Mörderische Skizzen - Joachim-Werner Pelz - E-Book

Mörderische Skizzen E-Book

Joachim-Werner Pelz

0,0

Beschreibung

Prolog Bei einem Großbauprojekt in Bulgarien, entdeckt ein Vorarbeiter, bei einem Kontrollgang, einen Schatz aus der Römerzeit. Auf Umwegen verbringt er diesen Fund nach Deutschland und versteckt ihn. Er fertigt einige Skizzen an, die auf das Versteck hinweisen. Die Tochter des Vorarbeiters wird unfreiwillig in diese abenteuerliche Suche nach dem Römerschatz involviert und wird massiv von den ehemaligen Kollegen ihres Vaters, der mittlerweile verstorben ist, zur Herausgabe dieser Skizzen genötigt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 257

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Epilog

Einleitung

Entsetzen, Angst und Schauder brodelten in ihm. Aber darüber nachzudenken, wie kann ich dieser Furcht vor dem Tod entgehen, war keine Option. Zumal der Verfolger ihm bereits verdammt nahe war. Nur weg aus diesem Ort und sich einen Überblick verschaffen, sobald sich ein freies Umfeld zeigte. Aber das Dorf nahm so schnell kein Ende. Ben Jakobs konnte nicht schnell genug laufen, weil er sich ständig nach seinem Peiniger umsah und so auch noch ins Straucheln kam. Nicht nur einmal stolperte er über seine eigenen Füße, konnte sich aber dennoch auf den Beinen halten. Der Gedanke, lang hinzuschlagen und nicht schnell genug wieder aufzustehen, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Hanno Kloppe, sein Verfolger, kochte vor Wut und drohte Ben bereits mit dem Tod. Auf gar keinen Fall wollte Ben sich ein weiteres Mal mit Hanno anlegen.

Hanno hatte ihn bereits massiv unter Druck gesetzt und mit einer Todesdrohung wollte er seinen Plan, koste es, was es wolle, durchsetzen. Nein, dieser Gefahr setzte Ben sich nicht noch einmal aus. Eine weitere Diskussion mit Hanno gab es nicht.

Also rannte Ben um sein Leben, in der Hoffnung, Hanno abschütteln zu können.

Er wechselte die Straßenseiten, er sprang in Vorgärten und wieder auf die Straße, er bog rechts um die Ecke und auch wieder links herum. Zeitweilig wusste er nicht einmal, wo genau er sich befand. Schlimmer noch, er hatte völlig die Orientierung verloren. Hinter jedem Haus oder Hecke könnte Hanno auf ihn lauern.

Das wäre sein sicherer Tod. Dieser Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Also weiter laufen und hoffen, dass sein Verfolger seiner Spur nicht mehr folgen konnte.

Es waren etwa 20 Minuten nach dem Zusammentreffen mit Hanno Kloppe vergangen und Ben war mit seiner Puste fast am Ende. Für eine Weile glaubte er, zunächst für einen Moment des Ausruhens, dass Hanno Kloppe nicht direkt auf seiner Spur war. Nur ein wenig ausruhen und sich dann weiter seiner Verfolgung entziehen. Das war sein Gedanke, als er sich auf einer Mauer zum Verschnaufen niedersetzte. Eine fatale und verhängnisvolle Fehleinschätzung.

Mörderische Skizzen (Herbstferien)

Kapitel 1

Der Bus hielt mit quietschenden Bremsen und Paula stieg aus. Sie verharrte ein wenig an der Haltestelle und sah sich um. Ihr war bewusst, dass sie zuletzt vor etwa 6 Monaten an der gleichen Stelle stand. Langsam ging sie in die angrenzende Straße. Gesäumt von alten Häusern mit überwucherten Vorgärten ging ihr Weg schnurgerade aus. Eine leichte Brise durchstrich ihr langes dunkles Haar. Der Gehweg hatte auch schon bessere Zeiten erlebt. Er war uneben und mit vielen losen Pflastersteinen übersät. Die Wurzelbildung der Ahornbäume verursachten diesen holprigen Weg. Unendlich lang schien ihr diese vereinsamte Straße zu sein. Kein Anwohner auf der Straße oder in einem der Vorgärten war zu sehen. Von Ferne hörte sie lediglich einen Hund bellen und sogleich kreuzte eine Katze ihren Weg. Sonst hörte sie nichts, bis auf die Schritte ihrer eigenen Person.

Zwischen den Ahornbäumen hindurch konnte sie gelegentlich das Ende der Straße erkennen. Der Blick fiel auf die bunte Fläche einer Wand aus Bäumen. Der Herbst kündigte sich wohl schon an.

Paula kam diesem Blätterwald Stück für Stück näher. Nun konnte sie schon erkennen, dass es sich um gewaltige alte Bäume handelte. Natürlich war es so, denn sie ist ja hier schon ein paar Mal gewesen. Nur ist es sehr lange her.

Sie ging auf das angerostet schwere Tor zu. Es quietschte fürchterlich als sie es aufstieß. Hier und da lagen schon die ersten gefallenen Blätter. Ein Eichhörnchen sammelte

Eicheln. Es bereitete sich schon auf den Winter vor.

Krachend fiel das alte Tor zu und Paula stand unter den gewaltigen Bäumen auf dem örtlichen Friedhof. Ein wenig modrig roch es schon auf dem Weg unter den alten Bäumen. Feuchtigkeit tropfte gelegentlich auf ihre Kleidung. Sie musste einige Pfützen umgehen, damit ihre Schuhe nicht nass wurden. Der matschige Weg war unendlich lang. Nach einigen Minuten blieb Paula plötzlich stehen, schaute sich um und war etwas verwundert, weil sie die Grabstelle nicht sah. Das Grab ihrer Mutter lag fast am Ende des Friedhofs. Es war schwer zu finden. Ungepflegte Büsche und Sträucher versperrten ein wenig den Weg. Suchte sie zum ersten Mal dieses Grab, so würde sie es gar nicht finden. Aber schließlich war sie bei der Beerdigung anwesend.

Ihr Vater war kurze Zeit später an einer Krankheit verstorben und wurde seiner Zeit in der Großstadt irgendwo beigesetzt. In ihrer Kindheit hatte sie keinen Zugang zu ihrem Vater, weil er ständig auf Montage im Ausland eingesetzt war. Kaum zu Hause traf er sich mit Freunden und nicht selten endete es im Dauer trinken. Paula ging zur Schule und traf sich anschließend mit Schülerinnen, um gemeinsam an sportlichen Interessen teilzunehmen. Das Grab ihres Vaters besuchte sie nie!

Aber das Grab ihrer Mutter schon. Und so stand Paula vor ihrem Grab, mit etwas Tränen in den Augen. Viel Zeit war vergangen und so sah das Grab auch aus. Aus ihrer Umhängetasche entnahm sie eine kleine Schaufel und einen Rechen. Sie kniete sich nieder und fing an, ein bisschen Grabpflege walten zu lassen. Mehr und mehr rupfte sie Kraut aus und es häufte sich daneben an. Nicht viel blieb an gepflegtem Grün übrig, als Paula aufhörte zu rupfen. In Gedanken wusste sie, beim nächsten Besuch würde sie ein paar Blümchen pflanzen. Zumindest vor dem Winter mehr Gepflegtes darauf ablegen.

Zu Lebzeiten ihrer Mutter, sobald sie aus der Schule kam, bemerkte Paula gelegentlich, dass die Mutter eine Kladde zuschlug und diese in ein anderes Zimmer brachte. Auf Nachfragen zu diesem Heft gab die Mutter an, es ist nur ein Tagebuch und sie wolle viele Dinge eben nicht vergessen. Nichts Besonderes!

So gingen die Jahre auf und ab. Mutter kümmerte sich um Haus und Hof, Paula um die Schule und ihr Vater - war so gut wie nie da!

Paula war das einzige Kind in der Familie und so musste sie nie etwas teilen. Aber dafür stand sie auch völlig alleine vor dieser großen Herausforderung, ein Haus und eine Wohnung aufzulösen. Weder die Wohnung, welche in der Großstadt lag, noch das Elternhaus wollte sie behalten. Beide Objekte waren alt und viele Jahre wurden keine Erneuerungen vorgenommen. Also räumen und so schnell wie möglich verkaufen.

In der Wohnung standen überwiegend alte Möbel. Nichts Wertvolles, eben nur alt und mit Schönheitsfehlern übersät. Drei Zimmer, Küche, Bad, ein langer Flur mit einem Spiegel so groß wie eine halbe Tischtennisplatte. Eine Garderobe gab es nicht, lediglich ein paar geschwungene Kleiderhaken hingen an der Wand. Ein paar alte Familienbilder, völlig vergilbt, hingen wahllos daneben. Der Blick in den angrenzenden Wald erinnerte an einen Friedhof. Gewaltige Bäume, umwuchert von unzähligen Büschen. Sonnenstrahlen hatte die liebe Mühe, genügend Licht ins Dunkel zu bringen.

Sie selbst wohnte in einem kleinen Dorf, nicht unweit der Schule, wo sie unterrichtete. Die Wohnung lag im ersten Stock und hatte einen fantastischen Blick auf eine gepflegte Grünanlage und einen kleinen Teich. Gelegentlich tummelte sich eine Entenfamilie auf dem Wasser. Umringt war der Teich von üppigen Blumen. Der Ortsvorstand legte wohl sehr viel Wert auf gepflegte Wege und Grünflächen. Zwei Parkbänke standen am Ufer jeweils mit einem Schild aus Messing mit einer Gravur des Sponsors darauf.

Wenn Paula in den Sommermonaten etwas für ihre Klasse vorbereitet und sich Notizen anfertigte, so verbrachte sie oft diese Zeit auf einem dieser Bänke. Nur selten sah sie Spaziergänger und hatte so himmlische Ruhe, um sich ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

Paula hatte Germanistik studiert und unterrichtete seit drei Jahren an der örtlichen Schule ihres Wohnortes. Einen Freund hatte sie zurzeit keinen, denn ihr Engagement an der Schule und ihrem Ehrgeiz an sportlicher Aktivität ließen ihr wenig Zeit dafür.

Die Aufarbeitung der Hinterlassenschaften Ihrer Eltern nahmen sie zusätzlich in Anspruch. Eine Unzahl an Behördenangelegenheiten kam auf sie zu. Eine Wohnung in der Großstadt und ein altes Haus mussten geräumt und letztlich verkauft werden. Paula war alleine und ein wenig mit diesen Dingen überfordert. Dennoch ging sie es nach und nach an, diese Angelegenheiten zu regeln.

Zurzeit waren Herbstferien und so hatte Paula ein wenig Zeit, um sich den vernachlässigten Dingen zu kümmern. Zuerst natürlich um das Grab ihrer Mutter.

Die Wohnung hatte sie nur einmal gesehen und auch nur einmal betreten. Der Grund lag klar auf der Hand. Diese kleine Erdgeschosswohnung gehörte einmal ihren Großeltern. Sie verstarben, da war Paula gerade mal zwei Jahre alt. Nie wollte sie sich nach dem Tod der Großeltern in der Wohnung aufhalten. Ein Testament beinhaltete die Erbberechtigung für Paula. Für Jahre wurde diese Wohnung an ein älteres Ehepaar vermietet.

Viele Jahre später erfuhr Paula von dem Erbe. Aber so glücklich war sie über die geerbte Wohnung gerade nicht. Also kümmerte man sich auch nicht weiter um diese Immobilie. Sowohl Haus und Wohnung standen nun schon einige Wochen leer. Auch das ältere Ehepaar konnte dieses Objekt nicht länger bewohnen und sie zogen in eine betreute Wohneinheit.

Inzwischen war es an der Zeit, Ordnung zu schaffen. Diese Aufgabe wollte Paula auch erledigt wissen und legte sich einen Plan zurecht. An erster Stelle natürlich Grabpflege, das war sie ihrer Mutter auch schuldig. Dann alles Behördliche zu Recht rücken. Die Immobilien mussten auf sie umgeschrieben werden. Dazu hatte Paula einen Erbschein beantragt und jetzt fehlte noch der Eintrag ins Grundbuchamt. Denn veräußern konnte sie nur Haus und Wohnung, wenn auch sie einen Nachweis hatte über die geerbten Immobilien.

Kapitel 2

Paula wälzte gerade ein paar Unterlagen, als es an ihrer Tür klingelte. Ein Mann mit knittrigem Gesicht stand vor ihrer Tür. Er trug Jeans und ein etwas älteres Sakko darüber. Er stellte sich vor, mit dem Namen „Ben Jakobs“.

„Sie kennen mich nicht, Fräulein! Aber ich war ein guter Freund und Kollege ihres Vaters!“ Das konnte gut sein, aber auch nicht!

„Und was kann ich für sie tun?“ Fragte Paula freundlich. Er machte einen halben Schritt auf sie zu und zog einen Zettel aus seinem Jackett. „Sehen sie diesen Zettel hier, den hatte mir vor Jahren ihr Vater während unserer Arbeit auf Montage in Bulgarien gegeben. Darauf ist sein Name vermerkt, ein Datum und eine Skizze mit wirren Zahlen und Buchstaben. Er meinte damals, wenn er nicht mehr unter den Lebenden weilte, so werde ich mit diesem Zettel ein reicher Mann sein.“

„Das ist doch schön für sie, meine Gratulation dazu, und guten Tag!“ Schnelle Antwort von Paula. Sie war im Begriff, die Tür wieder zu schließen, denn der Typ passte so gar nicht zu den Sorgen, die sie zurzeit zu bewältigen hatte.

Prompt stellte er seinen Fuß zwischen die Tür. „Sie hören mir jetzt zu, und zwar in ihrer Wohnung!“

„Auf gar keinen Fall, wenn sie mir was zu sagen haben, dann hier und möglichst schnell.“

Ben runzelte die Stirn: „Das geht so schnell nicht. Nur sie können mir zu diesem Zettel etwas erzählen.“

„Selbst wenn ich könnte, ich kenne sie nicht und habe auch kein Interesse sie näher kennenzulernen. Habe alle Hände voll mit meinen eigenen Sachen zu tun und am allerwenigsten mit Fremden noch dazu. Sie nehmen sofort ihren Fuß aus der Tür!“ Energische Reaktion von Paula.

Er zog seinen Fuß zurück und meinte beim Gehen: „Wir sehen uns noch!“

Noch eine Belastung wollte und konnte Paula nicht zulassen. Sie hatte nun mit sich selbst genug um die Ohren. Der Ben kam ihr da gerade Recht! Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, um Ordnung in die Unterlagen zu bekommen. Ein wenig beschäftigte es sie doch …! Was könnte ihr Vater dem Ben wohl mitteilen wollen? Wieso kann nur sie selbst dem Kerl auf die Sprünge helfen? Und überhaupt, wieso erst jetzt, ihr Vater war schon ein oder zwei Jahre verstorben? Was bedeutete dieser ominöse Zettel, den sie nur kurz aus der Entfernung sah? Fragen über Fragen! Es roch nach frischem Kaffee und Paula goss sich eine Tasse ein.

Am nächsten Morgen wurde Paula schon sehr früh wach. Ihr Schlaf war nicht so erholsam wie sie sich es erwünscht hätte. Aber der gestrige Tag mit dem Auftreten von Ben Jakobs ließ ihr in der Nacht keine Ruhe. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere. Dieser verdammte Zettel mit den Hinweisen … ja mit welchen Hinweisen überhaupt. Ben sprach darüber, aber näheres verschwieg er. Aber Paula wollte ihn auch so schnell wie möglich wieder loswerden. Je mehr sie darüber nachdachte, desto spannender wurden ihre Gedanken an diesen Zettel.

Ihre Unterlagen für die Immobilien hatte sie nun geordnet und wartet nur auf einen Termin über einen Anwalt und einer ordnungsgemäßen Eintragung in das Grundbuchamt. Als Nächstes musste Paula sich Gedanken machen zwecks Räumung ihrer Behausungen. Zuerst einmal eine Besichtigung aller Räume. Was kann sie selber verwerten und was ist reif für die Müllabfuhr? Sie stellte fest, dass ihr Kühlschrank eine ziemliche Ebbe aufwies. Etwas zum Essen brauchte sie ja auch. Also nichts wie hin zum Supermarkt um das Nötigste einzukaufen. Mit einer Einkaufstasche verließ sie ihre Wohnung. Das klapprige Fahrrad erfüllte dazu genau diesen Zweck.

Moment, ihr Blick fiel auf ihren Briefkasten. Durch das kleine Sichtfenster konnte sie etwas Weißes erkennen. Die Tasche hängte Paula an ihr Fahrrad und lehnte es an die Hauswand.

Sie kramte nach ihrem Briefkastenschlüssel, welcher an ihrem Bund hing. Griffbereit steckte sie den Schlüssel in das kleine Loch. Ein kleiner Brief ohne Namen und Anschrift steckte im Kasten. Sie zog ein Stück Papier aus dem Umschlag. Es glich dem Gekritzel auf dem Zettel, welchen Ben in seiner Hand hielt am Vortage. Einen Satz konnte sie nicht gleich entziffern. Er wurde nachträglich unter die Skizze geschrieben. Allerdings sah die Skizze etwas merkwürdig aus. Es waren nur gekritzelt, Zeichen und Striche zu sehen. Paula sah zu ihrer Uhr und die Zeit schritt dahin. Hastig steckte sie das Stück Papier in ihre Jacke und schnappte sich ihr Fahrrad, um den Einkauf endlich zu erledigen.

Zirka eine Stunde war vergangen und Paula verstaute ihre Lebensmittel im Kühlschrank. Als sie ihren Kassenbon entsorgen wollte, hatte sie den ominösen Zettel plötzlich in der Hand. Was hatte es mit diesem Gekritzel nur auf sich? Paula ging an ihren Schreibtisch, zog die Lampe etwas näher zu sich, um nun das Gekritzel zu entziffern. Schlechtes deutsch sehr schwer zu definieren. Sie nahm den Zettel, hielt ihn vor die Lampe. Vielleicht ein versteckter Hinweis, aber worauf?Nichts war zu erkennen, nur die paar Bruchteile einer Schrift unter der zerstückelten Skizze.

„ ein erte stuk no tif likt chaz“!

Paula hatte einen Termin mit dem Anwalt, welcher sich um die Eintragungen der Immobilien kümmerte. Ihr Anwalt hatte alles Behördliche geregelt und übergab Paula alle Unterlagen dazu. Die Frage, wie es in Zukunft weiter gehen würde, konnte Paula nicht direkt beantworten. Jetzt konnte sie die Wohnung und das Haus besichtigen und gegebenenfalls alle Gegenstände vereinnahmen. Dass erst jetzt die Mühe der Arbeit begann, hatte Paula noch nicht auf dem Schirm. Ihr Anwalt wünschte ihr viel Glück und Geschick. Verabschiedete sich von Paula mit den Worten. „Falls sie Hilfe brauchen, können sie sich jederzeit an mich wenden.“ „Danke für alles“, erwiderte Paula und verließ die Kanzlei.

Jedoch war guter Rat teuer: „Wie und wo fange ich an“, dachte Paula. Sie ging etwas nachdenklich die Straße entlang. Zuerst einmal wollte sie sich in den Räumen einmal umsehen. Sie musste doch in Erfahrung bringen, welche Sachen sich noch in den Schränken und Schubladen befanden. Es war doch alle Habseligkeiten unberührt in sämtlichen Räumen noch vorhanden. Wertvolles vielleicht, wichtige Unterlagen und vor allem sämtliche Einrichtungsgegenstände. Das alles in Wohnung und Haus. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was noch auf sie zukam. Vielleicht konnte ihr eine Kollegin dabei helfen, sofern sie nicht in die Ferien gefahren war.

Am nächsten Morgen rief Paula gleich bei ihrer Kollegin an. Sie ging sofort ans Telefon und meldete sich mit: „Susanne Zeiler!“

„Hallo Susanne, hier Paula, ich bin froh dich zu erreichen.“

„Du klingst etwas unsicher und nervös, ist alles in Ordnung?“ Fragte Susanne.

„Ja, schon, aber die letzten Tage waren etwas stressig für mich.“

„Wir haben Ferien, bleib locker, meine Liebe, wie kann ich dir helfen?“

„Wenn du Zeit hast, dann könnte ich tatsächlich deine Hilfe gebrauchen.“ Mit ein paar kurzen Bemerkungen verabschiedeten sich die beiden und vereinbarten ein Treffen am nächsten Tag. Paula erklärte Susanne am nächsten Morgen mit wenigen Worten ihren gestrigen Tagesablauf.

„Meine Güte“, sagte Susanne, „das klingt ja spannend und der Typ wollte wieder kommen?“

„Das hat er nicht gesagt, nur dass wir uns noch sehen, wo auch immer“. Paula kramte den Zettel hervor, „kannst du mit diesen Hieroglyphen etwas anfangen?“ Susanne beugte sich über den Tisch, um genau auf diesen Zettel zu sehen.

„Ach du meine Güte, was für ein Kauderwelsch!“ Dann fiel ihr die Teilskizze ins Auge und meinte: „Was ist das denn, sieht aus wie ein Teil einer Schatzkarte?“ „Aber wo leben denn wir, schließlich sind die Schatzgräber aus einer anderen Zeit gewesen. Wer glaubt denn heute noch an so was?“ Schmunzelte Susanne.

Paula erwiderte: „Also, wenn ein gewisser Ben Jakobs mich aufsucht und unbedingt mit mir über diesen Zettel sprechen will und darüber hinaus noch ein ähnliches Stück Papier sich in meinem Briefkasten befindet, dann glaube ich nicht mehr an Märchen von früher.“

„Du hast ja recht, aber was machen wir jetzt?“

„Das kann ich dir sagen, meine liebe Kollegin, wir kümmern uns um meine erworbenen Immobilien!“ Kurz und bündig, aber mit bestimmenden Worten an Susanne.

„Wir haben genau noch zehn Tage für die beiden Objekte und nun geht’s zur Sache.“ Da waren sich beide einig. „Welches Objekt darf es zuerst sein“, meinte Susanne.

„Wir fangen mit der Wohnung an und arbeiten uns dann hier her vor“, schmunzelte Paula.

Die Wohnung lag an einem kleinen Weg, direkt neben einem Kiosk. Zum Glück im Erdgeschoss eines Zweifamilienhauses. So war der Weg zum Entrümpeln etwas einfacher. Zunächst aber sollten alle Schränke und Schubladen ordentlich durchsucht werden. Paula wollte auf keinen Fall wertvolles dem Müll übergeben. Eigentlich durften keine Wertsachen vorhanden sein, denn das ältere Ehepaar hatte Persönliches mit in ihr betreutes Wohnen genommen. Aber Paula wollte sicher gehen und so sollte alles durchforstet werden. Susanne schlief schon fast auf dem Sofa ein. Paula trug die Gläser und die leere Weinflasche in die Küche. Beides stellte sie neben der Spüle ab. Bevor sie das Licht löschen wollte, fiel ihr Blick zum Fenster und auf den spärlich beleuchtenden Park. Ein Schatten bewegte sich zwischen zwei Bäumen hindurch. „Ein Nachbar der Gassi ging, nein, dafür war es zu spät.“

Sie löschte das Licht in der Küche und trat erneut ans Fenster. Kein Schatten mehr zu sehen. Der Wind bewegte zwar die Äste der mächtigen Bäume, aber einen beweglichen Schatten hatte eher was von einer menschlichen Gestalt.

Da Susanne schon schlief, musste sie ihre nächtliche Entdeckung für sich behalten. Sie legte ihr eine Decke über und ging ebenfalls schlafen. Zwei Minuten dachte sie noch über die Ereignisse nach, dann schlief auch sie.

Die ersten fahlen Sonnenstrahlen fielen ins Schlafzimmer und Paula wurde wach.

„Ach du meine Güte“, murmelte sie. „Ist ja schon so spät und die Arbeit in der abgelegenen Wohnung macht sich nicht von alleine.“

Pech, den Wecker hatte sie vergessen zu stellen. Sie ging Richtung Badezimmer …: „ Nanu, was war das!“ Es roch nach frisch gekochtem Kaffee. Sie blinzelte in die Küche und sah, wie Susanne gerade die frischen Brötchen in einen Brotkorb legte.

„Wie lange bist du denn schon wach“, ihre verwunderten Worte.

„Na, schon eine ganze Weile. Ich habe ein paar Besorgungen erledigt und frische Brötchen mitgebracht. Mach schnell, ich habe Kaffeedurst.“ Die Tür zum Badezimmer schlug zu und Paula rief: „Du kannst bei mir einziehen. Gefällt mir mit Kaffeeduft geweckt zu werden.“ Das Frühstück war lecker und reichlich. Es schmeckte noch mal so gut, wenn man sich nur an den gedeckten Tisch setzen musste. Die Frauen sprachen noch über den gestrigen Tag, der für etwas Aufregung sorgte. Susanne räumte den Frühstückstisch ab und nebenbei fiel ihr Blick nach draußen in den Park. Das Wetter war regnerisch und Blätter klebten an der Scheibe. Im Park war niemand zu sehen. Paula zog sich an und wickelte einen Seidenschal um ihren Hals.

„Weist du Susanne“, so begann ihr Satz, „gestern als du schon auf dem Sofa eingeschlafen warst, da sah ich durch das Küchenfenster im Park, zwischen den beiden großen Bäumen, einen Schatten. Der wechselte von recht nach links. Nach einer Weile war er verschwunden. Mir war ein wenig unheimlich. Ich war aber zu müde, um weiter darüber nachzudenken.“

„Wenn du willst, dann schauen wir nachher mal nach“, Susannes Angebot. Paula nickte und zog sich ihre festen Schuhe an. Beide verließen die Wohnung und begaben sich in Richtung Park. Ein wenig matschig war der Weg und Paula stellte fest, sie trug die richtigen Schuhe. Wenig später standen sie bei den Bäumen und sahen sich erwartungsvoll um. Rechts und links um die beiden Bäume war nichts Außergewöhnliches zu sehen.

Susanne zog plötzlich am Ärmel von Paulas Jacke: „Bleib mal stehen!“, sie hockte sich hin und zeigte auf den Boden.

„Schau mal, sieht das nicht aus wie Fußabdrücke?“ Paula ebenfalls in Hockstellung!

„Genau, und zwar mächtige Abdrücke von großen Schuhen. Ohne Zweifel ein Schuhabdruck von einem Mann würde ich sagen.“ Aber das Merkwürdige daran waren zwei völlig verschiedene Abdrücke mit unterschiedlichem Profil. Die Schuhe hatten unterschiedliche Sohlen, ganz eindeutig.

„Ich mache ein Handyfoto, man kann nicht wissen, ob man es mal benötigt“, sagte Paula.

„Komm, wir haben noch viel zu tun heute und außerdem ist mir ziemlich kalt!“ Susanne ging schon einen Schritt voran. Paula ging etwas rückwärts, um noch einen Blick auf die angrenzende Grasfläche zu werfen. Sie sah lediglich einen Zahnstocher liegen.

Kapitel 3

Die Turmuhr schlug 9 Uhr und der Morgen war eher grau. Herbst stand vor der Tür. Boris sah aus dem Fenster und konnte regen Verkehr war nehmen. Es war Wochenende, aber zum Entspannen gab es keine Zeit. Unruhe machte sich breit. Sein Kühlschrank bot nur eine Leere und der Kaffee war auch zu Ende. Es war an der Zeit, seine Schulden einzutreiben, dachte er. Aber er hatte nichts außer einem Zettel mit wilden Zeichen. Je öfter er ihn in seine Hand nahm, umso unleserlich wurde er. Bald musste was passieren, denn die Geduld von Boris bekam langsam Risse. Zu lange wartete er schon auf Ben, der ihm versprochen hatte, bald mit einem Batzen Geld zu beglücken. Schließlich arbeiteten sie seit Jahren zusammen in Bulgarien auf Montage. Bis eines Tages Ben mit einem merkwürdigen Zettel auftauchte. Es verging viel Zeit, etwas über diesen Zettel zu erfahren. Nur soviel war bekannt, es sollte ein Vermögen irgendwo vergraben sein. Aber wo genau und mit welchen dieser ominösen Zeichen war er zu finden? Das konnte nur einer wissen, und zwar der alte „Kurse“ der mit auf Montage war. Es wurmte Boris so sehr, dass sich keiner bei ihm blicken ließ, der alte Kurse nicht und auch nicht Ben Jakobs. Da man sich vertraute, denn auf Montage hielten alle Kollegen fest zusammen. Sowohl beim gemeinsamen Arbeiten als auch beim gelegentlichen Kartenspielen. Ging allerdings nicht immer ehrlich zu. Dieses Vertrauen stand nun auf wackeligen Beinen. Boris hatte keinen Anhaltspunkt, wo sich beide zurzeit aufhalten könnten. Diese Montagearbeiten waren fast abgeschlossen und einen Anschlussjob lehnte Boris ab. Er vertraute auf diesen spannungsgeladenen Zettel und auf den Ben Jakobs.

Boris konnte nicht wissen, dass der alte Kurse schon eine Weile tot war. Er schied nach einer Krankheit aus seinem Job aus. Aber Ben Jakobs war mit Kurse sehr eng befreundet und so verschwieg er den Tod und gab Boris nur den Anteil an dem Zettel. Allerdings vergingen indessen schon einige Wochen und Boris hatte seine Ersparnisse bald aufgebraucht.

Eine Familie hatte Boris nicht. Seine damalige Verlobte trennte sich von ihm, weil die lange Wartezeit eine zu große Belastung für sie war.

Natürlich arbeiteten noch ein paar mehr Arbeiter auf dieser riesigen Baustelle. Nur der alte Kurse, Boris der Bulgare, Ben Jakobs und Hanno Kloppe waren ein Team und konnten sich blind aufeinander verlassen. Das gefiel dem Polier sehr, denn die anfallenden Arbeiten gingen zügig voran. Alle Vier waren Stahlbaumonteure! Eine gewaltige Brücke musste durch eine neue ersetzt werden. Sie überspannte eine Schlucht für den Zugverkehr. Enorme Erdarbeiten waren nötig, um neue Betonpfeiler zu setzen, um dann eine Stahlkonstruktion über die Schlucht zu spannen. Mehrere Jahre sollten die Arbeiten dauern. Das Team hatte in der Vergangenheit schon an einigen Großprojekten in dieser Region mitgearbeitet. Ein guter Verdienst ersetzte aber nicht die eigene Familie. Und so waren die vier Kollegen oft gemeinsam unter Wegs, wenn es Zeit für Entspannung gab. Nur im Urlaub war es möglich, seine Angehörigen zu besuchen. Also verbrachten Boris und seine Ex-Kollegen und Kumpel die verbleibende Freizeit meist zusammen.

Das Versprechen, ein sorgenfreies Leben zu haben und für eine Familie Zeit zu haben, sollte doch nun endlich in Erfüllung gehen.

Nervöser wurde Boris von Tag zu Tag. Er streifte um seine Bleibe und wollte sich ein wenig ablenken. Nur nicht zu weit weg, es könnte ja sein, dass einer seiner Kumpane plötzlich vor der Tür stand. Nicht auszudenken, er würde Schuld haben, wenn man ihn nicht erreichen konnte. Den Briefkasten klapperte er täglich mehrmals ab, es könnte ja sein, dass ein Brief eingeworfen ist und seine Sorgen wären möglicherweise beendet. Alles könnte möglich sein, wenn es doch endlich einmal eintreffen würde.

Boris nahm sich ein Bier, zog die Schuhe aus, legte seine Füße hoch und machte es sich so bequem wie möglich. Ein Zisch und es schäumte aus der Flasche. Er nahm einen kräftigen Zug, wischte sich den Schaum von den Lippen und stellte die Flasche auf dem Tisch ab. Er blätterte in einer alten Zeitung, welche er schon ein paar Mal in den Händen hielt. Einige Artikel hatte er schon mehrfach gelesen, aber er merkte es nicht gleich.

Verdammt, es durchzuckte ihn wie ein Blitz. Wie konnte ich diesen kleinen Artikel übersehen? Schweißperlen standen auf seinem Gesicht ganz plötzlich. Er richtete sich auf, sprang vom Sofa hoch, trat einen Schritt hervor, stürzte über seine Schuhe und landete halb auf dem Tisch und halb am Boden.

„Wo ist die Zeitung?“ Er tastete am Boden lang und erreichte sie halb unter dem Sofa. Nur keine Panik verbreiten, ganz ruhig bleiben. Behutsam krempelte Boris die zerschlissene Zeitung auseinander. Einige Blätter hielt er verkehrt herum. Hastig sortierte er Blatt für Blatt und nur eine Seite war jetzt noch interessant für ihn. Sein Finger streifte über diese Seite und suchte nach den Zeilen, welche ihm so einen Schreck einjagten. Er fand den Artikel! Klein war er und etwas abgegriffen. Aber durchaus leserlich.

Er riss seine Augen auf, das durfte doch nicht wahr sein.

„Das ist es, das ist es!“, schrie er und plumpste auf sein Sofa zurück. Nicht auszudenken, wenn die Zeitung im Müll gelandet wäre. Halbes Dutzend Mal hatte er die alte Zeitung schon in der Hand, aber an diesen Artikel konnte er sich überhaupt nicht erinnern. Nur wenige Zeilen enthielt er und stand ziemlich versteckt zwischen Werbung und der Wetterkarte. Er las ihn sorgfältig und nicht nur einmal! Er konnte es nicht fassen, was er las.

Dieser Halunke, dieser alte Kurse hatte solch eine Entdeckung gemacht und seinen Kumpanen nichts davon erzählt. Wie kann man nur so lange schweigen und so tun, als ob nichts besonders den Tagesablauf verändern könnte? Wenn, doch nur endlich mal sich einer bei ihm melden könnte. Sie waren doch Freunde geworden und alle waren sich einig: Wir stehen zueinander und teilen, wenn es so weit ist. Aber was gab es zu teilen?

Hier stand es schwarz auf weiß!

Boris nahm noch einen Schluck aus seiner Bierflasche und ließ die Zeitung sinken. Die Euphorie über diesen Artikel verflog auf einmal.

„Was zu Teufel wäre, wenn …“? Er konnte seinen Gedanken nicht weiter freien Lauf lassen. Unmöglich! Das konnte keiner seiner Ex-Kollegen ihm antun. Aber je mehr Zeit verstrich, umso wahrscheinlicher konnte es sein, dass man Boris versuchte auszubooten. Nein, das konnte nicht sein, nicht seine Kumpels. Wir gingen doch durch dick und dünn. Jeder konnte über seine Gefühle, Ängste und seinen Kummer mit allen reden und einer hatte immer tröstende Worte für den betreffenden übrig. Nein, so eine Gemeinschaft gibt es kein zweites Mal. Boris verdrängte diese Gedanken ganz schnell.

Zum x-ten Mal nahm er die Seite aus seiner Zeitung und las den unscheinbaren Artikel.

„Bei Erdarbeiten für die Brückenpfeiler der neuen Trasse sind bei einem Kontrollgang merkwürdige Holzbretter zutage gekommen.“ So lautete der erste Satz.

„Diese vermoderten Bretter, mit einer Länge von circa 50 Zentimetern, waren Reste einer kleinen Truhe.“ So wurde vermutet. „Zwischen diesen Holzteilen fand man eine alte Goldmünze. Weitere Untersuchungen wurden veranlasst.“

Nur diese paar Zeilen waren abgedruckt und hatten für Boris eine irre Bedeutung.

„Wenn nun der alte Kurse diese Entdeckung gemacht hat …“! Er konnte nicht weiter denken. Hatte er womöglich einen Schatz verschwinden lassen? Irgendwo versteckt, eine Zeichnung angefertigt und gewartet, bis Gras über diesen Fund gewachsen war? Es ist soviel Zeit vergangen, aber kein Lebenszeichen, weder von Kurse noch von Ben oder Hanno.

Es war zum Verzweifeln. Aber Boris hatte nichts, als die Hoffnung und einen vergilbten Zettel und jetzt noch diesen Zeitungsartikel.

Kapitel 4

Die Arbeiten an der gewaltigen Brücke gingen zügig voran. Zurzeit war aber das Wetter zu schlecht und es mussten hin und wieder Pausen eingelegt werden. So waren die Bestimmungen, um genügend ausgeruhte und umsichtige Arbeiter zu beschäftigen. Zu gefährlich war es auf den Metalltrossen bei feuchtem Wetter zu arbeiten. Regenfeste Kleidung und festes Schuhwerk waren Pflicht. Anschnallgurte als Sicherung durften auch nicht fehlen. Aber das Anlegen der dieser Sicherung ging schon in einen Automatismus über. Gelegentlich kontrollierte ein Aufseher routinemäßig die Ausrüstung. Es gab aber kaum Beanstandungen.

Pausen wurden pflichtgemäß eingehalten und die Pausenräume hatten eine gute Ausstattung. Toiletten waren stets sauber und angenehm im Geruch. Dafür hatte die Firma eigens Personal, die sich nur um die Reinlichkeit der WCs und den Pausenräumen widmeten. Sobald Feierabend war, wurden die Planungsbüros, es gab einige davon, von anderen Reinigungskräften gesäubert.

In der Nähe hatte man eine kleine Ladenstraße errichten lassen. Das war sinnvoll. Denn bei einem derartigen langen Bauprojekt mitten in der Wildnis waren die Wege bis zur nächsten Stadt sehr weit. Und so konnten die Arbeiter und Angestellten kurzfristig ihre Bedürfnisse schnell besorgen. Einige Arbeiter, es war wohl die Masse von ihnen, wohnten in geräumigen Wohncontainern. Zu zweit oder auch zu dritt, je nachdem wer vor Ort bleiben wollte oder musste. Diese Wohncontainer mussten die Bewohner allerdings selber sauber halten. In der Vergangenheit wurden Diebstähle gemeldet. Das hatte sich nach dieser Selbstreinigungsregel schlagartig geändert.

Einmal alle zwei Wochen wurde die Bettwäsche von einer Reinigungsfirma abgeholt, gereinigt und zwei Tage später wieder zur Baustelle gebracht. Ein toller Service!