Mörderische Verschwörung - Günter Dönges - E-Book

Mörderische Verschwörung E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Exzellent – das ist er im wahrsten Sinne des Wortes: einzigartig, schlagfertig und natürlich auch unangenehm schlagfähig. Wer ihn unterschätzt, hat schon verloren. Sein Regenschirm ist nicht nur sein Markenzeichen, sondern auch die beste Waffe der Welt. Seinem Charisma, Witz und Charme kann keiner widerstehen. Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! Parker war keineswegs zufrieden. Das hing einmal mit dem äußerst zähen Steak zusammen, das man ihm im Schnellimbiß am Highway Nr. 41 kurz vor Milwaukee servierte, zum anderen aber damit, daß man den so harmlos aussehenden Gast vorn an der Theke verprügelte. Zwei stämmig aussehende Männer in dunklen Hosen und Lederjacken mühten sich damit ab, diesen Mann nach allen Regeln der Unfairneß zusammenzuschlagen. Parkers Unzufriedenheit schlug in Mißbilligung um. Er haßte Szenen dieser Art, die seinem ganzen Wesen diametral entgegengesetzt waren. Da er aus verständlichen Gründen an seinem Steak nicht länger interessiert war, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die beiden Schläger, die den Widerstand ihres Opfers bereits gebrochen hatten. Dieses Opfer war ein seriös aussehender Mann von schätzungsweise 50 Jahren. Er war mittelgroß, hatte ein fleischiges Gesicht und kurz geschorenes, graues Haar. Das bleiche Gesicht hatte sich unter den Fausthieben bereits leicht verwandelt und war angeschwollen. Der mit Sicherheit teure Maßanzug löste sich bereits in seine Grundbestandteile auf. Der Mann rutschte an der Theke hinunter und hatte beide Unterarme schützend vor sein Gesicht gelegt. Die Schläger wollten sich daran machen, ihr Opfer endgültig zu zerstören. Keiner der Anwesenden fühlte sich veranlaßt oder animiert, in irgendeiner Form einzugreifen. Es handelte sich immerhin um handfest aussehende Fernfahrer oder um sportlich wirkende Touristen. Sie alle beobachteten zwar die brutale Szene, doch sie hielten sich zurück. Parker stand gemessen auf, griff nach dem Pfefferstreuer und schraubte den Deckel ab. Er versorgte sich mit einer gehörigen Portion dieses Würzmittel und schritt auf die beiden Schläger zu, die ihr Opfer gerade mit Fußtritten bearbeiten wollten. "Sie stören mich beim Genuß meines beachtlich zähen Schnitzels", stellte der Butler fest und baute, sich vor den beiden Strolchen auf, die ihn überrascht und erstaunt ansahen. "Wenn Sie erlauben, verschaffe ich mir etwas Ruhe!

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Der exzellente Butler Parker – 109 –

Mörderische Verschwörung

Günter Dönges

Parker war keineswegs zufrieden.

Das hing einmal mit dem äußerst zähen Steak zusammen, das man ihm im Schnellimbiß am Highway Nr. 41 kurz vor Milwaukee servierte, zum anderen aber damit, daß man den so harmlos aussehenden Gast vorn an der Theke verprügelte.

Zwei stämmig aussehende Männer in dunklen Hosen und Lederjacken mühten sich damit ab, diesen Mann nach allen Regeln der Unfairneß zusammenzuschlagen.

Parkers Unzufriedenheit schlug in Mißbilligung um. Er haßte Szenen dieser Art, die seinem ganzen Wesen diametral entgegengesetzt waren. Da er aus verständlichen Gründen an seinem Steak nicht länger interessiert war, richtete er seine Aufmerksamkeit auf die beiden Schläger, die den Widerstand ihres Opfers bereits gebrochen hatten.

Dieses Opfer war ein seriös aussehender Mann von schätzungsweise 50 Jahren. Er war mittelgroß, hatte ein fleischiges Gesicht und kurz geschorenes, graues Haar. Das bleiche Gesicht hatte sich unter den Fausthieben bereits leicht verwandelt und war angeschwollen. Der mit Sicherheit teure Maßanzug löste sich bereits in seine Grundbestandteile auf. Der Mann rutschte an der Theke hinunter und hatte beide Unterarme schützend vor sein Gesicht gelegt.

Die Schläger wollten sich daran machen, ihr Opfer endgültig zu zerstören. Keiner der Anwesenden fühlte sich veranlaßt oder animiert, in irgendeiner Form einzugreifen. Es handelte sich immerhin um handfest aussehende Fernfahrer oder um sportlich wirkende Touristen. Sie alle beobachteten zwar die brutale Szene, doch sie hielten sich zurück.

Parker stand gemessen auf, griff nach dem Pfefferstreuer und schraubte den Deckel ab. Er versorgte sich mit einer gehörigen Portion dieses Würzmittel und schritt auf die beiden Schläger zu, die ihr Opfer gerade mit Fußtritten bearbeiten wollten.

„Sie stören mich beim Genuß meines beachtlich zähen Schnitzels“, stellte der Butler fest und baute, sich vor den beiden Strolchen auf, die ihn überrascht und erstaunt ansahen. „Wenn Sie erlauben, verschaffe ich mir etwas Ruhe!“

Während der Butler noch redete, verabreichte er jedem der beiden Schläger eine reichlich bemessene Dosis Pfeffer. Woraufhin die beiden völlig überraschten Schläger brüllten und sich die Augen rieben. Dadurch verschlimmerten sie allerdings nur noch ihren Ärger. Weinend, mit den Händen in der Luft fuchtelnd, tasteten sie sich herum.

„Dort ist der Ausgang …!“ erklärte der Butler, trat jedem von ihnen nachdrücklich auf die Zehen und beförderte sie nach draußen. Dann zog er den keuchenden Mann, der vor der Theke hockte, vorsichtig wieder hoch, drückte ihn auf einen Stuhl und begab sich würdevoll wie ein amtierender Außenminister zurück an seinen Platz.

Parker ignorierte das laute Gemurmel der Gäste, die sich vom Staunen noch längst nicht erholt hatten. Er kümmerte sich auch nicht weiter um das Opfer der beiden Schläger, zumal Köche um die Theke geeilt waren, um den völlig erschöpften Gast zu pflegen und zu warten. Parker sah das Steak noch einmal an, um dann den Teller zurückzuschieben. Er hatte sich entschlossen, erst in Milwaukee richtig zu speisen. Er kannte dort Lokale, in denen man wirklich gut essen konnte.

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür.

Die beiden Schläger kehrten zurück Ihre Augen wirkten leicht entzündet. Sie waren blutunterlaufen. So etwa mußte aber auch die Stimmung dieser beiden Männer sein, die sich kurz umschauten und dann schnurstracks auf den Tisch des Butlers zumarschierten.

Mit irgendeiner Einleitung oder Vorrede wollten sie sich nicht aufhalten. Ihnen ging es nur darum, sich an dem Butler zu rächen. Um ihrer Rache aber Nachdruck zu verleihen, hatten sie sich zwischenzeitlich mit handlichen Schraubenschlüsseln ausgerüstet.

„Unterschätzen Sie den Zustand Ihrer Augen nicht“, warnte der Butler höflich.

„Jetzt biste reif …!“ sagte der Stämmigere der beiden Lederjackenträger. Er holte aus und wollte mit seinem Schraubenschlüssel zuschlagen.

Parker konnte damit nicht einverstanden sein. Und er war es auch nicht!

Aus einem auf dem Tisch stehenden Plastikgefäß spritzte er dem Mann eine Portion Senf in die Augen. Dann widmete er sich dem zweiten Mann, der ihn von der Seite her angreifen wollte. Parker goß ihm den Rest Bier aus seinem Glas ins Gesicht und trat dann rücksichtsvoll zur Seite, damit die beiden Schläger genügend Bewegungsfreiheit hatten.

Sie brauchten sie …!

Der erste Schläger verrieb sich mit Intensität und Ausdauer die Senfportion im Gesicht, der zweite Schläger kämpfte gegen seine Sichtschwierigkeiten an. Sie waren vollauf beschäftigt.

„Ich möchte zahlen, bitte!“ rief der Butler zu den beiden Barkeepern hinüber, die sich nach dem Auftauchen der Strolche schleunigst wieder hinter die Theke zurückgezogen hatten.

„Gehen Sie … Mann, gehen Sie …!“ rief einer von ihnen und verdrehte entsetzt die Augen, „hauen Sie schleunigst ab, bevor die beiden Burschen loslegen!“

„Ich möchte mir aber auf keinen Fall etwas schenken lassen“, erwiderte der Butler, ging zur Theke und fragte, was er schuldig sei.

„Nichts. Gehen Sie doch endlich!“ sagte der Barkeeper und schaute zu den beiden Schlägern hinüber, die sich inzwischen wieder etwas erholt hatten „Sie haben ja keine Ahnung, mit wem Sie’s zu tun haben!“

„Und mit wem, wenn man höflichst fragen darf?“

„Mit den Bay-Street-Boys!“ lautete die fast ehrfurchtsvolle Antwort. „Haben Sie noch nie davon gehört?“

*

Parker mußte bedauern. Er hatte von diesen Boys noch nie gehört. Er wandte sich zu ihnen um und musterte sie mit Interesse. Die beiden Schläger standen inzwischen wieder sicher auf den Beinen, doch sie verzichteten auf einen weiteren Angriff. Sie tuschelten nur wenige Worte miteinander, um dann den Schnellimbiß hastig zu verlassen.

„Die holen Verstärkung!“ sagte der Barkeeper und traute sich wieder hinter der Theke hervor, „Mann, verschwinden Sie doch endlich, oder wollen Sie im Krankenhaus landen?“

„Aber keineswegs“, gab der Butler höflich zurück, „garantieren diese beiden Herren denn einen längeren Aufenthalt in einem Krankenhaus?“

„Man merkt, daß Sie fremd sind“, sagte der Barkeeper hastig, „die Bay-Street-Boys haben die Stadt in der Hand! Aber das werden Sie bald merken. Wenn ich Ihnen ’nen guten Rat geben darf, Mister, dann machen Sie um Milwaukee einen möglichst weiten Bogen!“

„Tun Sie’s …!“ flüsterte der Mann vom Stuhl her und wischte sich fahrig durch sein angeschwollenes Gesicht. „Vielen Dank, daß Sie mir geholfen haben, aber begehen Sie keinen Selbstmord!“

„Parker ist mein Name, Josuah Parker“, stellte der Butler sich vor, „wenn Sie erlauben, geleite ich Sie hinaus zu Ihrem Wagen!“

„Mich bringen keine zehn Pferde ’raus! Die warten draußen auf mich. Ohne Polizeischutz fahre ich nicht nach Hause!“

„Sie können und dürfen sich meiner bescheidenen Person ohne weiteres anvertrauen“, sagte der Butler, „ich werde Sie nach Hause bringen. Ich fahre ja ohnehin nach Milwaukee!“

„Fahren Sie nicht hin“, sagte der Mann und versuchte aufzustehen. „Fahren Sie nicht hin! Die machen Sie fertig!“

„Warten wir es in aller gebotenen Ruhe ab“, stellte der Butler freundlich fest, „darf ich Sie bitten, mir Ihren Arm zu leihen?“

Ohne das Einverständnis abzuwarten, hakte der Butler sich bei dem Mann ein und führte ihn aus dem Schnellimbiß. Der Mann sträubte sich zwar ein wenig, doch seine Kräfte waren erlahmt. Ernsthaften Widerstand leistete er nicht.

„Ich nehme Sie gern in meinem Wagen mit“, sagte der Butler und deutete auf ein scheußlich anzusehendes, hochbeiniges Monstrum, das vor vielen Jahren einmal als Taxi in London eingesetzt war. Dieser Wagen war rein äußerlich ein eckiges Taxi geblieben, doch unter dieser Form war der Wägen nach Parkers Spezialwünschen umgebaut und hergerichtet worden. Er barg manche liebevolle Überraschung, wie sich immer wieder gezeigt hatte.

„Mein Wagen ist ohnehin im Eimer“, sagte der Mann und deutete auf einen schwarzem Cadillac, der tatsächlich bedauernswert aussah. Die Reifen waren zerschnitten, die Fenster hatte man eingeschlagen. Scharfe Messer hatten die Lederpolster in Streifen geschnitten. Das Lenkrad war verbogen worden.

„Die Bay-Street-Boys?“ erkundigte sich der Butler.

„Natürlich“, gab der Mann mit schwacher, erschöpfter Stimme zurück, „sie tun, was sie wollen. Gegen sie ist kein Kraut gewachsen!“

„Sie scheinen sich, wie es so treffend heißt, sehr gut auszukennen, Sir?“ „Stimmt, sie sind hinter mir her. Aber jetzt haben sie mich weich gemacht. Ich gebe klein bei!“

„Sie werden begreifen, Sir, daß ich kein Wort verstehe.“

„Ich erzähle Ihnen unterwegs, was hier los ist“, gab der Mann zurück, „Hauptsache, wir werden unterwegs nicht abgefangen!“

„Sie rechnen damit, Sir?“

„Natürlich. Die Bay-Street-Boys sind erstklassig organisiert. Ich wette, sie wollen uns unterwegs abfangen. Aber ich kenne da ein paar Seitenwege, die wir benutzen können. Ich warne Sie noch mal. Sie begeben sich in Gefahr, wenn Sie bei mir bleiben!“

„Ich nehme mir die Freiheit, es darauf ankommen zu lassen“, antwortete der Butler würdevoll, „ich bin, um offen zu sein, einem kleinen Abenteuer nicht gerade abgeneigt!“

*

„Da sind sie schon!“ sagte der Mann schon nach knapp zehn Minuten und drehte sich mühsam zur Rückscheibe des Wagens um, „sehen Sie die Motorradfahrer? Das sind sie!“

Während er sprach, wurde seine Stimme von Wort zu Wort immer schriller. Die Angst tobte in diesem Mann, der sich dem Butler als ein gewisser Paul Lesterton vorgestellt hatte.

„Es handelt sich, wenn meine Augen mich nicht trügen, um vier Motorradfahrer“, pflichtete der Butler seinem Fahrgast bei, „sie scheinen Harley-Davidsons zu benutzen, Krafträder mit zwei Zylindern und einem Kubikinhalt von eintausendzweihundert, die diesen Maschinen fast 60 Pferdestärken verleihen und Geschwindigkeiten von gut und gern 180 Stundenkilometer ermöglichen. Äußerst schnelle Maschinen!“

„Sie holen auf!“ keuchte der Mann vor Angst und verkroch sich fast auf seinem Sitz. „Sie werden uns gleich haben …!“

Er schätzte die Lage richtig ein.

Die vier Harley-Davidsons waren schnell wie Blitze. Sie blieben in einem dichten Pulk zusammen und nutzten den Vorzug dieser schnurgeraden Straße.

Die Fahrer in ihren schwarzen Lederwesten und Gesichtsmasken sahen drohend und gefährlich aus. Sie saßen steif und sicher auf ihren Maschinen. Sie schienen mit ihnen verwachsen zu sein.

Parker minderte die Geschwindigkeit seines hochbeinigen Monstrums. Er wollte die Motorradfahrer näher herankommen lassen. Er fürchtete ihr Näherkommen im Gegensatz zu Mister Paul Lesterton keineswegs.

„Können Sie nicht schneller?“ wimmerte Lesterton, „hätt’ ich doch auf die Polizei gewartet …!“

„Ich kann. Ihre Sorge durchaus verstehen, doch sie ist völlig unbegründet“, beruhigte der Butler seinen Gast, „ich schlage vor, wir vergewissern uns erst einmal, ob man uns tatsächlich meint.“

„Natürlich meint man uns! Ich kenne doch die Bay-Street-Boys“, tobte Lesterton los. „Sie haben ja keine Ahnung, wozu die fähig sind.“

„Wir werden uns, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, später darüber unterhalten“, schlug der Butler vor, um dann sein hochbeiniges Monstrum hart am Straßenrand anzuhalten.

Lesterton rutschte so tief in seinen Sitz, daß er von der Straße aus nicht mehr gesehen werden konnte. Parker kurbelte inzwischen das Wagenfenster herunter und musterte die vier Motorradfahrer, die jetzt knapp auf seiner Wagenseite anhielten.

„Rück’ Lesterton ’raus!“ sagte einer der Fahrer laut zu Parker hinüber, ohne seine Fahrerbrille oder Gesichtsmaske abzunehmen.

„Vertreten Sie irgendeine offizielle Stelle?“ erkundigte sich der Butler.

„Rück’ Lesterton ’raus!“ wiederholte der Fahrer und stieg von seiner Maschine. Er ließ die schwere Harley Davidson auf den Kippständer rutschen und näherte sich dem Wagenschlag. Er sah und ahnte nicht, daß Parkers rechte Hand bereits spielerisch über das reichhaltig ausgestattete Armaturenbrett geglitten war.

„Sie scheinen etwas gegen meinen Gast zu haben“, vermutete der Butler höflich.

„Los, laß’ ihn aussteigen!“ Der Kradfahrer verlor die Geduld. Er griff nach der soliden Türklinke, um den Wagenschlag aufzureißen. Doch er erlebte eine erstaunliche Überraschung.

Diese Türklinke stand nämlich unter Strom. Der Kradfahrer erhielt einen solch derben Schlag, daß es ihm die Beine unter dem Gesäß wegzog. Er landete klatschend auf dem Beton der Fahrbahn und sah verdutzt zum Wagenfenster hoch.

„Hoffentlich haben Sie sich nicht verletzt?“ fragte der Butler in seiner höflich zurückhaltenden Art, „ich würde dies ungemein bedauern!“

Der Fahrer, stark, stämmig, einem jungen Bullen nicht unähnlich, erhob sich, warf einen schnellen Blick auf seine Begleiter und näherte sich wieder dem Wagen.

Seine drei Kumpane hatten inzwischen ebenfalls ihre Maschinen verlassen und traten immer näher an den Wagen heran. Sie waren ein wenig verwirrt. Sie konnten es sich nicht erklären, warum und wieso ihr Anführer sich niedergesetzt hatte.

„Sie bringen uns um … Sie bringen uns um!“ wimmerte Lesterton leise in seinem Versteck. Er war vollends vom Sitz hinuntergeglitten und hatte sich auf dem Bodenbrett zusammengerollt. Er glich einem leicht verfetteten Igel. Schon allein sein kurz geschorenes Haar forderte zu diesem Vergleich heraus.

„Laß’ ihn aussteigen!“ kommandierte der Anführer der Motorradfahrer und stand schon wieder dicht neben der Wagentür, doch er hütete sich, die Tür aufzureißen. Er hatte seine Lektion begriffen. Da er aber an einen dummen Zufall glauben wollte, schickte er einen seiner Begleiter an die Front. Er besorgte das mit einer lässigen Handbewegung.

Der Aufgeforderte griff ahnungslos nach der Türklinke und schrie überrascht auf, als ihn der elektrische Schlag traf. Er warf die Arme hoch und setzte sich auf seine Kehrseite. Dann rieb er sich stöhnend die Hand. Er schien Stromstößen gegenüber besonders allergisch zu sein.

„Jetzt ist aber Schluß!“ brüllte der Anführer gereizt. Er hatte begriffen, daß es sich keineswegs um einen dummen Zufall gehandelt hatte. Er griff in seine Hosentasche und holte eine 22er hervor, deren Mündung er auf den Butler richtete.

„Ich schließe mich Ihrer Ansicht an“, bemerkte der Butler, ohne sich von der Waffe beeindrucken zu lassen, „wir sollten diesem unwürdigen Spiel ein Ende bereiten!“

Während er noch redete, löste seine rechte Hand einen Kontakt aus. Bruchteile von Sekunden später zischte aus seitlich am Wagen angebrachten Düsen eine schwarze, fettige Rauchwolke hervor, die die vier Kradfahrer sofort einnebelte.

Hustend, spuckend und Tränen vergießend, zogen die vier Bay-Street-Boys sich zurück. Das heißt, dieser Rückzug glich im Grund einer regellosen Flucht. Alle waren bestrebt, dem fettigen Qualm, der jede Sicht, nahm, so schnell wie möglich zu entkommen.

Darüber vergaßen sie sogar ihre schweren Maschinen, die sie sonst wie ihre Augäpfel hüteten.

Sie hörten inmitten der pechschwarzen Rauch- und Reizwolke nur ein Scheppern und Krachen, ein Kreischen und, Reißen von Blech. Dann, nach knapp einer Minute, erkannten sie das hochbeinige Monstrum, das die Rauchwolke verließ und Fahrt aufnahm.

Mit dem Auspuff, mit der Zündung und mit den Ventilen schien einiges nicht zu klappen. Der seltsame Wagen produzierte Fehlzündungen am laufenden Band, die in den Ohren dröhnten.

Dem ofenrohrdicken Auspuff entquollen dunkle Wolken, die penetrant rochen. Der Motor unter der eckigen Haube stöhnte und wimmerte, als sei seine letzte Stunde angebrochen.

„Los, Leute, ihm nach!“ kommandierte der Anführer der Meute, „jetzt zeigen wir’s ihm!“

Mit Todesverachtung stürzten die vier Fahrer sich in die schwarze Fettwolke und wollten ihre Maschinen bergen. Optimistisch und hoffnungsvoll wollten sie sich in die Sättel schwingen und die Verfolgung wieder aufnehmen.

Wenig später schluchzten sie vor Wut und Enttäuschung …!

Die vier Harley-Davidsons waren zu einem fast unentwirrbaren Knäuel aus Blech und Reifen zusammengedrückt worden. Sie waren, um es schlicht und einfach auszudrücken, reif für die Schrottpresse …!

*

„Sie müssen sich, wenn ich es so ausdrücken darf, bei gewissen Leuten äußerst unbeliebt gemacht haben“, sagte Parker zu Lesterton, „darf man erfahren, was diese Bay-Street-Boys, wie Sie sie nennen, geigen ihre Person haben?“

Lesterton saß wieder regulär auf dem Nebensitz und rauchte nervös eine Zigarette. Er sah sich immer wieder um, doch er konnte beruhigt sein, die Motorradfahrer waren nicht mehr zu sehen.

„Sie sind hinter mir her, weil ich mich bisher geweigert habe, auf ihre Bedingungen einzugehen.“

„So etwas erlaubte ich mir bereits zu denken“, antwortete der Butler, „man setzt Sie demnach unter Druck, nicht wahr?“

„Genau“, bestätigte Paul Lesterton, „ich bin Bierbrauer … Drüben in Milwaukee gibt es eine Menge davon. Meine Firma ist nicht besonders groß. Ich habe mich auf Spezialitäten verlegt, verstehen Sie? Ich braue ein besonders herbes Bier a la Pilsen. Ich verdiene damit ein schönes Stück Geld. Kennen Sie vielleicht die Marke „King Beer“ ...? Das ist meine Marke!“

„Wenn ich mich recht erinnere, muß ich davon schon einmal gehört haben“, antwortete Parker gemessen, „es handelt sich, wenn ich unterstellen darf, um ein Familienunternehmen?“

„Richtig“, gab Lesterton zurück und wurde endlich etwas ruhiger, „ich habe vor ein paar Jahren in die Firma eingeheiratet … Alles ging gut … Der Ausstoß entwickelte sich erstklassig, wir konnten eine Menge neuer Kunden gewinnen, bis die Bay-Street-Boys sich meldeten.“

„Womit wir also beim eigentlichen Thema wären!“

„Ich habe Ihnen die Vorgeschichte erzählt, damit Sie die Zusammenhänge begreifen, Mister Parker. Seit anderthalb Monaten wollen die Bay-Street-Boys an unserem Umsatz beteiligt werden. Pro Hektoliter Bier verlangen diese Strolche einen Dollar …!“

„Und worin soll die Gegenleistung bestehen?“

„Man will dafür sorgen, daß ich die Geschäfte ruhig abwickeln kann. In meinen Augen ist das eine Erpressung!“

„Nicht nur in Ihren Augen, Mister Lesterton“, gab der Butler zurück, „haben Sie sich an die Polizei gewendet?“

„Bisher nicht …!“

„Und warum nicht, wenn ich diese Frage stellen darf?“

„Man hat mich davor gewarnt, Parker. Für den Fall, daß ich die Polizei einschalte, will man meine Kunden abwerben, wie sie es ausdrücken. Sie ahnen wohl, was ich mir darunter vorstellen muß, oder?“