Neurolinguistisches Programmieren (NLP) als Pseudowissenschaft und Blendwerk - Miriam Helisch - E-Book

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Miriam Helisch

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, Note: 1, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Soziologie), Veranstaltung: „Powered by emotion“- Gesellschaftliche Funktion, Entwicklung und Sozialisation von Emotionen, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit seiner Entwicklung hielt das sagenumwobene Neurolinguistische Programmieren (NLP) in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen westlicher Industrieländer Einzug. Mein Erkenntnisinteresse war ursprünglich von der allgemeinen Frage geleitet, was hinter der als geradezu omnipotent beworbenen Methode steckt. Dem aktuellen Forschungstand zufolge handelt es beim NLP nicht wie von den Begründern und Befürwortern behauptet um eine effiziente moderne Psychotherapiemethode, sondern vielmehr um eine Psychotechnische Schule. Intention der vorliegenden Seminararbeit ist es, anhand der Ursprünge und grundlegenden Theorien des NLP aufzuzeigen, wie die erste Generation, auf die ich mich in meiner Arbeit fokussiere, ein Blendwerk geschaffen hat, das von Beginn an als Verkaufsschlager intendiert zu sein scheint. Ich stelle die Hypothese auf, dass ein Gründungsmythos und darauf aufbauende Legendenbildung entscheidend zum Erfolg des NLP beitragen, denn sie begründen das gesellschaftliche Image dieses – hier soziologisch betrachteten – Phänomens. Die abenteuerliche Pionierzeit, in denen das NLP als ‚pseudo-wissenschafltliches Blumenkind’ auf dem akademisches Forschungsfeld der progressiven Gemeinde von Santa Cruz gedieh, wird in den zahllosen unkritischen NLP-Büchern attraktiv und verkaufsfördernd, aber wohl kaum wahrheitsgemäß geschildert. Die selbst-immunisierende Wirkung dieses schönen Märchens, aus dem sich schließlich alle NLP-Heilsversprechen ableiten, wird bei den unzählbaren Anbietern von NLP-Seminaren, -Anwendungen, -Workshops, -Literatur und sonstigen Produkten offenkundig. Die folgende Untersuchung soll Licht ins Dunkel der mystifizierten Anfänge des NLP bringen und an diesem Exempel erklärbar machen, warum psychotechnische Ansätze bzw. deren Kommerzialisierung in der sozialen Realität der Postmoderne so gut funktionieren.

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Veröffentlichungsjahr: 2004

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. NLP: „Software for the brain“

3. Ursprung und Entwicklung des NLP

3.1. Der Prozess des Modellierens

3.2. Interdisziplinäre Einflüsse

3.3. Gregory Bateson und das MRI

4. Die elementaren Modelle und Techniken des NLP

4.1. Das Meta-Modell I

4.1.1. Konstruktivistische Grundannahmen

4.1.2. Informationsverarbeitung und Filtersysteme

4.1.3. Metasprache: Die Struktur der Magie

4.2. Das Milton-Modell

4.2.1. Das Milton-Modells als Inversion des Meta-Modells

4.2.2. Muster des Erickson’schen Ansatzes

4.2.3. Erickson und das NLP

4.3. Das Meta-Modell II und weitere grundlegende Konzepte

4.3.1. Repräsentationssysteme und Zugangshinweise

4.3.2. Vom Frosch zum Prinzen - Neue Wege in der Kurzzeittherapie

4.3.3. Psychotherapie oder Verkaufsschlager?

5. Resümee

Bibliographie

 

1. Einleitung

 

Seit seiner Entwicklung hielt das sagenumwobene Neurolinguistische Programmieren (NLP) in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen westlicher Industrieländer Einzug. Mein Erkenntnisinteresse war ursprünglich von der allgemeinen Frage geleitet, was hinter der als geradezu omnipotent beworbenen Methode steckt.

 

Dem aktuellen Forschungstand zufolge handelt es beim NLP nicht wie von den Begründern und Befürwortern behauptet um eine effiziente moderne Psychotherapiemethode, sondern vielmehr um eine Psychotechnische Schule. Intention der vorliegenden Seminararbeit ist es, anhand der Ursprünge und grundlegenden Theorien des NLP aufzuzeigen, wie die erste Generation, auf die ich mich in meiner Arbeit fokussiere, ein Blendwerk geschaffen hat, das von Beginn an als Verkaufsschlager intendiert zu sein scheint.

 

Ich stelle die Hypothese auf, dass ein Gründungsmythos und darauf aufbauende Legendenbildung entscheidend zum Erfolg des NLP beitragen, denn sie begründen das gesellschaftliche Image dieses – hier soziologisch betrachteten – Phänomens. Die abenteuerliche Pionierzeit, in denen das NLP als ‚pseudo-wissenschafltliches Blumenkind’ auf dem akademisches Forschungsfeld der progressiven Gemeinde von Santa Cruz gedieh, wird in den zahllosen unkritischen NLP-Büchern attraktiv und verkaufsfördernd, aber wohl kaum wahrheitsgemäß geschildert. Die selbst-immunisierende Wirkung dieses schönen Märchens, aus dem sich schließlich alle NLP-Heilsversprechen ableiten, wird bei den unzählbaren Anbietern von NLP-Seminaren, -Anwendungen, -Workshops, -Literatur und sonstigen Produkten offenkundig.

 

Die folgende Untersuchung soll Licht ins Dunkel der mystifizierten Anfänge des NLP bringen und an diesem Exempel erklärbar machen, warum psychotechnische Ansätze bzw. deren Kommerzialisierung in der sozialen Realität der Postmoderne so gut funktionieren.

 

Als Einstieg in die Thematik werde ich in Kapitel 1 das NLP ausgehend von der wissenschafts- wie erkenntnistheoretisch interessanten Computer-Metapher des menschlichen Geistes einführen, um damit eingangs den zugrunde liegenden Denkstil zu charakterisieren.

 

Im zweiten Kapitel versuche ich den Ursprung des NLP als wissenschaftlicher Forschungsdisziplin zu rekonstruieren, indem ich die geistesgeschichtlichen Hintergründe und prosperierenden wissenschaftlichen Forschungsfelder untersuche, in deren Kontext das NLP entstand.

 

Der Hauptteil befasst sich mit der Analyse der wesentlichen Theorien und Modelle des Ansatzes, wie sie von der Gründer-Generation des NLP entwickelt wurden. Auf Grund der verwirrenden Vielfalt an Konzepten und Anwendungsmöglichkeiten ist es unerlässlich, Untersuchungsgegenstand wie –zeitraum stark einzugrenzen. Ich fokussiere mich auf das ursprüngliche Konzept, wie es zwischen 1972 und 1979 von Richard Bandler und John Grinder als psychologische bzw. psychotherapeutische Forschungsdisziplin begründet wurde. Kapitel 3.1. beleuchtet die Geburtsstunde des NLP, dem Konstruktivismus, Kybernetik und ein offener experimenteller Zeitgeist Pate standen. Meine Untersuchung des Meta-Modells I, das angeblich die Struktur der Magie aufdeckt, zeigt, inwiefern die Wahrnehmungstheorie der NLP-Pioniere und ihre Auffassung über die Veränderung des subjektiven Erlebens innovativ und wissenschaftlich fundiert sind. In Kapitel 3.2. behandle ich mit dem Milton-Modell die zweite zentrale Säule des Ansatzes. Der Einsatz von Trance nach dem Verständnis und Vorbild Ericksons bildet den Kern der NLP-Methodik, deren Verfahrensweise bei der Veränderungsarbeit im Wesentlichen auf den Sprachmustern des Begründers der modernen Hypnotherapie basiert. Eine nähere Auseinandersetzung mit der herausragenden Persönlichkeit Milton H. Erickson und seinem Lebenswerk zeigen, warum das Original dem Modell unbedingt vorzuziehen ist. Um die Betrachtungen des Hauptteils abzuschließen, untersuche ich in Kapitel 3.3, inwiefern die erste Generation des NLP wirklich neue bzw. eigene Wege in der psychotherapeutischen Forschung und Lehre, speziell in der Kurzzeittherapie, beschritt. In diesem Kontext gilt es, die grundlegende Problematik bei der Suche nach Bewertungs- und Beurteilungskriterien für das NLP anhand des Quellenmaterials zu diskutieren.

 

Im Resümee werde ich kritisch auf die Risiken und Nebenwirkungen der Erfolgstherapie eingehen. Mit dem Ausblick auf Tendenzen und Prognosen hinsichtlich der weiteren Entwicklung des NLP schließe ich meine Betrachtung ab.[1]

 

2. NLP: „Software for the brain“

 

Richard Bandler, der zusammen mit John Grinder das Forschungsfeld des NLP begründete, entwickelte den Ansatz nach eigener Aussage als "eine Programmiersprache für den menschlichen Biocomputer"[2]. In diesem Kontext fasst der Computer-Experte das grundlegende Prinzip des NLP wie folgt zusammen:

 

„Die meisten Menschen sind Gefangene ihres eigenen Gehirns. Sie verhalten sich, als ob sie am Hintersitz eines Busses festgekettet wären, während jemand anders lenkt. Ich möchte, daß Sie lernen, Ihren eigenen Bus zu fahren.“[3]

 

Das verheißt Unabhängigkeit wie Selbstbestimmtheit und klingt nach dem ‚Ausweg des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit’. Folgende Untersuchung wird allerdings zeigen, dass den Methoden des NLP keineswegs Kants aufklärerisches Gedankengut zugrunde liegt, sondern ein simplizistisch mechanistisches Menschenbild und ein daraus geborener Machbarkeitswahn.

 

Der Vater der Kybernetik, Heinz von Foerster, bringt die Gefahr, die der Computer-Metapher des Geistes inhärent ist, auf den Punkt, wenn er sagt: