Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Mostviertel, Niederösterreich. Unternehmersohn Jakob Schuster träumt davon, aus dem Familienbetrieb, der sich auf die Sportschuhproduktion spezialisiert hat, einen Global Player zu machen. Dafür plant er die Übernahme einer vietnamesischen Fabrik, egal mit welchen Mitteln. Kein Wunder, dass es von Verdächtigen nur so wimmelt, als Jakob eines Morgens erstochen aufgefunden wird. Der Wiener Kommissar Brandner ermittelt gemeinsam mit dem einheimischen Polizisten Reitbauer, der einige Verdächtige besser kennt, als dem Kommissar lieb ist.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 455
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Helmut Scharner
Mostviertler
Kriminalroman
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Besuchen Sie uns im Internet:
www.gmeiner-verlag.de
© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2016
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © Edith Koelzer – Fotolia.com
ISBN 978-3-8392-4956-7
Allen gewidmet, die ungerecht behandelt werden
Dezember 1998
Ybbsitz, Niederösterreich
In der Garage rostete der dunkelrote Ford Escort vor sich hin. Sein stark zerkratztes Paar Skier lehnte Hans samt den Stöcken daneben an die Wand.
Bevor er das Elternhaus betrat, schaute er wie immer auf das Dach. Schnee türmte sich darauf. Hans schätzte ihn auf einen knappen halben Meter. Wäre die Satellitenschüssel noch dort oben befestigt, würde der Fernseher wie früher nur ein flimmerndes Bild mit grauweißen Punkten produzieren.
An der Stirnseite des Balkons störte der Grauton des Betons das Bild. Drei braune Fliesen fehlten, sie hatten sich schon vor Jahren nach einem besonders kalten Winter gelöst.
Mit dem Besen, der an der Mauer neben der Eingangstür auf ihn wartete, befreite Hans seine Skischuhe vom festgefrorenen Schnee, danach zog er sie im Vorhaus aus. Die Garderobe bestückte er mit seinem Anorak, Fäustlingen und der Haube.
Im Haus war es ruhig. Seine Mutter verursachte kaum Lärm, und Resi war noch beim Musikunterricht. Ohne sich wie sonst ein Glas Wasser zu holen, begab er sich auf sein Zimmer.
Das Buch zur Winterolympiade in Nagano lag aufgeschlagen auf dem Schreibtisch. Hermann Maier flog in Schräglage durch die Lüfte. Leider würde Hans kein zweiter Hermann Maier oder Stephan Eberharter werden, sosehr er es sich auch wünschte. Das Buch klappte er zu und stellte es ins Regal. Neben den anderen Bänden über Skiweltmeisterschaften und Winterolympiaden reihte es sich dort nahtlos ein.
Danach trat er an sein Bett. Seit über einem halben Jahr lag die Spielkarte auf dem Nachtkästchen neben der Lampe.
Der Herzkönig.
Wie schon so oft zuvor nahm er die Karte in seine Hand und betrachtete sie einige Augenblicke. Dann bückte er sich und zog die unterste Schublade seines Nachtkästchens auf. Darin lagen seine Zeugnisse. Vier Stück von der Volksschule und ebenso viele vom Gymnasium. Allesamt mit zufriedenstellenden Noten, wenn auch nicht von einem ausgezeichneten Erfolg gekrönt. Das galt es zu verbessern. Den Traum vom Skisport begrub Hans endgültig. Seine Schwester musste sich ebenso ihre musikalische Karriere früher oder später abschminken, auch wenn sie es noch immer nicht wahrhaben wollte.
Auch den Druck, den der Anblick des Herzkönigs in ihm erzeugte, wollte er nicht mehr fühlen. Die Karte wegzuwerfen kam aber nicht in Frage. Dafür hatte sie für ihn einen zu hohen Wert. Er schob den Herzkönig unter die acht Zeugnisse, sodass die Spielkarte ganz unten im Nachtkästchen zu liegen kam. Von dort konnte er sie jederzeit wieder hervorholen.
Danach schloss Hans die Lade erleichtert.
Oktober 2012
Ybbsitz, Niederösterreich
»Wo ist eigentlich Tante Wilma?«, fragte Jakob.
Schweigen. Die Nachspeise, ein Apfelstrudel, wurde serviert.
Noch immer keine Antwort. Wieso sagt keiner etwas?
Jakobs Familienmitglieder begannen zu essen. Alle schienen sich darauf zu konzentrieren, das Dessert möglichst langsam zu verspeisen. Sogar das dürre Model störte sich nicht an den zusätzlichen Kalorien, sondern war offenbar froh, beschäftigt zu sein, um nicht später als Erste das peinliche Schweigen unterbrechen zu müssen. Auch Jakob selbst griff sich schließlich die kleine Gabel und begann den Apfelstrudel von den Rosinen zu befreien. Seitlich am Tellerrand stapelte er sie übereinander.
Endlich legte Josef Schuster die Dessertgabel zur Seite.
»Wilma ist nicht in Stimmung«, sagte er.
Jakob war versucht nachzufragen, hielt sich aber zurück. Keinesfalls wollte er seinen Onkel an diesem wichtigen Tag verärgern. Jakob würde später Valerie unter vier Augen nach ihrer Mutter fragen. Seine Cousine wüsste sicher, was los war, und normalerweise hatte sie vor Jakob keine Geheimnisse. Auch er verspeiste jetzt den Strudel, schon mit dem ersten Bissen breitete sich angenehmer Zimtgeschmack in seinem Mund aus. Das Schweigen allerdings setzte sich fort, bis jeder seine Nachspeise aufgegessen hatte, erst dann unterbrach Josef Schuster erneut die Stille.
»Wir Männer ziehen uns jetzt auf eine Zigarre zurück.«
Auf diesen Moment hatte Jakob gewartet.
Nun würde er seinen Vorschlag unterbreiten können und endlich erfahren, was sein Onkel und sein Vater von seiner Idee hielten. Hauptsache, sein Cousin war nicht bei der Unterredung dabei. Obwohl sich Jakob eingestehen musste, dass es bei der Sache auch um Eugens Erbe ging. Dieser arbeitete aber nicht, wie Jakob selbst, für den Familienbetrieb. Jakobs Hoffnungen wurden jedoch jäh enttäuscht, als sich Eugen zu Wort meldete.
»Ja, eine gute Idee«, meinte er, »die alte Tradition sollten wir nicht aussterben lassen.« Eugen wandte sich an seine Freundin. »Schatz, für dich ist das doch okay?«
Bitte sag, dass es dir nicht passt! Dass es ein Problem ist! Dass er dich nicht einfach so allein lassen kann!
Eugens dürre Modelfreundin schien tatsächlich zu überlegen.
Wie heißt sie noch gleich?
Jakob konnte sich nicht erinnern – und das, obwohl Eugen nun schon länger als ein Jahr mit ihr zusammen war, und Jakob die junge Frau schon mehrmals getroffen hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn einfach nicht interessierte. Als Frau hatte sie zu wenige Kurven, und auf tiefer gehende Gespräche wollte er sich mit der Geliebten seines Cousins einfach nicht einlassen.
Eugens Freundin erhob sich. Erstmals an diesem Tag betrachtete Jakob sie genauer: Sie trug ein weißes Tunikakleid mit einem hellen lila Aufdruck, dazu eine blaue Jeans. Diese Aufmachung ließ sie neben Valerie noch blasser erscheinen, und ob unter dem Kleid auch nur der Ansatz eines Busens zu finden war, konnte Jakob nicht einmal erahnen. Trotzdem klebte sein Blick an den etwas zu vollen Lippen, die ihr schmales Gesicht dominierten, und so doch ein Minimum an Sinnlichkeit ausstrahlten.
»Aber sicher, Liebling«, sagte sie schließlich und schien nicht im Mindesten beleidigt, »ich unterhalte mich gerne mit Valerie. Ihr Männer könnt uns ruhig alleine lassen und ohne uns eure Zigarren rauchen.«
Verdammt! Jakob hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst.
Eugen stand auf und gab seiner Freundin einen Kuss auf die Wange. »Danke«, sagte er sanft. »Und viel Spaß.«
Dann wandte er sich ab und ließ auffordernd den Blick schweifen. Jakob fiel auf, dass Eugen – offenbar vorsorglich, damit er sich nicht zu sehr von seiner blassen Freundin abhob – ein grau gestreiftes Poloshirt zur dunkelblauen Designerjeans trug. Wie sie so nebeneinander standen, wirkten sie als Paar äußerst farblos. Eugens hellbraune Haare und sein blasser Teint taten ihr Übriges dazu. Aber auch wenn er unscheinbar wirkte, Eugens Augen leuchteten an diesem Tag. Er schien geradezu darauf zu brennen, eine Zigarre zu rauchen und einen Whiskey zu trinken.
Das passte gar nicht zu ihm.
Was ist da los? Wieso ist er so überdreht? Wieso will er überhaupt mitkommen?
Als Jakob den drei Männern ins Raucherzimmer folgte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zur Ordnung zu rufen.
Konzentration!, sagte er sich.
Zu viel hing von der nächsten Stunde ab.
*
Jakob musste sich noch etwas gedulden. Sein Onkel würde keine ernsthaften Unterredungen gestatten, bevor nicht jeder der Anwesenden seiner Zigarre fachgemäß das Kopfende aufgeschnitten, dieses mit einem glühenden Holzspan angezündet und die ersten Züge genommen hatte.
Während die drei Gäste damit beschäftigt waren, ihre Zigarren zum Qualmen zu bringen, schenkte der Hausherr allen vieren einen Whiskey, Marke Johnnie Walker Blue Label, ein. Der war nun schon eher nach Jakobs Geschmack – der Sherry hingegen, der zum Mittagessen serviert worden war, hatte eindeutig zu wenig zur Beruhigung seiner Nerven beigetragen.
Die vier männlichen Mitglieder der Familie Schuster ließen sich anschließend in vier Ledersesseln nieder, die kleeblattförmig zueinander angeordnet waren. Neben jedem Sessel stand ein niedriger Beistelltisch aus dunklem Walnussholz mit einem Aschenbecher.
Eugen bemühte sich zwar nach Kräften, so zu tun, als genieße er die Zigarre, konnte aber nicht vermeiden, dass er nach jedem Zug noch bleicher wurde, als er es ohnehin schon war. Rasch legte er die Zigarre zur Seite.
Schwächling, dachte Jakob und nahm einen weiteren Zug.
»Auf die Familie! Und auf die Firma!«
Nach dem Toast seines Onkels konnte Jakob endlich auch den ersten großen Schluck Whiskey nehmen. Er spürte, wie sich eine angenehme Wärme in seinem Magen ausbreitete.
Ein wenig erleichtert, aber noch lange nicht entspannt, lehnte er sich zurück. Da schimpfe ich meinen Cousin einen Schwächling und selbst sehne ich mich schon seit Stunden nach diesem ersten Schluck. Als wäre ich keinen Deut besser als Eugen! Was machte diese Villa nur aus ihm? Heute war es besonders schlimm.
Der Grund dafür lag natürlich auf der Hand: der Vorschlag, den Jakob den beiden alten Herren unterbreiten wollte. Wenn sie zustimmten, würde die Firma – ihre Firma, meine zukünftige Firma! – in eine neue Liga katapultiert. Konkurrenz für Adidas und Nike! Endlich mal eine Rolle spielen unter den Sportschuhherstellern!
Ja, wenn die beiden Alten nur zustimmen.
Samuel Schuster begann zu sprechen.
Jakob sah seinen Vater überrascht an und beobachtete zeitgleich aus dem Augenwinkel, wie sich sein Cousin im Sessel aufrichtete und ihn unverhohlen, fast schon provozierend, musterte. Sogar Eugens Gesicht hatte nun einen gesunden, beinah rosa Farbton angenommen – und das, obwohl nur wenige Minuten vergangen waren, seit er nach den ersten Zigarrenzügen aschfahl ausgesehen hatte.
»Jakob«, sagte Jakobs Vater, »du weißt ja, dass Eugen vor über zwei Jahren sein Studium abgeschlossen hat. Seither ist er in der Finanzabteilung bei Umdasch als Controller erfolgreich tätig. Er hat sogar nebenbei die Bilanzbuchhalterprüfung absolviert.«
Was soll das? Die beiden wissen, dass ich ihnen einen Vorschlag unterbreiten will! Wieso redet Vater jetzt von ihm?
Jakob konnte sich nicht erklären, was gerade geschah. Unruhig rutschte er in seinem Sessel hin und her und nahm schon bald den nächsten Schluck Whiskey. Das Gespräch lief eindeutig in die verkehrte Richtung.
»Du weißt auch«, fuhr sein Vater fort, »dass Herr Meierling bald in Pension gehen wird. Wir haben uns daher entschieden, dass Eugen, als zukünftiger Erbe, ähnlich wie du, eine tragende Rolle in unserem Unternehmen spielen soll. Meierling wird ihn einschulen, dein Cousin wird letztendlich das Controlling leiten.«
Das saß.
Jakob versuchte zwar krampfhaft, sich nichts anmerken zu lassen, aber sein Mienenspiel hatte er nicht ganz unter Kontrolle. Seine rechte Wange zuckte unter dem Jochbein, doch schnell hatte er sich wieder im Griff.
»Das freut mich!«, brachte er heraus, stand auf und schüttelte Eugen die Hand. »Willkommen, und auf eine gute Zusammenarbeit!«
Jakobs Händedruck war fest. Eugen hatte wohl nicht damit gerechnet und schien erleichtert, als Jakob seine Hand wieder losließ.
»Danke, ich freue mich auch schon auf meine neue Aufgabe«, sagte er.
»Gut, dann ist ja alles klar zwischen euch!«, schaltete sich Josef Schuster ein. Er nahm einen Zug von seiner Zigarre und warf Jakob einen herausfordernden Blick zu.
Jakobs Gehirn arbeitete auf Hochtouren: Sie haben meinen dämlichen Cousin in die Firma geholt, aber das hat nichts zu bedeuten. Ich muss mich jetzt auf meinen ursprünglichen Plan konzentrieren. Muss ihn jetzt vortragen, auch wenn der Zeitpunkt schlecht ist.
»Nun, Jakob, du wolltest mit uns reden. Ich gehe davon aus, dass es etwas mit der nächsten Sitzung zu tun hat.«
»Ja, Onkel, ich wollte euch einen Vorschlag unterbreiten.«
»Nur zu, heraus damit, wir sind beide gespannt.«
Jakob beugte sich vor, suchte den Blickkontakt mit seinem Onkel, dann mit seinem Vater, und zum Schluss auch mit Eugen. Als er sich der ungeteilten Aufmerksamkeit aller sicher war, begann er, seine Idee vorzutragen.
Mehrmals war Jakob durch Zwischenfragen unterbrochen worden, er deutete das aber als gutes Zeichen. Trotzdem konnte er nicht einschätzen, ob sein Vorschlag gut angekommen war – oder eben nicht. Weder sein Vater noch sein Onkel hatten sich zu einer Meinungsäußerung hinreißen lassen. Nun war alles gesagt, Jakob lehnte sich zurück, spähte in die Runde und wartete auf einen Kommentar. Sein Onkel würde als Erster sprechen. Dass ihn sein Vater bei seinem Vorhaben unterstützte, war wahrscheinlich, aber nicht ausschlaggebend. Samuel Schuster war zwar Miteigentümer der Schuster-Schuhe GmbH, konzentrierte sich aber seit Jahren auf die Jagd – und verbrachte darum weit mehr Zeit im Wald als im Büro. Jakobs Vater würde nicht offen gegen den Bruder Stellung beziehen, geschweige denn einen ernsthaften Konflikt heraufbeschwören. Daher war letztendlich die Stellungnahme Josef Schusters entscheidend.
Einige Sekunden vergingen, dann endlich äußerte sich Jakobs Onkel.
»Mir gefällt die Idee. Es gibt natürlich noch viele offene Fragen, dein Vater und ich werden uns in den nächsten Tagen überlegen, ob wir das Risiko tatsächlich eingehen und deinen Vorschlag wirklich weiterverfolgen wollen.«
Innerlich jubilierte Jakob.
Das war die beste mögliche Antwort, die sein Onkel hätte geben können. Eine definitive Zusage war sowieso zu diesem Zeitpunkt noch ausgeschlossen. Zu viele Fragen mussten noch geklärt werden, zu viele Details waren noch unbekannt.
»Und was hältst du davon?«, fragte Jakob seinen Vater.
»Ich finde, es ist eine ausgesprochen gute Idee. Sie könnte die Zukunft von Schuster-Schuhe vollkommen verändern, uns in neue Dimensionen führen! Wie Josef schon sagte, wir müssen jetzt eben das Risiko abschätzen. Und dann entscheiden.«
Eigentlich wollte Jakob Eugen nicht nach seiner Meinung fragen, aber die Höflichkeit erforderte es.
»Ja, ein interessanter Vorschlag«, merkte Eugen an. »Ich hoffe nur, wir übernehmen uns damit nicht finanziell. Das kann ich jetzt noch nicht beurteilen. Du warst ja schon immer für riskante Dinge zu begeistern.«
Angsthase!, dachte Jakob. Wieso müssen sie ihn gerade jetzt als Controller in die Firma holen?
»Wir stehen, denke ich, ganz gut da«, sagte er mit gespielter Zuversicht. »Aber natürlich muss es einen genauen Businessplan mit einer Finanzierungs- und Cashflow Rechnung dahinter geben, die du dann jederzeit in deiner neuen Funktion überprüfen kannst.«
Hoffentlich hält das seiner kritischen Prüfung wirklich stand. Nicht dass wir wegen ihm weiter als mittelständiges Unternehmen in der globalisierten Welt bedeutungslos klein bleiben.
Eugen nickte. »Du willst also einem unserer Lieferanten seine Schuhfabrik abkaufen. Theoretisch macht das Sinn. Es hängt aber davon ab, ob und um welchen Preis er die Fabrik veräußern möchte. Wenn wir das wissen, können wir errechnen, wie lange die Amortisation der Investition dauert.«
Dagegen konnte Jakob nichts einwenden.
»Genau, Eugen, wir könnten schon bald wieder in unserer eigenen Fabrik unsere eigenen Schuhe produzieren. Wenn wir alle Fakten haben, dann wird es deine Aufgabe sein, die Rentabilität der Investition zu eruieren.«
Eugen Schuster hörte aufmerksam zu. Im Moment machte es für Jakob keinen Sinn, mit ihm auf Konfrontation zu gehen. Sein Cousin war offenbar ähnlicher Meinung, denn Eugen nickte einmal mehr, griff sich dann die halbleere Whiskeyflasche und schenkte sich nach.
Die Unterredung hatte einige Zeit in Anspruch genommen, daher war es schon spät am Nachmittag, als die vier Männer sich wieder zu den zwei Frauen gesellten. Diese hatten sich über die neueste Wintermode ausgetauscht und danach einen Spaziergang an der frischen Luft unternommen. Nun saßen sie bei einer Tasse Tee zusammen am Küchentisch. Eugen gab seiner Freundin, ihr Name war Bianca, wie Jakob nun wieder erfuhr, in aller Öffentlichkeit einen Kuss auf die Lippen.
Sehr untypisch für ihn.
Bianca verzog kaum merklich und leicht angewidert das Gesicht. Wahrscheinlich mag sie den Geschmack von Alkohol und Zigarrenrauch nicht, folgerte Jakob.
Valerie leerte ihre Tasse Tee in einem Zug und stand danach auf.
»Entschuldigt mich bitte, ich habe noch einen Termin. Ein Portrait.«
Kaum gesagt, war sie schon fast zur Tür hinaus. Jakob, der wusste, dass Valerie gern das Wort »Portrait« als Synonym für Aktmalerei verwendete, schloss sich seiner Cousine umgehend an. In der Eingangshalle wechselten sie wieder von den Pantoffeln zurück in die Schuhe.
»Und, habt ihr euch gut unterhalten?«, fragte Jakob.
Ihm war daran gelegen, möglichst unbefangen mit ihr ins Gespräch zu kommen. Der Schuh, den er sich überzog, war eiskalt.
Valerie antwortete ihm erst, nachdem die schlichten hochhackigen Stöckelschuhe, die nahtlos zu ihrer schwarzen Hose passten, wieder ihre Beine verlängerten. Ihre Antwort klang in seinen Ohren nicht gerade enthusiastisch: »Es ging so. Und ihr?«
»Es gibt einige Neuigkeiten. Hast du gewusst, dass dein Bruder zu uns in die Firma wechselt?«
Valerie studierte das Gemälde ihrer Großeltern. Sie schien ihn nicht zu hören.
»Entschuldige, was hast du gesagt? Das Bild lenkt mich immer noch ab.«
»Hast du gewusst, dass dein Bruder zu uns in die Firma kommt?«
Nun drehte sich Valerie um, schien zu überlegen. Schließlich sah sie ihm direkt in die Augen.
»Jakob, ich weiß es seit drei Wochen, musste meinem Vater aber versprechen, niemandem etwas zu sagen. Speziell dir wollten es mein und dein Vater selbst beibringen. Sie waren sich auch unsicher, wie du reagieren würdest.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort. »Tut mir leid, ich konnte dir nichts sagen.«
Jakob wandte sich ab, ihn fröstelte schon wieder. Er öffnete die Tür. »Schon okay«, murmelte er, »es wäre nur schön gewesen, nicht so überrascht zu werden.«
Die beiden standen draußen vor ihren Autos.
»Da ist noch etwas, was mich interessiert. Du kannst mich da sicher aufklären, und bitte, Valerie, keine Geheimnisse mehr.«
»Gut, wenn ich es weiß und dir helfen kann, sage ich dir gerne, was du wissen willst.«
Valerie öffnete die Tür ihres klassischen grünen Mini Coopers. »Was ist es? Was willst du wissen?«
»Es geht um deine Mutter. Wieso ist sie heute nicht zum Essen erschienen? Sie ist doch hoffentlich nicht krank? Wieso wollte heute Mittag niemand darüber reden?«
Valerie hielt mit einem Mal die Autotür so verkrampft fest, dass die feinen Adern ihrer Hand deutlich hervortraten. Ihr Gesicht zeigte einen Anflug von Unsicherheit, und sie schien um einige Zentimeter geschrumpft zu sein, richtete sich aber rasch wieder auf.
»Jakob, dazu kann ich dir beim besten Willen nichts sagen.« Sie überlegte einen Sekundenbruchteil, bevor sie fortfuhr. »Nur so viel: Sie hat nichts Ernstes. Es hat nichts mit ihrer Gesundheit zu tun. Bitte frag mich nicht weiter. Noch einen schönen Tag.«
Hektisch öffnete sie die Autotür, schwang sich in den Kleinwagen, verzichtete auf den üblichen Wangenkuss zur Verabschiedung, warf die Tür zu, startete und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Jakob schaute ihr verdutzt nach.
Während der Heimfahrt ließ er das Geschehen in Gedanken Revue passieren.Immerhin war sein Vorschlag gut angenommen worden. Der Rest wird sich finden.
Als er von der Landstraße auf die Bundesstraße Richtung Waidhofen einbog, beschleunigte er sein BMW-Cabrio, schaltete in den vierten Gang und drückte das Gaspedal durch. Er hatte zwar sicher etwas zu viel getrunken, schätzte seinen Alkoholgehalt im Blut auf mindestens 0,5 bis 0,8 Promille, aber die einheimischen Polizisten würden ein Mitglied der Industriellenfamilie Schuster nicht belästigen. Solange die Trunkenheit nicht zu offensichtlich war, und er sich nichts zu Schulden kommen ließ, würde ihm mit Sicherheit nichts passieren.
Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich
Keine Fragen zu Hans’ Vater – das hatte Juliana Haidinger ihren Eltern eingebläut. Nun hoffte sie, dass sich diese auch daran hielten. Natürlich war das nicht sicher, denn selten taten die beiden, was ihre Tochter wollte.
Juliana hatte Hans bisher nur einmal auf seinen Vater angesprochen, die Szene hatte unschön geendet. So schnell würde sie dieses Thema daher nicht mehr erörtern.
Im Moment konnte sich Juliana aber etwas entspannen, ihr eigener Vater berichtete schon seit einiger Zeit von seiner Arbeit: »Ein paar Jahre noch, dann geh ich in Pension. Ich bin jetzt fix auf der Fünfundsechziger-Profiliermaschine eingeteilt, hoffe das ändert sich nicht mehr. Die Profile, die wir dort herstellen, sind ideal: nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz. Daher muss man nicht zu schwer heben, hat aber auch nicht den Stress, den eine zu hohe Stückzahl an Profilen immer macht«, erklärte Julianas Vater gerade Hans Mayer.
Juliana kannte die Ausführungen ihres Vaters schon zur Genüge, sie hörte nur halb hin und ließ den Blick schweifen.
Die Küche war noch immer dieselbe: billige Pressspanplatten, die Frontabdeckung der Kästen aus hellbraun gefasertem Kunststoff, die Arbeitsplatten dunkelbraun. Juliana Haidinger kannte Zeit ihres Lebens nur diese eine Küche in der Wohnung ihrer Eltern. Gleich nach ihrer Hochzeit hatten sie die 70 Quadratmeter große Wohnung im Ortsteil Vogelsang in Waidhofen gemietet. Noch ganz jung waren sie damals gewesen. Nur mit dem Nachwuchs hatten sich ihre Eltern ungewöhnlich viel Zeit gelassen. Was, soweit Juliana wusste, das einzige Ungewöhnliche war, das ihre Eltern jemals getan hatten.
Es war wirklich nicht normal gewesen, dass sie nicht, so wie alle ihre damaligen Freunde, sofort Kinder bekommen hatten. Viele Paare hatten überhaupt erst geheiratet, weil ein Kind unterwegs war. Nicht so ihre Eltern. Juliana hatte nie herausgefunden, ob sie absichtlich so lange gewartet hatten, oder ob es einfach nicht früher geklappt hatte.
Vielleicht waren sie ja sogar bei einem Arzt, überlegte sie, und erst danach funktionierte es mit dem Nachwuchs? Dieser Gedanke war ihr schon öfter gekommen, aber sie würde sich hüten, ihre Eltern danach zu fragen. Es war nämlich auch möglich, dass Juliana gar kein Wunschkind war, sondern nur ein ärgerlicher Unfall. Und wenn dem so war, wollte sie es keinesfalls erfahren.
Juliana mochte die Wohnung nicht. Solange sie denken konnte, hatte sie ausziehen wollen. Die Wohnung war dunkel, eng und hatte keinen Balkon. Im Alter von zehn bis zwölf Jahren hatte sie einige Jahre lang gehofft, dass ihre Familie bald in eine größere und hellere Wohnung umziehen würde. Julianas Vater war Hilfsarbeiter bei Welser Profile. Immer wieder hatte Juliana gehört, man kaufe dort neue Maschinen; Firma Welser brauche dringend Maschinenführer und Vorarbeiter. Wieso sollte nicht auch ihr Vater eine besser bezahlte Arbeit bekommen?
Aber es hatte nie geklappt.
Nun, über ein Jahrzehnt später, hatte sie längst begriffen, dass ihr Vater große Verantwortung mied. Im privaten Leben nahm ihm Julianas Mutter sämtliche Entscheidungen ab, und in der Arbeit führte er aus, was man ihm auftrug.
Juliana war froh, nun schon seit über einem Jahr in ihrer eigenen Wohnung zu leben. Dort war sie unabhängig und frei. Das einzige Problem war nur: sie mochte auch ihr neues Heim nicht. Die 50 Quadratmeter große Wohnung war im Nachbarhaus, einem finsteren Altbau, untergebracht – mit abgenutzten Möbeln als Inventar, ganz ähnlich der Wohnung ihrer Eltern. Somit hatte sich Julianas Lage nur unwesentlich verbessert. Ihre Eltern konnten ganz leicht anhand ihres Autos erkennen, ob sie zu Hause war, oder nicht. Es handelte sich um eine der günstigsten Wohngegenden Waidhofens. Man bekam kaum Sonne ab, die Gebäude waren steinalt, aber immerhin lag das Einkaufszentrum nur einen Katzensprung weit entfernt. Und am Buchenberg, an dessen Fuß die Wohnanlagen gebaut waren, konnte man Walken und Joggen. Vom viel diskutierten Tunnel, der im Innern des Berges zur Verkehrsentlastung der Altstadt beitrug, bekam man in Vogelsang auch nichts mit.
Manchmal, nach einem langen Arbeitstag bei der Schuster-Schuhe GmbH, schaffte es Juliana tatsächlich, ein wenig im grünen Wald des Buchenberges zu wandern. Den Wunsch, zu joggen, hatte sie spätestens im Teenageralter begraben. Dafür war ihr üppiger Körper einfach nicht geschaffen.
Einen Vorteil bot die neue Wohnung für Juliana aber doch: Sie konnte dort Männerbesuch empfangen, ohne sich rechtfertigen zu müssen – außer es wurde ernster, so wie mit Hans.
Ihre Eltern hatten irgendwie mitbekommen, dass Hans regelmäßig bei ihr in der Wohnung war, und sich zwischen ihnen offenbar eine feste Beziehung anbahnte. Daher musste Juliana Hans ihren Eltern offiziell, mit allem was dazugehörte, vorstellen. Und das, obwohl Juliana nach wie vor nicht wusste, worauf die ganze Sache mit Hans hinauslief. Noch fehlte ihr etwas. Noch war sie nicht sicher, ob ihre Beziehung auf dem richtigen Fundament stand – für eine gemeinsame Zukunft. Davon ahnten aber weder Hans noch ihre Eltern etwas.
Juliana hob den Blick und musterte erneut die Küche ihrer Eltern. Ihre Mutter hatte sich nicht dazu überreden lassen, in ein Restaurant zu gehen. Das war viel zu teuer, und wenn Hans bezahlt hätte, wäre es für Julianas Eltern zu beschämend gewesen. Hans hätte gerne die Rechnung beglichen. Er hatte das auch angeboten. Gerade hatte er eine Lohnerhöhung von den Schusters erhalten, und er ging davon aus, dass sich seine Karriere dort weiter gut entwickeln würde.
Es gab Kümmelrostbraten, Vaters Lieblingsgericht, der nur zu sehr speziellen Anlässen serviert wurde. Ihr Vater hatte seine Standardsätze über den Arbeitsalltag mittlerweile an den Mann gebracht, und nun drohte das Gespräch zum Erliegen zu kommen. Doch bevor dies geschah, würde ihr Vater beginnen, über die Politik zu schimpfen, oder noch schlimmer – Julianas Mutter würde auf Hans’ Familie zu sprechen kommen. Um das wiederum zu verhindern, schaltete sich Juliana rasch in das Gespräch ein.
»Wohin fahrt ihr eigentlich nächstes Jahr in den Urlaub?«
Auf die Schnelle war ihr keine bessere Frage eingefallen.
»Ich denke, wir fahren wieder mit Onkel Leopold und Tante Hertha an den Keutschacher See«, sagte ihre Mutter.
Die Antwort überraschte Juliana nicht.
»Dort hat es uns auch heuer wieder so gut gefallen. Wollt ihr mitkommen?«
»Nein, nein, wir werden uns was anderes überlegen!«
Julianas Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Sie merkte selbst, wie überhastet sie geklungen hatte, aber sie musste unbedingt verhindern, dass Hans in seiner gutmütigen Art zusagte. »Bis dahin haben wir noch jede Menge Zeit, uns selbst einen schönen Ort auszusuchen«, fügte sie rasch hinzu.
Niemals mehr wollte sie einen gemeinsamen Urlaub mit ihren Eltern verbringen. Und schon gar nicht wieder am Keutschacher See campen! Nie hatte sie es als Teenager fertiggebracht, ihre Eltern dazu zu überreden, mal woanders Urlaub zu machen. Ihrer Mutter gefiel die vertraute Umgebung, ja, und ihr Vater tat, was seine Frau wollte.
Julianas Freundinnen hatten nach den Sommerferien immer Aufregendes zu berichten gehabt. Die meisten fuhren mit ihren Eltern nach Italien. Die besten Geschichten stammten aber von Reisen nach Mallorca, Ibiza und Gran Canaria – oder von der ein oder anderen griechischen Insel. Juliana wäre damals schon glücklich gewesen, nur ein einziges Mal nicht am Keutschacher See campen zu müssen. Es hätte auch ruhig in Österreich sein dürfen, wenn nötig sogar in Kärnten. Nur einmal an einem anderen Ort sein! Sie hätte sich monatelang darauf gefreut.
»Und … ihr habt euch bei der Arbeit kennengelernt?«
Julianas Mutter wusste natürlich, dass beide bei der Schuster-Schuhe GmbH im Büro arbeiteten, aber auch ihr war sehr daran gelegen, das Gespräch wieder in Gang zu bringen. Sie fand den jungen Mann sympathisch, er passte zu ihrer Tochter – so dachte sie jedenfalls. Ob es hingegen eine gute Idee war, sich mit einem Kollegen einzulassen, daran hatte sie ihre Zweifel. Außerdem hatte sie die Bitte ihrer Tochter irritiert, Hans nicht nach seiner Familie zu befragen. Doch dann rief sie sich in Erinnerung, was damals geschehen war. Offenbar saß der Schmerz bei dem jungen Mann noch immer sehr tief.
Jakob fühlte sich hervorragend. Die Sonne schien. Am Morgen hatte er überlegt, das Verdeck seines Cabrios zu öffnen, sich jedoch aufgrund der kühlen Temperaturen dagegen entschieden.
Er passierte die Ortsausfahrt Waidhofens in Richtung Ybbsitz, fuhr an der Produktionshalle des Büromöbelherstellers und am Autohaus vorbei, durchquerte den Kreisverkehr in Gstaad und nahm kurz darauf die Zufahrt zur Schuster-Schuhe GmbH, wo er auf dem für ihn reservierten Platz direkt vor dem dreistöckigen neuen Bürogebäude einparkte. Der Bau war erst wenige Jahre alt und im modernen Stil designt, die Glasfront zog jeden Besucher eindrucksvoll in ihren Bann. Hinter dem Gebäude lagen versteckt die mittlerweile größtenteils verwaisten alten Produktionshallen.
Vor Jahren schon hatte sich die Schuhproduktion in Österreich als nicht mehr rentabel erwiesen. Daher hatte damals noch Jakobs Großvater einen Teil der Fertigung nach Ungarn verlagert. Später, als Jakobs Vater und dessen Bruder Josef die Firma leiteten, war auch die Produktion in Osteuropa nicht mehr kostengünstig genug gewesen, und so hatte man sich wie viele andere Schuhhersteller in Richtung Asien orientiert. Dort ließ die Schuster-Schuhe GmbH nun fertigen, hatte aber keinen eigenen Standort mehr. Durch sein Praktikum bei Adidas wusste Jakob, dass diese Vorgangsweise die einzige mögliche Option im Schuhgeschäft darstellte. Man musste einfach dort fertigen, wo die Lohnkosten am niedrigsten waren, sonst konnte man mit einem so arbeitsintensiven Produkt wie einem Sportschuh nicht am Weltmarkt bestehen. Bei einem modischen Herren- oder Damenlederschuh ginge es vielleicht noch, wenn man nicht auf hohe Stückzahlen setzte, und die Marke im Hochqualitätssegment gut positioniert war. Beim Sportschuh, wo es auf Forschung, Entwicklung und Marketing ankam, mussten aber entsprechend hohe Stückzahlen verkauft werden, um diese Ausgaben zu decken. Dazu war wiederum eine konkurrenzfähige Kostenstruktur notwendig. Die Händler kauften nur die Produkte, deren Marken bekannt waren – oder eben solche, die sich günstig im Einkauf erwerben ließen. Nur diese würden schließlich in den Geschäften zum Verkauf landen.
Bei Schuster-Schuhe GmbH stimmte zwar noch das Paket, man war im deutschsprachigen Raum und sogar darüber hinaus bekannt, und auch der Preis war im Rahmen. Jakob wusste aber, dass in keiner der relevanten Kategorien Spitzenwerte erzielt wurden, und das musste mittelfristig geändert werden, wollte man weiter erfolgreich bleiben.
Raschen Schrittes ging Jakob zur gläsernen Eingangstür, öffnete sie schwungvoll, begrüßte die Dame an der Rezeption mit einem »Guten Morgen!« und fuhr mit dem Aufzug in den zweiten Stock des Gebäudes. Dort stieg er aus und warf einen Blick durch die Glaswand auf die grünen Berghänge im Hintergrund. Direkt unter ihm sah er wieder die alten Hallen, die ihm irgendwie ein Dorn im Auge waren, aber er konnte es nicht ändern.
Hier im Mostviertel rechnete sich keine richtige Schuhproduktion mehr. Das war für ihn einfach eine Tatsache.
In der angrenzenden Halle waren nur noch eine Musterfertigung und ein Testlabor untergebracht, sodass man sämtliche Herstellungsschritte auch noch in Waidhofen durchführen konnte. Selbstverständlich aber nur in kleinen Stückzahlen – das reichte jedoch aus, um die Qualität zu testen, oder um erste Fotos für Werbezwecke zu schießen.
Eine richtige Fertigung aber sah anders aus.
Jakob dachte an die Sitzung, die an diesem Tag endlich stattfinden sollte. Sein Vater hatte ihm am Vorabend zu verstehen gegeben, dass sein Vorschlag angenommen werden würde. Onkel Josef würde zustimmen, Gespräche mit dem ersten möglichen Übernahmekandidaten zu führen. Jakob musste nur vorschlagen, mit wem er zuerst in Kontakt treten wolle. Wie schon beim Familienessen erläutert, würde es sich dabei um einen gewissen Chan handeln, der eine Fabrik in Vietnam betrieb.
Schon bald, ja schon sehr bald, haben wir wieder unsere eigene Fertigung, unsere eigene Fabrik! Und auch Eugen wird das nicht verhindern können, ging es Jakob durch den Kopf, während er in sein Büro ging und dort auf seinen Assistenten traf.
»Heute ist der große Tag!«
Hans Mayer war mit blauer Jeans und Poloshirt ganz leger gekleidet. Er war einer der wenigen, außer den Familienmitgliedern, die schon von Jakobs Plänen wussten.
»Wird schon gutgehen«, meinte Jakob. Er hielt sich lieber bedeckt, auch wenn er sich nun schon fast sicher war.
»Hast du die Powerpoint-Präsentation auf den Stick gezogen?«
»Ist erledigt.«
Jakob nahm den Stick entgegen und legte ihn auf seinen Schreibtisch, der bis auf einen Flachbildschirm, eine Tastatur mit Maus, eine Laptopstation und eine Schreibunterlage völlig leergeräumt war. Dann öffnete er die Schiebetür des Schranks, der hinter seinem Drehsessel an der Wand stand, und nahm sich eine blaugelb gestreifte Krawatte heraus.
»In den Landes- und Firmenfarben, die dürfte heute passen.«
Jakob erwartete von seinem Assistenten keinen Kommentar zu seiner Auswahl, er war davon überzeugt, sich in Modefragen besser auszukennen. Rasch band er sich den Krawattenknoten um den Hals und betrachtete sich im großen Spiegel, der an der Rückwand des als Kleiderkasten missbrauchten Schranks befestigt war:
Schwarze Schuhe, schwarze Hugo Boss-Jeans, schwarzes Sakko passend zu seinem dunklen Typ. Den farblichen Akzent setzte die Krawatte.
Cousine Valerie würde es gefallen.Ich muss mich unbedingt mit ihr verabreden.
Vielleicht erfahre ich dann endlich, was mit Tante Wilma los ist.
»Es wird Zeit, kurz vor neun!«
Sein Assistent hatte recht, Jakob sollte sich besser zum Besprechungszimmer begeben.
»Ho Chi Minh City! Wo ist das überhaupt?«
Sie befanden sich in der Küche. Seine Mutter hatte eine grüne Kochschürze umgebunden und räumte gerade das Geschirr in die Spülmaschine, während Hans noch gemütlich am Küchentisch saß und an seiner Kaffeetasse nippte.
»Ho Chi Minh hieß früher Saigon, das sagt dir vielleicht etwas«, entgegnete Hans.
»Ja, das ist doch in Vietnam, oder? Ist das nicht zu gefährlich?«
Zu gefährlich! Hans war ohnehin ein wenig unsicher. Noch nie war er außerhalb Europas gewesen, musste ihm da seine Mutter auch noch zusätzlich Angst machen?
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!