Nackt und liebeshungrig - Gymnich, H - E-Book

Nackt und liebeshungrig E-Book

Gymnich, H

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Beschreibung

LIEBE! Die Liebe kann so viele Umwege gehen … und findet einen doch!!! Selbst der kostbarste Schmuck kann Maria nicht glücklich machen. Einsam und voll quälender Sehnsucht, die ihren Leib zu verbrennen droht, liegt sie nächtelang wach. Ihr Mann Renee, der ein erfolgreicher Diamantenhändler ist, überhört jedoch die sehnsuchtsvollen Seufzer seiner Frau. Während er dem schnöden Mammon nachjagt, spürt er nicht einmal, wie Maria ihm entgleitet. Die Liebeshungrige Frau sucht Sex bei einer Freundin wie bei dem wesentlich jüngeren Peter, der sie sehr an ihren ersten Ehemann Rainer erinnert. Dieser hat Maria ebenfalls nicht vergessen können und wünscht sich nichts sehnlicher, als Maria zu finden …

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eBook-Ausgabe 07/2018

Edition Stephenson - #0042

© Carl Stephenson Verlag GmbH & Co. KG, Schäferweg 14, 24941 Flensburg Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien E-Mail: [email protected] Internet: www.stephenson.de Besuchen Sie uns auf www.stephenson.de Ein großes erotisches Verlagsprogramm erwartet Sie dort. eISBN 97838798609846

NACKT UND LIEBESHUNGRIG

H. Gymnich

1. Kapitel

An meinem 35sten Geburtstag gab mein Mann mir zwei Geschenke: sich selbst — wie er breitlächelnd versicherte — und einen herrlichen Ring aus Weißgold, der einen kostbaren Diamanten trug.

Jetzt ist beides verloren.

Renee ist für immer gegangen, und der Diamant ruht tief unter den Wellen eines unruhigen Flusses, auf einem sicherlich sehr steinigen Grund, ein Spielzeug für die Fische, für den Sand, der ihn bald schon zudecken wird, ihn vielleicht noch einmal freigibt, ihn erneut zudeckt, um ihn schließlich festzuhalten bis in alle Ewigkeit.

Wer eigentlich bestimmte diesen Weg, den ich von dieser Stunde an gehen musste? Wer bestimmt überhaupt unsere Wege? Ist es das Schicksal, oder sind es die Menschen selbst, die sich mal weh tun, die sich mal lieben? Ich kann es nicht sagen. Wer überhaupt könnte darauf schon eine Antwort geben… ?

Ich weiß nur, dass aller Reichtum, all dieses protzige Getue, dieses funkelnde Gold, der Glanz der Perlen, der unglaublich schönen Diamanten, dass dies alles nichtig wurde in diesem Augenblick, als mir die wirkliche, die saubere, die gute Liebe wieder begegnete, als ich zwar ärmer wurde und doch wiederum so reich, so unendlich frei, so glücklich.

An diesem Tag jedoch, an meinem 35sten Geburtstag, da ahnte ich nicht, was das Schicksal für mich bereithielt, was es mir nehmen und schenken würde.

Der Diamant war wie eine Träne geformt. Ein großer Stein. Wenn ich ihn sehr nahe an die Augen hielt, konnte ich ganze Galerien funkelnder Kristallformen erblicken, die sich wie in einem Kaleidoskop ins Unendliche wiederholten. Und diese Kostbarkeit wurde von einem einfach gearbeiteten Platinring gehalten.

Minuten später schon legte ich allen übrigen Schmuck ab, außer meinem einfachen Ehering. Renee selbst streifte mir das funkelnde Juwel über den ausgestreckten Finger, beugte sich galant hinab und küsste beide.

Unsere Gäste ließen uns hochleben, applaudierten begeistert.

Die Damen umringten mich, in gewagten Kleidern mit fast obszön wirkenden tiefen Ausschnitten. Die Herren in dunklen Anzügen, sich lächelnd verneigend, nach meiner Hand greifend.

„Glückwunsch, gnädige Frau!“

„Atemberaubend, dieses Kleid, Maria!“

„Entzückend, wirklich entzückend!“

„Sie sehen darin viel jünger aus!“

Alles leere, nichtssagende Reden, die mich anwiderten. Mein Mann hüpfte um mich herum. Seine Augen strahlten. Sein Atem schlug heiß und alkoholdurchtränkt in mein Gesicht.

„Ich bin sehr stolz auf dich, Maria“, keuchte er selig und versuchte, mich auf den Mund zu küssen.

„Nicht“, wehrte ich ihn ab. „Man beobachtet uns.“

„Ja… und?“ Meine Gegenwehr stachelte ihn auf. „Du bist meine Frau, und wir sind hier nicht in einer Kirche. Bist du etwa nicht zufrieden mit mir? Sagen dir meine Geschenke nicht zu? Sag mir’s!“

„Doch, doch, erwiderte ich mit müder Stimme, es ist alles gut, alles ist gut.“

Er strahlte mich mit seinen wässerigen Augen an, strich mit satter Zufriedenheit über den schweren Ring an meiner Hand. „Also glücklich, ja?“ sagte er und kicherte dumm. Ich dachte an die einsamen Nächte, in denen ich wach lag, gequält von einer Sehnsucht, die meinen Leib zu verbrennen drohte.

Ich dachte an die plumpe Hand, die träge und desinteressiert über meinen Bauch fuhr, verharrte. Und ich hörte mich flüstern:

„Ja… bitte ja! Nun komm‘ doch!“

Die Antwort war ein brummiges Knurren, oft, fast immer. „Nicht jetzt, Schätzchen! Morgen erwartet mich ein anstrengender Tag. Die Geschäfte, verstehst du...? Gute Nacht!“

Der massige Leib neben mir wälzte sich herum, abweisend, endgültig. Und ich lag da mit wachen Augen, verzweifelt, allein, mit teuren Perlen, mit massiven Armbändern auf dem Nachttisch, direkt neben mir, genau wie mein Mann, kalt, ohne Leben, abweisend.

Meine Hand strich dann wie von selbst über die heiße, sehnsüchtige Haut, suchte und tastete. Und während sie tastete, sich rhythmisch bewegte, weinten meine Augen, weinten über die Einsamkeit, die auch vom ständig steigenden Luxus nicht verdrängt werden konnte.

„He, was ist mit dir?“ Mein Mann stand vor mir, unsicher, auf stämmigen, massigen Beinen.

„Du bist die Königin hier, Maria! Verstecke dich nicht! Zeig‘ dich deinen Gästen!“

Ich öffnete den Mund zu einer Erwiderung, da stutzte ich. Dort vor mir, keine vier, fünf Schritte entfernt, stand eine junge Frau und sah mich an.

Ihre Augen brannten wie Feuer auf meiner Haut. Ich kannte diese Frau nicht, hatte sie nie gesehen. Sicherlich war sie einige Jahre jünger als ich, war schlank und hochgewachsen, mit einem herrlichen, lockigen Blondhaar, mit üppigen Brüsten und einem Kleid, das die weiblichen Formen erregend betonte.

Mein Mann folgte meinem Blick, grinste mich an und sagte: „Ach, du kennst Karin nicht? Verzeih‘, ich vergaß, euch beide vorzustellen. Komm!“

Er nahm meine Hand und führte mich auf die junge Frau zu, die uns mit glitzernden Augen entgegenstarrte. Ich hatte den Eindruck, als gälten die hungrigen Blicke nur mir, nur mir.

„Karin Delberg“, sagte mein Mann zu mir, und die Frau, die sehr mädchenhaft wirkte, gab mir die Hand, hielt sie fest und lächelte. „Karin ist die Frau von Harry, einem Geschäftsfreund von mir.“

Worte wurden gewechselt, ein Lächeln getauscht. „Sie haben eine sehr hübsche Frau“, sagte Karin zu meinem Mann und sah mich dabei an: „Unverantwortlich von Ihnen, dass Sie sie bisher vor uns versteckt hielten. Ich finde, wir sollten das ändern, oder?“

Ich verstand sofort. Mein Mann glotzte dumm. Mir schien, als sei er schon sehr betrunken.

„Ändern?“ lallte er. „Wie das?“

„Ich geb‘ in der nächsten Woche ‚ne Party“, zwitscherte Karin. „Ihr beide kommt doch, ja?“

Mein Mann gab sich als König, weit obenstehend, viel beschäftigt, stolz, unentbehrlich.

„Ich bin nicht auf der Welt, um Partys zu feiern“, sagte er theatralisch. „Ich habe mich um meine Geschäfte zu kümmern. Ich habe den Umsatz zu fördern, umherzureisen, zu suchen, zu kaufen, zu verkaufen.“

Karin sah mich an, und ich sah Karin an.

„Sicher, sicher“, nickte die junge Frau, nachsichtig und sanft, so als habe sie ein störrisches Kind vor sich. „Trotzdem sollten Sie Ihre junge, Ihre schöne Frau dabei nicht vergessen.“

„Maria wird nicht vergessen“, grollte mein Mann. „Nicht von mir! Ich erfülle ihr jeden Wunsch! Nichts fehlt ihr! Frag‘ sie doch!“

Die junge Frau fragte nicht, nahm stattdessen meine Hand, zog mich fort und sagte über die Schulter hinweg:

„Wir beide plaudern ein wenig. Gespräche nur für Frauen, gewissermaßen. Wir dürfen doch?“

Mein Mann nickte gnädig, wedelte mit der Hand. Der Whisky in seinem Glas schwappte über.

Grinsend wandte er sich anderen Gästen zu, redete viel und ununterbrochen, lachte zu laut und zu hektisch.

„Kommen Sie!“ Die junge Frau an meiner Seite führte mich auf die Terrasse, drückte mich in einen der herumstehenden Sessel.

Die Sonne ging unter, dort drüben, hinter den Tannen, die sich leise im Abendwind wiegten. Ein Hauch von würziger Frische kam zu uns herüber und streichelte uns, ließ uns tief und irgendwie befreit atmen.

Karin setzte sich dicht neben mich. Ihre Augen ruhten auf mir, erschienen mir mit einem Mal riesengroß, so lockend, so gefährlich.

Ich spürte, wie mein Herz zu klopfen begann, und ich konnte nicht sagen, warum das so war. Verlegen lachte ich auf.

„Schön hier, nicht wahr?“ sagte ich mit belegter Stimme, deutete unbestimmt auf den vor uns liegenden Park, auf die gepflegten Wege, auf die Blumen, die da blühten, auf die Ziersträucher, die die ersten Schatten warfen.

„Ja“, sagte die Frau an meiner Seite und legte ihre Hand auf die meine. „Alles sehr komfortabel. Sie entbehren wohl nichts, wie?“

„Nein“, sagte ich, „nein, ich entbehre nichts!“

„Ihr Mann ist ein ungewöhnlich erfolgreicher Typ. Juwelier, nicht wahr? Diamanten-Import, Export, ja?“

„Ja“, sagte ich. „Import! Export!“

Die junge Frau sah mich aufmerksam an, dann lachte sie leise. Einer der eigens für diesen Tag bestellten Kellner betrat die Terrasse, verbeugte sich galant, lächelte und sagte:

„Was darf ich den Damen servieren?“

„Champagner“, sagte Karin sofort und blickte mich fragend an. „Und Sie?“

„Dasselbe! „

Der junge Mann kam bald schon zurück, stellte die langstieligen Gläser auf den Tisch, lächelte und gab mir einen langen, rätselhaften Blick, ehe er ging.

„Er mag Sie“, sagte Karin und hob mir ihr Glas entgegen, fügte leise hinzu: „Kunststück! Wer mag Sie nicht?!“ Irritiert trank ich einen Schluck, spürte die Hand, die sich wieder auf die meine legte, sah in das schöne, exotische Gesicht, das von dem herrlichen, in einem erregenden Kontrast stehenden blonden Haar umrahmt wurde. „Wollen wir Freundinnen sein?“ flüsterte ein voller Mund an meinem Ohr. „Bitte!“

Eine süße, willenlos machende Lähmung befiel mich. Mit aller Kraft versuchte ich, dieses drohende, undefinierbarem Gefühl, das da auf mich zukam, zu unterdrücken. Trotzdem flüsterte mein Mund gegen meinen Willen:

„Natürlich. Warum nicht?“

Ein Glas klirrte fein gegen das meine. Warme Lippen streiften meine Wange.

„Ich bin Karin!“ gurrte die junge Frau.

„Ich bin Maria“, lächelte ich verlegen.

Die Sonne war untergegangen. Der laue Sommerwind koste mein heißes Gesicht, fuhr in den Ausschnitt hinein und suchte meine Brüste. Ich schauderte zusammen.

Karin rückte dichter an mich heran. Ihr Arm legte sich um meine Taille.

„Wenn wir von nun ab Freundinnen sind“, hörte ich das heisere Flüstern, „und wenn wir Brüderschaft trinken, dann müssen wir uns küssen.“

„Küssen?“ Ich saß starr da, irrsinnige Gefühle durchtobten meinen Leib, machten ihn matt und wie willenlos. Meine Gedanken rasten, wirbelten, konnten sich nicht konzentrieren.

Was geschah hier? Was geschah mit mir? Konnte ich so schnell, so gewaltig irgendeiner Versuchung, die auf mich zukam, erliegen?

Sehnte ich mich so sehr nach Zärtlichkeit, nach Wärme und Geborgenheit, dass ich mich sogar an der Seite einer Frau glücklich fühlte?

Wie im Rausch sank mein Kopf in den Nacken. Weich nahm mein Mund die Lippen auf, die sich auf die meinen legten. Ich spürte die flinke Zunge, die mit der meinen kämpfte, ganz kurz nur, aber doch bestimmt und fordernd.

Meine Augen öffneten sich weit, starrten hinauf in den Himmel, der ein dunkles Blau annahm. Die ersten Sterne glitzerten hoch da droben, so unendlich hoch, und so fern.

„Du bist nicht glücklich, nicht wahr?“ flüsterte Karin dicht neben mir. „Warum bist du nicht glücklich?“

„Aber ich bin glücklich“, hauchte ich abwesend. „Ich habe alles… “

„Hör‘ auf damit!“ Die junge Frau bedrängte mich. Ihre Hand streichelte immerzu die meine, fuhr dann an meinem Arm hoch, zu den Schultern, zögerte, glitt dann zu meinem Ausschnitt hin, zu den vollen, halbnackten Brüsten. „Nicht“, sagte ich schwach, „nicht, tu‘ das nicht!“ Augenblicklich glitt Karin von mir fort, setzte sich aufrecht hin, mit diesem kleinen, wissenden, rätselhaften Lächeln. „Du passt nicht zu diesem Mann“, sagte sie nach einer Weile und trank ihr Glas leer.

Auch ich trank, lachte hastig und erwiderte:

„Zu wem passe ich denn sonst, deiner Meinung nach?“ „Zu der Liebe“, sagte sie ernst. „Du gehörst dorthin, wo die Liebe ist, und die Zärtlichkeit.“

Ich sagte nichts. Was hätte ich sagen sollen? Der Kellner kam und brachte neue Getränke, lächelte uns zu, lächelte mich an, blieb abwartend stehen.

Karin musterte ihn mit blitzenden Augen.

„Ist noch was?“ fragte sie arrogant.

Der junge Mann zuckte zusammen. „Nein, nein“, sagte er irritiert und verschwand.

Ich lachte. Ich fühlte mich mit einem Mal behaglich, geborgen, beschützt, bewacht, nicht mehr allein. Und mein Mund sagte, ehe meine Gedanken es verhindern konnten: „Mein Mann ist nie eifersüchtig.“

„Eben. Er ist ein Trottel!“

„Er ist mein Mann!“

„Dein Mann? Ist er überhaupt ein Mann? Ist er nicht eher eine geschäftstüchtige Maschine, die stur die Bewegungen und Handlungen ausführt, die immer gleichbleibend sind, durch nichts abzulenken, durch nichts zu unterbrechen? Hast du darüber mal nachgedacht?“

Ich gab mein Versteckspiel auf. „Darüber brauche ich nicht nachzudenken“, sagte ich.

„Es stimmt also, ja?“

„Ja“, sagte ich, „ja, es stimmt!“

Die junge Frau rückte wieder näher. Auch die Hand war wieder da, die mich streichelte, die mich umgarnte. „Liebst du ihn?“ fragte Karin.

Ich sah in die lächelnden, glitzernden Augen. „Was ist Liebe?“ flüsterte ich.

„Das Schönste auf dieser Welt, das Wunderbarste, das Sauberste. Liebe ist Glück, ist Erfüllung, ist eine innerliche Befreiung, ein Gelöst sein von aller Schwere, ist… “ Ich weiß nicht, woher dieser eine Gedanke kam, der mich sagen ließ:

„Aber wer kann mir diese Liebe geben?“

Karin schien nicht überrascht, ihrem vollen, leichtgeöffneten Mund entrang sich ein tiefer Seufzer.

„Eine Frau“, sagte dieser Mund. „Nur eine Frau kann dir diese Liebe geben.“

„Eine Frau?“ tat ich überrascht, obwohl mein Herz wild trommelte. „Wieso eine Frau?“

Sie lachte heiser, sah sich rasch um und drückte dann einen saugenden Kuss auf meinen halbentblößten Busen. Ihre Augen wurden ganz dunkel im aufsteigenden Verlangen. „So naiv bist du doch wohl nicht, oder?“

„In dieser Richtung hin doch“, keuchte ich zurück. Diese Tatsache schien Karin vollends aus der Fassung zu bringen, schien sie anzustacheln bis zur Weißglut. „Ich muss dich haben“, flüsterte sie erregt. „Wann?“

Wenn ich nicht in diesem Meer der widerstrebenden Gefühle versinken wollte, dann musste ich energisch werden.

„Du bist verrückt“, sagte ich abwehrend. „Ich habe meinen Mann, und ich habe eine erwachsene Tochter.“

„Ach!“ Die junge Frau schien überrascht. „Ihr habt eine Tochter? Das wusste ich nicht.“

„Nicht wir, sondern ich habe eine Tochter“, sagte ich. „Du? Aber wieso… “

„Aus meiner ersten Ehe! Anja ist siebzehn.“

„Siebzehn? Heute? Dann warst du damals achtzehn, ja?“ „Ja!“ sagte ich.

„Was ging schief?“ forschte Karin neugierig.

„Dasselbe, was heute erneut schiefgeht.“

„Nicht die große Liebe, wie?“

„Nicht die große Liebe“, echote ich.

„Immer sind es die Männer, die die Schuld daran tragen“, seufzte die junge Frau mit einem komisch wirkenden Gesichtsausdruck. „Nur die Männer.“

„Das sollte man doch nicht so verallgemeinern“, lachte ich. Verwunderte Blicke aus schönen Augen trafen mich. „Davon verstehst du nichts“, wies mich Karin zurecht und setzte dann übergangslos hinzu:

„Wo ist deine Tochter?“

„In einem Schweizer Internat. Ich denke, wir holen sie bald schon zurück.“

„Ja, ja.“ Karin sah nachdenklich vor sich hin, sah hinein in den dunklen Park, horchte dann wieder zum Haus hin, blickte durch die offenstehende Tür, in die grellen Lichter, auf die lachenden, schwatzenden Menschen, die sich trunken umarmten, sich wahllos küssten.

„Wie mich das alles ankotzt“, flüsterte sie. „Dieses Getue, dieses Heucheln, dieses Sich-unbedingt-zur-Schau-stellen-Wollen. Scheißgesellschaft!“

Ich saß still da und staunte diese junge Frau neben mir an. Sprachen aus ihr nicht dieselben Gefühle, dieselben Gedanken, die ich schon seit langem hegte?

Der aufkommende Abendwind kühlte mein erhitztes Gesicht. Ein plötzliches Frösteln ließ meinen Leib erschauern. „Ist dir kalt?“ flüsterte Karin und legte fürsorglich einen Arm um mich.

Ich nickte stumm. Wann hatte man je so zu mir gesprochen? Und wann war das? Wer war es? War es mein Mann — oder ein Freund aus jungen Tagen, der irgendwann gegangen war?

Ich erinnerte mich nicht mehr. Ich wusste nur, dass ich mich jetzt, hier, in diesen Minuten, geborgen fühlte wie lange nicht mehr. Und ich wusste ebenso, dass dies der Anfang eines gefährlichen Spiels sein konnte.

Abrupt erhob ich mich, streifte die Hand von meinen Schultern und sagte:

„Laß uns hineingehen! Bestimmt erwartet man uns schon.“ Karin schien enttäuscht. Ihre Augen lockten dunkel und groß, unergründlich, geheimnisvoll, so als wollten sie mich hypnotisieren. Ihr schönes Gesicht näherte sich dem meinen.

„Dein Mann geht morgen auf Geschäftsreise, ja?“ flüsterte sie mit schnellem Atem.

„Ja“, entschlüpfte es mir ungewollt.

„Dann werde ich dich besuchen. Darf ich?“

Wir standen in der hellerleuchteten Tür. Einige Gäste starrten neugierig zu uns hin. Auf den Mündern lag ein verstecktes Grinsen, wie mir schien, ein wissendes Abschätzen, ein Erkennen.

Um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, gab ich ebenso leise zurück:

„Ja, dann komm‘! Gegen Nachmittag.“

Karin lachte laut, wie über einen gutgelungenen Witz, warf die langen blonden Haare zurück und sagte überdeutlich, die Neugierigen ansehend, dann mich:

„Prächtig! Eine gute, eine unglaubliche Geschichte. Sie sind eine gute Erzählerin! Köstlich! Einfach köstlich!“

Dann ging sie, mischte sich unter die anderen, scherzend, lachend, nahm die abgedroschenen Komplimente der Herren entgegen.

Mein Mann hatte mich erspäht, kam auf mich zu, leicht schwankend, breitlachend, die Zigarre in der einen, das Glas in der anderen Hand.

„Gut amüsiert, Schätzchen?“ dröhnte er. „Wie gefällt dir Karin? Ulknudelig, nicht wahr? Ihr Mann ist genauso ‚n Typ! Vielleicht sollten wir den beiden doch mal einen Besuch abstatten!? Na ja, wenn‘s die Zeit erlaubt.“ Er sah auf die protzige Uhr an seinem Handgelenk. „Mitternacht! Ich denke, wir sollten bald zu einem Ende kommen. Was denkst du?“

„Du kannst die Gäste nicht einfach vor die Türe setzen“, sagte ich. Er stierte mich trunken an.

Ich sagte schon: er war der König, der allgewaltige Chef, der große Sager, der keinen Widerspruch duldete. Mit einem dröhnenden Lachen sah er zu mir hinab.

„Und ob ich kann“, sagte er. „Pass auf!“

Wie er es schaffte, daran erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß nur, dass sich mit einem Mal die Räume leerten, dass sich kostbare Pelze um zarte Schultern legten, dass chromglänzende Wagen vorfuhren. Und dann war da Händeschütteln, waren Worte des Bedauerns, klappernde Schritte auf hochhackigen Schuhen, Versprechungen, sich bald wiederzusehen.

Was blieb, war die unnatürliche Stille, die sich summend in die Zimmer legte.

Ich stand da und sah mich um, schenkte mir ein Glas voll, das letzte für mich.

Mein Mann schien den Abend schon vergessen zu haben; den Abend und mich. Tiefgebeugt lehnte er über dem kleinen Schreibschrank, Papiere in den Händen.

Nein, dachte ich entsetzt, nein, o nein! Komm jetzt zu mir! Nimm mich einmal nur in deine Arme! Sag mir, dass du mich liebst, dass du mich brauchst, heute, morgen, immer! Gib mir das Gefühl der Geborgenheit, nicht nur der Sicherheit! Gib mir Liebe! O Gott, gib mir Liebe! Spürst du nicht, dass du mich forttreibst? Nach irgendwohin? Vielleicht sogar in die Arme einer Frau?

Er schien die Stille zu fühlen. Langsam wandte er sich um, sah mich an, maßlos erstaunt, verblüfft.

„Was ist mit dir?“ fragte er. „Du siehst nicht gut aus. Fehlt dir was?“

Ja, schrie ich innerlich, ja, mir fehlt alles. Ich bin wie tot, weil du mich nicht am Leben halten kannst. Leise sagte ich: „Es ist nichts, nein, nichts!“

„Leg‘ dich hin“, lächelte er, schon wieder abwesend, wieder mit Papieren in den Händen. „Ruh‘ dich aus! Es ist spät! Ich komme sofort nach! Du weißt ja, der morgige Tag… “

Ich konnte das nicht mehr hören, nicht mehr ertragen. Wie von Furien gehetzt eilte ich nach oben. Prunk erwartete mich auch hier: ein breites Bett mit schweren cremeseidenen Decken, kostbar verziert, daneben die fellbespannten Hocker, die kleinen Nachttischchen. Tiefe, zentimeterdicke Teppiche dämpften meinen Schritt.

Ich sah mein Spiegelbild in dem wuchtigen, hohen Schrank, sah die Hände, die nicht zu mir gehören schienen, die an der Kleidung nestelten, sie abstreiften, alles, alles.

Er muss mich sehen, dachte ich verzweifelt. Er muss mich doch ansehen! Nackt stand ich da, völlig nackt, wartete, zitterte in einer aufkommenden Erregung, die mich schüttelte.

Und dann hörte ich seine schweren, tapsenden Schritte, sah ihn in der Tür stehen, breit, massig, quallig, wie ein Teig, der gut durchgeknetet ist.

Nie werde ich seinen Blick vergessen. Stumpf und stier glotzte er mich an, ungläubig, wie nicht begreifend.

Wie ein Blitz fraß sich ein dummer, ein nicht zu fassender Gedanke in mein Hirn: Ist Renee etwa nicht mit dieser Intelligenz ausgestattet, die er nach außen hin ausstrahlt? Ist er nur ganz einfach eine Kapazität auf seinem Gebiet? Diamanten-Export. Diamanten-Import. O Gott, o Gott, was weiß er außerdem noch? Was weiß er vom Leben? Von einer Frau? Was weiß er wirklich von ihren Sehnsüchten, von ihrem Verlangen, zärtlich und sanft geliebt zu werden? Er stand immer noch stumm da, dann breitete sich ein dünnes, ein nachsichtiges Lächeln auf seinem schwammigen, teigigen Gesicht aus.

„Aber du bist ja nackt, Schätzchen“, sagte er schließlich so vorwurfsvoll, als sagte ein Ausbilder zu einem Rekruten: Sie haben vergessen, den obersten Knopf zu schließen!

Ich zitterte, stellte das eine Bein ein wenig zur Seite und flüsterte:

„Ja, ich bin nackt, ganz nackt! Gefällt dir das nicht? Schau‘ mich doch an! Schau‘ genau hin!“

Er lachte meckernd und kam näher, tätschelte meine Schulter, griff kurz an meine Brüste und kicherte:

„Doch, schön, ganz schön, ja, ja! Aber jetzt marsch ins Bett! Du wirst dich noch mal erkälten. Nein, so eine Unvernunft!“ Achtlos streifte er sich die Kleidung ab, griff nach einem altmodischen, wollenen Nachthemd und schlüpfte unter die Decke, grunzte kurz und sah auf die Uhr.

„Das gibt ‚ne verdammt kurze Nachtruhe! Gute Nacht, mein Kind! Was wirst du morgen tun?“

Starr und kalt lag ich da, an seiner Seite. Mir war, als sei ich nicht hier, nicht in diesem Raum, in diesem hohen, großen, prunkvollen Zimmer, das einem Fürsten zur Ehre gereicht hätte. Neben mir, auf dem niedrigen Tischchen, auf der geschliffenen Glasplatte, funkelten die Ringe, der Diamant, die breiten Armbänder.

„Ich weiß nicht“, sagte ich leise. „Eine Freundin besuchen vielleicht, oder am Abend ins Theater gehen.“

Seine Augen waren schon geschlossen. Sein Atem kam schon tief und langsam.

„Ruf‘ doch Karin mal an“, murmelte er schläfrig. „Mir schien, ihr habt euch gut verstanden, oder?“

„Ja, sicher, ja, das haben wir!“ Mein Herz klopfte. Sie wird mich gewinnen, dachte ich. Und sie wird ein leichtes Spiel haben, ich kann nicht mehr! Ich kann einfach nicht mehr! Renee schlief auf der mir abgewandten Seite, laut atmend, fast röchelnd, ungezwungen, auch im Schlaf noch ein König, herrisch, selbstsicher.

Ich fand keine Ruhe, in einer Stunde nicht und nicht in zwei Stunden. Schließlich erhob ich mich leise und nahm mir ein starkes Schlafmittel, das bald schon wirkte, das mich einlullte, mich wie auf Wolken schweben ließ, mich durch einen wattigen Nebel führte in eine Welt, die bunt war und voller Blumen, farbenprächtig, leicht, glücklich machend, zufrieden.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war Renee fort. Ich klingelte nach dem Dienstmädchen.

„Der gnädige Herr war sehr in Eile“, sagte sie. „Ich soll Ihnen Grüße bestellen. Er sagt, er wird mit Ihnen telefonieren. In etwa drei Tagen sei er zurück.“

„Ja, ja, schon gut“, gab ich uninteressiert zurück, „übrigens können Sie heute Ihren freien Tag nehmen, ich brauche Sie nicht.“

„O danke.“

Ich ging unter die Dusche, tat tausend unsinnige Dinge, die untermalt wurden von einem dumpfen, schwer klopfenden Herzen. Immer wieder sah ich nach der Uhr.

Das Haus war leer; ein geräumiger, ein goldener Käfig, in dem jedoch kein Tier, sondern ein Mensch gefangen war. Unruhig rannte ich umher, blieb dann wieder abrupt stehen, blickte mich um, horchte auf das silberne Ticken der Uhr, die als einzige die bleierne Stille durchbrach.

Die dichten, schweren Vorhänge hielten das grelle Sonnenlicht zurück. Es war sehr warm da draußen. Prall und unbarmherzig stieß die Hitze gegen die Mauern, gegen die Fenster.

Unbewusst griff ich nach einem Glas, nach einer Flasche, schenkte mir ein, trank. Der genossene Alkohol vertrieb meine Einsamkeit, die dumpfen, einengenden Gefühle, diese Leere, die mich zu ersticken drohte, die mich verrückt machte, die mich dem Wahnsinn nahebrachte.

Ich glaube, dies war die Stunde, in der ich zu trinken begann, in der ich erkannte oder zu erkennen glaubte, wie leicht es doch eigentlich war, diesen quälenden, zerstörenden Gedanken zu entrinnen, sie zu töten, zu vernichten.

Langsam ging ich zum Spiegel hin und sah mich an, und dann lachte ich, ja, ich lachte zum ersten Mal seit langer Zeit.

Immer wieder sah ich mich an. Ich sah eine schöne, eine junge Frau, und ich dachte: Warum versteckst du dich? Du bist verrückt! Nimm dir, was das Leben dir bietet! Und nimm keine Rücksicht! Auf niemanden! Wer Rücksicht nimmt, der verliert!

Leicht und beschwingt schwebte ich durch die Räume, das Glas in der Hand, die Zigarette. Die Stereoanlage brachte Musik zum Träumen, erzählte von Sommernächten, in denen die Liebe geboren wurde, die Zärtlichkeit, das Verstehen, das süße, wortlose Sich finden der Herzen. „Renee, du bist ein Dummkopf“, kicherte ich vor mich hin. „Nackt habe ich mich dir dargeboten, und du hast mich nicht verstanden. Du hast mich nie verstanden! Behalte deinen Schmuck, dein Gold, deine Perlen! Gib mir dafür Zärtlichkeit! Und Liebe! Und Liebe!“

Meine Zunge wurde schon schwer. Wenn ich sprach, wenn ich lachte, spürte ich meinen Mund, meine Lippen nicht mehr.

Unsicher tappte ich zum Fenster hin, schob den Vorhang zurück. Grelles Licht stach mir in die Augen, blendete mich für Sekunden.

Dann sah ich in den Park, den breiten Weg, der zum Haus führte. Ein schicker Wagen mit offenem Verdeck kam langsam diesen Weg entlang.

Eine Frau saß am Steuer, mit langen, blonden, wehenden Haaren. Die Frau blickte zu mir hoch, lachte, winkte. Karin!

Ich ging staksig einige Schritte, drückte mit kalten, steifen Fingern den Türöffner, blieb stehen, wartete.

Und dann stand die junge Frau vor mir, mit blanken, forschenden Augen, in einem dünnen, großblumigen Sommerkleid, kurz, die schönen, schlanken Beine freigebend, oben mit weitem Ausschnitt, der pralles, samtenes Fleisch zeigte.

Ungeniert nahm Karin mich in die Arme, führte mich ins Zimmer zurück, drückte mich auf eine breite, fellbespannte Liege.

„Hallo“, zwitscherte sie, „da bin ich.“

Als ich nicht antwortete, sah sie mich wieder prüfend an, rasch und hektisch, erblickte die halbleere Flasche, das Glas, den überquellenden Aschenbecher.

Das Lächeln, das sie mir gab, war wissend, zufrieden fast. Ihr Arm legte sich um meine Schulter, rutschte zur Taille hin, fuhr über meine Pobacken.

„Du hast getrunken, ja?“ stellte Karin sachlich fest. „Ja“, kicherte ich, „ja, ich habe getrunken.“

„Du hattest Angst vor mir?!“

Schwerfällig dachte ich nach. „Nein“, flüsterte ich dann, „nein, ich hatte keine Angst vor dir, ich hatte Angst vor dem Alleinsein.“

Ihre Hand spielte mit meinem Knie, mit dem leichten Stoff des Kleides, schob ihn unmerklich höher.

„Du bist nicht allein“, flüsterte sie mir dabei zu. „Ich bin da! Ich werde von jetzt ab immer da sein, wenn du möchtest, wenn du mich brauchst.“

Ich wehrte mich noch. Es darf nicht geschehen, dachten meine umnebelten Gedanken. Ich bin doch nicht so. Nein, ich nicht.

Aufseufzend sank ich zurück, schloss die Augen, spürte die Müdigkeit, die mich jäh überfiel, die mich matt machte, willenlos.

Irgendwann schaute ich hoch. Karin stand vor mir, hochaufgerichtet, sich wie stolz präsentierend. Nackt, völlig nackt. Ich keuchte überrascht, stierte auf die runden, prallen Brüste, auf die breiten, braunen Aureolen, sah die dicken Warzen, die sich erregt vorschoben. Ich sah den weichen, sanft runden Bauch, die stämmigen, cremigen Schenkel, und ich sah das blonde Dreieck zwischen diesen schönen Beinen. „O nein“, stammelte ich, „o nein, nein!“

Nachsichtig lächelnd beugte sich die junge Frau zu mir herab, streichelte mein Haar, griff nach den Knöpfen an meinem Kleid.

„Doch“, flüsterte sie sanft, „doch! Laß mich! Komm, sei lieb!“

Leise stöhnend ließ ich mir das Kleid abziehen, den BH öffnen. Als die sanften Hände nach meinem Slip griffen, wehrte ich mich zum letzten Mal.

„Das nicht! Nein… lass doch! Das… das nicht!“ Aber es war zu spät. Zu groß war mein Verlangen. Ich hatte zu lange warten müssen. Mein Leib brannte, wurde wie von einem heftigen Fieber geschüttelt.

Dann saß ich nackt da, wurde von weichen Händen hochgezogen. Ein heißer Leib presste sich gegen den meinen, rieb sich daran.

Die Stereoanlage spielte einen Tango, und Karin sagte heiser:

„Tanzen wir, ja?“

„Tanzen? Nackt? Aber ich… “

„Ja, nackt! Komm, lass dich führen!“

Ihr runder Arm legte sich um meine Taille. Eine Hand glitt tiefer, umspannte meine Pobacken, strich durch die dunkle Furche, teilte sie lüstern.

Ich glaubte zu spüren, wie meine Brüste anschwollen, wie sie sich dehnten, wie sie die Warzen herausstießen. Mein Bauch zuckte erregt. Eine unbändige Hitze stieß in meine Geschlechtsteile, machte sie prall und feucht und offen.

Wir beide waren etwa gleich groß. Karin suchte in meinen Augen. Ihr Lächeln war ergeben, und so sanft, so glücklich. „Ich liebe dich“, flüsterte sie mir zu. Ihr Mund war heiß, kam dem meinen näher.

„Aber das ist keine Liebe“, gab ich unsicher und verwirrt zurück.

„Doch“, sagte sie, „auch das ist Liebe. Es ist alles. Nur eine Frau kann eine Frau verstehen.“

Wir tanzten, bewegten uns dabei kaum von der Stelle. Der warme, nackte Leib, der sich gegen den meinen presste, war sehr weich, mit einer Haut wie aus purem Samt.

Die Umrisse der Möbel verschwammen vor meinen Augen. Matt hing ich in Karins Armen, hörte ihre gierige, keuchende Stimme dicht an meinem Ohr.

„Soll ich dich glücklich machen?“

Ich nickte, und ich wusste nicht, warum ich nickte, spürte nur, wie ich zurücksank, in weiches Polster, spürte die Hand auf meinem Bauch, in meinen Schamhaaren, die Finger, die sich tiefer tasteten, zögerten, sich dann rhythmisch bewegten, langsam zuerst, dann schneller, schneller, schneller. Mein Mund öffnete sich wie zu einem wilden Schrei, aber nur ein heiseres Stöhnen kam über meine Lippen. Zuckend wand ich mich, mit offenen Beinen, mit wogenden, hartgeschwollenen Brüsten. Dicht vor meinen stieren Augen sah ich einen blonden Haarschopf, der langsam tiefer rutschte, auf meinen Bauch zu, tiefer, tiefer.

Und dann kam dieser wilde Schrei aus meinem Mund, den ich bis dahin hatte zurückhalten können. „O Gott“, stöhnte ich, „o mein Gott!“

Irgendetwas in mir schien zu platzen, zu zerreißen, sich dann wieder aufzublähen, stark, nicht auszuhalten, um dann erneut zu vergehen, süß, unendlich süß.

Es kam wie eine Ohnmacht über mich; ein Dunkel, das mich wohlig einhüllte, dass mich selig machte, und glücklich, unendlich glücklich.

Wie aus einer weiten Ferne glaubte ich zu spüren, dass man meine Hand nahm, sie führte, sie dirigierte. Wer keuchte da neben mir? Wer sagte dumme, zärtliche Worte? Wer schrie heiser auf? Wer streichelte mich? Wer war so sanft, so gut zu mir?

Irgendwann erwachte ich wie aus einem schweren Traum, sah mich mit matten Augen um.

Karin lag neben mir. Das Lächeln, das sie mir schenkte, war das schönste Lächeln, das ich je an einer Frau, an einem Menschen gesehen hatte.

Das Feuer, das meinen Leib durchtobt hatte, war erloschen. Die klaren Gedanken kamen zurück, ordneten sich, brachten Unsicherheit, Unglaube über das, was geschehen war. Etwas wie Entsetzen machte sich in mir breit. Ich versuchte mich abzuwenden, versuchte Karins Leib von mir fortzudrücken, die Hand, die meine eine Brust koste, meinen Bauch, meine Schenkel, erneut suchend, erneut beginnend mit lüsternen, gierigen Spielereien.

„Laß“, sagte ich. „Hör‘ jetzt auf damit! Bitte!“

In ihren Augen stand eine maßlose Enttäuschung.

„Hat‘s dir nicht gefallen?“ fragte sie ungläubig. „War ich nicht gut zu dir?“

Ich sagte nichts, aber ich wusste in diesem Augenblick, dass sich das, was da soeben geschehen war, nie mehr wiederholen würde.