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Eine, meine - wahre Geschichte über mein Theologiestudium, Liebe, Lüge, Tod und Priestertum. Schmerz, Liebe und BDSM. Viel Freude damit. Eine Beichte. Meine Geschichte.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Joachim – 25, Brillenträger, groß, schlank, meist im Anzug, alternativ gestreifte Pullover
Sibylla – 19, groß, meist in Schwarz und Rot, konservativ oder gothic -like gekleidet, stark geschminkt
Rita- 19, klein und rundlich, blond, freundliche Ausstrahlung
Sven – 25, Bart, holzfällerartieg Erscheinung
Jung – 25, Johnny Depp – Verschnitt
Frank – 26, Bart, groß und kräftig
Ralf – 23, Halbasiate
Kati/Hasi – 21, klein, dürr
Maria – 18, unscheinbar, Brillenträgerin
Jana – klein, schwarzhaarig
Sabine – groß, blond
Marie – groß, blond
Jule – klein, sehr attraktiv
Diverse Studenten, Professoren, Kellner, Passanten.
Szene:
Kellerkneipe, Billardraum, lautes Gerede/Gesprächsfetzen.
Maria: Ich war mir auch nicht ganz sicher, ob ich wirklich Theologie studieren soll, aber es hat mich einfach extrem interessiert.
Rita: Den Versuch ist es wert, dachte ich. Aber für mich kam da nur das Lehramt in Frage, ansonsten hat man doch zu wenige Perspektiven.
Eva: Naja, das wird schon alles. Ist wirklich alles ziemlich gechillt hier. Da findet ihr euch schnell rein. Die Kennlern-Woche ist immer schwierig. Die war für mich auch schwer. Aber ich sag es euch, das wird alles total schnell Alltag.
Sibylla (zu Maria): Ich war ja total gespannt auf die Priesterseminaristen. Da sind ein paar Hübsche dabei. Ich mein, ich würde da nie irgendwas anleihern. Aber ein paar davon gefallen mir. Und ich finde es interessant.
Maria: Du bist ja auch nicht von Haus aus katholisch, ich habe schon früh gelernt, dass man da lieber nicht zwei Mal hinguckt.
Sibylla: Na dafür hab ich aber in vielen Punkten offenbar sehr viel konservativere Ansichten als du.
Rita: Was war dein Lieblingstheologe?
Sibylla: Ratzinger. Ich würde den auch als Vorbild bezeichnen. Und einen der Gründe, weshalb ich mich für Theo entschieden habe.
Rita: Cool. Und die anderen? Ich find es auch echt cool, dass du konvertiert bist. Ich meine, bei uns im Eichsfeld ist so gut wie jeder katholisch. Ich kenne das einfach nicht anders.
Sibylla: Frank ist auch aus dem Eichsfeld.
Maria: Ja, der hat vorher Popmusik studiert. Bis zum Bachelor. Scheint jetzt sehr konservativ zu sein. Wie dieser da, mit der Brille, der daneben steht. (deutet in Richtung Joachim)
Sibylla: Der gefällt mir jetzt nicht so. Aber darum geht es ja auch nicht.
Maria: (lacht) Der daneben sieht nett aus. (deutet in Richtung Jung) Mit den braunen Augen.
Sibylla: Das stimmt. Ich geh mal hin und sage ,,Hallo.“. Irgendwie bin ich aufgeregt.
Maria: Das sind auch nur Menschen. Aber eben von Gott berufen.
Sibylla: Stimmt.
(Geht zur Männergruppe am Spieltisch)
Hi. Habt ihr Lust , ein bisschen was über euch zu erzählen und darüber, was euch so nach Stadt X verschlagen hat?
Frank: Hi. Klar, gerne. Ich werde total oft nach meiner Berufung gefragt.
Sybilla: Verständlich. Ist ja auch nichts ungewöhnliches.
JoFrank: Ab einem gewissen Punkt weiß man einfach, dass es so ist. Man merkt das innerlich, den Ruf. Das ist immer schwer zu erklären vom rationalen Standpunkt aus.
Jung: Das ist nicht rational. Bei mir gab es einen speziellen Moment, ich kniete bei uns in der Kirche vor dem Altar und bat um Einsicht, was meine Zukunftsplanung betrifft. Ob das Priestertum etwas für mich wäre. Und dann fiel auf einem ein Lichtstrahl auf den Jungar. Und kurz darauf ein weiterer. Sie bildeten ein Kreuz. Und da wusste ich es. Da stand es mir ganz klar vor Augen.
Sibylla: Wow, das klingt richtig cool.
Joachim: Ich studierte, nach meinem Grundwehrdienst bei der Luftwaffe, VWL an der HU in Stadt B. War sehr aktiv bei der Jungen Union, am Ende dann auf Vorstandsebene. Die haben mir alle geweissagt, dass ich da richtig Karriere machen könne. Aber ich habe mich für die geistliche Berufung entschieden. Nach langem Suchen und Beten habe ich gemerkt, dass Gott mich auf diesen Weg gestellt hat. In meiner Heimatpfarrei in Stadt B – Schlachtensee habe ich auch so unglaublichen Zuspruch erfahren. Man wird sehr geschätzt und geachtet für diese Berufswahl.
Jung: Finde ich eigentlich nicht. Da gibt es doch viele Kontroversen.
Joachim: Vielleicht dort, wo du her kommst. Ich habe in Stadt B immer hundertprozentige Unterstützung erfahren. Aber das ist ohnehin alles sehr katholisch bei uns in Schlachtensee. Es wird noch sehr viel der tridentinische Ritus zelebriert. Als Bischof würde ich mich ohnehin dafür einsetzen, das dieser wieder verstärkt benutzt wird. Das Vat. 2 hat da durchaus auch sehr viele negative Neuerungen mit sich gebracht. Es ist einfach schön, so eine Junge Messe liturgisch korrekt zelebriert zu sehen.
Sibylla: Ich bin auch eher Freundin der Kirche vor dem 2. Vatikanischen Konzil. Aber ich würde mich doch am ehesten als ,,papsttreue“ Katholiken bezeichnen. Auch, wenn ich einige Problematiken sehe. Ich hoffe ja auch, die beim Studium bearbeiten zu können. Gerade Dinge, die das Sündenverständnis der Katholischen Kirche betreffen. Ich möchte das alles verstehen und begreifen lernen und meinen Horizont erweitern. Ich möchte sehen, wo Sinn und Zweck aller Lehren der Kirche zu finden sind. Das ist der Anspruch, den ich an mich habe.
Frank: Klingt hoch gegriffen. Den finde ich gut.
Sibylla: Liberale Katholiken verstehen den Glauben falsch.
Jung: Das sehe ich nicht unbedingt so.
Gabriel: Ich auch nicht.
Franz: Für mich ist Katholizismus die Lehre der Katholischen Kirche. Die ganze Lehre.
Frank: Franz ist Spätberufener. Er ist von Hause aus Jurist.
Sibylla: Guten Abend.
(Gerede wird leise, Maria unterhält sich mit Jung, Sybilla unterhält sich mit Frank und Franz, Joachim steht am Billardtisch und unterhält sich mit Sabine / Gruppenbildung bei den anderen, Szene wird abgedunkelt)
2. Szene
Uni, Hörsaal, alle sitzen hintereinander, Frank, Matthias, Joachim, Franz in der ersten Reihe, in der zweiten Reihe Sibylla, Sabine, Rita, Maria, Jung, Sven, hinten restliche Studenten, verteilt / an die Wand ist folgende Überschrift projeziert: Was ist Theologie?
Prof. R.: Sie haben bereits die richtigen Fragen gestellt. Die wirklich wichtigen. Die den Kern des Studiums tangieren. Aber sie müssen vorsichtig sein, gerade bei den elementaren Fragen, die das Herz des Glaubens treffen. Was würden Sie beispielsweise auf die Frage antworten, ob sie an den Teufel glauben?
Joachim (meldet sich): Ich würde sagen: Ich glaube nicht an den Teufel, aber ich weiß, dass er existiert.
Prof. R.: Sehr gut. Genau diese feinen Unterschiede meine ich, wenn ich sage, dass Sie auf Ihre Formulierungen achten müssen.
Maria(schreibt Zettel mit Jung und Sven): Ich kann jetzt nicht so viel schreiben, ich muss auch mal zuhören.
Jung: Wir reden nachher, heute Abend dann. Mal fragen, wer noch so dabei ist. (reicht Zettel weiter)
(Szene wird langsam ausgeblendet, Studenten in den hinteren Reihen spielen offenbar Computerspiele, Szene wird von hinten nach vorne schwarz)
3. Szene:
Bar, abgedunkeltes Licht, Jung, Maria, Sibylla, Rita sitzen da und unterhJungen sich
Joachim (kommt hinzu): N´Abend.
Sibylla: Abend.
Jung: Du kommst aber spät.
Joachim: Ich war noch in der Kapelle, Komplet beten.
Rita: Ah ja. Okay.
Sibylla: Wir reden gerade über Allerlösung. Beichte und Todsünde. Das sind die Themen, die im Raum stehen.
Joachim: Richtig ist, was die Heilige Mutter Kirche lehrt.
Sibylla: Ja, das ist mir klar. Aber es geht mir eben auch darum, zu unterscheiden, was Todsünden und Leichte Sünden sind. Wie man das genau erkennt. Und ob es wirklich so ist, dass der Gnadenstand nach kirchlicher Lehre lediglich durch die Beichte wiederhergestellt werden kann und man verloren ist, wenn man ohne ihn stirbt.
Joachim: Das fasst die kirchliche Lehrmeinung gut zusammen.
Jung: Das war nicht die Frage.
Rita: Über so etwas habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich glaube an den liebenden, vergebenden Gott. Und im Eichsfeld ist das auch eher eine praktische Angelegenheit. Der Glaube. Es ist Tradition. Man lebt ihn einfach.
Maria: Das sehe ich auch so.
Jung: Maria ist ja auch Randeichsfelderin.
Maria: Quatsch!
Sven: Letztendlich entscheidet Gott. Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst.
Sibylla: Ja, das steht in der Bibel, aber letztlich, wenn es wahr ist, was die Kirche sagt, hat er ja geoffenbart, wonach er richten wird.
Rita: Okay, ich bin raus. Das wird mir jetzt zu hoch. Im Eichsfeld gibt es richtig leckeres Gehacktes übrigens, falls wir das Thema wechseln wollen.
Sybilla: Na gut, das bringt ja jetzt auch nicht viel.
Jung: Das wird sich alles im Laufe des Studiums erwähnen.
Maria: (nimmt an ihrem Mischbier) Habt ihr eigentlich keine Angst, dass euch etwas fehlt, so ganz ohne Frauen?
Jung: Es ist eine Herausforderung. Gerade für mich, weil ich ja einen sehr starken Familienwunsch habe und immer hatte.
Maria (guckt interessiert): Dann stelle ich mir das wirklich besonders hart vor.
Joachim: Nun ja, meine Freunde behaupten immer, ich sei ein Neutrum. So ganz stimmt das ja auch nicht. (guckt Sybilla an) Aber ich denke, wenn Gott einen in den heiligen Priesterstand berufen hat, wird er einem die Kraft geben, den weiblichen Versuchungen zu widerstehen.
Jung: Sülz.
Joachim: Hey!
Rita: Frieden, Jungs.
Sybilla: Na ich hab ja damals, als ich katholisch geworden bin, im Internet mal einen Fall kennen gelernt, in dem es nicht geklappt hat. War in diesem Kath.-Forum angemeldet, um Leute kennen zu lernen, die mir etwas über den Glauben beibringen können. In meinem Umfeld gab es ja doch sehr wenige Katholiken. Außerdem waren die dort schön konservativ, mit einem Wischi-Waschi-Glauben wollte ich noch nie etwas zu tun haben. Ganz oder gar nicht, ist da mein Motto.
Jung: Respekt, dass du das so durchgezogen hast, also die Konversion.
Rita: Ja, das ist eindrucksvoll.