Neues Osnabrücker Intelligenzblatt - Tina Schick - E-Book

Neues Osnabrücker Intelligenzblatt E-Book

Tina Schick

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Beschreibung

2020: Der 300. Geburtstag von Justus Möser Justus Möser wird als einer der großen Söhne der Stadt Osnabrück gefeiert. 10. Klässlern fällt es da jedoch schwerer, sich dem Leben und Denken Mösers anzunähern. So spannt David, ältester Neffe von Lisa von Suttner, gleich die ganze Familie mit ein. Spontan begibt sich Lisa mit ihren Neffen auf Streifzüge durch Osnabrück und durch die Zeit des 18. Jahrhunderts. Klassenkamerad Justin will das Denkmal von Möser besprayen. Für ihn ist dieser Patriot eher ein Nazi. Doch am Denkmal erlebt er eine böse Überraschung. Kurz darauf wird eine Leiche in dem Fluss Hase gefunden. Nun müssen sich auch Hauptkommissarin Johnny Kramer und ihr Kollege Uwe Mönning auf Mösers Spuren begeben.

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Seitenzahl: 124

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Protagonisten in diesem Buch:

Lisa von Suttner (Photographin), Johnny Kramer (Kripo)

Lisas Umfeld:

Joshua – ihr Freund

Chilli & Peppermint – ihre Katzen

Daniel Dannemann – Joshuas Bruder

David, Jakob, Benjamin – Daniels Söhne

Mia – Lisas beste Freundin (neben Johnny)

Mia ist liiert mit Uwe Mönning (Kripo)

Kripo:

Johanna Kramer, genannt Johnny

Uwe Mönning – inzwischen wichtigster Kollege

Frederik Hunevald – neu im Team

Freese – PC-Spezialist im Team

Luke Henderson – KTU

Vitalij Hörschemeyer – Pathologe in OL

Ratsgymnasium OS:

Frau Kassmeyer, Lehrerin der Kl.10

viele Schüler*innen, u.a. Justin Vogts, Jenny Knister

IGS Bramsche:

Frau Becke, Lehrerin der 10e

viele Schüler*innen, u.a. Lean Schäfer, Max und Moritz

Fleischer, Jana von Bar

Für Lisa und Johnny, die in diesem Fall…

…rummösern…

…abmösern…

…vermösern…

…zumösern…

…vormösern…

…aufmösern…

…entmösern…

…zermösern müssen,

wissen am Ende ziemlich viel über Möser

Inhaltsverzeichnis

Kapitel I : Verhandlungsphantasien

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII : angemösert

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Kapitel XXV

Kapitel XXVI

Kapitel XXVII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIX

Kapitel XXX

Kapitel XXXI

Kapitel XXXII

Kapitel XXXIII

Kapitel XXXIV

Kapitel XXXV

Kapitel XXXVI

Kapitel XXXVII

Kapitel XXXVIII

Kapitel XXXIX

Kapitel XL

Kapitel XLI

Kapitel XLII

Kapitel XLIII

Kapitel XLIV

Kapitel XLV

Kapitel XLVII

Kapitel XLVIII

Kapitel IL

Kapitel L

Kapitel LI

Kapitel LII

Kapitel LIII

Kapitel LIV

I Verhandlungsphantasien

Benjamin, Jakob und David saßen mit ihrem Vater Daniel auf unserem Sofa. Dieses Mal hatten sie die wichtigsten Dinge selbst mitgebracht: Cola, O–Saft, Bier und Prosecco. Auch an die Katjes hatten sie gedacht, bestes Bio–Katzenfutter. Sie wollten also etwas von mir.

»Justus Möser«, warf David in die Runde. »Vor 300 Jahren in Osnabrück geboren. Und wir müssen dazu ein Referat, Plakat oder sonst was entwickeln, als Studienarbeit. Das wird unsere Halbjahresnote.«

Ich sah ihn fragend an.

»Na, er will mit keiner 4 da raus«, vermittelte sein Bruder Jakob.

»Mit `ner 1«, erklärte Benny.

Ich blickte immer noch fragend.

»Prosecco?«, fragte ihr Vater.

Ich nickte.

»Ich möchte etwas Außergewöhnliches abgeben, kein Abklatsch von Wikipedia oder `n Plakat über seinen Lebenslauf oder `ne Powerpoint wie zwanzig andere von uns. Verstehst du?«, stotterte David.

Ich nickte.

Neben mir saß Daniels Bruder, mein Zukünftiger und öffnete sich ein zweites Bier. Auch er lächelte nur.

»Lisa«, versuchte Daniel nun zu vermitteln, »David möchte… er fragt… er braucht deine Hilfe.«

»Was ist mit seinen Eltern?«, fragte ich scheinheilig.

»Mama ist mit unserer Schwester zur Mutter–Kind–Kur und Papa… besorgt Cola und den Prosecco«, grinste David.

»Und die Pizzen«, fügte Joshua hinzu. Mein Freund wusste zu handeln.

II

»Ideen?«, fragte ich.

David schob sein sechstes Stück Pizza in den Mund.

»Ich dachte an ein Theaterstück in der Moderne. Ding Dong. Justus Möser öffnet die Tür. Ihm gegenüber steht ein Känguru. Er blinzelt, guckt hinter sich…«

»Kängurus in Europa 1750?«, fragte Benny.

»Cook hat sie erst 1771 nach England gebracht«, hatte Jakob schnell gegooglet.

»Känguru Chroniken? Dein Ernst?«, fragte Joshua.

»Auf der Not–to–do–Liste!«

Mein Freund und ich checkten up.

»Kann ja auch `n Lama oder Einhorn sein«, überlegte Jakob.

»Nö«, entschied ich.

»Aber Möser könnte doch einem kommunistischen…«, versuchte es David noch mal.

»NEIN!«

Schweigen.

»Ich hätte noch eine Idee«, sagte Benny, der jüngste der drei Brüder. »Wie wäre eine Möser–Ampel. Fontane kriegt auch eine in seinem Geburtsort Neuruppin.«

»Und wo soll die hin? Vor den Dom statt Zebrastreifen?«, frotzelte Jakob.

Benny nippte beleidigt an seinem O–Saft. Ich fand die Idee gar nicht dumm. Osnabrück bekäme eine Möser– Ampel mit einem Möser–Kopf, eine Stüve–Ampel mit einem Juristen darauf, eine Vordemberge–Gildewart–Ampel mit Linien und Parallelen, eine Nussbaum–Ampel mit David–Stern, ein Remarque–Ampel mit einem im Schützengraben liegenden Soldaten und eine Rasch–Ampel mit Tapete drauf.

»Vermutlich gäbe es erst einmal die Friedensreiter– Ampel auf der Bierstraße…«, lachte Joshua.

»Wir mösern ab«, versuchte Jakob wieder an Punkt Null zu beginnen.

III

»14. Dezember 1720, hier geboren.«

Wir standen auf dem Marktplatz gegenüber der Marienkirche. Nun war in Mösers Geburtshaus das Café am Markt. Im Zweiten Weltkrieg war der komplette Marktplatz zerbombt worden, alle Bürgerhäuser wurden in den 50ern wieder aufgebaut.

Ein Photo.

»Tante Lisa, keine Powerpoint«, bat David.

»Vertrau mir!«, antwortete ich zwinkernd, »aber wir müssen doch erst einmal auf seinen Spuren wandeln und dann entscheiden, ob es ein Multicache oder Film oder sonst was wird.«

»Multicache gibt es schon«, wusste Benny, »haben Schüler*innen der MINT–AG der Möser–Realschule schon 2013 erstellt.« Mit dieser Mitteilung machte er mit seinem Handy ein Photo und bearbeitete es gleich mit Horror–Hintergrund.

»Wollen wir uns vielleicht am Cache orientieren?«, fragte ich.

»Erst `ne Pizza! Wo wir doch direkt bei der Trattoria von Lorenzo sind…«, empfahl Jakob.

»Bezahlt euer Vater!«, erinnerte ich.

»Yipp. Und du kannst auch ruhig `n Wein trinken«, meinte Benny, »ich hab irgendwo hier gelesen, dass Möser auch gerne Wein trank. Aber im heutigen Walhalla, was damals Weinhaus Jäger hieß. Da recherchieren wir dann morgen!«

»Wir könnten deinen Weinkonsum mit dem von Möser vergleichen«, überlegte Jakob.

»Wir können auch zu den Erziehungsmaßnahmen von 1720 übergehen!«, zwinkerte ich.

Damit war das Thema vom Tisch. Aber ich zog in Erwägung, mit meiner Freundin Mia diesen Vergleich auf Daniels Kosten durchzuführen.

IV

Während alle auf die Pizzen warteten, holte Benny aus seinem Rucksack ein zerknülltes Blatt Papier und faltete es auseinander. Es war fast so groß wie der Tisch.

»Oldschool für Tante Lisa«, kommentierte er.

Oben drüber schrieb er: »Justus Möser, geb. 14.12.1720 in OS.

darunter stand: Jurist, Staatsmann (?), Literat ;–) und Historiker«

In die linke Ecke zog er noch einen Strich zu »Johann Zacharias Möser (1690–1768), Vater, Rechtsgelehrter und Jurist + Regina Gertrud Elverfeld (1695–1758; reich)«

Vom Vater zog er einen weiteren Strich

»Johann Möser (1663–1699), seit 1688 Prediger in OS (St. Marien) +?, Opa+ Oma«

und neben Justus Möser nahm er dessen Bruder Johann Zacharias (1726–1767) auf.

Jakob, der auch sein Handy griffbereit hielt, zog noch einen weiteren Strich von Johann Möser zu Zacharias Möser (1601–1682, Schulrektor und Uropa)

»Möchte noch jemand die Vorfahren ergänzen?«, fragte ich, »dann drehen wir das Blatt um!«

Benny notierte neben Justus Möser noch acht Geschwister, die aber alle vor ihm verstorben waren.

»Soll ich alle Namen aufführen?«, fragte er, »angefangen von 1718 Catharina Lucia, die Johann Casper Franz von Gülich geheiratet hat. Dann 1723 Margarete Catharine Elisabeth,…«

»Bei den langen Namen brauchen wir ein Extrablatt«, lachte ich.

»Idel Ludwig und Johann Zacharias, Ernestina Juliana, Catharina Gertrude, Anna Maria Elisabeth und Johann Christian Friedrich«, setzte Benny nach, »und bis auf Ernestina alle im Winter geboren.«

»Ich weiß, was du im Frühjahr gemacht hast«, grölte David.

»Tante Lisa!«, begann Jakob wieder zaghaft.

»Ich bin nicht eure Tante!«, sagte ich gereizt.

»Was können wir denn dafür, dass Papas Bruder nicht in‘ Quark kommt. Wir haben dich in unsere Familie aufgenommen, liebes Tantchen«, säuselte Benny.

Okay, er hatte gewonnen.

»Was wisst ihr noch zu Möser?«, fragte ich.

»Der war 20, als er das Ratsgymnasium verließ. Rein mathematisch muss er `ne Runde gedreht haben – oder später eingeschult – oder 14 Jahre bis zum Abi.«

»Völliger Blödsinn – Dezemberkind, später eingeschult«, kombinierte Jakob.

»Und mit »Carmen heroicum« abgeschlossen«, ergänzte Benny.

»Hat er wegen der länger gebraucht? Sich in ne Carmen verguckt, zack Abi nicht geschafft«, grölte David wieder.

»Ich recherchier das«, notierte sich Benny, »dann nach Jena zum Studium, 1742 rüber nach Göttingen…«

»Wir fahren aber nicht überall hin!«, überlegte ich.

»Spannender ist wohl«, sprach Jakob weiter, »Sekretär der Osnabrücker Ritterschaft und `44 Amtsantritt.«

»Ritterschaft?«, fragte ich, »so richtige Ritter?«

»Wenn ich das jetzt richtig google«, kommentierte David, »dann gibt es auch heute noch die Ritterschaft, die 17 Sitze – wo auch immer – hat, die Städte Osnabrück, Fürstenau, Quakenbrück, Melle und Bramsche mit 15 Vertretern und die freien Eigentümer mit vier Sitzen. Zusammen bilden sie drei Kurien – klingt wie Landschaftsverband. Ich weiß es nicht.«

»Ermitteln!«

»Jawohl, Frau Hauptoberüberkommissarin von Suttner!«, konterte mein Neffe.

Ritterschaft im 21. Jahrhundert? Das überstieg nun auch meine Vorstellungen. Ritter waren etwas aus dem Mittelalter. Cool in ihren Rüstungen. Männlich aufeinander zu geprescht während der Turniere. ‚Ritter aus Leidenschaft‘ schafft in mir nicht nur Leiden sondern auch Liebe, natürlich auch für den Hauptdarsteller. Auch für London im Mittelalter und diese besonderen Tänze, die nicht mittelalterlich sind, sondern wundervoll.

»Lisa?«, holte mich Lorenzo zurück, als er die Pizzen servierte.

»Kennst du Ritter aus Leidenschaft?«, fragte ich.

»Kennst Du Pizzabäcker und Moto–Fahrer aus Leidenschaft?«, fragte er.

»Yipp. DU«, antworteten meine drei Neffen.

Während ich meine Pizza samt Wein genoss, dachte ich weiter über moderne Ritter nach. Adelige Familien gab es durchaus noch um Osnabrück: Alt Barenau, Gut Bruche in Melle, Schloss Gesmold, Schelenburg,… Wir würden alles recherchieren müssen. Und in etlichen Gutshäusern waren heute Cafés und Restaurants untergebracht.

Allmählich gefiel mir mein Familienauftrag immer mehr.

V

Wir standen wieder vor dem Geburtshaus Mösers.

Plötzlich verstellte Benny seine Stimme und sprach in sein Handy: »Neues aus dem Intelligenzblatt vom 14. Dezember 1720. Ich befinde mich in aller Frühe vor dem Haus von Johann Zacharias Möser. Sein angetrautes Weib Regina Gertrud, eine geborene Elverfeld und Bürgermeistertochter, schreit seit Stunden die Straße zusammen. Sowohl die gerufene Amme als auch die benachbarten Bürgerinnen eilten bereits mit frischen Tüchern in das Möserische Haus. Möser selbst musste aus dem Brunnen vor dem Rathaus Wasser schöpfen, das zur Entbindung abgekocht werden musste. Seitdem patrouilliert er vor dem Haus wie ein hospitalistischer Löwe im Zoo.«

Damit wendete sich Benny zu Jakob.

»Herr Möser, wie fühlen Sie sich?«

»Mein zweites Kind, mein hoffentlich erster Sohn«, flüsterte der erschöpft in das Handy, »ich bin völlig fertig. Diese Warterei. Und ob es ein Sohn wird…«

»Ist es denn nicht wichtiger, dass das Kind gesund ist?«

»Doch durchaus, aber ein Sohn führt den Namen weiter. Ein guter deutscher Knab‘.«

»Vielen Dank, Herr Möser! Ich sehe gerade, ein Fenster wird geöffnet. Das Dienstmädchen winkt den Juristukraten hinein. Wir gratulieren zu seinem ersten Sohn Justus. In sechs Jahren folgen die Zwillingsbrüder, in siebzehn Jahren noch ein Bub. Dazwischen nur Mädels.«

»Woher weißt du das denn schon wieder?«

»Ich war mit der TARDIS unterwegs.«

»Ach, das Dixi–Klo aus Dr. Who?«, fragte ich. Die Antwort waren nur vernichtende Blicke.

VI

Bevor nun alles Querbeet ging, entschieden wir uns für den Cache. Die erste Station brachte uns zur Hauptschule Innenstadt, in der lange die Möser Realschule untergebracht war.

»Damals, als ich noch am Rats war, wurden wir outressort, weil wir zu wenig Räume hatten. Russische Geschichte hatte ich hier«, erinnerte ich mich.

»Möser war übrigens auch am Rats«, erinnerte Jakob. Dort ein Photo für die Biografie zu schießen, hoben wir uns für einen anderen Tag auf.

»Möser lebte hier in der Hakenstraße 10 die letzten 19 Jahre seines Lebens, von 1775–1794«, las Benjamin vor.

Ich stand vor dem Schaukasten, in dem veranschaulicht wurde, wie das Wohnhaus vor 250 Jahren ausgesehen haben soll.

Aber klar wurde mir dabei nicht, in welchem Teil des Häuserblocks Möser gelebt hatte. Er konnte ja kaum drei Häuser bewohnt haben. Vielleicht war in einem Haus aber auch seine Kanzlei.

»In der Biographie steht übrigens, dass er Hakenstr. 11 wohnte«, recherchierte Benny. Das erklärte für mich die verschiedenen Häuser an diesem Ort. Er war so groß(artig), dass er zwei Häuser hatte.

»Wir müssen die Buchstaben dechiffrieren und erhalten dann die Koordinaten für die nächste Station«, erklärte Benny.

Jakob diktierte nun und Benny rechnete zusammen.

Dann gab er die Koordinaten in sein Handy.

»Das sind knapp zwei Kilometer von hier«, meinte Benny. Er murrte schon. Auch David und Jakob hatten keine Lust auf einen so langen Fußmarsch.

»Das fahren wir demnächst mit dem Rad ab«, entschied David, »Station 3 weiß ich, das ist das Denkmal von Möser auf dem Domplatz.«

Also ließen wir die zweite Station weg und liefen zurück zum Dom. Mitten auf der Großen Domsfreiheit ragte das Denkmal von Möser.

»Der wirkt nur so groß, weil er auf dem Sockel steht«, kommentierte Benny.

»Lebensgroß ist die Figur trotzdem«, konterte Jakob.

»Und wiegt 20 Zentner und kostete 5000 Taler«, mäkelte Benny weiter, »in Erz gegossen, super.

Vielleicht kannst du auch was über Verschwendung in deinem Referat schreiben.«

»Und wer war dieser Friedrich Drake?«, wollte Jakob wissen.

Benjamin wollte sofort wieder glänzen und hatte Mr. Wikipedia befragt: »1805 in Minden geboren, Bildhauer. Sein erster Großauftrag war die colossale Statue Mösers. Mit dem Honorar konnte er eine künstlerische Italien– Reise unternehmen und blablabla.«

Ich betrachtete die Gestik des Juristen genauer. In der einen Hand hielt Möser eine Urkunde und einige Bücher. Die andere Hand war offen. In seinem Doktormantel wirkte er sehr gebildet.

»Vielleicht könntest du dir ja ausdenken, welche geheimnisvollen Bücher Möser in der Hand trägt?«, überlegte ich, »sowas wie ‚Erotische Stunden im Notariat‘.«

»Dafür war der viel zu spießig. Da wäre es eher ein Buch wie ‚Wie verklage ich meinen Nachbarn, der seine Magd geschwängert hat?‘ oder…«, überlegte Jakob.

»Zu langweilig«, beharrte David.

»Du könntest aber die Statue photographieren und nach Warhol bearbeiten«, schlug Benny vor.

David grübelte kurz und nahm mir die Kamera aus der Hand. Zumindest eine Option.

»Weiter«, entschied er dann.

Wir mussten nur noch schnell die Kugeln und Pfeiler, die um das Denkmal standen, zählen, um dann als nächstes wieder zu seinem Geburtshaus zu laufen.

Vor dem Bischöflichen Generalvikariat drehte sich David einmal um: »Wie der größte Osnabrücker sieht er auf diesem Parkplatz echt nicht aus, eher wie der vergessendste.«

Das Geburtshaus kannten wir schon, auch die Gedenktafel an der Seite des Hauses.

Jakob verwies noch kurz auf die Trattoria, in der wir vielleicht noch eine Pizza zu uns nehmen könnten oder zumindest ein Eis. Doch war bei uns irgendwie die Möser– Luft raus.

Die Grabplatte in St. Marien nahmen wir noch schnell mit, ein kurzes Photo, dann erst einmal nach Hause. In mein Zuhause, in dem die Jungs sich schon quer einquartiert hatten, zumindest lagen die Schuhe so im Hausflur.

VII

Daniel hatte uns in seiner väterlichen Güte Mösers »Patriotische Phantasien« von 1909 im Antiquariat besorgt, eine kleine Sammlung von Weisheiten und Erzählungen. Ich hatte gehofft, zwischendurch mal wieder einen Tag mit meiner besten Freundin Mia verbringen zu können. Doch das sah mit diesem Büchlein anders aus. David bemühte sich zwar, es zu entziffern, doch da es in Fraktur gedruckt war, übernahm ich die Vorlesestunde. Mia fletzte sich in einen Sessel, nachdem sie Chips an alle und prickelnde Getränke an uns beide verteilt hatte.