My Idea of No. 14 - Alicia Sommer - E-Book

My Idea of No. 14 E-Book

Alicia Sommer

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Beschreibung

»EIN PRINZ IST DAS LETZTE, WAS ICH BIN, CINDERELLA«, SAGT SAM ASHTON. MR IRRELEVANT. MEINE NÄCHSTE GROSSE IDEE

Leah Herst will nur eins: erster weiblicher Head Coach der NFL werden. Aber bisher analysiert sie als Trainee bei den L.A. Vipers hauptsächlich die Trainingsvideos. Und genau dabei entdeckt sie ihn: Sam Ashton, einer der Quarterback Draft Picks - Spitzname Mr Irrelevant. Leah sieht sein Talent und den gleichen Drang, sich zu beweisen, der auch sie selbst antreibt. Das bringt sie auf eine Idee: Wenn sie Sam coacht, könnte sein Erfolg auch ihr helfen, ihren großen Traum zu verwirklichen. Doch dann geschieht etwas, das alles aufs Spiel setzt, wofür Leah so hart gearbeitet hat - der attraktive Sportler erobert langsam ihr Herz. Und würden sie entdeckt, könnte Leahs Karriere zu Ende sein, bevor sie richtig begonnen hat ...

»Spannung, Tiefe und Charaktere zum Verlieben: MY IDEA OF NO. 14 vereint alles, was eine Sports Romance braucht, um sie nicht mehr aus der Hand legen zu wollen.« Selina Mae

Auftakt der L.A.-Vipers-Trilogie

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Seitenzahl: 554

Veröffentlichungsjahr: 2025

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

Playlist

Leser:innenhinweis

Prolog

1

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3

4

5

6

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Epilog

Danksagung

Die Autorin

Die Bücher von Alicia Sommer bei LYX

Impressum

ALICIA SOMMER

My Idea of No. 14

Roman

ZU DIESEM BUCH

Leah Herst würde alles für ihren Traum tun, der erste weibliche Head Coach der NFL zu werden. Aber als Trainee im Coaching Staff der L. A. Vipers verbringt sie bisher ihre Zeit nur damit, Trainingsvideos zu analysieren. Und genau dort entdeckt sie ihn: Sam Ashton, einer der Quarterback Draft Picks – Spitzname Mr Irrelevant. Sie sieht sein Potenzial und den wilden Drang, sich zu beweisen, der auch sie selbst antreibt. Das bringt Leah auf eine Idee: Wenn sie es schafft, Sam erfolgreich zu coachen, könnte sie das gleichzeitig ihrem Ziel näherbringen. Auch Sam bemerkt schnell, dass Leah bei den Trainingssessions weiß, wie sie das Beste aus ihm herausholt. Doch als die beiden mehr Zeit miteinander verbringen, geschieht etwas, das Leahs Traum gefährdet. Je besser sie Sam kennenlernt, desto mehr erobert der attraktive Sportler ihre Gefühle und Gedanken. Und plötzlich birgt jeder Blick, jede flüchtige Berührung und jedes heimliche Treffen ganz neue Gefahren. Denn wenn sie entdeckt werden, könnte Leahs Karriere vorbei sein, bevor sie wirklich begonnen hat …

Für Max

Durch dich habe ich meine Liebe zum American Football entdeckt, ohne die es dieses Buch nicht geben würde – Go Niners!

PLAYLIST

Dream Girl Evil – Florence + The Machine

Maroon – Taylor Swift

That’s My Girl – Fifth Harmony

Strangers – Kenya Grace

greedy – Tate McRae

Sirius – The Alan Parsons Project

Candyman – Christina Aguilera

Daddy Issues – The Neighbourhood

Dancing with a Stranger – Sam Smith, Normani

Play with Fire – Sam Tinnesz, Yacht Money

Motivation – Normani

Rumour Has It – Adele

cinderella’s dead – EMELINE

If U Seek Amy – Britney Spears

Believer – Imagine Dragons

STAR WALKIN’ – Lil Nas X

Cardigan – Taylor Swift

deja vu – Olivia Rodrigo

Issues – Julia Michaels

What Was I Made For? – Billie Eilish

Tearing Me Up – Bob Moses

Ruin My Life – Zara Larsson

What the Hell? – Avril Lavigne

Nonsense – Sabrina Carpenter

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.

Deshalb findet ihr hier einen Contenthinweis.

Achtung: Dieser enthält Spoiler für das gesamte Buch!

Wir wünschen uns für euch alle

das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure Alicia und euer LYX-Verlag

PROLOG

»Das waren ein paar wilde Wochen für die Vipers, aber auch für dich persönlich, Sam. Von Mr Irrelevant zu Mr Super Relevant.«

Während der Reporter die Sam-Ashton-Story nacherzählt, von der seit ein paar Wochen die gesamte Liga, ach, das gesamte Land, besessen ist – meine Story –, knibbele ich an dem Verschluss des Energydrinks auf dem Pult vor mir. Ich kann das Zeug nicht mehr sehen, aber es ist mein erster großer Werbedeal. Im Hintergrund schimmert eine smaragdgrüne Wand mit schwarzem Schlangenkopf, dem Logo der Los Angeles Vipers, im Vordergrund steht gut ein Dutzend Journalisten mit Kameras, Mikrofonen und Aufnahmegeräten.

Der Reporter hält inne und sucht meinen Blick. »Wie fühlst du dich damit, Sam?«, fragt er kalkuliert sanft, als wäre er einer meiner Freunde. Oder mein Therapeut. Natürlich ist er nichts davon. Er ist jemand, der mir gerade gehörig auf die Nerven geht, obwohl diese Pressekonferenz alles verkörpert, wovon ich immer geträumt habe.

Ich schaue ihm direkt in die Augen. Wie ich mich fühle? Fantastisch. Beschissen. »Ich schwebe wie auf einer Wolke«, sage ich schließlich.

Alle lachen, während ich mir einbilde, mir beim Grinsen einen Kiefermuskel gezerrt zu haben.

»Hättest du je damit gerechnet, dass du es so weit schaffen würdest? Und dann auch noch in deiner Rookie-Saison, in der dich niemand auf dem Schirm hatte!«

Niemand? Wirklich? Mein Griff schließt sich fest um die Aluminiumdose. Jetzt wäre ein guter Moment für einen langen, genussvollen Schluck, um den Sponsor glücklich zu machen. Und von den Gefühlen abzulenken, die meine coole Fassade aufweichen wie Wasser dünnes Papier. Dann stelle ich die Dose wieder ab, fahre mir durch die Haare und lächle ein bescheidenes Lächeln. »Na ja, ich stand kurz davor, einen neuen Weg einzuschlagen, als der Draft kam. Da wusste ich, dass ich noch einmal eine Chance bekomme, der Mannschaft zu helfen. Hier geht es nicht um mich, sondern um das Spiel – um das große Ganze.« Ich mache eine Pause. »Und um harte Arbeit.« Noch eine Pause. Rechten Mundwinkel nach oben ziehen. »Verdammt harte Arbeit.«

Wieder lachen alle.

All das Ungesagte legt sich wie Gips um meinen Brustkorb und erschwert mir das Atmen. Es ist so verflucht laut. Ich sitze hier im Presseraum und erzähle irgendeinen Bullshit. Was ich nicht erwähne, ist, dass ich ein beschissener Heuchler bin.

Das Lachen im Raum verebbt, weitere Fragen prallen von den Wänden ab und dringen mit Verzögerung an mein Ohr. Nur noch zwei Siege bis zu den Play-offs – wie bereitet ihr euch mental auf das so wichtige Match bei den Dolphins vor? Kayce und du seid das Dream-Duo der Saison, wird er spielen können? Was hatte es mit diesem kuriosen letzten Spielzug gegen die Raiders auf sich?

Ich muss hier raus.

Scheinbar beiläufig tausche ich einen Blick mit Christie, unserer PR-Managerin, die unauffällig an der Seite steht. Sie versteht das Signal sofort und nickt – die nächste Frage wird die letzte sein. Eine Reporterin von Fox Sports darf sie stellen. Ich finde sie in der Menge, noch bevor sie ihre Lippen öffnet. Da liegt ein Blitzen in ihren Augen, ein verschwörerischer Zug umspielt ihre Mundpartie, als befänden wir uns auf einer College-Kursfahrt und könnten nach den ersten Flaschen Stella endlich zu den interessanten Themen wechseln.

»Sag mal, Sam, hat es einen Grund, dass Leah Herst beim letzten Spiel nicht wie sonst an der Seitenlinie stand?«

Man könnte eine Stecknadel fallen hören – oder meinen Herzschlag, so still ist es auf einmal geworden. Der Druck auf meinen Brustkorb wächst. Keine Luft. Ich kriege keine verdammte Luft. Mir wird heiß. Und schlecht. Die vergangenen Wochen und Monate spielen sich wie eine kitschige TikTok-Slideshow mit melancholischer Musik in meiner Erinnerung ab. Leahs funkelnde Iris im Halbdunkel. Ihre Verletzlichkeit in dieser absurden ersten Nacht. Sehnsucht, Risiko, alles oder nichts. Ihre Wangen, rot gefärbt vor Aufregung, vor Verlegenheit und vom Wind auf dem Trainingsplatz.

POV: Du lernst ein Mädchen kennen, und ihr versteht euch auf Anhieb, weil ihr die gleiche Leere in eurem Herzen tragt. Weil ihr beide Underdogs seid. Underdogs mit einem großen Traum.

Eine Nacht, ein Tag, ein Moment. Im Wasser. Auf dem Feld. Zweisam in Venice. Sie, an der Seitenlinie im Arrowhead Stadium, mit Playsheet in der Hand und jeder Faser voller Vertrauen in die Mannschaft.

Stell dir vor, du verfällst ihr. Ihren seidigen, blonden Haaren. Ihren Lippen. Ihrem Lächeln. Ihrem Geruch. Ihren Küssen. Ihrer warmen, weichen Haut. Ihrem Herzen. Und dann zerstörst du alles.

»Sam?«

War das Christie oder die Reporterin? Ich weiß es nicht. Plötzlich erinnere ich mich jedoch wieder daran, wo ich bin und welche Rolle ich zu spielen habe. Ich blinzele die Slideshow in meinem Kopf weg und schaue auf. Automatisch wandert meine Hand zu der Goldkette mit dem Kreuz über meinem Herzen. Da das oft passiert, hoffe ich, dass ich damit nicht den Anschein erwecke, als müsse ich mich dringend an etwas festhalten. Doch ich muss. Für eine Zehntelsekunde liegt die wahre Antwort auf die Frage der Journalistin auf meiner Zunge. Es ist meine Chance, alles richtigzustellen und damit zwar nicht uns beide zu retten, aber wenigstens sie.

Dann stoße ich mit dem Arm gegen den Energydrink. Die Dose kullert über das Pult und fällt mit einem blechernen Knall zu Boden.

Ich schlucke die Wahrheit hinunter. »Leah ist planmäßig bei ihrer nächsten Station.« In mir zieht sich alles zusammen, trotzdem lüge ich weiter. »Talent Scouting. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch einmal das Privileg haben werde, mit ihr zusammenzuarbeiten.«

Ich stehe auf und hasse mich. »Danke, Leute.« Anschließend winke ich in die Runde und verschwinde hinter Christie aus dem Raum.

Der lange Gang mit seinem riesigen Graffiti an den Wänden verschluckt mich förmlich. WHAT NEXT?, steht dort, als Erinnerung daran, dass wir immer nach dem nächsten Erfolg hungern müssen. Seit zwei Wochen ist diese Frage nichts weiter als ein leeres Echo in meinem Herzen.

Was nun?

Fuck, Leah. Sag es mir, verdammt.

1

Leah

Ein halbes Jahr vorher

Er ist gut, denke ich und bin verwundert, dass ich bei diesem Gedanken nicht einen der Stars der Mannschaft auf meinem Tablet anschaue, sondern ihn. Mr Irrelevant. Er strahlt ein Selbstbewusstsein aus, das die besten Spieler nicht besitzen. Sein Blick ist pures Feuer. Seine Pässe kommen. Er gewinnt das 7 vs. 7.

Erneut studiere ich die Statistiken auf meinem Blatt.

Sam Ashton, Quarterback der University of Minnesota – kein herausragendes Programm. 64 Touchdowns in seiner College-Karriere – nicht außergewöhnlich. 21 Interceptions, 100er Passing Rate, 9000 Yards in 41 Spielen. Das alles ist okay. Passabel. Durchschnittlich. Er vereint all die Statistiken eines Mr Irrelevant – doch irgendwie rückt das auf dem Platz in den Hintergrund.

Mein Mund wird trocken, als ich noch einmal genauer hinschaue. Wegen des Helms sehe ich nicht viel von seinem Gesicht, aber … dieser Blick.

Ich halte das Video genau in dem Moment an, in dem er direkt in die Kamera schaut. Zoome heran. Mein Puls beschleunigt sich, ich befeuchte die Lippen und starte das Replay von Neuem.

Dann sehe ich auf und in Freddies Gesicht, der sich die Augen reibt. Auf dem Tablet vor ihm läuft eine Aufnahme unseres neuen Starting Quarterbacks, der diese Saison zur Saison der L. A. Vipers – der Snakes, wie sie auch genannt werden – machen soll. Und obwohl er alles zeigt, was man von einem Star wie ihm erwarten kann, behält mein Herz seinen Rhythmus, wenn er den Ball wirft.

»Wie viel Uhr ist es?«, fragt Freddie, gähnt und reibt sich weiter die Augen, so doll, dass ich Sorge habe, dass er sich die Augäpfel zerquetscht.

»Halb zehn«, erwidere ich, lehne mich im Konferenzsessel zurück und schaue zum Fenster. Draußen ist es so dunkel, dass sich die Ausrüstung des Besprechungsraums in der Scheibe spiegelt: der grüne Rasen des Football-Feldes auf den TV-Bildschirmen über uns, der lange runde Tisch mit den Tablets und den vielen Ausdrucken, unsere Umrisse.

»Gott, Leah, was suchen wir hier noch?«

Talent, mein Freund. Talent. »Sag mal, was hältst du eigentlich von Sam Ashton?«, frage ich und wende mich ihm wieder zu.

»Von Mr Irrelevant?«

»Genau.« Jedes Jahr findet der vielbeachtete NFL-Draft statt, bei dem die Teams nach genau festgelegten Regeln neue Talente verpflichten. Je vielversprechender ein Spieler, desto früher wird er gewählt. Der letzte Auserwählte erhält traditionsgemäß den Spitznamen Mr Irrelevant. Ich erinnere mich zwar kaum an etwas von Sam Ashton beim Auswahltag, doch das Bild einer goldenen Kette mit einem schlichten Kreuz blitzt vor meinem inneren Auge auf, das er in die Kamera hält, bevor er seine Finger darum schließt. Mr Irrelevant hin oder her – immerhin hat er überhaupt die Chance bekommen, sich zu beweisen. Und auf dem Tape ist er mir ins Auge gestochen.

»Du, Leah, kannst du mich das morgen noch mal fragen? Und ich meine damit nicht in zweieinhalb Stunden. Ich muss langsam ins Bett, und du auch.«

»Antworte einfach, ohne lange darüber nachzudenken.«

Freddie verdreht die Augen und seufzt theatralisch auf, was mich grinsen lässt. Seit ich vor knapp vier Monaten mit diesem Trainee-Programm begonnen habe, sind wir ein eingespieltes Team von Analysten bei den Vipers, und ich habe in dieser Zeit mehr Nächte mit ihm verbracht als mit heißen Dates.

»Er ist halt Mr Irrelevant, was soll ich sagen? Keine Ahnung, warum sie ihn verpflichtet haben, vermutlich, weil es sinnvoll ist, bei einer 36-jährigen Nummer 1 noch ausreichend Ersatzspieler parat zu haben?«

In einem Anflug von Größenwahn sage ich mit voller Überzeugung: »Ich glaube, zum ersten Mal, seitdem ich dich kenne, liegst du falsch.« Ich schiebe ihm mein Tablet rüber. Er schnaubt und steht ruckartig auf, als hätte es ihn gestochen.

»Okay, ich bin raus.«

»Ich muss ihn sehen.«

»Es ist spät, du solltest das Ding ausschalten und ins Hotel fahren.«

»Mag sein, aber ich muss ihn auf dem Feld spielen sehen.«

Ich weiß selbst, dass ich mich wie ein stures Kleinkind anhöre. Eine einzige Trainingsaufnahme ist zudem keine ausreichende Grundlage für eine Bewertung. Doch ich muss raus aus dem klimatisierten Büro und auf den Platz, um dieser Spur nachzugehen.

»Meinst du, das ist vernünftig?«

Eine Sorgenfalte gräbt sich zwischen Freddies Brauen und verpasst meiner Aufregung einen gehörigen Dämpfer. Da ist er wieder, der Elefant im Raum, über den wir nie explizit sprechen. Weil er die lästige Angewohnheit hat, meine Träume zu zertrampeln. So wie jetzt.

Natürlich ist es nicht vernünftig, ganz im Gegenteil. Mein Verhalten ist regelrecht fahrlässig. Wenn ich Daddas Gefühl gebe, mich – wieder – nichtan Regeln halten zu können, war es das nicht nur mit meinem Einsatz auf dem Trainingsplatz, sondern auch mit dem Analystenraum. Er könnte mich einfach rauswerfen. Ich presse die Lippen zusammen und spüre die dumpfen Schläge meines Herzens gegen meine Rippenbögen.

Freddie muss mir den Stimmungswechsel angesehen haben, denn auf einmal verschwindet die Falte von seiner Stirn und macht Platz für einen spöttischen Gesichtsausdruck. »Mach Feierabend, Cinderella.« Da ist keine Schärfe in seiner Stimme, er tätschelt mir die Schulter. Bei der Erwähnung des Spitznamens, den er sich angesichts meiner Situation für mich ausgedacht hat, verdrehe ich die Augen, woraufhin er grinst. Dann verlässt er den Raum durch die Glastür, und ich schaue wieder wie hypnotisiert auf das Display. Der Druck auf meinem Herzen verfliegt allmählich. Stattdessen kehrt das nervöse Klopfen zurück, das in der Vergangenheit stets große Ideen ankündigte. Nicht unbedingt nur gute – aber große.

Im Grunde spricht alles dagegen: jede einzelne Zahl, in einem Sport, für den Zahlen so wichtig sind, doch trotzdem prickelt in mir die Ahnung: Sam Ashton könnte meine nächste große Idee sein.

Ich bleibe noch eine weitere Stunde im Büro, in der ich all unsere Datenbanken nach Informationen über Sam Ashton durchforste und für meine persönliche Sammlung ein kleines Dossier von ihm anfertige. Erst dann mache ich mich auf den Weg zum Parkplatz. Die Lichter in den umliegenden Räumen sind bereits aus, auf den Gängen begegne ich keiner Menschenseele, und schon bevor ich durch die Flügeltüren in die dicke Abendluft von Inglewood trete, entdecke ich meinen Jeep als eines der letzten Autos auf dem Gelände. Ich steige ein und steuere das Grand Plaza an, das die L. A. Vipers für die Dauer des Trainingscamps als Mannschaftshotel angemietet haben. Neben den Spielern sind dort auch Vereinsmitarbeiterinnen wie ich untergebracht, obwohl ich inzwischen eine Wohnung in der Nähe habe. Es soll das Wir-Gefühl im Verein stärken.

Die Straßen sind wie leergefegt. Kurz zuvor herrschte hier noch das typische Verkehrschaos, das ich immer vom Bürogebäude aus sehe. Täglich bringt es die gesamte Stadt im Umkreis von mehreren Countys zum Stillstand. Jeder, der wie ich in L. A. aufgewachsen ist, verfügt über einen ausgeklügelten mentalen Verkehrsplan. Wir wissen, wo es sich wann staut, und arrangieren unser Leben drumherum.

Gemächlich navigiere ich den Wagen durch die Nachtlichter, vor denen sich die dunklen Umrisse von Palmen abzeichnen, passiere Tankstellen und die grell beleuchteten Plakate von Anwälten, die mir mit reißerischen Slogans versprechen, mich vor dem Untergang zu retten. Einen davon kann ich schon auswendig: Verletzt? Ruf Matt McCurry an – dein Superheld in allen Lebenslagen. Denn es erinnert mich täglich daran, dass ich hier rechts abbiegen muss. Ich fahre eine Weile geradeaus, bis sich der Hotelturm vor mir aufbaut und ich den Wagen beim Concierge abstellen kann.

Eigentlich ist es zu spät für das Gym, doch mein Rücken ist nach den zwölf Stunden im Büro verspannt und in meinem Zimmer warten nur ein steriles Bett und eine leere Minibar auf mich. Also schnappe ich mir trotz der späten Uhrzeit die Sporttasche aus dem Kofferraum und laufe auf die goldenen Türen des Plazazu.

Warmer Wind weht durch die Strähnen, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst haben. In der Ferne quietschen Reifen, ansonsten ist es vollkommen still. Ich zeige der Security meinen Mitarbeiterausweis, betrete die Lobby, die ebenfalls verlassen daliegt, mit der Ausnahme des Nachtportiers und zwei Menschen, die ich anhand ihrer Kleidung als Mitglieder des Athletic-Trainer-Teams ausmache. Sie schlendern mit mir zu den Aufzügen, und wir steigen gemeinsam ein. Die beiden lachen. Der Mann legt vertraulich eine Hand auf die Schulter seiner Kollegin und beugt den Kopf vor, um ihr etwas zuzuflüstern, woraufhin sie noch herzhafter lacht. Ich schaue zur Decke und versuche mir einzureden, dass der Anflug von Schwere in meinem Brustkorb allein von der unangenehmen Situation einer Aufzugfahrt mit Fremden kommt und nicht daher, dass ich gerade die Abwesenheit meiner besten Freundin Erin besonders spüre. Sie ist die einzige Person, die mich so zum Lachen bringen kann.

Morgen, erinnere ich mich an meinen Entschluss, um das Einsamkeitsgefühl zu vertreiben. Morgen gehe ich zum Trainingsplatz – komme, was wolle. Auch wenn Dad mich in Handschellen von der Security abführen lässt.

Als der Aufzug endlich die zwanzigste Etage erreicht, steige ich aus und lasse meinen angehaltenen Atem entweichen. Hier oben vermischt sich der Geruch des süßlichen Reinigungsmittels des Hotels mit Magnesium und Deo vom Gym und dem Chlor des Schwimmbads, das wir nutzen dürfen, in dem ich aber noch keine einzige Runde geschwommen bin. Mein Blick schwenkt zu der analogen Uhr an der Wand. Es ist halb zwölf. Bis ich mein Programm durchgezogen habe, ist es halb eins. Bis ich danach im Bett bin, ist es eins. Bis ich das Adrenalin abgebaut habe und schlafen kann, zwei, vielleicht auch drei. Schwimmen und Chlor machen müde.

Zwar habe ich meine Schwimmsachen auf dem Hotelzimmer, doch ich will nicht noch mehr Zeit vergeuden, und ehrlich, was unterscheidet einen Bikini schon groß von farblich abgestimmter Unterwäsche? Nichts, entscheide ich, drehe mich spontan auf dem Absatz um und laufe in die entgegengesetzte Richtung vom Gym, wo der Chlorgeruch mit jedem Schritt intensiver wird.

Ich erreiche die gläsernen Schiebetüren, hinter denen das Schwimmbad im Dunkeln liegt. Vermutlich ist es schon geschlossen, denke ich, halte aber trotzdem meine Karte vor den Sensor und spüre einen kleinen Adrenalinstoß, als sich die Tür öffnet. Ich streife Straßenschuhe und Socken ab und tappe barfuß über die feucht-kühlen Fliesen zur Dusche, wo ich mich meiner Klamotten entledige und unter den Wasserstrahl steige. Nur mit einem Handtuch bekleidet trete ich hinaus in die chlorgesättigte Luft. Ich schaue zu meiner Unterwäsche am Haken und zögere. Wenn ich sie wieder anziehe, müsste ich gleich in nassen Sachen oder ohne Unterwäsche unter den Klamotten durchs Hotel laufen. So gut, wie es die schwache Beleuchtung vom Hotelgang zulässt, scanne ich den Raum. Die Wasseroberfläche ist unberührt, die Halle leer. Wer sollte auch hier sein? Die Spieler nutzen die deutlich besseren Anlagen des Vereinsgebäudes, die Funktionäre schlafen oder arbeiten noch, und niemand außer mir kommt auf die Schnapsidee, um diese Uhrzeit schwimmen zu gehen.

Was soll’s.

Ich lasse die Unterwäsche, wo sie ist, und tue es einfach. Das Handtuch lege ich an den Beckenrand, dann setze ich mich auf die Fliesen und gleite langsam in den Pool.

Wie eine sanfte Umarmung umschließt das Wasser meinen Körper. Ein warmer Schauer läuft mir über den Rücken, der dafür sorgt, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Es ist seltsam, doch obwohl ich unter Wasser keinen Sauerstoff kriege, habe ich das Gefühl, das erste Mal seit Langem durchatmen zu können. Die letzten Monate waren ein einziges Magengeschwür. Dieses permanente Ziehen in meiner Brust, mit dem ich morgens aufwache und abends wieder einschlafe, diese Übelkeit bei jedem falschen Gedanken. Wegen Jax, Ames, Dad. Vor allem wegen Dad.

Er will sich schon wieder in meinen Kopf schleichen, diesmal lasse ich es allerdings nicht zu. Weil er nicht hier im Schwimmbecken ist. Hier ist nichts und niemand, nicht einmal der Stoff eines Bikinis, der mich einengt. In der Stille des Wassers fühle ich mich schwerelos; schwerelos, leicht und frei. Ich sinke tiefer, bis meine Zehen den Boden des Beckens berühren. Dann öffne ich die Augen und –

Das Wasser schluckt meinen Schrei und ich schlucke Wasser.

Ruckartig mache ich einen Satz nach hinten, bis ich die Fliesen des Beckenrands im Rücken spüre, aber ich tauche nicht auf. Ich starre nur, und er starrt zurück.

Shit.

Mir geht der Sauerstoff aus, ich treibe nach oben. Mit einem lauten Prusten durchbreche ich die Wasseroberfläche, schnappe nach Luft und hoffe irgendwie, dass er unten bleibt. Für immer. Zumindest aber, bis ich aus dem Schwimmbad gesprintet bin, ohne dabei auszurutschen und mir die Knochen zu brechen. Der Pool ist leicht abschüssig. Ich lege ein paar Meter zum Treppenaufgang zurück, erreiche die Stelle, ab der ich wieder Boden unter den Füßen habe, und denke schon, dass ich mich unbeobachtet davonmachen kann, da taucht er in etwa zwei Metern Entfernung vor mir auf.

Vollkommen cool. Ohne panisch Luft zu holen, als besäße er Kiemen. Wie hätte er auch sonst so lange unter Wasser bleiben können, dass der Pool bei meiner Ankunft wieder spiegelglatt dalag?

Er schüttelt sich die nassen Locken aus der Stirn, sodass Wasserspritzer durch die Luft fliegen und auf die Oberfläche prasseln. Anstatt zu fliehen, verharre ich wie versteinert.

»Hi.« Seine Stimme ist dunkel und kratzig. Er sagt das, als wäre diese Situation das Normalste der Welt und ein simples »Hi« die naheliegende Reaktion.

Ich starre noch immer und komme nicht umhin zu bemerken, wie die Feuchtigkeit weiter aus seinen dunklen Haaren tropft und von seiner Brust bis zu seinem breiten Bizeps hinabrinnt. Ein Schatten verdunkelt eine Hälfte seines Gesichts und verleiht ihm etwas Verwegenes. Seine vollen Lippen verziehen sich zu einem schiefen Grinsen, das seltsame Dinge mit mir anstellt.

Danach kapiere ich, dass er mich genauso auscheckt wie ich ihn – mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass ich nur einen Teil seines nackten Oberkörpers sehe, während meine Brüste gut erkennbar aus dem Wasser ragen.

Reflexartig verschränke ich die Arme und bedecke das Nötigste.

»Skinny-Dipping vor Mitternacht?«, fragt er und zieht eine Augenbraue hoch.

Er kommt mir vage bekannt vor, doch eher so, wie einen manchmal jemand auf der Straße an einen C-Promi erinnert, den man schon mal im Fernsehen gesehen hat. Mit den nassen Haaren und den verschatteten Gesichtszügen könnte er jeder sein, von Tom Brady bis zu einem beliebigen Athletic Trainer aus dem Verein – nur ist er für einen durchschnittlichen Funktionär zu jung und zu trainiert. Er muss ein Spieler sein. Außerdem meine ich, dunkle Flecken wie von Blutergüssen und Schrammen auf seinen Armen und seinem Oberkörper ausmachen zu können, die typisch für diesen Sport sind. Definitiv ein Spieler. Das ist schlecht, weil es nicht gerade einen professionellen Eindruck hinterlässt, wenn die Footballer meine Brüste kennenlernen, bevor ich mich vorstellen kann. Und es ist schlecht, weil er attraktiv wirkt. Vielleicht sogar mit mir flirtet. Das wäre ein absolutes Tabu, für ihn und für mich. Beim Trainingscamp müssen wir alle zu hundert Prozent fokussiert sein, und als angehender Coach dürfte ich niemals etwas mit einem Spieler anfangen, niemals, niemals, niemals. Verzweifelt versuche ich, ihm ein Gesicht oder wenigstens eine Nummer zuzuordnen, doch mein Kopf ist vor Anspannung wie leergefegt.

»Habe ich dich erschreckt …?« Der Fremde lässt eine Pause, die eine eindeutige Aufforderung ist, sie mit meinem Namen zu füllen.

Was macht er überhaupt noch hier? Klingelt sein Wecker nicht um sechs? Welche Position spielt er? Wer ist er? Wenn die Lichtverhältnisse nur besser wären und ich mich nicht allein auf die Daten der Spieler, sondern auch auf ihr Aussehen konzentrieren würde!

Seine andere Augenbraue wandert erwartungsvoll nach oben. »Cinderella«, sage ich schließlich und unterdrücke ein Schnauben. Meine Stimme klingt ungewollt kratzig, was wohl am langen Arbeitstag mit unzähligen Meetings liegt.

»Cinderella.« Er testet den Klang auf seiner Zunge, als wäre er unentschlossen, ob er mich ernst nehmen oder es für einen Witz halten sollte.

Ich wünschte, ich könnte ignorieren, was seine Stimme beim Aussprechen dieses lächerlichen Spitznamens mit mir macht.

»Ehrlich?«, hakt er nach.

In einem Land, in dem man seinen Kindern die Namen von Himmelsrichtungen geben darf, wäre es nicht überraschend, wenn ich tatsächlich so hieße. Ich zucke mit den Schultern und eine kleine Welle schwappt um meinen Oberkörper.

»Ja, ich darf so lange nicht auf den Ball gehen und Spaß haben, bis ich die Linsen sortiert habe.« Wenn hinter dieser Metapher nur nicht so verflucht viel Wahrheit stecken würde. Ehe ich mir auf die Zunge beißen kann, um mich nicht weiter in Schwierigkeiten zu bringen, höre ich mich hinzufügen: »Und ich warte noch auf den Prinzen, der mich rettet.«

Ich realisiere erst, dass dieser klägliche Versuch einer ironischen Bemerkung wie eine Einladung der anderen Art klingt, als er nicht mit einem Lachen antwortet.

Stattdessen leckt er sich über die Lippen, und mein Herzschlag nimmt Geschwindigkeit auf. Ich halte den Atem an. Was passiert hier gerade?

»Cinderella«, wiederholt er, und wie sich seine Zunge dabei um die beiden Ls legt, facht etwas in meinem Körper an. Mein Herz ist jetzt nicht länger das Einzige, das pocht, jede Faser in mir ist wie elektrisiert. Eine aufgeladene Sekunde nach der anderen verstreicht, in der ich meine klaren Gedanken wiederfinden will, Gedanken wie Er ist ein Spieler, verdammt! Hau endlich ab!, sie aber inmitten von warmem, sanften Wasser, zu viel nackter Haut und diesem unterdrückten Ruf nach Freiheit in mir nur weiter verliere.

Er watet ein paar Schritte auf mich zu, ist nur Zentimeter von mir entfernt, und mein Herz schlägt noch schneller. Dann greift er nach einer Kette um seinen Hals, die mir zuvor nicht aufgefallen ist. Gebannt verfolge ich mit den Augen, wie er sie zurechtrückt und zwischen faszinierenden Mustern aus Tinte ein Anhänger aufblitzt, der im Wasser nach hinten gerutscht sein muss.

Ein schlichtes goldenes Kreuz.

Er geht so nah an mir vorbei, dass sein tätowierter Oberarm beinahe meinen berührt, greift nach dem Geländer des Aufgangs und schaut mich über seine Schulter hinweg an. »Ein Prinz ist das Letzte, was ich bin, Cinderella«, sagt Sam Ashton.

Mr Irrelevant.

Meine nächste große Idee.

2

Leah

Am nächsten Morgen wache ich mit diesem unvergleichlichen Das-ist-nicht-wirklich-passiert-Gefühl auf. Es wirkt stärker als ein Sprung in einen eisigen See und eine Kanne Kaffee zusammen. Sofort sind da wieder diese Bilder, begleitet von einem heftigen Adrenalinrausch. Sam Ashtons unter Wasser geöffnete Augen. Sein feuchter Oberkörper. Mein unregelmäßiger Herzschlag. Die Kette, die auf seine Brust gleitet. Cin-de-rel-la.EinPrinzistdasLetzte,wasichbin,Cinderella.

Ich schreie in das Kopfkissen, obwohl die Wände in diesem teuren Hotel dick genug sind, dass mich niemand hören kann. Die Gefühle fahren Autoscooter in meinem Magen. Scham rammt Reue und Selbstverachtung. Warum habe ich nicht einfach meine Klappe gehalten? Warum musste ich mit meiner unüberlegten Bemerkung einen auf cool machen? Ich kenne die Antwort: weil ich ein Talent für schlechte Entscheidungen mit Domino-Effekt besitze.

Widerwillig lasse ich das Kissen sinken und zwinge mich dazu, die Beine aus dem Bett zu schwingen und mich aufzusetzen. Meine Glieder fühlen sich so schwer an wie nach einer durchfeierten Nacht mit zu viel Alkohol. Das Chlorwasser hat mich doch nicht müde gemacht, ganz im Gegenteil.

Cin-de-rel-la.

Seine raue Stimme verfolgt mich! Ich schreie meine Scham ein weiteres Mal heraus, diesmal ohne Kissen. Hoffentlich erkennt er mich nicht. Bitte, lieber Gott, mach, dass er mich heute nicht als die nackte Nacht-Planscherin aus dem Schwimmbad identifiziert. Hab einmal Erbarmen mit mir, das mit Dad wird schon schwierig genug.

Dad.

Ich stöhne auf, bin kurz davor, wieder zu schreien. So kann es nicht weitergehen, ich muss mich sammeln. Für einen Moment schaue ich aus dem Fenster in das ewige Blau des Himmels über Los Angeles. Gegenüber befinden sich verchromte Hochhäuser und dazwischen die Straßenzüge, die noch auf die morgendliche Rush-Hour warten.

Ich bemühe mich um einen tiefen Atemzug, dann greife ich nach dem Handy auf meinem Nachttisch. Es ist sechs Uhr. Ich rechne drei Stunden dazu und komme zu dem Schluss, dass ich eine realistische Chance habe, Erin noch vor der Arbeit zu erwischen.

Beim zweiten Klingeln hebt sie ab. »Hey, Girlfriend, was gibt’s?« Ihre angenehm dunkle Stimme breitet sich wie ein Beruhigungsmittel in meinen Venen aus, und ich entspanne Muskeln, von denen ich nicht gemerkt habe, dass sie verkrampft waren.

»Ich habe es schon wieder getan.« Ich kneife die Augen zusammen und sehe regelrecht den Schock in Erins hübschen Gesichtszügen vor meinen geschlossenen Lidern.

»Du hast was getan?«

»Eine epische Fehlentscheidung getroffen.«

»Moment, warte kurz.« In der Leitung raschelt es. Schritte erklingen, eine Tür geht auf und zu.

Ich nutze die Gelegenheit, mich selbst in Bewegung zu setzen, über den Teppichboden zu dem Sideboard neben der Fensterfront, um mir einen Kaffee zu machen. Das Hotelzimmer ist purer Luxus, mit echtem Mahagoni und Marmorbad. Selbst die Kaffeemaschine ist nicht ein schlichtes Kapselgerät, sondern ein hochwertiger Vollautomat. Leider habe ich keine Zeit, diesen Luxus abseits von gutem Kaffee zu genießen.

»Bin jetzt in meinem Büro«, sagt Erin schließlich. »Erzähl. Eine Jax-ähnliche Entscheidung?«

Während ich einhändig eine Tasse vom Tablett nehme und sie unter die Kaffeemaschine stelle, wiege ich meinen Kopf hin und her. Dann erinnere ich mich daran, dass sie das nicht sehen kann, und antworte mit einem verspäteten »Vielleicht«.

Sie schnaubt. »Ich muss gleich in ein Meeting, also lass dir nicht jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen. Ich muss wissen, ob ich das BFF-Notfallprogramm starten muss.« Die Kaffeemaschine röhrt, und Erin fügt hinzu: »Wehe, du erwartest von mir, dass ich durch diesen Lärm irgendetwas verstehe.«

Ich muss grinsen und stelle fest, dass ich meine beste Freundin noch mehr vermisse, als ich gedacht habe. Sobald der Espresso fertig ist, trinke ich mir einen Schluck koffeinhaltigen Mut an und beginne zu erzählen. »Ich glaube, der Typ, den ich als neuen Tom Brady auf Tape entdeckt habe, denkt, dass ich gestern im Schwimmbad des Mannschaftshotels mit ihm schlafen wollte.«

»Oh, Shit.«

Ja. Oh, Shit.

Dann gebe ich Erin die Kurzfassung von gestern und weihe sie in meinen Plan für heute ein. Ihr Schweigen verrät mir, dass sie weiterhin der Meinung ist, dass wir es mit einer »Oh, Shit«-Situation zu tun haben. Verdammt.

»Was ist jetzt mit dem Notfallprogramm?«, frage ich, nur noch halb hoffnungsvoll, reibe mir über die Schläfen und lehne mich gegen das kühle Mahagoniholz des Sideboards.

Schweigen. Ich meine, Schritte zu hören, als würde Erin auf und ab gehen, was sie vermutlich auch tut. »Du hast gesagt, es war ziemlich dunkel, oder?«

»Ja.«

»Und spät.«

»Ja.«

»Du warst schon unter Wasser, als ihr euch das erste Mal gesehen habt.«

»Korrekt.«

»Und deine Haare waren offen?«

»Auch das ist korrekt.«

»Okay, dann ist es einfach. Du bindest dir wie sonst auch die Haare zu einem Pferdeschwanz und ziehst dir eine Vipers-Cap so tief wie möglich in die Stirn. Setz dir am besten noch die Brille auf, die wir in SoHo in diesem Billigladen gekauft haben. Du weißt schon, die, die dich so smart aussehen lässt. Dann wird er dich auf gar keinen Fall erkennen.«

Ich stelle mir ihren Vorschlag bildlich vor und nicke langsam. »Klingt nicht völlig unrealistisch.«

»Deine blonden Haare werden, wenn sie nass sind, fast braun. Und es war dunkel. Zumal er bestimmt anderes im Kopf hat, als sich nach seiner nächtlichen Schwimmbadbegegnung umzusehen. Immerhin will er sich in den Kader der Vipers spielen.«

»Genau, als Nummer 261.« Das ist seine Zahl vom Auswahltag. 260 Spieler wurden vor ihm verpflichtet.

»Er würde dich heute wahrscheinlich nicht einmal wahrnehmen, wenn du mit nichts als dieser Nummer bekleidet vor ihm an einem Field-Goal-Pfosten Pole Dance tanzen würdest.«

Das Bild ist so absurd, dass ich laut auflache. Etwas entspannter lasse ich mich auf das Polstersofa neben dem Sideboard sinken. »Du hast recht.« In mir breitet sich die Hoffnung aus, dass dieser Tag doch keine Doppelt- und Dreifach-Katastrophe werden wird.

»Natürlich habe ich das. Und jetzt konzentrier dich darauf, das zu rocken und Andy Herst zu zeigen, wo dein Platz ist, nämlich auf dem Feld und nicht irgendwo abgeschottet in einem Kabuff!«

»Okay, mache ich.«

Ich bin so dankbar, Erin zu haben, dass meine Augen vor Rührung brennen. Schon auf der Highschool waren wir ein unzertrennliches Team. Beide sind wir in einem wohlhabenden Elternhaus aufgewachsen und wollten in die Fußstapfen unserer erfolgreichen Väter in Männerdomänen treten. Wir pushten uns gegenseitig und verbrachten unsere Freizeit nicht wie andere auf Partys, sondern auf Networking-Events unserer Dads. Wir malten uns aus, wie es wäre, erfolgreich wie sie zu sein, und sahen uns schon mit einem edlen Tropfen Wein anstoßen, den wir vom ersten selbstverdienten Geld gekauft hatten.

Nach der Highschool trennten sich unsere Wege, weil Erin in Harvard angenommen wurde und ich in L. A. blieb, um an der University of Southern California Sports Business and Management zu studieren. Erin war schon immer so viel mehr als nur eine gewöhnliche beste Freundin für mich. Sie ist meine Sparringspartnerin, mein Ansporn, meine engste Vertraute, mein Korrektiv. Du weißt, dass jemand dich wirklich liebt, wenn er dir unangenehme Wahrheiten schonungslos um die Ohren haut. Würde sie nur nicht verfluchte viertausend Kilometer entfernt leben. Wären wir damals nur gemeinsam aufs College gegangen, dann –

Ich würge den Gedanken ab und konzentriere mich wieder auf Erin. »Und du zeigst diesen Wall-Street-Investment-Bankern, dass ihr Gentlemen’s Club Geschichte ist, ja?«, sage ich.

»Immer, Süße. Ich habe den Spielplan gecheckt, wir sehen uns spätestens im November im MetLife-Stadium, ja?«

Vorausgesetzt, dass Dad mich zu einem Auswärtsspiel nach New York mitnimmt, was ziemlich hoch gepokert wäre. Aber das sage ich nicht, heute ist kein Tag für Selbstzweifel. Ein Schritt nach dem anderen, und für den nächsten muss ich jetzt, genau jetzt, meinen Hintern in den Jeep schwingen. Ich verabschiede mich von Erin, exe den Espresso und mache mich in Rekordzeit fertig.

Eine halbe Stunde später stehe ich an der Seitenlinie des Platzes, milder Morgenwind weht mir in den Nacken und ich schließe den Reißverschluss meines Vipers-Sweaters bis unters Kinn. Die Spieler sind noch nicht da, nur ein paar Mitarbeiter des Vereins, die Hütchen und Blocking Dummys aufstellen. Flüchtig kontrolliere ich, ob mir die Cap tief genug in der Stirn sitzt – tut sie –, stecke meine Hände in die Bauchtaschen des Sweaters und laufe ein paar Schritte über den frisch gewässerten Rasen, der unter meinen Sneakern schmatzende Geräusche macht und sie langsam durchnässt. Die Brille hatte ich nicht mit ins Hotelzimmer genommen, doch ansonsten stimmt mein Outfit. Leider ändert es nichts daran, dass mein Herz mir wie ein Football bei einem Ballverlust durch die Brust kullert, auf der Suche nach Halt.

Geräuschvoll lasse ich Luft durch die Zähne entweichen. Ich habe so viele Fragen, deren Antworten mit jeder Sekunde näher rücken.

Wird Dad mich gleich vom Platz vertreiben? Wird er sehr angepisst sein oder nur ein bisschen? Wie wird er mich behandeln, wenn er mich wider Erwarten bleiben lässt?

»Hi, Leah«, reißt mich jemand aus den Gedanken.

Am Klang seiner Stimme erkenne ich, dass es Rob ist, der Head Coach der Vipers und ein enger Vertrauter von Dad. Angespannt lächelnd wende ich mich ihm zu und hebe die Hand zu einem Gruß. Nichts anmerken lassen, rede ich mir selbst gut zu. Tu so, als wäre es völlig selbstverständlich, dass du hier bist.

Dabei wäre Rob vermutlich der Letzte, der mich vom Feld schicken würde. Er hat die Statur einer Schrankwand und das Herz von Mutter Teresa – eine Seltenheit in diesem harten Business. Er überbrückt die Distanz und schließt mich in eine feste Umarmung, die mich nach Luft schnappen und eine volle Ladung seines herben Aftershaves einatmen lässt.

»Schön, dich zu sehen«, sagt er und löst sich von mir. »Was hältst du von den Jungs diese Saison?«

Mein Herz schmilzt ein bisschen. Das ist typisch Rob. Er fragt nicht, was ich hier zu suchen habe, er fragt mich nach meiner Meinung. »Viel Potenzial«, sage ich vage, weil man nie zu früh urteilen sollte. »Hast du schon einen Favoriten?«

Rob schwärmt von einer Handvoll Spieler und teilt ein paar oberflächliche Beobachtungen mit mir, die ich sofort mental abspeichere.

Der Name Sam Ashton fällt nicht.

Eine Weile plaudern wir über aktuelle Entwicklungen im Sport, dann sagt er: »Ich freue mich, dass du uns diese Saison unterstützt. Freddie spricht in den höchsten Tönen von dir.«

»Tut er das?«

Wärme durchströmt mich. Ganz von selbst verziehen sich meine Lippen zu einem Lächeln. Guter, alter Freddie.

»Überrascht dich das?«

Ich schüttle den Kopf. »Ehrlicherweise nicht.« Zwar leide ich in vielen anderen Lebensbereichen unter Selbstzweifeln, aber nicht, wenn es um Football geht. Ich bin mit diesem Sport aufgewachsen. Er fließt durch meine Adern.

»Gut so. Wir brauchen kompetente Frauen wie dich in der Liga. Bleib dran, Leah.«

Er nickt mir aufmunternd zu und dreht sich nach einem seiner Assistenten um. Die Wärme hat sich mittlerweile bis in meine Wangen ausgebreitet. WarumkannDadnichteinbisschenmehrwieRobsein?Ich kenne die Antwort. Kenne sie viel zu gut.

Allmählich füllt sich das Gelände mit Trainern, Spezialisten, Fernsehleuten, die Aufnahmen für die Trainingscamp-Dokuserie Hard Knocks machen, Fans auf den Tribünen ringsum, die zahlen, um die Vipers trainieren zu sehen, und Spielern, die schon mit ihrer morgendlichen Regeneration und den Meetings durch sind. Darunter sind auch Stars der Mannschaft wie Kayce James. Als sich unsere Blicke treffen, zeigt er mir das Peace-Zeichen, obwohl wir uns überhaupt nicht kennen. Zu der Wärme gesellt sich ein kribbeliges Gefühl, das meine Angst in zaghafte Vorfreude verwandelt.

Doch dann zerplatzt sie wie ein Ballon, in den jemand mit einer Nadel sticht.

»Was machst du hier, Leah?«

Dad. Erist die Nadel.

Kein Gruß, kein nettes Wort, dafür dieser Befehlston, wegen dem er unter den Spielern gefürchtet wird. Sie schätzen ihn trotzdem. Er ist eine Vereinslegende, weil er damals als Quarterback den ersten und bislang einzigen Super-Bowl-Titel mit den Vipers holte und jetzt eine Sonderrolle bei den Snakes einnimmt, indem er seine Expertise als Positionscoach und stellvertretender Head Coach im Quarterbacks-Team einbringt. Er müsste das nicht tun. Er könnte seinen Footballer-Ruhestand genießen oder woanders deutlich mehr Geld verdienen. Doch er liebt diesen Verein und den Kick des aktiven Mitgestaltens zu sehr. Als damals Robs Anruf kam, zögerte er keine Sekunde.

Ich schaue vom Rasen auf, und es wirkt, als wäre es schlagartig zehn Grad kälter.

Dad trägt eine Flatcap, dunkle Shorts und ein weißes Long-Sleeve-Shirt, alles mit Vipers-Logo, dazu eine eckige Sonnenbrille, durch die ich seine Augen nicht sehen kann, stattdessen mein eingeschüchtertes Spiegelbild. Sie lässt sein Gesicht mit dem perfekt getrimmten hellgrauen Bart und der langen spitzen Nase noch unnahbarer wirken.

Cool bleiben. Selbstbewusst. Ich denke an Robs aufbauende Worte. An das, was Erin zu mir gesagt hatte: Konzentrier dich darauf, das zu rocken und Andy Herst zu zeigen, wo dein Platz ist.

»Das ist so abgesprochen«, sage ich, um eine feste Stimme bemüht.

»Mit wem?« Seine Frage kommt unnatürlich schnell, als wäre er mir einen Schritt voraus.

Wenn ich jetzt zögere, verrate ich mich. »Mit Rob und Freddie«, feuere ich ebenso schnell zurück, ohne darüber nachzudenken. »Freddie hat Rob gesagt, was ich bei der Videoanalyse für eine gute Arbeit mache.« Dieser Teil stimmt wenigstens. »Und daher kam die Idee, dass ich im Rahmen des Trainee-Programms heute mal einen Tag beim Training dabei bin, um ein paar Beobachtungen in der Praxis zu testen.« Das war auch die Idee – nur strenggenommen nicht Freddies oder Robs, sondern meine.

Dad schnaubt. Es ist ein kleiner, scheinbar harmloser Laut, der seine gesamte Einstellung gegenüber meinen Karriereambitionen in sich trägt: Herablassung. Er wollte nie, dass ich in seine Fußstapfen trete. Obwohl uns diese geteilte Leidenschaft miteinander verband, traute er mir nie zu, dass Football mehr als ein Hobby für mich werden könnte – worin ich ihn auf spektakuläre Weise bestätigt habe. Ein Kloß bildet sich in meiner Kehle, doch ich schlucke ihn hinunter. Gefühle kann ich mir auf dem Platz nicht leisten.

»Leah«, setzt er an und nimmt endlich seine peinliche Sonnenbrille von der Nase, sodass ich seine graublauen Augen sehe. Eine Mischung aus Genervtheit, Mitleid und Autorität liegt darin. Er fasst meinen Arm und zieht mich näher zu sich. »Hör zu, du weißt, dass –«

Dann macht er abrupt einen Schritt zurück und knurrt: »Nur die erste Trainingssession.« Zeitversetzt verstehe ich den Grund für den Gesprächsabbruch – die Quarterbacks gesellen sich zu den anderen Spielern auf den Platz und er will jetzt keine Szene zwischen uns riskieren. Glück gehabt.

Allen voran spaziert unser erster Quarterback Zach Williams mit altmodischen Kabel-Kopfhörern um den Hals, als könnte er sich von seinem Millionengehalt keine AirPods leisten. Neben ihm geht die designierte Nummer 2, Tyril Seymour, und hinter den beiden Nummer 3, Blue Davids, der einen Teamkollegen mit einem High Five begrüßt. In einem Abstand von ein paar Metern folgt er. Mr Irrelevant.

Mein Herz macht einen schmerzhaft heftigen Satz, und ich weiß nicht, ob es am Etappensieg gegen Dad liegt oder daran, dass da genau der Typ in voller Trainingsmontur übers Feld schlendert, vor dem ich mich gestern bis auf die Knochen blamiert habe. Mein Blick wandert an seiner Footballausrüstung entlang, an den engen Pants, die die Muskeln seiner Beine betonen, die sich bei jedem Schritt anspannen und entspannen, dem Trikot mit den Schulterpolstern, aus dessen Ärmel sein Bizeps hervorschaut, dem Helm, der ihm etwas Kriegerisches verleiht.

Ich schlucke. Unsere Blicke treffen sich, mein unsicherer auf seinen hyperfokussierten, und ich suche darin nach Erkenntnis, nach irgendetwas, das mir verrät, was er denkt, doch da ist nichts als Konzentration. Ich wende mich ab und lächle unverbindlich in die Runde.

»Hey Leute«, sagt Dad, worauf gemurmelte Grüße zurückkommen, außer von Zach Williams, der mit einem gelassenen »Hey, alter Mann« antwortet.

»Wir haben heute einiges auf dem Plan, lasst uns keine Zeit verlieren.« Er deutet mit der Hand auf mich. »Das ist meine Tochter Leah. Sie ist aktuell Trainee im Verein und wird bei der ersten Trainingssession dabei sein, um mir zu assistieren. Ansonsten keine Änderungen, bleibt fokussiert.«

Es kostet mich meine komplette Selbstbeherrschung, einmal mehr meine Gefühle hinunterzuschlucken und nicht angewidert das Gesicht zu verziehen. Tochter. Trainee. Bleibt fokussiert. Die Blicke der Jungs ruhen auf mir. Aus irgendeinem Grund spüre ich Sam Ashtons besonders intensiv.

Kaum merklich recke ich das Kinn um wenige Millimeter und korrigiere meine Haltung. »Ich arbeite als Analystin bei den Vipers«, ergänze ich Dads völlig verkürzte Vorstellung und kann mir nicht verkneifen hinzuzufügen: »Also zeigt mir, was ihr draufhabt.«

Gelächter ertönt, doch nicht dieser kratzig-dunkle Sound, den ich seit gestern Nacht überall wiedererkennen würde.

Das Training startet mit einer Aufwärmübung für das gesamte Team. Um mich auf Betriebstemperatur zu bringen, schließe ich mich bei den Kniebeugen und Liegestützen an, was mir ein paar anerkennende Sprüche von Spielern einbringt. Darauf folgt ein 7-on-7-Drill, ein vereinfachtes Football-Spiel zwischen zwei Mannschaften mit jeweils sieben Footballern.

Obwohl ich extra gekommen bin, um mir Mr Irrelevant aus nächster Nähe anzusehen, verteile ich meine Aufmerksamkeit auf mehrere Spieler, sauge alles in mich auf und mache mir Notizen auf einem Klemmbrett. Je länger die Session dauert, desto eher scheint Dad zu vergessen, dass ich seine in Ungnade gefallene Tochter bin. Stattdessen behandelt er mich mehr und mehr wie ein Mitglied des Mitarbeiterstabs, das er respektiert. Immer öfter winkt er mich zu sich ran, um eine Beobachtung mit mir zu teilen oder mir zu erzählen, was in seinen Augen optimiert werden muss. Und als er mir einmal eine Frage stellt, muss ich mich zusammenreißen, nicht aus meiner Rolle des angehenden Assistant Quarterback Coaches auszubrechen und vor Freude im Kreis zu hüpfen. Das ist der Grund, warum ich jahrelang alles gegeben habe. Warum ich meine Freizeit zurückgestellt, Stunde um Stunde Spiele und historische Aufnahmen analysiert, mich mit Erin gegenseitig angestachelt und jedes Körnchen Wissen, das Dad geteilt hat, aufgesogen habe. Weil ich genau das hier machen will. Mit den talentiertesten Spielern der Liga zusammenarbeiten und ihnen dabei helfen, das Beste aus sich herauszuholen. Mein Herzschlag kommt von dem ungesund hohen Niveau, auf dem er sich eingependelt hat, kaum herunter. Dashierwillich.Dashierundnichtsanderes.

Mein Einsatz läuft gut. Besser, als ich mir erhofft – erträumt – hätte. Auch die Footballer respektieren mich, selbst Stars wie Zach Williams, der gerade zusammen mit anderen Top-Leuten wie Kayce James Pässe wirft.

Sam Ashton hingegen trainiert mit weniger prominenten Spielern. Ich beobachte ihn genau. Hin und wieder erlaube ich es mir sogar, ihm einen Tipp zu seiner Wurftechnik zu geben. Er bietet so viel an. Diese Konzentration, die Schnelligkeit, mit der er neue Spielzüge lernt, die Leichtigkeit, mit der er sich bewegt, fast schon elegant – all das beeindruckt mich, und ein Gedanke festigt sich im Laufe des Trainings in mir.

Er sollte mit Kayce spielen.

Wir wissen bereits, dass die Chemie zwischen Zach und Kayce stimmt. Um jedoch herauszufinden, ob Mr Irrelevant überraschend ein Kandidat für den Kader sein könnte, muss er die Chance kriegen, mit den Startern zu spielen.

Es ist nicht meine einzige Erkenntnis des heutigen Tages. Mir fällt auch auf, dass er die Tendenz hat, sich von der Mannschaft abzusondern und in den Pausen allein Musik zu hören, statt sich an den Gesprächen und der Schäkerei zu beteiligen. Als einer der Rookies vor laufender Kamera erzählt, er wolle unbedingt das französische Trendrestaurant »Mason Blanchett« besuchen, und damit offenbar das Maison Blanche in Beverly Hills meint, bricht gefühlt der gesamte Trainingsplatz in schallendes Gelächter aus.

Nur Sam Ashton nicht.

Er steht dort allein, etwas abseits der Gruppe, einen AirPod im Ohr, und nimmt einen Schluck Gatorade, versunken in seiner eigenen Welt. Wie unter Wasser. Wieder sehe ich ihn vor mir, in einem Pool, den sonst kein anderer Spieler betreten würde, und in meinen Gedanken setzt sich ein Bild zusammen. Bevor ich das, was ich vorhabe, zerdenke, pfeife ich durch die Zähne. Sofort wendet er mir sein Gesicht zu. Seine bronzefarbenen Locken sind feucht vom Schweiß, der ihm über den olivfarbenen Teint läuft. Ich beiße mir von innen auf die Wange, um mich davon abzulenken, wie attraktiv er ist.

»Gut gemacht«, sage ich und nicke anerkennend.

»Danke.« Er wirft die Flasche weg, greift nach einem Handtuch und wischt sich den Schweiß von der Stirn. »Ebenso.«

Ein schiefes Grinsen breitet sich auf seinen Lippen aus. Die Wärme kehrt in meinen Brustkorb zurück und beginnt zu köcheln.

»Mein Satz war noch nicht zu Ende«, sage ich deutlich selbstbewusster, als ich mich fühle. »Gut gemacht – aber das wird dir nicht viel bringen, wenn du dich nicht um die Beziehungen zu deinen Teamkameraden kümmerst.«

Mit dem Kopf deute ich in Richtung seiner lachenden Mitspieler. In Sam Ashtons Miene regt sich nichts. Er verarbeitet meine Worte, ohne sich anmerken zu lassen, was er von ihnen hält. Für einen Moment stehen wir so da, ein bisschen wie gestern im Schwimmbad und doch völlig anders, mit nichts als dem leisen Rauschen des Windes und dem entfernten Flachsen der Jungs im Hintergrund. Dann macht er langsam ein paar Schritte auf mich zu. Kommt mir nahe genug, dass ich seinen Geruch wahrnehme. Frischer Schweiß, Gatorade und eine angenehme Spur von Amber. Mit diesem ewig-hyperfokussierten Ausdruck in den Augen sagt er: »Du scheinst nicht nur Ahnung von den harten Fakten zu haben, sondern auch von dem, was am Ende wirklich zählt.« Er setzt sich in Bewegung. Im Vorbeigehen beugt er sich zu mir vor und raunt an mein Ohr: »Wenn ich jetzt noch wüsste, wovor du gerettet werden willst, Cinderella …«

3

Sam

Shit. Sie ist die Tochter von Andy Herst, Quarterback-Legende der L. A. Vipers – einer meiner Coaches. Und sie schwimmt gern vor Mitternacht nackt in Hotelpools und stellt sich wildfremden Männern als Cinderella vor.

In meinem Kopf rasen die Informationen wie beim Abscannen von Spielzügen aus einem Playbook. Zum Glück habe ich ein Pokerface, mit dem ich in Vegas Turniere gewinnen könnte und hinter dem ich meine fünfzig Schattierungen von Abgefucktheit verberge. Es ist immer besser, wenn die Leute nicht wissen, was du denkst oder fühlst. So habe ich mir auch das gesamte Training nichts anmerken lassen. Stattdessen versuche ich zu entschlüsseln, was es mit ihr auf sich hat. Cinderella, Leah Herst, Analystin der Vipers, die uns auf dem Platz besucht und als Andys Co-Trainerin agiert.

Dass sie Ahnung von Football haben muss, habe ich schon an den wenigen Anweisungen gemerkt, die sie mir gegeben hat. Sie besitzt eine natürliche Autorität, die man sich vielleicht aneignet, wenn man mit Andy Herst aufwächst. Außerdem scheint sie nicht nur einen Blick für die Schwächen der Spieler zu haben – einen beinahe unangenehm scharfen Blick für meine Schwächen –, sondern sie hat auch die richtigen Ideen, wie man diese beheben kann.

Warum nur verbringt sie ihre Zeit normalerweise vor dem Bildschirm mit Videoanalyse, wenn sie einen solchen Mehrwert auf den Platz bringt?

Ich werde aus ihr nicht schlau und weiß auch nicht, ob ich versuchen sollte, etwas daran zu ändern. Doch ich kam nicht umhin, ihr diesen einen Satz mitzugeben, und während ich mich jetzt von ihr entferne, kribbelt mein Rücken, als liefe eine Ameisenstraße darüber.

Zu gern wüsste ich, was sie genau in diesem Moment denkt. Ob sich ihre Nase so niedlich kräuselt, wie sie es vorhin getan hat, als unsere Blicke zum ersten Mal seit gestern aufeinandertrafen. Ob sie sich hektisch die losgelösten Strähnen unter die Cap schiebt, ihr sinnlicher Mund wenige Millimeter offen steht.

Statt mich nach ihr umzudrehen und es herauszufinden, hebe ich einen Football auf, drücke die Fingerkuppen in das Leder und wende ihn in meiner Hand, als besäße er magische Kräfte – was er in gewisser Weise auch tut. Dieser unscheinbare Ball kann dich in einen Helden verwandeln, wenn du ihn lässt, und das bedeutet fucking harte Arbeit. Minute für Minute für Minute. Andere können sich vielleicht eine Pause leisten, einen unachtsamen Moment – ich nicht. Die Trainer sind nicht allzu begeistert von mir. Die Nummer vom Draft prangt wie ein scharlachroter Buchstabe auf meiner Stirn.

Seine Wurftechnik ist stark ausbaufähig. Eigentlich ist er nicht athletisch, nicht wendig genug. Kann er auf dem hohen Niveau der Liga spielen, wenn er sich auf dem College in seinem mittelmäßigen Programm kaum beweisen musste? Besitzt er die mentalen Fähigkeiten, um in letzter Sekunde unter den Augen eines Stadionpublikums Spiele zu drehen?

Da sind auch die höhnischen Kommentare meiner Mitspieler und Konkurrenten, wie die vom aktuellen zweiten Quarterback Tyril Seymour. Ganz passabel, kommentierte er einen meiner Würfe, bevor er hinzufügte: … für die Nummer 261.

Ich kralle die Finger noch fester in den Ball, strecke den Arm und werfe ihn Dutzende Yards weit zwischen die Pfosten des Trainingstors. Für eine Sekunde bilde ich mir ein, den Beifall von Footballfans zu hören. Vor meinem inneren Auge flackert das Wort TOUCHDOWN in Großbuchstaben über den Stadionbildschirm, und der Stadionsprecher ruft meinen Namen. Das Gesicht meines Bruders blitzt in der Menge auf, der bis über beide Ohren grinst und am lautesten von allen jubelt. Mein Herz flattert schmerzhaft.

KeinePause.Niemalsausruhen.Konzentrierdichaufdich.Laut Cinderella – Leah –ist allerdings genau das mein Problem. Dass ich zu sehr mein eigenes Ding mache und mich von der Mannschaft fernhalte. Tief in mir ahne ich, dass sie recht hat. Hätte ich mich vorhin bei diesem Mason-Blanchett-Versprecher, der jetzt schon ein Running Gag unter den Jungs zu sein scheint, einfach dazugestellt und mitgelacht, wäre womöglich eins zum anderen gekommen und ich hätte mich getraut, Kayce James, einen der besten Tight Ends der Liga, zu fragen, ob er mal mit mir Pässe trainiert. Ein guter Quarterback ist nicht denkbar ohne mindestens einen weiteren Superstar an seiner Seite. Kayce ist so ein Superstar, und mit ihm gemeinsam trainieren zu können, wäre unfassbar wertvoll. Er hat etwas Vertrauenswürdiges an sich, zog auf Tyrils hämischen Kommentar nur die Brauen zusammen, anstatt wie die anderen mitzulachen.

Ich tat es nicht. Wegen dieser Stimme in meinem Kopf. Vertrau niemandem außer dir selbst. Kapierst du das? Ja, Leah hat recht. Aber Chase eben auch. Verfluchte Widersprüchlichkeit!

Mit dem nächsten Wurf pfeffere ich den Football auf den Boden, sodass eine erdige Kuhle entsteht. Als ich die Stimme eines meiner Coaches höre, schaue ich auf. Andy Herst steht in ein paar Metern Entfernung mit dem Rücken zu mir, ungefähr dort, wo ich mich vorhin mit Leah unterhielt. Am Rand des Feldes, im Schatten des grauen Baus aus Beton und Glas, in dem sich Büro- und Konferenzräume der Vipers befinden. Erst als er einen Schritt zur Seite macht, sehe ich, dass er mit jemandem redet. Mit ihr.

Leah hat ihre Cap abgenommen, hält sie nun in einer Hand. Die Sonne fällt so auf sie, dass ihr gesamtes Gesicht erhellt ist, und selbst auf die Entfernung kann ich erkennen, wie rot ihre Wangen sind. Gerade spricht Andy. Die Muskeln in seinen Schultern und Armen arbeiten, während er gestikuliert. Leah hört zu, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst, die Finger in die Cap gekrallt. Keine Ahnung, warum ich sie überhaupt beobachte. Es geht mich nichts an, was sie besprechen, doch der Griff und ihr Gesichtsausdruck lassen mich nicht wegschauen. Ich bin wie in einem Sog. Ein bisschen ist es wie gestern Nacht, als ein Teil von mir noch bleiben wollte.

Ich darf so lange nicht auf den Ball gehen und Spaß haben, bis ich die Linsen sortiert habe. Und ich warte noch auf den Prinzen, der mich rettet.

Andys Schultern senken sichund scheinen etwas von ihrer Anspannung zu verlieren. Leah öffnet die Lippen und schließt sie eine Sekunde später wieder. Sie knüllt die Cap in ihrer Hand zusammen. Dann beißt sie sich auf die Unterlippe und schaut zur Seite, wo sie meinen Blick auffängt. Etwas regt sich in mir. Sie wirkt geknickt, als hätte sie soeben kapituliert. Mehrere Herzschläge lang währt unser Blickkontakt. Ich will etwas tun, irgendetwas, und wenn ich ihr nur aufmunternd zulächele, doch da wendet sie sich schon ab und macht sich auf den Weg ins Vereinsgebäude.

In meiner Brust ziept es, ohne dass ich verstehe, warum.

Fokussier dich. Dein Fokus ist dein größtes Asset, denk dran, okay?

Erneut ist es Chase’ Stimme, die mir den nötigen Tritt verpasst, um mich wieder auf das Wichtigste zu konzentrieren.

»Ich unterscheide vier Typen von Spielern.«

Coach Rob steht mit einem Pointer vor der Leinwand des Auditoriums, das etwas von einem Kinosaal hat. Die Reihen sind bis auf den letzten Platz mit allen neunzig Spielern des Trainingscamp-Kaders gefüllt, von denen am Ende nur dreiundfünfzig übrig bleiben werden. Am Rand steht das Fernsehteam und filmt das, woraus die Zuschauer vor den Bildschirmen nachher epische Memes basteln werden. Nun streckt Rob einen Arm aus und zieht mit dem Finger eine virtuelle Linie durch unsere Reihen.

»Jeder von euch fällt in eine dieser vier Kategorien.«

Er klickt. In seinem Rücken schiebt sich ein Faultier auf die Leinwand. Gelächter schallt durch den Raum. Auch Rob grinst, doch nur kurz, er bleibt konzentriert und klickt erneut. Überlebenskünstler steht nun über dem Faultier.

»Das ist die erste Kategorie. Ihr tut gerade genug, um in diesem Camp zu überleben. Ihr schwimmt mit dem Strom und spielt unter eurem Potenzial, weil ihr euch nicht die Mühe macht, den Arsch hochzukriegen und es voll auszuschöpfen.« Er zuckt mit den Schultern. »Das ist die unterste Stufe.«

Rob gilt als ein umgänglicher Coach, nicht als Tyrann, wie mein Trainer vom College oder die von anderen Teams dieser Liga. Aber er ist auch bekannt für seine klaren Worte. Nett gewinnt keinen Super Bowl. Und den zweiten Super Bowl der Vereinsgeschichte zu gewinnen ist das erklärte Saisonziel der Vipers.

Rob klickt wieder. Das Faultier verschwindet und wird durch das Wort Anwärter ersetzt.

»Auf der zweiten Stufe befinden sich die Anwärter. Ihr werdet von äußeren Anreizen gesteuert. Ihr kniet euch rein, solange ihr motiviert seid, Ruhm, Ehre, Geld und Status nachzujagen. Aber euch fehlt der innere Antrieb, die Liebe zum Sport. Anders ist es bei den Wettkämpfern.« Mit einem weiteren Klick springt er zum nächsten Punkt der Präsentation. »Ihr steht auf der dritten Stufe und bringt alles mit, was wir brauchen, um als Team erfolgreich zu sein. Ihr seid getrieben von eurem inneren Hunger, zu gewinnen und jeden Tag das Beste aus euch herauszuholen, egal, wohin es euch führt. Ihr habt eine Gewinnermentalität, ihr seid die Champions von Morgen.«

Ich muss mich nicht umschauen, um an den Mienen der anderen abzulesen, dass sich jeder hier mindestens für einen Wettkämpfer hält. Wir alle wissen, dass das nicht stimmt, und müssen es trotzdem glauben. Wir alle wollen in den Kader.

Rob legt eine Pause ein, in der er seelenruhig von der einen Seite zur anderen schlendert, einmal entschlossen in die Kamera blickt und dann, noch entschlossener, wieder zu uns. Ihm geht es nicht ums Fernsehen. Das ist für die meisten im Verein ein notwendiges Übel, weil die Verträge mit der Liga ein Team verpflichten, sich beim Trainingscamp filmen zu lassen, dieses Jahr sind es eben die Vipers. Ich selbst mache einen großen Bogen um jede Kamera und bin dankbar dafür, dass Rob uns an erste Stelle setzt.

Klick.

»Die vierte Kategorie ist Anführer. Sie vereint all die guten Qualitäten des Wettkämpfers, geht jedoch noch einen Schritt weiter. Ein Anführer glänzt nicht nur selbst, sondern zieht auch andere mit. Er ist extrem selten.«

… und das, was einen guten Quarterback ausmacht, ergänze ich den Satz in meinen Gedanken. Ein Quarterback mussein Leader sein, ein Stratege, ein Vorbild. Gewinnt das Team, schreibt er es seinen Mitspielern zu, verliert es, übernimmt er die volle Verantwortung für die Niederlage. Das hat sich schon früh bei mir eingebrannt, als ich die großen Namen dieses Sports verfolgt habe.

»Lasst das mal in euch reifen und überlegt euch genau, welcher Spielertyp ihr sein wollt. Was ihr gewillt seid, für die Vipers, diesen Sport, eure Träume in die Waagschale zu werfen.«

Im Auditorium ist es so still. Nur der Atem mancher Spieler oder das leise Quietschen einer Stuhllehne liegt in der Luft. Wir sind gemeinsam hier, zeitweise sind wir ein Team, aber am Ende des Tages sind wir allein. Und das ist es, wo jeder von uns gerade ist: allein in seinem Kopf.

Schließlich klatscht Rob in die Hände und zerschlägt die Anspannung. »So, Leute, genug der schweren Worte für heute. Gehen wir zum spaßigen Teil des Abends über.«

Er nickt Kayce in der zweiten Reihe zu, der sogleich aufspringt, ein breites Grinsen auf den Lippen. Ironischerweise war Robs Überleitung der bislang schwerste Teil im gesamten Camp für mich. Sie drückt meine Stimmung runter, weil ich weiß, was nun bevorsteht. Nach einer Woche im Trainingscamp habe ich gehofft, dass der Kelch an uns vorbeigehen würde, doch vergebens.

Kayce geht nach vorn und nimmt den Pointer von Rob entgegen, der die Bühne für ihn freigibt. »Jo«, sagt er gedehnt und grinst noch breiter. Er trägt eine Jogginghose mit bunten Punkten, die wie Konfetti aussehen, und wirkt wie das Selbstbewusstsein in Person. So unbeschwert kann man nur sein, wenn alles im Leben läuft und man sich seines Platzes zu einhundert Prozent sicher ist.

»Das ›Party-Komitee‹«, er malt Anführungszeichen in die Luft und deutet auf ein paar prominente Mitspieler, »hat sich dieses Jahr eine ganz besondere Rookie-Taufe für euch überlegt.«

Die Rookie-Taufe ist das Aufnahmeritual, das sich die erfahreneren Spieler für uns Anfänger, Rookies, ausdenken, damit wir uns so richtig vor der Gruppe blamieren. Es ist die Chance, in der Mannschaft anzukommen – oder endgültig wie der letzte Loser dazustehen.

Kayce klickt auf den Pointer, tritt einen Schritt zur Seite und legt den Kopf in den Nacken, um selbst das Geschehen auf der Leinwand verfolgen zu können. Ein Video startet, in dem Zendaya in einem roten Glitzerkleid über das Tanzparkett von Dancing with the Stars wirbelt, was für anzügliche Pfiffe und Kommentare sorgt. Auch Kayce wackelt mit den Augenbrauen, als das Video stoppt und er sich wieder der Mannschaft zuwendet.

»Bei den Smarten von euch ist der Groschen gefallen. Yes, Leute, ihr werdet uns eine Show bieten und in zwei Wochen mit einer Partnerin oder einem Partner eurer Wahl einen Tanz vorführen, den wir gleich auslosen werden. Dancing with the Rookies!«

Grölen und Uh-Rufe branden auf. Ich schiebe mir eine Hand vor den Mund und reibe mit den Fingern über mein Kinn. Tanzen. Vor der Mannschaft. Ich. Bin. Geliefert.