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Prinzessin Orianas schlimmster Albtraum – in einer lieblosen, politischen Ehe festzustecken – soll bald wahr werden. Als ihr ältester Bruder nach dem mysteriösen Mord an ihren Eltern den Thron besteigt, veranstaltet er die drei traditionellen Prüfungen um ihre Hand. Ein vertrauter Prinz taucht plötzlich auf, der nicht nur Orianas Hand gewinnen will, sondern auch ihr Herz. Dabei bringt er ihre Gefühle vollkommen durcheinander. Doch mit jeder Prüfung verschwimmen die Grenzen mehr und es fällt immer schwerer, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Um die Wahrheit zu erfahren, muss Oriana alles hinter sich lassen.
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Emelie Chiara
Myths of Shapeshifters
forgotten legends
(Band 1)
Dieser Artikel ist auch als Taschenbuch und Hörbuch erschienen.
MYTHS OF SHAPESHIFTERS – forgotten legends
Copyright
© 2024 VAJONA Verlag
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags
wiedergegeben werden.
Lektorat: Vanessa Lipinski
Korrektorat: Madeleine Seifert
Umschlaggestaltung: Julia Gröchel unter
Verwendung von Motiven von 123rf
Satz: VAJONA Verlag, Oelsnitz
VAJONA Verlag
Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3
08606 Oelsnitz
ISBN: 978-3-98718-206-8
VAJONA Verlag
Für alle, die sich nicht zwischen Fantasy und Romance entscheiden möchten.
Schritt für Schritt lief ich die hundert Stufen der gläsernen Treppe von meinem Turmgemach herab. Die Kälte der Eisschicht, die die einzelnen Stufen überzog, durchdrang den dünnen Stoff meiner Seidenschuhe. Öllampen, die aus der Wand ragten, tauchten die Atmosphäre in ein gedämpftes Licht, das sich von den glatten Stufen widerspiegelte.
Danach betrat ich den langen Flur, der zwischen mir und dem Ballsaal lag, und durchquerte ihn. Dort erklang bereits eine rhythmische Symphonie, die mich vermuten ließ, dass die Feierlichkeiten schon in vollem Gange waren.
Ein kalter Schauer durchzuckte mich von Kopf bis Fuß, allein bei dem Gedanken daran, dass ich in wenigen Augenblicken all diesen jungen, arroganten Männern gegenüberstehen würde, für die ich nicht mehr als eine hübsche Trophäe war. Oder sein sollte.
Nein, dachte ich und ballte die Hände zu festen Fäusten. Ich würde sicher nicht die kleine, unsichere Prinzessin spielen, die alle nur zu gern in mir sahen. Ich würde keine Prinzessin sein, die sich einen stattlichen, attraktiven Prinzen auf einem weißen Pferd wünschte.
Also straffte ich die Schultern, hob den Kopf und spürte, wie sich ein Lächeln auf meine Lippen legte. Ich konnte nur hoffen, dass es strahlend und stark wirkte. Ich bildete mir ein, dass es die Maske war, die ich über die Jahre perfektioniert hatte.
Mit einem kurzen Wimpernschlag bedeutete ich den beiden Wachen, die jeweils links und rechts von den gläsernen Doppelflügeltüren standen, dass ich bereit war, einzutreten.
Aber war ich das wirklich? Ich musste es sein.
»Viel Vergnügen, Eure Hoheit.«
Sie nickten, senkten die Blicke und öffneten langsam die Türen.
Wie ein mysteriöser Spiegel wirkte der aufwendig polierte Eisboden, als ich den ersten Schritt in den Saal trat. Jeden Schritt setzte ich mit Bedacht, denn es wäre nicht das erste Mal, dass ich wegen des rutschigen Untergrundes auf dem Hintern landen würde. Der Geruch von Beerenwein und süßem Rauch stieg mir in die Nase und erweckte verdrängte Erinnerungen an eine Zeit, in der noch alles in Ordnung gewesen war. Damals, als der Ballsaal regelmäßig von Feierlichkeiten erfüllt wurde. Gelächter und sinnliche Symphonien, die gleichermaßen durch den Saal hallten.
Über ein ganzes Jahr war vergangen, seitdem es das letzte Mal so gewesen war.
Sofort verstummten die Gespräche. Selbst das Orchester unterbrach ihr Spiel, weshalb auch der letzte Gast, mein Auftreten bemerkte. Jedes Augenpaar richtete sich auf mich.
Auf die Prinzessin.
Das Diadem, das ich trug, war aus fein geschliffenen Kristallen gefertigt und hob sich von meinen dunklen Haaren ab. Durch den Lichteinfall schimmerte dieses vermutlich in den verschiedensten bunten Farben.
Neugierige Blicke durchbohrten mich, doch das kümmerte mich nicht im Geringsten. Als Prinzessin wurde mir schon zu Kindertagen beigebracht, wie ich solche Situationen in der Öffentlichkeit bewältigte. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, die Kristalle an meinem Armband zwischen meinen Fingern zu drehen. Obwohl der Spitzenstoff meiner Handschuhe eine Barriere zwischen dem kühlen Glas und meinen Fingern darstellte, glaubte ich, die Stärke, die davon ausging, bis in mein Innerstes zu spüren.
Ohne Weiteres hielt ich meine erhobene Position und ergriff mit Leichtigkeit die ebenfalls behandschuhte Hand des Königs, der links neben mir auftauchte.
Mein älterer Bruder Dusan. Seit dem Attentat von vor einem Jahr, bei dem unsere Eltern in einen Hinterhalt geführt und auf grausame Weise ermordet wurden, hatte Dusan als Nachfolger den Thron bestiegen.
Niemals würde ich den Tag vergessen, an dem uns die Nachricht über ihren Tod erreicht hatte. Genauso wenig diesen, an dem ihre Körper zurück nach Aseria gebracht wurden. Adelige, Bedienstete und Dorfbewohner gleichermaßen, hatten mit gesenkten Köpfen eine Allee gebildet, um ihre Kutsche respektvoll in Empfang zu nehmen. Meine Eltern waren gerechte Herrscher gewesen, die vom aserischen Volk geliebt wurden.
Ihre Seelen wurden den Göttern überreicht, indem ihre Körper so stark – mithilfe unserer Eismagie, die in unserer Familie vererbt wurde – gefroren wurden, bis sie zu feinem Schnee wurden. Kurze Zeit danach hatte der Wind den Schneestaub aufgewirbelt und damit meine Eltern Stück für Stück mit sich getragen.
Wenn Herrscher eines Königreichs starben, würden sie dank dieses Rituals immer ein Teil von Aseria bleiben. Genauso wie meine Mutter und mein Vater immer ein Teil von meinem Herzen einnehmen würden. Sie lebten in Dusan, meiner Schwester Rohana und mir weiter.
Dusan hatte diese traditionelle Bestattung durchgeführt und an jenem Tag hatte man in seinem Gesicht erkennen können, dass irgendetwas ebenfalls in ihm starb. Er war seither nicht mehr derselbe.
Ich verdrängte die schmerzenden Gedanken und blinzelte den Schleier beiseite, bevor ich Hand in Hand mit dem König durch den Ballsaal schritt. Vorbei an dem Orchester, das auf einem Podest platziert war. Jeder einzelne der Musikanten spielte seit meiner Kindheit im Palast, was vielleicht der Grund für ihr halbherziges Lächeln in meine Richtung war. Sie wussten ebenso wie ich, was auf mich zukam. Vielleicht war es ihre Art, mir ihre Anteilnahme auszudrücken.
Die zuvor tanzenden Adeligen wichen schlagartig zur Seite.
»Tanzt«, befahlt Dusan, gefolgt von einer eleganten Handbewegung. Augenblicklich strömten die Gäste wieder auf die Tanzfläche und bildeten Pärchen, während die Musikanten ein neues Stück einstimmten.
»Heute ist ein besonderer Abend.« Dusan war um einiges größer als ich, daher legte ich den Kopf in den Nacken und sprach so leise, dass es sonst niemand hören konnte.
»Geliebter Bruder, ich hoffe, dir ist bewusst, dass ich dir das alles, was du meinetwegen hier veranstaltest, doppelt und dreifach heimzahlen werde.« Mit einem frechen Lächeln blickte ich in sein Gesicht, das meinem so ähnelte.
Einer seiner Mundwinkel zuckte kurz nach oben. Doch sofort setzte er wieder die kalte Maske des erhabenen Herrschers auf.
Na gut, wie er wollte.
Früher, als wir noch Kinder waren, hatten wir nur Flausen im Kopf. Ein Streich folgte dem nächsten, sehr zum Nachteil der anderen Adeligen. Jedoch gehörte das der Vergangenheit an.
Schon lange war seine humorvolle Art nicht mehr zum Vorschein gekommen. Innerlich hoffte ich, dass er sie nur tief in sich versteckt hielt und sie nicht gänzlich verschwunden war.
Ich blickte zur Seite, musterte mein Umfeld. Ein Dutzend Prinzen aus allen möglichen Königreichen waren gekommen. Und das nur meinetwegen.
Wenn ich die Anzahl der Bewerber betrachtete, bewahrheiteten sich die Gerüchte, über die die Höflinge tuschelten. Es waren nicht nur die erstgeborenen Prinzen, die bei den Prüfungen teilnehmen durften, sondern auch die zweitgeborenen. Und als ich eine Gruppe von jungen Männern erblickte, die nicht älter als siebzehn sein konnten, bahnte sich die Vermutung an, dass sogar die drittgeborenen teilnehmen durften.
Alles nur, damit ich geehelicht werde.
Dass ich in wenigen Tagen mit einem dieser fremden Männer in dessen Königreich reisen und dort seine Gemahlin werden sollte, fühlte sich surreal an, einfach absurd. Wie ein schlechter Traum, der einem nachts den Schlaf raubte.
Doch es war kein Traum.
Es war die Realität.
Meine Realität.
Alles, was ich tun konnte, war, an der Hoffnung festzuhalten, dass der Prinz, dem es gelang, die Prüfungen mit Bravour zu absolvieren, einigermaßen ansehnlich und respektvoll war. Vielleicht könnte ich sogar glücklich werden. Zumindest redete ich mir das immer wieder ein, um die Umstände besser zu überstehen.
Wenn man den alten Legenden der Götter Glauben schenkte, wählten diese den Mann aus, der mit dem zweiten Teil der eigenen Seele geboren wurde. In einer angeblich sehr emotionalen Zeremonie vereinten die alten Götter zwei einzelne Seelen zu einer Einheit. Also hoffte ich, dass die Götter ihre Aufgabe in meinem Fall besonders ernst nahmen.
Mein Blick wanderte durch die Menge, jedoch konnte ich nur wenige bekannte Gesichter erkennen. Ein paar Adelige von Aseria, Bedienstete und – nicht zu vergessen – die Prinzen mit ihren Beratern im Schlepptau.
Ich konnte ein Augenrollen nicht zurückhalten.
Über die vergangenen Wochen und Monate hinweg waren immer wieder Bewerber hierhergereist, in der Hoffnung, eine Audienz mit meiner Wenigkeit zu erhalten. Um mein Herz für sich zu gewinnen. Das war zumindest ihr offizielles Anliegen, obwohl ich mir sicher war, dass die meisten nur eine starke Allianz im Hintergedanken hatten.
Ohne mich auch nur mit ihnen zu unterhalten, wies ich alle zurück. Mein Bruder kochte jedes Mal erneut vor Wut – was mich natürlich dementsprechend amüsierte. Aber was sollte ich sagen? Keiner dieser halbstarken Prinzen interessierte mich.
Doch das hier, ein Wettbewerb um meine Hand, grenzte an Irrsinn.
Wieso sollte der Stärkste oder Skrupelloseste unter ihnen meinen perfekten Ehemann abgeben? Abgesehen von den Legenden, denen ich skeptisch gegenüberstand.
Wir schritten an einem großen Tisch vorbei, der mit einem edel glänzenden Tafelservice gedeckt war, direkt auf drei, mir unbekannte Männer zu.
»Ich möchte dir jemand Wichtiges vorstellen«, murmelte Dusan.
Clarence
Ein kurzer Blick über die Schulter reichte aus, um den Grund für die plötzliche Stille zu erkennen.
Langsam drehte ich mich um und musterte aufmerksam die Prinzessin.
»Wow«, war das Einzige, was in meiner Überraschung flüsternd aus mir hervorbrach.
Sie sah so anders aus als all die Mädchen, die mir zuvor begegnet waren. Sie wirkte mystisch, fast schon geheimnisvoll, mit ihrer hellen Haut, diese ausschließlich die Bewohner von Aseria hatten.
Die meisten Damen betitelten mich als attraktiv, manchmal benutzten sie sogar das Wort atemberaubend. Und das war mir natürlich auch bewusst.
An Selbstbewusstsein mangelte es mir nicht. Doch in dem aus feinstem Eis und Glas gefertigten Palast, weit von zu Hause entfernt, fühlte ich mich nicht so selbstsicher wie sonst. Zumal ich hier nur einer von vielen Prinzen war.
Natürlich versuchte ich, es gekonnt zu überspielen.
Daher kostete es mich meine gesamte Selbstbeherrschung, nicht mein typisches rotzfreches und schiefes Grinsen aufzusetzen. Gepaart mit einem verführerischen Augenzwinkern, verfielen mir die jungen Damen am Hof normalerweise in Sekundenschnelle.
Dieses Mal würde es mir jedoch keinen großen Vorteil verschaffen. Denn ich musste, wie ebenfalls die anderen Bewerber, in drei komplexen Prüfungen meine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Und dabei möglichst zwischen den anderen Bewerbern hervorstechen – hatte mir zumindest mein Vater geraten.
Tagelang reisten wir den weiten Weg aus Floranys an, um die Prinzessin kennenzulernen. Eine gute Partie für Laurent oder mich, erinnerte uns unser Vater immer und immer wieder. Allein die Gerüchte, die wir über sie hörten, machten uns jedoch selbst neugierig und wir wollten mehr über die geheimnisvolle Prinzessin von Aseria erfahren.
Unter einer heiratsunwilligen Prinzessin hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Was genau konnte ich zwar nicht beschreiben, jedoch hatte ich sie mir weniger attraktiv vorgestellt.
Sie war eine Schönheit.
Und was für eine Schönheit sie war.
Ich wusste nicht, was mich am meisten faszinierte. Die rabenschwarzen dicken Locken, die ihr bis zur Hüfte reichten? Ihr puppenartiges Gesicht? Oder doch ihre auffällig schönen Augen, die man sogar von Weitem in einem tiefen Saphirblau leuchten sah?
Alles an ihrer Erscheinung war königlich. Majestätisch.
Wieso wollte sie jedoch nicht heiraten? An den richtigen Bewerbern dürfte es wohl kaum gelegen haben. Jemand wie sie konnte sich jeden, den sie begehrte, aussuchen, solange er von adeliger Herkunft war.
Im Augenwinkel bemerkte ich, wie mein Zwillingsbruder Laurent ebenfalls die Prinzessin beobachtete. Jeder Blinde würde erkennen, wie sehr sie ihm gefiel. Da war er auch nicht der Einzige.
»Es schickt sich nicht, so zu gaffen, Bruder«, zog ich Laurent auf und stieß ihm gegen die Schulter.
Er riss seinen Blick von der Prinzessin los und schaute mich mit schräg gelegtem Kopf an. »Ich gaffe nicht«, stellte er schmunzelnd klar. »Ich beobachte meine zukünftige Frau.«
Ein herzhaftes Lachen entfuhr mir, während ich eine Hand vor dem Mund und die andere an meinen Bauch hielt. »Du meinst, mit der zukünftigen Frau deines gut aussehenden Bruders.« Ich wackelte mit den Augenbrauen.
»Wir sehen fast gleich aus, Clarence«, entgegnete Laurent und überdrehte die Augen.
Damit hatte er auch recht.
Bis jetzt hatten wir selten Probleme damit, dass uns beiden dieselbe Frau gefiel – oder eine Frau an uns beiden interessiert war. Denn obwohl wir Zwillinge waren, konnten wir kaum unterschiedlicher sein. Nicht nur optisch, sondern auch in unseren Charakterzügen.
»Möge der Bessere von uns gewinnen«, erklärte ich und reckte überheblich das Kinn.
Laurent nickte und griff nach meiner Hand.
Ein Handschlag.
Eine Abmachung.
Jedoch konnte ich dem Drang nicht widerstehen, Laurent in den Arm zu zwicken. Aus seinen blauen Augen sah er mich erschrocken an.
»Aua, du Idiot«, jammerte er und stieß mit seiner Schulter gegen mich.
Ich torkelte zur Seite. Wir beide grinsten um die Wette.
Wenn unser Leben doch nur jeden Tag so unbeschwert sein könnte.
»Benehmt euch«, zischte unser Vater, der unser Gezanke mitbekommen hatte. Demonstrativ legte er jedem von uns eine Hand auf die Schulter und drückte sie. Fest.
»Natürlich« antwortete ich und versuchte, mein Lachen zu unterdrücken. Vater war es, der wollte, dass wir an den Prüfungen teilnahmen. Meinen Bruder und mich störte es nicht, so wunderschön wie die Prinzessin war. Auch wir waren gezwungen, früher oder später jemanden zu heiraten, der aus einer hochrangigen Familie kam. Und sie schien mir eine gute Wahl zu sein.
Wir senkten respektvoll die Blicke, als der König mit der Prinzessin den Ballsaal durchquerte und direkt auf uns zusteuerte.
Für eine Sekunde schloss ich die Augen und atmete tief durch, um mich mental auf das erste Aufeinandertreffen mit Prinzessin Oriana vorzubereiten.
Meiner hoffentlich zukünftigen Frau.
Oriana
Mit einer fließenden Handbewegung deutete Dusan auf drei mir unbekannte Männer und blieb direkt vor ihnen stehen.
»Darf ich vorstellen? König Garbhan von Floranys und seinen beiden Söhnen, Prinz Clarence und Prinz Laurent. Wenn ich mich recht erinnere, werden beide Prinzen morgen bei dem Wettstreit um deine Hand teilnehmen.«
Die Prinzen nickten zustimmend.
Ich nickte ebenfalls und deutete eine kleine Verbeugung an. »Es freut mich sehr, Euch und Eure Söhne in Aseria willkommen heißen zu dürfen.« Ein aufgesetztes Lächeln umspielte meine Lippen. Ich spürte es ganz deutlich und es fühlte sich keineswegs gut an.
Die Prinzen dürften etwa im selben Alter sein wie Dusan. Sie machten eine elegante Verbeugung und blickten unter dichten Wimpern zu mir auf.
Ein Paar ausdrucksstarke, bernsteinfarbene Augen und ein paar Augen in einem lieblichen, leuchtenden Aquamarinblau starrten mich an. Man konnte an ihren Gesichtern deutlich erkennen, dass sie Zwillinge waren, dennoch waren sie verschieden.
Als Begrüßung küssten sie nacheinander meine in Spitze gehüllte Hand.
»Wir haben schon viel von Euch gehört«, sagte der Prinz mit den goldenen Locken und den bernsteinfarbenen Augen.
War das jetzt Clarence oder Laurent?
»Es ist erfreulich, Euch nun endlich persönlich kennenzulernen.« Er grinste frech. »Vielleicht ändert sich noch Eure Meinung über eine freiwillige Heirat. Wir würden die Prüfungen nicht benötigen.«
Natürlich kannte er die Gerüchte, die über mich kursierten. Die Frage war eher: Wer kannte sie nicht? Die heiratsunwillige Prinzessin Oriana von Aseria, so würde die Schlagzeile auf einem Tagesblatt lauten.
Selbst bei uns im Palast tuschelten die Höflinge, sobald sie mich sahen. Weshalb ich in den letzten Wochen nur ungern meine Gemächer verlassen hatte. Nicht dass ich auf die Meinung mir fremder Personen Wert legen würde und doch störten sie mich seltsamerweise.
Und sie verletzten mich.
»Mir sind schon mehrere Erzählungen von den sagenumwobenen Zwillingsprinzen von Floranys zu Ohren gekommen«, fuhr ich fort und meine Augen fixierten ihn amüsiert.
»Ich hoffe, nur Gutes.« Sein Grinsen wurde breiter.
Eine meiner Augenbrauen schoss fragend nach oben. Natürlich wusste er, welche Erzählungen ich meinte. Die Prinzen waren in allen Königreichen dafür bekannt, unterschiedlich wie Tag und Nacht zu sein.
Prinz Laurent wurde von allen geliebt und begehrt. Er half dem König bei Staatsangelegenheiten und kümmerte sich um das Wohlergehen der Stadtbewohner. Für einen Prinzen wirkte er fast bodenständig, was eher selten vorkam.
Clarence hingegen war das genaue Gegenteil. Und damit war ich sicher, dass er vor mir stand. Überall war er für seine Damengeschichten und extravaganten Feiern bekannt. Es kursierten Gerüchte, dass er sich nur so verhielt, damit er nicht den Thron besteigen musste. Auch wenn er nur einige Minuten vor seinem Bruder zur Welt gekommen war, war er offiziell der erstgeborene Sohn des Königs. Und somit der rechtmäßige Thronfolger von Floranys.
Natürlich waren das alles nur Vermutungen. Tratsch, den sich die Leute erzählten.
»Wisst ihr, Prinz …?« Meine Hand wedelte fragend in seine Richtung.
»Clarence«, sagte er rau.
»Ach ja, Prinz Clarence.« Meine Miene wurde berechnend. »Ihr müsst wissen, ich mache mir nicht viel aus Gerüchten. Und wenn ich Euch einen Rat geben darf: Das solltet Ihr genauso wenig.«
»Wie recht Ihr doch habt, Prinzessin«, fuhr er fort. »Ich bilde mir gern meine eigene Meinung.«
»Gut.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte ich mich an König Garbhan. »Eure königliche Majestät.« Ich senkte den Kopf. »Wärt Ihr so freundlich, meinen Bruder und mich für einen kurzen Moment zu entschuldigen?« Ich versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, das mir nur halbherzig gelang.
»Selbstverständlich, Prinzessin«, erwiderte der König mit tiefer Stimme und nickte mir zu.
Es war nicht zu übersehen, dass die Zwillinge ihr attraktives Aussehen von ihrem Vater geerbt hatten.
Ihre Mutter hatte meines Wissens ihr Leben im Wochenbett gelassen. Ihr Körper hatte sich von der Zwillingsgeburt nicht erholen können. So hatte es mir zumindest Dusan erzählt.
Ich griff zaghaft nach dem Arm meines Bruders und ging ein Stück. Suchend blickte ich mich nach neugierigen Ohren um und als ich sicher war, dass uns niemand belauschte, sah ich Dusan eindringlich an.
»Das ist einfach verrückt. Mutter und Vater hätten mich nie zu so etwas gezwungen, ihnen war immer wichtig, dass ich, wenn ich irgendwann heiraten sollte, genau wie sie eine Liebesheirat eingehen würde und nicht bei so einem absurden Wettbewerb versteigert werde.«
Sein Griff um meinen Arm wurde stärker. »Oriana, jetzt hörst du mir mal ganz genau zu.« Zornesröte stieg ihm in die Wangen und es war äußerst befremdlich, meinen sonst so gelassenen Bruder, derartig ernst zu erleben. »Glaubst du wirklich, ich mache das alles aus irgendeiner Laune heraus? Schon seit Jahren bist du im heiratsfähigen Alter. Mittlerweile tuscheln die Adeligen hinter vorgehaltener Hand die wildesten Gerüchte, wieso eine Prinzessin mit einundzwanzig Jahren noch immer nicht verheiratet ist. Seit dem Vorfall mit unseren Eltern wirkt Aseria geschwächt und leicht verwundbar. Durch eine Allianz mit einem anderen Königreich könnten wir stärker als je zuvor emporsteigen. Verstehst du das nicht?«
Natürlich verstand ich es. Aber was ich nicht verstand, war, wieso die Bürde auf meinen Schultern lastete.
»Wieso heiratest du nicht, um eine starke Allianz für Aseria zu knüpfen?«, zischte ich. »Wieso muss ich es sein? Wieso muss ich mein Leben für unser Königreich aufgeben?«
Dusan schloss für eine Sekunde seine Augen und atmete tief durch, bevor er antwortete: »Weil das alles nicht so einfach ist, wie du denkst. Oriana, versteh doch, dass eine Heirat für dich nötig ist. Nötiger als für mich.«
Ich hatte genug gehört. Wut ergriff blitzschnell Besitz von meinem Körper und ein kaltglühendes Gefühl zuckte durch mich hindurch. Es erforderte meine vollkommene Beherrschung, nicht auf der Stelle loszubrüllen. Oder den gesamten Ballsaal, mitsamt seiner Besucher schockzufrosten. Denn meine Eismagie summte bereits energisch durch meine Venen.
Ich schloss die Augen und atmete tief durch.
Einmal.
Zweimal.
Ruckartig entzog ich Dusan meinen Arm. Mit einer eleganten Drehung wandte ich meinem Bruder die kalte Schulter zu und stolzierte quer durch den Ballsaal, dorthin, wo ich meine jüngere Schwester Rohana und meine Zofe Mabel zuvor erspäht hatte.
Waren das seine einzigen Sorgen als König? Seine kleine Schwester zwangsverheiraten, um Aseria stärker darzustellen? Natürlich könnte er seine Energie stattdessen dafür verwenden, dem Mord an unseren Eltern nachzugehen. Nachforschungen anzustellen, um die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. In mir brannte noch immer der enorme Drang nach Rache.
Blut für Blut.
Was es auch kosten mochte.
Am Rand des Ballsaals befand sich eine Pyramide aus kunstvoll gestapelten Kristallgläsern, jedes von ihnen natürlich bis obenhin mit Beerenwein gefüllt. Das war der Grund, wieso Rohana und Mabel sich genau hier aufhielten.
Unauffällig griff ich nach Rohanas Hand und umklammerte sie fest mit meinen vor Wut zitternden Fingern. Ein einziger flüchtiger Blick in ihre Augen reichte, um zu erkennen, dass sie dasselbe fühlte.
»Du wirst es nicht schaffen, ihn zu überreden«, murmelte sie und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas.
Meine Schwester war ein optisches Ebenbild von mir, nur ihr Haar war um einiges kürzer und reichte ihr bis knapp zum Schlüsselbein.
»Ich weiß.« Pure Verzweiflung löste die Wut in mir ab. »Ich kann mein Schicksal doch nicht einfach so hinnehmen.«
Mabel nickte verständnisvoll. »Ich würde dir gern etwas anderes raten, aber es wird dir vermutlich nichts anderes übrig bleiben, als es zu akzeptieren und das Bestmögliche daraus zu machen.«
Schon seit Jahren war sie meine Kammerzofe, doch sie war mehr als das. Nach all der Zeit, die wir zusammen verbracht hatten, war sie zu einer guten Freundin meiner Geschwister und mir geworden.
Freundschaften zwischen Adeligen und Bediensteten wurden in der Öffentlichkeit zwar nicht gern gesehen, doch das kümmerte uns nicht.
»Hier.« Mabel reichte mir eines der Kristallgläser direkt vom Kunstwerk.
»Danke«, erwiderte ich mit einem schwachen Lächeln. In einem Zug spülte ich den Wein meine Kehle hinab und verzog angewidert das Gesicht.
Das brauchte ich, um den letzten Funken meiner Magie zu zügeln.
Es verging etwa eine Stunde, bis ein leises Klingen unser Gespräch unterbrach. Rohana, Mabel und ich hatten uns zu einem hochgelegten Tisch gesellt und es uns dort mit einigen Kristallgläsern gemütlich gemacht.
Das Amüsante war, dass sich meine kleine Schwester als wahre Expertin beim Verscheuchen der Anwärter herausstellte. Denn keiner der Prinzen wagte sich an ihrer mürrischen Präsenz vorbei. Ein Charakterzug, den sie anscheinend heute Abend neu für sich entdeckt hatte. Kein einziges Mal zuvor hatte ich sie in solch einer gereizten Laune erlebt.
Ich wirbelte mit dem Kopf herum und erkannte, wie Dusan ein weiteres Mal mit seiner vergoldeten Dessertgabel an seinen Kelch stieß.
Die Gespräche verstummten im selben Moment, in dem die Musikanten ihr Spiel beendeten.
Die Tanzenden hielten inne. Auch die Gäste, die sich rund um die Tafel niedergelassen hatten, unterbrachen ihre Mahlzeiten.
Er zog die gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
Ich wartete gespannt, die Arme vor der Brust verschränkt, nippte ich gelegentlich an meinem Glas. Ich war keine große Trinkerin, jedoch war es eines der Dinge, das den Abend etwas erträglicher machte.
»Ich bedanke mich im Namen von Prinzessin Oriana und mir für Ihr Erscheinen. Morgen bei Sonnenaufgang wird die erste der insgesamt drei traditionellen Prüfungen um die Hand von Prinzessin Oriana stattfinden.« Mit einer eleganten Bewegung deutete Dusan auf mich. Das gezwungene Lächeln, das er dabei aufsetzte, erreichte seine Augen nicht.
Gefühlt alle Blicke waren plötzlich auf mich gerichtet. Schon wieder. Na großartig.
Dusan zupfte die Aufschläge seiner traditionellen aserischen Robe zurecht. Die Kleidung, die Vater früher getragen hatte. Noch gut konnte ich mich an die indigoblauen, verschnörkelten Stickereien erinnern, die die elfenbeinfarbene Seide zierten. »Alle hier Anwesenden wissen, welche Ehre ihnen und ihren Königreichen mit der Teilnahme an diesen Spielen zuteilwird.«
Genau das war es für die meisten: lächerliche Spielchen. Ihnen bedeutete das alles vielleicht nicht viel, aber mir sehr wohl. Mir bedeutete es alles, denn es war schlussendlich meine Zukunft, die von diesen drei altertümlichen Spielen abhing.
Dusans Ausdrucksweise erweckte den Anschein, als wäre ich nicht anwesend. Als er weitersprach, wanderten die Blicke wieder zurück in seine Richtung, was ich sofort ausnutzte.
Um nichts in der Welt würde ich nur eine Sekunde länger diese taktlose Rede weiter anhören.
Ohne das Ende abzuwarten, schlüpfte ich aus dem Saal.
Kampflos würde ich meinem Schicksal bestimmt nicht ins Auge sehen.
Einen Fluch nach dem anderen, murmelte ich vor mich hin, während ich den Ballsaal verließ. Noch immer hatte Wut die Oberhand über mein Gefühlschaos.
Eine Gänsehaut überzog meinen Körper – und das lag nicht nur an der noch intensiveren Kühle, die heute unüblicherweise ausgebrochen war.
Die Magie der königlichen Blutlinie ermöglichte es – obwohl der Palast aus Glas und Eis gefertigt war – dass die Temperatur durchaus als angenehm empfunden wurde. Ohne dass das Eis dahin schmolz. Dusan übernahm alle Tätigkeiten, die sich rund um den Erhalt des Palasts, sowie auch um die magische Mauer, die um Aseria errichtet war, drehten. Zwar könnten Rohana oder ich ebenfalls diese Dinge übernehmen, doch diese Aufgaben oblagen alleinig dem Herrscher.
Während ich durch den Flur schlenderte, hielt ich meine Arme eng an meinen Körper geschlungen, um die verbliebene Wärme bei mir zu behalten. Dass die Götter uns nicht immun gegen die Kälte erschufen, war eine Farce. Meine Mutter hatte immer gemeint, dass sie gern feilschten und jede Gabe auch ihren Preis hatte. Sie hatte gesagt, die Götter würden uns wohl kaum mit der Gabe, Eis und Schnee zu erschaffen und beides kontrollieren zu können, beschenken, ohne uns dabei eine Kleinigkeit aufzubürden.
Der Schneesturm, der draußen wütete, peitschte gegen die großen bodentiefen Fenster, an denen ich einen Moment innehielt. Feine Eiskristalle überzogen die dünnen Fensterscheiben. Schon immer faszinierten mich der Schnee und das Eis, das Aseria ganzjährlich überzog. Zarte Schneeflocken waren so zerbrechlich, sanft und wunderschön anzusehen. Doch größere Mengen konnten zerstören, Menschen unter sich begraben und Leben beenden.
Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. Sofort wirbelte ich herum. Im düsteren Schatten der Wendeltreppe erkannte ich die Umrisse einer Person, die sich zwanglos an die gläserne Brüstung der Treppe lehnte und mir ein forderndes Lächeln schenkte.
Zane.
Der Kronprinz von Westerys.
Schwer hämmerte mein Herz gegen meine Rippen, bei der Erkenntnis. Von allen Prinzen, die ich bisher kennengelernt hatte, war er derjenige, dessen Auftauchen mich am meisten überraschte.
»Ich hatte eigentlich früher mit dir gerechnet, Oriana.« Mit einem Temperament, das nur wenige Männer in seinem Ausmaß besaßen, trat er aus dem Schatten und strich mit seinen Fingern durch seine kurzen, onyxfarbenen Locken. »Ich dachte, du hältst es dort keine fünf Minuten aus.«
»Was machst du hier?« Ich kniff die Augen etwas zusammen.
»Du meinst nach unserem letzten Treffen?«, fuhr er mit tiefer Stimme fort. »Ich muss schon zugeben, ich war sehr niedergeschlagen, als ich von deiner plötzlichen Abreise erfuhr.«
Ungern erinnerte ich mich an unsere letzte Begegnung.
Es war, bevor meine Eltern starben. Anfangs verlief alles wie in einer Geschichte aus einem Märchenbuch. Zane schickte einen Boten, den ganzen weiten Weg von Westerys bis nach Aseria, um mir die Einladung für seinen Ball zu überbringen. Der arme Junge musste sicher tagelang ohne Rast unterwegs gewesen sein.
Als ich Westerys zum ersten Mal gesehen hatte, war ich aus dem Staunen gar nicht mehr rausgekommen.
Der Palast war zwischen weitläufigen Dünen aus überwältigendem, dunklem Vulkanstein erbaut worden. Das Klima machte mir zwar etwas zu schaffen, denn es war ungewöhnlich warm. Ganz anders als die eisige Kälte, die ich in Aseria gewohnt war.
Zwei Wochen verbrachte ich mit den anderen Gästen am Hof. Meist mit Zanes jüngerer Schwester Stella, die etwa im selben Alter wie Rohana war. Denn Prinz Zane war die gesamte Zeit über – wenn ich ihn mal zu Gesicht bekam – von Scharen junger adeliger Damen umkreist.
Jede wollte sich bestmöglich zur Schau stellen und hoffte, dass sie diejenige sein würde, die der Prinz als die Seine auserwählt.
Doch ich war diejenige, die er versuchte zu umgarnen. Jedoch nicht auf die Weise, wie Männer vor ihm ihr Glück bei mir probiert hatten. Es waren seine Blicke, die mich in ihren Bann gezogen hatten. Vielleicht auch die mit Bedacht gewählten Worte, die über meine Haut wie feine Seide geglitten waren.
Natürlich ging seine Erscheinung nicht spurlos an mir vorbei. Die Augen so tiefschwarz und intensiv wie zwei glühende Kohlestücke, sein Haar in dem gleichen dunklen Ton. Die makellos gebräunte Haut. Solche Männer gab es bei uns in Aseria nicht und vielleicht war genau das der Grund für meine Faszination um seine Person.
Genauso wie sein Goldschmuck, den er ganz offen trug. Aserische Männer legten nur Wert darauf, dass ihre Kleidung funktionell war und nicht so elegant wie die von Zane.
Es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, die eng geschnittenen Hosen und lockeren Tuniken hätten seinen Körper nicht besonders gut zur Geltung gebracht.
Immer wieder – wenn ich mit Zanes Schwester Stella in den Fluren von Westerys unterwegs war und Zane irgendwo auftauchte – nutzte er seine Chance und verwickelte mich in Gespräche oder in gemeinsame Spaziergänge.
Schon eine Woche bevor der Ball stattfand, besuchte er mich täglich und wir verbrachten so viel Zeit miteinander, wie es uns möglich war.
Bis der Ball endlich stattfand. Ich tanzte durch den prachtvoll geschmückten Saal und konnte kaum die Augen von Zane lassen, als dieser sich endlich blicken ließ. Den ganzen Abend warfen wir uns verstohlene Blicke zu und nachdem er endlich zu mir kam, um mich zum Tanz aufzufordern, war es um mich geschehen.
Später am Abend flüsterte er mir ins Ohr, ob ich mit ihm am angrenzenden Strand spazieren gehen wolle. Er erzählte mir, wie schön er bei Nacht sei.
Der Strand wohlbemerkt.
Obwohl ich mir sein attraktives Gesicht im Sternenlicht auch recht ansehnlich vorstellte. Er griff nach meiner Hand und unsere Finger schlossen sich ineinander. Wir waren schon auf halbem Weg nach draußen, als sich uns plötzlich eine dunkelhaarige Frau in den Weg stellte. Ihr Blick deutete darauf hin, dass sie nicht gerade erfreut war, uns zusammen zu sehen.
Zuerst sah sie Zane mit einer zornerfüllten Miene an. Danach wanderte ihr Blick über unsere verschränkten Finger, weiter zu meinem Gesicht.
Auf solche Eifersüchteleien hatte ich keine Lust.
Mit einem Ruck entzog ich ihm meine Finger, als die Frau ohne Vorwarnung den Inhalt ihres Weinkelches über mein helles Gewand kippte. Genau in diesen Moment summte meine Magie und meine Venen wurden mit einem kühlen, prickelnden Gefühl durchzogen. Es war ausgeschlossen, dass ich meiner Magie freien Lauf ließ, um der unbekannten Dame eine Lektion zu erteilen.
Ohne Zanes Reaktion abzuwarten oder auch nur ein Wort von mir zu geben, verließ ich den Saal und steuerte schnurstracks auf die von mir bewohnten Gemächer zu.
Am nächsten Tag reiste ich zurück nach Aseria.
Vielleicht hatte ich die fremde Dame nie zuvor gesehen, weil sie sowieso die gesamte Nacht über Zanes Bett gewärmt hatte.
Liebeskummer war wie eine Krankheit, die den Körper genauso wie den Geist schwächte. Beides konnte ich nicht gebrauchen, weshalb ich mir an jenem Abend selbst ein Versprechen gab. Nie wieder würde ich einem Mann mein Herz so bedenkenlos offenbaren.
Wenn ich könnte, würde ich diese unangenehme Erfahrung gern vergessen. Noch Monate danach schmerzte mein Herz. Vielleicht sogar jetzt noch. Obwohl es absurd war, dass es mir so nahe ging. Wir kannten uns nur spärlich und dennoch fühlte ich es.
Für mein Herz war es nämlich vollkommen irrelevant, ob es logisch oder nachvollziehbar war.
Ich versuchte den Abstand zwischen uns zu wahren und machte einen Schritt nach dem anderen rückwärts, bis mein Rücken die kalte Steinmauer berührte. Wenn mich jemand mit ihm hier allein, so nahe beieinander sehen würde, dann …
Anmutig kam er immer näher. Mit einer Hand stützte er sich neben meinem Gesicht an der Mauer ab. Nur noch Zentimeter trennten uns.
Er war mir so nahe, dass sein warmer Atem mein Gesicht streifte, als er sich zu mir herabbeugte.
Hitze breitete sich schlagartig in meinem Bauch aus und erstreckte sich bis zu meinen kurvigen Schenkeln. Mit seinem rauen Zeigefinger berührte er mein Kinn und hob es ein Stück, damit ich ihn ansah. Sein protziger Goldring, auf dem ein Drache eingraviert war – sein Familienwappen, schimmerte im gedämpften Licht.
»Schöner denn je«, sagte er verrucht und sein Lächeln wurde breiter. »Ich hoffe nur, du verwandelst mich nicht in einen wandelnden Eisblock, nun, da ich hier bin.«
Ich kniff die Augenbrauen etwas zusammen. »Wovon sprichst du?«
Er kramte in seiner rechten Hosentasche und zog einen weißen Umschlag hervor. »Erkennst du ihn wieder?« Mit einer Hand öffnete er den Brief und räusperte sich, bevor er begann ihn laut vorzulesen: »Lieber Zane. Wenn du es wagst, nach Aseria zu kommen, werde ich dich in einen lebendigen Eisblock einfrieren und dich in den Eisskulpturengarten meiner Mutter stellen. Mit einem zugehörigen Schild, auf dem verlogener Mistkerl vermerkt ist.« Ich hatte ihn als verlogenen Mistkerl betitelt, weil ich gedacht hatte, er hätte bereits eine andere Dame als die Seine erwählt. Grundlos hatte sich uns die dunkelhaarige Frau von damals sicher nicht in den Weg gestellt. Um solch ein Theater vor dem Kronprinzen von Westerys zu veranstalten, benötigte es einen triftigen Grund.
Nachdem er den Brief fertig gelesen hatte, wollte er ihn wieder in seine Hosentasche stecken, doch ich hielt ihn auf und schnappte mir den Umschlag.
Sofort musterte ich den Brief. Die Schrift war meiner eigenen zum Verwechseln ähnlich.
»Ich … ich habe dir nie einen Brief geschickt.« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich meine … Wow, er hört sich wirklich sehr nach mir an, aber ich habe ihn nie geschrieben, geschweige denn verschickt.«
Ich verstand die Welt nicht mehr. Wer könnte unter meinem Namen einen Brief an Zane geschickt haben? Und die wichtigere Frage war: Wieso?
Zane grinste so breit, dass man seine weißen geraden Zähne erkennen konnte. »Na ja, es war auch der einzige Brief, mit dem du mir geantwortet hast. Als endlich ein Brief von dir zurückkam, hätte ich nicht mit solch einem unfreundlichen Inhalt gerechnet.«
»Was meinst du damit? Der einzige Brief? Du hast mir mehrere Briefe geschickt?«, fragte ich. Die Verwirrung musste mir wortwörtlich auf der Stirn geschrieben stehen.
Er stieß sich elegant von der Wand ab und gab mir etwas von dem Freiraum, den ich im Moment benötigte.
Mit zwei Fingern rieb er sich übers Kinn und blickte nachdenklich nach oben. »Hmm, lass mich nachdenken. Es sind dreizehn Monate vergangen, seitdem du in Westerys warst und mich hast abblitzen lassen. Also dreizehnmal …« Er wippte mit dem Kopf und rechnete anscheinend in seinem Kopf die Anzahl der Briefe nach, die er verschickt hatte. »Es müssten so in etwa um die einundzwanzig gewesen sein.«
Ich blinzelte mehrmals. In dem Moment, in dem Zane die verdammte Zahl erwähnte, kämpfte mein Inneres gegen meine fast entgleisende Miene an. Wer schreibt jemandem so viele Briefe? »Wie bitte? Einundzwanzig Briefe?«
»Ja, genau.«
»Wieso, in Götters Namen, hast du mir so viele Briefe geschrieben?«, fragte ich halb lachend. Es war einfach so absurd, dass Zane, der mysteriöse, selbstverliebte Prinz von Westerys, mir einundzwanzig Briefe geschickt hatte. Erst recht, da ich keinen davon je zu Gesicht bekommen hatte.
Er zuckte kurz mit den Schultern. »Anfangs hatte ich dir eine Handvoll Briefe geschickt, um mich zu entschuldigen und mein Beileid auszusprechen.« Er befeuchtete kurz seine Lippen, bevor er ruhig fortfuhr. »Doch als ich monatelang keine Nachricht von dir zurückbekommen hatte, dachte ich mir, wenn ich dir so viele Briefe schicke und dir damit auf die Nerven gehe, vielleicht schreibst du mir dann zurück. Und vielleicht vergibst du mir.«
»Warte. Warte.« Ich wedelte wild mit den Armen umher. »Ich muss ein paar Dinge klarstellen. Erstens: Ich habe keinen einzigen Brief von dir erhalten. Und zweitens: Ich weiß nicht wer dir den – ich nenne ihn mal Drohbrief – geschickt hat, aber ich war es auf jeden Fall nicht.«
Na ja, das Zweite stimmte vielleicht nicht ganz. Der Einzige, der mir einfiel, war mein geliebter Bruder. Auf jeden Fall musste ich ihn mir morgen vorknöpfen. Denn wer sollte sonst einundzwanzig an mich adressierte Briefe verschwinden lassen?
Dusan hatte natürlich mitbekommen, wie verletzt ich damals aus Westerys zurückgekommen war. Und dass Zane einer der Gründe war, wieso ich an den anderen Prinzen kein Interesse zeigte. Das wäre der einzige Grund, der mir einfiel, weshalb Dusan die Briefe hatte verschwinden lassen.
Zane warf den Kopf in den Nacken und lachte.
»Was ist so witzig?«, fragte ich und natürlich musste auch ich schmunzeln.
Zane schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt erleichtert sein soll oder nicht. Der Grund dafür, dass ich nie einen Brief zurückerhalten habe, lag darin, dass du nie einen von mir bekommen hast.«
»Keiner hat gesagt, dass ich geantwortet hätte, falls ich sie erhalten hätte«, murmelte ich.
Ich war so verletzt gewesen. Ich dachte, die Spannung, die sich in Westerys zwischen uns aufgebaut hatte, hätte ich mir eingebildet. Doch anscheinend hatte ich in Zane ähnliche Gefühle ausgelöst. Ohne guten Grund hätte er mir bestimmt keine einundzwanzig Briefe geschrieben.
Es vergingen einige Sekunden, bis Zane mit ruhiger Stimme antwortete: »Sag mir, dass ich gehen soll, wenn es das ist, was du willst. Ein einziges Wort von dir, Oriana, und ich bin weg.«
Und da war es. Das klassische Szenario, dass mein Kopf und mein Herz einen stummen Krieg gegeneinander ausführten.
Ich konnte es nicht sagen. Nein, das wollte ich nicht sagen.
Sanft glitten seine Finger von meinem Kinn über meinem Hals zu meinem Schlüsselbein und wanderten weiter zu meinem Oberarm, verharrten bei meinem Spitzenhandschuh. Mit federleichten Berührungen umspielte er die weiße Haut rund um den Ansatz.
Langsam wanderte sein Finger unter den feinen Stoff und ich erschauderte augenblicklich, unter dieser noch so leichten Berührung. Ich hasste mich dafür, wie verräterisch mein Körper auf ihn reagierte. Mir waren solch intime Tätigkeiten als Prinzessin nur mit meinem Ehemann nach der Hochzeit erlaubt. Weshalb mich noch nie fremde Hände berührt hatten.
»Wenn uns jemand sieht, dann …«, flüsterte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Ich werde dich nicht entehren, Oriana.« Seine Stimme wurde sanfter. Ein Hauch von einem Kuss berührte meine glühende Wange.
»Ich bin gekommen, um an den Prüfungen teilzunehmen. Ich werde um dich kämpfen, mir dich verdienen. Bis du schlussendlich mir gehörst. Zu mir gehörst.« Er schlang seinen Arm um meine schmale Taille und zog mich zu sich.
Millimeter trennten unsere Lippen, während er mit seinen dunklen Augen meinen Blick festhielt.
Unwillkürlich öffnete ich die Lippen.
»Deine Geliebte wird nicht erfreut sein, wenn sie erfährt, dass du hier bist«, murmelte ich.
Zane schmunzelte. »Eifersüchtig?«
»Nicht im Geringsten.« Eine Lüge.
Er leckte kurz über seine Lippen, bevor er weitersprach. Meine Augen verfolgten jede seiner Bewegungen.
»Die Frau auf dem Ball war nicht meine Geliebte, falls du das denkst«, versuchte er zu erklären.
»Ach so, deswegen hat sie mir den Wein übers Kleid gekippt, weil sie nicht deine Geliebte ist.« Ich nickte mehrmals. »Das machen fremde Frauen immer so. Ich verstehe.« Den Spott in meiner Stimme versuchte ich nicht zu verbergen. Er sollte ruhig mitbekommen, was ich von ihm dachte.
»Mirabelle wäre gern meine Geliebte, aber wer kann ihr das verübeln?« Er stieß die Luft aus und legte den Kopf schief. »Wer wäre denn nicht gern meine Geliebte?«
»Ich«, versicherte ich ihm. Die Lüge kam mir noch einfacher über die Lippen als die vorherige. »Übrigens. Deine Arroganz lässt dich nicht gerade attraktiv wirken.« Wieder eine Lüge. Seit wann war ich so eine gute Lügnerin?
Er strich eine Strähne hinter mein Ohr und tippte mir danach auf die Nasenspitze. Wie versteinert stand ich da und spürte den elektrisch geladenen Blitz, der durch mich zuckte. Was Zane nicht entging. Denn sein Lächeln verzog sich zu einem breiten Grinsen.
»Wie recht du doch hast, Prinzessin.«
Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Auf der Stelle.
Vom anderen Ende des Flurs ertönten Schritte, die unser Gespräch schlagartig unterbrachen.
»Ich … ich sollte jetzt gehen. Gute Nacht«, war das Einzige, was mir spontan einfiel. Er würde sich vielleicht halten können, aber ich könnte nichts versprechen, wenn ich noch länger bleiben würde. Zu lange sehnte ich mich nach männlichen Berührungen.
Nach seinen Berührungen.
Schon allein die Tatsache, dass er, obwohl ich ohne ein Wort abgereist war, sich dennoch dazu entschieden hatte, um meine Hand zu kämpfen, ließ mich erröten. Irgendetwas musste ich ebenfalls in ihm ausgelöst haben. Und dann waren da noch diese verfluchten einundzwanzig Briefe.
O Götter, steht mir bei.
Ohne Vorwarnung löste ich mich von ihm und seine Finger glitten von meiner Taille. Vor wenigen Minuten hatte ich nicht erahnen können, wie leer sich mein Körper anfühlen würde, ohne seine Berührung.
Sofort stieg ich die Stufen, schon fast flüchtend, hinauf. Dabei umklammerten meine Finger krampfhaft den gläsernen Handlauf, um mir etwas Stabilität zu verleihen. Auf den eisüberzogenen Stufen auszurutschen und die Treppe runterzufallen, wäre eines der peinlichsten Dinge, die mir jemals zugestoßen wären. Trotzdem bemühte ich mich, dabei möglichst elegant zu wirken. Irgendwie hatte ich jedoch die Ahnung, dass mir dies nicht wirklich gelang.
Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das runde Turmfenster in meinen Gemächern und weckten mich sanft. Ich genoss die warmen Strahlen auf meinem Gesicht, während ich noch in Gedanken versunken war. Nach der eisigen Kälte dank des gestrigen Eissturms sog ich jegliche Wärme gierig in mich auf. Schon immer hatte ich die Sonne und die dazugehörige Wärme geliebt. Genauso wie die Flammen des Kamines auf mich besonders beruhigend wirkten.
Wie würde der heutige Tag verlaufen? Bessere Frage: Wie sollte ich diese ganze Tortur überhaupt überstehen? Und was, in Götters Namen, war das gestern Abend mit Zane gewesen?
Ein Klopfen ertönte und katapultierte mich wieder in die Realität. Mabel steckte ihren Kopf durch den Türspalt und ihre roten Locken sprangen um die Wette.
»Guten Morgen, Oriana«, rief sie mir fröhlich entgegen.
»Guten Morgen«, erwiderte ich mit einem knappen Lächeln.
»Ich hoffe, du hast gut geschlafen.«
»Wie ein Stein.« Ich streckte meine Arme und rieb danach über meine erst halb geöffneten Lider.
Sie durchquerte den Raum und setzte sich auf die Bettkante. »König Dusan war nicht sonderlich erfreut, dass du gestern Abend einfach verschwunden bist. Er kochte förmlich vor Wut.« Ein leises Lachen entfuhr ihr. »Rohana und ich taten natürlich so, als ob wir von nichts wüssten. Aber ich denke nicht, dass er uns das abgekauft hat.«
»Danke. Er dachte wohl, ich würde alles ohne Widerstand über mich ergehen lassen.«
»Da kennt er dich aber schlecht.«
»Das dachte ich mir auch.«
Wir beide kicherten, obwohl mir nicht ganz danach war, wenn ich an später dachte.
»Na komm, ich lasse dir ein Bad ein.« Mabel verschwand im Badezimmer und wenig später hörte ich schon das Wasser plätschern.
Nachdem ich mich ausgezogen und mein Schlafkleid zur Seite gelegt hatte, ummantelte mich der wohlig, warme Vanille-Duft des Badeöls. Das schaumige Nass umgab mich und entspannte meine verkrampften Muskeln.
»Zane wartete gestern Abend an der Treppe, nachdem ich den Ball verlassen habe«, erzählte ich und verzog mein Gesicht.
Mabels Mund klappte auf und sie hielt sich die Hand davor. »Prinz Zane von Westerys? Der unglaublich attraktive Prinz Zane von Westerys? Der dir vor Monaten das Herz gebrochen hat? Und das erzählst du erst jetzt? Wie? Warum? Erzähl mir alles!« Voller Euphorie fiel sie beinahe vom Hocker, auf dem sie neben der Badewanne saß.
Ich warf den Kopf in den Nacken und lehnte ihn gegen die Wanne. »Es gibt nicht viel zu erzählen. Er nimmt an den Prüfungen teil, genauso wie die anderen. Er hat auch etwas von einundzwanzig Briefen erwähnt, die er angeblich geschickt, aber nie eine Nachricht zurückbekommen hat.«
Mabel drehte vollkommen durch und wedelte aufgeregt mit ihren Armen umher. »Wie? Was? Briefe? Wie kann das sein?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Und obwohl du ihn damals einfach stehen gelassen hast, ist er hierhergereist und kämpft in den Prüfungen um dich? Wie unglaublich romantisch.« Die letzten Worte zog sie dramatisch in die Länge.
»Ich habe ihn nicht einfach stehen gelassen«, stellte ich klar. »Du weißt doch genau, was vorgefallen ist und wieso ich frühzeitig abgereist bin.« Mabel wippte mit dem Kopf umher. »Natürlich weiß ich, was passiert ist. Trotzdem ist es traumhaft, dass er dir Liebesbriefe geschickt hat und jetzt gekommen ist, um dich zu erobern.« Wieder quiekte sie.
»Liebesbriefe, die ich nie erhalten habe.« Dass er mich auf die Wange geküsst hatte, verschwieg ich. Sonst würde sie doch bestimmt einen Herzinfarkt erleiden, was ich auf keinen Fall riskieren wollte.
»Wie fühlst du dich mit seiner Anwesenheit? Damit, dass er an den Prüfungen teilnimmt? Und hast du eine Ahnung, wer dir die Briefe vorenthalten hat?«, fragte Mabel und ihr Ton wurde ruhiger.
»Darf ich ehrlich sein?« Ich machte eine kurze Pause, bevor ich weitersprach. »Ich weiß nicht, wie ich mich damit fühlen soll, dass er hier ist.«
Dass plötzlich Zane an den Prüfungen teilnahm, hatte mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Und ich wusste nicht, welches Szenario mir mehr Angst machte. Dass Zane gewinnen und mein Ehemann werden würde, oder dass es wer anders werden könnte. Ich tendierte zu Letzterem. »Und das mit den Briefen werde ich noch herausfinden. Ich will wissen, wer mir Dinge verschweigt und warum. Und wer es wagt, in meinen Hauch Privatsphäre einzugreifen. Wenigstens das sollte ich mir wahren können, wenn man mich zwangsverheiraten will.«
»Ach, Oriana. Es wird sich alles fügen. Du wirst schon sehen.« Mabel schenkte mir ein warmes Lächeln.
Als ich mit meinem ausgiebigen Bad fertig war, schlang Mabel ein Handtuch um meinen Körper und half mir aus der Wanne.
Wir gingen wieder in mein Schlafgemach und sofort begann sie, in meinem überfüllten Kleiderschrank zu stöbern.
»Wie wäre es mit dem Schwarzen hier? Es ist mit einem feinen silbernen Muster bestickt und würde sicher umwerfend zu dem Schmuck aussehen, den einer deiner Verehrer gestern für dich mitgebracht hat.«
Ich nickte, denn eigentlich war es mir egal, was ich trug, solange es einigermaßen bequem war. Außerdem hatte Mabel einen hervorragenden Geschmack und schaffte es immer wieder, mich optisch in eine Göttin zu verwandeln.
Gegenüber von meinem mächtigen Himmelbett befand sich ein Frisiertisch, an dem ich mich niederließ. Mabel kämmte meine langen schwarzen Haare zu einem strengen Knoten in meinem Nacken zusammen und befestigte mein zartes Diadem in der Frisur. Auffällig große Diamanten schmückten meine Ohren und meinen Hals.
»Wie ich schon sagte, der Schmuck passt perfekt.« Strahlend betrachtete Mabel mich.
Mit zwei Fingern strich ich langsam meinen Hals entlang, bis ich den Diamanten-Anhänger in der Hand hielt. Sanft wanderten meine Finger über den hochwertigen Edelstein, der sich ungewöhnlich gut anfühlte.
»Wer hat den Schmuck dagelassen?«, fragte ich und runzelte die Stirn.
»Das weiß ich leider nicht genau. Ich könnte gern die Bediensteten befragen, die gestern Abend im Ballsaal waren. Vielleicht hat jemand bemerkt, von wem dieses großzügige Geschenk stammt.«
»Ach, schon gut, es ist nicht so wichtig«, erwiderte ich und strich weiterhin mit meinem Finger über den Anhänger.
Als sie endlich mit dem ewigen Aufhübschen fertig war, legte sie mir noch meinen weißen Lieblingspelzumhang über die Schultern, der mich hoffentlich gegen die klirrende Kälte schützen würde.
»Bereit?«, fragte sie mit einem Lächeln.
»Na ja, wie bereit man eben sein kann, zwangsverheiratet zu werden.«
Jegliche Farbe wich aus Mabels Gesicht. »Es … Es tut mir leid. So hatte ich es nicht gemeint.«
»Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest, Mabel«, fuhr ich fort. »Und um deine Frage zu beantworten: Ja, ich bin bereit.«
Zwei meiner Leibwächter eskortierten mich durch den halben Palast, um den Innenhof zu erreichen.
Der Himmel strahlte in einem satten Hellblau, als ich nach draußen trat. Von dem Sturm gestern Nacht war nur noch die mit frischem Schnee bedeckte Landschaft zu erkennen.
Auf einem glatt geschliffenen Kristallthron befand sich mein Bruder. Rohana saß links neben ihm und war ebenfalls in die schönsten Gewänder gehüllt.
Ihres war in einem wunderschönen dunklen Blauton gehalten und ebenfalls mit silbernen Stickereien verziert. Ihr Haar fiel in leichten Wellen bis zu ihrem Schlüsselbein und verstärkte so ihr schönes Gesicht.
Ich schritt direkt auf meine Geschwister zu, verbeugte mich knapp vor dem König und setzte mich danach auf den Platz, rechts neben Dusan.
Er musterte mich mit einem nichtssagenden Blick und grinste danach schief. »Du und deine Schwester, ihr seht heute wunderschön aus.«
»Wann wolltest du mir von den einundzwanzig Briefen von Prinz Zane erzählen?«, fragte ich und meine Augenbrauen schossen in die Höhe. Von seiner Wut, die er gestern meinem Verhalten gegenüber hatte, konnte man nichts erkennen. Sein Gesichtsausdruck war nicht einzuschätzen.
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, erwiderte er knapp und emotionslos.
»Aber natürlich hast du keine Ahnung, wovon ich spreche«, zischte ich und wandte mein Gesicht von ihm ab.
Dusan wollte doch, dass ich unbedingt heiratete. Prinz Zane war der Kronprinz von Westerys und würde eines Tages den Thron besteigen. Also wieso hatte er mir die Briefe verschwiegen? Dass er so sehr versuchte, mein Herz zu beschützen, glaubte ich mittlerweile nicht mehr. Denn sonst hätte er die drei traditionellen Prüfungen nicht wieder ins Leben gerufen, wenn es ihm wirklich um mein Wohlergehen ginge. Ich blickte noch mal kurz zu Dusan und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Betrachtete die funkelnde Kristallkrone, die auf einem Nest von perfekten dunklen Locken saß. Erschreckend, wie viel Ähnlichkeit er zu unserem Vater besaß. Die königlichen Roben sowie auch die Krone trug er wie ein wahrer Herrscher Aserias.
Ich hasste und liebte ihn zugleich. Und ich hasste mich dafür, dass ich ihn nicht einfach nur hassen konnte.
In Zweierreihen standen die Prinzen uns gegenüber und als ich meinen Blick über die Männer wandern ließ, erkannte ich Zane in der ersten Reihe. Schnell senkte ich meinen Blick, um ihm nicht direkt in die Augen zu sehen. Nach gestern Abend wusste ich nicht, wie ich ihm gegenüberstehen sollte. Es war mir unheimlich unangenehm.
Neben ihm standen die Zwillinge, die mir gestern kurz vorgestellt worden waren. Von den restlichen Prinzen kannte ich nur wenige.
In der hinteren Reihe erkannte ich Serat, den Prinzen von Seylen. Er war einer der Prinzen, die ich, ohne einen Gedanken an ein Kennenlernen zu verschwenden, schon vor mehreren Monaten abgewiesen hatte. Noch gut konnte ich mich an sein feuerrotes wirres Haar erinnern.
Genauso wie ich den erstgeborenen Prinzen von Nuras am rechten Ende der vorderen Reihe erkannte. Filip hieß er – dachte ich zumindest. Eine unverkennbare Narbe, die sich über sein gesamtes Gesicht zog, die er hinter seinen langen strohblonden Haaren versuchte zu verstecken, verriet ihn. Zwar hatte ich ihn zuvor nie persönlich kennengelernt, doch Dusan hatte mir erzählt, dass er diese Narbe von einem Kampf mit einem Gestaltwandler davongetragen und dabei nur knapp überlebt hatte. Laut den Erzählungen war es ein Wandler in der Form eines Berglöwen gewesen, der ihn auf der Überreise nach Floranys angegriffen hatte. Zwar hatte ihn die Magie der königlichen Blutlinie schneller geheilt, jedoch war es nicht rasch genug, um die Narbe zu verhindern. Dusan erhob sich, bevor er anfing zu sprechen: »Heute wird die erste der drei traditionellen Prüfungen stattfinden.« Er blickte durch die Menge. »Und alle hier Anwesenden wissen, welcher Preis auf den Sieger wartet.« Nun wandte er seinen Blick auf mich. Ich konnte nicht anders und verdrehte kurz die Augen, versuchte aber, möglichst unberührt zu wirken.
»Möge der Bessere von euch die Hand und das Herz von Prinzessin Oriana für sich gewinnen.«
Die Menge applaudierte.
Noch unangenehmer konnte die Situation kaum werden. Und wenn Zane mir noch ein einziges Mal so einen verliebten Blick zuwarf wie in diesem Moment, wusste ich, ich würde ihn erwürgen. Und zwar ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Dieser Mann trieb mich wortwörtlich in den Wahnsinn.
Die erste der Prüfungen bestand aus einem komplexen Hindernisparcours, den ich schon heute Morgen aus meinem Turmfenster hatte erkennen können. Er befand sich auf dem großen Feld, das sich hinter dem Anwesen erstreckte.
Doch bevor ich mich auf den Weg dorthin machen würde, musste ich zuerst etwas Essbares finden. Das morgendliche Aufhübschen hatte mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant. Das Getratsche mit Mabel hatte vielleicht auch dazu beigetragen. Außerdem war bestimmt noch eine halbe Stunde Zeit, bevor die erste Prüfung tatsächlich stattfand.
Ich war am Verhungern. Also schnappte ich Rohana und wir machten uns auf den Weg in den Speisesaal, wo sich Adelige und Bedienstete gleichermaßen tummelten. Doch unsere Aufmerksamkeit galt einzig und allein den massenweise aufgetischten Köstlichkeiten.
Schon als wir den Speisesaal betraten, schossen uns die leckeren Gerüche der frischen Gerichte in die Nase.
Am oberen Ende des riesigen Glastisches machten wir es uns bequem. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Zuerst stopften wir uns kleine Küchlein mit importiertem, süßen Sirup in den Rachen, danach noch eine riesige Portion Dulcisbeeren. Dazu frisch gepressten Fruchtsaft.
»Wenn ich noch einen einzigen Bissen esse, dann platze ich«, sagte Rohana und strich sich über ihren vollgestopften Bauch. »Durch das Korsett bekomme ich ohnehin schon keine Luft.«
»Einer der unzähligen Nachteile der nervigen Dinger«, erwiderte ich schmunzelnd. »Am liebsten würde ich mir das verdammte Korsett vom Leib reißen und ein kurzes Verdauungsschläfchen machen.« Rohana lachte laut auf bei meiner Bemerkung.
»Ich meine es ernst, ich würde sterben für ein Schläfchen«, wiederholte ich und hielt meine Hand vor den Mund, da ich gähnen musste.
»Ich würde auch so einiges für ein Schläfchen mit Euch geben«, erklang es hinter mir.
Sofort wirbelte ich herum. Mein Herz hämmerte heftig gegen meine Rippen. Ich musste den Kloß, der sich gebildet hatte, zuerst schlucken, bevor ich etwas erwidern konnte. Zane stand mit einem strahlenden Lächeln hinter mir.
»Da, wo ich herkomme, wird es als unhöflich betrachtet, fremde Gespräche zu belauschen«, murrte ich.
Er stützte sich mit beiden Händen an der Stuhllehne ab und beugte sich zu mir herab. »Und da, wo ich herkomme, wird es als unhöflich betrachtet, einen Gast mitten in einem Gespräch einfach am Treppenabsatz stehen zu lassen. Erst recht, wenn dieser Gast eine tagelange Reise hinter sich hat, um einen zu sehen. «
Mein Atem stockte und ich riss ungläubig meine Augen auf.
Ein herzhaftes Lachen entfuhr seiner Kehle, als er seine Arme von meiner Stuhllehne nahm und mich noch einen weiteren Moment mit seinen Augen fixierte, bevor er seinen Weg fortführte.
»Oriana. Was habe ich da verpasst?«, fragte Rohana entsetzt. »Ich habe deinen Herzensbrecher gestern Abend nicht am Ball gesehen.«
Kopfschüttelnd erwiderte ich: »Als ich gestern den Ball verlassen habe, stand Zane unerwartet an der Treppe, die in meine Gemächer führt. Und ja …«, fuhr ich nervös fort. »Er meinte, er sei hier, um den Sieg um mich zu erringen. Den Sieg um meine Hand.« Ich strich mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr und senkte meinen Blick. Im Augenwinkel spähte ich in die Richtung, in die Zane verschwunden war.
»Aha, und das konntest du mir nicht früher erzählen?«
»Du hörst dich schon wie Mabel an.«
Rohana boxte mir spielerisch gegen den Oberarm.
»Aua! Das hat wehgetan.«
»Du hast es Mabel schon erzählt, aber mir nicht?« Rohanas gespielt wütende Miene brachte mich zum Lachen.
»Hätte ich es dir neben Dusan erzählen sollen?«
»Ach ja, das wäre vielleicht keine besonders gute Idee gewesen«, gab sie zu und zog eine Schnute. »Aber um auf die Sache mit Zane zurückzukommen: Wie unglaublich romantisch ist es, dass er hier ist und gestern auf dich gewartet hat?«
Wenn sie wüsste, wie unsere gestrige Begegnung wirklich verlaufen war, würde sie es nicht mehr als unglaublich romantisch betiteln.
Ich seufzte. »Es macht keinen Unterschied, ob Zane nun hier ist oder nicht.«
Rohana zwickte ihre Augenbrauen zusammen. »Was meinst du damit?«
»Was ich damit meine?«, wiederholte ich. »Ich meine damit, dass mein Ehemann der Prinz sein wird, dem es gelingt, die Prüfungen zu meistern. Wäre Zane ein paar Wochen früher aufgetaucht, wäre es … Nun ja, vielleicht anders verlaufen.« Wieder wanderten meine Gedanken zu den verschollenen Briefen. Was wohl in ihnen gestanden hatte?
»Ich denke, Prinz Zane hat gute Chancen, die Prüfungen zu gewinnen. Ich meine, hast du ihn dir schon einmal genau angesehen?«, fragte Rohana und wackelte neckend mit ihren Augenbrauen.
Natürlich hatte ich Zane schon mal angesehen. Er war groß, athletisch und trotzdem muskulös gebaut. Die breite Schulterpartie und seine kräftigen Arme rundeten seine gesamte Erscheinung ab.
»Wir werden schon bald erfahren, wie gut er sich in den Prüfungen schlägt«, erklärte ich. »Komm, wir müssen los. Wenn wir noch mehr Zeit verplempern, reißt uns Dusan die Köpfe ab.« Ich lachte bei der Vorstellung, schob meinen Stuhl vom Tisch weg und stand auf.
»Das können wir natürlich nicht riskieren.« Rohana nickte und erhob sich ebenfalls.
Wir stapften Hand in Hand durch den kniehohen Schnee, der den Saum unserer pompösen Kleider durchtränkte.
Na großartig.
Bei dem Neuschnee hätte ich doch besser eine Tunika und ein Paar gefütterte Stoffhosen mit hohen Stiefeln dazu angezogen. In diesen übertriebenen Kleidern fühlte ich mich sowieso nicht wohl, obwohl ich gut darin aussah.
Wie eine richtige Prinzessin, hörte ich Dusans Stimme in meinem Kopf.
Meist trug ich schlichtere Kleider, die bequem und praktisch waren. Kleider, die eher für Dienstmädchen, als für Prinzessinnen gedacht waren. Meine Eltern hatten nie etwas dagegen. Dank Dusan, sah das jetzt anders aus.
Natürlich hätten wir auch unsere Eismagie nutzen können, um den Schnee beiseite zu räumen, doch Dusan predigte immer, unsere Magie sparsam einzusetzen. Dass die Götter sie den königlichen Familien gaben, um ihre Reiche zu schützen. Nicht um irgendwelchen unwichtigen Kram damit anzustellen.
Als wir an dem Hindernisparcours ankamen, trainierten die Männer schon fleißig. Viele trugen trotz der beißenden Kälte dünne eng anliegende Gewänder, durch die man die trainierten Körper gut erkennen konnte.
Ob sie solche Gewänder trugen, um sich besser bewegen zu können, oder ob sie damit etwas anderes bezwecken wollten, war mir schleierhaft. Auf jeden Fall hatte ich nichts dagegen. Und Rohanas Blick nach zu urteilen, ging es ihr ähnlich. Mehrere festlich gekleidete Hofdamen waren anwesend und wollten sich augenscheinlich das Spektakel nicht entgehen lassen.
»Du kannst dich schon mal daran gewöhnen, denn wenn du nächstes Jahr achtzehn wirst, wird es dir gleich ergehen«, sagte ich lachend zu Rohana. »Außer du findest vorher einem Ehemann und hinderst Dusan daran, die Prüfungen regelmäßig zu veranstalten.«
Die Prüfungen um meine Hand waren die ersten, die seit einem Jahrzehnt stattfanden. Anscheinend weigerte sich niemand dermaßen hartnäckig gegen eine strategische Heirat wie ich.
»Ach, erinnere mich bloß nicht daran. Obwohl, wenn ich mir die Männer so ansehe …«
»Rohana!«, entgegnete ich mit gespieltem Entsetzen.
Ihre Mundwinkel zuckten nach oben.
Der Kristall-Thron und die zwei etwas kleineren und weniger auffälligen Sitzmöglichkeiten waren während des Frühstückes hierher transportiert worden. Eine Art Pavillon war darüber aufgebaut worden, um uns vor der Kälte zu schützen. Dahinter erstreckte sich ein praktisches Zelt.
Ein Rückzugsort für die königliche Familie.
Wir nahmen Platz und Dusan gesellte sich ebenfalls zu uns. Er war bis vorhin noch in ein Gespräch mit König Garbhan von Floranys vertieft gewesen.
»Ihr seid doch nicht etwa zu Fuß hierhergelaufen?« Er griff sich an die Stirn und sein entsetzter Blick wanderte an unseren nassen Kleidern hinab.
Ich zuckte kurz mit den Schultern und verzog mein Gesicht. »Es konnte ja keiner ahnen, wie hoch der Schnee über Nacht gefallen ist.«
Er schüttelte den Kopf. »Jetzt ist es sowieso zu spät, um euch etwas Trockenes anzuziehen.«
Was würde ich jetzt für trockene Kleider tun …
Feine Härchen stellten sich an meinem ganzen Körper auf, während die Kälte mir langsam bis in die Knochen kroch. Ich versuchte, mein Zittern – so gut es ging – zu unterdrücken.
Dusan wedelte mit einer Hand in der Luft herum, woraufhin sofort einer der Bediensteten herbeieilte. »Bringt den Prinzessinnen bitte jeweils eine Wolldecke.«
»Aber natürlich«, erwiderte der Mann, machte eine knappe Verbeugung und eilte davon.
Wenige Minuten später brachte er uns die Decken und legte sie um unsere Schultern. Zwar war nur der Rock unserer Kleider nass geworden, jedoch reichte dies aus, damit die Kälte noch unerträglicher wurde. Die wärmende Decke war in diesem Moment ein wahres Geschenk.
Die etwa ein Dutzend Bewerber standen bei ihren Begleitern und besprachen mögliche Strategien. Die Zwillingsprinzen unterhielten sich mit deren Vater, der ganz in unserer Nähe stand. Der mit den goldenen Locken spähte immer wieder aufmerksam in meine Richtung.