Nach uns nur Lügen - Vanessa Schöche - E-Book

Nach uns nur Lügen E-Book

Vanessa Schöche

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Beschreibung

Timea ist stark und trotz ihres Verlustes gewillt, das Leben zu meistern. Auch im Alleingang, wenn es sein muss. Als das Schicksal sie nach langer Zeit zu Elric führt, glaubt Timea an eine zweite Chance in der Liebe. Auch Elric erkennt, dass er sein Leben mit der rothaarigen Schönheit verbringen will. Wäre da nur nicht die erschütternde Wahrheit, die beide gemeinsam in die Tiefe stürzen würde, sollte Timea jemals davon erfahren. Denn Elric ist für den Tod ihres Verlobten mit verantwortlich. Und schneller stellt sich die Frage: Kann man einen Mann lieben, der einem die erste große Liebe genommen hat?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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P R O L O G
E I N S
Z W E I
D R E I
V I E R
F Ü N F
S E C H S
S I E B E N
A C H T
N E U N
Z E H N
E L F
Z W Ö L F
D R E I Z E H N
V I E R Z E H N
F Ü N F Z E H N
S E C H Z E H N
S I E B Z E H N
A C H T Z E H N
N E U N Z E H N
Z W A N Z I G
E I N & Z W A N Z I G
Z W E I & Z W A N Z I G
D R E I & Z W A N Z I G
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D R E I ß I G
E I N & D R E I ß I G
Z W E I & D R E I ß I G
D R E I & D R E I ß I G
V I E I R & D R E I ß I G
F Ü N F & D R E I ß I G
E P I L O G

Vanessa Schöche

 

 

Nach uns nur LÜGEN

 

 

 

Nach uns nur LÜGEN

 

 

 

Copyright

© 2024 VAJONA Verlag

Alle Rechte vorbehalten.

[email protected]

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags

wiedergegeben werden.

 

 

Lektorat: Désirée Kläschen

Korrektorat: Désirée Kläschen und Susann Chemnitzer

Umschlaggestaltung: VAJONA Verlag unter Verwendung von

selbstgezeichneten Motiven von Diana Gus

Satz: VAJONA Verlag, Oelsnitz

 

VAJONA Verlag

Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3

08606 Oelsnitz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für alle, die sich verloren fühlen.

Für alle, die geliebt werden wollen.

Für alle, die Fehler gemacht haben und versuchen,

sie geradezurücken.

 

Es gibt manchmal keinen richtigen Weg.

Nur den ehrlichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

TEIL

 

1

 

P R O L O G

 

 

 

Elric zwei Wochen nach Geschehen

 

Ich beobachte sie mit gewisser Distanz.

Sie alle.

Eine Gruppe, die um einen geliebten Menschen trauert und der ich gern mein Beileid aussprechen würde. Dabei wage ich es nicht annähernd, einen Schritt heranzutreten. Denn ich erteile mir nicht die Erlaubnis, etwas zu tun, das ich streng genommen nicht tun darf. Ich bin der Letzte, der heilende Worte formen sollte.

Dennoch drängt mich alles danach. Mein Inneres schreit, dass ich mich entschuldigen muss.

Statt dem nachzugeben, trete ich ein wenig mehr hinter den massiven Baumstamm, der mich so unauffällig wie möglich machen soll. Allein, dass ich hier stehe, ist im Grunde schon eine Tat zu viel, und doch suche ich tief im Inneren etwas Undefinierbares. Vielleicht einen Hauch Seelenfrieden, von dem ich weiß, dass er mir die nächsten Monate oder Jahre nie wieder vergönnt sein wird. Wenn sich diese Art von Frieden überhaupt noch einmal einstellen wird.

Ich ziehe mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht, als sich ein leichter Regenschauer über alle Trauernden erstreckt. Die Tropfen winden sich durch die grünen Blätter über mir und damit schützt mich auch nicht die massive Baumkrone vor der nassen Kühle. Dann stecke ich die Hände in die Jackentaschen und versuche, den dicken Kloß im Hals hinunterzuschlucken, während ich die Abschiedszeremonie beobachte. In meinem Magen krümmt sich ein wütendes Biest, das mir damit immer wieder aufs Neue zeigt, was ich verdient habe. Schmerz und Reue.

Ich weiß nicht, warum ich mir diesen Anblick antue. Vermutlich eine selbst auferlegte Qual, durch die ich meine, gehen zu müssen, wenn ich mehr als eine zerfressene Hülle meiner Selbst sein will. Vielleicht hoffe ich auch auf ein wenig Vergebung.

Aber ist mir Vergebung wirklich vergönnt? Wie soll mir jemand vergeben, wenn ich es selbst nicht kann?

Nachdem sich ein Trauernder nach dem anderen entfernt hat, steht nur noch eine junge Frau in meinem Alter allein vor dem Grab. Sichtlich gebrochen und im merklichen Kontrast trotzdem kraftvoll. Stark und aufrecht wie die Eiche neben mir, die sich von keinem Sturm dieser Stadt unterkriegen lässt. Dennoch erkenne ich, wie sie sich ihre Tränen aus dem Gesicht wischt.

Ihr kupferfarbenes Haar wird mit jeder Sekunde nasser und schwerer, während sich die dunklen Wolken über uns legen. Ich mache instinktiv einen Schritt nach vorn, als ein Mann näher an die Frau herantritt und sie in den Arm zieht. Ein anderer folgt und legt sanft seine Hand auf ihren Rücken.

Zum Glück hat sie jemanden. Findet ein wenig Trost. Ist nicht allein.

Ich ahne, um wen es sich bei ihr handelt, denn die Haltung dieser Frau, ihre Mimik und Gestik, lässt erahnen, was sie für ihn fühlt. Für den Mann, der vor wenigen Minuten zu Grabe getragen wurde. Sie war seine Frau, seine Freundin oder er war irgendjemand, den sie liebte.

Sie drückt kurz ihr Gesicht in den dunklen Mantel eines ihrer Tröstenden, als dieser ihr einen leichten Kuss auf das Haar setzt und seine Arme enger um ihren Oberkörper schlingt. Der andere öffnet einen großen, marineblauen Regenschirm.

Egal wie distanziert ich stehen würde, diese Trauer würde ich aus meilenweiter Entfernung erkennen und irgendwie auch spüren. Der Mann, der ihr Halt schenkt und den Regenschirm hält, schafft es behutsam, sie von dem Grab abzuwenden und in meine Richtung zu führen. Der zweite stülpt sich seine Kapuze über den Kopf und schlägt eine andere Richtung ein. Ich drücke beinah schmerzvoll die Zähne aufeinander, lehne mich an den Stamm des Baumes und versuche durch ihn einen festen Stand zu finden. Dabei hoffe ich, dass beide es als eine Zufallsbegegnung abtun, als ihre Blicke auf meine treffen.

Nur für einen Augenblick erstarre ich und sehe ihr ins Gesicht, das jetzt teilweise unter dem Regenschirm verdeckt wird. Der Moment, der so kurz ist, wird sich in mein Hirn brennen: ihre dunkelbraunen Augen, ihre Sommersprossen, ihre Lippen und viel mehr noch ihre herablaufenden Tränen.

Der Anblick durchfährt mich wie ein unaufhaltsamer Blitz oder ein Stich mitten in mein Herz, weil ich ab hier weiß, dass ich ihr Gesicht niemals vergessen werde. Sie wird mich bis in meine Träume verfolgen, heimsuchen und quälen. Und ich werde mich nicht dagegen wehren, alles Böse dieser Welt zu spüren.

Weil ich der Grund bin, dass sie trauern muss. Weil ich der Grund bin, dass sie diesen Menschen verloren hat. Weil ich ihn getötet habe. Weil ich weiß, was ich ihr genommen habe.

Und das Weil ich erstickt mich. Es ist nur logisch, dass ich Buße tun muss. Und zwar mein Leben lang.

 

 

E I N S

 

 

 

Timea – der Abend des Geschehens

 

Ich liebe es, wie sich die Grübchen auf seinen Wangen formen, wenn er lacht. Das geschieht, als er soeben die schwarze Acht vor allen anderen in eines der Löcher geführt hat. Damit ist Nils Sieg besiegelt und Tommy schaut nur verbittert und kopfschüttelnd auf den Billardtisch. »Es war so klar, dass du wieder gewinnst.«

»Ich kann nichts dafür, dass du so untalentiert bist, Tommy«, stichelt Nil, der sich sein Grinsen keineswegs verkneifen will. Dieses charmante Grinsen, in das ich mich womöglich immer neu verlieben werde.

Tommy zuckt genervt mit den Schultern. »Schon klar.«

Nachdem ich das Spektakel mit Amanda und Trevor von der Bar aus beobachtet habe, nähere ich mich den beiden und im nächsten Moment legt Nil seinen Arm um meine Taille. Ein Kuss auf meine Wange folgt. »Hast du das gesehen?«

Um uns erklingt House-Musik, die unsere Gespräche nicht übertönt.

»Du meinst, wie Tommy verloren hat?«, antworte ich und streiche mit meinem Zeigefinger über Nils Wange. Mit dem Wissen, wie sehr es mein bester Freund hasst, nicht als Gewinner aus einem Spiel zu gehen.

»Ich brauch eine Kippe«, stöhnt er und wendet sich dem Ausgang zu, um seiner elenden Sucht nachzugeben.

»Wirst du irgendwann damit aufhören?«, stichle ich.

»Nicht unter diesen Umständen.«

»Lass ihn, Mea. Jeder hat ein Laster«, mischt sich Trevor in das Gespräch ein, der sich mit Amanda ebenso dem Billardtisch nähert.

»Ich könnte aber auch ein wenig frische Luft gebrauchen. Kommst du mit, Trevor?«, fragt Amanda.

Er nickt und greift ihre Hand. Ich sehe den beiden nach und merke, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen formt. Trevor und Amanda sind seit Kurzem verheiratet und schon eine gefühlte Ewigkeit ein Paar. Auf dem Gymnasium waren Tommy, Amanda, Trevor, Nil und ich die meiste Zeit zusammen und verbrachten neben der Schulzeit auch den Großteil der Freizeit miteinander. Irgendwie bestand schon immer eine Leichtigkeit zwischen uns, die ich in der Vergangenheit nur selten gefunden habe.

Als ich kurze Erinnerungsfetzen an damals durchspiele und sich die Eingangstür hinter unseren Freunden schließt, bleiben Nil und ich allein am Spieltisch zurück. Während ich mich in diesem modernen schwarz-roten Ambiente umsehe, erkenne ich, wie wenig Leute heute im Jonsson’s sind. Und das an einem Freitagabend. Meine Sicht gleitet in Nils grüne Augen, die mich ebenso fixieren. Dann drückt er mich an den Billardtisch, stellt sich vor mich und legt seine Hand an meinen Hals. Nil setzt mir einen Kuss auf die Lippen und schiebt mir eine meiner kupferfarbenen Strähnen aus dem Gesicht. »Möchtest du heim?«

»Nicht unbedingt.« Das Jonsson’s ist eine kleine Bar inmitten der schwedischen Stadt Lund. Obwohl ich es vermeide, auszugehen, bin ich gern hier. Vermutlich weil mich alles hier an Nils und meine ersten Male erinnert. Der erste Flirt, das erste Date, der erste Kuss.

Nil kam in der neunten Klasse zu uns und war seither für niemanden von uns mehr wegzudenken. Und am wenigsten für mich. Er trat mit seinem schwarzen Rucksack, der auf einer Schulter saß, durch die Tür und allein damit war es um mich geschehen. Obwohl es einige Jahre her ist, weiß ich noch, wie er seinen Platz anvisierte, als wäre er schon zig Male in eine für ihn neue Schule zum Unterricht gekommen. Sein Selbstbewusstsein, verbunden mit seinem charmanten Auftreten, brachte mich ab der ersten Sekunde um den Verstand.

Damals begriff ich die Gefühle nicht, die er in mir auslöste. Doch mit jedem Moment, den wir miteinander verbrachten, wusste ich, dass es so was wie Liebe auf den ersten Blick sein musste.

»Falsche Antwort«, haucht mir Nil ins Ohr und sieht mich anschließend eindringlich an.

Ich lege meinen Kopf schief und versuche zu erkennen, was er mir damit sagen will. »Wie meinst du das?«

»Ich werde jetzt gleich gehen. Okay?« Ich spüre die Furche zwischen den Augenbrauen. »Tommy bringt dich dann zu mir.« Nil schluckt schwer, während seine Hand an meinen Kieferknochen wandert. »Zu uns.«

»Wenn du gehen willst, lass uns doch zusammen gehen.«

Nil küsst mich erneut und haucht wenige Worte an meine Lippen. Ich spüre, wie er mich immer intensiver an das Holz des Billardtisches drückt und seine Hand langsam zu meinem Rücken wandert. »Es war schwer, dich heute aus unseren vier Wänden zu holen, Mea. Vertrau mir und lass dich von Tommy zu mir bringen, wenn ich so weit bin.« Durchaus hatte ich heute vor, einen entspannten Abend auf der Couch zu verbringen und meinen Roman zu Ende zu lesen. Bis Nil mich überredete, auszugehen. Deswegen bin ich jetzt umso stutziger.

»Was soll das bedeuten: Wenn du so weit bist?«

»Wenn ich es dir verraten würde, wäre es keine Überraschung mehr. Lässt du dich überraschen?«

Ich schüttle meinen Kopf und lege die Hände an seine Brust. »Nein. Ich will wissen, was du vorhast.«

»Da muss ich dich leider enttäuschen. Du wirst kein Wort aus mir rausbekommen.« Als er das sagt, tritt Tommy neben uns, der von dem Geruch kalten Rauchs und seines Parfüms umgeben ist. »Und aus ihm auch nicht.«

»Was hast du vor, Nil?« Und ich weiß, dass er mir kein Wort sagen wird. Nil ist stur und dickköpfig. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, bringt ihn niemand davon ab. In diesem Augenblick zuckt er nur mit seinen Schultern und drückt sich vom Billardtisch ab, ehe er sich seine Jacke von der Garderobe nimmt und diese überzieht.

»So, Leute, ich mach los.« Ein Wink geht zu Tommy, Amanda und Trevor, die ebenso schon wieder an der Bar sitzen und an ihrem Getränk nippen.

»Machs gut. Und viel Glück«, erwidert Tommy, was mir eine unangenehme Unruhe in der Magengegend hinterlässt.

Glück? Seit wann haben Nil und ich Geheimnisse voreinander? Seit wann muss ich um eine Antwort betteln?

Ein letzter Kuss, verbunden mit einem zarten Schmunzeln, bevor Nil die Bar verlässt und mich damit nur noch irritierter zurücklässt.

Ich drehe mich zu Tommy, blicke in seine eisblauen Augen und verfolge seinen Griff zur Flasche, die neben mir steht. »Viel Glück? Bei was?«

Mein bester Freund grinst nur vor sich hin und nippt an seiner Cola. »Wirst du dann schon sehen, Mea. Zerbrich dir nicht wieder deinen Kopf.«

»Was ihr mir gerade ja so leicht macht.«

 

 

Elric

 

Zur selben Zeit, am Abend des Geschehens

 

Geh da nicht hin, hat er geraten.

Sie ist es nicht wert, hat er gesagt.

Vielleicht passiert in ihr etwas, nur nicht heute, hat er gehofft.

Ich hätte mir Ares Aussagen nicht immer wieder in meinem verkackten Hirn durchspielen sollen und einfach auf ihn hören müssen. Dann wäre ich nicht auf dieser verdammten Party gelandet, die mich von jetzt auf gleich mit noch mehr Wut zurückgelassen hat. Wenn ich daran denke, dass ich Nancy nur einen Schritt entgegenkommen wollte, ballt sich mein Magen zu einem harten Stein zusammen.

Warum habe ich nicht auf Are gehört? Warum bin ich dort hingegangen?

Nancy und ich hatten heute Morgen einen Streit, der irgendwann in einer Explosion endete. In den letzten Monaten wurden unsere Auseinandersetzungen intensiver und fixierter. Schlichtweg ist meine Arbeit das grundlegende Problem und die Einstellung, wie ich den Feierabend und mein Leben verbringen möchte. Nämlich nicht zwischen irgendwelchen schwitzenden Menschen, die glauben, sich noch mal so richtig auf sinnlosen Partys austoben zu müssen. Und das am besten gleich jeden freien Tag, der sich einem bietet. Schließlich sind wir keine zwanzig mehr. Mit jedem Jahr, das vergeht, empfinde ich mehr Verantwortung für mich. Für uns. Doch Nancy ... Sie sucht ihre Jugend zwischen Bierflaschen und lauter Musik, die noch am nächsten Morgen in den Ohren dröhnt. Sie weiß einfach nicht mehr, was genau sie überhaupt vom Leben erwarten will. Und diese Tatsache hasse ich. Es unterscheidet uns grundsätzlich voneinander. Denn ich weiß, dass ich sie nicht mehr will. Ich arbeite viel. Vermutlich etwas zu viel. Aber ich hab Verpflichtungen zu erfüllen, damit das Geschäft weiter so gut laufen kann, wie es das jetzt nun einmal tut. Dabei erkenne ich es nicht als Druck oder Zwang an, den Laden am Laufen zu halten. Mit Are die Firma zu leiten, erfüllt mich.

Warum kann Nancy nicht ein wenig Verständnis dafür aufbringen?

Weil sie weder für dich noch für deinen besten Freund jemals Verständnis hatte ...

Obwohl ich längst im Bett liegen sollte, dachte ich, es würde meiner Frau gefallen, wenn ich dieses Mal auf der Party aufschlagen würde, die ihr so wichtig schien. Und ich dachte, ich wüsste, wie sehr sie es hasst, allein zu einer Veranstaltung zu gehen. Ich dachte, ich könnte ihr eine weitere unangenehme Situationen vom Hals halten, wenn ich dieses Mal präsent wäre. Denn sich immer rechtfertigen zu müssen, warum der eigene Mann nie mit an der Seite ist, kann kräftezehrend sein. Dessen bin ich mir bewusst.

Nur scheint Nancy mich nicht sonderlich vermisst zu haben. Noch weniger scheint sie mit mir gerechnet zu haben. Denn als wären die alkoholisierten, grölenden Menschen nicht schlimm genug gewesen, musste ich meine Frau zusätzlich beim Rummachen erwischen. Ich wollte nicht dabei zusehen, wie sie einem fremden Kerl die Zunge in den Hals steckte, der sie an der Taille immer dichter an sich zog. Eine Tat, die alleinig mir gebühren sollte. Ich fragte mich in dem Augenblick, wie viele Male das wohl schon vorgekommen war. Denn sie sah vergnügt dabei aus. Ohne jegliche Hemmung. Sie versteckte sich ja nicht einmal. Es wirkte gekonnt. Zumindest so lang, bis ihr Blick meinen traf. Schock war ihr ins Gesicht geschrieben und ich könnte schwören, dass mir meine Wut noch immer im Gesicht steht.

Um Nancy und mich steht es keineswegs gut. Das ist kein Geheimnis. Dennoch haben wir uns ein Versprechen gegeben und dieses formt Treue an oberster Stelle. Treue, die sie sich spätestens heute Abend abgesprochen hat. Dafür kann ich sie nur noch verachten, und dass ich soeben aus dem Haus stürme, in dem die Party stattfindet, beweist es.

Ihre verzweifelte Stimme ertönt hinter mir und vermischt sich mit der Technomusik im Hintergrund. »Elric, warte doch mal! Es ist nicht so, wie –«

Wütend drehe ich mich um und zeige mit dem Finger auf sie. »Komm mir nicht damit und wag es nicht, mich anzusprechen, Nancy.« Daraufhin öffne ich die Tür meines SUVs. Ich stecke den Schlüssel ins Zündschloss und atme einmal tief durch, ehe ich den Motor starte. Ich verriegle jede Tür, damit Nancy nicht auf die Idee kommt, hinzuzusteigen, und trete im gleichen Augenblick auf das Gas. Weg von dieser Frau und weg von diesem Abend.

Ich hätte einfach auf Are hören sollen. Aber letztlich wollte ich vermutlich retten, was zu retten war. Ich raufe mir die Haare und kann meine eigene Dummheit kaum in Worte fassen. Wie oft ist das schon passiert und wer zur Hölle war der Kerl?

Ich betrachte kurz die dunklen Ringe, die ich mir vor einigen Jahren auf den Unterarm habe tätowieren lassen, und versuche mich an die Zeit zu erinnern, in der noch alles gut war. Oder zumindest okay. An eine Zeit, in der die Nähe zu Nancy nicht unerträglich schien.

Das Vibrieren meines Handys in der Jackentasche holt mich zurück und mir leuchtet Ares Nummer entgegen. Doch mit ihm darüber zu sprechen, ist gerade nicht das, was mir guttun würde. Also drücke ich das Handy zurück in die Jacke und bin damit nicht in der Lage, nur einen Satz mit Are zu wechseln, auch wenn er nichts für meine jetzige Situation kann.

In Gedanken versunken, starre ich in die Dunkelheit der Nacht. Ich nehme die Laternen wahr, die im angemessenen Tempo an mir vorbeiziehen. Solange bis ich im Augenwinkel eine Gestalt erkenne, die sich ungeachtet der Straße nähert. Viel zu schnell und ohne zu mir zu sehen oder die Lichter meines SUVs zu bemerken. Und ehe ich noch irgendwie reagieren kann, ertönt ein dumpfer Knall. Mit einem Mal ahne ich, dass es zu spät ist. Zu spät, um auszuweichen. Zu spät, um zu bremsen. Dennoch trete ich das mittlere Pedal bis zum Anschlag durch. Mein Herz pumpt unaufhaltsam, als der Wagen zum Stehen kommt, und ich kann nichts weiter tun, als das Lenkrad fest zu umklammern. Als könnte es mir irgendeine Sicherheit schenken. Dabei weiß ich, dass es für Sicherheit längst zu spät ist. Während ich mir dessen bewusst werde, sehe ich zur Windschutzscheibe. Zerstört.

Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen und fühle mich, als wäre mein Bewusstsein aus meinem Körper gewichen. Dann öffne ich die Fahrertür, steige mit wackligen Beinen aus. Ich bin haltlos und kralle mich an den Rahmen meines Wagens. Meine Gedanken sind leer. Ein Schritt nach dem nächsten und ich erkenne immer eindeutiger die Tragweite der Situation: Eine Person liegt auf dem harten Asphalt. Einer seiner Schuhe liegt meterweit entfernt. Eine zerbrochene Flasche ebenso. Sein Handy in der Nähe des Schuhs. Eine Blutlache nimmt immense Form an, die mich erstarren lässt. Bis mich etwas überkommt, das ich nicht beschreiben kann. Angst. Verwirrung. Übelkeit.

Ich sehe mich um. Niemand ist da, außer mir.

Ich laufe auf den leblosen Körper zu, gehe in die Hocke und berühre vorsichtig den Oberkörper, bis die Leere in meinem Kopf mit einer Grundregel gefüllt wird: Tu ja nichts Unüberlegtes! Also ziehe ich mein Handy aus der Jacke und wähle mit zittrigen Fingern den Notruf, während ich auf eine weiße Samtschatulle starre, die sich soeben mit Blut vollsaugt.

 

 

 

 

 

 

 

Timea

 

Es verging ungefähr eine Stunde, bis mein Handy auf dem Tisch endlich zu summen begann und Nils Name aufleuchtete.

 

Komm bitte in dreißig Minuten heim. Tommy weiß Bescheid & ich weiß, dass du Klischees hasst. Aber manchmal müssen Situationen von Klischees bestimmt werden. Ich liebe dich, Timea!

 

Ich habe mir so einige Gedanken über die eigenartigen Momente in der Bar gemacht und meine eigenen Vermutungen angestellt. Nun laufe ich neben Tommy mit dem Handy in der Hand und starre die Nachricht unentwegt an.

»Jetzt steck das Ding weg, Mea.«

Ich sehe zu meinem besten Freund auf, tue das, was er sagt, und schiebe das Handy in die Hosentasche. »Du wirst mir nicht sagen, was Nil vorhat, oder?«

»Nope«, erwidert Tommy und zieht beinah schon genüsslich an seiner Kippe.

»Obwohl ihr beide wisst, wie sehr –«

»Du Überraschungen hasst. Genau.«

»Wie kann es sein, dass du auf seiner Seite stehst, Tommy? Du solltest auf meiner Seite stehen. Du kennst mich viel länger als ihn.«

»Deswegen weiß ich auch, wann ich mir das erlauben kann. Vertrau mir. Aber noch viel wichtiger: Vertrau ihm.«

»Das tue ich immer. Ich mag nur einfach keine Überraschungen. Man kann sich so schlecht auf Dinge einstellen.«

»Das ist auch der Sinn dahinter«, lacht Tommy und stößt mich dabei mit seinem Ellenbogen an, ehe er seine Kippe wegschnipst. Kaum sind wir an seinem Auto, das sich nur wenige Gehminuten von der Bar entfernt befindet, steigen wir ein und fahren aus der dunklen Nebenstraße. »Kannst du mir wenigstens –«

»Nein.«

Ich beginne nervös an meinem Fingernagel herumzukauen.

»Entspann dich, Mea. Es wird schön, glaub mir.«

»Tu ich ja.«

»Tust du nicht.«

Ich verdrehe die Augen und starre aus dem Fenster, als wir an einer Ampel halten und neben uns eine grüne Straßenbahn zum Stillstand kommt. Ich beobachte die Menschen darin, die sich unterhalten oder Kopfhörer auf den Ohren tragen und zum Takt der Musik mitwippen.

Mir geht so einiges im Kopf herum und nach all dem heutigen Aufwand und Nils Nachricht ahne ich, auf was er in wenigen Augenblicken hinausmöchte. Und Tommy ist in die Sache eingebunden. Nur wage ich es nicht, über meine Ahnung ein Wort zu verlieren.

Wir biegen auf die schmale, mit Pflastersteinen bedeckte Straße ab, die ich schon so viele Jahre, bevor Nil und ich überhaupt zusammen waren, bewohnt habe. Denn hier steht mein Elternhaus, das uns Mom vor einigen Wochen überlassen hat. Mit der Bitte, darin unsere gemeinsame Zukunft zu leben. So, wie sie es eigentlich mit Dad geplant hatte.

Mit dieser großen Geste hätte sie mir kein schöneres Geschenk machen können. Dafür ist sie in eine Eigentumswohnung gezogen, die nur wenige Gehminuten von uns entfernt liegt. Mein Bruder Lovis, der in England lebt und arbeitet, befürwortete Moms Entscheidung, da er sowieso nicht vorhat zurückzukommen.

Tommy parkt vor dem Haus mit der sandfarbenen Fassade, das ich unser nennen darf, und blickt zu mir rüber. Er nickt in Richtung des beleuchteten Fensters. »Er wartet bestimmt schon.«

Ich schnalle mich ab, reibe die Hände aneinander und atme tief durch. »Er wird sie mir stellen, oder, Tommy? Die Frage.« Mein Blick wandert in die eisblauen Augen meines besten Freundes.

Er fährt sich durch seine aschblonden Haare, ehe er den Kopf an die Stütze legt und meine Hand in seine nimmt. So wie er es schon in der Vergangenheit mehrmals getan hat. Nur jetzt ist die Bedeutung eine andere. Jetzt soll mich die Berührung nicht trösten, sondern mir das letzte Fünkchen Mut übermitteln. »Geh schon, Mea. Lass ihn nicht warten.«

»Hab ich nicht vor.« Ich merke das nervöse Schmunzeln, welches mich überkommt.

»Gut.«

Dann steige ich langsam aus dem Auto aus, und bevor ich die Tür zuschlage, drehe ich mich nochmals Tommy zu. »Danke.«

»Immer gern. Schreibst du mir, was du gesagt hast?«

»Wie könnte ich nicht? Du weißt, dass du mein Trauzeuge sein wirst, oder?«

Er fährt sich erneut mit der Hand durch sein Haar und grinst verschmitzt. »Davon bin ich ausgegangen, ja.«

»Gut, ich brauch nämlich jemanden, der mir immer wieder das Chaos in meinem Kopf ordnet, wenn ich es selbst nicht kann. Und ich will es nicht nur auf Nil abwälzen.«

»Ich werde da sein. Bin ich immer.«

Ich beginne auf den Innenseiten meiner Wange herumzukauen. Weil ich unsicher werde und zweifle. Nicht an dem, was Nil und ich sind. Ich zweifle an mir. Denn ich hab keine Ahnung, ob ich jemand bin, der für eine Ehe geschaffen ist. Ich würde es gern sein und dennoch überkommt mich die Angst, damit ein Unglück hervorzurufen, das man hätte vermeiden können.

Ganz nach dem Motto: Nichts verändern, wenn es wundervoll läuft. Das Glück nicht herausfordern.

Und zwischen Nil und mir ist alles perfekt. Mehr als das sogar. Es ist mehr, als ich mir je für mich erträumt hätte. Denn wir sind ehrlich und wahr.

Weiterhin umgreife ich den Rahmen der Autotür, und als mein Blick erneut Tommys trifft, weiß ich, dass er das aufkeimende Chaos in mir bemerkt. Das tat er schon immer, wenn mich etwas überkam, das mich nicht überkommen sollte. Selbst in der Schulzeit stand er für mich ein, wenn ich nicht wusste, wohin mit mir.

»Er ist nicht dein Vater, Mea«, sagt er und holt mich damit zurück in die Realität.

Ich nicke und schiebe mir eine entflohene Strähne hinter mein Ohr. »Ich weiß.«

»Er ist so viel besser und loyaler. Aber ich verstehe es. Deine Gedanken, die ich gerade lesen kann: ja nichts herausfordern.«

»Mhm.«

»Und Nil sieht es auch. Deswegen ist er der Richtige für dich.«

Ich nicke erneut. Mein Bauch füllt sich allmählich mit Schmetterlingen und ich weiß, wie meine Antwort in wenigen Momenten ausfallen wird, wenn ich unser Haus betrete.

Ja. Natürlich wird sie Ja sein.

Ich schlage die Beifahrertür hinter mir zu und gehe dem Abend mit allen Glücksgefühlen, die ich aufbringen kann, entgegen. Als ich jedoch das Blaulicht in den Augenwinkeln bemerke, das sich mir nähert, werden nicht nur die Schmetterlinge erstickt, sondern auch das wunderbare Gefühl in meinen Adern. Denn ich spüre innerlich ganz eindeutig, dass sie zu mir wollen. Mich überkommt auf grausame Art und Weise die größte Angst meines Lebens. Nämlich, dass Nil mein Ja nicht mehr hören wird. Und mein dämliches Gefühl soll recht behalten, als zwei Männer in Polizei-Uniform mit straffer Miene auf mich zugehen und ihr einstudierter Blick Bände spricht. Vermutlich eine Mimik, die sie in ihrer Ausbildung zu erlernen beginnen und im Alltag festigen.

Dabei macht es das nicht besser, dass Tommy aus seinem Wagen steigt, hinter mich tritt und meine Hand umschließt. Denn auch er wird diese Welle der Angst nicht abfangen können, wenn das Chaos in meinem Kopf greifbar wird. Diese Welle der Realität, die mich erahnen lässt, dass etwas passiert sein muss. Dass Nil nicht in dem Raum auf mich wartet, während Tommy und ich vor wenigen Augenblicken davon ausgingen, dass dem so wäre.

 

 

 

Z W E I

 

 

 

Elric – sechs Wochen nach dem Geschehen

 

Wie in Trance erhebe ich mich und starre auf die kahlen Wände des Gerichtssaals, während der Richter meine Akte verliest. Die Anklage lautet: fahrlässige Tötung.

Fahrlässige Tötung.

Ich habe verdammt noch mal einen Menschen getötet. Einen jungen Mann aus dem Leben gerissen.

Sechs Wochen ist dieser Unfall her und es vergeht nicht ein Tag, an dem ich das Gefühl habe, dass es sich irgendwann erträglich anfühlen könnte. Ganz im Gegenteil. Jetzt spüre ich, wie ich von Tag zu Tag mehr daran zerbreche.

Mein Blick wandert über die vereinzelten Personen, die als Publikum fungieren und an meiner öffentlichen Verhandlung teilnehmen. Ob Angehörige unter ihnen sind? Wenn sie es nicht sind, werde ich spätestens in der kommenden Nacht von einem träumen. Von ihr. Wie sie vor dem Grab steht und ... weint.

Nachdem alles verlesen wurde, bemerkte ich, wie ein dunkelhaariger Mann in den Saal tritt und sich auf einen der freien Stühle setzt, um den Prozess mitzubekommen. Ich weiß nicht, warum er mich aus meinem starren Zustand holen kann, aber ich verfolge ihn mit meinen Augen, wie er sich die Jacke auszieht und auf den Sitzplatz neben sich legt.

»Herr Månsson, möchten Sie sich zu dieser Anklage äußern?«

Nicht ich bin es, der die Lippen öffnet, sondern mein Anwalt Herr Norberg. »In Absprache mit meinem Mandanten haben wir beschlossen, dass Herr Månsson nur über mich, seinen Anwalt, sprechen wird. Im Vorfeld sei gesagt, dass sich Herr Månsson der Tat absolut bewusst ist und diese niemals mit Absicht vollzogen hätte.« Und das bin ich mir – absolut bewusst. Mehr als der Anwalt soeben nach außen trägt. Nur weiß er nicht, wie es in mir aussieht.

Angespannt lehne ich mich zurück und betrachte die kleinen Kerben des Holztisches vor mir. Ich lege meine Unterarme darauf ab und schiebe die Pulloverärmel in Richtung der Ellenbogen. Die gestochen schwarzen Ringe stechen hervor sowie das Profil eines Mannes im Lineart-Design, von dem ich das Gefühl habe, dass mich jeder seiner Blicke verfolgen würde.

Ich verliere meinen Verstand. Meinen gottverdammten Verstand.

Der Schriftzug you are the universe of your life, den ich mir damals zur Bestätigung meiner Lebensphilosophie habe stechen lassen, hilft mir im Moment keineswegs weiter, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Er bestätigt nur, dass ich nicht mehr in dem Universum leben möchte, das ich mir selbst erschuf. Das mir einst so viel Stärke gab, mein Leben zu leben, so wie ich es wollte. Jetzt versuche ich nur ... zu überleben. Und ich hasse es, allein hier zu sein, um nur überleben zu wollen.

Die kommenden Minuten und Stunden ziehen wie ein unrealer Traum an mir vorbei. So sehr ich mich auch auf die Realität konzentrieren möchte, es gelingt mir nicht. Ich sehe nur ihn, wie er vor mir blutig auf dem Boden liegt. Und diese mit Blut vollgesogene Schatulle, von der sich herausstellte, das ein Ring darin war. Ich zähle eins und eins zusammen, sodass mir relativ schnell klar schien, wer die Frau am Grab war. Alles blitzt vor mir auf, vermischt sich mit den Worten derer, die schon bald über meine Strafe entscheiden werden.

Ob sie ahnen, dass ich mich jeder Strafe fügen werde? Vielleicht ist mir dann ein wenig Seelenfrieden vergönnt.

Es ist seltsam, aber ich hatte keine Angst vor dem heutigen Tag. Dennoch verspüre ich Panik. Panik, mit meinem Gewissen leben zu müssen, das mich mein Leben lang begleiten wird. Dies kann keine Strafe dieser Welt aufwiegen, und das weiß ich.

Nachdem die Beweisaufnahme und die Zeugenaussagen des Sachverständigen und eines Ladeninhabers abgeschlossen sind, spricht der Staatsanwalt seine Forderung aus. »Die Staatsanwaltschaft fordert Herrn Månsson auf, eine Geldstrafe zu leisten, die sich auf fünftausendzweihundert Euro beläuft.«

Noch bevor der Richter das Urteil verkündet, erkenne ich im Augenwinkel, wie der dunkelhaarige Mann, der nach Beginn des Prozesses eingetreten ist, nun den Saal verlässt und aus der Tür verschwindet. Zwischen meinen Augenbrauen bildet sich eine spürbare Furche.

Nach kurzer Beratung des Gerichtsstandes fällt der Richter sein Urteil, das ich mit jeder Faser meines Körpers antreten werde. »Herr Månsson, es war ein tragischer Unfall und ein Zusammenspiel aus grausamen Zufällen, die an dem Tatabend stattgefunden haben. Die Videoaufnahme der Überwachungskamera des Sinior-Shops zeigen dies eindeutig. Nach ausführlicher Beweisaufnahme und den Zeugenaussagen liegt hier eine fahrlässige Tötung vor. Nach dem Gesetz werden sie zu einer Geldstrafe von viertausend Euro verurteilt, die auf achtzig Tagessätze zu je fünfzig Euro angesetzt werden. Sie können gegen das Urteil binnen vierzehn Tagen Revision einlegen.« Werde ich nicht. »Hiermit ist die Sitzung beendet.«

Ein lauter Hammerschlag beendet das Verfahren und nichts, rein gar nichts, fühlt sich in mir besser an.

 

 

Timea

 

Ich drücke mich an Tommys Brust, dessen Arme mich umschließen, als das Auto meines Bruders auf meiner Einfahrt parkt. Ich rieche den Duft meines besten Freundes, der schon Jahre derselbe ist und von dem ich nie weiß, wie ich ihn genau beschreiben soll. Vielleicht herb und irgendwie frisch? Da er vor wenigen Minuten draußen war, um eine zu rauchen, bildet auch dieser Geruch einen Teil von ihm. Aber es ist keineswegs befremdlich. Es zeigt nur, dass Tommy wirklich bei mir ist.

Wenige Sekunden später höre ich, dass Lovis die Haustür öffnet und sie im nächsten Moment schließt. Ich sehe zu ihm auf, als er über den Flur zu uns ins Wohnzimmer kommt, in dem Tommy und ich auf der Couch sitzen.

Mein Bruder schiebt dabei seine Kapuze vom Kopf, die sein dunkles Haar verdeckt. Draußen schüttet es wie aus Eimern und genau dieses Wetter reflektiert mein Inneres. Trist.

Lovis setzt sich auf das Couchende und betrachtet Tommy und mich mit trauriger Miene. Er reibt sich einmal mit der Handfläche über seinen Bartschatten auf der Wange, ehe er einen tiefen Atemzug nimmt.

»Und?« Es ist nicht meine Stimme, die ertönt, sondern die raue meines besten Freundes. Ich drücke mich etwas von ihm weg und setze mich, so gerade wie möglich, aufrecht hin. Dann winkle ich meine Beine an und umschließe sie mit meinen Armen.

Lovis wirkt angespannt und verloren zugleich. Er ballt seine Hände zu Fäusten, die auf seinen Knien verweilen. »Es war ein Unfall. Eindeutig.«

»War er betrunken? Ist er zu schnell gefahren? Irgendwas?«, will Tommy wissen und ich kann nicht leugnen, dass mir diese Fragen ebenso auf der Seele brennen. Nur bekomme ich nicht die Kraft zusammen, eine von ihnen auszusprechen. Mit jedem Wort, das ich die letzten Tage gesprochen habe, hatte ich das Gefühl, ich zerbreche mehr an dem, was geschehen ist.

Wie soll ich ohne Nil leben können? Es war nie eine Option. Nie.

Wie zur Hölle soll das funktionieren, ohne diesen einen Menschen leben zu können, mit dem man alles geplant hatte? Mit dem man eins war.

»Nichts. Er musste vor Ort einen Alkoholtest machen. 0,0 Promille. Eine Kamera vorm Sinior-Shop hat den Unfall zufälligerweise aufgezeichnet. Sie haben das Video abgespielt.«

Schock steht mir mit Sicherheit im Gesicht geschrieben. »Du hast gesehen, wie –« In meiner Kehle formt sich ein Kloß und kurz glaube ich, mich übergeben zu müssen.

»Den Zusammenprall konnte ich mir nicht ansehen. Ich musste die Augen schließen.« Und genau das tut Lovis erneut. Er schließt seine Lider und schüttelt leicht seinen Kopf.

»Lovis«, murmle ich. »Es tut mir leid, ich –«

»Schon gut. Es war besser, dass du nicht dort warst, Mea. Wenn du das gesehen hättest, du wärst –« Lovis zieht scharf die Luft ein. »Aber es ist wichtig, dass jemand von uns dort war. Laut diesen Beweisen war der Fahrer weder zu schnell noch unachtsam.«

»Aber?«, spricht Tommy und ich spüre, wie er nach meiner Hand greift.

»Nil –«, stammelt mein Bruder.

»Was?«, frage ich mit Nachdruck, als würde meine Stimme mit jedem Wort ein wenig mehr zurückfinden.

»Die Staatsanwaltschaft und der Anwalt des Fahrers haben das Video ausgewertet. Gemeinsam mit einem Sachverständigen. Nil hat auf sein Handy gesehen, bevor und während –«

Ich lege mir meine Hände an die Stirn. »Er war unachtsam. Nil war unachtsam.«

Mein Bruder nickt. »Es tut mir leid, Mea.«

»Nil war nie unachtsam. Nie!« Und dann überkommt es mich und eine Flut der bekannten Trauer begräbt mich unter sich. Die Tränen laufen über mein Gesicht und mein Magen drückt die Galle meinen Hals hinauf.

Ich spüre nur, wie Tommy meine Hand loslässt und mir daraufhin den Rücken streichelt. Lovis rutscht näher an mich heran, nimmt meinen Kopf in seine noch immer kühlen Hände.

»Wie ging das dort aus?«, fragt Tommy vorsichtig.

»Ich bin gegangen, als der Staatsanwalt sagte, dass es sich auf eine Geldstrafe belaufen wird. Was wollte ich noch dort. Letztlich wollte ich nur sehen, wer es war, und wissen, ob es ein tragischer Unfall gewesen ist. Und das war es. Ein tragischer Unfall.« Lovis zieht scharf die Luft ein, legt seine Hand auf mein Knie, was mich dazu veranlasst, in das warme Braun meines Bruders zu sehen. »Es war wichtig, dass jemand von uns dort war, um sichergehen zu können, dass es ein Unfall war. Es ist für dich wichtig, Mea«, wiederholt er.

Ich reibe mir mit dem Ärmel meines Pullovers die Tränen aus dem Gesicht und schiebe die einzelnen roten Strähnen hinter mein Ohr. »Ich weiß, Lovis. Und ich danke dir, dass du dort gewesen bist. Ich hätte es einfach nicht gekonnt. Niemals.«

Es war eine Farce, dass sie mich nicht einmal zu Nil ließen, nachdem ich in der Nacht vor sechs Wochen erfuhr, dass er überfahren wurde. Mit der Begründung: nur für Angehörige oder in deren Begleitung. Aber es gab niemanden außer mich in Nils Leben. Mich und meine Familie, unsere Freunde. Nil war ein Heimkind, und deshalb hatte er keinen, den man auf irgendeine Weise hätte benachrichtigen können.

Es hat zu lange gedauert, bis ich wenigstens einen Hauch von diesem Abend beziehungsweise der frühen Nacht und den Umständen erfahren habe. Und das nur, weil uns letztlich der Trauschein fehlte. Trotz all den Jahren, die wir zusammen verbrachten.

Ich weiß nicht, ob ich die Gesetze Schwedens dafür verabscheuen sollte ...

Das ist auch der Grund, dass ich nicht zu dem offenen Strafprozess konnte, weil ich nicht wusste, welche Tatsache mich dort noch erwartet hätte, die man mir nicht erzählt hatte.

»Wie heißt der Typ?«, fragt Tommy.

»Lukas. Lukas Månsson. Ungefähr in meinem Alter.«

»Nie gehört.«

»Er sah vernünftig aus. Gleichzeitig ziemlich fertig mit der Welt.«

»Er hat einen Menschen totgefahren«, erwidert Tommy.

»Egal, wer er ist. Die Tatsache ist, dass es ein Unfall war. Und ich bin froh darüber. Irgendwie. Aber irgendwie glaubte ich, dass ich gern jemanden dafür hassen wollen würde. Aber ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht. Nicht wenn es ein Unfall war.«

»Ach Mea, komm her.« Und dann ist es Lovis, der mich in seine Arme zieht und gemeinsam mit Tommy versucht, zusammenzuhalten. Dabei ist keinen von ihnen bewusst, dass ich längst zerbrochen bin. Schon in dem Augenblick, als ich das Blaulicht im Augenwinkel bemerkte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

D R E I

 

 

 

Timea – über ein Jahr später

 

Die letzten Monate waren hart. Zwischenzeitlich wusste ich nicht, ob ich in diesem Haus bleiben konnte. Zwischen den Wänden, die mich an Nil erinnerten und mir das Gefühl von Verlorensein unentwegt vor Augen führten. Doch dann erinnerte ich mich immer wieder daran, dass sich hier auch ein wichtiger Teil meiner Kindheit abgespielt hatte. Denn nicht alles an diesem Haus ist bedrückend. Das einzig Belastende, neben Nil, ist die Erinnerung an Dad. Wie er uns verließ und mit jeweils einem Koffer in der Hand auf dem Absatz kehrtmachte, um damit zu seiner jahrelangen Affäre zu stehen. Was für den Moment schlimm war, hätte jedoch nicht in einer absoluten Hölle enden müssen, wenn er Kontakt zu uns gehalten hätte. Obwohl er damals schwor, für Lovis und mich da zu sein, war er es hinterher nie. Irgendwann hörten wir auf, uns Hoffnungen zu machen, und so begann der ewige Kreislauf des Nichtmeldens. Im Grunde weiß ich nicht einmal, wie es meinem Vater überhaupt geht. Ich weiß nur, dass er eine Tochter mit seiner neuen Frau bekam. Kaum zu leugnen, dass der Gedanke schmerzt, dass er vermutlich für sie da ist, während er für uns ...

Mom hat sich seither nie wieder so richtig verliebt. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass sie es nicht konnte oder dass der Schmerz bis heute zu groß scheint.

Nichtsdestotrotz verbrachte ich in diesem Haus auch wunderschöne Momente mit Mom und Lovis.

Daran hielt ich mich die letzten Monate fest und langsam beginne ich, in diesen gewohnten Räumen wieder ein wenig besser atmen zu können.

Vor vier Wochen habe ich angefangen, mit einem Großprojekt zu starten, das eigentlich Nil für mich umsetzen wollte: den Keller auszubauen und mir damit meine eigene Werkstatt mit genügend Platz zu schaffen.

Seitdem ich ein Teenager bin, lebe ich meine Leidenschaft für das Töpfern aus. Seit drei Jahren habe ich einen kleinen Laden im Zentrum von Lund, den ich durch den enormen Zeitaufwand des Kellerprojekts vorerst geschlossen habe. Momentan stelle ich in dem schmalen Hinterraum des Geschäfts die Waren her. Aber der Vor-Ort-Verkauf der Töpferware steht erst mal still, somit drängelt das Fertigen weiterer Stücke nicht. Doch um Ablenkung zu finden, sitze ich regelmäßig in dem kleinen Raum meines Geschäfts und versuche mich an neuen Designs.

Ich mache drei Kreuze, wenn der Keller endlich zu dem geworden ist, was ich mir seit Jahren erträume. Es war schon immer mein Wunsch, mit gewisser Schwerelosigkeit in meinem Zuhause arbeiten zu können. Frühmorgens aufzustehen und mich nach dem ersten Kaffee genau dem hinzugeben. Und wer weiß, vielleicht werde ich irgendwann einmal Töpferkurse geben, so wie ich es mir vor Nils Tod vorgenommen habe. Womöglich kann ich noch mehr Menschen inspirieren, dem nachzugehen, was auch ich liebe.

Das Töpfern ist nach Nils Tod die einzige Konstante, die mir geblieben ist. Mit Tommy und Mom. Ich würde gern sagen, dass genauso Lovis zu meiner Konstante gehört, aber dem ist nicht so. Schließlich lebt er in England, arbeitet dort in einer renommierten IT-Firma des Landes und ist damit kaum greifbar für mich. Zumindest nur telefonisch.

Durch das Töpfern vergesse ich für einen Moment. Ich vergesse, dass ich das Leben nicht formen kann, wie ich möchte. Denn bei diesem Handwerk schreibt mir das Leben nicht vor, wie meine Kunst auszusehen hat. Ich entscheide selbst und stelle immer wieder fest: Ich mag die unperfekten Dinge ganz besonders. Denn egal wie rund und perfekt etwas scheint, wenn man es näher betrachtet, ist es das nicht. Auch nicht nach all den Jahren und all meinen Arbeiten.

 

 

 

 

Elric

 

Manch anderer würde den grellen Ton am Ohr verfluchen. Ich hingegen sehe es eher als eine Art Erlösung an, die mir sagt, dass die Nacht vorbei ist. Ich habe nur wenig Schlaf gefunden und mich mehr herumgewälzt, statt zu ruhen.

So wie seit Monaten.

Mir sollte es nach all den Therapiesitzungen besser gehen, die ich seit dem Unfall hinter mir habe. Und vielleicht tut es das auch im minimalsten Sinne. Aber dennoch, mit so vielen Gedanken im Kopf leben zu müssen, ist beinah unerträglich. Mit all den Erinnerungen, die mein Leben von Grund auf verändert haben.

Immer wieder gehe ich den Unfall und den Verhandlungstag durch. Tag für Tag aufs Neue quälen mich die Gedanken, die sich in meinem Inneren wie ein lästiger Blutsauger festgebissen haben.

Hätte ich diese Scheiße irgendwie verhindern können? War ich abgelenkt? Hat mir die Sache mit Nancy die Sinne vernebelt?

Auch wenn ich alles wie in Trance an mir habe vorbeiziehen lassen, hoffte ich, es würde mir bald besser gehen. Spätestens nachdem ich für das, was ich getan habe, bestraft werden würde. Doch dem war nicht so. Ich fühlte mich am Tag der Verhandlung nur grauenvoller. Nicht dass mir die Tat nicht vorher schon bewusst gewesen war. Aber der Prozess zeigte mir, wie real alles ist. Wie fucking real mein verkorkstes Leben ist. Wie real die Schuld.

Dumme Zufälle, dummes Schicksal, dummes Leben ...

Dann dachte ich daran, ein wenig Heilung erlangen zu können, wenn ich mich bei irgendeinem Angehörigen entschuldigen könnte. Doch laut meinem Anwalt war kein Angehöriger vor Ort, bei dem ich mich hätte entschuldigen können.

Vielleicht hätte mir aber genau das ein wenig Seelenfrieden verschafft ... Oder nur noch mehr Schmerz. Es ist sinnlos, mir darüber weiterhin den Kopf zu zerbrechen, und dennoch tue ich es. Nach dem Urteil – fahrlässige Tötung – zahlte ich die Strafe und versuchte, im Alltag wieder Fuß zu fassen. Ich stürzte mich in meine Arbeit, obwohl mir Are davon abriet.

Nach wenigen Tagen und zig Fehlern in der Firma sah ich ein, dass er recht hatte. Also ging ich auf Abstand, suchte Ruhe und fand sie in Form eines Therapeuten, der nicht nur den Schock vor Ort, sondern auch die furchtbaren Gefühle in mir ordnen sollte.

Schuldgefühle sind wohl die grausamsten Emotionen, die ein Mensch haben kann.

Einige Wochen nach der Verhandlung und nach mehreren Sitzungen, die bis heute andauern, konnte ich ein wenig Konzentration fassen und wieder halbwegs vernünftig arbeiten. Ich bin dankbar, dass Are die Stellung in unserer Firma gehalten hat. Es ist jetzt das Einzige, das mir nach all der Zeit die Ablenkung verschafft, die ich brauche. Mit dem Joggen. Und genau deswegen bin ich kurz davor, mich von der Couch aufzuhieven und mich fertig zu machen, obwohl heute Sonntag ist. Laufen befreit. Manchmal.

Früher, bevor sich in jener Nacht alles veränderte, bin ich jeden Sonntag um diese Zeit joggen gegangen. Nur um ähnlichen Abstand zu finden und Dinge zu verdrängen, die weitaus leichter beiseitezuschieben waren.

Früher. Als noch alles okay war. Nicht perfekt. Nicht sonderlich gut. Aber okay.

Das leise Klicken meiner Haustür ertönt, ohne dass ich Besuch erwarte. Es kann nur eine Person sein, die unerwartet hier hereinschneit – der Grund meiner damaligen Joggingausflüge. Denn Are würde es momentan nicht wagen, unangemeldet vorbeizukommen und seinen Ersatzschlüssel zu benutzen, wenn es nicht wirklich nötig wäre.

Ich zwicke mir ins Nasenbein und ziehe einmal scharf die Luft ein.

Nancy. Nur ein genervtes Stöhnen entrinnt meiner Kehle.

Ihr Name auf meiner Zunge bringt einen bitteren Beigeschmack mit sich, während allein die Zusammensetzung der Buchstaben in meinem Kopf ein Inferno von Wut mit sich führen.

Ihre Absätze ertönen im Flur, und statt die Schuhe auszuziehen, wie es jeder normale Mensch tun würde, wandert sie langsam umher und ruft meinen Namen. »Ric?«

Ich höre, dass sie sich dem Wohnzimmer nähert, und im nächsten Moment steht sie direkt vor mir. Herabblickend mustert sie mich durch ihre stahlblauen Augen, denen ich einst so viel Vertrauen schenkte. Sie stellt einen dunklen Stoffbeutel in den Türrahmen, streift sich ihre hellblonden Haare von den Schultern und schiebt einzelne Strähnen hinter ihr Ohr. Ich erwidere ihren Blick und weiß, dass ich alles andere als begeistert wirke.

»Hej«, überkommt es ihre schmalen Lippen, die ein zaghaftes Schmunzeln formen.

Doch ein Hallo, Hej, Hey oder Hi habe ich auch an diesem Morgen nicht für Nancy übrig. »Was willst du hier?«

»Heute ist Sonntag. Ich habe gehofft, dass du heute daheim bist. Ich wollte dir eigentlich nur die Sachen vorbeibringen, die –« Dabei zeigt sie auf den Stoffbeutel.

Ich fahre mir durch die Haare, hieve mich schwerfällig auf, stecke meine Hände in die Taschen meiner Jogger und peile gedanklich das Badezimmer an, als ich ihr direkt ins Wort falle. »Lass es dort einfach stehen oder stelle es in die Küche.« Mit dem Zeigefinger zeige ich auf den Raum gegenüber, der an diesen hier angrenzt.

»Ist gut«, erwidert sie. »Außerdem dachte ich, wir könnten vielleicht noch mal miteinander sprechen.«

»Über was, Nancy?« Ihr Name entgleitet meinen Lippen wie ein scharfkantiger Stein, mit dem man einem die Kehle aufschlitzen könnte.

»Über uns, Ric. Unsere Scheidung ist seit über vier Wochen besiegelt und ich dachte, wir könnten einfach noch mal darüber sprechen.«

»Und was willst du da genau reden, mhm?

---ENDE DER LESEPROBE---