My Boss, My Baby - Nancy Salchow - E-Book

My Boss, My Baby E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Alleinerziehende Mutter mit Baby, viel zu kleiner Wohnung und einem Kontostand, der zum Heulen ist. Du hast dich damit abgefunden und bist fest entschlossen, deinem kleinen Sohn trotzdem das bestmögliche Leben zu bieten. Als du jedoch durch Zufall in ein privates Dinner deines Bosses Aaron platzt, stellt er dich ohne Vorwarnung als seine Freundin vor – und als die Mutter seines Kindes. Natürlich bist du nicht seine Freundin und dein Kind ist auch nicht seins. Spielst du sein verrücktes Spiel trotzdem mit? Mit allen Konsequenzen? Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Auszug „Eine Million? Niemals!“

Danksagung und Nachwort

Für dich

Impressum

Nancy Salchow

My Boss, My Baby

________________

Liebesroman

Über das Buch

Alleinerziehende Mutter mit Baby, viel zu kleiner Wohnung und einem Kontostand, der zum Heulen ist.

Du hast dich damit abgefunden und bist fest entschlossen, deinem kleinen Sohn trotzdem das bestmögliche Leben zu bieten.

Als du jedoch durch Zufall in ein privates Dinner deines Bosses Aaron platzt, stellt er dich ohne Vorwarnung als seine Freundin vor – und als die Mutter seines Kindes.

Natürlich bist du nicht seine Freundin und dein Kind ist auch nicht seins. Spielst du sein verrücktes Spiel trotzdem mit? Mit allen Konsequenzen?

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Kapitel 1

Bria

____________

Dieser Morgen hat etwas angenehm Ruhiges an sich. Es sind zwar einige Touristen und Einheimische am Hafen unterwegs, aber irgendwie scheint heute alles ein wenig stiller als sonst.

Die Masten der Segelboote strecken sich gegen die grelle Sommersonne, während ich am Steg vorbeigehe und wie so oft davon träume, einfach in eines der Boote zu steigen und aufs Meer hinauszufahren.

Neben der mannshohen Holzfigur eines Matrosen sitzt eine Möwe auf dem Asphalt und verputzt die Reste einer Eiswaffel. Ein für Fleesenow typisches Bild. Seit meiner Geburt lebe ich hier, in dieser märchenhaften kleinen Stadt an der Ostsee, und es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wohnen würde.

Meine Hände liegen auf dem Griff des Kinderwagens, während ich immer wieder hineinschaue und Eddy beim Schlafen beobachte.

Die ersten Monate waren ziemlich anstrengend, weil ich einfach noch nicht einordnen konnte, warum er weint oder nicht schlafen will. Aber nun, wo wir das erste halbe Jahr hinter uns haben, kenne ich ihn gut genug, um zu wissen, was ihm guttut und was er braucht, meistens zumindest.

Jetzt mit sechseinhalb Monaten hat er einen richtig niedlichen goldblonden Flaum auf seinem kleinen Köpfchen. Einer der tausend Gründe, warum er für mich natürlich das süßeste Baby der Welt ist.

Es ist unser morgendlicher Spaziergang, bei dem er meistens nach wenigen Minuten einschläft, so auch heute. Und wenn er erst mal schläft, kann ihn so schnell nichts wecken.

Als wir das kleine Hafenbistro erreichen, muss ich unweigerlich an die vielen Mittagspausen denken, die ich dort mit lieben Kollegen verbracht habe. Einen kleinen Stich im Herzen spüre ich, als ich ein paar Meter weitergehe und die Glasfront der Bauer-Agentur vor mir sehe.

In der breiten Eingangstür kann ich mein eigenes Spiegelbild sehen. Eigentlich sehe ich noch genauso aus wie vorher: Schulterlanges bernsteinfarbenes Haar, algengrüne Augen und eine kurvige, aber dennoch schlanke Figur. Selbst die Schwangerschaft konnte daran langfristig nichts ändern.

Ja, eigentlich bin ich noch immer dieselbe wie früher. Gerade mal 27 Jahre jung, praktisch mit beiden Beinen fest im Leben stehend. Und doch fühle ich mich ganz weit entfernt von der Frau, die tagtäglich in diesem Gebäude unterwegs war.

Ja, theoretisch weiß ich, dass ich noch immer ein Teil des Teams bin und nach der Elternzeit wieder Events organisieren werde, doch jetzt fühle ich mich, als hätte mich jemand an den Rand gedrängt. Als wäre ich mutterseelenallein.

Doch der Blick in den Kinderwagen erinnert mich daran, dass das ein Trugschluss ist. Nur weil ich jetzt ungeplant alleinerziehend bin und keine Familie im typischen Sinne habe, bin ich noch lange nicht einsam.

Nein. Ich darf das größte Wunder erleben, das es gibt: Ein eigenes Kind.

Und doch folgt mir die Wehmut, während ich das Agenturgebäude hinter mir lasse. Große finanzielle Schritte sind in der Elternzeit nicht möglich, erst recht nicht, seitdem der Kleine da ist. Auch die Tatsache, dass meine Zwei-Zimmer-Wohnung nicht sonderlich groß ist, ist mir erst mit Eddys Geburt so richtig klargeworden.

In genau diesem Moment wird Eddy wach und brabbelt undefinierbare Laute vor sich hin. Eine Angewohnheit von ihm, das mir mittlerweile so vertraut geworden ist, dass ich sofort stehenbleibe und meinen Handrücken an seiner Wange hinabgleiten lasse.

„Na, welcher kleiner Schnuff ist denn da wachgeworden?“ Ein verträumtes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. „Mama liebt dich, mein Schatz.“

In Momenten wie diesen ist es mir vollkommen egal, ob jemand meine piepsige Stimme hört, die ich immer bekomme, wenn ich mit meinem Sohn rede. Genau das ist eine der vielen positiven Entwicklungen seit seiner Geburt: Dass mir das, was andere denken oder sagen könnten, mittlerweile völlig egal geworden ist. Denn letztendlich gibt es nichts Wichtigeres als mein Kind.

Wen kümmert da ein schiefer Blick von irgendwelchen Leuten, die ich gar nicht kenne?

Irgendwo ertönt ein Schiffshorn und erinnert mich an die traumhafte Kulisse, die wir unsere Heimat nennen dürfen. Und plötzlich ist sie wieder verschwunden, die gerade noch so greifbare Wehmut. Alles, was übrigbleibt, ist grenzenlose Liebe für dieses winzige Geschöpf im Kinderwagen vor mir.

Kapitel 2

Aaron

____________

„Wie jetzt?“ Ich starre ungläubig von meinem Schreibtisch auf. „Die haben uns abgesagt? Einfach so? Aber wir haben einen Vertrag mit denen.“

„Ich weiß.“ Kenny faltet die Hände ineinander, als wäre es seine Schuld. „Die haben logistische Probleme, unter anderem. Ich habe aber schon einen Ersatz an der Hand. Die sind halt nur ein kleines bisschen teurer. Wollte mir nur schnell dein Okay holen.“

„Was auch immer nötig ist“, ich mache eine wegwerfende Handbewegung, „Hauptsache, wir haben Getränkestände. Sonst können wir das Strandfest vergessen.“

„Schau noch mal in deine Mails“, sagt Kenny. „Ich habe den neuen Vertrag vorbereitet. Was wir wegen der anderen Firma machen, können wir dann ja danach noch besprechen.“

„Alles klar.“ Ich hebe dankend die Hand. „Ich schau gleich mal rein.“

Kenny nickt mir kurz zu und bleibt einen Moment regungslos vor meinem Schreibtisch stehen.

So sehr ich mich auch freue, dass ich in ihm einen zuverlässigen Ersatz für Bria während ihrer Elternzeit gefunden habe, seine Unsicherheit ist doch manchmal etwas irritierend.

Ständig wartet er darauf, ob ich noch etwas von ihm will und bleibt nach jedem Gespräch noch sekundenlang stehen und starrt mich erwartungsvoll an.

So etwas hat Bria nie getan. Sie hatte einfach dieses ganz besondere Feeling dafür, was ich brauche und was für die Agentur am besten ist. Manchmal wusste sie es sogar besser als ich. Sie hat nie auf meine Anweisungen gewartet, sondern war mir immer zwei Schritte voraus. Sie kannte mich eben ganz genau.

„Ist noch was?“, frage ich leicht gereizt.

„Ähm, von meiner Seite aus nicht, nein.“ Kenny lächelt verlegen. „Ich dachte nur, du hättest vielleicht noch die ein oder andere Frage.“

„Dann hätte ich sie doch schon gestellt, oder?“

„Ähm, ja, stimmt.“

Wie er so schuldbewusst dasteht, mit seinen gerade mal zweiundzwanzig Jahren, den lässigen Jeans und dem schwarzen Pferdeschwanz zu seiner breitrahmigen Brille, bekomme ich sofort ein schlechtes Gewissen, weil ich so schlechtgelaunt rüberkomme.

„Super Arbeit“, sage ich also schnell. „Toll, dass du das alles so gut im Griff hast. Ich melde mich wieder, wenn was ist.“

Ohne ein weiteres Wort verlässt er mein Büro wieder und schließt die Tür hinter sich.

Was stimmt nur nicht mit mir? Wieso bin ich von einem so engagierten Mitarbeiter genervt? Liegt es daran, dass er eben nicht Bria ist?

Gedankenverloren stehe ich von meinem Kunstledersessel auf und wende mich der Fensterfront zu. Von hier oben habe ich einen unverstellten Blick auf den Hafen, die Seebrücke und das Meer. Doch viel zu selten genieße ich die Aussicht, weil einfach immer irgendetwas zu tun ist.

In letzter Zeit erwische ich mich jedoch immer wieder bei einem seltsamen Gefühl der Leere. Eine Leere, die ich mir selbst nicht so recht erklären kann.

Bisher hat mich der Job immer voll und ganz ausgefüllt. Hier und da mal eine nette kleine Affäre – über mangelndes Vergnügen konnte ich mich nie beklagen. Es war zwar nie eine Frau dabei, die für mehr als ein kleines Abenteuer in Frage gekommen wäre, aber das hat mir bisher nie etwas ausgemacht. Der Job war mir Ausgleich genug.

Liegt es vielleicht an meinem dreißigsten Geburtstag, den ich vor ein paar Wochen gefeiert habe? Ist er der Wendepunkt, von dem immer alle reden?

Nein, der käme doch sicher erst mit 40. Also, die sogenannte Panik, endlich Wurzeln im Leben schlagen zu müssen.

Aber was ist es dann, das mich in letzter Zeit immer wieder über alles sinnieren lässt?

In genau diesem Moment reißt mich das Telefon aus meinen Gedanken. Ohne aufs Display zu schauen, nehme ich den Anruf entgegen – und merke erst jetzt, dass meine Mutter am anderen Ende der Leitung ist.

*

Aaron:

Hallo?

Karen:

Hallo Schatz. Störe ich dich gerade?

Aaron:

Hi Mama. Nein, alles gut. Bin gerade allein.

Karen:

Ich wollte nur noch mal fragen, ob es bei heute Abend bleibt.

Aaron:

Unser Essen? Na klar, wieso sollte sich was daran ändern?

Karen:

Ich wollte halt nur sichergehen.

Aaron:

Warum fragst du denn noch mal nach? Es ist doch nur ein ganz normales Essen in Piets Restaurant. Nichts Besonderes. Oder habe ich irgendwas verpasst?

Karen:

Nein, ein ganz normales Essen. Wie immer.

Aaron:

Moment mal, du hast doch nicht schon wieder irgendwas vor, oder?

Karen:

Was soll ich denn vorhaben?

Aaron:

Du weißt genau, was ich meine, Mama. Sollte das wieder mal eine deiner blöden Verkuppelungsaktionen werden, dann …

Karen:

Was denn für eine Verkupplungsaktion?

Aaron:

Komm schon, Mama, stell dich nicht dumm, ja? Wir haben das zusammen schon oft genug durchgemacht. Heute will ich einfach nur ein entspanntes Abendessen mit meiner Mutter genießen. Nicht mehr und nicht weniger.

Karen:

Na, dann sind wir uns ja einig, mein Schatz. Wir treffen uns dort um sieben, wie besprochen, ja?

Aaron:

Mama???

Karen:

Warum denn der komische Unterton? Ich habe nichts Schlimmes vor, keine Sorge. Es wird ein toller Abend werden.

Aaron:

Ja, in deinen Augen ist eine Verkupplungsaktion ja auch nichts Schlimmes.

Karen:

Keine Sorge, mein Schatz. Du musst nichts befürchten. Nur wir beide. Versprochen.

Aaron:

Dein Wort in Gottes Ohren.

Karen:

Ich freue mich. Bis heute Abend.

Aaron:

Bis dann

*

Als ich auflege, hallt das seltsame Gefühl noch eine Weile nach. Viel zu oft hat meine Mutter schon versucht, mich mit irgendeiner Frau zu verkuppeln, weil sie offenbar befürchtet, ihr einziger Sohn könnte einsam sterben. Oder noch schlimmer: Sie könnte niemals Enkelkinder bekommen.

Angefangen haben diese Verkupplungsversuche kurz nach Papas Tod vor vier Jahren. Nach kurzer schwerer Krankheit hatte er uns viel zu früh verlassen. Ein traumatisches Ereignis, das uns eine ganze Weile aus der Bahn geworfen hat. Wir hatten ziemlich damit zu kämpfen, wieder halbwegs zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.

Damals fokussierte sich meine Mutter noch mehr auf mich als vorher. Anfangs konnte ich das gut nachvollziehen, immerhin war es für uns beide eine schwere Zeit. Sogar die ersten von ihr arrangierten Treffen mit Frauen habe ich ihr deshalb verziehen. Doch mittlerweile nervt mich ihre ständige Einmischung nur noch.

Ein Klopfen reißt mich aus den Gedanken.

„Ja?“ Ich drehe mich zur Tür um.

Kenny schaut durch den Spalt. „Dein Zehn-Uhr-Termin ist da. Kann ich die beiden reinschicken?“

„Ähm, klar.“ Ich ringe mir ein kleines Lächeln ab. „Danke, Kenny.“

Ich wende mich wieder vom Fenster ab, um die Vertreter einer neuen Bühnenshow in Empfang zu nehmen, die wir eventuell für künftige Events buchen werden.

Doch wie so oft weiß ich auch dieses Mal vorher nicht, ob es wirklich zu einer Zusammenarbeit kommen wird. Das ist das Problematische, aber gleichzeitig auch das Positive an meinem Job: Alles ist möglich und jeder Tag bringt etwas Neues mit sich.

Kapitel 3

Am späten Nachmittag

Bria

____________

„Woooo ist die Nase?“ Papa funktioniert wieder mal seinen Daumen zur Nase um und macht damit seinen kleinen Enkel verrückt, der ihn mit großen Augen betrachtet. „Daaaa ist sie!“

Er sitzt mit Eddy auf dem Schoß in meinem Sessel und genießt es bereits vor meinem Verschwinden, sein heutiger Babysitter zu sein.

„Ich werde nicht lange weg sein.“ Ich stehe mit meiner Handtasche über der Schulter im Türrahmen des Wohnzimmers. „Kommst du so lange klar?“

„Ob ich klar komme?“ Er zieht die Augenbrauen hoch. „Ist das eine ernstgemeinte Frage? Du tust ja gerade so, als würde ich zum ersten Mal auf Eddy aufpassen.“

„Ach, Papa, so war das doch nicht gemeint.“ Ich werfe ihm einen Luftkuss zu. „Ich bin doch froh, dass ich dich habe.“

Der Anblick meines Vaters zusammen mit Eddy wärmt mein Herz. Seine neunundfünfzig Jahre sieht man ihm kaum an, denn er ist fit wie eh und je. Auch das volle Haar ist noch immer fast genauso dunkel wie vor zwanzig Jahren. Nur ein paar Falten auf der Stirn und an den Augen verraten sein Alter. Wenn er allerdings mit Eddy zusammen ist, wirkt er noch mal zwanzig Jahre jünger.

„Wo willst du überhaupt hin?“, fragt er beiläufig.

„Ach, ich hole mir nur was von Piet. Habe heute voll Appetit auf seine Lasagne. Die ist echt nicht zu schlagen. Und ich wollte Eddy nicht mitnehmen, weil er doch nachher ins Bett muss.“ Ich schlucke. „Aber die Wahrheit ist, dass ich auch einfach mal raus will. Ein bisschen für mich sein, weißt du?“

„Lass dir so viel Zeit, wie du willst, Schatz. Eddy ist bei mir in den besten Händen.“

„Das weiß ich doch. Sein Brei steht im Kühlschrank. Die Anleitung, wie du ihn aufwärmst, liegt auf der Anrichte.“ Ich halte kurz inne. „Soll ich dir was von Piet mitbringen?“

„Nee, lass mal, ich habe noch gebratenen Aal zu Hause.“

„Du und deine Fisch-Besessenheit.“ Ich rolle mit den Augen.

„Na und?“ Er zuckt mit den Schultern. „Ich stehe dazu.“

Lachend hebe ich noch mal die Hand, nur um kurz darauf endlich die Wohnung zu verlassen.

Draußen angekommen stelle ich wieder einmal fest, dass ich mit meiner Wohnung eigentlich großes Glück habe. Auch wenn sie ein wenig eng für Eddy und mich ist, ist die Lage dafür umso paradiesischer. Im Erdgeschoss eines reetgedeckten Hauses gelegen, eine Einfahrt direkt von der Strandpromenade aus – was will man mehr?

Noch auf der Türschwelle stehend schließe ich kurz die Augen und atme ganz langsam ein und wieder aus.

Wann habe ich mir das letzte Mal Zeit für mich genommen? Und ist es albern, einen kurzen Spaziergang zum Strand, um mir was zu essen aus Piets Stegrestaurant zu holen, als Auszeit zu bezeichnen?

Nein, es fühlt sich gut an, einfach mal für mich zu sein. Auf Treffen mit Freundinnen habe ich im Moment einfach keine Lust. Vielleicht weil ich von den eher kurzen Nächten erschöpft bin und mich abseits davon einfach nur nach Ruhe sehne? Oder liegt es daran, dass mich meine berufstätigen Freundinnen umso mehr daran erinnern, dass ich kein Teil mehr des Arbeitslebens bin?

Doch nur vorübergehend. Sei nicht albern und hör auf, dich selbst zu bedauern.

Vielleicht tut es aber auch einfach nur weh mitanzusehen, dass sie alle in glücklichen Beziehungen sind, während ich meinen Sohn allein großziehen muss.

Du hast es selbst so gewollt, vergiss das nicht.

Ja, aber welche Wahl hatte ich denn? Das Beste für Eddy zu wollen, steht nun mal im krassen Widerspruch zu einer Beziehung mit dem größten Mistkerl auf diesem Planeten. Dann lieber keinen Vater für den Kleinen als SO EINEN.

Ich versuche, die aufkommenden Erinnerungen an Leonard zu verdrängen, während ich meinen Fußweg zum Strand antrete.

Ich sollte Papas Hilfe viel öfter in Anspruch nehmen. Er liebt seinen Enkel über alles und wohnt ebenfalls in Fleesenow. Perfekte Voraussetzungen also.

Warum nur nutze ich sein Angebot so selten? Weil ich mir wie eine Rabenmutter vorkomme, wenn ich auch mal ein paar Minuten für mich allein haben möchte?

Schon jetzt vermisse ich Eddy wieder. Meine Güte, ich bin gerade mal seit einer Minute an der frischen Luft!

Und doch weiß ich, dass es richtig ist, mir diese Mini-Auszeit zu gönnen. Wer weiß, vielleicht mache ich vor meinem Abstecher zu Piet sogar noch ein paar Schritte im Meer.

Barfuß durch das frische Nass. Was gibt es Besseres, um auf andere Gedanken zu kommen?

*

Wenig später

Als ich Piets Restaurant betrete, um mir am Tresen etwas To-Go zu bestellen, frage ich mich unweigerlich, wann ich das letzte Mal hier war.

Fast alle Tische sind besetzt, es ist so viel los wie immer. Oder sogar noch mehr, als ich es in Erinnerung habe?

War ich seit Eddys Geburt überhaupt wieder hier? Die Monate, die seitdem vergangen sind, fühlen sich an wie ein einziger langer Tag mit zu wenig Schlaf, aber dafür mit umso mehr Emotionen und Kuscheleinheiten.

Hin und wieder huscht eine Kellnerin, deren Gesicht mir fremd ist, hinter dem Tresen vorbei, ist aber sofort wieder irgendwo im Restaurant verschwunden. Auch Piet selbst habe ich schon in der Tür zur Küche gesehen, sogar die Hand hat er kurz in meine Richtung gehoben. Aber dann war auch er verschwunden.

Viel los heute.

Also bleibe ich etwas unbeholfen am Tresen stehen und klappe eine der dort ausgelegten Speisekarten auf, als müsste ich erst noch nachschauen, was ich bestellen möchte. Dabei habe ich mich längst für die Lasagne entschieden.

Vermutlich hätte ich besser anrufen sollen vorher. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, war die Entscheidung, mir etwas von Piet zu holen, eher ein Vorwand – so etwas wie „Der Weg ist das Ziel“. Ein Grund, um unterwegs zu sein. Danach mit einer leckeren Lasagne nach Hause zu kommen, ist einfach nur ein positiver Nebeneffekt.

Doch jetzt, wo ich all die glücklichen Paare an ihren Tischen sehe oder auch ganze Familien, kommt mir meine Suche nach etwas Ablenkung fast schon lächerlich vor.

Hilfe, wie armselig bin ich eigentlich? Warum habe ich nicht einfach eine meiner Freundinnen angerufen? Oder habe ich mittlerweile alle vertrieben, die mich mochten, weil ich in den letzten Wochen einfach nie Zeit für sie hatte?

Versunken in meinen eigenen Gedanken und Zweifeln erkenne ich nicht sofort, wer an einem der Tische, unweit des Tresen sitzt.

Ist er das etwa?

Nein, unmöglich. Das wäre schon ein ziemlich krasser Zufall, dass mir ausgerechnet ER an meinem einzigen freien Abend seit langem über den Weg läuft.

Doch allmählich wird mir klar, dass er es wirklich ist.

Aaron, mein Boss. Zusammen mit seiner Mutter ist er gerade dabei, Wein zu trinken und irgendetwas mit ziemlich vielen Kartoffeln zu essen.

Dass sie seine Mutter ist, weiß ich, weil sie schon einige Male in der Agentur war. Außerdem erkennt man schon von weitem die Ähnlichkeit zwischen den beiden: Das kaffeebraune Haar (er sehr kurz geschnitten, sie schulterlang), die tiefdunklen Augen, das markante Lächeln. Ja, das haben die beiden zweifellos gemeinsam. Nur mit dem Unterschied, dass Aaron zusätzlich vor allem durch seinen durchtrainierten Oberkörper auffällt, den man an diesem Abend unter seinem enganliegenden Hemd besonders gut erkennen kann. Und dann diese dicken Augenbrauen und der akkurat frisierte Bart.

Verdammt, ist er heiß. Viel zu heiß, wenn man bedenkt, dass er nach wie vor mein Boss ist.

Hilfe, sah er vor meiner Elternzeit auch schon so verteufelt gut aus? Attraktiv fand ich ihn ja schon immer, aber kann es sein, dass mich der Abstand zum Job (und irgendwie zur ganzen Welt) alles noch mit einem ganz anderen Auge wahrnehmen lässt?

Oh mein Gott, starr da nicht so hin!

Plötzlich erkenne ich eine langbeinige Blondine im knielangen Rock neben ihrem Tisch.

Stand die schon die ganze Zeit da? Gehört sie zu ihnen?

Sie wird doch wohl nicht seine Freundin sein? Soweit ich weiß, ist er Single. Aber ich bin ja auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr in der Agentur gewesen und eigentlich gar nicht mehr auf dem Laufenden.

Kapitel 4

Zur selben Zeit

Aaron

____________

„Oh, was für ein netter Zufall!

---ENDE DER LESEPROBE---