MONA - Eine Katze lebt Chaos und Poesie - Nadja I. Wieczorek - E-Book

MONA - Eine Katze lebt Chaos und Poesie E-Book

Nadja I. Wieczorek

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Beschreibung

Für jeden liebenden Katzenbesitzer ist die eigene Katze etwas ganz Besonderes. So auch für Nady, die in zahlreichen humorvollen Erzählungen, Gedanken und Anekdoten Chaos und Poesie mit ihrer crazy Mieze Mona erlebt, ein absolutes Muss, nicht nur für Katzenfans, sich dieses originelle Werk zu gönnen, das zwischen Wirklichkeit und Phantasterei seinen Platz gefunden hat. Zwischen Klamauk, ein wenig Grusel und blankem Staunen werden alle Facetten und Anlässe ausgeschöpft, Halloween, Weihnachten, Fußball und Kirche sind nur einige Beispiele, einzigartige Erlebnisse eines unschlagbaren Mensch-Katze-Teams. In jedem Fall bleibt Mona Siegerin und Star der Runde.

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Seitenzahl: 283

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Nadja I. Wieczorek

MONA - Eine Katzelebt Chaos und Poesie

Erzählungen, Gedanken undAnekdoten zwischen Wirklichkeitund Phantasterei

© 2018 Nadja I. Wieczorek

Umschlaggestaltung, Illustration: Nadja I. Wieczorek

Umschlagfotos: © Nadja I. Wieczorek Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7469-8286-1

Hardcover:

978-3-7469-8287-8

e-Book:

978-3-7469-8288-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

INHALT

Kinder, Kindeskinder und Pelznasen!

Abenteuer im Hospital

Halloween

Musik, Gesang und Tanz

Weihnachten und Silvester

Süße Sachen

Der miauende Hund

Die entführten Gämsen

Audienz beim Kaiser

Wahrsagerei

Hilfe, wir brauchen einen Tierarzt!

Welttierschutztag – Tiersegnung

Katzen würden Wäsche waschen

No, no, no, keine Internet-Show

Abenteuer auf Usedom

Züchten???

Mit grüner Nase gegen Fabrik-Abgase

Regen in England

Fußball

Das schwarz-weiße Fell – Ein makabrer Scherz

Calimero

Bibliothek

Der Muskelkater-Kalender im Vorzimmer

Bäckerei

Kirche und Kätzerei

Osterzeit

Aaron, der Zauberlehrling

Fitness für Katze und Mensch

Socken und Fäustlinge

Taxi-Tussi

Valentinstag am Land

Träume vom Süden

Cola

Mein Freund, das Pferd

Der Wandteppich

Bildnachweise

KINDER, KINDESKINDER UND PELZNASEN!

Für jeden liebenden Katzenbesitzer ist sein schnurrender Liebling die tollste, süßeste, klügste und schönste Mieze des Kosmos, noch grandioser, wurde ihm die Ehre zuteil, dass sich gleich mehrere dieser sagenhaften, nahezu mythischen Wesen dazu herabließen, bei ihm zu wohnen.

So ist es auch bei Nady und ihrem bepelzten unschlagbaren Lauser Mona. Mit Witz, Charme und Esprit unterhält Mona ihre Menschen, und ohne sie wäre das Leben nur halb so crazy, verwegen und unberechenbar. Nadys Katze ist keine Erfindung. Tatsächlich treibt sie am Erdball ihr beinahe unbesiegbares Unwesen, bringt ihr „Fraule“ sowohl zum Lachen als auch zur Verzweiflung. Man kann dem kleinen schwarz-weißen Schatz mit den markanten schwarzen Schönheitsflecken beim rosa Näslein nicht böse sein, egal, welche Frechheit auch immer sich die Zuckerschnute herausnimmt.

In diesem Buch kann man hautnah, Auge um Auge, Buchstabe für Buchstabe, Zeile für Zeile, hoffentlich mit berechtigter Freude, daran teilhaben, was Nady mit ihrer für sie einzigartigen Gefährtin auf vier Pfoten erlebt, Lustiges, Schauriges, Nachdenkliches, keine Facette bleibt unentdeckt, gleich ob sich die Story um Halloween, Monas musikalische Künste am Xylophon, Weihnachten, Fußball oder Kirche dreht. Es handelt sich um eine Sammlung von Erzählungen, Gedanken und Anekdoten zu verschiedensten Themen, teilweise wahre Begebenheiten, teilweise der Phantasie entsprungen, und es liegt am Leser, herauszufinden, was tatsächlich geschah und was der puren Geisteswelt entstammt.

Nady bekommt Unterstützung von manchen ihrer 20 besten Freunde, wobei die Antwort auf die Frage verschwommen anmutet, inwiefern sie tatsächlich existieren. Nicht einmal Nady selbst ist sich sicher. Auch unangenehme Gesellen treten in Erscheinung, die nichts Gutes im Sinn haben. Sonnen- und Schattenseiten sind vertreten.

Nun also viel Spaß, Freude, Schmunzeln und Staunen bei Monas ausgefuchsten Abenteuern!

„Fraule“ Nady, Mag. a Nadja I. Wieczorek, 2018

ABENTEUER IM HOSPITAL

Meine Mona, der maunzende schwarz-weiß-bepelzte Blitz, macht bei den Klinikclowns mit. Dazu braucht man eine spezielle Ausbildung. Man muss nicht nur psychologisch und pädagogisch geschult sein, sondern muss sich – haha, wer hätte es geglaubt – ein wenig mit Medizin auskennen. Mona ist mächtig stolz, dass sie ihr eigenes weißes Ärztekittelchen bekam. Sie ist der Liebling der Kinder. Alle fragen nach ihr. Sie wollen mit ihr spielen. Sie wollen ihr ihre Sorgen erzählen. Das Coole ist, dass Mona die Einzige ihrer Art ist. Sie wird verwöhnt, und wenn sie nicht will, muss sie nicht einmal zu Fuß gehen, sondern wird von Prof. Dr. Eierkopf getragen. Zuerst glaubten die Kinder, Mona wäre eine Handpuppe, doch nein. Nachdem Prof. Eierkopf sie als flauschigste Mitarbeiterin vorgestellt hatte, war alles klar und die Kinder freuten sich noch mehr. Sie fragten nicht mehr, wo die Klinikclowns wären. Ihr Star ist meine Mona. Sie braucht nicht einmal einen Ärztekoffer mitzubringen. Das machen die Assistenten. Mona genießt, dass alle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet ist, ohne dass sie viel zu tun braucht. Trotzdem muss sie viel Verantwortung übernehmen. Schließlich ist nicht einfach, ein Katzenleben lang Witz, Charme und Esprit zu versprühen.

Meine Katze muss gesund ernährt werden, und ich bin mit dem Angebot nicht zufrieden, geht es um Katzengras. Ich machte unzählige Versuche, es Mona zugänglich zu machen. Es ist eine feine Kost, und jede Katze sollte es schmausen. Wenn sich Katzen putzen, schlucken sie Haare. Die verklumpen sich im Magen der Tiere und sie brauchen Katzengras, damit die Darmflora floriert und einfacher ist, die Flauschballen herauf zu würgen. Sie sehen nicht viel anders als Monas Plüschbälle aus. Am liebsten spielt sie mit dem roten, der nicht anders als die Clown-Nasen der Klinikclowns aussieht. Monas Nase ist von Natur nicht rot, sondern rosa. Um an die Klinikclowns angepasst zu sein, wollte ihr Prof. Eierkopf eine Clown-Nase auf ihre Nase stecken. Das ließ sich Mona klarerweise nicht gefallen. Ihr rosa Näslein ist schön genug, und wenn eine kleine Katze eine große rote Nase hat, könnte man meinen, sie wäre verkühlt oder bekam ein paar draufgehauen, vielleicht von ein paar neidischen Hunden. Ich entdeckte Snacks (Feines für zwischendurch), in die Katzengras gesteckt wurde. Es sind Leckerlis, und die futtert Mona liebend gern. Sie dienen als Nahrungsergänzungsmittel wie die Lachs-Fischlis. Wo die Snacks mit Katzengras wie kleine Taschen aussehen, sehen die Lachs-Snacks wie Fische aus und man kann sie den Miezen ab dem 4. Lebensmonat geben. Dann stinkt die Küche nach Fisch. Es ist ein intensiver Geruch. Als Mona diese Leckerlis noch nicht kannte, bediente sie sich im Kühlschrank. Sie weiß, dass sie das nicht tun soll. Deshalb macht sie es heimlich. Einmal übersah ich, dass sie in den Kühlschrank gestiegen war, machte ihn zu und das Kätzlein wäre zwischen der Wurst fast erstickt. Schlimm wäre es…

***

Da Mona und ich unverbesserliche und v.a. hartnäckige Gesundheitsapostelinnen sind, bekamen wir die Möglichkeit, unsere bescheidenen medizinischen und psychologischen Kapazitäten in einem Hospital der kränkelnden Population zur Verfügung zu stellen, sprich: Wir ergatterten Jobs im städtischen Krankenhaus. Klar war nur noch nicht, was wir dort machen würden, denn wir beherrschen alles und nichts, aber allein der Wille und der Glaube an imaginäre Heilfähigkeiten machen uns zu unübersehbar glänzenden Riesensternen am Medicus-und-Psycho-Firmament. Immerhin weiß meine Katze halbwegs, wie man ohne Verletzungsgefahr schafft, ein Erste-Hilfe-Köfferchen zu öffnen.

Rein zufällig fand ich heraus, dass einer meiner 20 besten Freunde – Salvador – auch hin und wieder dort sein Unwesen treibt, da er den Beruf des Sanitäters ausübt. Er berichtete, dass sein älterer Bruder – Raymondo – ebenso in diesem Krankenhaus eine Dauerstelle bekommen hätte. An den Namen erkennt man, dass die beiden Jungs einen spanischen Background haben, und dem machen sie in ihrer Emotionalität und Energiegeladenheit vielerorts alle Ehre. Noch hatte ich Raymondo nicht kennengelernt, ich wusste auch nicht, was er beruflich macht. Was Besonderes konnte es nicht sein, sonst hätte es Salvador bereits mit stolz geschwellter Brust verkündet. Jeder sei willkommen und geachtet, der seinen Job pflichtbewusst und kompetent macht. Ich bin ein toleranter Mensch mit einem großen Herz. Ich finde, man sollte mich bald heiligsprechen. In 70 Jahren werde ich aussehen wie Mutter Teresa und man wird mich mit ihr verwechseln. Das sind wunderbare Aussichten. Doch halt – werden wir an dieser Stelle nicht verkrampft möchtegernwitzig, sonst besteht die Gefahr, dass mir die Leser glauben…

Ich war auf der Suche nach Mona. Ich rief nach ihr, und ihr Gehör ist so gut ausgeprägt, dass sie mich hört, egal in welchem Trakt des Hospitals sie sich befindet.

„Wo ist meine Katze?“, fragte ich verzweifelt. „Ich rief nach ihr und sie rührte sich nicht. Oooje, ich befürchte, der Mieze ist was zugestoßen, obwohl sie gegen die meisten Viren geimpft ist, die im Hospital herumschwirren, und manche hat sie so oft eingeatmet, dass sie gegen sie immun geworden ist.“

Jemand tippte mir auf die Schulter. Da sah ich eine weiße Katzenpfote.

„Hey, Mona, warum hast du mich so fies veräppelt, du kleines Frätzlein? Warum hast du nicht gemaunzt, als ich dich gerufen habe, und… äh… wie ist möglich, dass du deine Pfote auf meine Schulter legen kannst? Bist du gewachsen?“

„Ich habe die Mieze gefunden. Sie war unterkühlt und hat gehustet. Deshalb konnte sie sich nicht melden. Sonst hätte sie’s natürlich gemacht. Ich füllte eine Wärmflasche mit heißem Wasser, legte sie ihr aufs Bäuchlein, und jetzt ist die Katze dabei, vollständig gesund zu werden, aber die nächsten Tage solltest du sie schonen und nicht in die Kälte hinausschicken“, sagte jemand.

„Oooh, danke, du edler Retter! Lass dich umarmen, du barmherziger Samariter!“, rief ich aufgelöst und fiel der Person gerührt um den Hals.

„Ist schon gut. Das ist sowas wie meine Pflicht, Pfadfinder oder sowas.“

Ich fasste mich und schaute hoch. Da stand ein junger Mann, der mir bekannt vorkam. Er sah wie Salvador aus, aber es war nicht Salvador.

„Danke, dass du meine Katze gerettet hast. Wie kann ich mich dafür erkenntlich zeigen?“, fragte ich.

„Wer den Hippokrates-Eid geschworen hat, verpflichtet sich nicht nur dazu, den Menschen Gutes zu tun. Es geht um alle Lebewesen. Also ist für mich Belohnung genug, wenn es deiner Katze gut geht und damit auch dem Frauchen dieser Katze. Wie heißt du denn?“

„Meine Katze heißt Mona.“

„Ich möchte wissen, wie DU heißt.“

„Ich heiße Nady.“

„Oh, das ist aber süß. Hast du bald die Lehrjahre hinter dir, dass du dich dann Diplomkrankenschwester nennen darfst?“

„Eeeh… Hm… Neee… Heee… Moooment.”

„Was ist denn noch? Ich wollte jetzt eigentlich gehen.“

„Du willst was von mir wissen und gehst zwischendrin?“

„Vor mir sind alle Menschen gleich. Ich schaue nicht überheblich auf dich runter, bloß weil du eine Schwesternschülerin und keine Frau Doktor bist…“

„Jetzt halt mal die Luft an, du Würstchen! Ich bin keine Schwesternschülerin, ich bin keine Krankenschwester, ich gehöre nicht zum sozialen Pflegedienst, verdammt! Ich bin eine medizinisch-psychotherapeutische Möchtegern-Alleskönnerin!“

„Ist doch egal, wer du bist. Mir ging’s darum, dass ich jenem Mädchen die Katze zurückbringe, dem sie gehört, und das Tierchen tat mir total leid.“

„Wer bist du?“

„Ich arbeite hier. Ich bin Arzt.“

„Okay, du bist Arzt. Was für ein Arzt?“

„Ein sehr guter Arzt“, schmunzelte er mich an.

Dieses Schmunzeln kam mir bekannt vor. Er sah aus als wäre er mit Salvador verwandt… Moooment. Da hielt ich inne.

Ich sagte: „Moooment. Ich kann Gedanken und aus Gesichtern lesen. Du bist Raymondo.“

„Ja, genau, richtig. Ich wusste immer, mein Ruf eilt mir voraus. Stimmt, ich bin Raymondo. Ich bin Frauenarzt. Bin ich wirklich so renommiert und weit verschrien?“

„Ääähm… Hm… So würde ich das nicht nennen. Du hast einen gesprächigen kleinen Bruder, und der wusste einiges von deiner Existenz.“

„Ach so. Mein liebes kleines Bruderherz flirtet mit Schwesternschülerinnen rum…“

„Nochmal, ich bin keine Schwesternschülerin, ich bin keine Krankenschwester, ich gehöre nicht zum sozialen Pflegedienst. Ich bin eine medizinisch-psychotherapeutische Möchtegern-Alleskönnerin! Schreib es dir hinter die Wäschel, Mensch!“

„Ich habe noch nie erlebt, dass jemand in dieser Anstalt so respektlos mit mir spricht. Halt dich zurück, Schwesterchen.“

„Grmpf… Danke, dass du meiner Katze geholfen hast, Raymondo. Tschüss dann…“

„Mach’s gut. War nett, dich kennengelernt zu haben, Schwesterchen… Ach so, entschuldige, du willst nicht, dass man dich so nennt. Nichts für ungut, Fräulein. Klingt das besser?“

„Na jaaa.“

„Oh, ich konnte dich wohl nicht überzeugen. Ich sah diese schwarz-weiße Katze jammernd an einem Kaffeeautomaten lehnen. Sie wirkte als hätte sie sich verlaufen. Sie schaute total traurig und hat geniest. Deshalb nahm ich sie mit, wärmte sie, und die Mädchen, die zu mir zur Untersuchung kamen, wollten alle mit der süßen Mieze spielen. Sie wollten sie knuddeln, aber die Katze fing immer ärger zu rotzen an.“

„Was hast du gemacht?“

„Ich schnäuzte sie. Dann lockerte ich mit einer Bürste ihren Hals. Dann legte ich sie hin und legte eine Wärmflasche mit heißem Wasser auf ihren Bauch. Dann fing sie zu schnurren an, rollte mal nach links, mal nach rechts. Dann dachte ich: Na, wer weiß, vielleicht hat das Fräulein Geburtswehen. Ich brachte das Tierchen dazu, sich auf den gynäkologischen Stuhl zu legen. Ich tat vorsichtig ihre Beinchen auseinander, tat das Schwänzlein zur Seite und schaute nach. Die Folge war, dass die Katze ohnmächtig wurde. Es war wohl zu viel für die Kleine. Dann nahm ich sie auf den Schoß. Sie war wie betäubt, kuschelte sich an mich und wurde immer weicher. Ich streichelte ihren Rücken entlang. Dann kraulte ich sie zwischen den Ohren und sie rieb ihr Schwänzlein immer mehr an meinem Hals. Ich dachte: Oh, Mensch, Mist, sie hält mich für einen Kater. Langsam beruhigte sich die Mieze, und als sie wieder zu sich kam, glänzten ihre Äuglein. Es war der richtige Moment, um nachzuschauen, wem sie gehört. Dann hörte ich ein Mädchen rufen und dachte, es wäre möglich, dass es nach seiner Katze ruft, und wirklich, ich habe mich nicht getäuscht.“

„Gracias, Raymondo.“

„Bitteschön und gern geschehen. Pass bitte in Zukunft besser auf deine Katze auf, okay, denn ich bin Gynäkologe und kein Tierarzt.“

„Okay, ich werde mich bemühen, dass sich Mona nicht mehr verkühlt“, sagte ich und schon war der Herr Doktor hinter der nächsten Ecke verschwunden.

***

Am nächsten Morgen weckte ich Mona. Wir teilten uns ein Croissant mit Vanillefüllung, schlürften den Magenfreund aus derselben Tasse, dann machten wir uns mit dem Roller auf den Weg ins Hospital. Wir parkten am Fahrradständer, Mona sprang auf meine Schulter, und wir marschierten in unsere Abteilung.

***

Zur Feier des Welttierschutztags lud ich Mona in die Eisdiele des Hospitals ein. Sie durfte sich ein extragroßes Eis aussuchen, und ich kenne das kleine schwarze Fräulein so gut, dass ich weiß, dass sie besonders gern Himbeereis schleckt.

„Oooch, ihr zwei seid total süß. Darf ich mich neben euch setzen oder darf ich mich sogar zwischen euch setzen?“, fragte einer.

Es war Salvador. Eine Hilfsschwester brachte Mona das supergroße Himbeereis. Das provozierte ihn zum unablässigen Schmunzeln.

„Ich habe noch nie eine Katze gesehen, die Himbeereis schleckt. Ich hörte, dass manche gern Schlagsahne naschen würden, vielleicht ein bisschen Joghurt, aber Himbeereis ist schon was Verrücktes, finde ich. Hast du keine Angst, dass sich die Mieze verkühlt?“, fragte er.

„Sie hatte einen angedeuteten Schnupfen, doch jetzt geht’s ihr wieder besser“, erklärte ich.

„Hast du sie zum Tierarzt gebracht?“

„Nicht ganz. Raymondo hat sie zusammengeklaubt, als sie ächzend am Kaffeeautomaten lehnte.“

„Ich hasse Kaffeeautomaten.“

„Trotzdem lehnte sie dort. Raymondo glaubt zu wissen, dass sich das Viecherl verlaufen hatte.“

„Du hast ihn kennengelernt?“

„Er war so nett, Mona Erste Hilfe zu leisten und sie zurückzubringen, ohne Lösegeld zu verlangen. Er machte es spielerisch und ließ Mona ihr weißes Pfötlein auf meine Schulter legen.“

„Uiuiui, das war aber eine süße Idee von ihm. So kenne ich ihn gar nicht. Ähm… Wie gefällt dir mein Bruder eigentlich?“

„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich war überglücklich, dass Mona wiedergekehrt ist und habe den heldenhaften Retter umarmt.“

„Ach ja, genau, da hat Raymondo was erzählt. Er sagte, du wärst ihm sofort um den Hals gefallen. Er ist kein Typ, der sich gern auf so nahen Kontakt einlässt. Noch dazu hat er eine Freundin. Sie heißt Evita…“

„Ihr redet über mich?“, platzte Raymondo plötzlich von hinten ins Gespräch.

„Take it easy. Nimm’s leicht“, grinste ich, ohne mich umzudrehen.

Er wollte sich gerade maßlos darüber aufregen, dass bei jeder Gelegenheit hinter seinem Rücken über ihn getratscht wird, da fiel sein Blick auf Mona, die unbeirrt auf ihrem großen Himbeereis weiterschleckte.

„Habe ich nicht gesagt, dass deine Katze in nächster Zeit nichts tun sollte, was mit sich bringen könnte, dass sie sich ein weiteres Mal verkühlt?“, schimpfte er verständnislos.

„Mona weiß, was sie tut. Sie ist schon ein großes Mädchen, und wenn sie meint, es würde ihr schaden, ein schönes großes Himbeereis zu essen, isst sie es nicht. Kapierst du das nicht? Du willst ihr Vorschriften machen, und das finde ich nicht in Ordnung. Mona weiß, wohin sie will“, maulte ich Raymondo an.

„Leg es nicht darauf an, dass sich die Katze wieder was einfängt“, sagte er.

„Mona weiß, was sie tut“, erwiderte ich stur.

„Du aber scheinbar nicht. Weißt du, welcher Gefahr du deine Katze aussetzt, wenn du sie Eis schlecken lässt, obwohl sie gerade eine Verkühlung hinter sich hat? Du forderst es regelrecht heraus, dass die Katze eine Lungenentzündung bekommt.“

„Soweit wird’s nicht kommen, denn ich habe eine schöne große rosa Wärmflasche vorbereitet. Dann kuscheln wir uns ins Heizkissen und Mona wird nie krank werden.“

„Du bist unvernünftig.“

„Nein. Dein Problem ist, dass du dich in jeden Mist einmischst.“

„Das macht Salvador genauso.“

„Okay“, sagte ich. „Mona, auf den Posten. Gib’s ihm.“

Mona wusste, was das zu bedeuten hat. Sie legte den Löffel zur Seite, stellte die Ohren auf, zog ihr rosa Halsband enger und sprang dem Herrn Doktor an den Kragen, dass er mitsamt meiner Kampfkatze umfiel.

„Hat das Vieh die Tollwut oder was?“, rief er aufgebracht. „Die Katze wird mich erwürgen!“

„Genau, Mona, gib’s ihm, hau ihn!“, feuerte ich Mona an.

„Ich glaube, dass nicht gut ist, wenn du Mona den Auftrag gibst, Raymondo umzubringen“, sagte Salvador kleinlaut.

„Hm. Vielleicht hast du recht“, sagte ich, „aber ich finde, Mona kann deinen Bruder noch ein bisschen in die Mangel nehmen. Ein bisschen Schlägern tut ihr nicht schlecht.“

„Wenn du meinst“, sagte Salvador unsicher. „Übrigens, bevor ich’s vergesse: Es geht um Hilfe im Dienste des menschlichen Wohlbefindens. Ich soll dich vom Einsatzleiter fragen, ob möglich wäre, dass Mona bei den nächsten Einsätzen mitfährt.“

„Mona muss erst richtig gesund werden. Sie hustet noch ein bisschen. Wenn sie sich auskuriert hat, werde ich mit ihr über ihren Lebensweg Rat halten, und wenn sie sich drüber sieht, wird sie mit euch im Krankenwagen mitfahren. Vielleicht ist ihr das Glück hold, dass dann und wann ein Muskelkater Erste Hilfe braucht.“

„Oder ein Muskelkätzchen.“

„Mona ist ein Muskelkätzchen, aber die Typen, mit denen sie schäkern will, sind Jungens, also muskulöse Kater aus dem Fitnesscenter.“

Mona war dabei, Raymondo zu exhumieren, und bald hatte ich mich an das Hand- und Pfotengemenge so gewöhnt, dass ich des Herrn Doktor Hilfeschreie nicht mehr hörte. Ehrlich, ich bin manchmal das Allerletzte…

***

„Möchtest du mal am Abend mit mir fortgehen? Ich würde gern mit dir was trinken gehen. Sagst du Ja?“, fragte Salvador eines Morgens, als wir uns zufällig im Gang des Hospitals trafen.

„Ich würde gern mit dir was trinken gehen, aber Mona kommt mit“, antwortete ich bestimmt.

„Aaach, neee, hey, muss das wirklich sein?“, motzte er.

„Mona ist meine Assistentin. Sie ist meine beste Freundin, und es ist nicht gut, wenn die Mieze allein zu Hause bleibt, denn sie ist eine kleine Schlimme. Sobald sie sturmfreie Bude hat, lädt sie sich einen Muskelkater ein. Man glaubt nicht, was die Mieze dann in der Früh für einen Kater hat. Da ist gut, dass sie von Dr. Fuchs, dem Star-Tierarzt, kastriert und entgiftet wurde.“

„Sehen wir uns?“

„Das weiß ich erst, wenn ich einen Babysitter für Mona gefunden habe.“

„Ich könnte Raymondo fragen. Der kennt deine Katze schon etwas näher. Schließlich wollte er mit ihr Schwangerschafts-Gymnastik machen. Dabei hätte er doch sehen müssen, dass Mona kastriert ist.“

„Das sieht man nicht auf den ersten Blick, weil die Operation am Bäuchlein durchgeführt wird, und wenn das Pelzlein nachgewachsen ist, sieht man nicht mehr, dass die Mieze einen operativen Eingriff hinter sich hat.“

„Du willst Mona wirklich mitnehmen, wenn wir uns treffen?“

„Ich würde mir Vorwürfe machen, würde in jener Zeit, wo Mona allein daheim ist, was passieren. Sie ist dabei, kochen zu lernen, und wenn sie unachtsam ist, kommt sie mit den Pfötlein auf die heiße Herdplatte und niemand ist da, der sie rettet. Ich sage Mona, dass sie kochen üben sollte, wenn ich daheim bin, aber wenn ihr langweilig ist, kommt sie auf die gefährlichsten Faxen.“

„Dann wird wohl nichts aus unserer Verabredung. Schade, ich hätte mich sooo gefreut.“

„Ach, komm, Salvador, jammere nicht rum. Ich werde schauen, ob meine Mutter bereit ist, auf Mona aufzupassen.“

„Ja, das wäre toll. Also dann bis morgen“, sagte er lieb und war um die Ecke verschwunden.

Ich holte meinen Roller aus der Garage. Mona sprang auf den Rücksitz. Dann erhob sie sich gähnend, hielt sich an meinen Hüften fest, drückte ihr Köpflein an meinen Rücken, und ab ging’s ins traute Eigenheim. Sie schaute bittend auf den Herd. Damit wollte sie sagen, sie würde gern kochen üben.

„Was möchtest du kochen, Mona?“, fragte ich.

Mona öffnete den Küchenschrank, hob das Köpflein und deutete mit der rechten Vorderpfote auf ihr Begehr. Es war eine Packung, die ganz oben gelagert war.

„Oje. Es ist eine Packung ‚Friss oder stirb‘“, jammerte ich. „Wer hat die nach Hause gebracht? Ich habe dieses Katzenfutter nicht gekauft.“

Derzeit gibt es einiges Tierfutter im Angebot. In Zukunft werde ich genauer schauen, wo ich meine Kreditkarte hinlege. Kaum ist sie unbeaufsichtigt, ist Mona mit ihr über alle Berge.

Wir kochten gemeinsam ein Spiegelei und schmausten. Mmmh, das war fein. Mona leckte mal links, mal rechts, und ihr Löffelchen war sauber geleckt wie selten.

„So, Mona, das nächste Mal kannst du schon allein ein Spiegelei kochen, aber tu’s bitte nicht, wenn ich nicht daheim bin, nicht mal, wenn dir a…langweilig ist. Versprich mir das in die Hand“, sagte ich streng.

Mona nickte, zog ihr rosa Halsband enger und legte ihre weiße Pfote auf meine.

„Zeit zum Schlafengehen, Mieze“, sagte ich, nahm sie auf die Arme und legte sie in ihr liebstes rosa Heizkissen.

Sie drehte sich zur Seite, und bald war Schnarchen zu hören. Bald hockten wir dort gemeinsam und atmeten im selben Rhythmus.

***

Leider hatte meine Mutter keine Zeit, um Catsitterin zu spielen. Sie war damit beschäftigt, drei Bücher über das Bepflanzen von Steingärten auswendig zu lernen. Darüber informierte ich Salvador via SMS. Bald darauf gab er Bescheid, er hätte mit Raymondo gesprochen, und der hätte sich bereit erklärt, für einen Abend auf meine freche kleine Freundin aufzupassen, ich könnte ihm Mona bringen.

Ich brachte in Erfahrung, wo Raymondo wohnt, setzte Mona auf unseren rosa Roller, kämmte ihr Pelzlein, bis es seidig glänzte und schaltete mein Navi ein. Es ist ein Navigationsgerät, das ganz Europa eingespeichert hat. Ich tippe ein, wohin ich will, und das Navi führt mich. Wenn ich darauf bestehe, kann ich einen Speaker, also einen Sprecher, zurate ziehen. Man sieht, dass man ein Navi nicht nur für ein Auto verwenden kann. Ich kann es auf meinen Roller stecken, wo ein Fahrrad ein Tachometer hat. So bleibt uns kein Schlupfwinkel verborgen. Wir ratterten dahin so schnell es die Kraft unserer Füße erlaubte. Wir dürfen nicht außeracht lassen, dass ich mit Mona auf einem Roller fahre. Damit ist kein Motorroller gemeint, kein Mofa und kein Moped. Wir sind darauf angewiesen, mindestens einen Fuß auf der Straße zu haben und anzutauchen, wenn wir vom Fleck kommen wollen, und meistens klappt’s, dass wir es synchron machen. Dann funktioniert unser Roller beinah so rhythmisch wie ein Tandem.

Wir parkten vor einem unbekannten Häuserblock. Es war am Dunkelwerden. Ich nahm Mona auf die Arme und sie kuschelte sich ängstlich an mich. So ist es immer, wenn sie sich in fremder Umgebung befindet. Wir gelangten ins Innere und fuhren mit dem Lift in den 2. Stock. Mona bewegte ihre Hinterbeinchen, denn die hatte sie überansprucht. Man stelle sich vor, dass eine kleine Katze bei weitem kürzere Beine hat als ich. So muss Mona ihre Beine bei weitem mühseliger auf die Straße strecken, wenn sie im Gleichschritt mit mir unseren Roller antaucht. Hoffentlich hat sich die Mieze nichts gebrochen. Ich ging zur erstbesten Tür und klopfte an.

Da hörte ich eine Stimme von drinnen: „Senorita, mi amor, meine süße Kleine, bist du wohl so lieb und öffnest?“

Da hörte ich eine zarte Frauenstimme.

Sie fragte: „Was soll ich öffnen, mein Liebster?“

„Na, die Tür sollst du öffnen, mi amor.“

„Ach so, ja, die Tür. Wo ist die Tür?“, fragte sie.

„Sie ist direkt vor dir, mi amor. Ich bin gerade beschäftigt. Also mach bitte die Tür auf.“

„Natürlich, mein Liebster“, sagte sie und öffnete.

„Buenas tardes, mi amor, oder wie man sagt. Ich bringe meine Katze Mona vorbei. Sie ist sowas wie mein Schatten, pssst, bloß nicht weitersagen“, wisperte ich.

„Hast du einen Termin ausgemacht?“, fragte Evita.

„Jaaa, na klaro. Glaubst du echt, ich würde ohne Vorwarnung reinschneien, mi amor? In Italienisch müsste man cara mia sagen. Natürlich nicht Kara Ben Nemsi. Du bist keine Tochter der Nemsis, weil du nicht von den Deutschen abstammst. Karl May lässt grüßen. Eher erinnerst du mich an eine kleine Indianerin, vielleicht die Schwester von Winnetou. Darf ich reinkommen, liebe Evita?“

„Nur wenn du einen Termin ausgemacht hast.“

„Raymondo hat versprochen, auf meine Katze aufzupassen, während ich mit Salvador was trinken gehe.“

„Na, wenn das so ist, dann komm rein, Mona.“

„Äh… Hi, hi… und so… Äh… Mi amor, meine Katze ist Mona. Sie hat ihren Namen nicht, weil ihr Frauchen so heißen würde. Mein Name ist Nady. Ich kenne Raymondo aus dem Hospital. Ich bin keine Inhaftierte. Ich bin keine Patientin, sondern medizinisch-psychotherapeutische Möchtegern-Alleskönnerin.“

„Hey, das klingt total interessant. Scheinbar bist du kompetent, eine kluge Kollegin von meinem Raymondo. Seine Freunde sind meine, also komm rein.“

„Oh, muchas gracias, mi amor,”, sagte ich übertrieben freundlich und betrat mit Mona die Wohnung. Ich war neugierig und fragte: „Wohnt ihr gemeinsam?“

„Nein, wir wohnen nicht gemeinsam. Das werden wir erst machen, wenn wir geheiratet haben. Wir sind zwar sehr, sehr glücklich miteinander, trotzdem braucht jeder einen Freiraum für sich.“

„Okay, ja, das wollte ich eigentlich nicht so ausführlich wissen“, sagte ich gleichgültig.

Evita schloss die Tür.

„Möchtest du dich hinsetzen? Bist du müde?“, fragte sie.

„Wie man’s nimmt“, sagte ich neutral und warf einen Blick auf Mona, deren Hinterbeinchen mittlerweile vollständig steif geworden waren als hätte die Katze zwei gebrochene Pfötlein.

Mona sah mich bittend an.

„Mona ist von der langen Fahrt durstig geworden. Könnte ich bitte eine kleine Tasse mit Wasser haben?“, fragte ich.

„Natürlich, Mona“, antwortete Evita.

„Mona ist meine Katze. Ich bin Nady. Bitte merk dir das“, sagte ich und drehte die Augen über.

Evita öffnete den Küchenschrank, holte eine Tasse heraus, füllte sie mit Wasser und gab sie mir.

„Gracias, mi amor“, sagte ich und versuchte, Mona das Wasser einzuflößen.

„Ach so, ich habe gemeint, DU würdest das Wasser trinken“, staunte Evita.

„Warum sollte ich Wasser trinken, wenn meine Katze diejenige ist, die ihre Hinterpfoten so gut wie nicht mehr bewegen kann, weil sie das Antauchen meines Rollers ziemlich beansprucht hat?“

„Ihr seid mit einem Roller gekommen?“

„Selbstredend“, antwortete ich stolz. „Wir fahren überallhin mit einem rosa Roller, den wir mit Fußkraft vom Fleck bewegen. Er hat keinen Motor und keine Bremse. Wir finden uns überall zurecht, weil ich im Tante-Erna-Laden zum Anlasse des Welttierschutztags ein Navigationsgerät bekam.“

Langsam entkrampften sich Monas Pfoten und sie schlief ein.

„Mona ist eine süße Katze“, sagte Evita.

„Eh klar. Es ist ganz nach mir geraten, das kleine Fräulein“, grinste ich.

„Wo hast du sie her? Hast du sie gezüchtet?“

„Sie tat ihren ersten Schrei weit abgeschieden im Wald. Ich war bei ihrer Geburt nicht dabei. Sie war das schwärzeste, schönste und stärkste Kätzchen ihres Wurfs, der Stolz der Familie, und ich finde eine göttliche Fügung, dass ich dieses liebenswerte Wesen zu meiner Freundin bekam. Sie ist weit mehr als eine Freundin. Sie ist meine Beraterin und Assistentin, meine treue Begleiterin, und weil ich so viel Freude mit ihr habe, bekommt sie manchmal eine besonders schöne katzengerechte Belohnung. Wenn sie volljährig geworden ist, werde ich erlauben, dass sie sich einen Muskelkater nehmen darf.“

Evita hörte mir gespannt zu. Ich finde schön, wenn jemand so naiv ist, dass er mir alle Märchen abkauft.

„Wo ist Raymondo geblieben?“, fragte ich. „Gerade eben kam mir vor, ich hätte seine Stimme gehört.“

Evita antwortete: „Er ist noch unter der Dusche.“

„Und… äh… Was macht er dort?“, fragte ich.

„Er duscht.“

„Mhm. Was dem so alles einfällt.“

„Ja, ich finde auch, dass mein Raymondo ein höchst intelligenter Mann ist. Er weiß, was man mit einer Dusche macht.“

„Oja, du hast recht, liebe Evita. Raymondo ist für dich geschaffen. Er wird ein traumhafter Göttergatte im weißen Kittel sein und dir beistehen. Sobald die Presswehen einsetzen, wird er mit dir leiden. Er wird deinen Bauch so lange quetschen, bis das Baby angekommen ist. Es sei dir zu wünschen, dass er das nur macht, wenn du tatsächlich ein Kind erwartest und knapp vor der Geburt stehst.“

„So weit haben wir nicht vorausgeplant. Erstmal werden wir heiraten, dann machen wir ausgiebige Flitterwochen, dann ziehen wir zusammen, und dann werden wir Kinder bekommen.“

„Weißt du, was man tun muss, um Kinder zu bekommen?“

„Ja, natürlich. Man muss sich’s fest wünschen, und vielleicht klappt’s zu Weihnachten.“

„Oja, ich finde schön, wie weitschweifend dich Raymondo aufgeklärt hat. Wirklich sehr lobenswert, dass er dich nicht im Ungewissen lässt, was es mit dem Kinderkriegen auf sich hat, und ich dachte, die Geschichte mit dem Storch wäre am wahrheitsgetreusten.“

„Du glaubst wirklich an den Storch? Mensch, du bist vielleicht naiv. Es ist doch klar, dass die Kinder durchs Wünschen kommen“, lachte Evita.

„Der Glaube versetzt Berge. Vielleicht wirst du irgendwann einmal klüger werden, mi amor“, sagte ich und kraulte Mona am Nacken.

„Ich bin soweit, mein geliebter Schatz. Können wir jetzt essen gehen?“, platzte Raymondo herein.

„Natürlich, immer wenn du willst, mein Liebster“, sagte Evita, erhob sich und wollte den frisch geduschten Raymondo umarmen.

„Halt, halt. Bitte nicht anfassen, Mensch. Bitte, ich bin frisch geduscht“, wehrte dieser ab.

„Oh, entschuldige, mein Liebster“, sagte Evita kleinlaut.

„Hey, hi, hallo, Nady. Was gibt’s?”, fragte Raymondo erstaunt.

„Salvador sagte, er hätte mit dir ausgemacht, dass du auf Mona achtgibst, während ich mit ihm was trinken gehe“, antwortete ich.

„Ach, mein Gott, das ist dumm, ich habe ganz vergessen, dass wir ausgeredet hatten, dass du Mona vorbeibringst. Ich hatte geplant, mit Evita essen zu gehen“, sagte Raymondo.

„Du kannst den Abend immer noch umgestalten, so dass er ein gelungener Abend wird“, wies ich ihn hin.

„Oja, Raymondo, ich finde, das ist eine tolle Idee von Nady. Ich wollte schon immer eine Katze haben“, jubelte Evita.

„Nein, nein, nein, mi amor, ich lasse Mona nicht in Raymondos Wohnung, weil ich sie ihm schenken würde“, sagte ich und schüttelte den Kopf.

„Ich würde gern auf Mona aufpassen. Weißt du was, Raymondo, ich schlage vor, wir verschieben das Essen aufs Wochenende, okay?“, sagte Evita.

„Aber Evita…“, jammerte Raymondo.

„Siehst du, Evita ist vernünftig. Nimm dir an deiner Freundin ein Beispiel“, sagte ich.

„Ich nehme mir nicht an meiner Freundin ein Beispiel, denn ich finde diesen Einfall denkbar bescheuert“, maulte Raymondo.

„Mona wird nicht lang da sein. In einer oder zwei Stunden komme ich angebraust und nehme das Kätzlein mit.“

„Okay, ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Date. Ich hörte, dass du Geburtstag hast. Meinen Glückwunsch.“

„Gracias“, grinste ich und fühlte mich zu Recht als Siegerin. „Adios, und sei schön brav, Mona. Du bist hier zu Gast. Deswegen musst du einen guten Eindruck hinterlassen, mein Kleines.“

„Ich finde süß, wie du mit deiner Katze sprichst, obwohl sie dich nicht verstehen kann.“

„Oh doch, Mona versteht mich besser als mancher Mensch. Sie ist voll Gefühl und erkennt an meinem Tonfall, was ich mit ihr rede.“

„Du bist das beste Frauchen, das man sich vorstellen kann. Die Mieze ist bestimmt sehr gut bei dir aufgehoben. Also dann bis später“, sagte Raymondo. „Vergiss nicht, wiederzukommen.“

Ich nickte und verließ die Wohnung.

***

Der Abend mit Salvador machte so viel Spaß, dass ich die Zeit übersah und meine Katze vergaß. Die ganze Nacht saßen wir auf meinem Balkon, beobachteten die Sterne und philosophierten über Gott und die Welt.

Am nächsten Morgen kratzte jemand ungeduldig an der Tür. Es war Mona. Sie schaute mich vorwurfsvoll an. Raymondo hatte sie in ein rosa Rucksäcklein gepackt und vor meine Wohnungstür gelegt. Irgendwie fand ich das witzig. Mona schüttelte ihr Köpflein, dann ihr Schwänzlein. Dann putzte sie ihre Vorderpfoten und deutete auf ihre Hinterbeine. Raymondo hatte ihr Schienen angelegt. Ich lachte, hob Mona hoch und befreite sie von dieser Vorrichtung. Salvador schmunzelte.

„Ihr seid ein Dreamteam, ein echtes Traumpaar“, sagte er.

„Eh klar. Selbstredend“, sagte ich.

Mona hockte sich auf meinen Schoß und döste. Ihre Verkühlung war abgeklungen, doch für alle Fälle bestand ich darauf, dass sie einen rosa Pulli anzieht, wenn sie vorhat, nach draußen zu gehen.

***

Am nächsten Tag fuhren Mona und ich mit unserem Roller zum Hospital. Wir parkten neben dem Behindertenparkplatz. Dort steht meistens ein Einsatzwagen von der Rettung. Mona zockelte neben mir her und schaute immer wieder vorwurfsvoll zu mir hoch. Vor der ersten Stufe bremste sie ab, setzte sich hin und maunzte. Sie legte ihr Schwänzlein um ihre Vorderpfoten, womit sie sagen wollte, sie hätte gern, dass ich sie auf die Arme nehme, weil sie zu faul ist, um ihre Pfötlein weit genug zu heben, damit sie neben mir eigenpfötig die Stiege nach oben trippeln kann.

„Okay, Mona, weil du’s bist, aber das nächste Mal gehst du gefälligst selbst, okay? Schließlich hast du keine gebrochenen Pfötlein“, sagte ich, bückte mich und hob die Mieze hoch.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte Raymondo und streichelte Mona unterm Kinn. „Langsam gewinne ich deine Mieze lieb, Maus.“

„Mona ist auch ganz eine liebe Person mit eigenem Willen. Stell dir vor, sie hat mich schon wieder dazu gebracht, sie nach oben zu tragen.“

„Wenn du willst, kann ich sie das nächste Mal tragen. Du hast sicher Besseres zu tun als deine Katze zu transportieren, oder?“

Oh. Das hörte Mona gar nicht gern und sie biss dem unsensiblen Herrn Doktor in den Finger. Da erschrak er, zog seinen Finger von der zornigen Mona fort und steckte ihn in den Mund.

„Aua, das kleine Biest hat mich gebissen. Hey, das tut weh. Schau, ich blute. Kannst du mich notverarzten?“, bat Raymondo.

Mona schaute mich an mit einem Bernsteinäugleinblick wie: Hilf diesem Depp bloß nicht.

„Komm mit zur Notaufnahme. Ich werde die Wunde desinfizieren, schmiere eine Salbe auf deinen Finger und du bekommst ein schönes großes rosa Trostpflaster von mir“, sagte ich.