Aber die Schneckennudeln waren köstlich!
Mein Herz brannte für Gott. Ich wollte Krankenschwester oder Lehrerin werden. Auf jeden Fall wollte ich Gott mein Leben zur Verfügung stellen.
Ich war 14 und jetzt Woche für Woche im Konfi-Unterricht. Viele der Themen interessierten mich nicht. Ich hätte gerne mehr über Gott gehört, aber der kam nur wenig vor. Auch die Gottesdienste, die wir als Konfirmanden besuchen sollten, sprachen mich kaum an. Doch wenn ich an die Konfirmation dachte, erfasste mich große Freude. Ja, ich freute mich auf den Bibelvers, den jeder von uns zum Abschluss im Gottesdienst überreicht bekommen würde. Sicher würde Gott den Pfarrer wissen lassen, welchen er mir geben sollte. Und ich wollte diese Bibelstelle als Leitvers für mein Leben nehmen.
Endlich hielt ich ihn in den Händen und war erschüttert. Statt »Dienet dem Herrn mit Freuden« oder »Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an« oder noch besser »Gehet hin in alle Welt und prediget« las ich mir leise selbst vor: »Der Herr ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und der Seele, die nach ihm fragt.« Dieser Bibelspruch war ausgerechnet noch bei den Klageliedern, Kapitel 3, Vers 25, aufgeschrieben!
»Da hat sich der Pfarrer sicher geirrt«, dachte ich. Den gerahmten Vers verstaute ich in einer meiner Schubladen. Mit dieser Aussage, die nur von Geduld und Nachfragen und Ausharren sprach, wollte ich nichts zu tun haben.
Damals wusste ich noch nicht, dass das genau der Lernprozess war, um dem Herrn wirklich dienen zu können – und dass ich üben durfte, ihm zu vertrauen, auch wenn es ganz anders ging, als ich mir vorgestellt hatte.
Inzwischen war ich im altsprachlichen Gymnasium mit Latein als erster Sprache. Es war nicht meine Leidenschaft. Kunst, Musik und Sport hätten mir ohne Weiteres als Fächer genügt. Aber ich hatte echt nette Klassenkameraden. Und das Schönste für mich war, dass ich mit ihnen über meinen Glauben an Jesus sprechen konnte. Natürlich wurde ich auch belächelt und man machte sich lustig über mich. Aber es gab auch einige Mädchen, die für den Glauben Feuer fingen. Da wir alle weit verstreut wohnten, mussten wir eine Möglichkeit finden, uns zu treffen. Und was bot sich da besser an als die weitläufigen Toilettenräume der Schule? Dort fanden wir uns morgens vor Schulanfang ein und beteten miteinander.
Natürlich gab es dabei immer wieder Unterbrechungen, wenn jemand hereinkam, der natürlicherweise etwas anderes vorhatte, als zu beten. Doch es war eine große Freude und wie ein Geheimnis, das wir miteinander teilten. Gott war mitten dabei, auch wenn die Gerüche nicht unbedingt erbaulich waren …
Immer öfter sprach ich davon, in die Mission gehen zu wollen. Inzwischen war ich 15 und mein Bruder war 17 Jahre alt. Er ging gerade durch eine Krise im Glauben und spöttelte gelegentlich über meine absonderlichen Zukunftsvorstellungen. »Ich muss dich fit machen, wenn du zu den Kannibalen gehst«, sagte er dann und gab mir einige leichte Boxer auf die Oberarme. Ich wusste aber, dass er es eigentlich gut mit mir meinte.
Ich stellte mir selbst die Frage, ob ich vielleicht nur das Abenteuer suchte. Nein, eigentlich nicht. Eines Tages konnte ich dann jedoch selber prüfen, ob ich wirklich bereit war, diesen Weg in die Mission zu gehen, auch wenn es dabei Schwierigkeiten geben würde.
Elia war der Prophet im Alten Testament, der immer wieder meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er sprach mit großer Kraft und Vollmacht zu den Menschen. Dass er am Ende seines Lebens nicht einmal sterben musste, sondern direkt in den Himmel gehen durfte, war besonders beeindruckend. Mir gefiel auch die Stelle, in der sein Mitarbeiter Elisa ihn bat, ihm seinen Mantel zu überlassen, wenn er von der Erde weggenommen würde, als Zeichen für seine eigene Berufung.
Das berührte mich. Vielleicht könnte ich meinen Vater fragen, ob er mir, wenn er einmal sterben sollte, auch seinen Auftrag von Gott weitergeben könnte. Vater war mein Vorbild. Gott gebrauchte ihn, um viele Menschen zum lebendigen Glauben zu führen.
»Papa«, fragte ich ihn deshalb, »wenn du einmal sterben wirst, kannst du mir dann deinen ›geistlichen‹ Mantel weitergeben, wie es Elia für Elisa tat?«
Mein Vater wurde sehr ernst. »Willst du dabei auch die Leiden, Kämpfe, Schwierigkeiten und Widerstände erleben?«, fragte er mich.
Ich erinnere mich, dass ich leise den Kopf schüttelte und nie mehr solch eine Bitte äußerte.
Einen Auftrag von Gott zu bekommen heißt nicht, auf Wolken zu schweben, sondern manchmal auch, Schweres auszuhalten und zu tragen, eben einen »Auftrag« zu haben.
»Magst du ihn, und wenn ja, kannst du sagen, warum?«
Ich saß bei einem Seminar, als diese Frage gestellt wurde. Wir waren junge Leute, zusammengewürfelt aus Amerikanern und Deutschen.
Mochte ich meinen Vornamen? Ich überlegte: Wahrscheinlich würde es auf die Aussprache des Gegenübers ankommen, ging es mir durch den Sinn. Ein hartes R mit einem harten T am Schluss hörte sich fast an wie ein Böllerschuss an Neujahr oder wirkte wie ein Befehlston, der nach einer untertänigen Antwort verlangte. Wurde ich allerdings auf eine Weise angesprochen, dass das Schluss-h zum Anlass genommen wurde, den Namen in die Länge zu ziehen, erinnerte mich das eher an Friedhofsruhe: »Hier ruht in Frieden …« Damit war ich auch nicht glücklich. Dann gab es noch die Formen »Ruthle« (das klang nach Baby) und »Ruthsche«, was sich noch schrecklicher anhörte.
Grundsätzlich aber mochte ich meinen Namen, denn er erzählt eine tragisch beginnende Geschichte in der Bibel, die ein Happyend hat. Dabei geht es um eine junge, verwitwete Frau namens Ruth, die ihrer Schwiegermutter, ebenfalls Witwe, in ein fremdes Land folgt. Ruth erträgt die verbitterte Frau mit Hingabe und ohne jeden Vorwurf. Zuletzt geschieht dann das Wunder, dass Gott einen Weg bereitet, der seinen perfekten Zeitplan zeigt.
Aber genau deshalb mochte ich meinen Namen dann auch wieder nicht, weil ich dem Vorbild dieser biblischen Ruth überhaupt nicht entsprach. Ich war eher laut, emotional und auch mal aufbrausend und hätte so gerne diese sanfte Natur der biblischen Ruth gehabt.
Während ich noch darüber nachsann, was ich den anderen über meinen Namen mitteilen wollte, war eine Amerikanerin an der Reihe, die ihren Namen in der englischen Aussprache weitergab. »I love my name«, sagte sie voller Überzeugung, »weil er so weich klingt. My name is Ruth.«
Es war, als würde mir eine Tür aufgetan zu einem neuen Verständnis meines Namens. Ich begriff plötzlich: Gott spricht liebevoll meinen Namen aus, egal, ob ich es verdiene oder nicht. Er liebt mich einfach so, wie ich bin, mit meinem stürmischen Wesen. Ich bin für ihn okay! Ja, ich spürte es neu: Für ihn bin ich richtig, einfach weil ich seine Schöpfung bin, seine Tochter, sein Kind.