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Der Sophienlust Bestseller darf als ein Höhepunkt dieser Erfolgsserie angesehen werden. Denise von Schoenecker ist eine Heldinnenfigur, die in diesen schönen Romanen so richtig zum Leben erwacht. Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird. Dr. Pamela Regius stand auf dem Balkon ihres Hotelzimmers und schaute aufs Meer hinaus. Dort, wo das Wasser die Felsen traf, tanzten weiße Schaumkronen auf den türkisfarbenen Wellen. Der Himmel war wolkenlos und so blau wie auf den Postkarten. In Deutschland regnet es, dachte Pamela. Sie hatte den Wetterbericht gehört. Im Zimmer klingelte das Telefon. Pamela ging zum Telefon und hob ab. »Regius.« »Ihr Taxi ist da, Frau Doktor.« »Danke, ich komme hinunter.« Sie legte auf. Ein letzter Blick durchs Fenster aufs Meer, dann nahm sie ihre Tasche, ihren Mantel und ging zum Lift. Das Hotel stand am Stadtrand von Las Palmas. Pamela Regius war zu einer Ärztetagung nach Gran Canaria gekommen. Der Kongreß war nun vorüber, die meisten Tagungsteilnehmer waren schon am Vortag abgeflogen. In zwei Stunden ging ihre Maschine zurück nach Frankfurt. Das Gepäck war schon im Taxi. Pamela gab dem Hoteldiener, der sich um die Koffer gekümmert hatte, ein Trinkgeld und stieg in den wartenden Wagen ein. Auf der kurzen Fahrt zum Flughafen dachte Pamela an Ninette, ihre zehnjährige Tochter.
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Seitenzahl: 119
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Dr. Pamela Regius stand auf dem Balkon ihres Hotelzimmers und schaute aufs Meer hinaus. Dort, wo das Wasser die Felsen traf, tanzten weiße Schaumkronen auf den türkisfarbenen Wellen. Der Himmel war wolkenlos und so blau wie auf den Postkarten.
In Deutschland regnet es, dachte Pamela. Sie hatte den Wetterbericht gehört.
Im Zimmer klingelte das Telefon.
Pamela ging zum Telefon und hob ab. »Regius.«
»Ihr Taxi ist da, Frau Doktor.«
»Danke, ich komme hinunter.« Sie legte auf. Ein letzter Blick durchs Fenster aufs Meer, dann nahm sie ihre Tasche, ihren Mantel und ging zum Lift.
Das Hotel stand am Stadtrand von Las Palmas. Pamela Regius war zu einer Ärztetagung nach Gran Canaria gekommen. Der Kongreß war nun vorüber, die meisten Tagungsteilnehmer waren schon am Vortag abgeflogen. In zwei Stunden ging ihre Maschine zurück nach Frankfurt.
Das Gepäck war schon im Taxi. Pamela gab dem Hoteldiener, der sich um die Koffer gekümmert hatte, ein Trinkgeld und stieg in den wartenden Wagen ein.
Auf der kurzen Fahrt zum Flughafen dachte Pamela an Ninette, ihre zehnjährige Tochter. »Kannst du mich nicht mitnehmen?« hatte Ninette beim Abschied gefragt. »Das nächste Mal reisen wir zusammen«, hatte Pamela versprochen.
Die Ärztin war seit drei Jahren geschieden. Ihre Ehe war eine einzige Katastrophe gewesen. Zum Glück war Ninette ihr zugesprochen worden und nicht ihrem Vater.
Pamela lehnte sich zurück und schloß die Augen. Die acht Tage in Las Palmas waren erholsam für sie gewesen. Sie hatte sich nicht alle Vorträge angehört und dadurch genügend Zeit zum Baden und Sonnen gehabt. Aber jetzt freute sie sich auf die Heimreise und auf das Wiedersehen mit ihrer Tochter. Gleich morgen werde ich nach Sophienlust fahren und Ninette abholen, nahm sie sich vor.
Ninette hatte die letzten acht Tage in diesem Kinderheim verbracht. Sie war gern nach Sophienlust gegangen, weil es dort ganz besonders schön war. Sophienlust war ein Paradies für Kinder, eine richtige kleine Insel des Glücks.
Bei dem Gedanken an das Heim lächelte die Ärztin und dachte: Wenn ich ein Kind wäre, würde es mir dort auch gefallen.
Das Taxi hielt vor der Abflughalle des Airports. Pamela zahlte und stieg aus.
Nachdem sie ihr Gepäck eingecheckt und ihre Bordkarte bekommen hatte, schlenderte sie ziellos durch die Ladenstraße des Flughafens. Ein Mitbringsel für Ninette hatte sie schon. Trotzdem blieb sie vor einem Schaufenster mit Schmuck stehen und kaufte schließlich noch ein kleines Herz aus Elfenbein. Mit einem Goldkettchen am Hals mußte das hübsch aussehen.
Pamela schlenderte weiter. Sie hatte noch Zeit und überlegte, ob sie einen Kaffee trinken sollte.
Plötzlich, von einer Minute zur anderen, änderte sich das Bild der Flughafenhalle. Pamela spürte eine Unruhe, für die sie keine Erklärung fand. Angestellte der verschiedenen Fluglinien rannten aufgeregt durch die Halle. Von irgendwoher kam der warnende Ton einer Feuerwehrsirene. Brannte es vielleicht?
Pamela sah, daß einige Fluggäste zu der Besucherplattform liefen. Von dort aus konnte man die ankommenden und abfliegenden Maschinen sehen und die Rollfelder überblicken.
Noch einen Moment lang kämpfte Pamela mit sich. Dann siegte ihre Neugier. Sie fuhr ebenfalls mit der Rolltreppe nach oben. Da sie ein bißchen Spanisch sprach, schnappte sie ein paar Gesprächsfetzen aus der Unterhaltung zweier spanischer Stewardessen auf: eine ankommende Maschine hatte über Funk Motorschaden gemeldet. Das Flugzeug war noch in der Luft und drohte abzustürzen. »Hoffentlich nicht über dem Flughafen«, sagte die Spanierin.
Pamela erschrak. Sie hatte die Besucherterrasse erreicht und sah eine Menschentraube. Alle Gesichter schauten nach Osten.
Pamela tat es ebenfalls. Sie sah eine Maschine, die ziemlich tief flog. Da sie von Flugzeugtypen nichts verstand, hätte sie nicht sagen können, das ist ein Jumbo-Jet oder ein Airbus oder eine DC 10. Sie sah nur, daß es ein Passagierflugzeug sein mußte.
Als die Gruppe in ihrer Nähe aufschrie, hielt Pamela die Luft an: aus der rechten Tragfläche der Maschine schoß eine Stichflamme.
Auf dem Rollfeld hatte sich ein Konvoi von Rettungsfahrzeugen und Feuerwehrwagen versammelt.
Pamela klammerte sich an die Steinbrüstung. Sie hatte keine Ahnung, wie groß die Gefahr war, wenn ein Flugzeug brannte. Konnte es noch den Boden erreichen und landen? Vor allem: konnten die Passagiere gerettet werden?
Die Mittagssonne traf den silbernen Flugzeugrumpf. Einen Moment lang sah es aus, als brenne die ganze Maschine.
Ein paar Frauen schrien auf.
Plötzlich sackte das Flugzeug ab, schlingerte, trudelte und verlor rapid an Höhe. Auf dem Flugplatz herrschte Katastrophenstimmung.
Wie ein taumelndes Rieseninsekt näherte sich die Maschine der Erde.
Viel, viel höher sah Pamela ein anderes Flugzeug, das über dem Airport kreiste. Ein zweites ebenfalls.
Die brennende Maschine näherte sich jetzt dem Rollfeld. Sie schafft es, dachte Pamela. Sie schafft es! Tatsächlich schwebte das Flugzeug nur noch wenige Meter über der Rollbahn. Jetzt setzte es auf.
Gleichzeitig setzten sich sämtliche Lösch- und Rettungsfahrzeuge in Bewegung, fuhren der landenden Maschine entgegen.
Es war, als hielte der ganze Flugplatz die Luft an.
Die Flammen schlugen nun meterhoch aus der Maschine, die jeden Augenblick explodieren konnte. Trotzdem löschte eine Feuerwehrmannschaft. Gleichzeitig holte ein Teil des Einsatzkommandos die Passagiere aus der Maschine.
Und dann passierte es.
Eine ohrenbetäubende Detonation…
Pamela schloß die Augen. Sie wollte das nicht sehen.
Die Flammen stiegen zwanzig Meter hoch in die Luft. Metallteile flogen nach allen Richtungen.
Pamela konnte nicht hinschauen. Sie rannte zur Tür. Als Ärztin würde sie vielleicht gebraucht werden. Sie erreichte auch die Halle, die Absperrung, aber man ließ sie nicht durch. Es seien genügend Ärzte da, wurde ihr gesagt.
*
Für viele Stunden war der Betrieb des Flughafens lahmgelegt. Es konnten keine Maschinen landen und starten.
Das brennende Flugzeug war nur zur Hälfte besetzt gewesen. Von diesen Passagieren hatten zwei Drittel gerettet werden können. Der Rest war umgekommen, auch die Besatzung.
Pamela saß wie gelähmt auf einer Bank. So eine Explosion aus nächster Nähe mitzuerleben war grauenhaft. Und das Chaos auf dem Flughafen war unvorstellbar.
Eine junge Frau rannte weinend an Pamela vorbei. Mit aufgelöstem Haar, das Kleid verkohlt. Als ihr die Tasche aus der Hand fiel, merkte sie es nicht einmal.
Pamela hob die Handtasche auf und trug sie der Frau nach. Dabei stolperte sie über ein Kind, das weinend auf dem Boden saß.
Pamela drückte der Frau die Tasche in die Hand und ging zurück zu dem Kind. Es war ein Bub, bestimmt nicht älter als drei Jahre. Er schluchzte und rief nach seinem Vati. Auf deutsch.
Suchend schaute sich Pamela um. Sie konnte aber niemanden entdecken, der zu dem Kind gehörte.
»Komm«, sagte sie und hob den Kleinen hoch. »Wir suchen deinen Vati.«
Der Junge klammerte sich an sie und weinte an ihrem Hals weiter.
Mit dem Kind auf dem Arm fragte sich Pamela durch. Niemand wußte, zu wem der Bub gehörte. Der Kleine hatte blondes Haar und ein süßes Gesicht. Pamela setzte sich und nahm ihn auf den Schoß. »Wie heißt du denn?«
»Elmar«, wisperte er und schaute sie mit großen dunklen Augen an. »Ich will zu meinem Papi.«
»Wir finden deinen Papi.« Pamela strich dem Jungen über das Haar. »Irgendwo muß er ja sein.« Doch plötzlich erschrak sie. Wenn der Kleine mit seinem Vater nun in der Unglücksmaschine gewesen war? Vielleicht sogar mit Vater und Mutter?
Pamela stand auf. Sie stellte den Jungen auf die Erde und nahm dessen Hand. »Komm, Elmar!«
Zutraulich trippelte der Kleine neben ihr her.
Zehn Minuten später hatte Pamela Gewißheit: der kleine Elmar gehörte zu den Überlebenden aus der Unglücksmaschine. Sein Vater war bei der Explosion umgekommen.
»Und seine Mutter?« fragte Pamela.
Der spanische Beamte, der Deutsch sprach, schüttelte den Kopf. »In der Passagierliste ist keine Mutter eingetragen. Nur Vater und Sohn sind geflogen. Die Kinder hat man zuerst aus der Maschine geholt. Deshalb hat der Junge überlebt.«
O Gott! Mit einer automatischen beschützenden Geste legte Pamela ihre Hand an Elmars Wange. Der Kleine fühlte sich bei ihr geborgen. Er hatte aufgehört zu weinen und lehnte sich voller Vertrauen an sie.
»Was passiert mit dem Kind?« fragte Pamela.
Ein hilfloses Schulterzucken war die Antwort.
»Wenn ich das wüßte, Frau Doktor.«
Pamela hatte dem Spanier ihren Namen genannt und fuhr jetzt fort: »Ich habe den Jungen gefunden. Mitten in der Flughafenhalle. Auf dem Boden sitzend und weinend.«
»Es ist eine Katastrophe«, sagte der Beamte. »Und ein heilloses Durcheinander. Wir werden die Kinder dem Roten Kreuz übergeben müssen. Was sollen wir sonst tun?«
Pamela nickte nur. Natürlich, was sollten sie tun? Sie schaute hinunter und begegnete dem zutraulichen Blick des kleinen Jungen. Seine Hand klammerte sich an ihren Rock.
»Sie haben einen Platz in der Maschine nach Frankfurt gebucht, nicht wahr?«
»Ja.« Pamela bestätigte es.
»Die Maschine fliegt in etwa einer Stunde, Frau Doktor. Haben Sie Ihr Gepäck schon abgegeben?«
»Ja.« Wieder schaute Pamela nach unten. Elmar hatte seinen Daumen in den Mund geschoben. Am liebsten würde ich den Kleinen mitnehmen, dachte sie.
Ein Schweizer Ehepaar bombardierte den spanischen Beamten mit Fragen und drängte Pamela beiseite.
Da stand sie nun mit einem fremden Kind in einem fremden Land. Für sie selbst war das kein Problem. In einer Stunde ging ihre Maschine nach Frankfurt. Aber was sollte aus dem kleinen Elmar werden? Ich kann ihn doch nicht einfach hierlassen, dachte Pamela. Hier, in der Obhut fremder Menschen, für die er eine Last ist. Die ihn herumstoßen, vielleicht schlecht behandeln. Wieder schaute sie nach unten, und der Kleine hob im gleichen Moment den Kopf. Mit einem Blick voller Vertrauen.
Pamela schluckte und wandte sich wieder an den Spanier: »Sagen Sie, wäre es schwierig, das Kind mit nach Deutschland zu nehmen?«
»Normalerweise ja, aber unter diesen außergewöhnlichen Umständen ließe sich das regeln. Es ist ja ein deutsches Kind, und der Junge muß ohnehin nach Deutschland. Würden Sie ihn denn mitnehmen, Frau Dr. Regius?«
Pamela nickte. Ich hätte mein ganzes Leben lang keine Ruhe mehr, wenn ich es nicht täte, dachte sie.
»Bleiben Sie hier.« Der Spanier entwickelte jetzt einen unerwarteten Eifer. »Ich erledige die Formalitäten für Sie, Frau Doktor. Bleiben Sie mit dem Kind hier stehen.«
Pamela setzte sich. Sie nahm den kleinen Elmar auf ihren Schoß. Gleich darauf schlief er an ihrer Brust ein.
Die Formalitäten mußten schwierig sein, denn es dauerte fast eine Stunde, bis der Beamte wiederkam.
»Alles in Ordnung, Frau Dr. Regius. Sie können das Kind nach Deutschland mitnehmen. Er hat ja sicher noch Angehörige.«
»Ganz bestimmt«, sagte Pamela zuversichtlich. Sie mußte sich nun beeilen. Ihre Maschine war schon aufgerufen.
»Hier sind alle Papiere, die Sie brauchen, Frau Dr. Regius. Der Junge heißt Elmar Oehm und so weiter… Was wir wissen, steht hier drin.«
Pamela nahm die Unterlagen, ergriff Elmars Hand und lief mit dem Jungen zum Flugsteig. Um nichts in der Welt wollte sie die Maschine nach Frankfurt versäumen und noch länger auf diesem Unglücksflughafen bleiben. Ihr saß der Schock noch jetzt in den Gliedern.
Pamela ging als letzte an Bord.
»Noch ein paar Minuten, und die Maschine wäre ohne Sie abgeflogen«, sagte die Stewardeß und bemühte sich um ein Lächeln. Es gelang ihr nicht recht, und Pamela verstand das. Es war ein schwarzer Tag für alle, die ihn miterlebt hatten.
Als das Flugzeug zu rollen anfing, wurden ängstliche Stimmen laut. Über Lautsprecher beruhigte der Kapitän die Fluggäste. Besser gesagt: er versuchte es. Es gelang ihm nur unvollkommen.
Elmar hatte schon nicht einsteigen wollen. Jetzt klammerte er sich ängstlich an Pamela und fing wieder an zu weinen. Natürlich erinnerte er sich an die letzten Minuten in der brennenden Maschine, auch wenn er nicht begriffen hatte, was geschehen war.
Pamela versuchte ihm seine Angst zu nehmen. Sie hielt ihn fest in ihren Armen und redete beruhigend auf ihn ein. Sie küßte ihn und streichelte ihn und spürte doch, wie er zitterte.
»Papi«, schluchzte Elmar. »Wo ist mein Papi?«
Pamela streichelte den Jungen und schwieg. Was hätte sie ihm sagen sollen? Daß sein Papi im Himmel war? Das konnte sie nicht. Es wäre auch bestimmt nicht der richtige Augenblick dafür gewesen.
Die Maschine hob vom Boden ab und stieg hinauf in den immer noch blauen Himmel. Elmar schlief in Pamelas Armen ein. Im Schlaf rief er nach seinem Vati.
Komisch, daß er nicht nach seiner Mutti ruft, überlegte Pamela. Sie dachte an ihre Ankunft in Frankfurt. So lange, bis sie das Kind bei seiner Mutter abgeliefert haben würde, würde sie für den Kleinen verantwortlich sein. Sie zog den Zettel aus ihrer Handtasche, den der spanische Beamte ihr gegeben hatte. Walter Oehm, stand darauf und eine Frankfurter Adresse. Sogar mit Telefonnummer.
Ich werde gleich nach der Landung anrufen, nahm sich Pamela vor. Dabei fiel ihr ein, daß sie dann ja auch die Unglücksnachricht überbringen würde, denn sicher war die Mitteilung von der Katastrophe noch nicht in den offiziellen Nachrichten.
Pamela lehnte sich zurück und schloß die Augen. Ich glaube nicht, daß ich jemals wieder auf diese Insel fliegen werde, dachte sie.
Immer, wenn sie die Augen schloß, sah sie die brennende Maschine vor sich. Schnell schaute sie wieder auf.
Vor ihr stand eine Stewardeß. »Möchten Sie etwas essen?«
Pamela schüttelte den Kopf. »Danke, ich habe keinen Hunger.« Elmar schlief immer noch.
»Vielleicht ist es besser, Sie lassen ihn schlafen«, meinte die Stewardeß.
Eine Stunde später landete die Maschine in Frankfurt. Bei der Landung begann Elmar wieder zu weinen.
Dieser Schock wird ihm noch lange anhängen, dachte Pamela. Vielleicht sein ganzes Leben lang. Sie nahm den Jungen fester in die Arme.
Die Maschine rollte aus und kam zum Stillstand. Pamela löste den Sicherheitsgurt. Sie wartete, bis die meisten Passagiere das Flugzeug verlassen hatten. Erst dann stieg sie mit Elmar aus.
Es war schon dunkel.
Bei der Paßkontrolle bekam Pamela Schwierigkeiten. Sie mußte ihre Situation zweimal erklären, mußte berichten, was passiert war und warum sie ein fremdes Kind bei sich hatte.
Pamela war müde und gereizt und beschwerte sich über den Bürokratismus, obwohl sie eigentlich einsah, daß es nicht anders ging. Schließlich kam ein Zollbeamter mit einem Fernschreiben aus Las Palmas, das von dem Flugzeugunglück berichtete.
Plötzlich versuchte jeder Pamela zu helfen. Sie durfte sofort und ohne Fragen beantworten zu müssen, durch den Zoll.
»Wo ist mein Papi?« fragte Elmar schlaftrunken.
»Er ist nicht da, mein Kleiner. Aber wir fahren zu deiner Mami.«
Elmar schüttelte den Kopf. »Nein!«
»Nein?« wiederholte Pamela fragend. »Willst du nicht zu deiner Mutti, Elmar?«
»Nein, will nicht zu Mutti.«
Pamela war ratlos.
»Ich will zu meinem Papi.«
Das ist der Schock, dachte Pamela. Am besten, ich rufe sofort seine Mutter an. Sie nahm Elmar bei der Hand und ging mit ihm zur nächsten Telefonzelle.