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Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Analyse des Zwiespalts zwischen und der Vereinbarkeit von Moral und sexueller Identität in Arthur Schnitzlers „Frau Berta Garlan“ setzt die Betrachtung des Umgangs mit Sexualität im Wien der Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts voraus. Moral und Sexualität stehen in einem engen Zusammenhang und zugleich auch im Kontrast zueinander; die Rollen von Mann und Frau sind klar zugeteilt. Bertas Worte bei ihrer zweiten Begegnung mit Emil: „Du bist eben ein Mann. [...] Du hast gewiß viele lieb gehabt.“ sind bezeichnend für eine Gesellschaft, in der für die Frau andere Regeln gelten als für den Mann. Die verschiedenen Charaktere „Arthur Schnitzlers, der diese Gesellschaft porträtiert hat“, in „Frau Berta Garlan“ werden im Analyseteil erforscht werden, im Hinblick auf ihre Fähigkeiten, sich mit Lust, Begierde, Sexualität, Moral, Konvention und Kleinbürgerlichkeit – und am Ende mit sich selbst – auseinanderzusetzen. Die Frage, inwieweit die Konventionen und moralischen Vorstellungen der damaligen Zeit ihre Liebesbeziehungen und ihre sexuelle Identität beeinflussen, soll beantwortet werden. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die Protagonistin der Erzählung, Berta Garlan, gerichtet sein. Ihr Verhalten und Geschick im Umgang mit ihrer eigenen Sexualität und das Einfügen in ein soziales Umfeld mit bestimmten Moralvorstellungen bilden den Grundstein der Analyse. Zu untersuchen sind des Weiteren die Figuren Herr und Frau Rupius, sowie Frau Martin und ihr Pendant, Bertas Cousine Agathe. Dabei lehne ich meine Analyse zu einem großen Teil an den Aufsatz „Libido und Konvention“ von Barbara Neymeyr an. Um der folgenden Analyse in 2. ein Fundament zu schaffen, wird das zugrunde liegende Gesellschaftsbild, sowie die damaligen literarischen und psychologischen Erkenntnisse im weiteren Verlauf des Vorworts kurz erläutert werden.
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Heinrich-Heine-Universität Germanistisches Seminar Abteilung für Neuere Germanistik Wintersemester 2001/2002 Hauptseminar:
Deutsche Erzählungen des 19. Jahrhunderts
Germanistik / Anglistik,
7. Semester 25.03.2002
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Die Analyse des Zwiespalts zwischen und der Vereinbarkeit von Moral und sexueller Identität in Arthur Schnitzlers „Frau Berta Garlan“ setzt die Betrachtung des Umgangs mit Sexualität im Wien der Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts voraus. Moral und Sexualität stehen in einem engen Zusammenhang und zugleich auch im Kontrast zueinander; die Rollen von Mann und Frau sind klar zugeteilt. Bertas Worte bei ihrer zweiten Begegnung mit Emil: „Du bist eben ein Mann. [...] Du hast gewiß viele lieb gehabt.“1sind bezeichnend für eine Gesellschaft, in der für die Frau andere Regeln gelten als für den Mann. Die verschiedenen Charaktere „Arthur Schnitzlers, der diese Gesellschaft porträtiert hat“2, in „Frau Berta Garlan“ werden im Analyseteil erforscht werden, im Hinblick auf ihre Fähigkeiten, sich mit Lust, Begierde, Sexualität, Moral, Konvention und Kleinbürgerlichkeit - und am Ende mit sich selbst - auseinanderzusetzen. Die Frage, inwieweit die Konventionen und moralischen Vorstellungen der damaligen Zeit ihre Liebesbeziehungen und ihre sexuelle Identität beeinflussen, soll beantwortet werden.
Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die Protagonistin der Erzählung, Berta Garlan, gerichtet sein. Ihr Verhalten und Geschick im Umgang mit ihrer eigenen Sexualität und das Einfügen in ein soziales Umfeld mit bestimmten Moralvorstellungen bilden den Grundstein der Analyse. Zu untersuchen sind des Weiteren die Figuren Herr und Frau Rupius, sowie Frau Martin und ihr Pendant, Bertas Cousine Agathe. Dabei lehne ich meine Analyse zu einem großen Teil an den Aufsatz „Libido und Konvention“ von Barbara Neymeyr an. Um der folgenden Analyse in 2. ein Fundament zu schaffen, wird das zugrunde liegende Gesellschaftsbild, sowie die damaligen literarischen und psychologischen Erkenntnisse im weiteren Verlauf des Vorworts kurz erläutert werden.
In „Frau Berta Garlan“, sowie auch in anderen Werken Schnitzlers, sind deutlich die Zeichen der Zeit zu erkennen. Die Erkenntnisse des „Wiener Physiker[s] Ernst Mach [...], dass das Ich keine unveränderliche, bestimmte scharf begrenzte Einheit sei, sondern lediglich ein labiler Komplex unbeständiger Empfindungen, Erfahrungen, Assoziationen, Stimmungen, Gefühle und Erinnerungen“3beeinflussen Schnitzlers Dichtung ebenso wie die Arbeit Sigmund Freuds auf dem Gebiet der Psychoanalyse und der Traumdeutung. In einem Brief Freuds an Schnitzler vom 8. Mai 1906 schreibt Freud: „Nun mögen Sie erraten, wie sehr mich die
1Schnitzler, Arthur: Frau Berta Garlan. 4. Aufl., S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1999, S.134, künftig werden
Zitate aus diesem Buch kursiv gedruckt und die Seitenzahl dahinter vermerkt werden.
2Kaiser, Erich: Arthur Schnitzler, Leutnant Gustl und andere Erzählungen. Interpretation, 1. Aufl., München
1997, S.17, künftig zitiert als Kaiser 1997.
3Kaiser 1997, S.18.