6,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 6,99 €
Sie haben den Grunge zwar nicht erfunden, aber weltweit populär gemacht. Anfang der Neunziger schlug »Smells Like Teen Spirit« ein wie eine Bombe und machte drei langhaarige Jungs aus der Underground-Szene Seattles über Nacht zu Stars. Kurt Cobain, charismatischer Sänger von Nirvana, wurde sofort zum Sprachrohr der Generation X erklärt. 30 Jahre nach seinem Tod ist sicher: Nirvana ist auch bei jüngeren Generationen beliebt, die Songs sind zeitlos. Isabella Caldart geht der anhaltenden Nirvana-Faszination auf den Grund.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 129
Isabella Caldart
Reclam
Für S., die schon immer da war,
und R., der jeden Tag da ist.
Für mehr Informationen zur 100-Seiten-Reihe:
www.reclam.de/100Seiten
2024 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Covergestaltung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH nach einem Konzept von zero-media.net
Infografik: annodare GmbH, Agentur für Marketing
Bildnachweis: siehe Anhang
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2024
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-962231-6
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-020711-6
www.reclam.de
Playlist zum Buch
Zeitlos
Ein Junge mit einer Vision – Bleach-Zeit (bis 1990)
»What else could I say? Everyone is gay« – Kurts queere Seite
Umbrüche, Abbrüche, Aufbrüche – Nevermind-Zeit (1990 bis 1992)
»My favorite inside source« – Kurt und die Medien
Ein Konzert für die Ewigkeit – In Utero-Zeit (1992 bis 1994)
»Never met a wise man, if so it’s a woman« – Nirvana und die Politik
Nachspiel
Lektüre-, Film- und Hörtipps
Bildnachweis
Zur Autorin
Über dieses Buch
Leseprobe aus ABBA. 100 Seiten
Die Playlist zum Buch finden Sie online unter https://www.reclam.de/nirvana
»Smells Like Teen Spirit«, »Heart-Shaped Box« und »All Apologies« haben die meisten wahrscheinlich direkt im Ohr – aber es gibt so viele weitere großartige Nirvana-Songs zu entdecken! Trotz ihrer kurzen Schaffensperiode war die Band sehr aktiv und kreativ. Diese Playlist vereint einige der besten und unbekannteren Tracks der vier Alben, die zu Kurts Lebzeiten erschienen sind (Bleach, Nevermind, Incesticide und In Utero) und außerdem einige Outtakes, B-Seiten und Konzertmitschnitte.
Zu Nirvana kam ich so, wie die meisten Menschen zu Nirvana kommen (auch wenn das viele gewiss nicht gerne zugeben): durch »Smells Like Teen Spirit« und Nevermind. Mein Freundeskreis und ich wandten uns damals, es war um die Jahrtausendwende, von Popmusik ab, die in unseren Augen inzwischen kindlich geworden war. Wir fingen an, rockigere, »erwachsenere« Musik zu hören. Unsere Bandbreite war recht groß, von den Red Hot Chili Peppers über Tracy Chapman, Alanis Morissette, Manu Chao und den Beatles bis hin zu Bob Marley. Und natürlich: Nirvana. Während ich all diese Künstler:innen schätzte, holten mich Nirvana auf eine Weise ab, die ich kaum beschreiben kann. Ich weiß noch, wie ich mit 14 nach Unterrichtsende bei einer Schulfreundin zu Hause war, wir »Smells Like Teen Spirit« aufdrehten, auf ihrer Matratze hoch- und runterhüpften und »Here we are now!« mitschrien. Dieser Moment veränderte etwas in mir. Es war der Anfang einer großen Liebe.
Gehört hatte ich von Nirvana beziehungsweise von Kurt Cobain schon früher, lange bevor ich ihre Musik kannte. Ich verschlang damals die Bravo, jeden Donnerstag lief ich zum Kiosk, um mich auf die neueste Ausgabe der heißgeliebten Zeitschrift zu stürzen. Da ich jede Zeile las, las ich auch manchmal über Kurt, den ich in meinem Kopf schön Deutsch als »Kurt Kobian« aussprach. Kurt war zu dem Zeitpunkt schon tot, aber hin und wieder gab es Berichte über ihn – oder vielmehr, in typischer Bravo-Manier, reißerische Artikel, die sich hauptsächlich um die beknackte Frage drehten, ob Courtney Love ihren Ehemann umgebracht habe.
Ein paar Jahre später wusste ich nicht nur, wie Kurt Cobain richtig ausgesprochen wird, sondern auch, dass er zwei Bandkollegen namens Krist Novoselic und Dave Grohl hatte. Alle Fakten über Nirvana, die ich online finden konnte, sog ich förmlich auf. Das war zu der Zeit, als das Internet immer populärer wurde, von Social Media aber noch niemand etwas ahnte. Auf der damals größten deutschsprachigen Fanwebsite namens Nirvanaclub.de meldete ich mich im dazugehörigen Forum an; beide sind heute offline. Aber zum Glück hilft die Wayback Machine, ein digitales Archiv des Internets, meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Es gab einzelne Boards, nicht nur für Diskussionen rund um Nirvana, sondern auch für Schule und Uni, für Liebeskummer, Technikkram (mit dem schönen Namen »CompuSurf«, mehr Y2K geht einfach nicht) und eins, in dem man seine eigenen poetischen Ergüsse teilen konnte, was auch ich manchmal tat. Und nein, ich kenne meinen Usernamen nicht mehr, und wenn ich ihn noch wüsste, würde ich ihn mit sieben Siegeln unter Verschluss halten!
Ich war sehr schnell sehr aktiv im Nirvanaclub.de-Forum, fand dort meine ersten Online-Freundschaften. Der Austausch mit anderen Fans war für mich persönlich toll. Rückblickend, finde ich, waren wir eine gute Mischung aus jenen, die Nirvana noch zu Lebzeiten kannten, und einigen jüngeren Fans wie ich, die schnell integriert wurden. Ich lehne mich jetzt ein wenig aus dem Fenster, aber ich wage zu behaupten, dass nicht alle Rockbands eine so freundliche Fanszene haben, die neue Fans mit offenen Armen willkommen heißt. Was nicht bedeutet, dass wir nicht auch elitär sein konnten. Als ich im Forum aktiv war, dominierten in der Rockmusik gerade Post-Grunge-Bands, die von uns zumeist skeptisch beäugt wurden, dann explodierte Nu Metal. Für Nirvana-Fans kam es überhaupt nicht in Frage, Linkin Park oder, schlimmer noch, Limp Bizkit zu hören, man orientierte sich musikalisch zurück in die grungige Vergangenheit. Aber die Zeiten sind ja vorbei, und ich persönlich stehe inzwischen dazu, dass ich einige Songs von Linkin Park gerne mag.
Ich gehöre zu der ersten Generation, die nach Kurts Tod Fan wurde, und entsprechend ist meine Sicht auf Nirvana geprägt. Natürlich hält sich jede Generation für etwas Besonderes, aber ich glaube wirklich, dass wir das in dieser Hinsicht sind. Eine Band zu lieben, die man um nur ganz wenige Jahre verpasst hat, ist durchaus schmerzhaft, weil man sich der Nähe bewusst ist, die Vergangenheit aber nicht greifen kann. Zugleich bewiesen wir, dass Nirvana nicht nur in ihrer Zeit verhaftet waren und das »Sprachrohr der Generation X«, wie sie so oft bezeichnet wurden, sondern dass ihre Musik nach dem Ende der Band weiterhin Menschen berühren würde, auch jene, die zu späteren Zeiten und in anderen Umständen erwachsen wurden. Kürzlich eröffnete der Batman-Film mit Robert Pattinson (2022, Regie: Matt Reeves) einer nächsten Generation Nirvana, weil darin sehr prominent »Something in the Way« gespielt wird. Dieses neu erwachte Interesse beweist, dass Nirvana und ihre Songs auch in Zukunft relevant bleiben werden.
Zwei Takte zum Buch: Man könnte sich fragen, ob es bei der Menge an Nirvana- und Kurt-Cobain-Biographien wirklich noch eine weitere braucht. Ich sage ja, und das aus zwei Gründen. Zum einen wurden sämtliche mir bekannten Bücher von weißen Männern, die in den 1950ern, 1960ern oder 1970ern geboren wurden, verfasst, es gibt bisher keine andere Perspektive auf die Band. Und das zeigt sich inhaltlich. Denn kaum jemandem gelingt es, Abstand zu wahren. Natürlich schreibe auch ich aus der Position eines langjährigen Fans. Aber ich glaube, die Bewunderung und Faszination ist eine andere, wenn man Nirvana zum Zeitpunkt ihres Schaffens erlebt hat. Das merkt man den Büchern an. Michael Azerrads Come as You Are ist die einzige autorisierte Biographie. Einerseits ist es natürlich cool, dass es überhaupt eine gibt. Das hat aber auch zur Folge, dass sie nicht vollständig ist, weil sie noch zu Kurts Lebzeiten veröffentlicht wurde. Außerdem ist sie stark von Kurts Sicht auf die Dinge geprägt, und so wird beispielweise sein Heroinkonsum heruntergespielt. (Azerrad, dem das heute selbst bewusst ist, brachte 30 Jahre später, im Oktober 2023, eine um 300 Seiten erweiterte annotierte Version seines Buchs heraus.) Die andere große Biographie trägt den Titel Der Himmel über Nirvana. Charles R. Cross hat zwar sehr gut recherchiert, aber driftet bisweilen in Fiktionen ab. Er versetzt sich in Augenblicke, in denen kein Mensch anwesend war, in Kurt hinein, er imaginiert Handlungen und Gedanken, schreibt sie Kurt zu und stellt sie als faktual dar. Das ist vor allem dann hochproblematisch, wenn es um die letzten Momente seines Lebens geht. Schließlich war keiner dabei, keiner weiß, was Kurt genau gefühlt, gedacht und gemacht hat.
Ich bemühe mich um einen neutralen Blick, zwar von Sympathie geprägt, aber ohne der Versuchung zu erliegen, die Band und ihre Mitglieder zu verklären oder zu vergöttern, so wie es im Großteil der Bücher jener Autoren der Fall ist, die zu Kurts Lebzeiten schon Nirvana-Fans waren. Der Aufbau meines Buchs orientiert sich chronologisch an der Biographie der Band. Ich unterteile sie grob in drei Zeiträume rund um die drei Studioalben und wechsle sie mit drei Essays ab, in denen ich bestimmte Aspekte von Nirvana beleuchte: wie queer Kurt war, wie ambivalent sein Verhältnis zu den Medien und wie das politische Engagement von Nirvana aussah.
So sehr ich Krist und Dave schätze und Nirvana als Band dieser drei Menschen (und temporär einiger mehr) ansehe und dies ein Buch über die Band, nicht alleine über Kurt ist – der Fokus liegt auf Kurt Cobain, nach meiner Recherche sogar noch viel mehr, als ich es ursprünglich geplant hatte. Kurt war Gründer, Sänger, Gitarrist, er war fast der alleinige Songschreiber, er war das Gesicht der Band und traf auch hinter den Kulissen nahezu alle Entscheidungen. Und so wie Kurt, wenn man es pathetisch ausdrücken will, die Sonne des Nirvana-Universums war, so wird er auch in meinem Buch im Mittelpunkt stehen. Da die meisten Leute Nirvana vom Ende her denken, sind fern der Musik die ersten und oft einzigen Dinge, die mit der Band assoziiert werden, Kurts Heroinkonsum und sein Suizid. Beides gehört zur Geschichte dazu; ich möchte mich aber auf andere Facetten konzentrieren. Schaut man sich Interviews und Backstage-Aufnahmen an, sieht man, dass die Bandmitglieder sehr oft sehr viel Spaß miteinander hatten und Kurt einen feinen Sinn für Humor. »Die Leute denken, wir meinen alles ernst, weil niemand die lustige Seite von uns sieht«, sagte er einmal.
Stellt sich noch eine letzte Frage: Warum eigentlich Kurt, warum Nirvana? Meine persönliche Story mit der Entdeckung dieser Band habe ich erzählt, und wir alle wissen, dass die Musik, die man als Kind oder Teenager liebte, einen auf ganz besondere Weise ein Leben lang begleitet. Aber warum holten Nirvana in ihrer kurzen Karriere so viele Menschen ab, und warum faszinieren sie immer noch? Man muss den historischen Kontext vor Augen haben, um zu verstehen, wie sehr Nirvana einschlugen. In seiner Rede, als Nirvana 2014 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurden, sagte Michael Stipe von R.E.M.:
Denken Sie an die damalige Zeit: Es waren die späten 1980er, die frühen 1990er. Amerika, die Idee eines hoffnungsvollen, demokratischen Landes, war durch die Iran-Contra-Affäre, Aids und die Regierungen Reagan und Bush sr. praktisch demontiert worden. Aber mit ihrer Musik, ihrer Haltung, ihrer Stimme, indem sie die politischen Machenschaften von trivialen, aber weitreichenden politischen Argumenten, Bewegungen und Positionen aufgriffen, die uns kulturell zurückhielten, sprengten Nirvana all das mit kristalliner, nuklearer Wut und Zorn. Nirvana traten gegen das System an und brachten ihre Abneigung gegenüber der Musikindustrie und ihre Definition des korporativen Mainstreamamerikas zum Ausdruck, um eine freundliche und schöne, aber abgefuckte Wut zu zeigen, gepaart mit unglaublicher Verletzlichkeit.
Es waren aber nicht nur die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, die den Boden für Nirvana bereiteten. Auch musikalisch hatte es im Rockmainstream vor allem polierte Bands wie Guns N’ Roses, Bon Jovi oder Foreigner gegeben. Mit Songs, in denen sich raue und melodische Klänge abwechselten, kreierten Nirvana einen ganz eigenen, authentischen Sound, den es so noch nicht gegeben hatte.
Hebt ab: Kurt Cobain 1991 beim Auftritt auf dem Trans Musicales Festival in Rennes
Und dann war da noch das Charisma von Kurt Cobain, dem sich niemand entziehen konnte, wie sämtliche seiner Bekannten und Freund:innen schildern. Danny Goldberg, der dreieinhalb Jahre lang als Bandmanager arbeitete, attestiert Kurt ein »poetisches, ungefiltertes Verständnis für den Schmerz der Jugend« und findet in seinen Erinnerungen an Kurt Cobain (2019) die vielleicht treffendste Erklärung für das globale Phänomen Nirvana: Er zieht eine Parallele zum Einfluss von J. D. Salingers Kultbuch Der Fänger im Roggen: »Kurts Werk [gab] den Underdogs ihre Würde zurück und knackte dabei derart den Code der Massenkultur, dass Millionen sich darin wiederfinden konnten.« Dieser Vergleich ist in meinen Augen nicht zu weit hergeholt, denn wie Holden Caulfield konnte auch Kurt mit normativen Menschen wenig anfangen, sah sich als Außenseiter, der gegen die Gesellschaft rebelliert. Ein Gefühl, das insbesondere Jugendliche nachvollziehen können.
Was auch immer der genaue Grund sein mag, wie Holden Caulfield berührt Kurt Cobain heute noch viele Teenager. Seine Songs begeisterten damals Millionen von Menschen und tun es 30 Jahre nach seinem Tod nach wie vor. Nirvana haben zwar einen konkreten Zeitgeist verkörpert – ihre Musik aber ist zeitlos.
An einem lauen Abend im Sommer 1989 staunte Bruce Pavitt, einer der beiden Gründer des kleinen Plattenlabels Sub Pop, nicht schlecht, als er auf seinem Heimweg über Krist Novoselic stolperte, der an seine Tür hämmerte und »Ihr Penner, wir wollen einen Vertrag!« brüllte. Dann fiel der sturzbetrunkene Krist erst einmal in die Büsche vor dem Haus. Eine Dreiviertelstunde lang sollen sie diskutiert haben. Schließlich rief Pavitt seinen Sub-Pop-Kollegen Jonathan Poneman an, der daraufhin die Nacht durchmachte, um rückdatiert auf den 1. Januar 1989 einen Vertrag aufzusetzen, der drei Nirvana-Alben in drei Jahren vorsah – mit für die Szene astronomischen Honoraren im niedrigen fünfstelligen Bereich. In der Musikwelt im Nordwesten des US-Bundesstaates Washington waren damals Verträge, die über einen Handschlag hinausgingen, eher unüblich. Soundgarden, ungleich berühmter als Nirvana, waren bis dato die einzige Band aus der Szene, die einen richtigen Vertrag (beim Major-Label A&M Records) unterschrieben hatten.
Diese Anekdote zeigt, wie damals alles gehandhabt wurde. Die Musikszene in Seattle war chaotisch, sie war DIY, und sie basierte mehr auf Freund- und Bekanntschaften denn auf Professionalität. Wie sich später herausstellte, war dieser Vertrag übrigens nicht für Nirvana, sondern für Sub Pop die Rettung. Das sich am Rand der Insolvenz bewegende Label, das Pavitt und Poneman 1986 gegründet hatten, profitierte enorm davon, dass das spätere Label Geffen Records die Rechte der Songs von Sub Pop aufkaufte, und vom Erfolg des zweiten Nirvana-Albums Nevermind.
Seattle gilt gemeinhin als die Stadt, in der der Grunge geboren wurde. Streng genommen ist das etwas ungenau, weil viele Bands nicht aus Seattle, sondern aus dem Bundesstaat Washington kamen – Green River, Vorgängerband von Pearl Jam und Mudhoney, Mother Love Bone, ebenfalls Vorgängerband von Pearl Jam, Pearl Jam selbst, Alice in Chains, Soundgarden und Mudhoney wurden in der Tat in Seattle gegründet, die Melvins aber stammen aus Montesano, die Screaming Trees aus Ellensburg und Krist und Kurt aus dem knapp zwei Stunden entfernten Aberdeen (Dave Grohl, der in Ohio geboren wurde und in Virginia aufwuchs, aus einem anderen Bundesstaat). Dennoch beschreibt »Seattle-Sound« die Musikszene wohl besser als der Begriff »Grunge«, den damals nahezu all seine Vertreter:innen ablehnten und höchstens ironisch verwendeten. Es gibt mehrere Theorien dazu, woher das Wort kommt, sicher ist nur: Es war die Presse außerhalb Washingtons, die ihn aufgriff und populär machte. Legendär der Streich der damals 25-jährigen Megan Jasper (bis kurz zuvor Mitarbeiterin von Sub Pop), die Ende 1992 einem Journalisten der New York Times lauter spontan ausgedachte Vokabeln nannte, vermeintlicher »Grunge-Slang«, die dieser brav als »Lexikon des Grunge« abdruckte – darunter absurde Ausdrücke wie »swinging on the flippity flop« für »abhängen«.
Was genau den Seattle-Sound ausmacht, ist bei der