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Eine echte Rarität! – Der zweite Krimi von Waldi, bekannt aus der beliebten ZDF-Sendung Bares für Rares. Schätztag auf dem Gelände von Siggis Antiquitätenladen – die Menschen kommen in Scharen. Mitten im Chaos macht Siggi eine grauenvolle Entdeckung: eine Leiche auf seinem Hof. Schon wieder. Es ist quasi unmöglich, in dem nachgebildeten römischen Trevi-Brunnen zu ertrinken. Jemand muss den Mann unter Wasser gedrückt haben. Siggi hat einen schrecklichen Verdacht – galt der Mordanschlag ihm selbst? Mit der Statur und dem gleichen Basecap auf dem Kopf sieht das Opfer ihm zum Verwechseln ähnlich. Oder hat es etwas mit dem Koffer voller Plunder zu tun, den er dem Mann gerade abgekauft hat?
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Seitenzahl: 366
Veröffentlichungsjahr: 2025
Waldi Lehnertz
Antiquitätenkrimi
Wenig Rares beim Schätztag – dafür ein Toter, der Siggi zum Verwechseln ähnlich sieht …
Schätztag auf dem Gelände von Siggis Antiquitätenladen: Fast bereut Siggi es schon, denn die Dachboden- und Kellerfundstücke, die ihm präsentiert werden, waren bisher völlig wertlos, genau wie der Koffer voller Plunder, den er versehentlich gekauft hat. Inmitten des großen Besucherandrangs macht der Antiquitätenhändler eine grauenvolle Entdeckung: eine Leiche auf seinem Hof. Schon wieder. Unter einer Säule begraben liegt der Mann leblos im Trevi-Brunnen. Ohne Frage hat da jemand nachgeholfen. Und der Tote sah ihm mit seiner Statur und dem gleichen Basecap auf dem Kopf zum Verwechseln ähnlich. Siggi läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Galt der Mordanschlag ihm selbst? Oder ist das Mordmotiv in dem Koffer zu finden, den Siggi dem Mann gerade abgekauft hat? Diese Fragen rauben dem Antiquitätenhändler den Schlaf – doch es wird noch viel schlimmer … Zusammen mit seiner Freundin Doro und dem Kunstexperten Anton versucht er, die Fragen und Rätsel zu lösen, um dem Mörder auf die Spur zu kommen.
«Ein Krimi aus der Eifel, und dann auch noch von meinem Waldi!! Das ist einfach ‹Genuss›, so wie die Eifel: hart, ehrlich und Heimat pur!» Horst Lichter
Waldi Lehnertz, geboren 1967, ist – wie die beliebte Sendung Bares für Rares, in der er seit der ersten Folge als Händler mitwirkt – längst Kult geworden. Mit seinem Startgebot von «Achtzisch Euro» erwarb er sich den Spitznamen 80-Euro-Waldi. Wenn er nicht vor der Kamera steht, betreibt der gelernte Pferdewirt einen Antiquitätenhandel in der Eifel. Hier empfängt er Busladungen von Fans und unterhält die Gäste mit Anekdoten aus seinem Leben als Antiquitätenhändler. Die eine oder andere könnte ihn zu diesem Krimi inspiriert haben. Wenn er noch Zeit hat, angelt er oder malt seine eigenen Kunstwerke.
Miriam Rademacher (Co-Autorin), Jahrgang 1973, wuchs auf einem kleinen Barockschloss im Emsland auf. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Osnabrück, wo sie an ihren Büchern arbeitet und Tanz unterrichtet. Sie hat zahlreiche Fantasy-Romane, Krimis und Kinderbücher in verschiedenen Verlagen veröffentlicht.
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Mai 2025
Copyright © 2025 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
Redaktion Christin Ullmann
Covergestaltung FAVORITBUERO, München
Coverabbildung Frank Dicks, Shutterstock
ISBN 978-3-644-02205-8
Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation
Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp
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«Was sagst du dazu, Meister? Ist das gute Stück nicht locker 80 Euro wert?»
Siggi Malich hob den Blick von der Tischplatte und musterte ein verkratztes Emailleschild mit der verschnörkelten Aufschrift Geschlossen.
«Das wäre bereits mit acht Euro überbezahlt», erwiderte er, als er die schmutzigen Hände sah, die ihm das Schild darboten. «Allerdings bezahle ich gar nichts dafür, denn das Teil gehört mir. Das hing bis eben noch neben der Eingangstür.»
Mit vorwurfsvollem Blick sah er zu dem dreisten Mann auf, der versuchte, ihm seinen eigenen Besitz anzudrehen. Haare und Bart hatten schon lange weder Kamm noch Seife gesehen. Sein dünner Wintermantel war verdreckt und verströmte einen Geruch nach Moder und gebratenem Fisch. Allem Anschein nach war der vermutlich obdachlose Mann rein zufällig gerade heute, zum alljährlichen Schätztag, in Siggis Antiquitätenladen hereingeschneit und versuchte nun sein Glück. Auch wenn ihm der Mann durchaus leidtat, ließ er sich nicht gern auf so billige Weise hereinlegen.
«Das Blechding ist mir mit voller Wucht auf den Fuß gefallen. Das hat furchtbar wehgetan, Meister, das kannst du mir glauben.» Der Mann schien spontan seine Strategie geändert zu haben und setzte nun eine gequälte Miene auf. «Da ist vielleicht etwas gebrochen, ich könnte auf Schmerzensgeld klagen. Ich schau besser gleich mal nach, ob was zu sehen ist.»
Er trat einen Schritt zurück, wobei er die hinter ihm Wartenden zurückdrängte, beugte sich vor und begann, an den stark verdreckten, mehrfach verknoteten Schnürsenkeln seiner schäbigen Turnschuhe zu zerren, die vermutlich schon seit sehr langer Zeit nicht mehr geöffnet worden waren.
«Ich gebe dir zehn Euro, wenn du deine Stinkstiefel anlässt.» Siggi zückte rasch seine Geldbörse und hielt dem Mann einen Schein entgegen.
«War nett, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Meister», rief der Mann und streckte eine schmutzige Hand nach dem Geld aus. Mit der anderen versuchte er, nach dem Schild zu greifen, doch Siggi hielt ihn davon ab.
«Das bleibt hier. Ich hänge es lieber selbst wieder auf. Schönen Tag noch.»
Während der Fremde pfeifend und offensichtlich sehr zufrieden aus der Schlange vor Siggis Tisch trat, gab Anton Schauer, der nur einen halben Meter neben Siggi am Verkaufstisch saß, ein leises Lachen von sich.
«Ich gratuliere zu dieser eleganten Lösung.» Sein Freund sah ihn durch die Gläser der goldgeränderten Brille amüsiert an. «Wenn sich diese Taktik herumspricht, wirst du dich bald vor Besuchen dieser Klientel nicht mehr retten können.»
«Das war Schadensbegrenzung», erklärte Siggi. «An jedem anderen Tag wäre dieser Windhund bei mir achtkantig rausgeflogen. Aber wir haben Wichtigeres zu tun heute. Ich hoffe noch auf ein paar gute Geschäfte. Die letzten fünf Stücke waren nicht so spannend.»
Anton blieb keine Zeit, darauf etwas zu erwidern, denn schon rückte der nächste Kunde vor und legte eine kaputte Armbanduhr vor ihnen auf den Tisch. Dabei leuchteten seine Augen so hoffnungsvoll, als ob er mindestens eine echte Graff Diamonds anzubieten hätte. Siggi beugte sich vor und tat interessiert, bevor er das Stück zur preislichen Einordnung an Anton weiterreichte.
Es war nicht das erste Mal, dass Siggi Malich und sein guter Freund, der Kunstexperte Anton Schauer, zusammen einen Schätztag durchführten. Sie waren ein eingespieltes Team. Bei Veranstaltungen wie diesen kamen Hunderte Menschen in Siggis Antiquitätenladen. Sie schleppten aus Kellern und Dachböden herbei, was sie als wertvoll erachteten, ließen es von Anton bewerten und, mit etwas Glück, auch von Siggi kaufen.
In den vergangenen vier Stunden seit dem Beginn des Schätztags hatte Siggi einen Glaspokal aus dem Spätbarock, zwei handbemalte holländische Vasen und einen antiken Fächer erworben. Aber es war ihnen auch jede Menge wertloser, nach feuchten Kellern riechender Ramsch angeboten worden, und gerade nach der letzten halben Stunde befürchtete Siggi, dass seine Glückssträhne gerissen war. Auch jetzt wurde es nicht besser, denn kaum dass Anton die defekte Armbanduhr als «leider wertlos» deklariert und der Besitzer sich wortkarg verabschiedet hatte, wurde ihnen auch schon ein fleckiger Lampenschirm aus der Nachkriegszeit präsentiert. Selbstverständlich war auch dessen Besitzerin davon überzeugt, eine echte Antiquität in den Händen zu halten, und reagierte entsprechend beleidigt, als Anton ihr anbot, das schäbige Teil für sie zu entsorgen.
Siggi verspürte einen Anflug von Müdigkeit. Seit zehn Uhr morgens saß er hinter diesem Schreibtisch, begutachtete Trödel und zückte seine Brieftasche, sobald Anton ihm, unter der Tischplatte und somit unbemerkt vom Publikum, einen leichten Tritt versetzte. Dies war das vereinbarte Zeichen, woraufhin Siggi ein faires, aber nicht zu hohes Angebot abgab. Schließlich musste er an den Stücken auch noch selbst etwas verdienen. Für gewöhnlich funktionierte das Konzept hervorragend. Siggi verließ sich gerade bei schwierig einzuordnenden Exponaten ganz auf die Expertise seines Freundes, der inzwischen allerdings ebenfalls einen müden Eindruck auf ihn machte.
«Ich stelle fest: Wir brauchen ganz dringend einen Kaffee.» Der Antiquitätenhändler erhob sich und sah Anton fragend an. «Du willst doch auch einen, oder?»
Anton nickte geistesabwesend und begutachtete auf Drängen der Kundin noch einmal den schäbigen Lampenschirm.
«Ich kann euch einen Kaffee bringen», tönte in diesem Moment Doros Stimme durch den Antiquitätenladen.
Siggis Angestellte und neuerdings Freundin hatte heute alle Hände voll zu tun, um die Wartenden mit dem Kaffee- und Waffelverkauf bei Laune zu halten, weswegen sie sich nur sporadisch in der Nähe des Händlertisches blicken ließ. Nun aber war sie hier, und das kam Siggi sehr gelegen.
«Sind unsere freiwilligen Helfer mittlerweile eingetrudelt?», fragte er, ahnte jedoch die Antwort, als er Doros getriebenen Blick und den Schweißfilm auf ihrer Stirn sah.
«Was glaubst du?» Sie verdrehte die Augen, als sie neben ihm am Tisch stand. «Deine beiden Kegelklubbrüder haben uns eiskalt hängen lassen. Ich schmeiße da draußen den ganzen Laden alleine, nur damit ihr’s wisst. Ich hole euch trotzdem gern einen Kaffee.»
«Das ist nett von dir, aber ich muss mir dringend mal die Beine vertreten. Was hältst du davon, wenn du eine Weile meinen Platz neben Anton einnehmen würdest? Es ist viel einfacher, als es aussieht.»
«Aber das geht doch nicht.» Doro, die in ihrem schwarzen Hosenanzug und mit der flammend roten Baskenmütze auf ihren kurzen dunklen Haaren wieder einmal traumhaft aussah, schaute ihn entsetzt an.
«Oh doch, das geht.» Um jeden weiteren Widerspruch im Keim zu ersticken, legte er ihr beide Hände auf die Schultern und drückte sie sacht auf den Stuhl hinunter, auf dem er eben noch gesessen hatte. Die befremdeten Blicke des älteren Herren, der gerade im Begriff gewesen war, einen schweren Überseekoffer auf die Tischplatte zu hieven, ignorierte er.
«Aber ich kann doch nicht …»
Rasch beugte sich Siggi zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: «Halt dich ganz an Anton. Er weiß genau, ob etwas interessant oder nur Kleinkram ist. Sobald er das Zeichen gibt, eröffnest du mit deinem ersten Angebot. Und 80 Euro sind immer ein guter Anfang.»
«Was für ein Zeichen denn? Aua!»
Anton, dem es bereits gelungen war, einen raschen Blick in den nun geöffneten Koffer des älteren Herren zu werfen, hatte offensichtlich zugetreten.
Siggi nutzte den Moment. Er trat hinter dem Tisch hervor, suchte Deckung bei einer Frau mit ausladendem Hut und Krückstock, die ihm vage bekannt vorkam, und versuchte, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Mit dem Gefühl, die Dinge für den Augenblick ausgezeichnet geregelt zu haben, schob er sich an der Reihe der wartenden Menschen vorbei. Unter dem Arm trug er sein Emailleschild, das er neben der Eingangstür wieder an den dafür vorgesehenen Haken hängte.
Beim ersten Schritt ins Freie packte ihn kurz das Entsetzen, als er die Schlange sah, die sich bereits über den ganzen Parkplatz erstreckte. Die Leute hatten an diesem Sonntag wohl nichts Besseres vorgehabt. Vermutlich würde der heutige Schätztag noch bis spät in den Abend andauern. Und man brauchte kein Kunstexperte zu sein, um zu sehen, dass die meisten, die hier anstanden, Siggis Veranstaltung zum Anlass für eine Entrümpelungsaktion in ihrem Zuhause genommen hatten. Vieles von dem, was sie mit sich schleppten, wäre selbst für den Sperrmüll eine Schande.
Siggi schloss die Augen, rückte seine Basecap zurecht und atmete tief die warme Frühlingsluft ein. Es roch nach Maiglöckchen und frisch gebackenen Waffeln. Prompt gab sein Magen ein vorwurfsvolles Knurren von sich.
Er hob die Lider, ignorierte geflissentlich ein paar holländische Holzschuhe, die ihm jemand unter die Nase hielt, und schlenderte zu dem von ihm selbst in aller Frühe aufgebauten Gartenpavillon hinüber, aus dem der Waffelduft zu ihm herüberwehte. Unter dem Zeltdach, das direkt ans Haus angrenzte, hatte Doro ein provisorisches Café eingerichtet, in dem die Besucher sich mit reichlich Kalorien und Koffein versorgen konnten. Da Doro ihn gerade am Händlertisch vertrat und seine zwei Helfer ihn schnöde im Stich gelassen hatten, war der Platz hinter dem Waffeleisen verwaist. Doch wie auch Siggi setzte seine Freundin auf die Ehrlichkeit ihrer Mitmenschen und hatte einen Teller mit Gebäck sowie eine Kanne Kaffee zur Selbstbedienung bereitgestellt. Eine kleine Schüssel mit Wechselgeld befand sich ebenfalls in unmittelbarer Reichweite.
Und das Konzept schien zumindest in eine Richtung ganz wunderbar zu funktionieren, denn die Kanne war bereits so gut wie leer.
Gerade hatte Siggi sich eine halbe Tasse eingeschenkt, da entdeckte er einen Besucher im Gewühl, der eine alte Angel über der Schulter trug. Mit dem ließ sich bestimmt ein herrlicher Plausch über die Fischteiche der näheren Umgebung halten. Vielleicht kannte er sogar ein paar besonders gute Angelplätze.
Ein wenig wehmütig dachte Siggi an die regelmäßigen Ausflüge mit seinem Angelkumpel zurück, die er jetzt allein und nur noch sporadisch unternahm. Die Lücke, die ein guter Freund hinterließ, war nie einfach zu schließen. Andererseits war die Erinnerung an die Freundschaft mit Kurt nun getrübt durch den schrecklichen Verrat und die ebenso schrecklichen Erlebnisse. Doch Siggi war fest entschlossen, bald einen anderen Angelgefährten zu finden. Womöglich war sogar dieser Mann dort genau der Richtige.
Siggi wollte ihn gerade ansprechen, als er eine seltsame Beobachtung machte: Derselbe Herr, der eben noch vor seinem Händlertisch gewartet hatte, kam ohne seinen klobigen Überseekoffer aus dem Laden gehüpft. Dafür trug er jetzt eine von Siggis Basecaps mit dem aufgedruckten Schriftzug von Kunst und Kurioses auf dem Kopf und sah unverschämt zufrieden aus.
Spontan verschob er das Gespräch mit dem Angler auf einen späteren Zeitpunkt und beobachtete ihn, während der glückliche Kunde geradewegs auf ihn zuhielt, sich den Rest aus der Kaffeekanne einschenkte und jubelte: «Also Ihre Freundin, Herr Malich, die ist eine Wucht! Mit der würde ich jederzeit wieder Geschäfte machen. Wer hätte gedacht, dass mir der alte Krempel noch 180 Euro einbringen würde? Und diese tolle Kopfbedeckung habe ich auch noch rausgeschlagen.» Er tippte gegen den Schirm.
Siggi spürte, wie alle Farbe aus seinem Gesicht wich. «180 Euro?», wiederholte er mit zitternder Stimme.
«Ja», beteuerte der Mann. «Ich musste überhaupt nicht verhandeln. Ihr Freund, dieser Herr Schauer, sah allerdings nicht besonders glücklich aus, als sie die Scheine vor mir auf den Tisch legte.»
Siggis Finger krampften sich um den Henkel der Tasse, und er setzte sich in Bewegung. Wesentlich schneller, als er den Laden verlassen hatte, rannte er nun wieder hinein. Der heiße Kaffee schwappte über den Rand, kleckerte ihm auf Hemd und Hose, doch Siggi spürte es kaum.
In dem Moment, da er den Verhandlungstisch erreichte, auf dem gerade eine Sammlung alter Eieruhren stand, hörte er Doro sagen: «Ich halte 180 Euro für einen fairen Preis, was denken Sie?»
Siggi starrte auf die angelaufenen Küchengeräte, schielte zu seinem Freund hinüber und las in Antons Blick dieselbe Panik, die ihn gerade überkam.
«18 Euro!», rief er schnell. «Sie wollte natürlich 18 Euro sagen.» Demonstrativ öffnete er seine Brieftasche und legte einen Zwanziger auf den Tisch. «Den Rest dürfen Sie behalten.»
Die eben noch leuchtenden Augen der Besitzerin wurden schmal. «Aber ich habe doch ganz deutlich gehört, dass Ihre Kollegin von 180 Euro gesprochen hat.»
«18 Euro.» Siggi sah die Frau mit finsterer Miene an. «Und keinen Cent mehr.»
«Dafür nehme ich sie wieder mit.» Prompt stopfte sie eine Eieruhr nach der anderen in ihre Handtasche zurück und verließ ärgerlich vor sich hin brummelnd den Verkaufstisch.
«Ob das klug war, wage ich zu bezweifeln.» Anton zog eine Grimasse. «Die alten Stücke hätten dir in Sammlerkreisen deutlich mehr als hundertachtzig Euro eingebracht. Aber das Geschäft dürfte sich jetzt wohl erledigt haben.»
«Der Krempel war tatsächlich sein Geld wert? Warum hast du denn dann so kariert geguckt?», fuhr Siggi ihn an.
«Das ist vermutlich auf den Schock zurückzuführen, den ich unmittelbar davor erlitten habe.» Anton deutete auf den fleckigen Überseekoffer, der direkt hinter ihm stand.
Rasch umrundete Siggi den Tisch, schnappte sich das von Doro erworbene Gepäckstück und öffnete es. Sein Blick fiel auf ein buntes Sammelsurium von geschnitzten Figuren, Schneekugeln und billigen Urlaubsandenken. «Dafür hast du 180 Euro bezahlt? Bist du von Sinnen?»
«Aber du hast doch selbst gesagt, das wäre ein gutes erstes Angebot.»
«80 Euro, habe ich gesagt.» Siggi fiel es schwer, die Beherrschung nicht zu verlieren. «Hast du etwa Watte in den Ohren?»
Doro lief puterrot an. «Da muss ich mich wohl verhört haben, wie dumm von mir», sagte sie wütend. «Warum überträgst du mir überhaupt solch eine Aufgabe? Du weißt doch, wie oft mir Missgeschicke passieren.»
«Ja, aber ich wusste ja nicht, dass auf deine Ohren kein Verlass ist.» Siggi begann, in dem nach Mottenkugeln riechenden Koffer herumzuwühlen. Möglicherweise war der finanzielle Schaden gar nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick schien. Zwischen all diesem wertlosen Kram, der aussah, als wäre er in den Souvenirläden der ganzen Welt zusammengesucht worden, konnte sich noch immer etwas Wertvolles verbergen, das den Preis rechtfertigte. Doch je mehr Gegenstände er in die Hand nahm, desto tiefer sank seine Laune.
«Das ist Plunder», stellte er fest und nahm zu allem Überfluss auch noch einen leichten Schimmelgeruch wahr. «Der Kram lässt sich nicht einmal mehr verschenken.»
«Also, bevor du alles wegschmeißt, darfst du es mir schenken.» Doro streckte die Hände nach einer der Schneekugeln aus. «Ich könnte zu sammeln beginnen und ein ganzes Regal damit bestücken. Das sieht bestimmt sehr hübsch aus.»
«Nicht so schnell.» Mit einer raschen Bewegung schlug Siggi den Kofferdeckel zu. «Erst muss ich ganz sicher sein, dass nichts, was sich darin befindet, die 180 Euro wieder reinbringt. Danach kannst du darüber herfallen.»
«Was ist eigentlich aus meinem Kaffee geworden?», mischte Anton sich ein und verschränkte die Arme vor der Brust. «Wolltest du mir nicht einen mitbringen?»
«Das habe ich glatt vergessen», gestand Siggi. «Der Schock, du weißt schon. Ich gehe gleich noch einmal und hol dir eine Tasse.»
«Lass mich das lieber machen, bevor noch mehr schiefgeht», sagte Doro und wollte schon aufstehen, doch Siggi hielt sie zurück.
«Jetzt brauche ich erst recht eine kleine Pause», erklärte er und schnappte sich seine Kaffeetasse, in der durch das Überschwappen nur noch ein winziger Schluck übrig war. «Ich vertraue darauf, dieses Mal klappt es besser.» Siggi schob sich zum zweiten Mal an der Reihe der Wartenden vorbei, inklusive der Dame mit dem ausladenden Hut, unter dem er sich hindurchducken musste. Er erreichte wieder den verwaisten Waffelstand und griff nach der Kaffeekanne, doch diese war nun leer bis auf den letzten Tropfen.
Grummelnd trat Siggi hinter den Tresen, fand Filter und Pulver in einer Plastikbox und befüllte die Maschine. In den folgenden Minuten stand er ungeduldig und untätig herum und wartete darauf, dass der Kaffee endlich zu fließen begann. Während er drei Muffins aus Doros Auslage verdrückte, sah er die Dame mit dem Hut seinen Laden verlassen. Offensichtlich ging es drinnen gerade gut voran.
Das Gerät vor ihm gab gurgelnde Geräusche von sich. Bis ihm endlich der vertraute Geruch heiß aufgebrühter Bohnen in die Nase stieg, schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen.
«Ist es nicht verrückt, dass ausgerechnet eine Kaffeemaschine im Porsche-Design das langsamste Modell auf dem ganzen Markt ist?», sagte er zu sich selbst, als er die Kanne in die Hand nahm. Er wollte gerade eine zweite Tasse Kaffee für Anton einschenken, als es plötzlich fürchterlich rumste.
Erschrocken blickte Siggi auf und spürte kurz darauf, wie ihm der heiße Kaffee auf die Finger tropfte, als Antons Tasse überlief. Rasch zog er die Hand weg. Es hatte geknallt, als wäre etwas sehr Großes zu Boden gestürzt. Oder war ein Auto irgendwo hineingefahren?
«Was war das? Ist jemand verletzt?», rief er in die Menge.
«Hier nicht, aber dort drüben vielleicht», rief ein älterer Herr, der in der Schlange wartete, ihm zu und deutete auf den Bereich des Hofs, in dem Skulpturen, Terrassenmöbel und antike Gartenzwerge lagerten.
Verwundert strich sich Siggi die Basecap aus der Stirn. Ihm war es so vorgekommen, als ob der Krach seinen Ursprung irgendwo hinter dem Waffelstand gehabt haben musste. Doch als jetzt auch andere Leute die Hälse reckten und zu den Skulpturen schauten, beschloss er, sich zu vergewissern, dass dort nichts passiert war. Im Laufschritt legte er die zwanzig Meter vom Pavillon bis zu den Gartenartikeln zurück, fand dort allerdings nichts, das umgestürzt oder zerbrochen war. Trotzdem verspürte er ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Irgendetwas war gerade außerhalb seines Blickfelds auf seinem Grund und Boden geschehen. Und nicht zu wissen, was es war, machte ihn nervös.
«Ich denke, der Knall kam von weiter weg», bestätigte unvermittelt eine junge Frau neben ihm seinen Verdacht. Sie trug ein Baby im Tragesack vor ihrer Brust und sah sich ebenfalls besorgt um. «Von dort hinten, glaube ich.» Sie deutete über seinen Kopf hinweg in Richtung Waffelstand.
«Ja, das vermute ich auch», stimmte er ihr zu.
Noch einmal kehrte Siggi hinter den Tresen zurück und versuchte, die dünne Plane des Gartenpavillons ein Stück beiseitezuschieben, was wegen einer sicherlich patentgeschützten Befestigung aus Plastikringen gar nicht so einfach war. Statt mühevoll die einzelnen Ringe zu lösen, gelang es ihm, eine Ecke der Zeltkonstruktion so weit zu verrücken, dass er einen Blick in den hinteren Teil des Hofes werfen konnte. Zwischen Antiquitätenladen und Schuppen lagerten heute, abseits des Trubels, einige seiner sperrigen Exponate, um für die Besucher Platz zu schaffen. Trotzdem war es möglich, sich diesem Bereich von der anderen Seite her zu nähern.
Zunächst fiel ihm nichts Ungewöhnliches auf. Er wollte sich schon abwenden, als ihm doch noch etwas ins Auge sprang. Etwas, das den lauten Knall verursacht haben musste. Hastig schob er sich zwischen Hauswand und Zeltplane hindurch und lief auf ein paar große Bruchstücke zu, die auf dem Pflaster verteilt lagen. Erst im Näherkommen offenbarte sich ihm das ganze Ausmaß des Schadens: Eine der terrakottafarbenen römischen Säulen, die er von einem Gartenliebhaber erstanden hatte, der auf griechische Amphoren umsatteln wollte, war umgestürzt und zerbrochen. Die eine Hälfte lag zerborsten auf dem Pflaster, der Rest ragte über die Brüstung des Brunnens und lag mit dem Kapitell, dem oberen Ende, im Wasser.
Der Brunnen war eine gelungene Nachbildung des berühmten Trevi-Brunnens, der in Rom vor dem Palazzo Poli stand. Das nierenförmige Becken, an dessen Rückseite sich Meeresbewohner auf einer Felslandschaft tummelten, war eine wesentlich kleinere Kopie des barocken Originals, hatte aber immerhin die Ausmaße eines mittelgroßen Gartenpools. Ohne Zweifel handelte es sich um ein prächtiges Stück, das Siggi jedoch nur zu gerne wieder losgeworden wäre. Es verschlang nämlich eine Menge Platz. Wenn es durch den Einschlag der Säule beschädigt worden war, würde es noch schwerer werden, für diesen Koloss einen Käufer zu finden.
Siggi trat näher an das Becken heran. Auf den ersten Blick schien die Einfassung des Beckens heil geblieben zu sein, obwohl er alles unterhalb des bräunlichen Wasserspiegels nicht sehen konnte. Das Wasser im Brunnen war keineswegs klar, vielmehr handelte es sich um Dreck und Regenwasser, das in den letzten Wochen und Monaten in der Eifel gefallen war. Ein Teppich aus braunen Blättern vom letzten Herbst schwamm auf der Oberfläche.
Vorsichtig wischte er kleinere Bruchstücke und roten Terrakottastaub beiseite. Nein, außer ein paar Kratzern, die sich rasch überschminken ließen, war die Brunneneinfassung unversehrt. Er konnte von Glück reden. Zudem hätte der Teil, der jetzt im Wasser lag, um ein Haar die schönen Figuren am hinteren Brunnenrand gestreift. Doch glücklicherweise waren Agrippa und auch die Jungfrau unbeschädigt geblieben. Wie die Säule allerdings überhaupt hatte umfallen können, war Siggi ein Rätsel.
Schon wollte er sich abwenden, um wieder nach vorn zum Waffelstand zurückzukehren, da bemerkte er, was außer den Blättern auf dem Wasser trieb. Es sah aus wie eine Hand. Und unterhalb der Säule ragte etwas aus der schlammbraunen Brühe, das ein spitzes Knie hätte sein können. Siggi fühlte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Da befand sich irgendein armer Mensch direkt unter der schweren Säule. Aber warum zappelte dieser Jemand nicht und versuchte, den Kopf über Wasser zu bekommen?
Mit einem entsetzten Schrei sprang Siggi in den Brunnen – das Wasser reichte ihm fast bis zu den Oberschenkeln – und stemmte die schwere Säulenhälfte am Kapitell in die Höhe, wuchtete sie über die Einfassung, wo sie krachend aufschlug und endgültig in Stücke ging. Mit beiden Händen griff er in das trübe Wasser, ertastete einen reglosen Körper und krallte die Finger in etwas, das sich wie ein Hemdkragen anfühlte. Heftig zog er ihn hoch und sah vor sich ein schlammverschmiertes Gesicht. Sofort erkannte er den Mann, der sich gerade eben noch wie ein Schneekönig über leicht verdiente 180 Euro gefreut hatte.
«Hey!» Voller Panik schüttelte Siggi den Mann. «Atmen Sie! Na los, atmen Sie. Es war doch nur ein kleiner Stein. Los doch!»
Mit einem Mal war Siggi nicht mehr allein. Etliche Menschen, die eben noch in der Schlange vor dem Laden gestanden hatten, drängten sich an dem Waffelstand vorbei und kamen auf ihn zugelaufen. Während einige mit Entsetzen in den Gesichtern am Brunnenrand stehen blieben, stiegen die Mutigeren zu ihm ins Wasser und halfen dabei, den Körper des Mannes zuerst auf und letzten Endes über die Brüstung zu heben. Bald lag der reglose Körper neben den Bruchstücken der Säule, die ihn unter Wasser gehalten hatte.
«Der ist tot», verkündete einer der Helfer in sachlichem Tonfall und wischte sich die nassen Hände an der Hose ab. «Da kann man nichts mehr machen.»
«Blödsinn. Lassen Sie mich mal durch, wir müssen Erste Hilfe leisten», sagte ein Mann hinter ihnen und drängte sich nach vorn. «Haben Sie in Ihrem Geschäft einen Defibrillator, Herr Malich?»
«Defi… was? Nein, ganz bestimmt nicht», erwiderte Siggi.
Der Ersthelfer überstreckte den Nacken des Mannes und beugte sich tief über dessen Gesicht. Anschließend musterte er mit kritischem Blick den Brustkorb und legte beide Hände darauf. «Ruft mal bitte jemand den Notarzt?»
«Der ist tot, das sieht man doch», rief der Erste noch einmal besserwisserisch. Trotzdem zückte er sofort sein Handy und wählte den Notruf, während Siggi noch nach seinem eigenen Telefon erfolglos in den Hosentaschen suchte. Er musste es irgendwo liegen gelassen haben.
Den Blick unverwandt auf das Opfer gerichtet, ließ er sich schwer atmend auf den Rand des Trevi-Brunnens fallen, als ein Dritter verkündete: «Ich wette, das gibt jede Menge Ärger.»
Eine Viertelstunde später überließ der enthusiastische, aber sehr erschöpfte Ersthelfer seine Bemühungen einem anderen Freiwilligen, richtete sich auf und sagte schwer atmend an Siggi gewandt: «Ich fürchte, da kommt wirklich jede Hilfe zu spät. Sehen Sie, er spricht jetzt schon ziemlich lange auf nichts an, was wir tun. Zu lange, wenn Sie mich fragen.»
«Ich verstehe.» Siggi schluckte hart und sah auf das fahle, schon fast wächsern wirkende Gesicht des Opfers herab. Es erinnerte Siggi auf unangenehme Weise an das Gesicht eines anderen Toten, in das er kürzlich geblickt hatte. «Trotzdem, Sie haben alles versucht. Danke.»
«Schon gut.» Der Mann wischte sich den Schweiß von der Stirn. «Falls Ihnen mal ein Defibrillator angeboten wird, schlagen Sie zu. Die Dinger sind Gold wert.»
«Das werde ich mir merken», erwiderte Siggi, als ihm plötzlich eine Person zwischen den Umstehenden auffiel, die sich mit einer Fotokamera im Anschlag dem Toten bis auf wenige Zentimeter näherte.
«Hey, Sie da!», rief Siggi und machte mit nassen Hosenbeinen und Schuhen ein paar Schritte auf ihn zu. «Gaffen Sie nicht und machen Sie sich nützlich. Schicken Sie die Leute hier weg!»
Der junge Mann, dessen sommersprossiges Gesicht unter dem wirren braunen Haar Siggi noch nie zuvor gesehen hatte, ließ seine Kamera sinken. «Ich bin Moritz Knie vom Radiosender Antenne P…»
«Ist mir völlig wurscht, wer oder was Sie sind. Haben Sie überhaupt keinen Anstand?», blaffte Siggi ihn an. «Der Mann ist tot, also sorgen Sie bitte dafür, dass nicht noch mehr Schaulustige hierherkommen.» Schlagartig wurde Siggi klar, dass dies erneut ein Fall für die Polizei war. Alles, was er gerade geglaubt hatte, hinter sich gelassen zu haben, begann von vorn. Er atmete tief durch, tastete erneut erfolglos nach seinem Telefon und fand es nicht. «Seien Sie so gut und rufen Sie die Polizei, anstatt hier Bilder von ihm zu knipsen.»
«Aber die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Information», entgegnete der Sommersprossige. «Die Hörer unseres Senders …»
«Haben Sie nicht zugehört? Ihre Hörer sind mir egal! Außerdem: Wozu brauchen Sie denn Fotos, wenn Sie fürs Radio arbeiten?» Siggi war langsam auf hundertachtzig. «Tun Sie endlich, was ich sage, oder Sie fliegen auch noch in den Brunnen!» Mit einem Mal hatte er das unangenehme Gefühl, sich wie Gunnar Bartels, der Chef der hiesigen Polizeiwache anzuhören. Der Schock und der Stress brachen aus ihm hervor.
Siggi versuchte, sich am Riemen zu reißen. «Entschuldigen Sie meinen Ausbruch, aber es ist wichtig, dass nicht noch mehr Menschen hier auftauchen und eventuelle Spuren verwischen.»
«Spuren verwischen? Okay.» Der Reporter schien jetzt regelrecht begeistert. «Dann gehe ich wieder nach vorn und sage allen, sie sollen sich verkrümeln, weil hier ein Mord stattgefunden hat. Was für eine Story.»
Siggi schloss für einen Moment die Augen. «Ja, toll, eine Massenpanik ist genau das, was mir noch gefehlt hat.» Er konnte den sarkastischen Ton in seiner Stimme nicht zurückzuhalten. «Verständigen Sie bitte die Polizei, und anschließend gehen Sie zum Verkaufstisch und fragen meinen Freund Anton, ob er die Gäste wegschickt. Der ist dafür vermutlich besser geeignet.»
«Verstanden.» Er steckte die Kamera weg. «Und was tun Sie so lange?»
«Ich bleibe bei dem Opfer und tropfe vor mich hin», murmelte Siggi. Er ging neben dem schwitzenden Freiwilligen, der noch immer das Herz des Opfers massierte, in die Hocke und tastete noch einmal nach dem Puls des Toten. Zu gern hätte er dabei festgestellt, dass alles nur ein Irrtum und der Mann noch am Leben war. Doch das war natürlich Unsinn.
«Soll ich Sie vielleicht ablösen?», fragte Siggi und hoffte, der andere würde ablehnen, was dieser auch tat. Offensichtlich war er fest entschlossen, bis zum Eintreffen des Rettungswagens durchzuhalten.
Während Siggi in seiner Position verharrte, hörte er mit halbem Ohr, wie der Radiofritze alle Neugierigen zurück auf den Parkplatz scheuchte. Auch jene, die ihm geholfen hatten, den Mann aus dem Brunnen zu bergen, traten nun den Rückzug an. Zurück blieben nur er selbst und der letzte verbissen weitermassierende Retter. Siggi betrachtete den Toten, das glatt rasierte Gesicht unter dem zurückweichenden Haaransatz, das schlichte blaue Hemd und die an den Oberschenkeln ausgeblichene Jeans. Ein Durchschnittsmensch. Eben noch hatten ihn 180 Euro in Verzückung versetzt, und jetzt war sein Leben vorbei. Seine Familie, falls er eine hatte, würde heute vergeblich mit dem Abendbrot auf ihn warten, seine Kollegen ihn morgen bei der Arbeit vermissen. Denn er war in einem Brunnen gestorben, begraben von einer Terrakottasäule – was für ein Trauerspiel.
«Siggi, was ist denn passiert? Warum taucht ein Reporter an meinem Tisch auf und faselt etwas von einem Toten?» Ein atemloser Anton kam mit Doro im Schlepptau herbeigeeilt und erstarrte, als er das reglose Opfer am Boden bemerkte.
Doro stieß einen kleinen Schrei aus und schlug sich die Hand vor den Mund, woraufhin Siggi sie spontan und nass, wie er war, in die Arme schloss, um ihr die Sicht auf die Leiche zu nehmen.
«Kannst du die Leute heimschicken?», bat Siggi seinen Freund, der stumm dastand und als Antwort nur ein Nicken zustande brachte.
«Siggi, was hast du denn nur getan?», flüsterte Doro, deren Oberteil nun ebenfalls ganz durchweicht war. «Man kann doch über alles reden. Nur wegen 180 Euro …»
«Ich habe den Mann doch nicht auf dem Gewissen», rief Siggi. «Den habe ich hier gefunden. Genau wie beim letzten Mal. Er war schon tot, als ich ihn unter der Säule hervorgeholt habe.» Als sie nicht sofort antwortete, fragte er vorsichtig: «Du glaubst mir doch, oder?»
«Aber natürlich, ich war nur einen Moment verwirrt.» Sie griff sich an den Kopf und schüttelte ihn kurz und heftig. «Geht es dir gut? Brauchst du etwas?», fragte sie dann.
«Ja, ein paar vertrauenswürdige Helfer, die sich um die Besucher kümmern, während ich dafür sorge, dass hier nichts verändert wird. Weiß der Teufel, was dieser Radioreporter den Leuten gerade auftischt.»
«Wir kümmern uns darum.» Doro machte sich von ihm los und versetzte dem immer noch erstarrten Anton einen leichten Stoß, woraufhin dieser ein zweites Mal nickte, bevor er sich von ihr mitziehen ließ.
Siggi konnte nur hoffen, dass die beiden die Situation meisterten, denn er war entschlossen, den Toten bis zum Eintreffen der Polizei nicht aus den Augen zu lassen. Mit dem plötzlichen Verschwinden von Leichen hatte er bereits so seine Erfahrungen gemacht.
Bald darauf hörte er jenseits des Waffelstands eine Vielzahl von Autotüren zuklappen. Motoren sprangen an, verklangen und verrieten, dass es Anton gelungen war, die Veranstaltung ruhig und gesittet zu einem Ende zu bringen. Siggi war Anton unendlich dankbar, und als nun auch die Sanitäter eintrafen, fühlte es sich an, als würde ihm eine schwere Last von den Schultern genommen werden. Von ferne näherte sich das Heulen einer Polizeisirene. Typisch Gunnar. Wenn sich ihm einmal die Chance bot, hielt er auch prompt sein Blaulichtkonzert ab.
Siggi ließ die Sanitäter ihre Arbeit machen und ging der Polizei steifbeinig in feuchten Hosen entgegen. Auf seinem Parkplatz bot sich ihm ein Bild des Grauens. Viele Besucher des Schätztages hatten es für unnötig befunden, ihren Sperrmüll wieder mitzunehmen. Das Gelände vor seinem Haus glich einer Müllkippe. Er würde das Zeug mittels Container teuer entsorgen müssen, was den schmalen Gewinn der abgebrochenen Veranstaltung vermutlich gänzlich auffressen würde.
Als der Polizeiwagen zwischen all dem Gerümpel hielt und unangenehme Erinnerungen in Siggi wachrief, drückte Doro gerade den letzten Besuchern ein paar Waffeln in die Hand. Die Fahrertür des Streifenwagens flog auf, und ein schlanker Mann in Uniform stieg aus. Siggi erkannte zu seiner Überraschung den schweigsamen Kollegen wieder, der Gunnar Bartels schon beim letzten Mal unterstützt hatte.
«Wo ist der doppelte Gunnar?», wollte Siggi wissen und streckte dem Beamten die Hand entgegen.
«Wer?» Die Augen des Mannes verengten sich.
«Herrn Bartels meine ich», korrigierte sich Siggi rasch.
«Urlaub.» Sein Gegenüber war offenbar noch immer kein Freund vieler Worte.
«Wie kann Gunnar im Urlaub sein, wenn ich schon wieder eine Leiche abzugeben habe?», rief Siggi. «Was für ein Timing.»
Der «doppelte Gunnar», wie Siggi den selbstherrlichen Polizisten gern nannte, war nicht im eigentlichen Sinne doppelt vorhanden. Der Mann schielte lediglich sehr stark, was die Vermutung nahelegte, dass Gunnar Bartels allzeit von Zwillingen umgeben sein musste. Problematisch war es, wenn Gunnar sich in der Nähe zerbrechlicher Antiquitäten befand. Aber heute hätte Gunnar nach Siggis Einschätzung bei der Untersuchung des Tatorts nichts zerstören können. Der Brunnen hatte schließlich sogar die Kollision mit der Terrakottasäule überstanden.
«Der Chef ist morgen wieder da», erklärte der Polizist und zückte einen Notizblock. «Wo ist denn jetzt der Tote?»
Siggi lotste den Beamten zum Trevi-Brunnen. Der zog irritiert die Augenbrauen hoch. «Den kenne ich aus dem Fernsehen. Müsste der nicht in Rom stehen?»
Schlagartig dämmerte es Siggi, warum Gunnars Kollege bei ihren bisherigen Begegnungen überwiegend die Klappe gehalten hatte. Möglicherweise war der Mann nicht der schnellste Denker.
«Stimmt, Sie haben mich erwischt, Kommissar Zufall. Ich habe den Trevi-Brunnen geklaut, ihn von Italien bis hierher geschleppt und nun einen unliebsamen Zeugen um die Ecke gebracht. Bitte legen Sie mir Handschellen an.»
«Mein Name ist nicht Zufall, sondern Schneeweiß. Axel Schneeweiß.»
«Na, dafür können Sie ja nichts», murmelte Siggi ein wenig zerstreut und beobachtete, wie einer der Sanitäter sich soeben aus der Hocke erhob und die Latexhandschuhe mit einem schnalzenden Geräusch von den Händen zog.
Schneeweiß, der mittlerweile näher an das Opfer herangetreten war, beugte sich runter. «Wie sieht es aus?»
«Der Mann ist tot», antwortete Siggi anstelle einer der Männer in den neonfarbenen Westen.
Schneeweiß warf ihm einen scharfen Blick zu. «Da höre ich mir lieber noch mal die Meinung eines Fachmanns an.»
«Ich denke, das können wir bestätigen.» Der noch am Boden kniende Notarzt klappte seinen Koffer zu. «Wir sind zu spät gekommen.»
«Ertrunken, was?» Schneeweiß nickte bedächtig. «Normalerweise wirft man Münzen in einen Wunschbrunnen und keine Menschen.»
«Tja, aber wenn er nicht von selbst rückwärtsgefallen ist, dann hat ihn offenbar irgendjemand in den Brunnen geschubst und eine schwere Säule hinterher. Oder was meinen Sie?», fragte Siggi.
Noch bevor Schneeweiß darauf antworten konnte, bemerkte Siggi etwas, das auf dem Wasser zwischen den braunen Herbstblättern trieb. Er streckte die Hand danach aus und fischte es heraus. Es war die Basecap mit seinem Logo auf der Front, die der Mann ihm kurz zuvor noch stolz präsentiert hatte.
Nachdenklich betrachtete Siggi das durchweichte Stück Stoff. Mit einem Mal beschlich ihn ein ungutes Gefühl, und er betrachtete den Toten genauer. Eine durchschnittliche Statur in einem blauen Hemd und ausgeblichener Jeans – völlig unauffällig, ein Durchschnittsmensch eben. Siggi dämmerte, dass genau dasselbe auch auf ihn selbst zutraf. Alles, was ihn und den Toten von den anderen Besuchern des Schätztags unterschieden hatte, war dieses alberne Käppi mit dem Werbeaufdruck gewesen.
«Der Tote sieht ein bisschen aus wie ich.» Fassungslos wandte er sich an Schneeweiß, der mit skeptischer Miene und einem Notizblock in der Hand neben dem Toten stand und den Sanitätern dabei zusah, wie sie ihre Geräte wieder einpackten.
«Verstehen Sie, was ich damit sagen will?», fuhr Siggi fort, als der Polizist nicht sofort reagierte. «Jeans, blaues Hemd und Basecap, ähnliche Statur. Von hinten müssen wir uns zum Verwechseln ähnlich gesehen haben.»
«Und wennschon», meinte Schneeweiß. «Wo ist das Problem? Er ist gekleidet wie viele andere.»
«Kapieren Sie denn nicht?» Siggi wies auf die Leiche und hörte selbst den Anflug von Hysterie in seiner Stimme. «Vielleicht ist sein Tod ein Irrtum gewesen. Was, wenn der arme Kerl nur gestorben ist, weil er sich diese Cap aufgesetzt hat?»
Er zwang sich, ruhig durchzuatmen. Als er glaubte, die Kontrolle halbwegs wiedererlangt zu haben, sagte er in etwas ruhigerem Ton: «Ich möchte, dass in diesem Fall ermittelt wird. Ein Toter mit meiner Mütze in meinem Brunnen. Hier geht etwas vor sich. Schon wieder. Gerade ein paar Wochen hatten wir Ruhe, seitdem der letzte Mord aufgeklärt wurde, und schon habe ich die nächste Leiche am Hals. Eine, die aussieht wie ich!»
«Wahnsinn!», rief der Reporter, der sich von Siggi unbemerkt wieder dem Tatort genähert hatte und mit einem Mikrofon herumfuchtelte, das zu einem altmodischen Aufnahmegerät gehörte. «Darf ich das senden? Wie war das mit diesem ersten Mordfall? Meinen Sie, er steht mit diesem irgendwie in Verbindung? Unsere Hörer von Antenne P…»
«Ruhe! Dies hier ist überhaupt kein Mordfall», herrschte Schneeweiß ihn an, der soeben eine klatschnasse Geldbörse aus der Hemdtasche des Opfers gezogen und aufgeklappt hatte. «Und es gibt verdammt viele Männer, die in Jeans und blauem Hemd durchs Leben gehen. Der Tote hieß übrigens Pohl. Eduard Pohl. Ich muss als Erstes seine Familie ausfindig machen, falls der arme Teufel eine hatte, und ihnen die traurige Nachricht überbringen.»
Schneeweiß nickte den Sanitätern und dem Notarzt noch einmal zu, steckte das Portemonnaie des Toten ein und ging in Richtung Pavillon davon.
«Sie können doch jetzt nicht einfach abhauen.» Konsterniert stand Siggi vor dem Brunnen und sah dem Polizisten hilflos hinterher. «Ich habe hier eine Leiche für Sie. Daneben liegt die potenzielle Mordwaffe, es ist alles vorhanden! Hallo?» Er wies anklagend auf die zerbrochene Säule, woraufhin Schneeweiß innehielt, einen langen Seufzer ausstieß und zu ihm und dem gespannt lauschenden Reporter zurückkehrte.
«Soll ich Ihnen mal verraten, was sich hier abgespielt hat, Herr Malich? Der Mann hat sich auf Ihrem Hof umgesehen, hat den Wunschbrunnen entdeckt und wollte gerade eine Münze hineinwerfen, als ihn von hinten ganz unvermittelt die von Ihnen nicht ausreichend gesicherte Säule traf, ihn zu Fall brachte und unter Wasser drückte. So werde ich es in meinen Bericht schreiben.»
«Säulen wie diese, die zudem auf einem geraden Untergrund stehen, braucht man nicht zu sichern, die fallen nicht einfach so um», entgegnete Siggi. «Was meinen Sie, was auf der Akropolis los wäre, wenn die Säulen dort einfach umplumpsen würden?»
«Die Akropolis ist mir egal, das hier ist ein blöder Unfall, Herr Malich.» Schneeweiß war die Ruhe selbst. «Und in der Pathologie wird man bestimmt zum selben Ergebnis kommen. Während ich jetzt die Angehörigen verständige, rufen Sie besser Ihren Anwalt an, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Anzeige wegen fahrlässiger Tötung auf Sie zukommt. Was Ihre Aussage betrifft, dürfen Sie morgen bei uns auf der Wache vorbeischauen. Da ist der Chef dann auch wieder da. Schönen Tag noch.»
«Und was wird Ihr Chef wohl sagen, wenn es hier doch einen Fall zu lösen gibt und Sie es nicht einmal für nötig gehalten haben, auch nur eine einzige Spur zu sichern?», rief Siggi ihm nach, als Schneeweiß Anstalten machte, durch den Schlitz in der Plane zu verschwinden.
Der Polizist hielt erneut inne, drehte sich langsam zu Siggi um und schien angestrengt nachzudenken. «Und was soll ich Ihrer Meinung nach sichern?», fragte er schließlich. «Die Säule? Tut mir leid, aber die passt nicht zwischen zwei Aktendeckel.» Und nach einer kurzen Pause ergänzte er: «Was wollte der Mann eigentlich bei Ihnen? Kennen Sie ihn?»
«Es ging um einen Koffer», antwortete Siggi. «Ein Koffer voller Andenken. 180 Euro hat er dafür bekommen. Die müssen noch in der Geldbörse sein, die Sie gerade eingesteckt haben.»
Schneeweiß runzelte die Stirn, zog das Portemonnaie von Eduard Pohl hervor und warf einen Blick hinein. «Alles noch da. Raubmord fällt also ebenfalls weg.» Kurz überlegte er. «Wo ist dieser Koffer jetzt?»
«Im Laden, hinter dem Händlertisch.»
Schneeweiß nickte und trat nun endgültig durch den Spalt in der Rückseite des Pavillons. Siggi folgte ihm in den Laden, wo der Polizist zielsicher den Händlertisch ansteuerte. Dort saß Anton und versuchte gerade, sich mit der Begutachtung einer Bonbonniere aus buntem Glas vom Geschehen abzulenken. Daneben auf dem Tisch entdeckte Siggi sein Handy und steckte es ein.
«Also? Wo ist er?», wollte Schneeweiß wissen.
«Er meint das Riesending voller Andenken», erklärte Siggi. «Den Koffer, den uns der Tote verkauft hat.»
«Ach der? Der nahm hier einfach zu viel Platz weg. Ich habe ihn weggestellt zu ein paar anderen Gepäckstücken, die sich bei dir da hinten in deinem Laden stapeln. Moment bitte.» Anton ging davon, kehrte kurz darauf mit dem gesuchten Objekt zurück und schob es vor Schneeweiß auf den Tisch.
«Der ist hiermit beschlagnahmt.» Schneeweiß sah Siggi an. «Jetzt zufrieden? Ich ermittle in Ihrem angeblichen Fall, und morgen kann der Chef dann selbst entscheiden, wie es weitergeht.»
Siggi war alles andere als zufrieden, doch ihm war die Lust auf weitere Diskussionen mit dem Gesetzeshüter vergangen. Wortlos beobachtete er, wie Axel Schneeweiß seine Last zum Polizeiauto schleppte und in den Kofferraum wuchtete. Kurz bevor der Mann einstieg, fiel Siggi noch etwas ein.
«Bekomme ich keine Quittung für den Koffer?»
Schneeweiß aber stellte sich taub und fuhr grußlos da-von.
Die Sanitäter hatten den toten Eduard Pohl mittlerweile auf eine Bahre und in den Rettungswagen verfrachtet und fuhren kurz darauf ebenfalls ab. Siggi, der sich außerstande sah, irgendwelche Fragen zu beantworten, überließ es Doro und Anton, den eifrigen Radioreporter abzuwimmeln. Er selbst kehrte zurück zum Brunnen und schoss mit seiner Handykamera ein Foto nach dem anderen.
«Wozu soll das gut sein?», fragte Anton, als er durch die Plane hindurchtrat und Siggi einen frisch gebrühten Kaffee brachte. «Falls du dich rechtlich absichern möchtest, solltest du lieber die Trümmer der Säule einsammeln. Vor allem den Sockel, der hoffentlich so absolut gerade ist wie der Untergrund, auf dem er gestanden hat. Gut wäre auch, wenn du ein unbeschädigtes Exemplar zum Vergleich hättest.»
«Das war kein Unfall», beharrte Siggi und knipste weiter. «Schneeweiß behauptet, der Mann hätte gerade eine Münze in den Brunnen geworfen, als ihn die Säule von hinten getroffen und ins Wasser gestoßen hat.»
«Das klingt doch gar nicht so unwahrscheinlich.»
«Hast du den Inhalt von Eduard Pohls Koffer gesehen? Ist dir die Schneekugel mit dem Petersdom aufgefallen? Der Mann war mal in Rom und vermutlich auch am Original des berühmtesten Wunschbrunnens der Welt. Bekanntermaßen wirft man dort die Münze über die rechte Schulter nach hinten, wenn der Wunsch in Erfüllung gehen soll.»
«Ja und?», fragte Anton verblüfft.
«Hast du mir überhaupt zugehört?» Siggi ließ das Handy sinken. «Wenn er tatsächlich eine Münze hineinwerfen wollte wie beim Original-Trevi-Brunnen, dann hätte ihn die Säule von vorn getroffen. Er hätte die Gefahr gesehen. Ich frage dich also, warum er dann nicht einfach ausgewichen ist?»
«Ich wette, du hast darauf bereits eine Antwort.»
«Allerdings», erwiderte Siggi. «Weil Pohl schon im Brunnen lag, als er von der Säule getroffen und hinuntergedrückt wurde. Er wurde erst gestoßen und dann ersäuft. Und ich glaube, dass dieser Anschlag mir galt.»
«Wie kommst du darauf?» In Antons Stimme schwang keine Bestürzung mit. Nur ehrliche Neugier.
«Weil der Mann mir auffallend ähnlich sah. Und warum