Nachwehen - Annika Rösler - E-Book
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Nachwehen E-Book

Annika Rösler

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Beschreibung

Eine Umarmung für neugeborene Mütter

Hurra, dein Baby ist da! Doch Moment mal – du hast dieses Wunder zwar zur Welt gebracht, fühlst dich aber überhaupt nicht wundervoll? Du fragst dich, wo bei deiner Schwangerschaft der viel zitierte Glow blieb? Warum die Geburt so anders lief als geplant? Wieso sich das Wochenbett nicht sanft und weich, sondern eher unbequem anfühlt? Und warum dein Glück gerade von so vielen Zweifeln umzingelt ist?

Weißt du was? So wie dir geht es Millionen Frauen. In den Monaten rund um die Geburt habt ihr Gefühle, auf die ihr einfach nicht vorbereitet seid, die euch fremd und falsch vorkommen. Aber auch wenn kaum jemand offen darüber spricht: Dieses Buch tut es. Es hilft dir, zu verstehen, was passiert ist, und gibt deinen Emotionen einen Raum.

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Seitenzahl: 293

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Eine Umarmung für neugeborene Mütter

Hurra, dein Baby ist da! Doch Moment mal – du hast dieses Wunder zwar zur Welt gebracht hat, fühlst dich aber überhaupt nicht wundervoll? Du fragst dich, wo bei deiner Schwangerschaft der viel zitierte Glow blieb? Warum die Geburt so anders lief als geplant? Wieso sich das Wochenbett nicht sanft und weich, sondern eher unbequem anfühlt? Und warum dein Glück gerade von so vielen Zweifeln umzingelt ist?

Weißt du was? So wie dir geht es Millionen Frauen. In den Monaten rund um die Geburt habt ihr Gefühle, auf die ihr einfach nicht vorbereitet seid, die euch fremd und falsch vorkommen. Aber auch wenn kaum jemand offen darüber spricht: Dieses Buch tut es. Es hilft dir, zu verstehen, was passiert ist, und gibt deinen Emotionen einen Raum.

Annika Rösler lebt mit Mann und drei Kindern in München. Nach einem Studium der Medien- und Kommunikationswirtschaft arbeitet sie als Texterin und Lektorin – wenn sie nicht gerade auf Spielplätzen sitzt, zu Rollenspielen genötigt wird oder an Bastelprojekten verzweifelt. Auf ihrem Blog Mutter Rabenherz kommentiert Annika den Sinn und Unsinn ihres Mutterdaseins. Mit diesem Buch möchte sie allen Frauen eine Umarmung schenken, die nach der Geburt ihrer Kinder nicht direkt vor Glück geplatzt sind.

Evelyn Höllrigl Tschaikner ist freie Journalistin und lebt mit Mann und Kindern in Wien. Die gebürtige Südtirolerin studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaften, arbeitete dann als Redakteurin und bloggt seit 2016 auf Little Paper Plane über das Muttersein und Fraubleiben: ehrlich, engagiert, humorvoll und mitfühlend. Sie schreibt für alle Frauen, die sich wie sie in dieses verrückte Leben zwischen Windelbergen und Schnullerdosen erst einmal eingrooven mussten.

Annika Rösler

Evelyn Höllrigl Tschaikner

Nachwehen

Trost und Hilfe bei überwältigenden

Gefühlen rund um die Geburt

Kösel

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright © 2021 Kösel-Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Weiss Werkstatt München

Redaktion: Diane Zilliges

Cover- und Innenteilillustrationen: Nadja König, www.nadjakoenig.com

Schmuckillustrationen – stock.adobe.com: Kreis (Vector Tradition); Sprechblase (Egor Shilov); hier, hier, hier (gmm2000); hier (tlvfotostudio); hier (thanakorn); hier (Terriana); hier (arkadiwna); , hier, hier (Matias); hier (devitaayu); hier (yod77); hier, hier, hier (mgdrachal); hier (RATOCA)

Satz: dtp im Verlag

E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-27315-6V001

www.koesel.de

Inhalt

Vor(wehen)wort

Das erste Mal so ein bisschen schwanger

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt. Junge oder Mädchen? Es ist eine Mutter!

Von sanftmütigen Engeln und ziemlich gefährlichen Preggosauriern

Geburtsvorbereitung ist alles. Dachten wir

Tausche gutes Bauchgefühl gegen vermeintliche Sicherheit. 

Rendezvous mit unserem Bauchgefühl. Ist das was Verbindliches?

Nach der Geburt ist vor der Geburt. Pränatales Warm-up mit Hirn und Herz

Die Stunde null. Oder: Die Geburt einer Mutter

Das Märchen der ersten Geburt. Eine Frau in ziemlich guter Hoffnung

Ich, das Tier. Metamorphose im Wehenzimmer

Kleines Kreißsaal-Quiz: »Welches Tier bist du?« 

Kaiserschnitt. Der Name für persönliches Versagen?

Von »richtigen« Geburten. Und »falschen« Gefühlen

I had a dream. Meine ganz normale Traum(a)geburt

Schütze dich! Gewalt im Kreißsaal hat viele Facetten

Ein kleines Stück Heilung. In vier Schritten

Endstation Wochenbett. Wo genau finde ich jetzt noch mal das Glück?

Und plötzlich war ich Mutter. Wie geht das jetzt mit dem Glücklichsein?

Dancing the Babyblues. Matsch im Kopf statt Melodien

Anleitung für den »korrekten« Umgang mit Wöchnerinnen. Lektion 1 – Basiswissen

Newborn-Identität. Das neue Leben zwischen Schuldgefühl und Mutterglück

Weibliche Schuld. Und wie befreien wir uns jetzt davon?

»Still, still, still. Weil’s Kindlein schlafen will.«

Mein postpartaler Mitbewohner. Im Wochenbett ist man gemeinsam weniger allein 

Wir öffnen unseren Muttermund: Der selbstbestimmte Weg

Mit der patriarchalen Geburtshilfe zu mehr Sicherheit beim Gebären. Sicher?

Die selbstbestimmte Gebärende. Auf dem Weg in eine muttermündige Zukunft

Gedankenausflug Hausgeburt. Was ist daheim eigentlich anders?

Deine Bedürfnisse. Deine Geburt!

Nicht ohne meinen Kreißsaal-Bodyguard. Mit Unterstützer(in) zur Geburt

Lasst uns doch einfach in Frieden! Gebären!

Muttergefühle unplugged. Wenn das Unperfekte einfach perfekt ist

»Du musst hier nicht dazugehören. Aber such dir, was zu dir gehört.«

Nach(wehen)wort

Nachgeburt

Dein Geburtsbericht

Empfehlungen der WHO zum Thema Geburt

Empfehlungen der S3-Leitlinie »Vaginale Geburt am Termin«

Die besten Mittel gegen Nachwehen

Anlaufstellen bei schwierigen und Gewalt rund um die Geburt

Nachwehen - Die Zeugung

Wir sagen Danke

Unsere Geburtsbegleiter

Literatur

Vorträge und Filme

Anmerkungen

Vor(wehen)wort

Herzlich willkommen auf der wohl wildesten Achterbahn, die es in diesem Universum gibt. Dort, wo es dich manchmal völlig überrumpelt, dir schwindelig wird vor Glück und dir Kopf und Herz nur so um die Ohren fliegen. Dieses Buch handelt vom größten Abenteuer, auf das du dich jemals eingelassen hast: Es geht um die Gefühle rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.

Bei einer Geburt werden immer zwei Menschen geboren, ein Baby und eine Mutter. Während es das süße kleine Wesen aber verdammt gut beherrscht, sich direkt in den glitzernden Vordergrund zu schreien und alle in Nullkommanichts zu verzaubern, bleiben wir Mütter außerhalb des Scheinwerferlichts oft völlig allein zurück. Mitsamt befremdlichen Netzschlüpfern, schmerzhaften Wunden und nicht selten mit dem einen oder anderen Trauma. Trotz emsiger Vorbereitung fühlen wir uns plötzlich total außer Kontrolle, fremdbestimmt von vorn bis hinten und von oben bis unten. Die Schuld dafür suchen wir noch immer, eifrig wie ein Trüffelschwein, bei uns selbst.

In diesem Buch geht es um all diese unperfekten Gefühle in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett. Gefühle, die manchmal viel zu unordentlich sind, um sie in Worte zu fassen. Bei denen wir uns oftmals kaum trauen, darüber nachzudenken, und noch viel weniger, offen darüber zu sprechen. Weil sie so stark sind, so überwältigend und manchmal auch so hässlich. Gefühle, die uns nach der Entbindung schmerzen wie die schlimmsten Nachwehen. Und die uns oft sogar verbieten, an eine nächste Schwangerschaft auch nur zu denken.

Ganz genauso erging es uns, Annika und Evelyn, zwei Mamas von mittlerweile insgesamt fünf Kindern, die wir auf ganz unterschiedliche Art und Weise auf diese Welt brachten. Alle unsere Geburten hatten außer dem Namen »Geburt« und einem kleinen Menschlein, das damit in unserem Leben erschien, wenig gemeinsam. Überraschenderweise waren unsere Gefühle dennoch stets sehr ähnlich.

In jedem der folgenden Kapitel berichten wir offen und ungefiltert über unsere Emotionen und darüber, wie es uns in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett erging. Begleitet haben uns auf dieser Reise viele Expertinnen und Experten ganz unterschiedlicher Fachrichtungen. Mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen haben sie uns versichert, dass emotionale Nachwehen genauso dazugehören wie Wochenbetteinlagen und schlaflose Nächte. Sie gaben uns wichtige Antworten, lieferten lang ersehnte Erklärungen und wagten mit uns einen Blick auf eine vielleicht ganz neuartige Geburtshilfe.

Es ist uns ein großes Anliegen, dir und anderen Frauen mit diesem Buch eine Umarmung zu schenken, wenn du sie gerade am meisten brauchst. Einen Kompass, wenn du plötzlich orientierungslos bist. Zuversicht, wenn du kaum wagst zu hoffen. Handlungsmöglichkeiten, wenn du denkst, du hättest keinerlei Wahl mehr. Wir möchten dich begleiten, wenn du nochmals schwanger werden möchtest, und dir Hilfestellung geben, wie du deine schwangeren Freundinnen unterstützen kannst. Wir wollen auf die Krusten aufmerksam machen, welche die seit Langem praktizierte Form der Geburtshilfe über die Zeit ausgebildet hat und die wir alle gemeinsam aufbrechen sollten. Denn darunter verbirgt sich etwas ganz Wundervolles … Wir!

Zwischendurch gibt es für dich immer mal wieder kleine Übungen, wie du dir in der jeweiligen Emotionslage selbst helfen kannst. Auch nachträglich. Und wie du manche Situationen vielleicht bei einer nächsten Geburt vermeiden könntest. Manchmal darfst du aber auch einfach nur schmunzeln. Alles von ganzem Herzen und immer zwanglos. Denn dieses Buch klagt nicht an, es schreibt nicht vor und es will nicht überzeugen. Wir wollen dir aber zeigen, dass es so wie dir auch vielen anderen Frauen geht. Wir wollen dir das Selbstvertrauen zurückgeben, das dir möglicherweise irgendwo zwischen Kreißsaaltür und neuem Leben abhandengekommen ist.

Wir haben das Buch geschrieben, das uns immer gefehlt hat. Eines, das alles umfasst, die ganze Bandbreite an Emotionen. Die Momente, in denen es nach frisch gewaschener Wäsche und selbstgebackenem Kuchen riecht, aber auch die, in denen Tränen der Verzweiflung, Wut und Traurigkeit vorherrschen. Und natürlich auch die Momente, in denen wir felsenfest davon überzeugt sind, Mann und Sprössling beim nächsten Eltern-Kind-Flohmarkt an die allererste Interessentin zu verschenken.

Wir möchten dir die perfekten Argumente liefern, um deinen Liebsten zu erklären, wie du dich in diesem Prozess des Mutterwerdens fühlst und was du jetzt brauchst. Am liebsten würden wir dich »Jaaa, genau so ist es!« und »Halleluja, endlich sagt’s mal einer!« rufen hören oder laut lachen. Und vielleicht hören wir dich ja sogar.

Und jetzt los. Es darf wild unterstrichen, gehighlighted und geeselsohrt werden. Und gern darfst du das Buch auch dem Kindsvater, der Schwiegermutter oder der kinderlosen Freundin aufs Kopfkissen legen.

Annika

& Evelyn

Das erste Mal so

ein bisschen schwanger

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt.

Junge oder Mädchen? Es ist eine Mutter!

Vor nicht allzu langer Zeit waren wir, Annika und Evelyn, noch kinderlos. Wir schliefen durch, konnten uns tiefenentspannt einen »Tatort« mit Kindesentführungen anschauen und wir hatten keinen blassen Schimmer von Stillhütchen, Nasensaugern oder Pastinaken.

Das hielt uns allerdings nicht davon ab, in unseren ausgeschlafenen Köpfen schon eine recht klare Vorstellung von der Geburt unseres ersten Babys zu pflegen. Und davon, wie sie denn idealerweise ablaufen sollte. Wir waren bereit. Als wir dann tatsächlich schwanger wurden, wälzten wir in heller Vorfreude so einige Schwangerschaftsbücher und verfolgten mit Neugier Woche für Woche die Entwicklung unseres Mini-Zellklumpens im Bauch. Außerdem vertrauten wir unserem guten Bauchgefühl und der Tatsache, dass das doch schon Milliarden Frauen vor uns geschafft hatten. Irgendwann würden die Wehen beginnen, dann hieße es veratmen, Treppensteigen, ein bisschen Wanne, ein bisschen Ball und dann ganz viel Liebe. Das dürfte doch zu schaffen sein. So unser Plan. 

Im Vorfeld lauschten wir verklärt ein paar wenigen Erzählungen über Bilderbuchgeburten und versuchten die vereinzelten Berichte über Horrorszenarien gedanklich von uns wegzuschieben. Aber wirklich viele Geschichten gab es ohnehin nicht. In Anwesenheit einer Schwangeren verstummen Mütter oft plötzlich oder murmeln unbeholfene Dinge wie »Wirst sehen, wenn du dein Baby in den Armen hast, ist jeder Schmerz vergessen«. Und lügen sich damit alle richtig schön in die Kliniktasche. Über die vielleicht unbequeme – eigentlich aber ganz normale – Wahrheit zwischen nostalgischem Bilderbuch und Horror-Splatterfilm wird meist geschwiegen.

Dann kam bei uns irgendwann dieser Tag der Tage. Und beide mussten wir schmerzlich feststellen, dass unsere Herangehensweise an das Thema Geburt nicht dazu führte, diese eine Geburt zu erleben, die wir uns so sehr gewünscht hatten. Aber warum eigentlich nicht?

Heute wissen wir: Wir waren nicht oder schlichtweg nicht richtig vorbereitet. Auf die Geburt, auf uns als Gebärende und auf alles, was danach kommen sollte. Wir wussten nicht, wie schnell sich ein erträumter Geburtsplan ändern kann. Wir hatten nicht die leiseste Ahnung, was für Emotionen wir während der Geburt haben würden. Vor allem aber waren wir uns unserer eigenen Verantwortung in diesem filmreifen Schauspiel nicht bewusst. Und so kam es, dass wir, die Hauptdarstellerinnen in diesem beeindruckenden Kreißsaaltheater, rasch zu Komparsinnen wurden. 

Unsere ersten Geburten verliefen also völlig anders als geplant und wir krochen danach auf allen Vieren mit schweren Gefühlen von Schuld, Unverständnis und Versagen in ein sehr ungemütliches Wochenbett. Stets auf der Suche nach den wahrhaftigen Muttergefühlen, von denen alle sprechen. Wir fühlten uns gefangen in einem emotionalen Vakuum zwischen dem alten und diesem neuen unbekannten Leben. Aber beginnen wir ganz von vorn …

Evelyn

»Da saß ich nun also auf dem kalten Fliesenboden im Badezimmer und tunkte den Teststreifen zwanzig endlose Sekunden höchst konzentriert in das zweckentfremdete Einmachglas vor mir. Erschien da jetzt ein Strich oder nicht?

Ich hielt den Streifen ans Fenster, kippte ihn immer wieder hin und her und fotografierte ihn schließlich zur Sicherheit noch mit meinem Handy. Auch auf dem Foto war eine sehr dünne zweite Linie zu erkennen. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Schwanger? Im Ernst? 

Ich wollte gern Mama werden. Warum um alles in der Welt brach ich nun nicht augenblicklich in Freudentränen aus? Warum tanzte ich nicht laut lachend durch die Wohnung? So sollte das doch sein. Schlagartig überkam mich die Panik. Was habe ich getan? Mein Leben lief wie ein Film an mir vorüber. Wie einer dieser Teeniestreifen von früher, bei denen am Schluss immer eine rauschende Party am Pool gefeiert wurde. Zugegeben, ich wurde schon seit gefühlt hundert Jahren auf keine angesagte Party mehr eingeladen, schon gar nicht auf eine Pool-Party, aber das könnte ja noch kommen. Wäre da nicht dieser Hauch von Strich. Und da packte sie mich, die Angst. Warum hat mich eigentlich kein Mensch jemals auf diese skurrile Morgenurin-Situation vorbereitet? 

Ein paar Wochen verharrte ich tatsächlich ziemlich fremdgesteuert in dieser Phase zwischen zaghafter Freude und regelmäßig auflodernder Panik. Immer bevorzugt in der Nähe von Toiletten, weil manchmal einfach alles zum Kotzen war. Nach außen versuchte ich natürlich stets den Schein zu wahren, man sprach ja vor der zwölften Schwangerschaftswoche nicht offiziell darüber. Nicht dass man (frau) bei unverhofften Komplikationen auch noch ohne Baby direkt auf dem Abstellgleis des Arbeitgebers landete.

Irgendwann war das erste Trimester dann vorüber und endlich konnte ich der Welt mein Bäuchlein zeigen. Das zugegebenermaßen immer noch eher aussah, als hätte ich gerade zwei Big-Mac-Maxi-Menüs vertilgt. Ich betrachtete mich im Spiegel und was ich sah, hatte wirklich wenig damit zu tun, wie ich vorhatte, in der Schwangerschaft auszusehen. Geschweige denn, wie ich plante, mich zu fühlen. Der dicke Bauch war da, das ließ sich definitiv nicht mehr leugnen, aber davon abgesehen war wenig so, wie ich es mir einst romantisch erträumt hatte. 

Bevor ich schwanger wurde, liebte ich es, mir in Magazinen oder im Internet die schönen, prallen Babybäuche anderer Frauen anzusehen. Von Frauen in Spitze, mit wallender Mähne und leuchtenden Frühlingsblumen im Haar. Von Frauen, die in der Badewanne lagen und mit sanftem Blick ihre perfekten Bäuche streichelten, während rosarote Pfingstrosen um sie herum schwammen. Diese Bilder brannten sich tief in mein Hirn ein: Genauso plante ich auch auszusehen. Der kleine, aber feine Unterschied war, dass die Schwangeren in meinem Kopfkino im Wasser lagen – und keine verflixten Wassereinlagerungen in ihnen. Meine Finger sahen zeitweise aus wie kleine Bockwürste, meine Knöchel am Fuß waren so breit wie meine Knie und selbst die waren aufgedunsen. In den letzten Schwangerschaftswochen war jeder Schritt eine Qual und eine noch größere wäre es gewesen, für ein Foto in so eine Badewanne zu steigen. Ich wäre wohl in diesem Leben nicht mehr herausgekommen.

Und dann dieser Mythos vom Schwangerschaftsglow, diesem sagenumwobenen Leuchten von innen heraus. Möglicherweise hatte ich das zuweilen auch, ohne mir dessen bewusst zu sein. Wenn ich jedoch in den Spiegel blickte, leuchtete mir in der Regel eines entgegen: Pickel. Und unterhalb von diesem sehr jugendlichen Teint ein verdammt strahlendes Doppelkinn. 

Da mich im Vorfeld niemand über solche Dinge in Kenntnis gesetzt hatte, lernte ich es also auf die harte Tour: Schwanger zu sein bedeutet nicht zwingend, einer Elfe zu gleichen. Ich sah eher aus wie eine Hummel. 

Und versteh mich nicht falsch, es mag diese Frauen geben, die ihre Schwangerschaft tagtäglich genießen, die sich rundum wohl, schön und begehrenswert fühlen, und ich freue mich aufrichtig für sie. Ein bisschen. Ein sehr kleines bisschen. Aber es gibt eben auch die Hummeln. Die Frauen, für die eine Schwangerschaft eher Mittel zum Zweck ist, nämlich nach neun Monaten das eigene Baby in den Armen zu halten.

Und seien wir mal ehrlich – es ist doch bei allen ersten Malen so: Man tut es einfach und hofft inständig, dass irgendetwas Gutes dabei rauskommen möge. Wer hat denn seinen ersten Kuss, den ersten Sekt, den ersten Sprung vom Dreimeterbrett oder den ersten Sex auch nur im Entferntesten genossen? Vermutlich die wenigsten.

Genauso war es bei mir. Ich war zum ersten Mal schwanger und definitiv nicht so happy wie erwartet. Wenn Frauen allerdings gestehen, dass sie es nicht so cool finden, schwanger zu sein, fühlen sich die meisten Zuhörerinnen plötzlich irgendwie unbehaglich. Das lächelt die ebenfalls schwangere Super-Sybille dann lieber ganz schnell weg und lästert abends beim Mann über die komische, undankbare Freundin.«

Von sanftmütigen Engeln und ziemlich gefährlichen Preggosauriern

Für manche scheint es einfacher zu sein, sich bei einem alkoholfreien Prosecco mit einer strahlenden Schwangeren zu freuen als mit einer zweifelnden, ängstlichen Frau im Wald spazieren zu gehen, weil diese aufgrund ihrer Hämorrhoiden nicht gut sitzen kann und gern mal ohne Publikum all ihre Ängste und Sorgen rausheulen möchte. 

Schwanger zu sein, ein Baby in sich zu tragen, ist unglaublich. Und es ist großartig, was wir Frauen während dieser Kugelzeit alles leisten. Wir dürfen nicht vergessen: Wir machen einen Menschen! Mit Haut und Haaren und klitzekleinen Fingernägeln.

Dieser Schwangerschaftsprozess kann für manche Frauen aber eben durchaus zäh, sehr anstrengend oder auch sehr befremdlich sein.

Ganz sicher waren wir zwischendurch auch mal die gutmütig lächelnde Schwangere. Aber wir waren auch ein pöbelnder und keifender Preggosaurus. Wenn wir draußen neben kleinen lärmenden Claus-Kevins standen, zwangen wir uns, diese nicht wie früher mit bösen Blicken zu strafen, sondern selbst zu einer toleranteren, geduldigeren und einfach besseren Version unserer selbst zu werden. Was in etwa … überhaupt nicht klappte.

Und wenn die Väter unserer Kinder hier eine Stimme hätten, würden sie wohl dafür plädieren, dass im Mutterpass einer jeden Schwangeren auch zwingend ein Waffenschein integriert werden sollte. Okay, zumindest bei uns.

Unter dieser Hormongewalt litten vermutlich neben unseren Partnern zuweilen auch Freunde, Arbeitskolleginnen, Postboten, Kellnerinnen, Beamte, Fahrgäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln und so weiter. Und allen voran natürlich wir selbst. Aber auch das war okay. Denn zwischen uns und all diesen sanft und weise lächelnden Schwangeren in den Magazinen und Instagram-Profilen gab es einen grundlegenden Unterschied: Sie waren nicht wir. Und ziemlich sicher waren diese Frauen auf den Bildern auch nicht sie selbst, sondern vermutlich ein künstliches Konstrukt, das vor allen Dingen eines bei uns macht: Druck aufbauen.

Du bist einzigartig

Es ist absolut in Ordnung, nicht jede Sekunde dankbar zu sein, weil es vielleicht endlich geklappt hat. Es ist vollkommen okay, sich über all die Nebenwirkungen auszulassen, denn da gibt es einige: Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, depressive Verstimmungen, Ängste, Schwangerschaftsdemenz, Kurzatmigkeit, Verstopfung, Inkontinenz, um nur ein paar zu nennen.

Und nein, Schwangerschaft ist keine Krankheit. Manchmal fühlt es sich aber ziemlich genau so an. 

Schwanger zu sein ist immer irgendwie magisch. Was aber nicht bedeutet, dass wir es auch so empfinden müssen. Eine Schwangerschaft kann mühsam und nervenaufreibend sein, mit Ängsten verbunden und mit Ungeduld. Sie kann uns dankbar machen und demütig, aber auch verunsichert und unzufrieden.

Wichtig für uns Frauen ist es zu verstehen, dass es unsere ganz individuelle Schwangerschaft ist und damit schon von Grund auf nicht vergleichbar mit anderen. Nicht mit den werdenden Müttern bei Instagram oder in irgendwelchen Hochglanzmagazinen, aber auch nicht mit der gebärfreudigen Gabi aus der Geburtsvorbereitung. Denn eines ist sicher: Egal, ob Kinder ihre Purzelbäume noch im Bauch der Mutter schlagen oder später auf den vollgepieselten PEKiP-Matten unter den Argusaugen der Müttermafia: Vergleiche sind wie Gift. Wir sind alle unterschiedlich und wir sind alle besonders. 

In diesem Sinne: Lasst uns offen und ehrlich über die Zeit sprechen, in der die Pickel sprießen und die Hämorrhoiden gedeihen. In der wir unseren Körper manchmal wieder ganz für uns haben und Baby oder Partner temporär zurückgeben möchten.

Muttermund tut Wahrheit kund: Die Schwangerschaft

Anna:»Während meiner Schwangerschaft hatte ich wenig Beschwerden, aber dennoch ein sehr großes Problem damit, mit all den körperlichen Veränderungen klarzukommen.«

Pippa: »Ich habe mich komisch gefühlt. Fremdbestimmt, unfrei und irgendwie abhängig.«

Julia:»Es war furchtbar, mir ging es sehr schlecht. Körperlich, aber auch emotional.«

Jeannine:»Während meiner Schwangerschaft war ich eher Team Jammerosaurus: Ich war quasi neun Monate lang krank.«

Lea:»Schwanger zu sein war okay. Mal schön, mal beschwerlich … Aber geliebt habe ich es definitiv nicht.«

Marlen:»Das erste Trimester war furchtbar. Ich hatte Ängste, mir war unwohl, ich habe eine Abneigung gegen meinen eigenen Mann entwickelt und Wutausbrüche hatte ich auch noch.«

Nana:»Eigentlich ging es mir immer gut, ich hatte keine großen Probleme. Aber mir fiel das Fremdbestimmtsein echt schwer … und die vielen Emotionen, die ich nicht kontrollieren konnte.«

Geburtsvorbereitung ist alles.

Dachten wir

Innerlich fuhren wir damals bereits mit diesem dünnen, kaum wahrnehmbaren Schatten auf dem Schwangerschaftstest in den Geburtsvorbereitungsmodus. Trotz sehr widersprüchlicher Gefühle zu unserem Körper und filmreifer emotionaler Ausbrüche schlugen wir uns ganz okay als Schwangere. Natürlich verweigerten wir die leckere Bratensoße der Schwiegermutter, weil da, auf unsere Person heruntergerechnet, bestimmt fünfeinhalb Milliliter Rotwein drin waren. Verkocht. Eier verzehrten wir erst, wenn sie hart waren wie Fußbälle, und alle Einkäufe wurden selbstredend vorab auf unsere innere Waage gestellt. Mehr als fünf Kilo? Tut mir leid, Gatte, das musst du tragen!

In unserer ersten Schwangerschaft machten wir alles einfach verdammt richtig. Regelmäßig gingen wir zum Frauenarzt, der mitsamt seines Ultraschallgeräts zum wichtigsten Mann in unserem Leben wurde. Wir nahmen jede Untersuchung mit Baby-TV mit, die wir bekommen konnten, und ließen uns von all den Experten um uns herum richtig schön pampern. Rückblickend betrachtet hatten wir einfach ziemlich viel Zeit, für uns und für das Träumen von unserer perfekten Geburt. Das rauschende Finale nach neun Monaten, es roch nach Champagner und Wunderkerzen. Schließlich hatten das schon Trilliarden Frauen vor uns geschafft und wir waren ja generell nicht so die schmerzempfindlichen Typen.

Mit dem jeweiligen Vater des Zellklümpleins in uns sprachen wir über alles. Wie es wohl werden würde mit Baby. Dass wir uns natürlich nicht verändern und uns immer Zeit für uns als Paar nehmen würden. Wir fragten uns, ob wir irgendwann wieder unsere Füße sehen könnten. Und wir legten fest, was wir besser machen würden als all die Elternpaare um uns herum. Ein unwesentliches Thema sparten wir jedoch stets aus: die Geburt. Aber das war okay, denn: Wir waren gut vorbereitet.

Neben intensiver Internetrecherche besuchten wir natürlich irgendwann einen Geburtsvorbereitungskurs. Eine gemütliche Yogarunde mit musikalischer Umrahmung von Enya. Mit netten Erstgebärenden und einer Stillschlange im Nacken in eine Oase der Entspannung eintauchen, Klangschalen inklusive. Die runden Bäuche vergleichen, ein bisschen träumen, ein bisschen atmen, hören, was man alles für ein Neugeborenes nicht braucht, um es dann doch noch schnell heimlich online zu bestellen.

Wir waren also optimal vorbereitet und beschäftigten uns nur noch mit Fragen wie: »Was trage ich im Kreißsaal?«, »Sollte ich besser zu den Klängen von Norah Jones oder Iron Maiden tönen?« und »Welche Duftkerze nehme ich mit?«

Wir waren gespannt, äußerst engagiert und zuversichtlich. Die Götter in Weiß würden im Fall der Fälle schon wissen, was zu tun ist. 

Die Ruhe vor dem Sturm

Noch heute spüren wir diese Magie der letzten Wochen vor der ersten Geburt und manchmal vermissen wir das sehr. Diesen naiven wunderbaren Zauber, den man nur als Erstgebärende empfinden kann. Als wir monatelang dachten, wir wären vorbereitet auf das Finale. Um dann irgendwann schmerzlich zu erfahren, dass wir schon im Viertelfinale alias Wehenzimmer die Kontrolle über das Geschehen verloren hatten. Mitsamt der extra für diesen Tag geshoppten Leinenjogginghose, die wir dort notgedrungen gegen das mäßig schicke Krankenhaushemd tauschten.

Rückblickend betrachtet würden wir uns in der Geburtsvorbereitung ein bisschen mehr Realität wünschen. Vielleicht wäre es dann eine nicht gar so romantische Abend- oder Wochenendveranstaltung. Anstatt zu den sanften Klängen von Enya zu meditieren, würden wir vielleicht zu AC/DC abrocken. Ganz bestimmt ließen uns manche Wahrheiten im Vorfeld mehr grübeln. Fakt ist nämlich, dass die meisten Mütter um uns herum (außer Super-Sybille und Gebärprofi-Gabi) leider keine besonders schöne erste Geburt hatten. Allein im näheren Freundeskreis gab es die eine oder andere dramatische oder zumindest als sehr dramatisch empfundene Geburt. Möglicherweise würde mehr Aufklärung nicht unweigerlich zu einem schöneren Geburtserlebnis führen. Ganz sicher fiele die emotionale Aufarbeitung hinterher aber leichter. Bestenfalls würden wir uns nicht wie von einem Vierzigtonner überfahren fühlen, sondern vielleicht nur von einem kleinen klapprigen Mofa. 

Wir wollen und müssen stark sein bei der Geburt. Wirklich stark können wir aber nur sein, wenn wir wissen, was auf uns zukommen könnte. Wenn wir manche Szenarien vielleicht auch schon mal ganz kurz gedanklich durchgespielt haben. Nur so können wir im Falle einer Komplikation oder einer Änderung des persönlichen Geburtsplans weiterhin bei uns bleiben. Wir müssten dem Fachpersonal um uns herum nicht direkt eine Generalvollmacht ausstellen. Nur aufgeklärt sind wir nicht gezwungen, hilflos die Verantwortung an andere abzugeben. An Menschen, die uns werdende Mamas vielleicht ein paar Stunden, wenn überhaupt, kennen. Würdest du denn dem DHL-Boten die Entscheidung überlassen, ob du die High-Waist-Hose in Größe 38 behältst? Obwohl sie überall zwickt und sich einfach nicht gut anfühlt? Wohl kaum.

Es liegt an uns Frauen, uns diese Aufklärung zu beschaffen. Und hierbei geht es nicht um Panikmache. Nehmen wir mal an, wir kennen zwei werdende Mütter, die sich sogar kurz vor dem Finale und unter stärksten Wehen gedanklich immer wieder mit dem Thema Körperausscheidungen befassten. Die sich fragten, ob da mitsamt Baby vielleicht noch andere Dinge das neongrelle Licht des Kreißsaals erblicken würden. Mal angenommen und rein hypothetisch betrachtet, es wäre uns, Annika und Evelyn, so ergangen: Wir hätten uns beim Endspurt definitiv entspannter die Seele aus dem Leib gepresst, hätten wir gewusst, dass es so ziemlich das Normalste der Welt ist, die Kontrolle über diverse Schließmuskeln der unteren Körperhälfte zu verlieren. Und jedes Dementieren dieser Tatsache hätte vermutlich den Wahrheitsgehalt einer x-beliebigen Aussage von Donald Trump.

Geburtsvorbereitung ist alles. Dachten wir. Und so fuhren wir damals am Tag der Tage mit unseren Männern ins Krankenhaus. Zuvor duschten wir noch, packten die letzten Utensilien in unsere Kliniktasche, zogen uns eine schöne Jogginghose an und tuschten unsere Wimpern. Ja, richtig gelesen. Beendet haben wir diesen Tag dann mit reichlich verlaufener Schminke und den Worten: »What the f***! Wieso hat mir das keiner gesagt? Beim nächsten Mal bereite ich mich besser vor! Ach, was rede ich?! Es wird kein nächstes Mal geben!«

Okay, wie du bereits gelesen hast, gab es bei uns beiden dann doch noch ein oder mehrere nächste Male. Nicht zuletzt deswegen sind wir mittlerweile Expertinnen. Fakt ist, egal wie viele Podcasts wir uns anhören, wie viele Geburtsberichte wir lesen oder mit wie vielen Gebärprofis wir sprechen: Eine Geburt ist nichts, worauf man sich wirklichbis ins Detail vorbereiten kann. Genauso »planlos«, oder nennen wir es lieber: intuitiv, wie Entbindungen nun mal sind und auch sein sollten, ist im Übrigen auch das ganze Leben mit Kind(ern). Nicht die einfachste Erkenntnis. 

Spätestens jetzt drängt sich aber die etwas verzweifelte Frage auf: Was können wir denn dann überhaupt zur Vorbereitung tun? Wie schaffen wir es, die Kontrolle nicht zu verlieren? Oder eben nur so weit, wie es uns selbst noch guttut?

Ganz einfach, wir packen unsere Kliniktasche um! Raus mit all den unnötigen Dingen, rein mit Sachen, die uns wirklich weiterhelfen.

Sieben Dinge, die sich in der Kliniktasche als nicht sinnvoll erwiesen haben

Bücher und Magazine

Es soll Frauen geben, die sich vor der ersten Geburt Romane kauften. Für die zwei Minuten zwischen den Wehen? Oder für die langweilige Zeit im Krankenhaus nach der Entbindung? Äh ja. Die Bücher stehen meist auch nach Jahren noch ungelesen herum. Erfahrungsgemäß reicht die Konzentrationsspanne einer neugeborenen Mutter lediglich aus, um sich den mühsamen und gebückten Gang zur Teeküche in der Theorie zu merken. Oder um eine Gratulations-WhatsApp durchzulesen. Darauf zu antworten und jegliche andere Art der Beschäftigung ist einfach nicht drin.

Make-up

Nach der Geburt sind wir Frauen vollgepumpt mit Emotionen und die eine oder andere auch mit Schmerzmitteln. Definitiv sind wir aber nicht in der Lage, sollten wir es überhaupt jemals gewesen sein, uns einen Lidstrich zu zaubern. Auch nicht für ein Erinnerungsfoto. Das Gute: Dein Baby ist schon von seinem ersten Atemzug an ziemlich geschickt darin, dich als Mutter in den Schatten zu stellen. Vermutlich könntest du im Beisein der verwandtschaftlichen Besuchergruppe an der Stange des Bettgalgens einen Poledance hinlegen. Es würde keiner bemerken.

Unterwäsche

Wenn wir schon an der Bettgalgen-Poledance-Stange hängen, dann doch bitte auch in den sexy geschnittenen Netzunterhosen der Klinik! Denn nein, es hat nichts mit Würdelosigkeit zu tun, wenn du erst mal auf normale Unterwäsche verzichtest, um diese Netzschlüpfer zu tragen. Inklusive Riesenwindel, versteht sich. Einen knapp geschnittenen Slip mit in die Klinik zu nehmen, macht absolut keinen Sinn.

Kontaktlinsen

Vergessen ist die pränatale Eitelkeit. Der Gang zur Toilette, um sich die Kontaktlinsen einzusetzen, ist definitiv ein Weg zu viel. Und das kleine Menschlein, das du so gern sehen möchtest, rückt dir ja ohnehin nicht mehr von der Pelle. Außerdem könnte es auch von großem Vorteil sein, weniger zu sehen. Das kann das eigene Spiegelbild betreffen, aber auch die dreizehnte Großcousine der Zimmernachbarin. Und deren Vetter mitsamt Schwiegermutter und Nachbarin. 

Ein Still-BH

Stillen, die natürlichste Sache der Welt … und zu Beginn oft unnatürlich schmerzhaft. Autsch! Da möchten wir doch so rein gar nichts an uns dran haben. Außer Eisbeutel vielleicht. Im Übrigen ist der mit Liebe geshoppte Still-BH spätestens nach dem Milcheinschuss ohnehin um zwei bis fünf Körbchengrößen zu klein. 

Das schöne Nachthemd

Lass es zu Hause, es sei denn, es passt farblich gut zu altem und neuem Schweiß, Verzweiflungs- und Freudentränen, Kindspech, Milchflecken und Blut. Sehr viel Blut. Während wir in der Schwangerschaft noch bei jeder einzelnen Blutabnahme liebevoll gefragt wurden, ob denn alles okay wäre, ob wir vielleicht lieber liegen möchten oder ein Glas Wasser bräuchten, fühlten wir uns beim ersten Wochenfluss, als ob wir uns mutterseelenallein die ungekürzte Version von »Das Kettensägenmassaker« im 4-D-Kino anschauen müssten. Und dass wir Frauen nach der Geburt schwitzen wie ein Haufen Norweger in der Sauna, sagt einem auch keiner vorher. Fazit: Kein schönes Nachthemd.

Filzhausschuhe

Hach, sind die warm. Und bequem. Und kuschelig. Und nein, sie gehören nicht in die Kliniktasche. Der Trend geht definitiv zu Adiletten oder alten Pantoffeln, die du beim Verlassen der Klinik dann einfach lässig mit einem einhändigen Dunk in den Krankenhausmülleimer wirfst. 

Ich packe meinen Koffer um und nehme mit …

... ein Shirt der Schamlosigkeit

Egal, welche Körperflüssigkeiten und Schimpfwörter dir unten oder oben während der Geburt entweichen, es ist absolut in Ordnung und völlig normal. Es mag seltsam klingen, aber wir garantieren dir, weder Hebamme noch Gynäkologe wurden hier und heute zum ersten Mal angepupst oder angepöbelt.

... eine Weste der Wertefreiheit

Egal, wer wir sind und wie wir gern wären: Diese wenigen Stunden, die wir da insgesamt in Wehenzimmern, Kreißsälen oder auf Wöchnerinnenstationen verbringen, dürfen wir genau so sein, wie wir in dem Moment eben sind. Wir sollten uns sozusagen selbst eine Generalvollmacht für diesen körperlichen und emotionalen Ausnahmezustand ausstellen. Und damit vielleicht auch mühsam erlernte Werte zumindest zeitweise über Bord werfen. Denn wir versuchen gerade, einfach nur klarzukommen.

... ein Buch voller Bauchgefühl

Entscheidungen direkt abzugeben, kann im Familienleben manchmal entlastend sein. Aber bitte nicht im Kreißsaal. Zumindest nicht, wenn wir keine wirkliche Notsituation haben. Das Schöne: Wenn wir auf unser Bauchgefühl hören, müssen wir nicht nachdenken, nicht argumentieren, nicht überzeugen. Weil wir uns selbst – oh Wunder – nämlich schon ein paar Jährchen länger kennen, als uns das Klinikpersonal kennt. Und dieses zarte, leise Bauchgefühl dürfen wir dann auch getrost laut rausbrüllen, wenn uns danach ist.

... Leggins zum Loslassen

Das ist wohl das wichtigste Stück, das in unsere Kliniktasche sollte. Vergiss es bloß nicht. Probier diese Leggins gern auch schon zu Hause mal an. Denn hier ist Übung nicht verkehrt. Wie fühlt es sich an, loszulassen? Wir müssen während der Geburt nicht funktionieren, wir müssen nicht gut aussehen, wir müssen nicht höflich sein. Aber wir sollten loslassen. Das Baby und oftmals auch die entgleisenden Geburtspläne. Ja, manchmal platzen neben der Fruchtblase auch Träume und das darf wehtun.

So, das war’s. Oder ist in deiner Tasche noch Platz für eine kleine Sache? Dann stopf noch den Rock der rücksichtsvollen Angehörigen mit rein. Kann nie schaden. Dies darfst du auch gern im Beisein deiner Liebsten tun!

Tausche gutes Bauchgefühl gegen vermeintliche Sicherheit. 

In unsere Kliniktasche haben wir auch das Bauchgefühl gepackt. Mit diesem Gefühl möchten wir uns hier ein bisschen näher beschäftigen. Denn mal ehrlich: Mit Beginn der Schwangerschaft treten wir heute auch in eine von Technik dominierte Welt. Viele Frauen tragen schon vor dem Ausbleiben der Periode die leise Gewissheit in sich, dass sich da jemand auf den Weg gemacht hat. Vielleicht haben sie davon geträumt, schwanger zu sein, oder sie spüren einfach, dass in ihnen unter Hochdruck ein umfassender Umbau stattfindet, eine Uterus-Komplettrenovierung, wenn frau so will. Vielleicht macht sie auch einfach der plötzlich zwickende Lieblings-BH stutzig. Möglicherweise haben sie sogar schon einen positiven Schwangerschaftstest aus dem Drogeriemarkt in der Tasche und machen sich nun aufgeregt auf den Weg zum Gynäkologen.

Oft sind wir uns also schon ziemlich sicher, dass hier gerade etwas völlig Neues entsteht. Unser Bauchgefühl signalisiert es uns. Dennoch passiert es häufig, dass wir nach dem Termin beim Frauenarzt ohne Mutterpass nach Hause gehen, weil die Technik schon hier lauter tönt als unser Gefühl. Wie haben dann Sätze des Arztes oder der Ärztin im Ohr wie: »Ich sehe zwar eine gut aufgebaute Gebärmutterschleimhaut, aber freuen Sie sich nicht zu früh, eine Schwangerschaft ist noch nicht nachweisbar.«

Verlieren wir hier vielleicht schon ein Stück weit die Verbindung zu unserem Bauch? Es ist mitunter schwierig, ihn zu verstehen, wenn es um uns herum piept und warnt. Hinzu kommt, dass Schwangere alle einzigartig sind und so auch die Entwicklung unserer Babys. In unserem Alltag als Mama hören wir ständig: »Vergleiche dein Kind nicht mit anderen.« Okay, das haben wir mittlerweile (meistens) verinnerlicht. Aber warum tun wir (und die Mediziner) das noch immer in der Schwangerschaft, und zwar schon mit dem positiven Teststreifen?

Unser aller Wunschkind: Der oder die Ottonormalgebürtige

Wir haben der modernen Medizin sehr viel zu verdanken. Infolge des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts konnte die Sterblichkeitsrate von Babys und Müttern drastisch gesenkt und die Komplikationen während der Geburt auf ein Minimum reduziert werden. Aber die ganzen Studien und Statistiken, die es hierzu gibt, erwecken den Anschein, dass man Schwangerschaften und Geburten kontrollieren könne und es daher vorsichtshalber auch tun müsse. Diese Kontrolle und die Standardisierung von Schwangerschaften gehen jedoch auf Kosten unserer Individualität. Und wir Frauen verlieren mit dieser vermeintlichen Absicherung auch ein großes Stück vom Vertrauen in unseren Körper. Vor allem Erstgebärende sind von der Pränataldiagnostik mit ihren hochtechnologischen Geräten oft verunsichert. Wir wollen natürlich nur das Beste für unser Ungeborenes und kein unnötiges Risiko eingehen. Wer will schon verantwortlich dafür sein, wenn mit dem Baby was nicht stimmt? Wir Mütter definitiv nicht! Also kaufen wir neben diversen teuren Kombi-Vitaminpräparaten aus der Apotheke auch die eine oder andere ebenfalls sehr teure Untersuchung beim Arzt des Vertrauens. Auch wenn sie nicht von unserer Krankenkasse erstattet wird.

Sicher ist sicher 

Generell scheint die Schwangerschaft heute ja eine sehr risikoreiche Sache zu sein. Blättern wir unseren Mutterpass durch, so finden wir insgesamt zweiundfünfzig Risiken, die unsere Schwangerschaft potenziell gefährden könnten. Puh.