Mordstafel - Brigitte Glaser - E-Book

Mordstafel E-Book

Brigitte Glaser

4,4

Beschreibung

Die Spitzenköchin Katharina Schweitzer kehrt zurück nach Köln. Auf der schäl Sick, am Ende der Keupstraße in Mülheim, verwirklicht sie ihren Traum vom eigenen Restaurant. Doch leider steht die "Weiße Lilie" unter keinem guten Stern. Trotz der schicken Medienszene auf der Schanzenstraße bleibt der ganz große Ansturm aus - und Katharina kann ihre Schulden nicht bezahlen. Da tut sich völlig unerwartet eine Geldquelle auf. Leider ist diese mit einem Mord vor ihrer Haustür, dem Verschwinden ihrer Putzfrau, dem Ärger mit Schutzgelderpressern und der türkischen Mafia verbunden. Diesmal braucht Katharina mehr als ihre gute Spürnase, um sich aus dem Schlamassel herauszuwinden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 498

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,4 (18 Bewertungen)
11
4
3
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Brigitte Glaser, Jahrgang 1955, stammt aus dem Badischen, lebt und arbeitet seit über dreißig Jahren in Köln. Bei Emons erschienen ihre Katharina-Schweitzer-Romane »Leichenschmaus«, »Kirschtote«, »Mordstafel«, »Eisbombe«, »Bienen-Stich« und »Himmel un Ääd«. Sie ist außerdem die Autorin der Stadtteilkrimis »Tatort Veedel« im Kölner Stadt-Anzeiger. Die bisherigen 33Kurzkrimis erschienen im Emons Verlag in einem Sammelband. Näheres über die Autorin:

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

© 2013 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-321-7 Köln Krimi Originalausgabe

Er lag unschuldig unter dem Eichentisch.

Rausgerutscht aus einem Sakko, ausgebüchst aus einer Handtasche, sonst wie fallen gelassen. Braun, DIN A5, wattiert, zugeklebt, unbeschriftet. Nichts, aber auch gar nichts deutete auf den Ärger hin, den mir dieser Umschlag machen würde.

»Die Viva-Leute waren heute völlig durch den Wind«, sagte Eva. »Keiner weiß, ob er übernommen wird. Viele wollen nicht nach Berlin.«

Ich nickte unbestimmt und setzte mich. Weder für die Viva-Mitarbeiter noch für mich war es gut, dass der Musiksender nach Berlin zog. Damit brach mir ein solventer Teil meiner Kunden weg.

»Und Scarlett im Service einzusetzen ist keine gute Idee, Katharina«, fuhr Eva fort, während sie an der Garderobe in ihren schmalen, rost-karamell karierten Wollmantel schlüpfte.

Sie sah müde aus, wirkte völlig erledigt.

»Sie ist flink und wendig, aber sie kann nicht mit den Gästen umgehen. Heute hat sie so einem schmierigen Redakteur ›Fuck you‹ ins Ohr gezischt, nachdem der sie angemeckert hat, weil die Suppe nicht schnell genug kam. Ich musste hinterher all meinen Charme aufbieten, damit er die Rechnung zahlte.«

»Nichts läuft so, wie es soll«, seufzte ich und streckte meine schweren Beine unter den langen Tisch. »Ich rede morgen mit ihr. Willst du dich nach jemand anderem umsehen?«

Eva schüttelte die blonden Locken und versteckte diese dann unter einer kleinen russischen Fellmütze. »Können wir uns doch gar nicht leisten, oder? Außerdem schaffe ich es zurzeit ganz gut alleine. Da muss der eine oder andere mal ein kleines bisschen warten, aber das krieg ich hin. Außerdem kann Holger mir beim Auftragen helfen.«

Eva lächelte mich an, während sie ihre Handschuhe aus der Tasche kramte. Sie war spät dran, selten trödelte sie nach der Arbeit so lange herum.

»Kopf hoch, Katharina«, versuchte sie mich weiter aufzumuntern. »Für morgen haben wir schon dreißig Vorbestellungen. Wirst sehen, bald summt und brummt der Laden!«

»Mach, dass du nach Hause kommst!«, sagte ich und hob endlich den Umschlag vom Boden auf.

»Ben holt mich heute ab«, entgegnete sie und spähte durch die Vorhänge auf die Straße, wo jetzt ein Auto hielt. »Da ist er! Bis morgen!«

Eva öffnete leise die Tür. Kurz strömte eisige Februarkälte in die Weiße Lilie. Durchs Fenster sah ich sie mit ihrem fließenden, weichen Gang sanft wippend zum Auto gehen.

Eva war eine atemberaubend schöne Frau. Makellose Haut, rehbraune Augen, ein üppiger Goldschopf und Beine so lang wie die von Marlene Dietrich. Als sie sich bei mir vorstellte, kamen mir mein kräftiger Hintern, mein üppiger Busen, meine beachtliche Größe, die vielen Sommersprossen und schwer zu zähmenden roten Locken irgendwie zweit- oder drittklassig vor. Dabei mangelt es mir eigentlich keineswegs an Selbstbewusstsein.

»Also, äh, in meinem Restaurant«, stakste ich bei unserem ersten Gespräch herum, »wird es nur einen einzigen langen Tisch geben. Einen Table d’hôte, an dem sich die Gäste nicht nur zum Essen und Trinken, sondern auch zum Plaudern, zum Debattieren, vielleicht auch zum Verlieben treffen sollen. Alle Gäste essen gemeinsam, es gibt einen Hauptgang, bei Vor- und Nachspeisen sind Variationen möglich.– Vom Service verlangt dieses Konzept einiges.«

Eva hörte sich meine Ausführungen aufmerksam an und meinte dann, dass dies genau die Art von Herausforderung sei, nach der sie gesucht habe. Sie traue sich problemlos zu, einen großen Haufen hungriger Gäste so lange ruhig zu halten, bis alle was auf dem Teller hatten.

»Ich kann nicht viel zahlen«, gestand ich am Ende des Gesprächs, »die Weiße Lilie ist mein erstes eigenes Resto.«

Eva erbat sich Bedenkzeit, die ich nur zu gern gewährte. So überlegte ich meinerseits, ob ich überhaupt mit einer so schönen Frau zusammenarbeiten konnte. Was, wenn sie mir den Rang ablief? Was, wenn die Restokritiker den exzellenten Service mehr als die hervorragende Küche lobten? Was, wenn sie in Berichten über uns alle ihre Schönheit herausstrichen und bestenfalls noch mein Lachen erwähnten? Alberne Eitelkeiten. Die Hauptsache war, man erhielt überhaupt Kritiken und die Gäste kamen. Wenn Eva so gut war, wie ihre Empfehlungen vermuten ließen, konnte es nur von Vorteil sein, wenn ich sie mit ins Boot nahm.

»Ich mach’s«, sagte sie zwei Tage später. »Der lange Tisch, die große Tafel, das finde ich sehr reizvoll… Was das Geld betrifft«, fuhr sie fort, »möchte ich, dass mein Gehalt nach der Probezeit erhöht wird.«

»Selbstverständlich, wenn ich mir das leisten kann«, antwortete ich und stellte sie ein.

Bei allem, was ich mit der Weißen Lilie falsch gemacht habe, die Entscheidung für Eva habe ich nie bereut.

Der braune Umschlag war fest zugeklebt, und im Augenblick fehlte mir die Energie, aufzustehen und ein Messer zum Öffnen zu holen. Also ließ ich ihn erst mal liegen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!